1,99 €
Cupcakes, Kürbisse und Küsse.
Olivia Brown liebt Ordnung – nicht nur in ihrer New Yorker Wohnung, die sie mit ihrem Bruder Nolan teilt, sondern auch in ihrem Leben. Doch da Nolan sie in der Steuerkanzlei mit mehr und mehr Arbeit überhäuft, gerät alles ins Wanken.
Inmitten von Frust, Streit und einer plötzlichen Kündigung steht Jackson Spoon an ihrer Seite – Nolans bester Freund seit Kindertagen. Olivia weiß, dass sie sich auf ihn verlassen kann, selbst als er ihr neuer Boss wird. Zwischen Kürbissen, Olivias Aufnahme in eine TV-Backshow und nächtlichen Gesprächen bleibt ihre Verbindung nicht lange rein freundschaftlich. Sehr zum Missfallen von Nolan.
Olivia muss entscheiden, ob sie sich weiter im Schatten ihres Bruders verliert oder endlich für ihr eigenes Glück kämpft …
“Date me, Mr. Halloween” ist der dritte Band der romantischen “Date Me”-Reihe von Sarah Lemme. Über 4 Jahreszeiten sorgen hier 4 Traummänner für absolute Wohlfühl-Romantik mitten aus dem Leben. Perfekt für Fans von Workplace Romance und Brother’s Best Friend Romance.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
DATE ME
BUCH 3
Verlag:
Zeilenfluss Verlagsgesellschaft mbH
Werinherstr. 3
81541 München
_____________________
Texte: Sarah Lemme
Cover: Zeilenfluss
Satz: Zeilenfluss
Korrektorat: Dr. Andreas Fischer,
TE Language Services – Tanja Eggerth
_____________________
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
_____________________
ISBN: 978-3-96714-513-7
Liebe*r Leser*in,
herzlich willkommen zu Teil 3 der Date me Reihe. Tauche ein weiteres Mal ein in die Geschichten rund um die Spoon-Brüder und den Geschenkladen The Gift in New York City. Übrigens sind alle Bücher eigenständig lesbar. Ich empfehle dennoch, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um Spoiler zu vermeiden.
Diesmal geht es um Jackson Spoon, der alles rund um die Finanzen im Laden managt, und Olivia, die Schwester seines besten Kumpels. Du siehst, es gibt schon allein aufgrund dieser Konstellation Reibungspunkte. Mit Olivia begegnet uns eine schüchterne und zurückhaltende Protagonistin, die in dieser Geschichte über sich hinauswachsen muss. Wird ihr das gelingen oder steckt sie zu tief in alten Mustern fest? Darüber hinaus entführe ich dich in die kulinarische Welt der Cupcakes, ein Halloween-Haus und auch die Chihuahua-Dame Daisy hat wieder einen besonderen Auftritt.
In diesem Sinne: Viel Spaß mit Jackson und Olivia!
Deine Sarah
»Wow«, entfährt es mir, als wir den riesig wirkenden, leeren Raum betreten, der beinahe wie eine übergroße Krypta wirkt. Allerdings ist dies keine Kirche, sondern der Keller des Gebäudes, in dem sich unser Laden, The Gift, befindet.
Maverick nickt. »Ja, ich hätte es mir auch nicht so imposant vorgestellt. Doch jetzt, wo alles leer ist …«
Er lässt den Satz unbeendet und schaut sich ebenso wie ich noch immer um. Allerdings gibt es außer den nackten Böden und Wänden nichts zu sehen. Die Decke ist hingegen etwas höher, als man sie in einem Keller erwarten würde. Zwei Säulen stützen sie mittig, sodass der Raum optisch in ungefähr drei Bereiche geteilt wird.
Nackte Glühbirnen hängen von der Decke, lose Kabel ragen aus dem Putz. Nichts, rein gar nichts an diesem riesigen Raum ist behaglich. Bis jetzt. Denn gleichzeitig sehe ich ihn schon in neuem Glanz erstrahlen. Ja, hier werden wir unsere Artikel liebevoll in Szene setzen und so die Kundschaft weiter an uns binden. Wer in New York City ein Geschenk sucht, kommt nach dieser Erweiterung der Ladenfläche erst recht nicht mehr an The Gift vorbei. Vor allem, da wir eh die Nummer eins sind.
»Wir könnten dort die Spielzeugabteilung einplanen.« Ich deute in die hintere Ecke. »Direkt integriert der Indoor-Spielplatz, wo die Kleinsten die Spielsachen vorab ausprobieren können. Das passt perfekt. Immerhin ist hier ein geschützter Raum, und durch die angedachte Kinderbetreuung könnten die Eltern sich auch allein ein wenig umsehen.«
Mein Bruder nickt. »Ja, die Kinderabteilung gehört hier definitiv hin. Das würde den ersten Stock massiv entlasten. Dann hätten wir den vorderen Bereich noch für die Weihnachtssachen, die hier ganzjährig stehen könnten. So bleibt uns diese jährliche Umräumerei erspart, und die Kunden, die im Sommer nach den besten Schnäppchen suchen, kommen auf ihre Kosten.«
»Meinst du? Ausgerechnet die Weihnachtssachen hier hin?«, frage ich zweifelnd. Immerhin haben wir uns bisher noch nicht darüber unterhalten, welche Geschenkartikel auf welcher Ebene platziert werden sollen. Wichtig ist nur, dass wir unserem wachsenden Sortiment und den gestiegenen Kundenanforderungen rund um das Einkaufserlebnis gerecht werden. Oder anders gesagt: Wir brauchen mehr Platz zwischen den Regalen, da der Kundenandrang so hoch ist, dass es zu oft zu Stau im Laden kommt.
Bisher erstreckt sich der Verkaufsbereich von The Gift über das Erdgeschoss und die erste Etage. Überall stehen die Waren dicht gedrängt. Vor allem seitdem wir die Designs der lokalen Künstler aufgenommen haben, boomt das Geschäft stärker als je zuvor. Alles muss inzwischen mit diesen Grafiken bedruckt werden, und die Kunden reißen es uns aus den Händen. In der zweiten Etage befinden sich ergänzend unsere Büros. Das Stockwerk ist damit meist die einzige Ruheoase während der Öffnungszeiten. Doch niemand von uns Geschwistern würde die Verkaufsfläche komplett meiden. Dafür lieben wir den Laden zu sehr.
»Ja, ich denke, dass die Weihnachtsartikel hier mehr Raum haben. Außerdem sollte zusätzlich der Football-Merch hier hineinpassen. So bleibt im Erdgeschoss weiterhin Platz für die Artikel, die ganzjährig gekauft werden. Oben dann alles für den Valentinstag, die Partyartikel, Halloween und so weiter. So hat jede Abteilung mehr Platz, und wir könnten auf allen Ebenen die Gänge verbreitern. Das würde sowohl den Kunden als auch den Angestellten zugutekommen.« Er streicht sich mit den Fingern über das glattrasierte Kinn.
Aber hat er nicht ein Detail in seiner Rechnung vergessen? »Mav, meinst du das wirklich ernst? Dann säße Waylon mit den Weihnachtsartikeln neben der Kinderabteilung. Ausgerechnet Waylon. Nicht falsch verstehen … Ich finde auch, dass es thematisch gut passen würde. Aber du kennst Waylon …«
Ich schaue ihn zweifelnd an.
Unser jüngster Bruder ist nicht dafür bekannt, dass er Kinder sofort in sein Herz schließt. Im Gegenteil. Bisher hat er immer einen großen Bogen um die Spielwarenabteilung gemacht und dafür gesorgt, dass er sich möglichst weit weg aufgehalten hat. Mit der neuen Aufteilung wäre das kaum mehr machbar, denn der Football-Merch ist definitiv kein passender Geräusch-Puffer. Außerdem hatten wir bisher keinen Spielbereich, der nach der Renovierung in jedem Fall vorgesehen ist, sodass sich bisher eher die Eltern als die Kinder zu uns verirrt haben.
»Kennst du denn eine bessere Lösung?« Maverick, der Älteste von uns vier Brüdern, ist der CEO von The Gift und gleichzeitig neben der Geschäftsführung für die Sparte rund um den Valentinstag zuständig. Unterstützt wird er von Madeline, die die Freundin von Ezra ist, dem Zweitältesten von uns. Ez hat The Gift gemeinsam mit Mav gegründet und sich voll und ganz auf den Eventbereich spezialisiert. Deshalb organisiert er wöchentlich mit seinem Team Partys sowie große Veranstaltungen für unsere Kunden, aber auch Sommerfeste oder die bevorstehende Halloween-Party für uns. Keine Eventorganisation ist ihm zu kompliziert, und so hat er sich in den vergangenen Jahren einen überaus guten Ruf erarbeitet.
Während ich mich neben den Halloween-Artikeln als Drittältester um die Buchhaltung und das Personal kümmere, hat unser jüngster Bruder Waylon sich auf die PR für The Gift und das Weihnachtsgeschäft fokussiert. Wobei die PR sein eigentliches Steckenpferd ist und er wahrscheinlich am liebsten auf jeglichen Kundenkontakt verzichten würde. Dennoch ist er kein Grinch. Im Gegenteil. Er liebt Weihnachten.
»Und wenn wir die Spielwaren doch im zweiten Stock belassen?«, frage ich zweifelnd und revidiere damit gleichzeitig meinen eigenen Vorschlag.
»Nein, die Idee ist gut. Die Kinderabteilung hätte hier unten mehr Platz. Ansonsten könnten wir die Spielecke direkt wieder vergessen. Die jedoch war ja ein wichtiges Argument für die Erweiterung. Es bleibt so, wie wir es überlegt haben.« Mav zuckt mit den Schultern. Klar, er will nicht über Grundsätzlichkeiten diskutieren, die für ihn längst entschieden sind.
»Und vom Raum her braucht keine andere Abteilung so viel Platz wie die Weihnachtsartikel.« Ich seufze. Egal, wie wir es drehen und wenden, das Ergebnis bleibt gleich. »Er wird ausrasten.«
Mav lacht trocken auf. »Hast du Waylon jemals ausrasten sehen? Also, so richtig?«
Sein fragender Blick sagt alles aus. Wir kennen Waylon beide zu gut. Hinter seiner unnahbaren Fassade verbirgt sich ein toller Kerl, der mit jedem von uns Pferde stehlen würde. Doch man muss wissen, wie man ihn zu nehmen hat. Gleichzeitig tut er keiner Fliege etwas zuleide. Er lebt meist eher in seiner eigenen Welt, und in der spielen vor allem Kinder keine Rolle. Zumindest habe ich ihn nie freudig auf eines zugehen sehen.
Ich schmunzle. »Wohl wahr. Ich wollte einfach nur alle Möglichkeiten bedenken. Dann warten wir mal ab, wie sich das Duell aus Weihnachts- und Kinderliedern entwickelt. Vielleicht werden wir ja auch mit einem Duett überrascht?«
Bevor Mav zu einer Antwort ansetzen kann, erklingt ein glockenhelles Lachen hinter uns, gepaart mit dem Geräusch klackernder Absätze auf den Stufen der Treppe. »Da bin ich gespannt! Ob Waylon überhaupt ein Kinderlied kennt?«
»Aubrey!« Maverick strahlt, als er sich zu seiner Freundin umdreht, sie in den Arm schließt und so inbrünstig küsst, dass ich beinahe einen Zuckerschock bekomme.
»Sucht euch eine Abstellkammer.« Den Kommentar kann ich mir nicht verkneifen, obwohl außer uns niemand hier unten ist. Gleichzeitig grinse ich. Es ist selten geworden, dass Aubrey uns im Laden besucht, trotz der Tatsache, dass sie Anfang des Jahres für ein paar Wochen ausgeholfen hat. Überhaupt vermisse ich sie, kann jedoch genauso gut nachempfinden, dass sie ihrem ursprünglichen Job niemals den Rücken kehren wird.
»Machen wir. Versprochen. Es ist sogar schon gebucht. Und unser Flieger wartet nicht auf uns …« Aubreys Blick ist so vorfreudig, dass man über Mavs zuckende Mundwinkel leicht hinwegsieht. Er ist noch nie weiter weggeflogen als bis nach Florida. Kein Wunder, dass er dem Langstreckenflug ein wenig nervös entgegensieht.
»Wir sind hier aber auch fertig, oder? Den Rest bekommt ihr unter deiner Leitung hin?«, fragt Maverick, ohne sich komplett von Aubrey zu lösen. Der Anblick ist so ungewohnt. Normalerweise ist er voll und ganz der CEO.
Ich nicke, obwohl mir erst jetzt bewusst wird, welche Verantwortung damit auf meinen Schultern lastet. Maverick und Aubrey verreisen, Ezra hat vorrangig Events zu organisieren. Mein Part ist die Beaufsichtigung des Innenausbaus, während Waylon weiterhin neben den Halloween-Artikeln auch schon den Weihnachtsverkauf promotet. Wie überall steht auch bei uns die verkaufsstärkste Jahreszeit bevor. Wobei ich mir wünschen würde, dass Waylon manchmal nicht nur primär als Mr. Christmas denkt. Schließlich ist Halloween ein genauso bedeutendes Ereignis.
Das werden spannende Wochen. Immerhin ist Madeline da, die den Großteil von Mavs routinemäßigen Geschäftsführungstätigkeiten abarbeitet. Alles andere bleibt jedoch an mir und Waylon hängen. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Hätten wir mit dem Umbau des Ladens nicht bis nach Mavericks Urlaub warten können? Wobei wir dann unser eigenes Weihnachtsgeschäft torpediert hätten. Und das braucht niemand. Überhaupt haben wir Glück, dass wir das Kellergeschoss mit hinzunehmen konnten. Schließlich war es nicht so einfach, sämtlichen Brandschutzauflagen zu entsprechen. Aber es hat geklappt. Und wenn ich ehrlich bin, ist der Zeitpunkt nie passend.
»Wir schaffen das schon. Mit etwas Glück sind wir fertig, wenn ihr zurückkommt.«
»Davon träumst du, ja?«, fragt Mav schmunzelnd. »Nein, im Ernst. Es ist perfekt vorgeplant. Die Handwerker wissen bestmöglich Bescheid, und wenn wir im November alles fertig haben, bin ich damit vollkommen fein.« Bis dahin ist er längst zurück.
Ich nicke erneut. »Wir schaffen das. Irgendwie und irgendwann. Aber das Projekt wird dieses Jahr abgeschlossen.«
»Immer schön optimistisch bleiben. Wir bringen auch ganz viel Sonne für euch mit.« Aubrey strahlt.
Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie reist durch ihren Job als Flugbegleiterin zwar regelmäßig, doch ist der erste gemeinsame Urlaub mit Maverick sicher etwas Besonderes für sie.
»Dann haut schon ab. Mav, ich komme klar. Seid ihr damals ja auch ohne mich.« Immerhin habe ich das Thema Urlaub erst salonfähig gemacht, als ich mir spontan im Januar die Auszeit zum Wandern genommen habe. Völlig verrückt, im Winter wandern zu gehen, doch hätte ich noch bis zum Sommer warten müssen, wäre ich durchgedreht. Manchmal braucht man Auszeiten, und daher bin ich froh, dass auch Maverick das endlich eingesehen hat.
Ich umarme die beiden nacheinander, verabschiede mich und schaue ihnen hinterher, wie sie die Treppe nach oben verschwinden. Mein letzter Blick, bevor ich ebenfalls emporgehe, wandert durch den Raum. Noch ist verdammt viel zu tun. Doch in Gedanken sehe ich die Ebene fertig eingerichtet vor mir. Indirektes Licht, eine dezent gestaltete Verkaufsfläche und für die Kinder genug Platz zum Spielen. Ja, das wäre perfekt. Für Groß und Klein.
* * *
Die Stunden des restlichen Tages zerrinnen mir zwischen den Fingern wie Sand. Zu viele Dinge sind zu erledigen, von der Post bis hin zu den Mails. Immerhin gehen die Renovierungen erst in den nächsten Tagen richtig los.
»Ähm … Mister …« Die Kundin schaut auf mein Namensschild. »Mr. Halloween.« Gedanklich scheint sie kurz abwesend zu sein, sammelt sich jedoch sofort. »Na, dann bin ich ja direkt an den Fachmann geraten. Ich weiß, ich bin sehr früh, was das Thema angeht, doch ich würde gern bereits jetzt ein Halloween-Kostüm für meinen Sohn kaufen. Haben Sie da etwas?«
Ich schmunzle und deute in Richtung der Treppe. »Hallo und ja. Gehen Sie einfach in den ersten Stock. Dort ist aktuell die Spielwarenabteilung mit den entsprechenden Kostümen. Ich bin mir sicher, dass Sie da etwas Passendes finden.«
»Wunderbar. Vielen Dank!« Sie huscht zwischen den anderen Kunden hindurch und verschwindet aus meinem Blickfeld. Noch sind es rund vier Wochen bis Halloween. Damit ist sie zwar früh dran, aber bei Weitem nicht die Erste. Überhaupt könnte ich mich selbst langsam um mein Kostüm kümmern. Die Idee steht längst, doch für die Umsetzung brauche ich Hilfe.
Gerade, als ich mich wieder dem Regal zuwenden will, das vollkommen durcheinandergeraten ist, sehe ich das Gesicht von Ezra in der Menge auftauchen, der sich mit seinen breiten Schultern einen Weg durch die Kunden bahnt. Er ist also zurück von seinem Termin.
»Betty!«, rufe ich unsere Angestellte heran. »Schau bitte nach dem Regal. Im Lager findest du Nachschub!«
Ohne auf ihre Antwort zu warten, flitze ich im Slalom um unsere Kunden und erreiche meinen Bruder gerade noch beim Fahrstuhl, dessen Türen sich in diesem Moment öffnen.
»Hey!«, sage ich etwas zu abgehackt und schnappe nach Luft.
Er lächelt mich müde an. »Hey Jacks. Wie läuft’s?«
»Wie immer. Mav und Aubrey sind weg.«
Ezra nickt, während er eine Mappe mit Unterlagen durchblättert und wir in den Fahrstuhl einsteigen. »Ich weiß. Wir rocken das.«
Seine Selbstsicherheit hätte ich gern. Doch ich weiß, dass er recht hat.
»Liefen deine Besichtigungen gut?«, frage ich, um vom Thema abzulenken.
»Ja. Ich denke, dass ich ein geeignetes Anwesen gefunden habe. Die Kundin hat wirklich verdammt spezielle Vorstellungen. Letztendlich habe ich die Nadel im Heuhaufen gesucht.«
»Immerhin zahlt sie fürstlich.« Ich zucke mit den Schultern. Er hätte den Auftrag für die hochkarätige Party nicht annehmen müssen. Doch allein diese Veranstaltung bringt ihm erneut hohes Ansehen in den entsprechenden gesellschaftlichen Kreisen. »Aber da du jetzt schon wieder da bist … Gleich ein kleines Treffen unter sechs Augen mit Waylon, damit wir die nächsten drei Wochen final planen können?«
Die Fahrstuhltüren vor uns gehen auf, und wir treten auf den Gang hinaus. Jegliche Geräusche unserer Schritte werden vom Teppich verschluckt, so wie es seit Jahren der Fall ist. Anders kann ich es mir nicht mehr vorstellen. Es ist jedes Mal ein wenig, als würde ich mich in meinem Wohnzimmer bewegen.
»In einer halben Stunde?«
Ich schaue auf die Uhr. »Alles klar.«
Doch anstatt in mein Büro zu gehen, halte ich an einer anderen Tür an und klopfe. Einmal. Zweimal.
»Was ist?« Die Stimme meines jüngeren Bruders Waylon klingt wenig begeistert, obwohl er definitiv nicht wissen kann, wer ihn besuchen will.
Trotzdem öffne ich die Tür beschwingt. »Hey! Alles okay bei dir?«
Er nickt. »Mav ist schon weg.«
Aus irgendeinem Grund klingt er deprimiert, doch ich weiß, dass es nicht der Umstand um Mavericks Urlaub ist. Es ist eher seine derzeitige Grundstimmung.
»Ez und ich haben überlegt, dass wir uns gleich einmal zusammensetzen können, um die kommenden Wochen zu besprechen, ja?«
In diesem Moment klingelt mein Handy. Der kurze Blick darauf reicht mir, um zu wissen, dass es dringend ist. Fragend schaue ich Waylon an, der lediglich nickt. Was auch immer los ist, ich werde es später erfahren.
»Ja?«, sage ich in das Mikrofon hinein und werfe Waylon einen letzten prüfenden Blick zu.
»Ich bin’s.« Die Stimme meines besten Freundes Nolan schallt mir entgegen. »Ich muss für heute Abend absagen. Es passt nicht.«
»Zu viel Arbeit?« Als selbstständiger Steuerberater hat er alle Hände voll zu tun.
»Ja. Sorry. Bin im Stress. Ich melde mich!« Damit hat er bereits wieder aufgelegt.
Verwirrt starre ich auf das Display. So abrupt hat er mich selten abserviert. Wären wir nicht seit Jahren gut befreundet, würde ich meinen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will. Aber das kann nicht sein. Ich seufze. Vielleicht sollte ich mal vorsichtig bei seiner Schwester nachhorchen? Die weiß bestimmt, was mit ihm los ist. Allerdings habe ich Olivia Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
Der Regen prasselt gegen das Fenster. Tropfen um Tropfen perlt an der Scheibe hinab, während ich ihnen dabei zusehe und sie dennoch nicht wirklich wahrnehme. In einem unrhythmischen Takt singt das Wetter sein eigenes Lied, will mich verführen, mich noch ein bisschen tiefer ziehen. Hinab in einen destruktiven Strudel, dem ich um nichts in der Welt nachgeben darf. Denn wenn ich es tue, bin ich verloren. Verloren in einer Welt aus Sinnlosigkeit und Desinteresse. Alles ist schwer, die Minuten vergehen wie in Klebstoff getränkt, obwohl genug zu tun ist. Doch ich kann nicht mehr.
Der Oktober ist erbarmungslos. Seit Tagen hat die Sonne sich nicht durch die Wolken getraut, und wenn ich zu Hause bleiben könnte, würde ich morgens wahrscheinlich die Decke über meinen Kopf ziehen und mich vor der Welt verstecken. Dieses Draußen ist nichts für mich. Zu viele Menschen, zu viele Eindrücke, zu viel Lärm. Immerhin bin ich in meinem Büro allein. Ein Umstand, den ich schätze und zugleich hasse. Denn er sollte mich wie alle anderen behandeln.
Mit einem frustrierten Seufzer, der das ausdrückt, was ich nicht zu sagen vermag, schließe ich die Akte und schiebe sie beiseite. Der Mandant hat sämtliche Informationen von mir erhalten. Ohne die fehlenden Belege komme ich in seinem Fall vorerst nicht weiter. Aber da der Stapel an Dokumenten bis fast zur Decke reicht, werde ich so schnell nicht arbeitslos. Im Gegenteil: Täglich wird der Berg höher, und ich müsste übermenschliche Kräfte entwickeln, um allem zeitnah Herr zu werden.
In diesem Moment wird meine Tür aufgerissen. Kalte Luft dringt herein, und ich schaue hastig auf. Nolan stolziert herein, knallt mir ohne jegliche Grußworte einen neuen Stapel Akten auf einen freien Fleck des Schreibtisches, macht auf dem Absatz kehrt und marschiert wie ein aufgeblasener Gockel mit wehendem Saum seines Sakkos aus meinem Büro. Ich starre ihm hinterher, wie er den Gang entlangeilt. Was zur Hölle hat der denn heute Morgen gefrühstückt? Ein Funken Freundlichkeit würde ihm durchaus stehen. Aber nein. Das ist natürlich zu viel verlangt.
Ich öffne den Mund, schließe ihn wieder, blase Luft in meine Wangen, schaue der ins Schloss knallenden Bürotür zu und puste die Luft geräuschvoll aus. Seit seinem Eintreten sind nur wenige Sekunden vergangen.
Dann fällt mein Blick auf den neuen Aktenstapel, den er auf den Tisch geknallt hat. Obendrauf prangt ein Klebezettel. Mit einer raschen Bewegung zupfe ich ihn ab und starre auf die Buchstaben.
Bis morgen erledigen
Das meint er nicht ernst! Meint er nicht, oder? Als hätte ich nicht genug zu tun. Soll ich eine Nachtschicht einlegen?
Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Das kann einfach nicht sein Ernst sein. Ich bin nur ein Mensch und keine Maschine. Ja, ich kann gewissenhaft arbeiten, dennoch gibt es Grenzen. Und allein der neue Stapel beinhaltet sicher zehn Arbeitsstunden. Wenn ich gut durchkomme, was ziemlich utopisch ist. Also sind es eher mehr. Nichts, was ich mal eben erledigen kann. Zumal ich zusätzlich die Buchhaltung unserer Kanzlei stemmen muss. Das könnte allerdings zur Not ein paar Tage warten. Dennoch liegt hier mehr Arbeit, als eine Person schaffen kann.
Außerdem ist da noch der Mandant, um dessen Buchhaltung ich mich gerade kümmern wollte. Der wartet bereits zu lange, da ich schlichtweg hinterherhinke. Ich habe die Arbeit von rund zweieinhalb Personen auf dem Tisch. Warum musste Jessica ausgerechnet jetzt schwanger werden? Vor allem nach dem Weggang von Stella. Wenn Nolan wenigstens einen Ersatz für Letztere einstellen würde … Aber nein, mein Herr Bruder meint, dass wir es auch so mit den verbliebenen Personen schaffen. Klar, wenn er sich die Rosinen unter den Mandanten herauspickt und die lästige Arbeit mir überlässt … Ist ja nicht so, dass wir nicht noch weitere Angestellte hätten. Den angestellten Steuerberater Martin, die Steuerfachangestellten. Dennoch sind wir unterbesetzt. Wahrscheinlich lässt er es so lange laufen, bis sich die Mandanten beschweren. Und das werden sie. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann. Das Kartenhaus wird zusammenbrechen, denn es steht auf verdammt wackeligen Füßen. Und ich sitze mitten darin.
Dann hebe ich den Kopf und fasse einen Entschluss. So kann und darf Nolan nicht mit mir umgehen. Ich greife nach der Akte, die ich ohne das Hereinplatzen meines Bruders als Nächstes bearbeitet hätte, und öffne mir die entsprechenden Daten auf dem Computer. Anschließend öffne ich noch ein weiteres Programm, und kurz darauf schallt die Stimme von Taylor Swift aus den Lautsprechern. Das Internetradio höre ich ohnehin viel zu selten. Dabei hilft es mir, abzuschalten.
So versinke ich in den Zahlen und Belegen vor mir. Song um Song zieht an mir vorbei. Manche kenne ich, andere sind mir neu. Doch Zeit, um auf den Text zu achten, habe ich nicht. Im Gegenteil. Die Belege fordern meine ganze Konzentration. Immerhin will ich nichts falsch einbuchen.
Als ich mich aus meiner verkrampften Haltung löse und meine Schultern rolle, wird mir bewusst, dass Stunden vergangen sein müssen. Stunden, in denen weder mein Telefon geklingelt, noch irgendjemand mein Büro betreten hat. Das geschieht so gut wie nie. Zwar wissen die meisten anzuklopfen und schenken mir ein Lächeln, doch habe ich selten gar keinen Kontakt zu den Kollegen. Wo sind denn alle? Aber mir soll es egal sein. So hatte ich immerhin meine Ruhe und bin gut vorangekommen.
Sanft recke ich den Kopf hin und her, versuche, meine verspannte Nackenmuskulatur zu lösen. Eigentlich bräuchte ich mal wieder eine Massage. Etwas, womit ich es mir gut gehen lassen kann. Ich verschränke meine Hände im Nacken und schaue an die Decke.
Fast fertig. Wenn ich noch etwas durchhalte, bekomme ich den Brocken von diesem Mandanten wenigstens heute noch abgeschlossen. Der Blick auf die Uhr bestätigt mir, dass längst Zeit für Feierabend wäre. Aber nun denn. Ist ja nicht so, dass ich nicht regelmäßig Überstunden mache.
Doch bevor ich in die definitiv letzte Arbeitsrunde für heute gehe, brauche ich einen Kaffee. Bereits bei dem Gedanken daran rumort mein Magen vernehmlich. Vielleicht bräuchte ich auch etwas zu essen. Aber das muss warten.
Der Weg in unsere Kaffeeküche bestätigt meine Vermutung: Nahezu alle sind verschwunden, haben Feierabend gemacht. Nur vereinzelt sitzt jemand an seinem Schreibtisch und sieht dabei so übermüdet aus, wie ich mich fühle. Ginas Haare stehen kreuz und quer. Martin, der angestellte Steuerberater, hat längst die Krawatte so weit gelockert, dass er sie besser gänzlich ablegen könnte. Und draußen? Draußen wird es dunkel.
Der Herbst hat gerade erst begonnen, und für meinen Geschmack dürften wir wieder Sommer haben. Vielleicht sollte ich doch irgendwann mein Vorhaben in die Tat umsetzen und nach Hawaii ziehen. Dort ist es immerhin wärmer, und die Sonne scheint öfter.
Ich betätige den Knopf der Kaffeemaschine und atme erleichtert aus, als sie ihren Dienst aufnimmt, ohne sich über fehlendes Wasser, Kaffeepulver oder eine anstehende Reinigung zu beklagen.
»Hast du schon das Ergebnis für mich?«, fragt eine nasale Stimme hinter mir, die mich nicht zu erschrecken vermag. Nolan. Ist er deshalb so schlecht gelaunt? Weil er erkältet ist? Oder hat ihm etwas anderes den Tag vermiest? Hofft er, dass ich gute Nachrichten für ihn habe?
Ich schließe die Augen, zähle bis drei und drehe mich mit einem breiten Grinsen zu ihm um. Sein Blick ist jedoch so durchdringend, dass ich ihm nicht standhalten kann. Auch mein Lächeln ist längst verrutscht, sosehr ich mir nichts anmerken lassen wollte.
»Zu welchem Fall?«, frage ich mit leiser Stimme, die Augen gen Fußboden gerichtet.
Mein Bruder kommt näher. »Na zu dem Fall, der ganz oben auf dem Stapel lag, den ich dir vorhin hingelegt habe.«
Für eine winzige Sekunde huscht mein Blick hoch.
»Da stand ›bis morgen‹ drauf. Außerdem ist –«, sage ich, doch Nolan wischt den Einwand mit einer einzigen Handbewegung fort.
»Du hast noch nicht reingesehen.« Das ist eine Feststellung und keine Frage. »Olivia, ich brauche die Zahlen.« Er kommt ein Stück weiter auf mich zu.
Zu nahe, als ich es in diesem Moment ertragen kann. Hinter mir die Küchenzeile. Nur Zentimeter vor mir Nolan. Ich weiche zurück, so weit ich kann. Was ist nur mit meinem Bruder los?
»Stopp!«, sage ich laut. Tatsächlich schaut er mich für einen Moment irritiert an. »Stopp«, sage ich daher erneut, etwas gemäßigter. Obwohl ich innerlich bebe und mir ein Loch im Fußboden wünsche, in dem ich verschwinden kann, weiß ich, dass ich mich nicht mehr so herumschubsen lassen will. Nicht mehr darf, wenn mir meine eigene Gesundheit wichtig ist. Zu lange habe ich gemacht, was er gesagt hat. »Nolan, ich will die Dinge gern erledigen, aber es ist zu viel. Ich habe noch etliche andere Akten auf dem Tisch, die ebenfalls keinen Aufschub dulden. Ich beeile mich, so schnell ich kann. Zaubern kann ich trotzdem nicht.«
Ich schnappe nach Luft, denn solch eine Ansage habe ich ihm noch nie gemacht. Allerdings war es längst überfällig, und gleichzeitig fühle ich mich kein bisschen größer. Im Gegenteil.
Nolans Blick verdunkelt sich, als zöge eine tiefschwarze Gewitterwolke heran, die sich gleich sintflutartig über mir ergießen wird. »Ich bezahle dich nicht fürs Herumtrödeln! Ich bin dein Gejammere leid. Ständig brauchst du hier mehr Zeit, dort noch eine Erläuterung und dann stehst du doch wieder hier in der Kaffeeküche herum. Die anderen arbeiten auch. Und du bist in der Probezeit. Vergiss das nicht. Sei lieber dankbar, dass ich dir diese Chance gebe, denn so viel wie bei mir verdienst du sonst nirgends. Also geh zurück an den Schreibtisch und mach die Zahlen fertig. Morgen ist Deadline!«
Sein Gesicht ist mit jedem Wort weiter errötet, und mal wieder erkenne ich meinen Bruder kaum.
Wo ist nur das Loch, in dem ich verschwinden kann? Mein Magen rumort erneut, diesmal nicht vor Hunger. Ich schlucke.
Ja, er war schon immer aufbrausend, doch seitdem Dad weg ist … Das hat etwas mit ihm gemacht – und vielleicht auch mit mir.
Wir starren uns an. Ich sollte ein Wort sagen. Das Einzige, was ich jedoch tue, ist, den Blick erneut zu senken und an ihm vorbeizuhuschen. Klein wie eine Maus. Bloß weg hier. Auch wenn ich mich getraut habe, ihm meine Meinung zu sagen, heißt das noch lange nicht, dass ich mich ihm gegenüber behaupten kann. Er ist mein älterer Bruder und mein Arbeitgeber zugleich. Eine brisante Mischung. So musste ich mich wenigstens mit keinem Vorstellungsgespräch auseinandersetzen. Trotz etlicher Bewerbungen bei anderen Firmen haben mich alle abgelehnt. Vielleicht sollte ich ihm wirklich dankbar sein, dass er mich nach dem College als Buchhalterin übernommen hat … Doch alles, woran ich denken kann, ist, dass ich Luft brauche. Ich muss hier raus, obwohl so viel zu tun ist. Und meinen Kaffee habe ich natürlich auch in der Küche vergessen. Mist.
Mit zitternden Händen erreiche ich meinen Schreibtisch, greife die Maus und brauche zwei Anläufe, bis ich den Button zum Ausschalten treffe. Ich sollte bleiben und meine Aufgaben erledigen. Nur wie soll ich mich nach dieser Ansage noch konzentrieren? Wie soll ich überhaupt arbeiten, wenn er so über mich denkt? Habe ich nicht ein wenig Anerkennung verdient? Etwas Respekt? Immerhin arbeite ich hart. Vielleicht nicht so routiniert wie manch anderer, der seit Jahren im Job ist, aber ich gebe mein Bestes. Wenn er das nur ein Mal sehen würde. Doch wahrscheinlich bleibe ich für ihn immer das kleine Mädchen.
Natürlich möchte ich den Job zu seiner Zufriedenheit erfüllen. Nur nicht mehr heute. Ich kann nicht mehr. Außerdem habe ich wieder Überstunden gemacht. Wie jeden Tag. Vielleicht gehe ich morgen eher ins Büro, um das abzuarbeiten, was jetzt liegen geblieben ist. Wie auch immer ich das schaffen soll. Denn das Wort ›Freizeit‹ kenne ich seit Wochen nicht mehr. Mein Leben besteht aus arbeiten, schlafen und Nahrungsaufnahme – und unsere gemeinsame Wohnung zu putzen.
Ich greife Handtasche, Jacke und Schal und stürze aus meinem Büro. Noch im Gehen ziehe ich mich an, drücke hektisch auf den Knopf des Fahrstuhls, als ich ihn erreiche, und stürme hinein, sobald die Türen sich öffnen.
Unten angekommen, stülpe ich die Kapuze über den Kopf, um die hauchzarten Tropfen des Sprühregens abzuwehren. Verfluchtes Wetter! Immerhin regnet es nicht mehr in Strömen, so wie heute Morgen. Doch der Nieselregen drückt genauso auf die Stimmung.
Ziellos laufe ich die Blocks entlang. Einfach atmen. Raus. Den Kopf freibekommen. Demnächst sollte ich vielleicht Sportkleidung mitnehmen. Tss. Ich und Sport. Als wenn ich für solch einen Luxus Zeit hätte. Ob Nolan mitbekommen hat, dass ich weg bin? Doch was interessiert es mich? Meine Arbeitszeit ist mehr als abgeleistet, und ich kann nichts dafür, dass er zu viele Aufträge annimmt. Soll er eben mehr Personal einstellen! Wenn wir immer bis zum Umfallen arbeiten und alles irgendwie termingerecht hinbekommen, wird sich nie etwas ändern. Ich werde mich jedenfalls nicht mehr verbiegen.
Der Regen wird wieder stärker. Flüchtig schaue ich gen Himmel.
»Verflucht!«
Das kalte Wasser, das meinen Fuß umspült, lässt mich Böses vermuten.
Genervt ziehe ich meinen Schuh aus der Pfütze und hüpfe auf dem anderen Bein, als wenn das irgendetwas an der Tatsache ändern würde, dass mein Fuß pitschnass ist. Dann pralle ich gegen etwas … nein, jemanden.
»Pass doch auf!« Die leicht rauchige Stimme dringt bis tief in jede meiner Zellen und beruhigt mich zugleich augenblicklich.
Hektisch ringe ich um mein Gleichgewicht.
»Jackson?«, frage ich erstaunt und schaue erst den besten Kumpel meines Bruders, dann die Fassade des Hauses, vor dem wir stehen, an. The Gift. Der bekannte Geschenkladen. Wie bin ich hierhergekommen? Der liegt überhaupt nicht auf meinem Nachhauseweg. War ich so in Gedanken?
Jackson schaut mich genauso verblüfft an, wie ich es bin. »Olivia! Welch Überraschung! Was treibt dich denn hierher? Und das bei diesem fürchterlichen Wetter.«
Gute Frage. Denn tatsächlich habe ich keine Ahnung, warum ich ausgerechnet vor Jacksons Geschenkladen stehe und die monströse Pfütze übersehen habe, die im Grunde nicht zu übersehen ist. Jacksons Worte hingegen zaubern eine ungeahnte Wärme in meinen Körper. Wärme, die ich nach diesem desaströsen Tag gut gebrauchen kann.
»Nichts. War wohl in Gedanken.« Ich winke ab. »War schön, dich gesehen zu haben. Ich muss …«
Doch bevor ich weitergehen kann, hält Jackson mich am Arm zurück. »Willst du etwa den ganzen Weg zu Fuß nach Hause? Dann solltest du aber zumindest dort lang.«
Er verzieht amüsiert das Gesicht und deutet in die Richtung, aus der ich soeben gekommen bin. Natürlich weiß er, wo sein bester Kumpel – und damit auch ich – wohnt.
»Ich …«, sage ich und zögere. Noch immer liegt seine Hand an meinem Oberarm, obwohl er mich längst wieder loslassen könnte. Doch es ist angenehm.
»Was ist denn los? So zerstreut habe ich dich bisher nicht gesehen.« Seine Stimme ist von Sorge gezeichnet, sein Blick wachsam.
Ich erschaudere und schließe die Augen. Warum ist er so einfühlsam? Er reagiert so anders als Nolan. Eigentlich das krasse Gegenteil und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass vor allem Nolan sich zum Negativen verändert hat. Jackson war schon immer nett und zugewandt. Ich habe ihn nie anders erlebt. Wie können die zwei befreundet sein? Und warum musste ich ausgerechnet ihm begegnen? Mein Herz klopft unrhythmisch gegen meine Brust.
»Keine Ahnung. Ich … ich brauchte frische Luft?« Es ist mehr eine Frage als eine Aussage, aber immerhin habe ich einen geraden Satz herausbekommen, während sich von seiner Berührung an meinem Arm ein warmes Gefühl in meinem ganzen Körper ausbreitet. Stück für Stück erobert es jede Zelle wie ein kleines Feuer. Behaglich und vertraut.
»Ja, das brauche ich manchmal auch. Sollen wir zusammen ein Stück gehen?«, fragt er, als hätte er nicht längst gecheckt, was Sache ist.
Ehe ich mir ein Gegenargument einfallen lassen kann, nicke ich automatisch.
»Hast du denn Feierabend?«, frage ich rasch hinterher. Immerhin stehen wir vor seinem Laden und auch, wenn er diesen gerade offensichtlich abgeschlossen hat, da kein Licht mehr brennt, so will ich nicht, dass er sich zu irgendetwas genötigt fühlt.
»Und selbst wenn nicht. Die Zeit nehme ich mir.« Jackson winkt ab und reagiert damit genauso, wie ich es befürchtet habe.
Ich schlucke. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich meine, ich bin nur die kleine Schwester seines besten Kumpels. Nicht mehr und auch nicht weniger. Oft genug haben mein Bruder und er mich ausgesperrt, wollten ihre Ruhe. Typisch Jungs. Und jetzt? Jetzt hake ich mich wie selbstverständlich bei ihm unter, während mein Herz wilde Purzelbäume schlägt, deren Echo in meinem Bauch widerhallt.
Keine Ahnung, ob ich ein Glückspilz oder ein Pechvogel bin. Kann man beides zugleich sein? Eigentlich wollte ich nach Hause, die Füße hochlegen und den Tag hinter mir lassen, der mal wieder mit zu viel Arbeit vollgequetscht war, die locker für zwei bis drei Personen reichen würde. Aber solange Maverick im Urlaub ist, muss ich durchhalten. Außerdem fordern die Renovierungsarbeiten mehr Aufmerksamkeit, als ich gehofft habe. Ich meine, wie unselbstständig können Handwerker sein? Zum Glück ist wenigstens Madeline, Mavericks Assistentin, da, die Ez und mir einen Großteil des Papierkrams abnimmt. Die Finanzen kann sie jedoch nicht zusätzlich übernehmen. Immerhin unterstützt sie Ezra auch noch bei der Organisation der vielen Veranstaltungen.
Aber egal, wie erschöpfend mein Tag war, ich werde Olivia mit ihrem durchnässten Fuß und dem verschmierten Make-up nicht einfach allein weiterlaufen lassen. In ihrem Gesicht tummeln sich tausend Emotionen, von denen ich keine einem wirklichen Grund zuordnen kann. Okay, vielleicht gehört die Wut zum nassen Fuß? Oder die Genervtheit zum Nieselregen? Beides wäre verständlich. Aber da ist noch mehr. Ich habe gespürt, dass sie mir einen Ausweg bieten wollte. Dass sie sich wegduckt und verstecken will. Als wäre es eine Strafe, würde ich sie ein Stück begleiten.
Himmel, niemals könnte ich sie im Regen stehen lassen. Bereits in unserer Kindheit war es mir unangenehm, wenn Nolan sie aus dem Zimmer geworfen hat. Wir hätten genauso gut zu dritt spielen können. Aber nein. Nolan hatte schon damals seinen eigenen Kopf. Er war seiner kleinen Schwester überdrüssig, die zugegebenermaßen teilweise ziemlich anstrengend war. Doch sind jüngere Geschwister das nicht immer? Zumindest war Maverick von Waylon genervt. Da wir zu viert waren, fiel das jedoch kaum auf.
Nolan und ich müssten uns dringend treffen. Warum hat er letzte Woche abgesagt? Seitdem herrscht Funkstille. Und das ist nicht das erste Treffen, das er kurzfristig gecancelt hat. Keine Ahnung, wann wir uns aus den Augen verloren haben. Und warum. Denn wir haben uns immer gut verstanden und hatten nie Streit. Schon bei unserer ersten Begegnung auf dem Schulhof. Seitdem waren wir unzertrennlich, bis uns die Jobs so vereinnahmt haben, dass wir kaum noch Freizeit hatten. Und sie bis heute auch nicht wiedergefunden haben. Trotzdem müsste ein Treffen drin sein.
»Wie geht es dir denn?«, frage ich, während Olivia und ich über den nahezu menschenleeren Bürgersteig laufen. Nur vereinzelt hasten Männer oder Frauen durch den Regen, halten Schirme schützend über sich oder nutzen zur Not die Aktentasche dafür. Ich hingegen begrüße die feinen Tropfen auf meinem Gesicht, die mir verdeutlichen, dass die Natur eine reinigende Wirkung hat, während in mir ein sanftes Kribbeln wabert. Nicht nur deshalb bin ich gern draußen – egal bei welchem Wetter.
»Mir … mir geht es gut.« Olivia schaut stur geradeaus.
Lügnerin. Allerdings hätte ich mir die Frage sparen können. Ihre zerlaufene Schminke deutet eine eigene Geschichte an, die sicher nicht allein den Regen als Ursache hat und die sie mir nicht anvertrauen will. Warum auch? Immerhin haben wir uns gefühlte Ewigkeiten nicht gesehen. Zwei Jahre? Drei Jahre? Viel länger als Nolan und ich uns erfolgreich vor einem Männerabend drücken. Wir sind uns gleichzeitig fremd und nah. Sie war immer die kleine Schwester, die ich nie hatte. Mit drei Brüdern aufzuwachsen ist eben eine andere Hausnummer.
Sanft lege ich meine Hand auf ihre vom Regen feuchten Finger und streiche darüber. »Ja, dieses ›gut‹ kenne ich.«
Tausend elektrische Stöße scheinen von ihrer Haut auszugehen, gleichzeitig will ich den Kontakt unter keinen Umständen wieder lösen – außer, sie bittet mich darum. Denn ich will sie beschützen und wissen lassen, dass sie mir auch nach all den Jahren vertrauen kann. Wobei – hat sie das je? Ich zumindest habe immer auf sie aufgepasst.
Mir entfährt ein Seufzer, als sie nichts erwidert. Sie darf nicht alles in sich hineinfressen. Denn was das mit einem macht, ist mir zu präsent. »Weißt du, ich war vor ein paar Monaten auch an diesem gewissen Punkt. Ich habe mir eingeredet, dass alles gut ist. Doch das war es nicht. Ich war ausgebrannt und habe es zu lange ignoriert. Das hat mir beinahe den Stecker gezogen.«
Der Satz verklingt, und ich wage weder, meine Schritte zu verlangsamen, noch, mich ihr zuzuwenden. Ich starre geradeaus in den Nieselregen, vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass ich inzwischen halb durchnässt bin. Keine Ahnung, was ich mit meinen Worten bezwecke, doch ich hatte das dringende Bedürfnis, sie auszusprechen.
Natürlich schweigt Olivia. Mein kurzer Seitenblick offenbart mir zusammengepresste Lippen und einen verkniffenen Gesichtsausdruck, als hätte sie soeben in eine Zitrone gebissen. Also lag ich mit meinen Gedanken richtig. Sie ist genauso am Limit wie ich damals. Und wahrscheinlich würde ich den Zustand bald wieder erreichen, wüsste ich nicht, dass er temporär ist. Maverick ist in rund zwei Wochen zurück, wir haben im Laden genug Verkäufer und Verkäuferinnen sowie Aushilfen, und meine Arbeit schaffe ich so gerade. Ja, auch ich könnte Hilfe gebrauchen, doch wüsste ich nicht, ob die Arbeit für eine Vollzeitkraft reichen würde. Aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich genug zu tun. Das weiß ich, und das wissen auch meine Brüder.
Wir gehen schweigend nebeneinanderher. Nahezu unbewusst dirigiere ich sie in Richtung meiner Wohnung, die unweit der ihren liegt. Keine Ahnung, ob sie mit hineinkommen würde, doch sie so nass und niedergeschlagen zu sehen, tut mir in der Seele weh. Irgendetwas ist vorgefallen. Nur was? Ob das mit Nolans Absage zu tun hat?
»Du hast das College inzwischen fertig, oder?«, frage ich daher, die Angst im Nacken, dass sie vielleicht den Abschluss nicht geschafft hat. Trotzdem drückt mir dieses Anschweigen langsam mehr aufs Gemüt, als der Regen es je könnte. Wann scheint endlich wieder die Sonne? Ein goldener Herbst wäre das, was ich brauche.
»Ja. Gott sei Dank.« Immerhin ist da ein angedeutetes Lächeln in ihrem Gesicht, das jedoch genauso schnell verschwindet, wie es gekommen ist. Zum Glück hat sie die Prüfungen nicht vermasselt. Dennoch scheint ihr das Thema Kummer zu bereiten.
»Glückwunsch! Und jobmäßig läuft es?«, frage ich weiter, doch schlagartig verdüstert sich ihre Miene noch mehr als zuvor. Bingo. Wir kommen dem Grund ihres Umherirrens also näher. »Du musst nichts erzählen, wenn du nicht willst«, sage ich daher schnell und streiche ihr sacht über die Finger.
Ein Ruck geht durch ihren Körper, und Olivia atmet tief ein. Ihre Schultern und Arme sind angespannt, bis sie wieder ausatmet.
»Schon okay«, flüstert sie, versinkt jedoch erneut in Schweigen.
Nun gut. Ich will und werde sie zu nichts drängen. Warum sollte sie mir ihr Herz ausschütten, wenn sie mich jahrelang nicht gesehen hat? Allerdings wurmt mich die Tatsache, dass auch Nolan zuletzt immer schweigsamer geworden ist.
Rund zweihundert Meter später biege ich in die Straße ein, die in Richtung von Nolans und Olivias Zuhause führt. Die beiden leben in der Wohnung, die ihr Dad vor Jahren für sie gekauft hat, und mein bester Kumpel hat nicht erwähnt, dass sich daran etwas verändert hat. Wie selbstverständlich begleitet Olivia mich ohne ein Wort. Also scheine ich nicht ganz falschzuliegen. Unser Gespräch ist erneut in eine Sackgasse gelaufen, und ich habe keine Ahnung, was ich tun kann, damit es entspannter wird. Immerhin rennt sie nicht weg. Gleichzeitig ist sie nicht wirklich da. Körperlich ja, doch gedanklich scheint sie so abwesend, als wäre sie in einer Parallelwelt unterwegs.
Nun gut. Auch wenn es mich in den Fingerspitzen juckt, mehr über ihre letzten Monate zu erfahren, so halte ich mich zurück. Ich muss akzeptieren, dass ich nicht die Person bin, mit der sie reden will. Hoffentlich hat sie eine Freundin, der sie sich anvertrauen mag. Oder einen Freund? Ein Stich geht bei dem Gedanken durch mich hindurch. Warum tangiert mich das? Allerdings würde sie nicht mehr mit Nolan in einer Wohnung leben, wenn sie in einer Beziehung wäre, oder? Kaum merklich schüttle ich meinen Kopf und besinne mich auf die Hausnummern.
»Wir sind da«, sage ich mit belegter Stimme und halte vor dem Gebäude an, in dem sie und Nolan wohnen. Verdutzt schaut sie zu mir auf, obwohl ich nur einen halben Kopf größer bin als sie. Würde sie diese Schuhe mit den schwindelerregend hohen Absätzen tragen, die sie früher – also vor zwei oder drei Jahren – gern angezogen hat, wären wir fast auf Augenhöhe. Trotzdem bin ich alles andere als klein. Sie ist groß gewachsen für eine Frau und hätte sicher als Model arbeiten können. Genauso wie Nolan mich bei Weitem in der Körpergröße überragt. Aus ihm hätte ein Basketballspieler werden können, wenn sein Dad dem nicht von Anfang an einen Riegel vorgeschoben hätte. Sport stand im Hause Brown nicht auf der Tagesordnung.
Olivias Blick wandert weiter zu der glatten, schmucklosen Häuserfassade, und erst jetzt hellt sich ihr Gesicht auf.
»Oh. Danke. Ich war so in Gedanken vertieft …« Sie murmelt die Wörter mehr, als dass sie sie ausspricht.
»Ja, das warst du wohl. Ich …« Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Einfach Tschüss? Bis zum nächsten Mal? Grüß Nolan von mir? Darf ich dich noch mit reinbegleiten?
Olivia seufzt. »Danke. Wirklich. Den Weg nach oben schaffe ich allein.«
Ich nicke, denn zu mehr bin ich nicht fähig. »Mach’s gut, und ich würde mich freuen, wenn du demnächst mal im Laden vorbeischaust.«
»Mache ich.« Olivia lächelt und zieht den Schlüssel aus ihrer Handtasche. Mit geübten Bewegungen öffnet sie die Tür, huscht in das schützende Treppenhaus und sieht sich nochmals um. Ihr Lächeln ist schüchtern und erreicht ihre Augen nicht. Gleichzeitig fließt Wärme durch meinen Bauch. Wenigstens eine gute Tat heute, wobei ich mir gewünscht hätte, dass wir ein paar Minuten mehr zusammen verbringen können.
»Olivia?«, frage ich zögerlich.
»Ja?« Ihre Augen strahlen für einen kurzen Moment Hoffnung aus. Doch die Sekunde ist so schnell verstrichen, dass ich mir nicht sicher bin, überhaupt etwas gesehen zu haben.
»Hör mal … ist bei Nolan und dir alles okay?«
Ihr Gesicht verdunkelt sich mit jedem Wort mehr, und ich bereue meine Frage schon jetzt.
»Alles okay. Er … Er arbeitet viel.« Sie presst die Lippen aufeinander, als hätte sie sehr wohl mehr zu sagen.
Um nicht noch tiefer in einem Thema zu bohren, das ihr offensichtlich unangenehm ist, nicke ich und halte ihren Blick. »Okay.«
Sie zögert, beißt sich auf die Unterlippe und flüstert: »Bis bald, Jackson.«
Damit schließt sie die Haustür endgültig.
»Bis bald«, wispere ich, obwohl sie mich längst nicht mehr hören kann. Hätte ich doch mit hinaufgehen sollen? Vielleicht hätte ich Nolan treffen können. Wobei – er wird noch im Büro sein. So wie all die Male zuvor, an denen er kurzfristig unsere Treffen abgesagt hat. Das hat Olivia mir immerhin mehr oder weniger bestätigt.
Ich atme tief durch, streiche mir das Regenwasser aus den Haaren und mache mich auf den Heimweg. Zwar regnet es nicht mehr so doll wie zuvor, dafür hat der Wind aufgefrischt und streicht forsch über jegliche Stellen meiner Haut, die er erreicht. Fröstelnd schlinge ich mir die Arme um den Körper und eile die Straße entlang.
Natürlich war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich Olivia nach Hause gebracht habe. Ob ich das auch für eine andere Frau getan hätte, die mit nassem Schuh und verschmierter Schminke in mich gelaufen wäre, weiß ich nicht zu beantworten. Oder doch, denn ich hätte es wahrscheinlich nicht getan. Olivia hingegen ist ein Stück Kindheit. Nie hätte ich zulassen können, dass ihr etwas geschieht. Ich war da, als sie auf dem Schulhof gemobbt wurde. Ich war da, als Nolan sich rar gemacht und nicht um sie gekümmert hat. Er hat sich in der Jugend sowieso aus allem rausgehalten. Er hat eher beobachtet und sich mit seinen Zahlen beschäftigt. Ja, das konnte er schon immer. Doch ich weiß nicht, ob Olivia mich damals wirklich wahrgenommen hat. Genauso wie vorhin.