Das Yoga-Lexikon - Wilfried Huchzermeyer - E-Book

Das Yoga-Lexikon E-Book

Wilfried Huchzermeyer

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Beschreibung

Das Yoga-Lexikon knüpft an Das Yoga-Wörterbuch an, dessen Inhalt erweitert und vertieft wird, indem zahlreiche Einträge aus der Welt des klassischen Hinduismus ebenso wie Yogi-Biografien und Übungsstile hinzukommen. Als erstes Nachschlagewerk dieser Art enthält das Lexikon auch ein Wörterbuch Deutsch-Sanskrit, welches vielfältige Recherchen anhand deutscher Suchbegriffe ermöglicht, und präsentiert zudem einhundertzwanzig wichtige Sanskrit-Begriffe in indischer Devanagari-Schrift. So erschließt das Buch mit 2000 Artikeln, 70 Biografien und 40 Übungsstilen sowie 190 Asanas in Wort-für-Wort-Übersetzung den Zugang zur gesamten Welt des Yoga und verwandten Themen.

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Seitenzahl: 515

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Wilfried Huchzermeyer

Das Yoga-Lexikon

Sanskrit - Asanas - Biografien Hinduismus - Mythologie

edition sawitri

Karlsruhe

Cover-Foto: Shiva (Siehe Erläuterung S. 390 unten)

Credit / Urheber: Deepak Gupta

Copyright-Hinweis

Die wörtliche Wiedergabe von Passagen aus diesem Buch in anderen Nachschlagewerken und auf Internet-Seiten ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags zulässig. Diese wird, unter bestimmten Voraussetzungen, gern erteilt.

Die Wiedergabe in anderen Büchern, Zeitschriften etc. ist in geringem Umfang in Form von Zitaten auch ohne Genehmigung zulässig, wenn ein Hinweis auf dieses Buch (Autor, Titel) als Quelle erfolgt.

Einzelne Asana-Übersetzungen, Wörter in Devanagari-Schrift etc. stehen im Sinne eines Wörterbuchs zur freien Verfügung, geschützt ist das Gesamtwerk.

Geschützte Namen und Warenzeichen

Das vorliegende Buch enthält möglicherweise geschützte Namen und Warenzeichen, insbesondere im Bereich der Übungsstile.

Alle entsprechenden Rechte liegen ausschließlich bei den jeweiligen Rechte-Inhabern.

Verlag W. Huchzermeyer

[email protected]

www.edition-sawitri.de

1. E-Book-Auflage 2021

ISBN 9783931172480

© 2009 edition sawitri - Verlag W. Huchzermeyer, Karlsruhe

© 2009 Asana-Abb. im Buch: Enno E. Peter, Berlin, www.yoga-poster.de

Inhalt

VORWORT

Einleitung

1. Die Schreibweise von Sanskrit-Wörtern

2. Die diakritischen Zeichen

3. Die Transkription

4. Das Genus

5. Lautgesetze

6. Die Aussprache

Lexikon

A

B

C

D

E, F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

R

S

T

U

V

Y, W

Die 108 Namen Krishnas

Yoga-Lexikon Deutsch-Sanskrit

Āsana-Wörterbuch Deutsch - Sanskrit

Āsana-Übersetzungsassistent

Āsana-Tabelle mit diakritischen Zeichen

Āsana-Abbildungen

Verzeichnis der Yoga-Wege und Übungsstile

Verzeichnis der Biografien

Fachartikel

Sanskrit-Wörter in Devanāgarī konvertieren

Zeittafel

Literatur

Yoga im Internet – einige wichtige Adressen

VORWORT

Das vorliegende Lexikon ist das Großwörterbuch zu unserem gut etablierten Verlagstitel Das Yoga-Wörterbuch. Der Wortschatz des letzteren ist im Text voll integriert, wurde jedoch erheblich erweitert und vertieft, indem insbesondere zahlreiche Einträge aus der Welt des klassischen Hinduismus hinzukamen. Aber das Lexikon enthält auch einige zusätzliche Yogi-Biografien ebenso wie Übungsstile. Zudem enthält es als erstes deutsches Nachschlagewerk dieser Art ein Wörterbuch Deutsch-Sanskrit, welches vielerlei Recherchen anhand deutscher Suchbegriffe ermöglicht.

Das Konzept des Lexikons ist es, die moderne ebenso wie die alte Spiritualität (und Religion) „unter einem Dach“ zu vereinen. Dabei werden im Bereich des Hinduismus auch einige gesellschaftliche und historische Themen angesprochen, die über die Yoga-Thematik hinausgehen, aber von allgemeinem Interesse sein dürften und zum Teil für das Studium von Texten wie z.B. der Veden oder der Bhagavadgītā relevant sind.

Bei den Biografien international bekannter Yogis und Persönlichkeiten des Hinduismus wurde darauf verzichtet, auf persönliche Kontroversen einzugehen, in welche einige von ihnen verwickelt wurden. Um diese Thematik fair und gerecht abzuhandeln, wären oft lange Ausführungen oder gar eigene Recherchen erforderlich, wie sie an dieser Stelle nicht möglich sind. Ziel der Biografien ist es, einen kurzen Überblick über das Leben und Wirken der Personen zu bieten, Details stehen Interessenten heute auf vielfältigen Internetseiten zur Verfügung. Während diese durch zahlreiche Einträge im Laufe der Zeit immer länger und unübersichtlicher werden, ist es der Vorteil eines gedruckten Lexikons, in bündiger Form die wesentlichen und gesicherten Inhalte einer Biografie darstellen zu können.

Die Erwähnung von Namen erfolgt aufgrund eines bestimmten Bekanntheitsgrades in der Yoga-Welt und es wurden vor allem indische Yoginis und Yogis aufgenommen. Dagegen wurden westliche Yoga-LehrerInnen nur erwähnt, falls sie einen besonderen Stil geschaffen haben. Andernfalls wäre die Zahl der Einträge sehr hoch, weil es heute viele bekannte Persönlichkeiten in der aktuellen Yoga-Szene gibt, wobei es schwer fallen würde, eine Auswahl zu treffen.

Ansonsten folgt das Buch der bewährten Systematik des Yoga-Wörterbuchs. So wurde in den einzelnen Artikeln auf Querverweise mithilfe von Pfeilen, wie sie sich oft in Nachschlagewerken finden, verzichtet, weil sie den Lesefluss stören. Tatsächlich sind sie hier auch überflüssig, denn alle Stichwörter sind gut vernetzt, und wenn in einem Beitrag ein neues Sanskrit-Wort auftaucht, so wird es in der Regel auch als separater Eintrag zu finden sein. Zudem wird am Ende eines Beitrags oft auf weitere relevante Artikel hingewiesen oder bisweilen auch im Artikel ein wichtiges Stichwort kursiv gedruckt, wenn es gesondert nachgeschlagen werden sollte.

Hinsichtlich der Bedeutung von Sanskrit-Wörtern ist zu beachten, dass Sanskrit immer noch eine lebendige Sprache ist und dass sich einige Wörter in der Bedeutung weiterentwickeln, wie dies auch in der Vergangenheit der Fall war. So werden in diesem Lexikon z.B. auch die aktuellen Bedeutungen von „Yoga“ oder „Hatha-Yoga“ genannt. haṭha bedeutete früher Kraft, Gewalt, und diese Übersetzung erscheint in den herkömmlichen Sanskrit-Wörterbüchern. In Glossaren von modernen Yoga-Titeln finden wir dagegen für haṭha häufig Übersetzungen wie „Kraft, Willenskraft, Stärke, Energie, Ausdauer“ etc. Hier hat sich ganz offensichtlich ein Bedeutungswandel ergeben, dem im vorliegenden Nachschlagewerk Rechnung getragen wird, indem bei einigen Wörtern nicht nur die traditionelle, sondern zusätzlich auch die moderne Bedeutung genannt wird.

Abschließend noch ein Hinweis: auf unserer Seite sanskrit.de finden Sie einen Devanagari-Konverter, mit dessen Hilfe Sie Texte in Devanagari-Schrift oder Wörter mit diakritischen Zeichen wie z.B.śāstra setzen können.

Wilfried Huchzermeyer

Einleitung

1. Die Schreibweise von Sanskrit-Wörtern

Jeder Autor eines Nachschlagewerkes mit Sanskrit-Wörtern muss zunächst deren Schreibweise bestimmen. Bei den Sanskrit-Schriftzeichen gibt es keinen Unterschied zwischen großen und kleinen Zeichen, daher müsste man eigentlich alle Wörter einheitlich klein schreiben wie krishna, yoga, cakra, mantra. Aber es hat sich im Deutschen (teils auch im Englischen) eingebürgert, nicht nur die Eigennamen, Götternamen, Literaturtitel etc. groß zu schreiben, sondern auch alle gängigen Begriffe wie eben Yoga oder Mantra. Aus Gründen der Einheitlichkeit werden deshalb im Lexikon alle Sanskrit-Wörter am Anfang mit Großbuchstaben geschrieben, außer wenn es sich um die Wiedergabe von Original-Sanskrit-Zitaten handelt wie etwa den Text eines Mantras.

Aber auch abgesehen von dieser Frage gibt es zum Teil mehrere Optionen für die Schreibweise. Das Wort Shiva zum Beispiel erscheint in deutschen Büchern in vierfacher Version: Shiva, die englische Schreibweise; Schiwa, die eingedeutschte Version; Śiva, mit „diakritischem“ Zeichen; und Siva, ohne dieses Zeichen, wie z.B. auch in „Sivananda“.

2. Die diakritischen Zeichen

Die diakritischen Zeichen haben im Sanskrit eine wichtige Funktion, wie leicht anhand des Wortes kali demonstriert werden kann. Mit kurzen Vokalen bedeutet es „Streit“, „Zwist“, mit langen Vokalen, kālī, ist es der Name der bekannten Göttin, der Gemahlin Shivas. Ähnlich ist t nicht gleich ṭ oder ṣ nicht gleich ś.

Da es aber für die meisten Leser ziemlich ungewohnt sein dürfte, ständig Wörter wie Kṛṣṇa oder Viṣṇu zu lesen, wurde im vorliegenden Buch die folgende Lösung gewählt: Alle Wörter, außer Eigennamen, erscheinen grundsätzlich mit den Längenzeichen, z.B. Prāna. Falls das Wort noch zusätzlich ein diakritisches Zeichen enthält, wird dies zu Beginn des Eintrags in eckigen Klammern vermerkt: [prāṇa]. Dadurch wird es jenen Lesern, die in eigenen Büchern oder Artikeln durchweg diakritische Zeichen verwenden, ermöglicht, die betreffenden Wörter exakt nachzuschlagen und richtig zu schreiben.

Eigennamen werden in den Texten so wiedergegeben, wie sie allgemein in der spirituellen Literatur erscheinen, z.B. Sivananda oder Yogananda, aber in eckigen Klammern erscheinen wiederum die diakritischen Zeichen als Aussprachehilfe, [śivānanda].

Bei den Āsanas wurde auf die eckigen Klammern verzichtet, weil alle Āsanas am Ende des jeweiligen Eintrags in Wort-für-Wort-Übersetzung wiedergegeben werden und dabei dann die diakritischen Zeichen erscheinen. Zudem können die entsprechenden Schreibweisen auch in der „Āsana-Tabelle“ im Anhang nachgeschlagen werden.

3. Die Transkription

Da die Umschrift der indischen Devanāgarī-Schrift zuerst von Engländern erarbeitet wurde, folgt die Logik der Transkription jener der englischen Sprache. Deswegen lesen wir so oft Shiva oder Krishna statt Schiwa oder Krischna. Und niemand schreibt Tschakra für Cakra bzw. Chakra, obwohl dies aus deutscher Sicht logisch wäre. Hier ist übrigens „Cakra“ die bessere Schreibweise, aus indo-logischer Sicht, aber das ist eine komplizierte Materie für alle, die sich nicht eingehend mit der Devanāgarī-Schrift beschäftigt haben.

Im vorliegenden Buch wurden die Schreibweisen Shiva, Upanishad, Vishnu, Shakti etc. übernommen, weil sie auch in der deutschen Yoga-Literatur am häufigsten verwendet werden. Aber in einigen Fällen wird die alternative, eingedeutschte Schreibweise hinzugefügt, wenn sie auch gebräuchlich ist, z. B. Arjuna, Ardschuna.

4. Das Genus

Sanskrit-Hauptwörter können drei verschiedene Geschlechter haben, Maskulinum, Neutrum oder Femininum. Dies wurde jeweils durch kursives m, n, f bezeichnet und hat auch seinen praktischen Nutzen. Wer sich z.B. die Frage stellt, ob man besser der oder das Yoga sagt, kann es nachschlagen und findet dann Yoga m, also der Yoga. In einigen seltenen Fällen kann ein Wort sowohl m als auch n sein, z.B. Āshrama, daher der oder das Ashram, wobei die erstere Version im Deutschen wohl etwas gebräuchlicher ist. Wenn das betreffende Wort sowohl als Adjektiv als auch als Hauptwort auftritt, steht dort z.B. adj oder m.

5. Lautgesetze

Insbesondere die Āsana-Namen setzen sich oft aus vielen einzelnen Wortelementen zusammen, es handelt sich um sogenannte Komposita. Wir schreiben in diesem Wörterbuch alle Namen in einem Wort, so wie im Original, doch bei sehr langen Komposita werden die einzelnen Elemente noch einmal mit Bindestrich aufgeschlüsselt, um das Lesen und Verstehen zu erleichtern, zum Beispiel Adhomukhashvanāsana, adho-mukha-shvan-āsana. In der Yoga-Literatur finden sich oft auch Schreibweisen wie Adho Mukha Svanasana etc., indem aus Gründen der Übersichtlichkeit und Lesbarkeit die Bestandteile des Kompositums auseinandergezogen werden.

Wenn die einzelnen Wortelemente im Kompositum zusammengesetzt werden, tritt oft ein bestimmtes Lautgesetz in Kraft. So wird Koṇaāsana zu Koṇāsana oder Baka-āsana zu Bakāsana. Das Gesetz lautet: Gleichartige Vokale verschmelzen in ihre Länge. Wenn also ein kurzes oder langes a auf ein kurzes oder langes a trifft, wird daraus immer ā.

In relativ seltenen Fällen treten auch andere Lautgesetze in Kraft, so wird z.B. Marīci-āsana zu Marīcyāsana oder adhaḥ-mukha zu adhomukha. Bei den Upanishaden findet sich in der Literatur oft statt Īsha-Upanishad oder Kena-Upanishad etc. die Schreibweise Ishopanishad, Kenopanishad. Hier kommt ein Lautgesetz zur Anwendung, nach dem ein auslautendes a mit anlautendem u zu o verschmilzt.

6. Die Aussprache

Die genaue Aussprache der Laute zu lernen ist eine Wissenschaft für sich. Im folgenden werden zwei Stufen angeboten. Die erste Stufe ist für diejenigen Anwender, die ein Wort einigermaßen richtig aussprechen möchten, ohne die Feinheiten zu beachten. Wer auch letztere meistern möchte, um etwa beim Mantra-Chanten dem Original noch näher zu kommen, kann sich auch an der zweiten Stufe versuchen. Hier wird es letztlich hilfreich sein, mit einer Mantra-CD zu arbeiten, um die Originalklänge aufzunehmen.

Aussprache I

Beachten Sie bei der Aussprache grundsätzlich die langen und kurzen Vokale, dadurch ergibt sich auch fast automatisch die richtige Betonung, z.B. Bhagavad’gītā, Rā’māyana, Yoga’sūtra. Das e und o sind lang wie in Deva bzw. Govinda. Die Vokale a, i, u sind kurz oder lang wie im Deutschen, das für die Aussprache ohnehin eine viel bessere Ausgangsposition bietet als etwa Englisch oder Französisch.

Wie schon erwähnt ist c als tsch zu sprechen, also citta wie tschitta. Das j kennen wir am besten aus Mahārāja, welches bekanntlich Mahārādscha ausgesprochen wird, so auch Rāja-Yoga, Rādscha-Yoga. Ein wenig schwierig ist jña wie in Vijñāna. Dies kann als Vidschnyāna gesprochen werden, aber Vidnyāna oder Vignyāna sind ebenso gebräuchlich und weniger zungenbrecherisch. Diese dreifache Option gilt für alle Wörter mit jñ.

Sh entspricht deutsch sch, das s wird immer scharf ausgesprochen wie in Song oder Sun. Gelegentlich hört man die Aussprache ā’zāna (falsch) für ’āsana (richtig). Die Betonung sollte auf der ersten Silbe liegen und das s scharf gesprochen werden.

Das r ist ein gerolltes Zungen-r ähnlich wie etwa im Spanischen. Wer dies hinbekommt, sollte es so aussprechen, ansonsten aber die deutsche Version benutzen (wie es übrigens auch viele deutsche Indologen tun).

Bleibt abschließend noch das v, das wie deutsch w gesprochen wird, weshalb wir manchmal auch die Schreibweise Wischnu für Vishnu finden.

Aussprache II

Die Konsonanten werden, wenn kein h folgt, ohne Hauch ausgesprochen, so wie ein Franzose das P in Paris ausspricht. Im Deutschen sprechen wir eigentlich, aus der Sicht des Sanskrit, Pharis. Man kann dies feststellen, indem man beim Sprechen ein dünnes Blatt Papier vor den Mund hält. Bei dem nicht-aspirierten Laut sollte es sich nicht oder wenig bewegen.

Im Sanskrit gibt es nun für die Konsonanten jeweils den Laut mit und ohne Hauch, z.B. ka, kha oder ta, tha. Dementsprechend sind etwa die Wörter karma oder kundalinī mit einem k ohne Hauch auszusprechen, was Inder meist automatisch richtig sprechen, während es für uns Übung erfordert. Letzteres gilt auch für bh oder dh, zumal am Anfang eines Wortes wie in Bhārata. Hier folgt direkt hinter dem B noch ein Hauchlaut, etwas leichter fällt es in Mahā-bhārata. Ähnlich klingt auch Rādhā etwas anders als Rādā, wie man es im Deutschen aussprechen würde.

Bei den Konsonanten t, d, n gibt es jeweils eine dentale und eine retroflexe Version. Das dentale t, th, d, dh, n wird ausgesprochen, indem die Zunge vorne an die Zähne geführt wird. Beim retroflexen ṭ, ṭh, ḍ, ḍh, ṇ wird die Zunge nach hinten an den Gaumen gebogen.

Den Nasallaut ṅ wie in aṅga sprechen wir im Deutschen automatisch richtig, d.h. wie in „lange“. Das ṁ wie in haṁsa wird leicht nasaliert ausgesprochen. Wir finden den ungefähren Laut, indem wir französisch Orléans sprechen, dann nur die letzte Silbe nehmen, ans, und diese zu hansa ergänzen.

Der Unterschied zwischen dem palatalen ś und dem retroflexen ṣ ist so fein, dass er in der Praxis wohl nur von Indern nachvollzogen werden kann: im ersteren Falle ist die Zungenspitze gesenkt, im zweiten nach oben zurückgebogen. Wir sprechen beides wie sch.

Lexikon

A

A der erste Buchstabe des San­s­krit-Alphabets. Bedeutet oft als Vor­silbe am Anfang eines Wortes „nicht“ oder „un“ wie z.B. a-dharma, nicht-dharma. Vor Vo­ka­len wird es zu an: an-ātman, Nicht-Selbst.

Vergl. dt. A-noma­lie, Un-wis­sen­heit.

Ābhāsam Schein, Erscheinung; irrtümliche Vor­stellung, falscher Anschein.

Abhāvam Nicht-Sein, Nicht-Exi­stenz (a-bhāva); Abwesenheit.

Siehe auch Asat.

Abhāva-Yogam „Yoga des Nicht-Seins“, in einigen Purānas erwähnt als Weg, bei dem über das eigene Wesen oder die Welt als Leere kontempliert wird.

Abhayan Furchtlosigkeit. Die Bedeutung der Freiheit von Furcht wird in vielen Yoga-Tex­ten hervorgehoben.

Abhayamudrāf Handgeste der Freiheit von Furcht und Gefahr (a-bhaya), d.h. der Sicherheit und des Schutzes. Eine Geste mit der erhobenen, offenen rechten Hand, die dem Empfänger des Segenswunsches zugewandt wird.

Abhedam Nicht-Zweiheit. A­bhe­da-Jñāna ist das Wissen vom Einssein aller Dinge.

Siehe auch Bheda, Bhedā­bhe­da­vāda.

Abhidhānan Name, Titel; Vokabular, Wörterbuch.

Abhimānam persönlicher, egoistischer Stolz; verletzter Stolz; Hochmut; ein Hindernis auf dem Weg des Yoga.

Abhimanyum der Sohn von Arjuna und Subhadrā. Er heiratete Uttarā, und ihr Sohn Parikshit folgte König Yudhishthira auf dem Thron in Hastināpura nach.

Siehe auch Mahābhārata.

Abhinavaguptam ein bedeutender Philosoph des Kaschmir-Shi­vaismus (ca. 950-1020).

Abhinivesha [abhiniveśa] m Hingabe, Liebe. Zuneigung.

Im Yoga­sūtra 2.9 Lebensdrang, Anklammern ans Leben, d.h. einer der fünf Kle­shas oder Leidursachen. V.S. Apte interpretiert diesen Be­griff in seinem Sanskrit-Englisch-Wörterbuch als „eine Art von Unwissenheit, die Furcht vor dem Tod hervorruft; ein instinktives Festhalten am weltlichen Leben und körperlichen Freuden und die Furcht, dass man von ihnen allen durch den Tod abgeschnitten wird.“

Andere Interpreten sprechen von einem Urdrang zum Leben an sich.

Abhisheka [abhiṣeka] m das Be­netzen oder Besprühen mit geweihtem Wasser. Eine Taufzeremonie bei der Initiation insbesondere im Tantrismus.

Abhyanga [abhyaṅga] m Salbung, Massage.

Ābhyantara-Vritti [vṛtti] f wörtl. innere Bewegung, Funktion; eine Übung mit tiefer und lang anhaltender Einatmung.

Abhyāsam beständige Praxis. Im Yoga die regelmäßige Durchführung von Übungen.

Siehe auch Vairāgya, Abs. 2

Acalaadj und m unbeweglich, fest; Berg.

Ācamanan Nippen, Schlürfen. Das Schlürfen von Wasser aus der Handfläche vor einem Ritual, vor Mahlzeiten etc. zwecks symbolischer Reinigung.

Ācāram Verhalten, rechtes Benehmen; auch Methode oder Weg, wie z.B. in Dakshinācāra.

Ācārya, Āchārya m Lehrer, Gelehrter. Im Yoga ein spiritueller Lehrer, dem besondere Verehrung entgegengebracht wird, da er den Weg zur Erkenntnis weist.

Acchaadj rein, klar, ohne Schatten. Im Hindī bedeutet das Wort „gut, o.k.“

Acintyaadj undenkbar, unvorstellbar. Das Brahman, das unendliche Absolute, ist für unser mentales Denken unerfassbar.

Acintya-Bhedābheda-Tattvan das Prinzip von der unvorstellbaren Verschiedenheit und Nichtver­schie­denheit, bezieht sich auf die gleichzeitige Verschiedenheit und Einheit von Materie und Geist.

Eine von Caitanya begründete philosophische Tradition des Ve­dān­ta.

Acit nicht-Cit, d.h. unbewusst. Siehe auch Cit.

Acro Yogam eine Variante des Partner-Yoga mit akrobatischen Elementen, enwickelt von den Amerikanern Jason Nemer und Jenny Sauer-Klein. Neben Āsanas und dem akrobatischen Ansatz kommen als dritte Komponente Ele­mente aus der Thai-Massage hinzu mit Dehnungen und Stre­ckungen, die den Muskel­apparat entspannen.

Acyutaadj und m „nicht gefallen“, fest, unveränderlich. Name Krishnas in der Bhagavadgītā: Er bleibt stets im Einklang mit seiner göttlichen Natur und fällt nicht von ihr ab.

Adbhutaadj wunderbar, übernatürlich.

Ādhāram Halter, Behältnis; Basis. Regionen im Körper, auf die der Yogī sich energetisch konzen­triert (bis zu 16 werden genannt, von denen einige mit den Cakras identisch sind). Auch eine Bezeichnung für das mensch­liche psychophysische Sys­tem als Ba­sis des Yogas.

Adharmam Nicht-Dharma, das Fehlen von Recht und Redlichkeit. In der Bhagavadgītā 4.7 erklärt Krishna: „Immer wenn Dharma verfällt und Adharma wächst, manifestiere ich mich.“ Siehe auch Dharma.

Adhibhautikaadj elementar, materiell.

Adhibhūtaadj und n das Materielle, Physische, Gewordene.

Adhidaivaadj und n das Kosmische, Göttliche; die höchste Gott­heit.

Adhikāram Fähigkeit, Autorität. Die Befähigung eines Aspiranten für einen Yoga-Pfad, indem die rechten Voraussetzungen wie Auf­richtigkeit, Stetigkeit etc. gegeben sind.

Adhikārī, Adhikārinm jemand, der Adhikāra hat.

Adhishthāna [adhiṣṭhāna] n Basis, Grundlage, Stütze; zugrundeliegende Wahrheit; Wohnsitz, Re­sidenz.

Adho-mukha „mit dem Gesicht nach unten“, ein Wortelement in Āsana-Bezeichnungen.

Adhomukhashvanāsana, adho-mukha-shvan-āsana n die Haltung des Hundes, dessen Ge­sicht nach unten zeigt; Hundestreckung.

adhaḥ – unten; mukha – Gesicht; śvan – Hund; āsana – Haltung. Nach einem Lautgesetz wird a­dhaḥ zu adho.

Adhomukhavrikshāsana, adho-mukha-vrikshāsana n die Baumhaltung mit Gesicht nach unten; Handstand.

adhaḥ – unten; mukha – Gesicht; vṛkṣa – Baum; āsana – Haltung. Nach einem Lautgesetz wird a­dhaḥ zu adho.

Adhvaram Opfer, besonders das Soma-Opfer.

Adhvaryum einer der Hauptpriester beim vedischen Opfer, der Sprüche aus dem Yajurveda vorträgt.

Adhyāropam in Shankaras Philosophie die fälschliche Überdeckung der Wirklichkeit mit einer irrtümlichen Vorstellung, indem man zum Beispiel in der Dunkelheit ein herumliegendes Tau für eine Schlange hält. In gleichem oder ähn­lichem Sinn werden auch die Begriffe Adhyāsa und Vikshepa verwandt.

Adhyāsam siehe Adhyāropa.

Adhyātma-Yogam Yoga zur Ver­wirklichung des höchsten Selbstes, u.a. erwähnt in der Ka­tha-Upa­nishad 1.2.12. adhi-ātma bedeutet: was sich auf das Selbst bezieht.

Ādhyātmikaadj auf das höchste Selbst, Ātman, bezogen; spirituell.

Adhyayanan Lesen, Studieren, besonders der vedischen Texte.

Ādim Anfang, Ursprung. In vielen Komposita bedeutet es „erster, erste“, z.B. Ādikavi, der erste Dichter, ein Epithet Vālmīkis, oder Ādiguru, der erste oder ursprüngliche Guru, d.h. die Gottheit, welche als Begründerin einer religiösen Sekte gilt.

Ādinātham der ursprüngliche Herr, ein Beiname Shivas.

Ādīshvara [ādīśvara] m der ursprüngliche Herr, ein Beiname Shivas.

Aditiadj und f unendlich, grenzenlos. Höchste Natur, unendliches Bewusstsein. Im Veda Mutter der Götter, der Ādityas.

Siehe auch Deva (letzter Abs.).

Ādityam Sonne, Sonnengott. Die Ādityas sind die Söhne von Aditi.

Advaita-Vedāntam philosophisches System, dessen bekanntester Vertreter Shankara ist. a-dvaita bedeutet Nicht-Zweiheit, Nicht-Dualität. So handelt es sich um einen monistischen Vedānta, der letztlich Gott, Welt und Seele als eins und identisch sieht.

Die Welt der Dualität mit ihren vielfältigen Erscheinungen wird nicht an sich geleugnet, aber als irrealer Schein (Māyā) einer ichbezogenen Wahr­nehmung a­na­ly­siert.

Eine moderne Advaita-Bewegung, von Außenstehenden auch „Neo-Advaita“ genannt, geht auf H.W.L. Poonja zurück, dessen Schülerinnen und Schüler eine „Satsang-Bewegung“ begründeten. Im Neo-Advaita werden traditionelle Elemente indischer Spiritualität mit Ansätzen westlicher Psychologie verbunden.

Advāsanan entspannte Bauch­lage. (Wort-Herkunft ungeklärt.)

Advaya-Tāraka-Upanishad [upa­­niṣad] f die Upanishad „des nicht-dualen Erlösers“, womit das transzendente Bewusstsein gemeint ist, welches sich in vielfältigen Lichterscheinungen offenbart. Eine Yoga-Upanishad, welche den Tāraka-Yoga darlegt.

Ādyashakti [ādyaśakti] f die uranfängliche (ādya) Kraft (shakti) des Universums; das göttliche Bewusstsein, das alles durchdringt und erfüllt.

Affen [Skrt. Vānara, Kapi] gelten den Hindus als heilige Tiere, weil sie dereinst – unter Führung des Hanumān – Rāma halfen, seine von Rāvana entführte Frau Sītā zurückzugewinnen.

Siehe auch Rāmāyana.

Āgamam Herkunft, Tradition, Zeugnis. Bezeichnet allgemein heilige Schrif­ten und speziell tantrische Texte in der Tradition Shivas. In der Yoga-Philosophie Erkenntnis auf der Grundlage von authentischer Bezeugung durch eine vertrauenswürdige Autorität.

Āgāmi-Karman künftiges Karma, das durch Handlungen in der Gegenwart ausgelöst wird.

Siehe auch Karma.

Agastyam Name eines berühmten Sehers im alten Indien, der mehrere Hymnen des Rigveda verfasst hat. Er gilt als Ahnherr der südindischen dravidischen Kultur, insbesondere der Tamil-Sprache und –Literatur. Im Rāmāyana erscheint der Weise als väterlicher Freund und Ratgeber Rāmas.

Aghoraadj „nicht-furchtbar“, ein euphemistisches Epithet Shivas. Auch Bezeichnung für Anbeter Shivas und Durgās.

Agnim Feuer, Gott des Feuers. Im Rigveda ist Agni eine der wichtigsten Gottheiten, zahlreiche Hym­­nen sind ihm gewidmet. Als Mittler trägt er die Opfer der Menschen zu den Göttern. Er wird auch „der Unsterbliche in Sterblichen“ genannt und ist den Menschen ein Schirmherr und Helfer.

Er wird u.a. beschrieben als Agni Jātavedas, der Kenner aller Geburten; Agni Pāvaka, der Reinigende; Agni Tvashtā, der Schöpfende oder Gestaltende; Agni Vaish­vānara, der Universelle, Allgegenwärtige.

Agnihotran Ritus des Feueropfers, das viele Hindus täglich darbringen in Form von Milch, Öl und Grütze, welche morgens und abends in das Feuer gegeben werden.

Im tieferen Sinne steht das äußere Opfer symbolisch für eine innere Hinwendung zum Göttlichen.

Derjenige, der das Agnihotra ausführt, heißt Agnihotrin.

Agni-Purāna [purāṇa] n eines der 18 Mahāpurānas, wurde von Agni dem Seher Vasishtha mitgeteilt. Hauptanliegen des Textes ist die Verherrlichung Shivas, doch werden auch zahllose andere Themen abgehandelt.

Agnivesha [agniveśa] m Name eines vedischen Rishis, der als Autorität in der Heilkunde galt.

Ahalyāf die Frau des Rishis Gautama. Einst wurde sie von Indra verführt, der die Form des Gautama annahm und sie dadurch täuschte. Während der Rishi seine Frau verfluchte und in einen Fels verwandelte, verwünschte sie, nachdem Rāma sie aus ihrem Zustand befreit hatte, den Gott Indra, so dass er eine abstoßende Hautkrankheit bekam.

Ahalyā steht im Hinduismus für die überaus treue Ehefrau, die trotz falscher Anschuldigung des Ehebruchs zu ihrem Ehemann hält.

Agni-Sāra-Dhautīf Reinigung (dhautī) mittels (sāra) Feuer (agni), auch Vahni-Sāra-Dhautī ge­nannt. Eine Reinigungstechnik, bei der der Nabel wiederholt gegen die Wirbelsäule gedrückt wird. Diese Praktik, beschrieben in der Gheranda-Samhitā, soll das Verdauungsfeuer anfachen und Magenkrankheiten heilen.

Agni-Yoga (1)m ein Yoga der Erweckung der Kundalinī, begründet von Russell Paul Schofield.

Agni-Yoga (2)m eine spirituelle Lehre, die in der ersten Hälte des 20. Jhs. von dem russischen Maler Nicholas Roerich und seiner Frau Helena übermittelt wurde. Sie soll auf okkultem Wege empfangen worden sein von Meister Morya, dem Guru Helena P. Blavatskys, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft.

Agni-Yoga sieht Agni, das „Feuer“, als eine wertvolle und starke transformative Energie, welche von großer Bedeutung ist im kommenden Neuen Zeitalter der Menschheit. Diese Energie manifestiere sich sowohl im physischen als auch im subtilphysischen Bereich und soll geläutert werden, um einen konstruktiven Umgang mit den evolutionären kosmischen Kräften zu gewährleisten.

Die Anhänger des Agni-Yoga glauben, dass künftig eine Bruderschaft von Mahātmās oder Adepten aus Shambhāla, einem mystischen Ort im Himālaya, die Menschheit regieren werde.

Aham bedeutet im Sanskrit „ich“ und meint in der Regel das persönliche, begrenzte Selbst, kann jedoch auch das unendliche spirituelle Selbst, Ātman, be­zeichnen.

aham brahmāsmi „ich bin Brah­­man“ (ahaṁ brahma asmi). Einer der bekanntesten großen Lehrsprüche (Mahāvākya) der vedischen Tradition: Im Zustand der Erleuchtung erfährt das persönliche Ich sein Einssein mit dem höchsten Absoluten.

Ahamkāram [ahaṁkāra] der „Ich-Macher“, das persönliche Ich­bewusstsein. In der Sānkhya-Phi­losophie ein Teil des Antahkarana, des inneren Organs, das aus Buddhi, Ahamkāra und Manas besteht und die Grundlage aller geistigen Vorgänge ist.

Während Ma­nas die Informationen der Erscheinungswelt aufnimmt und ord­net, schafft Ahamkara den individuellen Bezugspunkt für deren Verarbeitung: Es existiert dadurch ein persönliches Ich, das „anders ist als die anderen“, und auf dieser Basis des Separat-Seins entsteht erst die Vielheit der Wahrnehmungen, Wünsche, Willensakte.

Buddhi wiederum, als höchstes Element in dieser Dreiergruppe – und überhaupt in der Prakriti – besitzt die Intelligenz und die Fähigkeit, zu Erkenntnissen zu gelangen.

Āhāram Nahrung, Ernährung.

Siehe auch Ernährung.

Ahimsā [ahiṁsā] f Gewaltlosigkeit, das Nicht-Verletzen in Gedanke, Wort und Tat. Eine der fünf ethischen Leitlinien der ersten Stufe des Rāja-Yoga.

Das Prinzip der Ahimsā wurde weltweit durch Mahatma Gandhi bekannt, der es zu einer Grundlage des indischen Freiheitskampfes machte.

Ursprünglich wurde Ahimsā jedoch von den Jainas und Buddhisten entwickelt, bevor es später auch im Hinduismus Einzug hielt.

Āhlādam Freude, Glückseligkeit.

Āhlādinīshakti [śakti] f die göttliche Kraft, welche Glückseligkeit bringt; ein Name Rādhās.

Aikyan Einheit, Einssein, Vereinigung, Iden­tität (mit dem Höchsten). Ein Zustand jenseits des Kreislaufs von Geburt und Tod.

Airāvatam Indras Reittier, ein weißer Elefant mit vier Stoßzähnen; gilt auch als Urahn der Elefantengattung. Er trat beim Quirlen des Milchozeans hervor.

Aishvara-Yoga [aiśvara] m in der Bhagavadgītā die Einheit des Herrn mit allem Dasein, dem er als höchstes Wesen (Īshvara) vorsteht.

Aishvarya [aiśvarya] n Herrschaft, Macht. Bezeichnet auch übernatürliche Kräfte eines Yogīs, die ihm eine Meisterschaft in seiner Bezie­hung zum Kosmos verleihen.

Aitareya-Upanishad [upaniṣad] f eine der älteren Upanishaden, erläutert den Ursprung der Welten aus dem Alleinigen Ātman, die Loslösung vom Kreis­lauf der Geburten und das Wesen des höchsten Selbstes.

Aitareya ist der Name einer Tradition, die auf den Rigveda zurückgeht.

Aiyanār [Tamil] in den Dörfern Tamil Nadus die legendäre Gestalt eines Nachtwächters, der auf einem Pferd Patrouille reitet und böse Geister verscheucht.

Ajaadj ungeboren, nicht geboren (a-ja).

Ajapa-Mantram die unwill­kür­liche Äußerung eines Mantras. So wird nach der Lehre des Hatha-Yoga mit jedem Atemzug der Laut ham-sa geäußert, was zu einem kontinuierlichen Mantra ham-sa-ham-sa mit der Be­deutung „ich bin Er“ und „Er bin ich“ wird.

aham – ich; saḥ – er; saḥ aham wird nach einer Lautregel zu so’ham.

Ajātashatru [ajātaśatru] adj oder m keine Feinde (shatru) habend; keine ebenbürtigen Gegner habend. Name Indras, Shivas und Yudhishthiras.

Ājñā-Cakran eines der sieben feinstofflichen Energiezentren im menschlichen System. Es liegt an der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen und wird visualisiert als ein weißer Lotus mit zwei Blütenblättern. Darauf findet sich ein nach unten weisendes Dreieck als Symbol der Yonī, mit einem Linga darin. Die Keimsilbe ist OM, die Gottheiten sind Vishnu und Hā­kinī, das Tattva oder Grund-Element ist der Geist, Manas.

Diesem Cakra zugeordnet sind die Funktionen von Gedanke, Wille und Vision. ājñā bedeutet Weisung, Anordnung, daher nennt man es auch „Guru-Ca­kra“, weil der Schüler hier die inneren Weisungen des Gurus empfängt.

Ajñānan Unwissenheit, identisch mit Avidyā. Das Nichtwissen, das zur Identifizierung mit dem Vergänglichen und Sterblichen führt und der wahren Erkenntnis, Jñāna, entgegensteht.

Akāmaadj wunschlos, bedürfnislos. Eine Eigenschaft des Yogīs, der im höheren Selbst lebt und dort alle Erfüllung findet.

Akarmann das Nichttun, Tatenlosigkeit. In der Bhagavadgītā (3.8-9) wird ausgeführt, dass ein als Opfer dargebrachtes Handeln segensreicher sei als Inaktivität.

Ākarnadhanurāsana, ākarna-dha­nur-āsana n die Haltung des bis zum Ohr gespannten Bogens. Pfeil und Bogen.

ā-karṇa – bis zum Ohr (der Ausdruck wird beim Bogenschießen gebraucht, wenn der Pfeil bis ans Ohr heran gespannt wird); dhanuḥ – Bogen; āsana - Haltung. Nach einem Lautgesetz wird dhanuḥ zu dhanur.

Ākāsha [ākāśa] m Raum, Äther. In älteren Texten der unendliche Raum als Bild für das höchste Selbst. Später eines der fünf Elemente des manifestierten Kos­­­mos. Es ist das feinstofflichste Element und erfüllt das ganze Universum als subtiler Träger von Leben und Klang. Siehe auch Bhūta.

Ākāsha-Chronik in der Esoterik Bezeichnung für die Computer-Festplatte des Universums, auf der alle vergangenen Ereignisse detailliert gespeichert seien, welche von medial begabten Personen eingesehen werden können.

Ākāshagamanan das „Himmelsgehen“ oder Reisen im Äther. Eine übernatürliche Fähigkeit (Sid­dhi) des Yogīs, von der u.a. mehrfach in Paramahansa Yoganandas Autobiographie eines Yogi berichtet wird.

Auch in der alten indischen Tradition gibt es Zeugnisse. So heißt es in Mahābhārata 12.314.26, dass eines Tages Shuka, der Sohn des Ma­hābhārata-Autors Vyāsa, eine Reise zu König Janaka antrat. Daraufhin ermahnt ihn sein Vater, er möge „auf natürliche Weise“ reisen, nicht mittels yogischer Kräfte. Aber am Ende der Episode reist Shuka dann doch „auf dem ätherischen Wege“ vom Hof des Königs in die Berge des Himā­laya, wo sein Vater einige Schüler unterrichtet. Dieser sieht seinen Sohn heranschweben „wie ein leuchtendes Feuer, ähnlich der Sonne, nicht Bäume oder Felsen berührend.“

Siehe auch Laghiman.

Akhanda-Kīrtana [akhaṇḍa] n das ununterbrochene Chanten von Gottesliedern.

Siehe auch Kīrtana.

Akrūram Name eines Onkels von Krishna, der auch sein Berater war.

Akshamālā [akṣamālā] f Perlenkette, Rosenkranz. Dieser besteht meist aus fünfzig Perlen, welche für die Schriftzeichen des Sans­krit-Alphabets stehen. Aksha bedeutet getrocknetes Samenkorn.

Die Akshamālā ist das Attribut einiger Götter und kann auch aus getrockneten Beeren oder Schädeln bestehen.

Akshara [akṣara] adj und n unvergänglich, unzerstörbar. Das Wort bedeutet auch allgemein „Silbe“ und speziell die Ursilbe Om.

Akūpāram Name einer mythischen Schildkröte, welche die Erde trägt.

Akushala [akuśala] adj Unheil bringend (a-kuśala).

Alakāf Name des Wohnsitzes von Kubera hoch im Hi­mālaya, wo auch Shiva residiert.

Alakanandāf Name eines Quellflusses des Ganges, der im Hi­mālaya entspringt. Der Name bedeutet wörtlich „die Haarlocken-Erfreuende“ (alaka-nandā), weil der Strom durch Shivas Haarlocken zur Erde floss.

Ālambam Stütze, Halt. Ein Wortelement in Āsana-Bezeichnungen.

Alambushā-Nādī [alambuṣā-nā­ḍī] f einer der feinstofflichen Nervenkanäle (Nādī), durch welche die Lebenskraft im Körper fließt. Er endet im Mund.

Ālasyan Trägheit, Faulheit. In vielen Texten als Hindernis auf dem Weg genannt.

Ālayam Stätte, Wohnung.

Alfassa, Mira siehe Mutter, Die.

Alignment [engl., Aussprache wie line] Ausrichtung. Die innere, kör­perliche oder energetische Aus­richtung bei der Durchführung von Āsanas.

Alinga [aliṅga] adj oder n das, was keine Kennzeichen hat, was undifferenziert ist. Auch eine Bezeichnung für die Prakriti im nicht-manifestierten Zustand.

Allahābād bekannter Pilgerort am Ganges, siehe Prayāga.

Alvars [ālvārs, Tamil, „in Meditation versunken“] zwölf südindische Dichter und Bhaktas, die zwischen dem 6. und 9. Jh. als glühende Anbeter Vishnus viele inspirierte Hym­nen in der Tamil-Sprache verfassten. Diese wurden von Nāthamuni im Nalayira-Pra­bandha zusammengestellt.

Siehe auch Andal, Nammalvar.

Amaadj und m unreif, unverdaulich; Leid, Krankheit.

Im Āyurveda Bezeichnung für Schlackenstoffe, die durch unverdauliche Nahrung verursacht werden.

Amalaadj rein, fehlerlos.

Amanaskatāf ein Zustand der Erleuchtung, in dem das Denken transzendiert wird. (a-manaska-tā, Nicht-Intellekt-heit)

Amarāvatīf die Wohnstätte der Unsterblichen (amara); Indras Wohnsitz im Himmel, liegt der Legende nach nahe dem Berg Meru.

Ambāf Mutter, Shakti, die göttliche Mutter.

Ambikāf Mutter, gute Frau. Name Pārvatīs, der Gattin Shivas.

Amma, Mata Amritanandamayi [ammā, mātā amṛtānandamayī] wörtl. „Mutter“, „die glückselige Mut­ter“. Bedeutende indische Hei­­­­lige und Bhakti-Yoginī.

Amma wurde 1953 in Kerala als Kind mittelloser Fischer geboren und musste in ihrer Kindheit und Jugend schwere Lebensumstände ertragen, da sie aufgrund ihrer sehr dunklen Hautfarbe von ihrer Familie schlecht behandelt wurde. Doch schon früh hatte sie my­stische Erfahrungen, sang devotio­nale Lieder, die ihr nie­mand bei­gebracht hatte, und fühlte die Nähe zum Göttlichen.

Sie zeigte großes Mitgefühl ge­genüber den meist schlecht­ge­stellten Menschen in ihrer Um­gebung und half ihnen, wo immer es möglich war. Mit 17 Jahren erreichte sie einen Zustand tiefer Gottverwirklichung und sah hin­fort die Welt als Manifestation des allerfüllenden Einen.

Im Anschluss an eine Phase intensiver spiritueller Übungen er­fuhr sie die Vision der göttlichen Mutter und wurde eins mit ihr. Nachdem sie Monate in diesem glückseligen Zustand verbracht hatte, sagte eine innere Stimme ihr, sie solle diese Freude mit den Menschen teilen, was sie seitdem tat.

In ihrer Begegnung mit Menschen verkörpert Amma auf lebendige Weise Bhakti-Yoga und vermittelt ihnen sehr unmittelbar die Er­fahrung göttlicher Liebe, indem sie alle Anwesenden herzlich um­armt. Manchmal sind es Tau­sende, in Europa, manchmal Zehn­tau­sende, in Indien, die bei Treffen in rie­sigen Hallen so ihren per­sön­lichen Kontakt erfahren.

Während der Treffen finden auch Bhajans statt, von denen Amma einige persönlich komponiert hat, und ihr Chanten wird als er­greifendes Ereignis geschildert. Sie empfiehlt das Chanten von Bhajans, da es in unserer ge­räuschüberfluteten Zeit der leich­­teste Weg sei, um den Geist auf Gott zu konzentrieren.

Aber auch Meditation wird in ihren Zentren praktiziert, ferner empfiehlt sie Sevā, selbstlose Ar­beit für andere Menschen, und gibt auch ständig ein Beispiel, indem sie sich persönlich an allen möglichen Arbeiten für die Ge­meinschaft beteiligt.

Zudem betont sie auch den Wert von Japa, der Wiederholung des Mantras, welche den Geist natür­lich sammelt und vor uner­wünschten Eindringlingen schützt.

Doch das Hauptmotiv ihres Wirkens ist die Liebe: „Die Liebe ist die Grundlage für unser Leben. So wie unser Körper Nahrung braucht, benötigt die Seele Liebe, um sich zu entwickeln.“

Āmnāyam heilige Tradition, heilige Texte. Auch Bezeichnung für die Gesamtheit des Veda.

Amrita [amṛta] adj und n unsterblich; Unsterblichkeit; Nektar der Unsterblichkeit. Die Hatha-Pra­dī­pikā berichtet von einem solchen „Nektar“, den der fortgeschrittene Yogī in den fein­stofflichen Zentren erfährt, was zu einer Kräftigung des Kör­pers, Freiheit von Krankheit und sogar Unsterblichkeit führen kön­ne.

Amrita-Bindu-Upanishad [amṛ­ta-bindu-upaniṣad] f eine der Yoga-Upanishaden, enthält nur 22 Verse und lehrt einen Yoga der Entsagung sowie Japa der heiligen Silbe OM. Amrita-Bindu ist der „unsterbliche Bindu.“

Amrita-Nāda-Upanishad [amṛta-nāda-upaniṣad] f eine der Yoga-Upanishaden, erläutert einen sechs­gliedrigen (shadaṅga) Yoga, der auf die Shvetāshvatara-Upa­nishad zurückgeht. Amrita-Nāda ist der ewige Klang.

Amshāvatāra [aṁśāvatāra] m Teilinkarnation (amśa-avatāra) ei­ner göttlichen Persönlichkeit, wo­bei diese nur für einen begrenzten Zeitraum bestimmte Aspekte ihres Wesens manifestiert.

Siehe auch Pūrnāvatāra.

Anāhata-Cakran wörtl. Cakra des nicht-angeschlagenen [Tones], trägt auch andere Bezeichnungen wie Hritpad­ma, Herz-Lotus. Es wird oft bildlich dargestellt als Hexagramm in ei­nem Kreis mit zwölf Blütenblättern. Die Keim­silbe ist yam, das Tiersymbol die Gazelle, die Farbe gold-rosa, das Tattva oder Grundelement Wind, Atem (Vāyu). Die Gottheiten sind Īsha, d.h. Shiva, und Rākinī.

Der Yogī hört bei der Konzentration auf dieses Herz-Cakra den nicht extern hervorgerufenen, selbst­existenten göttlichen Klang Om, der auch Anāhata-Dhvani genannt wird.

Ānandam oder n Freude, Seligkeit, die göttliche Glückseligkeit. Im Gegensatz zu Bhoga, dem Genuss der Sinne, ist Ānanda die höchste Seligkeit, die aus sich selbst existiert und nicht durch äußere Objekte bedingt ist. Ānanda ist eine der Grundeigenschaften des Brahman, das auch als Sat-Cit-Ānanda beschrieben wird, d.h. Sein-Bewusstsein-Freude.

In einigen Texten wird zwischen verschiedenen Formen von Ānan­da-Erfahrung differenziert, insbesondere im Kaschmir-Shiva­ismus, der sieben Ebenen kennt.

Das Wort Ānanda wird bei Mönchen in der Tradition Shankaras am Ende eines Namens verwendet, z.B. Vivekānanda, Freude durch Viveka (Unterscheidungskraft), oder Śivānanda, Seligkeit durch Shiva.

Ānandamaya-Kosha [kośa] m eine der fünf Hüllen (Kosha), die das höchste Selbst umgeben, wobei die vorliegende (ānanda-maya - aus Glückseligkeit bestehend) die letzte und subtilste ist.

Ananda Moyi Ma, Sri Ma Anan­damayi [śrī mā ānandamayī] die „glückselige Mutter“, ei­ne der bedeutendsten Heiligen und Yoginīs des 20. Jhs.

Sri Ma wurde am 30. April 1896 in einem kleinen Dorf im heutigen Bangladesh geboren. Ihr Vater war ein Vaishnava, der meisterhaft devotionale Lieder vortragen konnte. Im Einklang mit den Gebräuchen jener Zeit wurde Sri Ma bereits mit dreizehn Jahren verheiratet und zog zunächst in die Familie ihres Gatten, während er selbst in einer anderen Stadt lebte und arbeitete. Mit Gleichmut trug sie ihr Schicksal und leistete in seiner Abwesenheit die schwere Hausarbeit, die ihr auferlegt wurde. Schon damals gelang es ihr, durch aufrichtige Zuwendung und natürliches Mitfühlen das Herz fremder Menschen zu gewinnen.

Im Alter von 18 Jahren zog sie zu ihrem Gatten, der intuitiv ihre spirituelle Bestimmung spürte und zölibatär mit ihr lebte. Eines Tages, beim morgendlichen Bad, em­p­fing sie durch eine innere Stimme (Kheyal) die Weisung, eine Sā­dhanā, Yoga-Praxis, zu beginnen. Als sie am Abend den Namen Krishnas zu chanten begann, versank sie sogleich in eine innere Welt der Freude. Obgleich sie nichts von Yoga und Āsanas wusste, nahm sie spontan einige Stellungen ein. Auch als sie auf Wunsch ihres Gat­ten Bholanath, dessen Familie nicht der vishnuitischen Tradition angehörte, das Mantra wechselte und nun Shivas Namen chantete, blieb die Wirkung dieselbe und sie verbrachte oftmals viele Stunden in stiller Glückseligkeit.

Dieser Zeitabschnitt einer von innen her geführten Sādhanā dauerte etwa sechs Jahre. Spätere Gespräche, die sie mit Yogīs und Gelehrten über diese Phase führte, zeigten, dass sie während dieser Zeit ein höchst umfangreiches und detailliertes spirituelles Wissen er­worben hatte, wie es sonst nur wenigen Experten der Sanskrit-Yo­ga-Lite­ratur zugänglich ist.

Es war nun offensichtlich, dass sie bereits eine bedeutende spirituelle Verwirklichung besaß, und alsbald erhielt ihr Gatte auf eigenen Wunsch eine Einweihung von ihr. Auch in anderen Kreisen sprach sich ihre große Ausstrahlung herum und es trafen Besucher in großer Zahl ein.

Während der Kīrtans wurde immer wieder beobachtet, wie Sri Ma in Ekstase geriet, wobei sich ihre Augen schlossen und sie völlig selbstvergessen im Rhythmus der Musik hin und her schwankte. Oft lag sie danach Stunden im Sa­mādhi und erhob sich erst wieder, wenn Bholanath sie zurück ins Wachbewusstsein rief.

Sie war im Jahr 1924 mit ihm nach Dhaka gezogen, doch verließen sie die Stadt 1932 und unternahmen viele Reisen. Im Laufe der Zeit ergaben sich Kontakte auch zu prominenten Indern wie der Nehru-Familie, die ihre Nähe und spirituelle Inspiration suchten. In vielen Städten bildeten sich Zentren von Anhängern, die gemeinsam Kīrtan durchführten.

Auch nach Bholanaths Erkrankung und Tod im Jahr 1938 setzte sie ihre Reisetätigkeit fort und nahm zahlreiche Einladungen zu religiösen Veranstaltungen an. Meist aß sie nur wenig, fastete häufig für lange Zeiträume oder nahm nur jeden zweiten Tag etwas zu sich. Wenn sie gesundheitliche Probleme hatte, wollte sie diesen nicht viel Beachtung schenken. Tatsächlich war die Ursache vor allem, dass die Begegnungen mit der schnell wach­senden Zahl von Anhängern sie viel Kraft kosteten.

Vor ihrem Lebensende führte sie noch ein großes vedisches Opfer durch, das unter ihrer Obhut bis ins kleinste Detail nach den traditionellen Vorschriften ablief und für die Teilnehmer zu einem bedeutenden spirituellen Ereignis wurde. Danach zog sie sich mehr und mehr zurück und wollte, als sie erkrankte, keine Gebete für ihre Heilung mehr entgegennehmen. „Dieser Körper hat keine Krankheit, er wird ins Nicht-Manifeste zurückgerufen“, erklärte sie ihren Anhängern. Am 27. August 1982 verließ sie ihren Körper.

Ananda Villages spirituelle Gemeinschaften, die von Paramahansa Yoganandas Schüler Swami Kriyananda gegründet wurden, um Yoganandas Lehren gemeinsam und auch im Alltag zu praktizieren. Insgesamt über 700 Bewohner leben in mehreren Gemeinschaften in den USA wie auch in der Nähe von Assisi in Mittelitalien. Es war Yoganandas Vision, dass überall auf der Erde solche spirituellen Gruppen gegründet würden, um der Menschheit zu zeigen, wie ein einfaches, inspiriertes Le­ben zu wahrem Glück führen kann.

Ananga [anaṅga] m körperlos; ein Beiname Kāmas, den Shiva zu Asche verbrannte.

Anantaadj und m ohne Ende (an-anta), unendlich. Name der kosmischen Schlange Shesha, auf der Vishnu ruht; bezeichnet auch Vishnu selbst.

Anantashayana [anantaśayana] m derjenige, der auf der Schlange Ananta ruht, d.h. Vishnu.

Anantāsanan Ananta-Haltung.

Ananta (s.o.); āsana – Haltung.

Anasūyā, Anusūyā f die Gattin des Rishi Atri und die Mutter von Durvāsā. Sie war bekannt für ihre aufrichtige Hingabe und Tugend­haftigkeit und verfügte über übernatürliche Kräfte.

Anātmanm das Nicht-Selbst (an-ātman), d.h. alles, was als verschieden vom höchsten Selbst erfahren wird.

Anavasthitatvan Unstetigkeit beim Üben (an-avasthita-tva – Nicht-beständig-keit).

Anda [aṇḍa] n Ei. Auch Bezeich­nung für das kosmische Ur-Ei, aus dem nach alten Mythen die Schöpfung hervorging.

Andal [āndāl] südindische Dichterin und Anbeterin Vishnus im 9. Jh., sie war die einzige Frau unter den Alvars.

Andhakam Name eines Asuras der Dunkelheit (von andhaka, blind), welcher einst Pārvatī zu entführen versuchte, jedoch von Shiva getötet wurde.

Anga [aṅga] n Glied, Teil, Körper; Stufe eines Übungsweges.

Angiras [aṅgiras] m Name eines vedischen Rishis, Autor der Hymnen des 9. Mandala sowie von Abhandlungen über Recht und Astronomie.

Angula [aṅgula] m Finger; die Maßeinheit ein Finger breit.

Angushthāsanan die Daumenbreite-Haltung, Schwebesitz.

anguṣṭha – Daumen, Daumenbreite (über dem Boden); āsana - Haltung.

Animan [aĀiman] m Winzigkeit, Feinheit. Eine der übernatürlichen Kräfte (Siddhi), die der Yogī erwerben kann, d.h. die Fähigkeit, sich unendlich klein zu machen.

Aniruddham der Sohn Pradyumnas, der wiederum ein Sohn Krishnas und Rukminīs war. Sein Name bedeutet wörtl. „unwiderstanden, ungehindert“.

Einst verliebte sich Ushā, die Tochter des Asura-Königs Bāna in Aniruddha und brachte ihn durch ihre okkulten Kräfte in ihre Gemächer. Als der König ihn aber durch seine Wächter gefangensetzen wollte, wehrte er sich und besiegte sie mit seiner eisernen Keule. Daraufhin machte Bāna von seinen Zauberkräften Ge­brauch und hielt Aniruddha fest, bis schließlich Krishna, Balarāma und Pradyumna ihn befreiten.

Aufgrund einer Intervention Shivas wurde Bānas Leben jedoch verschont. Aniruddha und Ushā heirateten und begaben sich in die Heimat Aniruddhas, nach Dvā­raka.

Anirvacanīyaadj unsagbar, nicht mit Worten auszudrücken.

Añjali-Mudrāf Zusammenlegen der Hände auf Herzhöhe, um zu grüßen bzw. Ehrerbietung zu erweisen. Auch im modernen Hinduismus weit verbreitet.

Añjaneyam ein Name Hanumāns, abgeleitet vom Namen seiner Mutter, Añjanā.

Āñjaneyāsanan die Āñjaneya-Haltung; Halbmond; Mond.

Āñjaneya – Eigenname, Name Hanumāns; āsana – Haltung.

Ankusha [aṅkuśa] m od n Elefantenstachel; auch ein (glückverheißendes) Attribut Indras, Ganeshas und anderer Gottheiten.

Annamaya-Kosha [kośa] m die gröbste der fünf Hüllen, die das höchste Selbst umgeben, „aus Nahrung bestehend“ (anna-maya), d.h. der physische Körper.

Siehe auch Kosha.

Annapūrnā [annapūrṇā] f wörtl. diejenige, die voller Nahrung (anna) ist, d.h. die „Mutter der Fülle“, ein Name der Göttin Durgā oder Pārvatī. Sie wird mit einem Reistopf in den Händen dargestellt.

Antahkarana [antaḥ-karaṇa] n das „innere In­strument“, bezeichnet im Sānkhya das geistige Organ des Menschen, bestehend aus Buddhi, Ahamkāra und Manas.

Antakālam die Zeit (kāla) des Endes (anta), die Todesstunde. Krishna erklärt in der Bhagavadgītā 8.5.: „Und wer in der Stunde des Todes, beim Verlassen des Körpers, an Mich allein denkt, der gelangt ohne Zweifel zu meinem Wesen.“

Antakam ein Name des Todesgottes Yama, wörtl. der „Beender“.

Antarakumbhakam oder n das Anhalten des Atems (kumbhaka) nach voller Einatmung (antara bedeutet innen, innerlich).

Antarālan kleine Vorhalle zum Allerheiligsten eines Tempels.

Antarangan der innere (antar) Teil (aṅga), bezeichnet im Yogasūtra die letzten drei der acht Stufen des Yoga.

Siehe auch Bahiranga und Ash­tānga-Yoga.

Antarātmanm das innere Selbst, der höchste Geist, der im Menschen wohnt.

Antarāyam ein Hindernis auf dem Weg des Yoga, wie z.B. Trägheit, Zerstreuung oder Begierde etc.

Antariksha [antarikṣa] n der „Zwischen-Raum“, d.h. der Bereich zwischen Erde und Himmel, die Sphäre der Gandharvas und Apsaras.

Antaryāminm der innere Lenker, das Göttliche als innewohnende Gegenwart im Menschen.

Anugītāf ein Abschnitt im 14. Buch des Mahābhārata (14.16-51), mit Unterweisungen Krishnas für Arjuna. Dabei werden Themen wie die spirituelle Befreiung, Seelenwanderung, die Gunas u.a. erörtert.

Anugraham Gunst, göttliche Gnade, die dem aufrichtigen Yo­gī zuteil wird.

Anukramani [anukramaṇī] f Tabelle, Liste. Textgattung, die für die vedischen Hymnen das erste Wort jeder Hymne, die Anzahl der Verse, den Namen und die Familie der Rishis sowie die Metren und Gottheiten benennt.

Anuloma-Prānāyāma [prāṇāyā­ma] m eine Atemübung, bei der durch beide Nasenlöcher eingeatmet und wechselweise durch je ein Nasenloch ausgeatmet wird.

Anuloma bedeutet „mit dem Strom, natürlich“.

Anumānan in der Phi­losophie eine Schlussfolgerung auf­­grund bestimmter Voraus­set­zungen.

Anurāgam Liebe, Hingabe.

Anushthāna [anuṣṭhāna] n Ausführung, Praxis. Die systematische Durchführung religiöser Praktiken über einen längeren Zeitraum.

Anushtubh [anuṣṭubh] f Name eines Versmaßes, das 4 x 8 Silben enthält.

Anusara Yogam Yoga-Stil, der 1997 von dem Amerikaner John Friend begründet wurde. Das Wort anusāra bedeutet im Sanskrit „Folgen, Nachfolgen“ oder „natürlicher Zustand“ und wird hier frei übersetzt als „following one’s heart“, dem eigenen Herzen folgen, oder „flowing with grace“, mit der Gnade fließen. Ziel ist eine freudige Yogapraxis, die den Schülern hilft, „im Einklang mit dem Körper die innere Schönheit zu erleben.“

Fünf generelle Prinzipien der Ausrichtung (alignment) sollen den Übenden helfen, zu ihrer immanenten idealen Körperhaltung zu­rückzufinden und den Energiefluss im Körper zu verbessern. Aber nicht die Perfektion bei der Ausführung von Āsanas steht im Mittelpunkt, sondern die natürliche Freude, mit der sie ausgeführt und als Teil der persönlichen Entwicklung erlebt werden

John Friend verfügte über langjährige Erfahrung als Iyengar-Yoga-Lehrer und studierte intensiv das Tantra, bevor er sein eigenes System entwickelte, in das Elemente des Tantra einflossen. Yoga bedeutet für ihn, das Göttliche, das in allen Menschen präsent ist, zu erkennen und zu erwecken.

Meditieren, Chanten und das Studium heiliger Schriften sind Teil des umfangreichen Programms, das auch therapeutische Anwen­dun­gen beinhaltet.

Ānvīkshikī [ānvīkṣikī] f Logik, Philosophie, Metaphysik. Mit ih­rer Hilfe wird die Erkenntnis dessen, was wahres Selbst und Nicht-Selbst ist, erarbeitet.

Āpah [āpaḥ] f (Plural von ap) Wasser. Eines der fünf Elemente, die die physische Natur konstituieren. Die anderen sind Erde, Feuer, Wind, Äther.

Siehe auch Pañcabhūta.

Apānam wörtl. Herab-Atem oder -Energie (apa-āna). Einer der fünf Ströme des Prāna, wird im unteren Bereich des Körpers lokalisiert und reguliert Ausatmung und Ausscheidung.

Apānāsanan die Apāna-Haltung; Dehnung des unteren Rückens; Kniee zur Brust.

apāna – Apāna (s.o.); āsana - Haltung.

Aparā Prakriti [prakṛti] f die niedere Natur, die Welt des Stofflichen. Sie­he auch Prakriti.

Apara-Vidyāf das niedere Wissen, die relative, indirekte Erkenntnis, die durch den Intellekt und die Sinne erlangt wird. Dagegen ist Para-Vidyā die direkte, absolute Erkenntnis des Brahman.

Aparigraham Nicht-Ergreifen, Besitzlosigkeit, Freiheit von Habgier. Eine der fünf ethischen Leitlinien in der ersten Stufe des Rāja-Yoga. Siehe auch Yama.

Aparnā [aparṇā] die „Blattlose“, ein Name der Tochter Himavats. Einmal ging sie in eine so intensive innere Versenkung, dass sie nicht einmal ein Blatt zu sich nahm. Sie ist identisch mit Shivas Gattin Umā.

Āpastamba, Āpastambha m Name eines Rishis, der eine bedeutende vedische Schule begründete, in der unter anderem das Āpastamba­shrau­tasūtra ent­stand, ein Handbuch der Rituale.

Apavādam in der Philosophie die Zurückweisung oder Widerlegung einer falschen Meinung.

Apavargam spirituelle Befreiung, ein Synonym für Begriffe wie Moksha oder Kaivalya. Von apa-vṛj – abbiegen, verlassen (weltliche Geburten).

Appār [wörtl. Vater, Tamil] Name des südindischen Heiligen Tirunavukarasar, der im 7. Jh. lebte und einer der bedeutendsten Na­yanmars war. Er verfasste zahlreiche an Shiva gerichtete Lieder und Gedichte.

Es wird berichtet, dass Appar zunächst Jaina war und dann zum Shiva­iten konvertierte, nachdem er in einem Shiva-Tempel die wundersame Genesung von einer schweren Krankheit erfuhr. Er bekehrte später viele andere Menschen zum Shivaismus, so auch den jainistischen Pallava-Herr­scher Mahen­dra, der ihn einmal gefangen setzen und schwer misshandeln ließ. Doch als der Heilige anschließend wie unversehrt Shiva lobpries, war Mahendra so beeindruckt, dass er an Stelle des Jaina-Klosters in der Hauptstadt einen Shiva-Tempel errichtete.

Apsarāf himmlische Nymphe, Wesen von überirdischer Schönheit. Apsarās treten bisweilen als Verführerinnen von Yogīs auf, wenn diese durch überehrgeizige Askese sich selbst oder die Welt aus dem Lot zu bringen drohen, oder wenn es deren Bestimmng ist, zum Vater eines Kindes zu werden.

Die Apsaras leben in Indras Himmel und sind die Gefährtinnen der Gandharvas.

Āptakāmam ein Mensch, dem alle Wünsche (kāma) erfüllt sind und der daher spirituell befreit ist, weil er kein Begehren mehr hat.

Apunya [apuṇya] adj und n unrein. Fehler, Verfehlung, Nicht-Punya.

Ārambhāvasthāf der Zustand (avasthā) des Anfangs (ārambha). Das erste von vier Stadien in der Entwicklung eines Yogīs, gemäß der Hatha-Pradīpikā verbunden mit dem Hören von mystischen Klängen und dem Durchtrennen des Brahma-Granthi.

Andere Quellen nennen als Merkmale dieses Stadiums das Rezitieren von Om oder die Reinigung der Nādīs.

Siehe auch Avasthā.

Āranyaka [āraṇyaka] n (Abhandlung) „den Wald betreffend“. Gattung vedischer Schriften, die sich an die Brāhmanas anschließen und für die Lektüre von Einsiedlern im Wald (aran­ya) bestimmt sind.

Āratīf abendliche Anbetung mit Blumen, Räucherstäbchen und ei­ner Kampferflamme, welche kreisförmig um ein Götterbild geschwenkt wird. Dabei hat der Kampher eine symbolische Bedeutung: so wie er ohne Rückstände verbrennt, verzehrt die Flam­me von Gottes Liebe das menschliche Ego.

Arcanāf Verehrung des Göttlichen durch verschiedene Rituale.

Architektur die Wissenschaft von der Baukunst existiert in Indien bereits seit alter Zeit unter den Namen Sthāpatya-Veda, Vāstu-Jñāna und Vāstu-Vidyā und zählt zu den Upavedas oder sekundären Vedas. Offenbart wurde sie nach alter Lehre den Menschen von Vishvakarman, dem göttlichen Ur-Architekten.

Dieses Wissen wurde von zahllosen Baumeister- und Handwerker-Generationen zunächst mündlich überliefert, bevor es ab ca. dem 4. Jh. auch schriftlich fixiert wurde.

Die Texte beschäftigen sich mit allen äußeren ebenso wie den esoterischen Aspekten insbesondere des Tempelbaus. So geht es nicht nur um das rechte Material und die rechte Farbe für den jeweiligen Bau, sondern auch um die Kunst der optimalen Anordnung von Räumen, wobei dem Feng-Shui verwandte Überlegungen eine Rolle spielen. Auch das fachkundig durchgeführte Ritual der Einweihung unter Berücksichtigung astrologischer Kon­­stel­la­tionen ist von Bedeutung.

Während nordindische Tempel in der Regel nur eine begrenzte Größe aufweisen, wurden in Südin­dien teils riesige großflächige An­lagen errichtet.

Siehe auch Kunst.

Ardha halb, halbe, halber etc., ein Wortelement in Āsana-Bezeich­nungen.

Ardhacandrāsanan Halbmond-Haltung.

ardha – halb; candra – Mond; āsana – Haltung.

Ardhamandalāsanan Halbkreis-Haltung.

ardha – halb; maṇḍala – Kreis; āsana – Haltung.

Ardhamatsyendrāsanan die hal­be Matsyendra-Haltung; der halbe Drehsitz.

ardha – halb; matsyendra – Name eines Yoga-Meisters (Mat­syen­dra); āsana – Haltung.

Ardhanārīshvaram der Gott Shiva als androgynes Wesen in halb männlicher und halb weiblicher Form, wodurch die transzendente Einheit von Shiva und Shakti symbolisiert wird.

ardha – halb; nārī - Frau; īśvara – Herr.

„Arische Einwanderung“ siehe Indoarische Migration.

Arishta [ariṣṭa] n Vorzeichen, Omen. Aufgrund der Vernetzung von Mikro- und Makrokosmos können bestimmte äußere Ereignisse als spirituell relevant gedeutet werden. So wurde z.B. von vielen Beobachtern ein ungewöhnlicher Lichtschweif am Himmel gesichtet, als Ramana Maharshi seinen Körper verließ.

Ārjavan Aufrichtigkeit, wird u.a. in der Bhagavadgītā als positive Eigenschaft des Yoga-Aspiranten genannt.

Arjuna, Ardschuna m im Mahā­bhārata einer der fünf Pāndava-Brüder und mächtiger Kämpfer. In der Bhagavadgītā, die Teil des Mahābhārata ist, tritt er als Schüler und Gesprächspartner Krishnas auf und empfängt von ihm dessen spirituelle Lehren in einem Augenblick großer persönlicher Niedergeschlagenheit. „ar­juna“ bedeu­­tet weiß, hell, rein. Siehe auch Pāndu.

Ārogyan Gesundheit. Im Ha­tha-Yoga kann dieser Begriff im Sinne einer Befähigung für bestimmte Praktiken wie z.B. Atemregulierung erweitert werden.

Ārohanāsanan die Hebestellung.

ārohaṇa – Anheben (der gestreckten Beine); āsana – Haltung.

Artham Ding, Objekt; Reichtum, Wohlstand, Besitz; Ziel, Zweck. Das Wort bezeichnet auch speziell eines der vier Ziele menschlichen Strebens (Purushārtha), d.h. das Erwerben materiellen Wohlstands in der ersten Lebensstufe.

Arthashāstra [arthaśāstra] n Abhandlung über den (politischen) Nutzen, Lehrbuch der Staatskunst, gemäß der Überlieferung verfasst von Kautilya, auch Cā­nak­ya genannt. Allerdings vermutet die Forschung, dass es sich tatsächlich um eine Kompilation handelt, an der mehrere Autoren beteiligt sind.

Inhaltlich geht es in 15 Abschnitten um alle Fragen der Staatskunst und Regierung, die Ausbildung des Herrschers und seine Pflichten.

Aruna [aruṇa] m vedischer Gott der Morgenröte; Morgenröte; Kutscher der Sonne, Sūrya.

Arunāchala [aruṇācala] m ein heiliger Berg im südindischen Tamil Nadu, der nach örtlicher Legende älter als der Himālaya sein soll. Bekannt wurde der kleine Berg durch Ramana Maharshi, der viele Jahre in dessen Höhlen meditierte und später seinen Ashram in der Nähe begründete. An seinem Fuß befindet sich auch der riesige Arunāchaleshvara-Tempel.

Die wörtliche Bedeutung ist rötlicher (aruṇa) Berg (acala). aruṇa bedeutet auch Sonne, Morgenröte.

Arunāchaleshvara-Tempel siehe Tiruvannāmalai.

Arundhatīf die Frau des Sehers Vasishtha, sie gilt den Hindus als ideale Ehefrau.

Āryaadj und m das Wort bedeutet in seiner Grundbedeutung „edel“ und wurde in der vedischen Zeit für aufrichtige spirituelle Sucher verwandt, während unaufrichtige oder nicht fähige „anārya“ waren. Es stand auch allgemein für Menschen, die aufstreben, sich um etwas bemühen.

Das Wort erhielt erst auf der Grundlage von Interpretationen ei­niger westlicher Gelehrter die Bedeutung „Arier“ im Sinne eines überlegenen Volkes.

Siehe auch Indoarische Migration.

Aryamanm Name eines Āditya, einer vedischen Gottheit, die oft zusammen mit Mitra und Varuna angerufen wird. Aryaman steht für die Kraft des Opfers, die nach Wahrheit strebende Aktion.

Ārya Samājm arische oder edle Gesellschaft. Eine Vereinigung, die 1875 von Svami Dayananda Sarasvati gegründet wurde, um die alte und ursprüngliche vedische Tradition neu zu beleben und zu bekräftigen. Teil der Arbeit der Gesellschaft war es, der Konvertierung von Hindus in andere Religionen entgegenzuwirken und diese, wenn möglich, rückgängig zu machen.

Die Zuwendung auch zu den Angehörigen niederer Kasten und Kastenlosen fand keine Akzeptanz in höheren Gesellschaftsschichten, so dass die Bewegung in Indien nur begrenzte Wirkung entfalten konnte.

Der Ārya Samāj fand zum Teil auch im Ausland unter Bürgern indischer Abstammung Anklang und unterhält heute weltweit zahlreiche Zentren, welche vor allem soziale und philanthropische Aktivitäten koordinieren.

Siehe auch Dayananda Sarasvati, Svami.

Asamprajñāta-Samādhi [asaṁ­pra­jñāta] m die zweite und höchste Stufe des Samādhi. Bei der ersten (sam­prajñāta – bewusst) wird der Geist des Meditierenden eins mit dem Gegenstand der Konzentration, aber es existiert beim Individuum noch das Bewusstsein ei­nes Objekts.

Beim asamprajñāta (nicht-b­e­wusst, überbewusst) wird auch diese Vorstellung eines Objektes gelöscht. Wenn man lange in diesem absoluten Zustand verharrt, werden die Samskāras, die unterbewussten Wünsche, Impressionen etc. aufgelöst, die bei der ersten Stufe zwar unter Kontrolle sind, aber noch weiter im Keim bestehen bleiben. So bewirkt dieser Samādhi die Loslösung von allen Karma-Ketten und führt zur spirituellen Befreiung.

Er wird auch Nirbīja-Sa­mādhi ge­nannt („ohne Keim“), im Vedānta Nirvikalpa-Samādhi („oh­ne Differenzierung“ von Subjekt und Objekt).

Āsanan Sitz; Matte; Körperhaltung. Die Grundbedeutung leitet sich ab von der Wurzel ās, sitzen. Ursprünglich bezeichnete das Wort die besondere Fläche, auf welcher der Yoga-Übende sitzt. Texte wie die Bhagavadgītā (6.11) führen detailliert aus, wie dieser Untergrund beschaffen sein soll, d.h. nicht zu hoch oder zu tief, sauber und in ruhiger Umgebung. Auch die Art des Sitzes, aus heiligem Gras, Tuch oder Tierfell, wird ausführlich be­schrieben.

Die Bedeutung „Yoga-Haltung“ ist die bekannteste. In der Bhagavadgītā 6.13 und im Yogasūtra 2.46 wird das Thema „Körperhaltung“ (während der Meditation) nur sehr kurz angesprochen, aber Schriften wie die Ha­tha­pradīpikā oder Gheranda-Sam­hitā stellen zahlreiche Āsanas im Detail vor.

Einige Texte sagen, Shiva habe ursprünglich 840 000 Haltungen dargelegt, die individuell den verschiedensten Arten von Lebewesen gerecht werden. Aber für den praktischen Gebrauch werden, je nach Quelle, 32 oder auch 84 gängige Āsanas genannt. Aktuelle Yoga-Titel stellen zum Teil weit über 100 vor. Die historisch ältesten Abbildungen von Āsanas wurden auf den Siegeln der Indus Kultur gefunden (siehe auch Ha­tha-Yoga, vorletzt. Abs.).

Der ursprüngliche Zweck der Haltungen war, den Körper während langer Meditationen zu stabilisieren, wobei z.B. empfohlen wird, Rücken, Hals und Kopf möglichst in gerader Linie zu halten. Ferner sollten Āsanas generell auch die Gesundheit des Üben­den stärken. Die so erworbenen Erfahrungen legten die Grundlage für erfolgreiche therapeutische Anwendungen in unserer Zeit.

In Yoga-Schulen werden Āsanas in zahlreichen Übungsstilen unterrichtet. So können die einzelnen Stellungen z.B. eher langsam und meditativ oder zügig, fließend und kraftvoll durchgeführt werden.

Viele Variationen sind auch bei der Anzahl von Āsanas in einer Übungseinheit möglich, ebenso bei der Zusammenstellung von bestimmten Sequenzen, indem die einzelnen Stellungen so aufeinanderfolgen, dass eine optimale Wirkung erzielt wird. Dabei können Sequenzen auch individuell erstellt werden, um den Voraussetzungen und Erfordernissen des Einzelnen zu entsprechen.

Einige Schulen verwenden Hilfsmittel wie Blöcke und Seile und legen großen Wert auf die präzise Durchführung der Āsanas, wobei die Lehrenden persönlich eingreifen und korrigieren. Andere sagen nur die Übungen an und heben mehr den Aspekt der inneren Erfahrung hervor.

So kann auch grundsätzlich die Zielrichtung des Unterrichts variieren, indem die Āsanas in der einen Schule primär als Teil einer spirituellen Praxis verstanden wer­den, während eine andere vor allem Zwecke wie Fitness und Therapie verfolgt.

Ein wichtiger Aspekt der Āsanas ist ihr Einfluss auf den feinstofflichen Körper, d.h. die Nādīs und Cakras, deren Energieströme gezielt gelenkt werden. Eine entsprechende Übungspraxis ist in der Regel nicht Teil des populären Yoga-Unterrichts, wird aber von einigen Yoga-Zentren als Teil ih­res Programms angeboten.

Einige bekannte Übungsstile sind Anusara-Yoga, Ashtānga-Vinyāsa-Yoga, Iyengar-Yoga, Pilates-Yoga, Sivananda-Yoga, Viniyoga, Ye­­su­dian-Yoga.

Siehe auch Hatha-Yoga.

Asatn das Nicht-Sein (a-sat). Be­zeichnet den unbeschreiblichen und unerkennbaren Urgrund des Seins, aber auch das Un-Wirk­liche, welches nicht echtes Sein ist.

Ein bekanntes Gebet in den Upa­nishaden, beginnt mit den Worten: asato mā sad gamaya – vom Nichtsein führe mich zum Sein.

In der Schöpfungshymne in Rigveda 10.129.1-2 heißt es: „Seiendes war nicht, noch Nichtsein. Nicht Erde oder Luftraum oder Himmelsgewölbe... Ewig waltete das Ureine ohne Atem, und außer Ihm war nichts im weiten Kosmos.“

Siehe auch Sat.

Āshādha [āṣāḍha] m Name des vierten Monats im Hindu-Ka­len­der (Juni/Juli).

Āshaya [āśaya] m Ruhestätte, Sitz, Platz, Behältnis. In der Yoga-Philosophie die Ansammlung von Früchten früherer Handlungen, auch Karma-Āshaya („Handlungs­depot“) genannt. Diese reifen in den unterbewussten Schichten des Men­schen und beeinflussen seine Geburt, Lebensdauer und Lebenserfahrung.

Siehe auch Samskāra.

Ashoka (1) [aśoka] m od adj wörtl. “ohne Sorge”, a-shoka. Name eines stets grünen heiligen Baumes (Saraca indica). Dessen rote Blüten dienen, zu Gir­landen gebunden, der Verehrung des Liebesgottes. Der Rinde des Baumes werden im Ā­yur­veda Heilwirkungen zugeschrieben.

Ashoka(2) [aśoka] m Name eines berühmten Königs, der im 3. Jh. v.Chr. in Nordindien lebte (272 – ca. 231). Eine tiefe innere Krise nach einem blutigen Feldzug bewirkte seinen Übertritt zum Bud­dhismus, dessen Verbreitung er nach Kräften förderte.

Āshrama (1) [āśrama] m oder n Einsiedelei; Mönchszelle; religiöses oder spirituelles Zentrum, Ashram. Von der Wurzel śram, sich anstrengen, denn dies ist ein Ort, wo sich Schüler unter Anweisung eines Lehrers um Fortschritt bemühen. In Indien tragen viele große Yoga-Zentren diese Bezeichnung.

Āshrama(2) [āśrama] m in den vedischen Schriften Bezeichnung für die vier klassischen Lebensstadien des Menschen: Brahmacarya, die Zeit des Lernens als Schüler; Grihastha, das Stadium des Familienvaters und Haushälters, der seine entsprechenden Pflichten erfüllt; Vānaprastha, die spirituelle Suche in der Einsamkeit; und Samnyāsa, Entsagung aller gesellschaftlichen Bindungen und ausschließliches Streben nach Mok­sha, spiritueller Befreiung.

Ashtādhyāyī [aṣṭādhyāyī] f die bekannte Sanskrit-Grammatik des Pānini, wörtl. „Jene, welche acht Kapitel hat“. Pānini vermochte es, die zahlreichen, teils komplizierten Regeln der Sanskrit-Gram­matik in äußerst knappe Formeln zu fassen, wofür er sich eine eigene Kürzel-Sprache schuf.

Ashtānga-Yo­ga [aṣṭāṅ­gayo­ga] m der Yoga der acht (aṣṭa) Glieder (aṅga). Der aus acht Stu­fen bestehende Yoga-Weg des Pa­tañjali: Ya­ma, Niyama, Āsana, Prānā­yā­ma, Pratyāhāra, Dhā­ra­nā, Dhyā­­na, Samādhi.

Siehe ausführliche Erläuterungen unter diesen Sanskrit-Begriffen und eine zusammenfassende Darstellung unter Rāja-Yoga.

Ashtānga-(Vinyāsa-)Yo­gam Be­zeich­nung für ein Körper­ar­beitssystem, das insbesondere K. Pattabhi Jois, ein Schüler von Krishna­macharya, im südindischen Mysore etwickelt hat. Das Übungssystem besteht aus sechs Serien von Āsanas, die jeweils einem bestimmten Muster folgen, indem die energetische Intensität ständig zunimmt, einen Höhepunkt erreicht, dann wieder abflacht und in tiefer Entspannung endet.

Die einzelnen Āsanas sind durch Bewegungselemente mit synchro­ni­sierter Atmung verbunden (Vi­nyāsa heißt „Bewegung, Stellung; Verbinden“) und werden dynamisch durchgeführt, wobei auf eine korrekte, gesundheitsfördernde Ausrichtung der Gelenke Wert gelegt wird.

Die Übungen erzeugen eine große innere Hitze, die die Muskeln geschmeidig werden lässt und das Nervensystem reinigt, während die Körperzellen reichlich Sauerstoff und Energie erhalten. So soll der Körper stark und flexibel werden und der Geist ruhig und konzentriert. Als sehr wichtig wird die bewusste Wahrnehmung des Atems während der Übungsfolgen bezeichnet.

Ashtāvakra [aṣṭāvakra] m Name eines bekannten Weisen, der ein Lehrer Patañjalis war. Aufgrund eines Fluches seines Vaters trug er acht (aṣṭā) körperliche Missbildungen (vakra), von denen er jedoch später durch den Segen seines Vaters wieder befreit wurde. Aṣ­ṭāvakra lehrte einen reinen Jñāna-Yoga oder Weg der Erkenntnis.

Ashtāvakrāsanan die Ashtāva­kra-Haltung.

aṣṭāvakra – Eigenname (s.o.); āsana – Haltung.

Ashva [aśva] m Pferd. Als Ur-Pferd gilt in der indischen Mythologie Uccaihshravas, welches beim Quirlen des Milchozeans hervortrat. Indra eignete sich dieses göttliche, weiße Pferd an und stutzte ihm seine Flügel, damit es auf Erden bliebe.

In den Purānas heißt es, Vishnu werde am Ende des Kali Yuga auf einem weißen Schimmel reitend erscheinen und ein neues Zeitalter des Lichts und der Wahrheit einläuten.

Schon im Rig-Veda finden Pferde Erwähnung, und die Brihadāran­yaka-Upanishad eröffnet mit einem imposanten Bild, in welchem der ganze Kosmos in Gestalt eines gewaltigen Opferrosses visualisiert wird.

In der epischen Literatur spielt das Pferd eine wichtige Rolle als Streitross.

Siehe auch Ashvamedha-Yajña.

Ashvamedha-Yajña [aśvamedha] m Pferde-Opfer, ein sehr umfassendes vedisches Ritual, das von Königen zur Erlangung von Nachkommen oder in Verbindung mit der Erweiterung des Reiches durchgeführt wurde.

Ein besonders edler Hengst wurde auserwählt und lief dann ein Jahr frei herum, begleitet von einem Wächter des Königs. Dabei fiel dem König jedes Land zu, welches das Pferd betrat, sofern der lokale Herrscher nicht Widerstand leistete. Am Ende wurde das Pferd im Verlaufe einer großen öffentlichen Zeremonie geopfert.

Ashvasamcalanāsana ashva-sam­­calanāsana n die Reiter-Haltung.

aśva – Pferd; saṁcalana - Bewegen; āsana – Haltung.

Ashvattha [aśvattha] m der heilige Feigenbaum (Ficus religiosa), auch Pipal oder Bodhi genannt. In der Bhagavadgītā 15.1 wird das Bild des unvergänglichen Ashvattha-Bau­mes gebraucht, des­sen Wurzeln oben (im Himmel) sind, während seine Zweige sich nach unten in die Erde erstrecken.

Dieser Baum gilt als Weisheitsbaum. Wer ihm zu Füßen meditiert, soll – wie dereinst der Bud­dha – zur Erleuchtung gelangen.

Ashvatthāman [aśvatthāman] m im Mahābhārata der Sohn Dronas, einer der Generäle der Kauravas. Er gehörte auf deren Seite zu den drei einzigen Überlebenden der großen Schlacht und soll der Legende nach unsterblich sein.

Āshvina [āśvina] m Name des siebten Monats im Hindu-Kalen­der (Sept.-Okt.).

Ashvins [Skrt. aśvinau] m ein vedisches Götterpaar, Zwillingssöhne der Sonne, die als Ärzte, Heiler und Erlöser auftreten.

Sie erscheinen am Morgen auf einem von Pferden gezogenen Wagen am Himmel und lenken ihn zur Erde, wo sie die Menschen vor Unheil bewahren und sie zur Erleuchtung führen.

Ashvinī-Mudrāf [aśvinī] eine Praktik, bei der wiederholt die Schließmuskeln des Anus zusammengezogen werden. Die Übung soll kräftigend wirken und helfen, die Kundalinī, die verborgene Schlangenkraft, zu erwecken.

Ashvinī ist der Name einer Nymphe, der Gemahlin der Sonne, die sich einst in Form einer Stute verbarg.

Askese siehe Tapas.

Asmitāf Ich-heit (asmi-tā), das Ichgefühl. Die Wahrnehmung seiner selbst als gesondertes We­sen. Im Yogasūtra einer der fünf Kle­shas oder Leidursachen.

Asteyan das Nicht-Stehlen. Eine der fünf ethischen Leitlinien der ersten Stufe im Rāja-Yoga. Mit „Stehlen“ (steya) ist nicht nur das Entwenden im rechtlichen Sinn gemeint, sondern auch allgemein das Begehren von Dingen, die anderen gehören.

Siehe auch Yama.

Āstikaadj oder m jemand, der gläubig ist oder an die Existenz Gottes glaubt. Von asti, er, sie, es ist oder existiert.

Āstikyan Glauben, Vertrauen. Glauben an die Realität der Welt (im Gegensatz zum Māyāvāda) und der Allgegenwart des Göttlichen in ihr.

Astran Waffe, Pfeil, Schwert, Geschoss. Oft auch Waffen, die im Kampf zwischen Göttern und Asuras verwendet wurden und auf­grund okkulter Kraft besondere Wirkung entfalten konnten.

Astralreisen siehe unter Ākā­shaga­ma­na.

Astrologie siehe Jyotisha.

Asuram ungöttliches Wesen, Dämon, Titan. Ursprünglich hat­te dieses Wort genau die entgegengesetzte Bedeutung und steht im Veda (mit Ausnahme einiger weniger Hymnen) und im Avesta der Parsen (Ahura) für das höchste göttliche Wesen. Die spätere negative Bedeutung entstand vermutlich aus der – eigentlich falschen – etymologischen Deutung a-sura, un-göttlich.

Der Kampf zwischen Göttern (Devas) und Asuras ist ein häufig wiederkehrendes Motiv in den indischen heiligen Schriften. Die Asuras, die ursprünglich Kräfte des Göttlichen waren, sich jedoch in einer frühen Phase der Schöpfung wie gefallene Engel vom Einen abwandten, verfügen über gewaltige Kräfte und bringen die Götter oft in große Bedrängnis.

Die Bhagavadgīta widmet das ganze 16. Kapitel dem „Yoga der Unterscheidung zwischen dem Göttlichen und Asurischen“.

Atem siehe Prāna.

Atharvavedam der vierte Veda, benannt nach dem Feuerpriester Atharvan, dem ältesten Sohn Brahmās; der Text enthält im wesentlichen seine magischen Zaubersprüche, aber auch bereits einige Gedanken und An­sätze, die zu späteren Yoga-Praktiken hinführen.

Siehe auch Veda.