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Vermissen Sie ebenfalls den Blick auf das große Ganze, wenn Sie Artikel über die Digitalisierung, Big Data, Data Science, Datenethik oder der Künstlichen Intelligenz lesen? Und verstehen Sie die Themen auch nur ansatzweise, weil viele unbekannte Fachbegriffe darin vorkommen? Genau dies sind die Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Es soll pragmatisch und leicht verständlich aufzeigen, worum es eigentlich bei Daten, Digitalisierung, Data Science und der Künstlichen Intelligenz (KI) im Grundsatz geht. Dieses Buch beantwortet mit vielen Praxisbeispielen die häufigsten Fragen zu Digitalisierung, Big Data, Data Science, Datenethik sowie der Künstlichen Intelligenz und entschlüsselt die zahlreichen Mythen darüber. Zugleich dient es als Nachschlagewerk mit 115 Abbildungen und einem umfangreichen Glossar von 200 Fachbegriffen. Das Buch gibt einen Einblick in die bereits heute mögliche Nutzung von Daten und soll Führungskräfte sowie Fachexperten dazu ermuntern, unkonventionelle und alternative Lösungsansätze selbst zu entwickeln und in der Praxis auszuprobieren. Dem interessierten Laien dient es als grundlegende Lektüre für einen Blick hinter die Kulissen.
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Seitenzahl: 489
Veröffentlichungsjahr: 2020
Dieses Buch ist allen jenen Menschen gewidmet,
die unsere Welt zu einem besseren Ort machen.
Besonderen Dank möchte ich meiner
geliebten Frau Anita aussprechen,
die in allen schwierigen Zeiten mein Fels
in der stürmischen Brandung ist
sowie
meinen aufmerksamen und fürsorglichen
Eltern Josef und Gertraud,
deren Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft
mein Leben bestimmt haben.
Manfred Kulmitzer
Data Intelligence
Über die Macht der Daten
© 2020 Manfred Kulmitzer
1. Auflage
Autor, Texte: Manfred Kulmitzer
Umschlag, Illustration: Manfred Kulmitzer
Lektorat, Korrektorat: Manfred Kulmitzer
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-10143-2
Hardcover
978-3-347-10144-9
e-Book
978-3-347-10145-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitende Worte
1. Das Proömium
2. Ein Blick hinter die Kulissen
2.1 Über die Logik falscher Überzeugungen
2.2 Meinungsblasen und objektive Informationen
2.3 Die Fähigkeit des selbständigen Denkens
3. Ein zweckmässiger Überblick
3.1 Ein feiner, aber wichtiger Unterschied
3.2 Intelligente Datensammlung mit «Smart Data»
3.3 «Data Intelligence» ist die Zukunft
3.4 Ein Ordnungsrahmen für alle Daten
3.5 Ein Datenmodell bringt den Überblick
3.6 Den Reifegrad von Daten bestimmen
4. Rechtliche und ethische Fragen
4.1 Gedanken zur Datenethik
4.2. Informationssicherheit und Cyber Security
5. Entwicklung einer Datenstrategie
5.1 Schritt 1: Eine Datenvision formulieren
5.2 Schritte 2 bis 4: Eine Datensicht etablieren
5.3 Schritt 5: Die konkrete Umsetzung planen
6. Das Daten- und Informationsmanagement
6.1 Eine umfassende Daten-Governance
6.2 Die passende Datenarchitektur
6.3 Pragmatisches Datenqualitätsmanagement
6.4 Ein effizienter Datenbetrieb
6.5 Eine effektive Datenbereitstellung
6.6 Die zeitgemässe Datennutzung
6.7 Ein tadelloses Records Management
7. KI – Eine unsichtbare, finstere Macht?
7.1 Grundlagen zu Künstlicher Intelligenz
8. Die Zukunft der Datennutzung
8.1 Kann man Daten zu Geld machen?
8.2 Ein Zielbild für die «Data Intelligence»
9. Fazit
Über den Autoren
Literaturverzeichnis
Glossar
Einleitende Worte
«Data Intelligence bedeutet, das gewünschte (Unternehmens-)Wissen aufbereitet und möglichst einfach zur Verfügung zu stellen, wo immer man es haben will.»
Gerade in den Zeiten der Corona-Krise und des dadurch verursachten, fast vollständigen Stillstandes der Welt sollte man sich darüber im Klaren sein, dass jede Krise auch eine Standortbestimmung ist. Es hat in den letzten hundert Jahren und davor immer wieder globale Krisen gegeben, welche die Menschheit schwer getroffen haben - man denke nur an die Weltwirtschaftskrise von 1929.
Jedes Mal hat die Menschheit auf den jeweiligen, zuerst bescheidenen und im Laufe der Zeit sich verbessernden, wissenschaftlichen und technologischen Kenntnissen aufbauen können und mit stetiger Innovation diese Weltkrisen mehr oder weniger gut überstehen können - wenngleich oft mit bedauerlich hohen, in vielen Fällen leider auch menschlichen Opfern und beträchtlichem finanziellen Schaden.
Ich habe mich bereits gewundert, warum nur wenige meiner Freunde, Bekannten oder Arbeitskollegen in letzter Zeit die Antworten auf diese, für mich wichtigen Fragen haben wollten:
• Warum sind eigentlich die vielen vorhandenen Daten aus dem Internet (Facebook, Google & Co.) nicht besser genutzt worden, um diese Krise zu erahnen oder vorherzusagen?
• Wird die Benutzung meines Handys oder Computers beim Surfen im Internet durch Unternehmen oder den Staat überwacht?
• Sind meine Daten, Fotos und Videos im Internet indessen sicher?
• Was ist denn der Unterschied zwischen Datenschutz und Datenethik?
• Was passiert eigentlich mit meinen Daten, die ich im Internet und in den Apps am Handy nutze - werden diese nach der Nutzung gelöscht?
• Und wofür taugt die so hoch angepriesene Künstliche Intelligenz (KI), wenn nicht einmal diese Corona-Krise damit vorhergesagt werden konnte?
Leider sind die Antworten auf diese Fragen in Tat und Wahrheit nicht ganz so einfach.
In den letzten 25 Jahren habe ich mir ein umfassendes Expertenwissen über die Digitalisierung, Daten und Big Data, Data Science und Künstliche Intelligenz sowie den dazugehörigen Technologien für den effektiven und zielgerichteten Umgang mit Daten aufgebaut.
Ich sehe den digitalen Wandel nicht als rein technologisches Phänomen, sondern will diesen als gesellschaftliche Chance begreifen und daher sind vor allem die dafür notwendigen intellektuellen, kulturellen und emotionalen Transformationen zu adressieren. Darum habe ich entschlossen, dieses Buch zu schreiben, um pragmatisch und allgemein verständlich für jeden aufzuzeigen, worum es eigentlich bei Daten, der Data Science und der Künstlichen Intelligenz im Grundsatz geht.
Das Buch ist somit eine gesamtheitliche Aufklärungsarbeit, um die zahlreichen, komplizierten Geschichten und Mythen zu entschlüsseln und für jedermann verständlich zu erklären und dient zugleich als Nachschlagewerk mit einem umfangreichen Glossar von 200 Fachbegriffen und 115 Abbildungen. Anhand zahlreicher und praxisbezogener Beispiele erläutere ich, wie die Begriffe in diesem Zusammenhang zu verstehen sind, welche Konzepte und Methoden für Daten und Technologien existieren, und erkläre ausführlich, wie diese funktionieren.
Dieses Buch beantwortet ebenfalls die Frage, welchen Nutzen vorhandene oder neu geschaffene Daten und die dazugehörigen Technologien im Sinne einer nachhaltigen Innovation für die Digitalisierung und datenzentrische Geschäftsmodelle bringen können.
Nun fragt man sich eventuell, wieso ich das Buch just zu diesem Zeitpunkt schreibe?
Den Gedanken, ein Buch über meine Erfahrungen zu schreiben, trage ich bereits seit einigen Jahren mit mir herum - auch als Reaktion auf die vielen positiven Rückmeldungen bei meinen Vorträgen zu diesem Thema. Die Corona-Krise und der damit verbundene Stillstand haben bei mir nun den intensiven Impuls ausgelöst, dieses Ansinnen schlussendlich in die Tat umzusetzen. Ich bin überzeugt davon, dass dies nicht das letzte schlimme und globale Ereignis für die Menschheit war, und wir in den nächsten Jahren - also in durchaus absehbarer Zeit - wieder eine ähnliche, wenn in der Ausprägung eventuell anders geartete Krise haben werden.
Mit einem fundierten Verständnis über Daten und Informationen, der effizienten Nutzung von heute bereits vorhandenen und morgen neu entwickelten Technologien sowie einem umfassenden Einblick in heutige wissenschaftliche Erkenntnisse und einem grundsätzlichen Vertrauen in die Wissenschaft können wir die nächste Krise sicherlich besser meistern, möglicherweise bereits jetzt vorhersagen oder sogar ganz verhindern.
Die Bereitstellung von intelligenten Datenbeständen, welche ich mit «Smart Data» bezeichne, und der zukünftige Einsatz von «Data Intelligence» als neuartiger Ansatz für den Einsatz von Data Science wird die Entwicklung der Digitalisierung und von datenzentrischen Geschäftsmodellen stark beschleunigen.
In Kombination mit dem Einsatz von «Augmented (Human) Intelligence» - meinem Verständnis für die kognitive Nutzung der Künstlichen Intelligenz - kann dies unsere Welt zu einem besseren Ort machen, wo Probleme und Krisen besser vorhergesagt oder sogar vermieden werden können, was sinnstiftend auf Menschen und Unternehmen wirkt.
Dieses Buch gibt Einblick in den bereits heute möglichen Einsatz von «Data Intelligence» und soll Führungskräfte sowie Fachexperten dazu ermuntern, unkonventionelle und alternative Lösungsansätze selbst zu entwickeln und in der Praxis auszuprobieren. Und es dient dem interessierten Laien als anregende Lektüre für einen «Blick hinter die Kulissen» bei Daten, Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz.
In diesem Sinne - viel Spass bei einer spannenden Lektüre!
1. Das Proömium
Hier sind wir also - diese vollkommen wirkende Ruhe steht mitten im Raum, sowohl drinnen in der wohligen Wärme der beheizten Wohnung als auch draußen an diesem kalten, aber wolkenlosen Morgen, an dem die Sonne gleißend gelb mitten am klaren, lichtblauen Himmel strahlt. Der übliche, laute Straßenlärm von vorbei- fahrenden Autos und Motorrädern ist nicht zu vernehmen und es sind gar keine weißen Kondensstreifen von Flugzeugen am blauen Himmel zu sehen; ein Hund, den ich nicht sehen kann, kläfft einige energische Töne aus der Ferne und zahlreiche Vögel zwitschern lautstark um die Wette; immerhin hat seit einigen Tagen bereits der Frühling Einzug im Land gehalten.
Niemand, schon gar nicht ich selbst, hätte noch vor ein paar Wochen jemals diese Stille für möglich gehalten, diesen kompletten Stillstand des gesamten Lebens, diesen «Lockdown» eines ganzen Landes - nein, eines ganzen Kontinents und nun sogar der ganzen Welt. Ich stehe vor dem Eingang unseres Hauses, gleich neben dem grauen, steinernen Löwen mit seiner grinsenden Fratze und den spitzen Zähnen, der symbolisch das Haus beschützen soll, zünde mir mit einem Streichholz zischend eine dieser braunen Zigarillos mit Filter an und blase nach dem ersten Zug den Rauch als weiße, sich langsam verflüchtigende Wolke in diesen kalten, ruhigen Morgen.
Meine Gedanken kreisen um die letzten Tage und Wochen, als noch nichts auf diesen kompletten Stillstand und die darauffolgende Stille hingewiesen hat. Meine Frau Anita und ich waren gerade von schönen, entspannenden Ferien aus dem nahen Südtirol zurückgekommen, wo kein Anzeichen für die bevorstehende Krise - es war wirklich nur wenige Tage davor, wie sich später herausstellte - zu sehen war, die Leute waren vergnügt und die Stimmung ausgelassen.
Ich selbst bin geistig und physisch sehr erholt und gönne mir nun für mehrere Monate eine Auszeit, um dieses Buch zu schreiben, über dessen Inhalte ich in den letzten Jahren so intensiv nachgedacht habe. Dennoch war ich mehr als bereit, meine neue Arbeitsstelle, die ich so sorgfältig ausgewählt hatte, bald anzutreten - mit einer riesigen Vorfreude auf die großartigen, neuen Herausforderungen der Digitalisierung und Datenthemen, die auf mich zukommen würden, und nun dies!
Auch ich habe, wie wohl die meisten von uns, die ersten Anzeichen für diese Krise überhaupt nicht gesehen oder - was wohl wahrscheinlicher ist, in der heutigen, hektischen Welt und dem damit einhergehenden Egoismus und Fokus auf das eigene Leben, Streben und Wirken - bewusst oder unbewusst ignoriert; welchen Wert haben schon die Nachrichten und ein paar Zahlen von Kranken und Toten, die an einer „Grippe“ leiden, zudem aus dem fernen China, also sehr weit weg von uns? Täglich hören und sehen wir die tragischen Meldungen über Konflikte und Krisen in den nahen und fernen Regionen, von Flüchtlingsströmen und verendenden Menschen, von Verzweiflung und Tränen, aber was kümmert uns das in diesen Zeiten schon?
Es hat in den letzten hundert Jahren und ebenso davor immer wieder globale, oft durch den Menschen verursachte Krisen gegeben, welche die gesamte Welt schwer getroffen haben. Die nachstehende Grafik zeigt eine kleine Auswahl der Weltkrisen aus den letzten hundert Jahren, und ich werde im Verlauf dieses Buches näher auf einige davon eingehen:
Einige Weltkrisen der letzten 100 Jahre
Jedes Mal haben wir auf den jeweiligen, zuerst bescheidenen und im Laufe der Zeit über Jahrzehnte und Jahrhunderte sich verbessernden, wissenschaftlichen und technologischen Kenntnissen aufbauen können und mit stetiger Innovation diese Weltkrisen mehr oder weniger gut überstehen können - wenngleich oft mit bedauerlich hohen, in vielen Fällen leider menschlichen Opfern und beträchtlichem finanziellen Folgen. In der folgenden Grafik zeige ich einige wesentliche Innovationen der letzten hundert Jahre und werde auf einige davon später in diesem Buch Bezug nehmen:
Einige Innovationen der letzten 100 Jahre
Eine Reminiszenz an „O du lieber Augustin“
Leise singe ich mehr in Gedanken - das bekannte österreichische Volkslied „O du lieber Augustin“ von Marx Augustin [01]. Der Legende nach war der damals 36-jährige Augustin im Jahr 1679 während der Pestepidemie wieder einmal betrunken und schlief irgendwo in der Gosse seinen Rausch aus. Siech-Knechte, die damals die Opfer der Epidemie einsammeln mussten, hielten ihn für tot und brachten die scheinbare „Schnapsleiche“ zusammen mit den wirklichen Pestleichen auf ihrem Sammelkarren vor die Wiener Stadtmauer.
Dort warfen sie ihre ganze Ladung in ein offenes Massengrab. Wie in der damaligen Situation üblich, wurde das Grab nicht sofort geschlossen, sondern provisorisch mit Kalk abgedeckt, um später weitere Pestopfer aufzunehmen. Am folgenden Tag habe Augustin inmitten der Leichen so lange krakeelt und auf seinem Dudelsack folgendes Lied gespielt, bis Retter ihn endlich aus der Grube zogen:
« Geld ist weg, Mäd‘l ist weg, Alles hin, Augustin. O du lieber Augustin, Alles ist hin.
Rock ist weg, Stock ist weg, Augustin liegt im Dreck, O du lieber Augustin, Alles ist hin.
Und selbst das reiche Wien, Hin ist‘s wie Augustin; Weint mit mir im gleichen Sinn, Alles ist hin!
Jeder Tag war ein Fest, Und was jetzt? Pest, die Pest! Nur ein gross‘ Leichenfest, Das ist der Rest.
Augustin, Augustin, Leg’ nur ins Grab dich hin! O du lieber Augustin, Alles ist hin! »
Danach soll Augustin sein Erlebnis über lange Zeit als Bänkelsänger vorgetragen und davon recht gut gelebt haben.
Meine Frau und ich, und noch hunderttausende Menschen mehr leben hier in Zürich, im Herzen der Schweiz, einer vor Leben strotzenden Stadt direkt am einem traumhaften See mit Blick auf die Alpen gelegen, und ein wahrhaftigen Paradies im Vergleich zu beinahe allen Staaten dieser Welt.
Wir leben in einem Wohlstand auf einem unglaublich hohen Niveau, welchen ich mir - selbst aus dem sehr schönen, aber armen Klagenfurt in Österreich stammend in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und mit dem Glück, von äusserst aufmerksamen und fürsorglichen Eltern aufgezogen zu werden - in meiner frühen Jugend und später während des Studiums an der Technischen Universität in Graz in meinen jungen und oft stürmischen Jahren selbst nicht einmal ansatzweise auszumalen vermochte.
„Was soll schon passieren“, sage ich zu mir selbst, während ich weiter am Filter der Zigarillo sauge und in beständigen Zügen den Rauch in die kühle Luft ausstosse. Ich sehe der blassen, weissen Wolke nach, verfolge die Auflösung der Moleküle in den Weiten der Luft, betrachte die durch nichts aufzuhaltende Zerstörung dieses schönen Anblicks.
Hatten sich in den letzten Tagen jeweils die Ereignisse überschlagen, die Zahl der Kranken und Toten war zu Anfang nur sehr klein, wurde aber täglich in immer rascheren Abständen schnell grösser.
Zuerst waren nur ein paar Dutzend Menschen angesteckt, dann wurde die Grenze von 10.000 überschritten, bald darauf die 250.000 und nun erstreckt sich die Infektion auf über zehn Millionen Menschen, und dies innert weniger Monate. Die zuerst als Grippe wahrgenommene Krankheit hat sich schnell als ein neuartiger Corona-Virus herausgestellt und wurde von der Wissenschaft „Covid-19“ genannt - wobei ich grundsätzlich keine Ahnung habe, was der Unterschied zwischen einem simplen Grippe-Virus und dem neuen Corona-Virus ist.
Und die vielen Verschwörungstheorien in den sozialen Medien und im Internet sind leider nicht gerade hilfreich, um sich eine passende und vor allem korrekte Meinung bilden zu können. Die Ausbreitung hatte in Asien begonnen und war dann - beginnend im schönen Italien - zuerst auf ganz Europa, dann mit massiver Wucht auf die Vereinigten Staaten von Amerika und schliesslich die gesamte Welt übergeschwappt.
Zu meinem Bedauern werden die Zahlen der Erkrankungen am Corona-Virus leider in keinen nachvollziehbaren Kontext gestellt - statistisch sterben monatlich rund 6.000 Personen in der Schweiz, dazu kommen dann die über 800 Toten aus der Corona-Krise im April 2020, oder sind die bereits ein Teil davon?
Hier ist aus meiner Sicht wesentlich mehr Aufklärungsarbeit seitens der Medien und Politik erforderlich - eine verständliche Erläuterung des zugrunde liegenden Zahlenmaterials und was dies schliesslich für die Schweiz, die anderen Länder und für uns alle bedeutet.
«Die Geschichte ist zwar nicht zyklisch, aber sie kann perfide, überraschende Rückschläge erfahren.»
Bereits nach wenigen Wochen war das Corona-Virus und die Krise überall vorhanden - nicht nur real in den grossen Städten, in den Ländern und gemeinhin in der Welt, sondern überdies in allen Nachrichten, im Internet und in allen sozialen Medien. Dies als teilweise wahre Meldungen und Geschichten, aber zugleich in vielen Falschmeldungen, Fake News oder als Verleumdung, Hysterie, Hype und Schwindel von Skeptikern, Verschwörungstheoretikern, Besserwissern und selbsternannten Experten abgetan. Wie mittlerweile durchaus üblich, gab es quasi über Nacht zahllose, viele falsche Meinungen und Überzeugungen zu diesem Thema in den sozialen Medien, viele davon von selbsternannten Experten und natürlich - wie immer - die Geschichten von den Verschwörungstheoretikern.
Das Corona-Virus ist nun in allen Gesprächen, in den Köpfen der meisten Menschen, und zugleich in deren Herzen angekommen. Die Politik im In- und Ausland hat - aus meiner Sicht meist überraschend schnell - reagiert und so ist die Welt nun beinahe zum völligen Stillstand gekommen.
Derzeit habe ich noch keine abschliessende Meinung darüber, was eigentlich die langfristig bedeutsamere Bedrohung für die Menschen und die Welt darstellt: die offensichtliche Arroganz und das Wegschauen von Politik, Menschen und der Gesellschaft im allgemeinen, das Virus und dessen mögliche Ausbreitung so drastisch zu unterschätzen; der durch die Wissenschaft empfohlene und von der Politik nun durchgeführte Lockdown der gesamten Welt mit allen daraus resultierenden menschlichen und wirtschaftlichen Problemen.
Sind es die Folgen der Krise auf die Individuen, im speziellen deren Gemütszustand und Umgang mit Verlust und Einsamkeit oder Jobverlust sowie für die nun grossflächig stillgelegte Wirtschaft, welche die zukünftig grössten Probleme bereiten werden? Oder ist der nun anhaltende, allgemeine Dissens der Gesellschaft über den Nutzen von Daten und kognitiven Technologien wie die Künstliche Intelligenz, um Anzeichen für Weltkrisen vorzeitig zu erkennen oder noch besser, gar nicht erst entstehen zu lassen, nicht notwendig und auch nicht sinnvoll?
Hätte man dieses Szenario und die Krise nicht vorhersehen oder vorhersagen können müssen, mit all den gigantischen Datenvorräten von Google, Facebook, etc. und warum hilft die KI gerade jetzt nicht in der Bewältigung dieser Weltkrise, wo es doch so viele Daten und moderne Technologien gibt, ja selbstfahrende Züge, Autos, etc. schon im täglichen Einsatz sind? „Oha,“ sage ich zu mir selbst, „jetzt beginne ich schon, die ersten fachlichen Begriffe zu nutzen. Ich muss gleich mal ein Glossar anlegen, um alle relevanten Fachbegriffe, welche ich in diesem Buch benutzen will, an einer Stelle gesammelt zu beschreiben. Diese Worte werde ich in fetter Schrift entsprechend markieren, damit diese im Text leichter gefunden werden können.“
«Nicht nur Selbstzufriedenheit stellt eine Bedrohung dar, sondern auch falsche Überzeugungen, Meinungsblasen und die Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse.»
Ich drücke meine Zigarillo nach dem letzten Zug im Aschenbecher aus schwarzem Metall aus, der am Betonsims links vor dem Eingang steht und beinahe am Überquellen ist. Dabei denke ich mir: „Die Krise selbst und die Bewältigung dieser Krise sind im Kern eigentlich Fermi-Probleme, also die Frage der quantitativen Abschätzung einer Aufgabe, zu der zunächst praktisch keine Daten vorhanden sind, oder?“ Das erinnert mich an meine Studienaufgaben längst vergangener Jahre, als ich auf der Technischen Universität versucht habe, die allgemeinen Prinzipien der Mathematik und Statistik zu verstehen und mir mühsam anzueignen.
Aus meiner Erinnerung krame ich das - gut versteckte und nicht sofort auffindbare - Wissen hervor, dass hier nicht die Daten im Vordergrund stehen, sondern ein gutes Mass an Allgemeinwissen erforderlich ist, um die Datenbasis zur Abschätzung zu ermitteln. „Wie einfach hat es die Generation Y heute“, denke ich mir, „einfach mal in Google suchen und die Daten werden aufbereitet geliefert, ohne dass eine Kenntnis über das eigentliche Fachgebiet erforderlich ist.
Hier hat sich schon sehr viel getan in den letzten 20 Jahren, seit wir Menschen das Millennium bestritten haben.“ Aber mache ich es mir hier nicht zu einfach? Es dreht sich eben nicht einfach „nur“ um Daten und Technologien - neben den notwendigen Daten für die Lösung eines Fermi-Problems sind ja die Grundbegriffe des zugrunde liegenden Themas vorab zu definieren. Es geht hier selbstverständlich immerhin um den richtigen Kontext und diesen möchte ich hier näher erläutern.
Die so genannten Grundbegriffe wurden erstmals durch Aristoteles [02] und später durch Kant beschrieben, sind die einfachste, wesentliche Vorstellung von Objekten der von Menschen wahrgenommenen, realen Welt (beispielsweise die Daten und Software-Algorithmen in der Informationstechnologie) und eine grundlegende Voraussetzung für die Festlegung und Definition der elementaren Begriffe, die in einem Fachgebiet jeweils genutzt werden.
Mit dem Grundbegriffe-Ansatz wird ein kompliziertes Problem solange in kleinere Bestandteile zerlegt, bis man eine Anzahl von definierten Grundbegriffen hat, welche das Problem in seiner Gesamtheit beschreiben und die Kompliziertheit insgesamt reduziert hat. Dies gilt für jedes begriffliche System, also auch für das Daten- und Informationsmanagement im Rahmen der Informationstechnologie.
Meiner Meinung nach verkörpert neben dem Erfinder Johannes Gutenberg niemand die Philosophie des Grundbegriffe-Ansatzes besser als der bekannte Unternehmer Elon Musk, der bereits in jungen Jahren mit dem erfolgreichen Aufbau und Verkauf der Firma «PayPal» zu viel Geld gekommen ist und dann die Produktion des Elektro-Autos Tesla übernommen hat. Musk setzt das Grundbegriffe-Denken [03] nun für seinen nächsten, ambitionierten Plan - die Entwicklung einer kommerziellen Mars-Rakete, genannt SpaceX - äußerst erfolgreich ein.
Das Grundbegriffe-Denken ist meines Erachtens der beste Ansatz, um zu lernen, wie man selbstständig denken kann - und damit komplizierte Probleme aufzuschlüsseln und originelle Lösungen zu finden. Dies werde ich später im Rahmen der Erläuterung von «Data Intelligence» noch vertiefen.
Zuvor muss ich jedoch einen Blick hinter die Kulissen auf das heutige vorhandene Wissen, Fakten und Daten sowie die Interpretation von Nachrichten und Meinungen werfen. Stichworte sind hier Fake News, falsche Meinungen und Überzeugungen, die Filterblase und Kompliziertheit vs. Komplexität. „Nach den ersten, einleitenden Gedanken muss ich mir einen zweckmäßigen Überblick über die wichtigsten Fachbegriffe oder besser gesagt, die Grundbegriffe zu Daten und Informationen, deren organisatorische und technische Formulierung sowie Darstellung verschaffen“, denke ich intensiv weiter. Dafür benötige ich vorab eine intensive Recherche der Entwicklungen im Internet aka World-Wide-Web aka WWW, die sich wie in der folgenden Grafik darstellt:
Über 30 Jahre gibt es nun das „World-Wide-Web“ aka Internet
„Dann möchte ich in fünf Schritten das Vorgehen zur Entwicklung einer Datenstrategie betrachten und später auch, wie man mit Daten Geld machen kann - hier geht es also um die zukünftigen, datenzentrischen Geschäftsmodelle. In einem nächsten Schritt brauche ich eine Betrachtung der externen Welt - also Gesetzgebung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - und deren Einfluss auf das Management von Daten und Informationen.
Hierfür ist der richtige Kontext herzustellen, nachvollziehbar zu erläutern und die rechtlichen, ethischen und unternehmerischen Fragen in Bezug auf Datenschutz und Datenethik sowie die gewählte Datenstrategie zu behandeln.
Später sind die verschiedenen, zum Einsatz kommenden Disziplinen über die Fachbegriffe zu beschreiben und mit erklärenden Beispielen sowie Anwendungsfälle zu ergänzen. Dafür wird allenfalls ein Rahmenkonzept für ein effektives oder zumindest effizientes, modernes Datenund Informationsmanagement benötigt und die dafür notwendigen Themen und Grundbegriffe sollte ich sehr gut durchdenken und beschreiben.
Ein solches Vorgehen betrifft ja nicht nur Daten oder Informationen alleine, sondern insbesondere die dabei eingesetzten Methoden und Technologien. Ich brauche somit einen Einblick in die Künstliche Intelligenz als eigenes Kapitel.“ Ich überlege weiter: „In einem abschließenden Kapital muss ich ebenfalls darstellen, wie «Data Intelligence» die Zukunft verändert und wie man dies im Rahmen eines datengetriebenen Projektes umsetzen kann.
Ein effektiver Einsatz von «Data Intelligence» kann sicherlich die Entwicklung von datengetriebenen Prozessen oder datenzentrischen Geschäftsmodellen verbessern und der Wissenschaft - und in weiterer Folge der Politik - helfen, neue Krisen und Probleme besser vorherzusagen oder sogar zu vermeiden. Dies sollte ich in einem Fazit unbedingt festhalten.“
Während ich einen kleinen Schritt zur Seite mache, drehe ich mich etwas, um die Eingangstür zu unserem Haus zu öffnen. „Damit diese vielen, teilweise sehr umfassenden Themen aber nicht als zu kompliziert und langatmig wahrgenommen werden, sollte ich mir neben vielen Beispielen außerdem eine grafische Orientierungshilfe überlegen“, sind meine nächsten Gedanken. Frohen Mutes und energiegeladen ziehe ich am langen, sich kalt anfühlenden Metallgriff, öffne die tiefbraune Eingangstüre aus Metall und gehe zielstrebig in mein Büro, um all diese Gedanken und ihre Struktur umgehend festzuhalten.
2. Ein Blick hinter die Kulissen
Dieser Tag beginnt für mich, mit meinem morgendlichen Milchkaffee in einer großen, weißen Tasse in der einen Hand und dem Notebook unter der rechten Achsel fest eingeklemmt, und auf den kleinen Gartensitzplatz zustrebend, doch einigermaßen befremdlich. Die zitronengelbe, strahlende Sonne steht bereits hoch am Zenit und der vollkommene, azurblaue Himmel eröffnet sich meinen staunenden Augen, zeigt er doch keinerlei Wolken oder irgendwelche sonstigen weißen Flecken auf, alles ist in diesem kräftigen Blauton in Azur gehalten.
Direkt vor mir reckt einer der von mir selbst gepflanzten Apfelbäume, welcher diese herzig kleinen, purpurroten Zieräpfel produziert und weit bis ins nächste Frühjahr behält, seine Äste stolz und gleichzeitig verwegen in die Höhe und ist über und über mit weißen Blüten übersät, die emsig von zahlreichen surrenden Bienen umschwärmt werden. Noch vor wenigen Tagen waren hier nur kleine grüne, teilweise auch rötlich eingefärbte Knospen zu sehen und nun hat die Natur innert dieser kurzen Zeit ein so klares und kräftiges Zeichen gesetzt.
Nachdem ich einen mächtigen Schluck des braunen Kaffees aus meiner Tasse genommen habe, entfacht mein dunkelgrünes Feuerzeug aus Plastik die Glut von einer dieser braunen Zigarillos mit Filter und ich nehme einen ersten, tiefen Zug. Den Rauch blase ich als kaum sichtbare, gräuliche Wolke aus, denn es ist bereits zu warm für klar sichtbare Rauchschwaden an diesem stillen und lauwarmen Morgen. Dabei erinnere ich mich an die letzte Krise im Jahr 2008, damals eine durch spekulative Banken ausgelöste Finanzkrise, welche die Welt unglaublich stark erschüttert hat.
Es hat vorab schon zahlreiche Warnungen gegeben - davor, dass der Immobilienboom bald enden würde und vor dem Handel mit riskanten Krediten, die allzu leichtfertig vergeben wurden.
Dennoch ist es an den Börsen wie in einem Spielkasino zugegangen, mit bekannten, fatalen Folgen und viele Menschen haben mit der Geldgier einfach ihren Verstand weggeworfen wie einen alten Lumpen.
Nach der Lehmann-Pleite wurde aus der Finanzkrise eine weltweite Wirtschaftskrise - der Welthandel brach ein, die Zahl der Arbeitslosen fiel ins Bodenlose und ganze Staaten standen vor dem verheerenden Finanzkollaps. Rasch entschlossen sich die führenden Industriestaaten zu einem koordinierten Vorgehen, um eine langanhaltende Depression und eine allfällige Deflation abzuwenden. Dafür wurden die Staatsschulden in einem bislang nicht gekannten Ausmaß erhöht und ein baldiges Ende der Finanzkrise ist - zumindest in Europa - noch immer nicht in Sicht.
Bei dieser Weltkrise hätte «Data Intelligence» eine wichtige Rolle spielen können - womöglich wären mit der Aufbereitung und Nutzung passender Daten sowie dem zielgerichteten Einsatz moderner Technologien die allzu riskanten Spekulationen der Finanzinstitute zeitgerecht erkannt und rechtzeitig eingedämmt worden? Aber wäre dann jemand bereit gewesen, die notwendigen Schritte zu unternehmen - ohne gleich Gewinn zu machen?
Daten waren genügend vorhanden, die Technologien ebenso und Experten haben vor der Krise gewarnt. Nur haben die verantwortungsvollen Manager respektive der Wille dazu gefehlt.
Auch die wesentlichen Institutionen - beispielsweise die Europäische Zentralbank EZB oder die Schweizerische Bankenaufsicht FINMA - und die Politik haben nicht interveniert, sondern nur (und das spät) reagiert. Das müssen wir beim nächsten Mal besser hinkriegen!
«Es sind eine Million kleine Dinge erforderlich, um eine effektive Data Intelligence zu erreichen.»
Dies ist eine für dieses Buch und das Thema sehr bedeutende und wichtige Aussage - aber was meine ich damit eigentlich? Es existieren unglaublich viele (primäre und sekundäre) Fachbücher, Web-Seiten, Blogs, Meinungen und Aussagen über die Informationstechnologie im Allgemeinen und das Daten- und Informationsmanagement im speziellen.
Überdies gibt es eine schier unglaublich große Anzahl von Fachbegriffen in diesem Kontext, die mehr oder weniger richtig - und leider in vielen Fällen missbräuchlich oder falsch - benutzt werden. In diesem Zusammenhang verweise ich nochmals auf das umfangreiche Glossar in diesem Buch, wo ich im Rahmen meiner langjährigen Erfahrung und schrittweise aufgebauten Expertise viele dieser Fachbegriffe gesammelt, definiert und beschrieben habe.
Allein die gewaltige Anzahl von Treffern bei einer Suchanfrage im Internet und das gleichzeitig beträchtliche Angebot an Literatur machen das Unterfangen, ein grundsätzliches Verständnis über den Nutzen und die Nutzung von Daten und die angestammten, teilweise kognitiven Technologien zu erlangen, eine schier unlösbare Aufgabe.
Nach einiger Zeit des Nachdenkens an meinem Schreibtisch wende ich für dieses Buch das Pareto-Prinzip an, benannt nach Vilfredo Pareto und 80-zu-20-Regel genannt, um mit einem pragmatischen Ansatz die wesentlichen Aspekte, also 80 Prozent der Grundbegriffe und Themen mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes zu finden und zu beschreiben.
Mir ist bewusst, dass es aus einer perfektionistischen Sicht darüber hinaus noch weitere Aspekte, Begriffe und Zusammenhänge gibt; diese verbleibenden 20 Prozent der Grundbegriffe zu finden und zu beschreiben würde jedoch mit 80 Prozent des Gesamtaufwandes die quantitativ meiste Arbeit erfordern und das Gesamtergebnis dabei meines Erachtens nicht wesentlich verbessern.
«Daten sind der neue Grund und Boden.»
Die in der Literatur, auf zahlreichen Internet-Seiten, in Blogs und Vorträgen oftmals zitierte Aussage „Daten sind das neue Öl“ soll auf die scheinbar unverkennbare Tatsache hinweisen, dass Erdöl die Wirtschaft wesentlich schmiert und daraus ganz neue Ökonomien entstanden sind. Man denke nur an den ersten Einsatz von Öllampen, welche eine ganz andere Lebensqualität für Menschen ermöglicht haben und gleichzeitig der durch John D. Rockefeller [04] gegründeten „Standard Oil Company“ zu einem beträchtlichen Wohlstand verholfen haben.
Öl ist allerdings aufgrund der heute bekannten und vorhandenen Ressourcen, welche nicht erneuert werden können, durchaus begrenzt. Es verbraucht sich in einem klassischen Produktnutzungskreislauf, bis die Vorräte völlig aufgebraucht sind, nichts mehr vorhanden ist und neues Öl beschafft werden muss. Zudem fluktuiert der Ölpreis stark aufgrund der Marktkräfte sowie politischer Ereignisse und wird sich zukünftig nachhaltig verteuern, je weniger davon vorhanden ist.
«Mit Daten verhält es sich anders.»
Die meisten Kosten fallen zu Anfang bei der Datenerzeugung an, analog dazu ist das Grundstück der größte Kostenfaktor bei einem Hauskauf, zumindest in der Schweiz. Die Kosten reduzieren sich mit jeder weiteren Datennutzung und die mehr- oder vielmalige Datenverwendung beschädigt oder vernichtet Daten nicht, ganz im Gegenteil verbessert sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei jeder zusätzlichen Nutzung. Somit sind Daten und die daraus gewonnene Informationen - wie die meisten Häuser - langlebig und nach der einmaligen Entstehung langfristig nutzbar.
Die von mir in diesem Buch genutzte Analogie für Daten ist der Acker, also Grund und Boden, welcher zwar ebenfalls in bestimmten Masse und nach den jeweiligen Gegebenheiten eines Landes beschränkt sein kann, aber nach dem Erwerb - und den damit verbundenen einmaligen, hohen Kosten - bleibt Grund und Boden beim Eigentümer. Die grundlegende Basis für einen Acker bildet der Boden mit seinen einzelnen Bestandteilen wie erodiertes und verwittertes Gestein, organische Reste, Mineralien sowie Nährstoffe.
Dies entspricht in meiner Analogie der Basis für alle digitalen Fakten, aus denen schlussendlich die elektronischen Daten und Dokumente entstehen und gleicht der Datenbereitstellung von gespeicherten, digitalen Daten sowie dem Records Management für physische (in Papierform) und gespeicherte, digitale Dokumente und Aufzeichnungen.
Im Idealfall werden elektronische Daten und Dokumente zukünftig in Form von «Smart Data» bereitgestellt, was ich in einem späteren Abschnitt in diesem Buch noch im Detail darstellen werde. Wichtig ist die richtige Auswahl und eine gute Kenntnis über den entsprechenden Zustand des Ackers, beispielsweise ist der Boden sandig oder gibt es das ganze Jahr über eine gute Besonnung (analog dem Datendesign).
Pflegt man den Acker nicht, so entstehen Gräser und Unkraut spontan (analog zu schlecht bewirtschafteten Daten und daher das Kennzeichen für eine schlechte Datenqualität), welches dann kosten- und zeitaufwändig bereinigt werden muss (analog der Datenbereinigung). Man kann selbst darüber entscheiden, welche Art von Gemüse oder Früchten man zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort im Acker anpflanzen möchte (analog zu den Informationen, welche man aus den vorhandenen Daten durch Kombination und Interpretation ableiten will, was der gewünschten Datenaktualität und Datentransparenz entspricht).
Mit dem zielgerichteten Einsatz von Dünger, einer passenden Bewässerung sowie dem regelmäßigen Rückschnitt der Pflanzen kann man den Ertrag weiter steigern (analog der Datenstandardisierung und der Datenpflege). Vergisst man allerdings nach der Aussaat, wo beispielsweise die speziellen, blauen Kartoffeln angebaut worden sind, so ist eine mühsame, oft manuelle und ebenso zeitaufwändige Suche erforderlich (analog zu einem fehlenden Datenmodell).
Für den Schutz der Pflanzen vor ungewünschten Gästen (sonst frisst vielleicht eine Rotte Wildschweine die ganzen Reben ab), ist beispielsweise ein stabiler Zaun um den Acker empfehlenswert (analog zu Datenschutz und Informationssicherheit, welche neben internen Richtlinien auch von Politik und Wirtschaft durch verbindliche, rechtliche und regulatorische Vorgaben festgelegt werden).
Zudem ist die Art der Pflanzenbewirtschaftung wählbar - ob manuell und mit Menschenkraft oder mit maschineller Unterstützung durch Werkzeuge und Traktoren (analog der Datennutzung von durch Menschen oder Computern gewonnenen Informationen im Rahmen von Business Intelligence oder Datenanalysen, was ich später im Buch noch ausführlich beschreiben werde). Unter normalen Umständen und bei entsprechender Sorgfalt verbraucht sich ein Acker wenig bis gar nicht und man kann gute oder sogar sehr gute Erträge langfristig erwirtschaften.
Hierfür müssen Fruchtfolge und Fruchtwechsel sorgfältig geplant sein und es wird eine entsprechende Pflege - beispielsweise Dünger und der Verzicht auf ausschließliche Monokulturen - regelmäßig durchgeführt (analog meiner Auffassung eines umfassenden Daten- und Informationsmanagements).
Benötigt man größere oder andere Ackerflächen (analog zu einer Erweiterung der bestehenden Datensammlung mit beispielsweise unstrukturierten Daten aus dem Internet), so kann man bei entsprechender Verfügbarkeit weiteren Acker dazu kaufen oder pachten. Dies ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden ist und sollte gut durchdacht werden (analog einer passenden Datenstrategie als Basis für die grundlegende Planung von Datenbereitstellung und Datennutzung).
Dann braucht es noch das Management für die Bewirtschaftung des Ackers, der Pflanzen und der eingesetzten Werkzeuge, das heißt der richtige und effiziente Umgang durch entsprechend qualifizierte Personen wie Bauer oder Gärtner sowie die dazugehörigen Regeln, Vorschriften und Richtlinien (analog einer umfassenden Daten-Governance für elektronische Daten, Informationen und Dokumente). Schlussendlich bestimmt der Farmer selbst, welche seiner Produkte unter welchen Umständen und wie produziert werden sollen: Ein biologischer vs. konventioneller Anbau oder unter Nutzung eines bestimmten Labels (dies entspricht in meiner Analogie der Datenpolitik mit internen, auf die jeweilige Geschäftsstrategie bezogenen Vorgaben für die Datenbereitstellung und Datennutzung).
In diesem Zusammenhang ist ebenso die gesellschaftliche Sicht und gegenwärtige Meinung durch die Ausformulierung einer Datenethik zu berücksichtigen, um die eigene Reputation zu schützen - wer will heute schon einen medialen Shit-Storm provozieren?
Ich blicke von meinem Notebook auf und frage mich: „Waren dies nun alle fachlichen Begriffe?“, und gebe mir gleich selbst die Antwort: „Aus heutiger Sicht scheint dies gut zu passen - so kann ich ein umfassendes Daten- und Informationsmanagement sehr gut beschreiben“.
Vor meinem inneren Auge betrachte ich nochmals die vielen, einzelnen Fachbegriffe und versuche, erste Zusammenhänge zwischen ihnen zu finden, um daraus einzelne Themengruppen zu etablieren:
Fachbegriffe im Daten- und Informationsmanagement
„Wow, das sind aber ziemlich viele Fachbegriffe und die stehen auch noch in komplizierten Relationen und Abhängigkeiten zueinander. Wie lassen sich diese Begriffe wohl passend beschreiben?“, denke ich mir.
„Als ob diese Grundbegriffe per se nicht schon verwirrend genug sind, wie bekomme ich die passende Verbindung zu «Smart Data» und der «Data Intelligence» hin? Dies werde ich zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Buch noch ausführlich erklären müssen.“
Eines beruhigt mich aber: „Meine erste Annahme scheint zu stimmen - es sind in der Tat eine Million kleine Dinge, an die es zu denken gilt, wenn man mit Daten und deren Verarbeitung zu tun hat,“ und ein weiterer, wichtiger Gedanke formt sich vor meinem inneren Auge.
«Die Überwindung von falschen Überzeugungen und gefilterten Informationen bedingt selbständiges Denken.»
Just mit diesem Gedanken wird mir bewusst, dass ich mich vor den inhaltlichen und technologischen Aussagen zu Daten zuerst genauer mit dem Menschen und der menschlichen Psychologie - eventuell ergänzend mit der Soziologie - auseinandersetzen sollte. Denn hierin liegen die Grundlagen für alle Herausforderungen und auch Chancen für Menschen und Unternehmen. Also beginne ich im Folgenden einen allgemeinen Diskurs über die menschliche Meinungsbildung.
2.1 Über die Logik falscher Überzeugungen
In heutigen Zeiten, gerade nun in Zeiten der Corona-Krise, kursieren in vielen Medien, im Internet und in beinahe allen sozialen Medien zahllose wahre und falsche Fakten, aber ebenso viele Falschmeldungen, Fake News und zweifelhafte Geschichten. Dabei ist es für die meisten Menschen sehr schwierig, die Authentizität von Fakten objektiv zu überprüfen - dafür bedarf es - analog zu wissenschaftlichen Arbeiten - einer umgehenden Recherche von zahlreichen, unterschiedlichen Medien mit Quervergleichen, um sich eine abschließende und möglichst objektive Meinung zu bilden.
Oft werden falsche, aber auch richtige Ideen und Fakten als Fehlinformation und Irreführung der Gesellschaft abgetan; und dies nicht ausschließlich von Skeptikern, Besserwissern und Verschwörungstheoretikern. Hier stellen sich mir nun die durchaus berechtigten Fragen: „Warum ist das nur so? Und wozu soll ein solches Verhalten dienen?“ Irritiert frage ich mich weiter: „Warum ändern - durchaus belegbare - Fakten nicht die bereits gefestigte Überzeugung von Menschen? Und warum sollte jemand trotzdem und weiterhin an eine falsche oder ungenaue Idee glauben?“
Dieser Abschnitt beschreibt meine Gedanken dazu, in Anlehnung an die lesenswerten Artikel [05] von James Clear und Elizabeth Kolbert, welche 2017 zeitgleich erschienen sind und dieses Thema ebenfalls behandeln.
«Fortschritt nehmen die meisten Menschen nicht wahr, weil ihr Verständnis der Welt nicht auf Daten und Fakten beruht, sondern auf Schlagzeilen.»
Rein technisch gesehen ist die jeweilige Wahrnehmung der realen Welt eine Halluzination. Jedes Lebewesen nimmt die Welt anders wahr und erzeugt seine eigene „Halluzination“ der Realität. Ein Mensch braucht eine verständliche und einigermaßen genaue Sicht auf die Welt, um zu überleben. Wenn sich das Modell der Realität zu stark von der tatsächlichen Welt unterscheidet, dann kämpft der Mensch jeden Tag darum, wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen.
Dabei lässt sich festhalten, dass die meisten Menschen ein einigermaßen genaues Modell der tatsächlichen physischen Realität der Welt und des Universums haben. Wenn man beispielsweise mit dem Auto eine Straße entlangfährt, hat man zwar nicht den vollen Zugang zu jedem Aspekt der Realität, aber die eigene Wahrnehmung ist genau genug, um anderen Autos und Hindernissen auszuweichen und die Autofahrt einigermaßen sicher auszuführen.
Der russische Schriftsteller Lew Nikolajewitsch Tolstoi beschrieb in einem seiner Werke: „Die schwierigsten Themen können dem langsamsten Menschen erklärt werden, wenn er sich nicht schon eine Vorstellung davon gemacht hat; aber das Einfachste kann dem intelligentesten Menschen nicht klar gemacht werden, wenn er fest davon überzeugt ist, dass er bereits ohne den Schatten eines Zweifels weiß, was ihm vorgelegt wird.“ [06] Die wahre und genaue Wahrnehmung der Realität - im Sinne von falschen Überzeugungen - sind jedoch nicht die einzigen Dinge, die für den menschlichen Verstand wichtig sind.
Der Mensch scheint den tief verankerten Wunsch zu haben, einer ihm genehmen Gruppe anzugehören. In seinem kürzlich erschienen Buch „Atomic Habits“ beschreibt der Autor James Clear: „Menschen sind Herdentiere. Wir wollen uns anpassen, uns mit anderen zusammenschließen und uns den Respekt und die Zustimmung unserer Kollegen verdienen. Solche Neigungen sind für unser Überleben unerlässlich.