Das Werben des Lord MacKenzie - Jennifer Ashley - E-Book
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Das Werben des Lord MacKenzie E-Book

Jennifer Ashley

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Beschreibung

Die Ehe zwischen Isabella Scranton und Lord Mac MacKenzie sorgt seit Jahren für Gesprächsstoff in der guten Gesellschaft. Erst brannte die Lady mit dem schottischen Lord durch, nur um sich drei Jahre später wieder von ihm zu trennen. Zu tief fühlte sie sich von Macs betrunkenen Eskapaden verletzt. Doch was keiner weiß: Die Leidenschaft, die sie einst verband, lodert so hell wie eh und je. Mac hat dem Alkohol inzwischen abgeschworen und ist fest entschlossen, seine Ehefrau zurückzugewinnen, koste es, was es wolle.

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JENNIFER ASHLEY

DAS WERBEN

DES LORD MACKENZIE

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Susanne Kregeloh

Mein Dank gilt meiner Verlegerin Kate Seaver sowie

der Verlagsassistentin Katherine Pelz für ihre Unterstützung

bei der Entstehung dieses Buches. Und er gilt auch all denen

bei Berkley, die »hinter den Kulissen« dabei mithelfen,

dass aus einem Manuskript ein gedrucktes Werk wird.

Und wie immer gilt er meinem Mann Forrest – weil er da ist.

1

Ganz London war erstaunt, von der plötzlichen Heirat von Lady I- S- und Lord M- M-, Bruder des Duke of K-, zu erfahren, die gestern Abend stattgefunden hat. Die betreffende Lady hatte ihren Debütantinnenball und ihre Hochzeit am selben Abend, was so manch angehende Debütantin dazu anregte, ihren Vater eindringlich um eine ebenso ereignisreiche Einführung in die Gesellschaft zu bitten.

– Aus einem Londoner Gesellschaftsblatt, Februar 1875

September 1881

Isabella wartete im Landauer, während ihr Diener die Glocke am Haus Lord Mac MacKenzies in der Mount Street zog, und sie fragte sich zum wohl dutzendsten Mal, ob sie klug handelte.

Vielleicht war Mac gar nicht zu Hause. Unberechenbar wie er war, weilte er vielleicht in Paris oder in Italien, wo der Sommer stets noch ein wenig länger nachklang. Sie konnte der Sache, auf die sie gestoßen war, eigentlich auch allein auf den Grund gehen. Ja, das wäre vielleicht sogar besser.

In dem Moment, in dem Isabella sich vorbeugte, um ihren Diener zurückzurufen, wurde die große schwarze Haustür geöffnet und Macs Kammerdiener, ein ehemaliger Boxer, schaute heraus. Isabella sank das Herz. Dass Bellamy die Tür geöffnet hatte, bedeutete, dass Mac zu Hause war, denn Bellamy entfernte sich nie weit von Macs Seite.

Bellamy spähte in den Landauer, und ein Ausdruck unverhüllter Überraschung zuckte über sein narbenbedecktes Gesicht. Isabella hatte sich diesem Haus seit dem Tag nicht mehr genähert, an dem sie es vor dreieinhalb Jahren verlassen hatte. »Mylady?«

Isabella ergriff Bellamys baumstarke Hand, um sich festzuhalten, als sie ausstieg. Sie hatte entschieden, dass es das Beste war, die Sache direkt anzugehen.

»Wie geht es Ihrem Knie, Bellamy?«, fragte sie. »Wenden Sie noch immer das Einreibemittel an? Ist es zu vermessen zu hoffen, dass mein Mann zu Hause ist?«

Während sie sprach, rauschte sie an ihm vorbei ins Haus und gab vor, nicht zu bemerken, dass das Hausmädchen und ein Diener sie mit großen Augen anstarrten.

»Das Knie ist sehr viel besser, Mylady. Vielen Dank. Seine Lordschaft ist …« Bellamy zögerte. »Er malt, Mylady.«

»So früh schon? Das ist erstaunlich.« Isabella begann, mit raschen Schritten die Treppe hinaufzugehen, ohne noch einmal darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tat. Denn hätte sie das getan, wäre sie sehr schnell und sehr weit davongelaufen, hätte sich in ihr Haus eingeschlossen und es nicht wieder verlassen. »Ist er in seinem Atelier? Nicht nötig, mich anzumelden. Ich finde den Weg allein.«

»Aber … Mylady.« Bellamy folgte ihr, doch sein lädiertes Knie ließ schnelle Bewegungen nicht zu, und Isabella erreichte den dritten Treppenabsatz, noch bevor Bellamy den zweiten erklommen hatte.

»Mylady, er hat gesagt, dass er nicht gestört werden will«, rief Bellamy hinauf.

»Ich werde nicht lange bleiben. Ich muss ihm nur eine Frage stellen.«

»Aber, Mylady, er ist …«

Isabella verharrte für einen kurzen Moment, ihre Hand lag auf dem weißen Knauf der Tür, die zur Mansarde führte. »Ich werde die volle Verantwortung auf mich nehmen, dass ich in die Privatsphäre Seiner Lordschaft eingedrungen bin, Bellamy.«

Sie raffte ihre Röcke, während sie die Tür öffnete und einen Schritt in das Zimmer tat. Mac war da, wie erwartet; er stand vor einer hohen Staffelei und malte mit Hingabe.

Isabella rutschte der Rock aus den kraftlosen Fingern, als die Schönheit ihres Noch-Gatten sie wie ein Schlag traf. Mac trug einen Kilt, fadenscheinig und mit Farbflecken übersät, und er war nackt von der Taille aufwärts. Obwohl es kalt im Studio war, glänzte Macs Oberkörper vor Schweiß. Seine Haut war noch gebräunt vom Sommer, den er auf dem wärmeren Kontinent verbracht hatte. Er hatte ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen, um keine Farbe ins Haar zu bekommen, und erweckte damit einen etwas bohemehaft verwegenen Eindruck. Er hatte das immer getan, erinnerte Isabella sich, und empfand bei diesem Gedanken einen Stich. Das Tuch betonte seine Wangenknochen und erhöhte noch die Attraktivität seines Gesichts. Selbst seine derben Stiefel, abgetragen und mit Farbspritzern übersät, waren ihr lieb und vertraut.

Mac trug energisch Farbe auf die Leinwand auf und hatte offensichtlich nicht bemerkt, dass Isabella die Tür geöffnet hatte. Er hielt die Palette in seiner linken Hand, während er mit der rechten mit raschen, kurzen Bewegungen malte. Mac war ein atemberaubender Mann, der noch attraktiver wirkte, wenn er in eine Beschäftigung versunken war, die er liebte.

Isabella hatte in genau diesem Atelier immer auf einem alten Sofa mit lose verstreuten Kissen gesessen und ihm einfach nur beim Malen zugesehen. Mac hatte kaum ein Wort mit ihr gesprochen, während er arbeitete, aber es hatte ihr Freude gemacht, das Spiel seiner Rückenmuskeln zu beobachten, die Art, wie er sich Farbe auf die Wange schmierte, wenn er sie geistesabwesend rieb. Nach einer besonders gelungenen Sitzung hatte er sich mit einem Lächeln Isabella zugewandt und sie in seine Arme gezogen, ohne sich darum zu scheren, dass die Farbe sich jetzt auch überall auf ihrer Haut verteilte.

Isabella war so vertieft in Macs Anblick, dass sie zunächst nicht darauf achtete, was er mit solcher Vehemenz malte, bis sie sich zwang, den Blick von ihm abzuwenden und durch das Zimmer wandern zu lassen. Sie konnte ihren Abscheu kaum unterdrücken.

Eine junge Frau lag auf einer Art Podium, das mit gelben und roten Tüchern dekoriert war. Sie war nackt, was Isabella nicht überraschte – Mac malte im Allgemeinen Frauen, die nichts oder nur sehr wenig anhatten. Aber Isabella hatte ihn niemals etwas so unverhüllt Erotisches malen sehen. Das Modell lag auf dem Rücken, die Knie angewinkelt, die Beine weit geöffnet. Ihre Hand ruhte auf ihrer intimen Stelle, und sie spreizte sich selbst ohne Scham. Mac schaute mit gerunzelter Stirn auf diese Darbietung und malte mit raschen Pinselstrichen.

Hinter Isabella erreichte Bellamy den obersten Treppenabsatz und ächzte vor Anstrengung und Bestürzung. Mac hörte ihn und runzelte die Stirn, wandte sich aber nicht um.

»Verdammt, Bellamy, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich heute Morgen nicht gestört werden will.«

»Es tut mir leid, Sir. Ich konnte sie nicht aufhalten.«

Das Modell hob den Kopf, erblickte Isabella und grinste. »Oh, hallo, Eure Ladyschaft.«

Mac schaute sich um, dann noch einmal, dann richtete sich sein kupferfarbener Blick auf Isabella. Von seinem Pinsel tropfte unbeachtet Farbe auf den Boden.

Isabella bemühte sich, ihre Stimme nicht zittrig klingen zu lassen. »Hallo, Molly. Wie geht es Ihrem kleinen Jungen? Es ist in Ordnung, Bellamy, Sie können uns allein lassen. Es wird nicht lange dauern, Mac. Ich bin nur gekommen, um dir eine Frage zu stellen.«

Verdammt.

Was dachte Bellamy sich eigentlich, sie hier heraufkommen zu lassen?

Isabella hatte seit dreieinhalb Jahren keinen Fuß mehr in dieses Haus gesetzt, nicht seit dem Tag, an dem sie ihn verlassen und nichts als einen kurzen Brief zur Erklärung zurückgelassen hatte. Jetzt stand sie in der Tür, in Hut und Handschuhen, ganz wie für einen Besuch zurechtgemacht. Ausgerechnet in dem Moment, in dem er Molly Bates in ihrer gespreizten Herrlichkeit malte. Dies war nicht Teil seines Plans gewesen, der ihn nach der Hochzeit seines Bruders in Schottland in einen Zug nach London hatte steigen lassen, um Isabella nach London zu folgen. Er würde dies eine schwerwiegende Fehlplanung nennen.

Isabellas dunkelblaue Jacke umschloss eng anliegend ihren Oberkörper und betonte ihren vollen Busen, dazu trug sie einen grauen Rock mit einem komplizierten Rüschenbesatz, den eine kleine Tournüre zierte. Ihr Hut war eine Mischung aus Blumen und Bändern, ihre Handschuhe von einem dunklen Grau, auf denen der Londoner Ruß keine Spuren hinterlassen würde. Die Handschuhe umschlossen schlanke Finger, die er am liebsten geküsst hätte, Hände, von denen er sich wünschte, sie glitten seinen Rücken hinauf, während sie zusammen im Bett lagen.

Isabella hatte schon immer verstanden, sich gut zu kleiden, und genau gewusst, welche Farben sie wählen musste, um seinem Künstlerblick zu gefallen. Mac hatte es großen Genuss bereitet, ihr des Morgens beim Ankleiden behilflich zu sein, ihr das Kleid über ihrer weichen, süß duftenden Haut zu schnüren. Er hatte ihre Zofe fortgeschickt und diese Aufgabe selbst übernommen, obwohl sie es beide jedes Mal viel Zeit gekostet hatte, bis sie dann endlich zum Frühstück hinuntergehen konnten.

Jetzt nahm Mac jeden Zentimeter ihres Anblicks in sich auf und wurde, verdammt noch mal, hart. Würde sie es sehen und sich darüber amüsieren?

Isabella deutete auf den Morgenmantel, den Molly auf den Boden hatte fallen lassen. »Ziehen Sie ihn sich lieber über, meine Liebe«, sagte sie ihr. »Es ist kühl hier oben. Sie wissen, dass Mac immer vergisst, sich um das Feuer zu kümmern. Warum gehen Sie nicht nach unten und wärmen sich bei einer schönen Tasse Tee auf, während ich mit meinem Mann plaudere?«

Molly sprang auf und sah sie erfreut an. Sie war eine wunderschöne Frau auf die Art, die vielen Männern gefiel – große Brüste, runde Hüften, rehäugig. Sie hatte üppiges schwarzes Haar und ein vollkommenes Gesicht, der Traum eines jeden Künstlers. Aber neben Isabellas Glanz verblasste Molly zu einem Nichts.

»Ich hab nichts dagegen«, sagte Molly. »Es ist ein hartes Stück Arbeit, für unanständige Bilder zu posieren. Meine Finger sind schon ganz verkrampft.«

»Ein paar Kekse zum Tee werden sie gewiss wieder lockern«, sagte Isabella, während Molly sich den Morgenrock überzog. »Macs Köchin pflegte immer einen großen Vorrat von einer Sorte mit Korinthen zu haben, für den Notfall. Fragen Sie sie, ob sie es noch immer so hält.«

Mollys Grübchen kamen zum Vorschein. »Ich hab Euch vermisst, Eure Ladyschaft, ganz ehrlich. Seine Lordschaft vergisst, dass wir auch mal essen müssen.«

»So ist Seine Lordschaft nun einmal«, sagte Isabella. Molly schlenderte unbekümmert aus dem Atelier, und Mac beobachtete wie aus großer Distanz, dass Bellamy Molly hinaus folgte und die Tür hinter sich schloss.

Isabella schaute Mac mit ihren schönen grünen Augen an. »Du tropfst.«

»Was?« Mac starrte sie an, dann hörte er einen Klecks Farbe auf den Holzboden fallen. Er stieß ein Knurren aus, knallte die Palette auf den Tisch und steckte den Pinsel in ein Glas mit Terpentin.

»Du hast heute früh angefangen«, sagte Isabella.

Warum sprach sie weiterhin mit dieser freundlichen, neutralen Stimme, als seien sie Bekannte bei einer Teegesellschaft?

»Das Licht war gut.« Seine Stimme klang spröde, fast harsch.

»Ja, es ist ausnahmsweise einmal ein sonniger Vormittag. Keine Sorge, ich werde dich bald wieder deiner Arbeit überlassen. Ich will nur deine Meinung hören.«

Zum Teufel mit ihr, war sie in der Absicht hergekommen, ihn zu überrumpeln? Wann hatte sie dieses Spiel so gut gelernt?

»Meine Meinung worüber?«, fragte er. »Über deinen neuen Hut?«

»Nicht über meinen Hut, aber danke, dass du ihn bemerkt hast. Nein, ich möchte deine Meinung hierüber hören.«

Mac fand besagten Hut genau unter seiner Nase wieder. Graue und blaue Bänder streiften glänzende Locken, die danach verlangten, berührt zu werden.

Der Hut wanderte nach hinten, bis Mac in Isabellas Augen sah. Augen, deren Blick ihn vor so langer Zeit über einen Ballsaal hinweg durcheinandergebracht hatten. Isabella, die süße Debütantin, war sich damals ihrer Macht nicht bewusst gewesen und auch jetzt noch nicht. Ihr offener fragender und interessierter Blick konnte einen Mann fesseln und in ihm die unvorstellbarsten erotischen Träume wecken.

»Hierüber, Mac«, sagte sie ungeduldig.

Sie streckte ihm ein Taschentuch hin. Mitten auf dem schneeweißen Stoff lag ein Stück gelb bemalte Leinwand, ungefähr drei Zentimeter lang und einen Zentimeter breit.

»Was für eine Farbe ist das? Was würdest du sagen?«, fragte sie.

»Gelb.« Mac zog eine Augenbraue hoch. »Du bist den ganzen Weg von der North Audley Street hierhergekommen, um mich zu fragen, ob etwas gelb ist?«

»Natürlich weiß ich, dass es gelb ist. Welche Art von Gelb?«

Mac besah sich das Stück Leinwand genauer. Die Farbe war leuchtend, fast pulsierend. »Cadmiumgelb.«

»Geht es noch etwas genauer?« Sie wedelte mit dem Taschentuch, als könnte diese Bewegung das Geheimnis enthüllen. »Verstehst du denn nicht? Es ist das MacKenzie-Gelb. Dieses erstaunliche Gelb, dass du für deine Bilder mischst, und dessen geheime Zusammensetzung nur du kennst.«

»Ja, das ist es.« Wenn Isabella so nah vor ihm stand und ihr verführerischer Duft ihn einhüllte, kümmerte es ihn keinen Penny, ob die Farbe MacKenzie-Gelb oder Friedhofschwarz war. »Hast du dich damit amüsiert, meine Bilder zu zerschneiden?«

»Sei nicht albern. Ich habe es von einem Gemälde, das in Mrs Leigh-Waters Salon in Richmond hängt.«

Neugier begann Macs Ungeduld zu durchdringen. »Ich habe Mrs Leigh-Waters aus Richmond nie eines meiner Bilder überlassen.«

»Ich habe auch nicht angenommen, dass du das getan hast. Als ich sie danach fragte, sagte sie mir, sie habe das Bild von einem Kunsthändler am Strand gekauft. Von Mr Crane.«

»Den Teufel hat sie. Ich verkaufe meine Bilder nicht, schon gar nicht über Crane.«

»Genau.« Isabella lächelte triumphierend, der Schwung ihrer roten Lippen war nicht dazu angetan, Macs Verlangen nach ihr zu dämpfen. »Das Gemälde ist mit deinem Namen signiert, aber du hast es nicht gemalt.«

Mac schaute wieder auf das Stückchen leuchtenden Gelbs auf dem Taschentuch. »Woher weißt du, dass ich es nicht gemalt habe? Vielleicht hat irgendein undankbarer Schuft, dem ich das Bild irgendwann geschenkt habe, es verkauft, um seine Schulden damit zu bezahlen?«

»Es zeigt den Blick über Rom von einem Hügel aus.«

»Ich habe viele Szenen gemalt, die den Blick über Rom zeigen.«

»Das weiß ich, aber es war keines von deinen Bildern. Es ist dein Stil, dein Pinselstrich, deine Farben, aber du hast es nicht gemalt.«

»Woher weißt du das? Bist du so sehr vertraut mit meinen Arbeiten? Ich habe eine ganze Reihe von Rom-Bildern gemalt, seit du …« Er konnte es nicht über sich bringen, zu sagen »seit du mich verlassen hast«. Er war nach Rom gegangen, um sein gebrochenes Herz zu heilen, und er hatte die verdammte Ansicht Tag für Tag gemalt. Er hatte so verdammt viele Bilder von Rom gemalt, bis ihn diese Stadt krank gemacht hatte. Dann war er nach Venedig weitergezogen und hatte es gemalt, bis er für den Rest seines Lebens keine Gondel mehr sehen wollte.

Es war die Zeit gewesen, als er noch ein sittlich verkommener, ständig betrunkener Saufbold gewesen war. Nachdem er wieder nüchtern geworden war und seine Obsession für Single Malt durch Tee ersetzt hatte, hatte er sich nach Schottland zurückgezogen und war dort geblieben. Die MacKenzies erachteten Whisky nicht als starkes Getränk – sie erachteten ihn vielmehr als lebensnotwendig –, aber Macs Getränk der Wahl war Oolong-Tee geworden, den Bellamy wahrhaft meisterlich zu brühen verstand.

Bei seinen Worten errötete Isabella, und Mac empfand ein Aufblitzen von plötzlicher Freude. »Aha, du bist also sehr vertraut mit allem, das ich gemalt habe. Nett von dir, dafür Interesse zu zeigen.«

Ihre Röte vertiefte sich. »Ich habe hin und wieder eine Notiz in einem Kunstjournal gelesen, das ist alles, und die Leute haben es mir gesagt.«

»Und du bist mit jedem meiner Bilder so vertraut geworden, dass du weißt, wenn eines von ihnen nicht von mir gemalt wurde?« Mac lächelte sie an. »Und das sagt eine Frau, die das Hotel gewechselt hat, nur weil ich zufällig auch dort logierte?«

Mac hatte nicht gewusst, dass Isabellas Röte noch intensiver werden konnte. Er spürte, wie das Kräftespiel im Raum sich veränderte: die Isabella des kühnen frontalen Angriffs wurde zu einer Isabella des hastigen Rückzugs.

»Schmeichle dir nicht selbst. Ich bemerke eben manches zufällig, mehr nicht.«

Und doch hatte sie sofort gewusst, dass nicht er das Bild gemalt hatte, das sie in Mrs Leigh-Waters Salon gesehen hatte. Er grinste, weil ihm ihre Verwirrung gefiel.

»Was ich dir zu sagen versuche, ist, dass irgendjemand Mac MacKenzies fälscht«, sagte Isabella ungeduldig.

»Warum sollte irgendjemand so dumm sein und etwas von mir fälschen?«

»Wegen des Geldes, natürlich. Du bist sehr bekannt.«

»Ich bin bekannt, weil ich ein skandalöses Leben führe«, entgegnete Mac. »Wenn ich sterbe, werden meine Bilder wertlos sein und höchstens noch als Andenken taugen.« Er legte das Taschentuch mit der Farbprobe auf den Tisch. »Soll ich es behalten? Oder hast du vor, es Mrs Leigh-Waters zurückzugeben?«

»Sei nicht albern. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich es mir genommen habe.«

»Du hast das Bild an ihrer Wand hängen lassen – mit einem herausgetrennten Stück Leinwand? Wird ihr das nicht auffallen?«

»Das Bild hängt sehr hoch, und ich bin behutsam vorgegangen. Niemand wird es merken.« Isabellas Blick richtete sich auf das Bild auf der Staffelei. »Das da ist ziemlich abscheulich, weißt du das? Sie sieht aus wie eine Spinne.«

Mac war das Bild absolut egal, aber als er es jetzt anschaute, wollte er aufstöhnen. Isabella hatte Recht: Es war schrecklich. Alle seine Bilder aus der letzten Zeit waren schlecht. Er war nicht mehr fähig, einen anständigen Pinselstrich zustande zu bringen, seit er mit dem Trinken aufgehört hatte, und er hatte keine Ahnung, warum er geglaubt hatte, dieser Zustand würde sich irgendwie zum Besseren wenden.

Er stieß ein frustriertes Grollen aus, griff nach einem mit Farbe getränkten Lappen und schleuderte ihn auf die Leinwand. Der Lappen landete mit einem platschenden Geräusch auf Mollys gemaltem Bauch, und braunschwarze Rinnsale liefen über ihre rosige Haut.

Mac wandte sich rechtzeitig genug von der Staffelei ab, um zu sehen, dass Isabella rasch das Atelier verließ. Er lief ihr nach und holte sie auf halbem Weg auf dem ersten Treppenabsatz ein. Er überholte sie und verstellte ihr den Weg, indem er eine Hand auf das Geländer und die andere gegen die Wand stützte. Dabei verschmierte Farbe die Tapete, die Isabella ausgesucht hatte, als sie vor sechs Jahren sein Haus neu hergerichtet hatte.

Isabella sah ihn kühl an. »Tritt zur Seite, Mac. Ich habe vor dem Mittag noch ein halbes Dutzend Besorgungen zu machen, und ich bin bereits spät dran.«

Mac atmete einige Male tief durch, um seinen Zorn zu zügeln. »Warte. Bitte.« Er zwang sich, dieses Wort auszusprechen. »Lass uns nach unten in den Salon gehen. Bellamy wird uns Tee bringen. Wir können über die Bilder reden, von denen du meinst, sie seien gefälscht.« Alles, damit sie blieb. Er wusste in seinem Herzen, dass sie niemals mehr zurückkommen würde, wenn sie jetzt noch einmal dieses Haus verließ.

»Es gibt darüber nichts mehr zu sagen. Ich dachte nur, du würdest es wissen wollen.«

Mac war sich bewusst, dass seine gesamte Dienerschaft sich im Erdgeschoss aufhielt und lauschte. Sie würden nie etwas so Tölpelhaftes tun, wie die Treppe hinaufzuspähen, aber sie würden an den Türen und im Halbdunkel der Flure stehen, um abzuwarten, was geschehen würde. Sie verehrten Isabella und hatten den Tag beklagt, an dem sie sie verlassen hatte.

»Isabella«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Bleib.«

Die Angespanntheit um ihre Augen ließ um einen winzigen Hauch nach. Er hatte sie verletzt, das wusste Mac. Er hatte ihr immer wieder wehgetan. Der erste Schritt, um sie zurückzugewinnen, wäre, damit aufzuhören.

Ihre Lippen teilten sich, sie waren rot und voll. Weil Mac zwei Treppenstufen unter ihr stand, war Isabellas Gesicht auf gleicher Höhe mit dem seinem. Es lag an ihm, die wenigen Zentimeter zwischen ihnen überbrücken und sie zu küssen, wenn er es wollte, ihren Mund wieder auf seinem zu fühlen, ihre warme Feuchtigkeit auf seiner Zunge schmecken.

»Bitte«, flüsterte er. Ich brauche dich so sehr.

Molly wählte genau diesen Moment, um die Treppe heraufzukommen. »Sind Sie wieder für mich bereit, Eure Lordschaft? Wollen Sie, dass ich meine Finger wieder in meine Muschi stecke?«

Isabella schloss die Augen, ihre Lippen wurden zu einem langen starren Strich. Macs Zorn brach sich Bahn.

»Bellamy!«, brüllte er über das Geländer nach unten. »Was zum Teufel hat sie außerhalb der Küche zu suchen?«

Molly kam näher, ihr Lächeln war gutmütig. »Oh, Ihre Ladyschaft hat nichts gegen mich. Nicht wahr, Eure Ladyschaft?« Molly ging erst um Mac und dann um Isabella herum, ihr Morgenrock raschelte, als sie ins Atelier schlenderte.

»Nein, Molly«, sagte Isabella mit kalter Stimme. »Gegen Sie habe ich nichts.«

Isabella raffte den Rock mit ihrer behandschuhten Hand und machte sich bereit, an Mac vorbeizugehen. Er streckte die Hand nach ihr aus.

Isabella zuckte zurück. Nicht vor Abscheu, wie er nach dem ersten starren Herzschlag erkannte, sondern weil die Hand, die er nach ihr ausgestreckt hatte, voller brauner und schwarzer Farbe war.

Mac lehnte sich gegen das Treppengeländer zurück. Er würde ihr nicht den Weg versperren. Zumindest nicht jetzt, wenn alle Dienstboten sie beobachteten und lauschten und Isabella ihn auf diese Weise ansah.

Isabella ging an ihm vorbei, wobei sie sorgsam darauf achtete, ihn nicht zu berühren, und die Treppe hinunter.

Mac folgte ihr. »Ich werde Molly nach Hause schicken. Bleib und nimm das Mittagessen mit mir ein. Mein Personal kann deine Besorgungen für dich machen.«

»Das bezweifle ich sehr. Einige meiner Besorgungen sind sehr persönlicher Art.« Isabella erreichte das Erdgeschoss und nahm sich ihren Schirm, den sie an der Garderobe in der Halle zurückgelassen hatte.

Bellamy, wagen Sie es nicht, diese Tür aufzumachen!

Bellamy öffnete weit die Tür und ließ einen Schwall von Londons schlechter Luft herein. Isabellas Landauer stand draußen, ihr Diener hielt bereits den Schlag auf.

»Danke, Bellamy«, sagte sie in gelassenem Ton. »Guten Morgen.«

Sie ging hinaus.

Mac wollte ihr nacheilen, sie um die Taille packen und zurück ins Haus zerren. Er konnte Bellamy beauftragen, die Türen zu verschließen und zu verriegeln, damit sie nicht wieder fortgehen konnte. Anfangs würde sie ihn dafür hassen, aber mit der Zeit würde sie begreifen, dass sie noch immer zu ihm gehörte. Hierher.

Mac ließ es zu, dass Bellamy die Tür schloss. Taktiken, die bei seinen barbarischen Highland-Vorfahren funktioniert hatten, wären bei Isabella ganz sicher erfolglos. Sie würde ihn mit diesem kalten Blick aus ihren wunderschönen Augen ansehen und ihn auf die Knie zwingen. Er hatte sich in der Vergangenheit oft genug für sie auf die Knie geworfen. Das Gefühl eines Teppichs unter seinen Knien wäre ihr plötzliches Lachen wert gewesen – wenn nur dieser kalte Ton nicht in ihrer Stimme gewesen wäre, als sie sagte: »Oh Mac, sei nicht albern.« Er hätte sie an sich gezogen und mit ihr auf dem Teppich gelegen, und die Vergebung hätte eine interessante Wendung erfahren.

Mac ließ sich schwer auf der untersten Stufe nieder und stützte den Kopf in seine farbbefleckten Hände. Was heute geschehen war, konnte nur als Fehlschlag bezeichnet werden. Isabella hatte ihn überrumpelt, und er hatte die wunderbare Gelegenheit vermasselt, die sie ihm geboten hatte.

»Oh, das Bild ist ja völlig ruiniert.« Molly kam in einer Wolke von Seide die Treppen herunter. »Ich sehe ziemlich komisch darauf aus.«

»Geh heim, Molly«, sagte Mac mit hohler Stimme. »Ich werde dir das Geld für einen ganzen Tag geben.«

Er erwartete, dass sie vor Freude aufschreien und sofort davonlaufen würde, doch stattdessen setzte sie sich neben ihn. »Oh, armes Lämmchen. Wollen Sie, dass ich dafür sorge, dass Sie sich besser fühlen?«

Macs Begehren war erloschen, und er wollte nicht, dass es sich für irgendeine andere als Isabella wieder erhob. »Nein«, lehnte er ab. »Danke.«

»Wie Sie wollen.« Molly strich mit ihrer schmalen Hand durch sein Haar. »Das ist das Allerschlimmste, wenn sie einen nicht wiederlieben, hab ich Recht, Mylord?«

»Ja.« Mac schloss die Augen. Sein Zorn und sein Verlangen wirbelten in ihm herum, bis ihm davon schlecht wurde. »Ja, du hast Recht. Das ist das Allerschlimmste.«

Lord und Lady Abercrombies Ballsaal in ihrem Haus in Surrey war am darauffolgenden Abend bis unter die Dachbalken voll mit eleganten Menschen. Isabella betrat den Ballsaal mit einiger Verzagtheit, weil sie erwartete, jedem Moment ihrem Mann gegenüberzustehen, der, wie sie von ihrer Zofe Evans erfahren hatte, auch zum heutigen Jagdball eingeladen war. Evans hatte diese Information direkt von ihrem alten Freund Bellamy bekommen.

Mac gestern in seinem Atelier zu sehen, halb nackt und gebaut wie ein griechischer Gott, hatte Isabella veranlasst, sofort nach Hause zu fahren und sich weinend auf ihr Bett zu werfen. Ihre Besorgungen waren nie gemacht worden, weil sie den Rest des Nachmittags damit verbracht hatte, zu einer Kugel zusammengerollt in Selbstmitleid zu baden.

Heute Morgen nun war Isabella aufgestanden und hatte sich den Tatsachen gestellt. Sie hatte zwei Möglichkeiten – Mac zu meiden, wie sie es in der Vergangenheit getan hatte, oder sich damit abfinden, ihm in London zu begegnen, während jeder von ihnen sein Leben lebte. Sie würden höflich zueinander sein. Sie würden Freunde sein. Sie würde sich auf diese Weise an seine Anwesenheit gewöhnen und sich einreden, dass sie sie nicht mehr quälte. Sie würde sich gegen ihn abhärten, damit ihr bei einem einzigen Blick auf sein schönes Gesicht oder beim Aufblitzen seines sündigen Lächelns nicht jedes Mal das Herz bis zum Halse schlug.

Die zweite Möglichkeit war die nervenaufreibendere von beiden, doch Isabella beschloss, sich für diese zu entscheiden. Sie würde sich nicht wie ein verängstigtes Kaninchen zu Hause verkriechen. Sie würde der Einladung Lord Abercrombies folgen und auf den Ball gehen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit groß war, Mac dort zu begegnen.

Isabella ließ sich von Evans in das neue Ballkleid aus blauem Moiré helfen, das mit gelben Seidenrosen geschmückt war, die sich vom Mieder bis zum Saum der Schleppe hinzogen. Maude Evans, die sich damit brüsten konnte, die Garderobiere berühmter Schauspielerinnen, einiger Opernsängerinnen, einer Herzogin und einer Kurtisane gewesen zu sein, betreute Isabella seit dem Morgen nach ihrem skandalösen Durchbrennen mit Mac. Evans war in Macs Haus in der Mount Street gekommen, in dem Isabella – mit Macs schwerem großem Ring am Finger – in ihrem Ballkleid aus der vergangenen Nacht gestanden und keine anderen Kleider zur Verfügung gehabt hatte. Evans hatte einen Blick auf Isabellas unschuldiges Gesicht geworfen und war zu ihrer glühendsten Beschützerin geworden.

Für eine Matrone von fast fünfundzwanzig sehe ich noch ganz akzeptabel aus. Isabella betrachtete sich im Spiegel, während Evans die Brillanten auf Isabellas Dekolleté arrangierte. Ich muss mich für nichts schämen.

Trotzdem stockte ihr das Herz, als sie Lord Abercrombies Ballsaal betrat und einen hochgewachsenen männlichen Vertreter der Familie MacKenzie erspähte, der in dem jenseits des Saales gelegenen Esszimmer stand. Seine breiten Schultern sprengten fast den formellen schwarzen Rock, während er den Ellbogen auf den Kaminsims stützte. Sein Kilt besaß das Karomuster der MacKenzies.

Beim nächsten Herzschlag erkannte Isabella, dass der Mann nicht Mac, sondern sein älterer Bruder Cameron war. Voller Erleichterung und Entzücken entschuldigte sie sich bei den Freunden, mit denen sie gekommen war, raffte ihre Satinröcke und eilte durch die Menge zu ihm.

»Cam, was um alles auf der Welt machst du hier? Ich dachte, du seiest oben im Norden, um dich intensiv auf das St. Leger vorzubereiten.«

Cameron warf die Zigarre, die er geraucht hatte, ins Feuer, ergriff Isabellas Hände und beugte sich vor zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen. Er roch wie immer nach Zigarrenrauch und Malt Whisky; manchmal gesellte sich auch noch der Geruch nach Pferden dazu. Cameron unterhielt einen Stall der besten Rennpferde Englands.

Cameron war Macs zweitältester Bruder und ein wenig fülliger als dieser, ein wenig breiter in den Schultern und zudem hochgewachsener. Eine tiefe Narbe zog sich über seine linke Wange. Von den vier Brüdern hatte Cams widerspenstiges rotbraunes Haar den dunkelsten Ton, und seine Augen waren von einem tieferen Gold. Er war das schwarze Schaf einer Familie, deren hehre Aufgabe es zu sein schien, mit ihren Heldentaten die Skandalblätter zu füllen. Es war allgemein bekannt, dass Cameron, ein Witwer mit einem fünfzehnjährigen Sohn, sich alle sechs Monate eine neue Geliebte nahm, wobei er die Wahl zwischen berühmten Schauspielerinnen, Kurtisanen und hochwohlgeborenen Witwen hatte. Isabella hatte schon vor Langem aufgehört zu versuchen, den Überblick zu behalten.

Als Antwort auf ihre Frage zuckte Cameron mit den Schultern. »Es gibt nicht mehr viel zu tun. Die Trainer haben ihre Anweisungen bekommen, und ich werde sie dort vor dem ersten Rennen treffen.«

»Du bist ein schlechter Lügner, Cameron MacKenzie. Hart hat dich geschickt, habe ich Recht?«

Cameron machte sich nicht die Mühe, verlegen auszusehen. »Hart hat sich Sorgen gemacht, nachdem Mac dir nach Ians Hochzeit hinterhergejagt ist. Entwickelt er sich zur Nervensäge?«

»Nein«, sagte Isabella rasch. Sie liebte Macs Brüder, aber sie neigten dazu, ihre Nasen in die Angelegenheiten der anderen zu stecken. Nicht, dass sie ihnen nicht dafür dankbar war – sie hätten sie schneiden können, als sie vor dreieinhalb Jahren beschlossen hatte, Mac zu verlassen, doch stattdessen hatten sie sich an ihrer Seite zusammengeschart. Hart, Cameron und Ian hatten kundgetan, dass sie Isabella nach wie vor als Teil der Familie betrachteten. Und da sie ein Teil der Familie war, wachten sie über sie wie beschützende ältere Brüder.

»Hart hat dich also hergeschickt, um Kindermädchen zu spielen?«, fragte sie.

»Das hat er«, bestätigte Cameron mit unbewegter Miene. »Du solltest mich mit meiner Haube und meiner Schürze sehen.«

Isabella lachte, und Cameron fiel mit ein. Er hatte ein raues Lachen, das klang, als wäre etwas über seine Stimme geschrammt.

»Ist Beth wohlauf?«, fragte sie. »Ihr und Ian geht es gut?«

»Sehr gut, als ich sie verlassen habe. Ian ist höchst entzückt über die Aussicht, Vater zu werden. Er erwähnt es nur ungefähr alle fünf Minuten.«

Isabella lächelte in aufrichtiger Freude. Ian und Beth, seine kürzlich ihm angetraute Frau, waren so glücklich, und Isabella freute sich darauf, das Baby in den Armen zu halten. Dennoch versetzte ihr der Gedanke auch einen kleinen Stich des Kummers, den sie rasch zu unterdrücken versuchte.

»Und Daniel?«, fragte Isabella weiter und hielt die leichte Konversation aufrecht. »Hat er dich begleitet?«

Cameron schüttelte den Kopf. »Daniel wohnt zurzeit bei einem ehemaligen Professor von mir, der ihm vor dem Herbstsemester noch den Kopf mit Wissen vollstopfen soll. Ich will Dannys Lehrern weniger Anlass geben, ihm seine Lektionen einzuprügeln.«

»Unterricht statt Pferde? Ich bin sicher, das macht unserem Danny arg zu schaffen.«

»Aye, aber wenn er weiterhin schlechte Noten bekommt, wird er es nie auf die Universität schaffen.«

Er klang so ganz und gar wie ein besorgter Vater, dieser hochgewachsene Mann mit dem berüchtigten Ruf, dass Isabella wieder lachte. »Er versucht, dir nachzueifern, Cam.«

»Aye, das tut er. Und genau das macht mir Sorgen.«

Hinter Isabella ertönten erste Walzerklänge, und die Paare begaben sich auf das Parkett. Cameron bot ihr seinen starken Arm. »Tanzen, Isabella?«

»Ich würde mich sehr freuen, mit dir zu -«

Isabellas höfliche Erwiderung wurde von einer harten Hand unterbrochen, die sich um ihren Arm schloss. Sie roch Macs Seife und seinen männlichen Duft, der von einem leichten Geruch nach Terpentin überlagert wurde.

»Dieser Walzer gehört mir«, sagte Mac in ihr Ohr. »Und spare dir die Mühe, mir zu sagen, deine Tanzkarte sei voll, meine liebe Gemahlin. Du weißt, dass ich kurzen Prozess damit machen würde.«

2

In der Mount Street hat die Residenz eines bekannten schottischen Lords und seiner frisch angetrauten Gemahlin eine komplette Verwandlung erfahren. Privilegierte Gäste berichten über Tapeten, Teppiche und Kunstobjekte von erlesener Schönheit und besonderer Exklusivität, die von der ausgesprochen hohen Kultiviertheit der Lady zeugen. Die Gästeliste reicht von etlichen Pariser Besuchern bis zu ausländischen Prinzen und den hinreißenden Ladys, die unsere Londoner Bühnen zieren.

– April 1875

Isabella konnte nicht sagen, wie sie die Tanzfläche erreicht hatte, ohne über ihre rosenbesteckte Schleppe oder ihre hochhackigen Schuhe zu stolpern. Sie hatte die Musik einsetzen gehört, Macs Arm um ihre Taille gespürt und hatte gefühlt, wie sie in die Bewegung des Tanzes gezogen wurde. Ihre Überlegung, sich anzugewöhnen, sich nichts mehr aus Mac zu machen, kam ihr plötzlich lächerlich vor.

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