Dem Täter auf der Spur -  - E-Book

Dem Täter auf der Spur E-Book

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Beschreibung

Hätten Sie den Fall schneller gelöst? Erschien Ihnen nicht gleich der Mann im Kapuzenpullover verdächtig? Der smarte Buchhalter? Die eifersüchtige Ehefrau? Unsere Kurzkrimis für Erwachsene sorgen nicht nur für spannende und unterhaltsame Lektüre, sondern fordern kriminalistisches Gespür und kluges Kombinieren. Der Leser wird zum Ermittler und findet die Lösung in versteckten Details. Einmal Detektiv sein! Erfolgserlebnis garantiert!

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Seitenzahl: 47

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Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist nicht gestattet, dieses Werk oder Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder in Datenbanken aufzunehmen.

ISBN E-Book 978-3-359-50070-4

ISBN Print 978-3-359-01331-0

© 2017 Eulenspiegel Verlag, Berlin

Umschlaggestaltung: Verlag, Karoline Grunske, unter Verwendung eines Cartoons von bigstock.com

Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel.com

Ausgewählt von Beate Hellbach

Die Tote vom Regenstein

von Friedel Weiner

Mord im Museum

von Frank Goyke

Fern und im Dunkeln

von Astrid Lemmer

Englischer Nebel

von Steffen Mohr

Deutschland sucht den Super-Detektiv

Franka Meinhardt

Sex & Drugs & Rock’n’Roll

von Thomas Funke

Schau, schau, der Kommissar geht um

von Benno Ludwig

Postboten leben gefährlich

von Steffen Mohr

Auflösung

FRIEDEL WEINER

Die Tote vom Regenstein

Seit einiger Zeit ging Staatsanwältin Lena Lüneburg einem Hobby nach, das Erholung vom anstrengenden Dienst versprach, den Kopf von den permanent um Fälle und Anklageschriften kreisenden Gedanken befreite und ihr zudem vom Arzt, der wegen ihres hohen Blutdrucks und ihrer zunehmenden Körperfülle besorgt die Stirn krauste, wärmstens empfohlen worden war: Sie wanderte. An den Wochenenden wechselte die Vierzigjährige aus ihrem edlen, dennoch nicht vorteilhaft sitzenden Blazer in eine atmungsaktive Adidas-Wanderjacke in Übergröße, tauschte die flachen Pumps – Highheels gingen bei ihrem Gewicht leider nicht mehr – gegen stabile Lowa-Schuhe und durchwanderte ihre Heimat Sachsen-Anhalt. Vor allem der Harz hatte es ihr angetan. Von der Landeshauptstadt in die schöne Wandergegend war es ein Katzensprung. Sie hatte Kickelhahn und Brocken bestiegen, Hexentanzplatz und Teufelsmauer erkundet, die Rübeländer Tropfsteinhöhlen besichtigt, das Bodetal durchwandert; mal auf Goethes Spuren, mal ein Baumbestimmungsbuch in der Hand. Lena Lüneburgs Interessen waren breitgefächert. Manchmal machte sie sich allein auf den Weg, manchmal schloss sie sich geführten Wanderungen an, zu denen sich Wanderfreunde zusammenfanden, die im Internet oder in Zeitungsanzeigen der Heimat-, Naturschutz- und Tourismusvereine von solchen Angeboten erfuhren.

An diesem Wochenende brachte sie der HarzElbe-Express – Umsteigen 9.05 Uhr in Halberstadt – in das Harzvorland-Örtchen Blankenburg. Im »Generalanzeiger« war sie auf den Tipp gestoßen: Wanderung zum Regenstein …

Als sie aus dem Bahnhofsgebäude trat, sah sie schon einige Leute am vereinbarten Treffpunkt stehen. Ein Paar mittleren Alters, Rucksäcke auf dem Rücken – sie einen auffallend gelben, er einen im Military-Look, passend zu seiner Kleidung –, und ein unternehmungslustig blickender Mann um die dreißig mussten mit demselben Zug angereist sein und gingen ebenfalls auf die Gruppe zu. Ehe Lena Lüneburg sich bei dem drahtigen Typ mit dem gebräunten Gesicht, der die Versammelten um Kopfeslänge überragte, vergewissern konnte, ob er der Wanderführer sei, fragte der Mann aus dem Zug: »Isch des die Grupp zum Rägaschdoe?«

Alles klar, schoss es der Staatsanwältin durch den Kopf, wo du auch hinkommst, ein Schwabe ist schon da.

»Ja, hierher, bitte zu mir«, rief der Sonnengegerbte, stellte sich als Klaus vor und wollte geduzt werden. So sei es ja unter Wanderfreunden üblich, »auch wenn ihr euch heut zum ersten Mal seht …« Seinem fragenden Blick in die Runde folgte ein allgemeines Kopfnicken, wobei sich das Paar bemüßigt fühlte, durch engeres Zusammenrücken zu betonen, dass diese Frage für sie beide nur in Richtung der anderen galt. »Aber macht, wie ihr wollt«, fuhr Klaus fort und sandte erneut einen Rundblick aus, um wieder zustimmendes Kopfnicken zu ernten. »Dreieinhalb Stunden Weg liegen vor uns, eine Stunde nehmen wir uns für den Regenstein, zu vierzehn Uhr habe ich für unsere Gruppe einen Tisch in der Panoramagaststätte reserviert. Wer will, stärkt sich oder trinkt einen Kaffee, dann treten wir den Rückweg an«, teilte er mit und bat darum, noch fünf Minuten auf etwaige Nachzügler zu warten. Die Zeit überbrückte er mit einem kurzen Vortrag über die mittelalterliche Felsenburg. Als er bei der Konfiszierung durch den Großen Kurfürsten angekommen war, fiel ihm ein Mann ins Wort und führte aus, wie die Preußen die Burganlage zur Festung ausgebaut hatten. Lena war unangenehm berührt – ein Preußenfanatiker offensichtlich, so sah der Mann mit seinem gezwirbelten Bart auch aus. Aber Leute, die mit ihrem Wissen protzen, gibt es überall, wischte sie ihren Unmut fort und taufte den Mann auf den Namen Kaiser Wilhelm.

Tatsächlich traf noch ein älteres Paar ein – typisch Rentner, dachte Lena, alle Zeit der Welt, aber niemals pünktlich.

Die beiden erhielten im Schnelldurchlauf die nötigen Instruktionen, dann brach man auf: zwölf Wanderfreunde und Wanderführer Klaus.

»D’Haubdsach is, mr griaga koa Rägawäddr uff dem Rägaschdoe«, kalauerte der Schwabe und blickte beifallheischend zu der Frau im roten Wanderoutfit – Jacke, Hose, Schuhe, Basecap, alles knallrot. Die kann es sich leisten, bei der Figur! Lena Lüneburg kämpfte gegen das Wehleid an, welches sie angesichts der Tatsache, dass die Frau nur wenig jünger als sie selber war, zu überkommen drohte. Die Rotgewandete lächelte höflich zurück, was den Schwaben nach einer kurzen Orientierung, ob die Schöne einen Begleiter hatte – was nicht der Fall zu sein schien – ermunterte, sich ihr mit den Worten »I beh dr Ernschd« an die Seite zu gesellen. »Annemarie«, hörte Lena die Frau eher hauchen als sprechen.

Kräftig ausschreitend ließ man die Stadt bald hinter sich und hatte das Ziel, die auf bewaldetem Berg thronende Burgruine, vor Augen. Wie üblich blieben die Paare zunächst einmal beieinander, doch es dauerte nicht lange, bis sich mal für eine kürzere, mal für eine längere gemeinsame Wegstrecke die unterschiedlichsten Zweier- und Dreiergrüppchen zusammenfanden.

»Sag mal …« Ein Mann, der Lena schon am Bahnhof aufgefallen war, trug er doch zu einem grünen Janker ein gänzlich deplatziert wirkendes kesses Strohhütchen, hatte zu ihr aufgeschlossen und sprach sie an. Er ließ diesen Worten eine erwartungsvolle Pause folgen. »Lena …«, entgegnete sie. »Angenehm, Martin. Also sag mal, Lena, kannst du ein Foto von mir machen?! Ich auf den fernen Regenstein blickend?«