Denn Rot ist die Farbe der Liebe - Silver James - E-Book

Denn Rot ist die Farbe der Liebe E-Book

Silver James

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Beschreibung

Georgies Herz schlägt für ihren Chef Clay Barron. Klar, dass sie dem smarten Politiker nicht widerstehen kann, als er sie küsst. Doch es darf nur eine Affäre sein! Schließlich will Clay Präsident werden, und sie kann ihm niemals eine schillernde First Lady sein …

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Seitenzahl: 194

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IMPRESSUM

Denn Rot ist die Farbe der Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Silver James Originaltitel: „The Boss and His Cowgirl“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 382 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733729172

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Clayton Barron beherrschte den Raum – schon mit den ersten Sätzen hatte er sich Zugang zu Herz und Verstand seiner Zuhörer verschafft. Es gelang ihm mit der Kraft seiner Stimme und seinen überzeugenden Worten. So liebte er es. Er war dazu bestimmt, US-Senator zu sein – und mehr. Gerade sprach er auf der Tagung der Western States Landowners Association in Phoenix, Arizona. Die Worte kamen ihm leicht über die Lippen, seine Stimme klang aufrichtig.

Georgeanne Dreyfus, seine Pressesprecherin, hatte die Rede geschrieben und ganz auf die Bedürfnisse der Zuhörer abgestimmt. Die kunstvoll gesetzten Worte drückten die richtigen Knöpfe. Und genau wie sie es am Abend zuvor im Hotel geübt hatten, hielt er einen Moment inne, hob dann das Kinn und straffte die Schultern.

„Ich verstehe Ihre Frustration. Mein Ururgroßvater hat seine Ranch aufgebaut, lange bevor Oklahoma den Status eines Bundesstaats erhielt. Er hat die Ranch mit seinen eigenen Händen beackert. Er hat Stürme, Feuer, Dürren und Fluten überlebt, damit er das Land seinen Kindern und deren Kindern vererben konnte.“ Er atmete hörbar ein, sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Es ist an der Zeit, dass wir unser Familienerbe würdigen. Wir leben auf dem Land. Bearbeiten es jeden Tag unseres Lebens, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Es ist an der Zeit, dass wir die Regierung auffordern, sich rauszuhalten. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass uns die Hände durch willkürliche Vorschriften und Gesetze gebunden werden. Es ist an der Zeit, dass wir uns zurückholen, was uns gehört.“

Frenetischer Applaus brach aus, und Clayton sonnte sich in der Bewunderung der Menge. Nach langen Standing Ovations trat der Präsident des Verbands ans Rednerpult, um ihm die Hand zu schütteln und zu danken. Clay blickte zum hinteren Bereich des Raums. Sein Stabschef zeigte diskret mit dem Daumen nach oben. Neben ihm stand der Chef seines persönlichen Sicherheitsteams, dessen rastloser Blick den Raum überflog. Der Moment war gekommen, sich Hände schüttelnd durch die Menge Richtung Ausgang zu bewegen. Ihm blieb noch eine Stunde, um von Phoenix nach Scottsdale zu seinem nächsten Termin zu kommen, einem Fundraising-Dinner mit einigen der wichtigsten Unterstützer der Partei.

Sein Blick wanderte zu der schemenhaften Gestalt direkt hinter der Bühne. Georgie. Er musste sie nicht deutlich sehen, um zu wissen, wie sie aussah – exakt geschnittener Pony, das Haar aus dem Gesicht gekämmt und hochgesteckt, schwarzes Brillengestell. Er hatte schon mehr als einen Journalisten sagen hören, sie habe die erotische Ausstrahlung einer Bibliothekarin. Die ganze Zeit hatte Georgie im Hintergrund gestanden und vermutlich jedes seiner Worte lautlos mit den Lippen geformt. Er zog einen Mundwinkel hoch und zwinkerte ihr zu. Georgie gehörte fast seit Beginn zu seinem Team. Er vertraute auf ihr Gespür für gute Öffentlichkeitsarbeit. Sie hatte hart für ihn gearbeitet, und er wusste ihre Leistung zu schätzen. Er war froh, sie an seiner Seite zu haben.

Er richtete den Blick auf den hinteren Teil des Zuschauerraums und neigte den Kopf – das Signal für Georgie zu gehen. Kaum hatte er die Bühne verlassen, trat Boone Tate, sein Stabschef und Cousin, neben ihn.

Boone neigte sich näher zu ihm. „Hunt sagt, dass draußen eine Gruppe Demonstranten steht. Die Polizei hat sie im Griff, aber wir sollten nicht mehr zu lange bleiben.“

Kein Problem für Clay. Ein schnelles Händeschütteln hier, ein paar kurze Worte dort, nirgends stehen bleiben, sich immer auf sein Ziel zubewegen – den Ausgang. Sie erreichten die Lobby des Kongresszentrums wenige Minuten später. Draußen wartete eine ausgelassene Menge auf Clays Erscheinen. Eine zweite, bedrohlichere Gruppe drängte gegen die Linie der Ordnungshüter.

Hunter Tate, Sicherheitschef und Boones älterer Bruder, schob Clay weg von den breiten Türen. „Wir nehmen den Hinterausgang. Unsere Wagen und die Polizeiverstärkung erwarten uns an der Laderampe.“ Flankiert vom Sicherheitsteam und angeführt vom Sicherheitschef des Phoenix Convention Centers, eilten sie einen Seitengang entlang zum hinteren Teil des riesigen Gebäudes.

Die Gruppe war noch keine zehn Meter gelaufen, als die Lichter erloschen und Funken die Dunkelheit erhellten. Beißender Rauch erfüllte die Luft. Das Sicherheitsteam schaltete die Taschenlampen ein. Hunter griff nach Clays Ellenbogen, drängte ihn vorwärts.

„Warte.“ Abrupt blieb Clay stehen. „Wo ist Georgie?“

„Ich kümmere mich um sie.“ Einer der Sicherheitsleute lief zurück in Richtung Konferenzraum. Über die Schulter rief er: „Ich hole sie.“

Wenige Minuten später schlüpften sie durch die Brandschutztür. Ein schwarzer SUV wartete in der Allee zwischen den Gebäuden. In der Nähe knallte es – Geräusche, die zu sehr einer Schießerei ähnelten, um ignoriert zu werden. Das Sicherheitsteam drängte Clay und Boone auf den Rücksitz des Fahrzeugs.

„Nein!“ Clay wehrte sich. „Georgie. Wir fahren nicht ohne sie ab.“ Weitere Schüsse wurden abgefeuert – oder waren es Feuerwerkskörper? Clay war sich nicht sicher. Plötzlich ertönte der schrille Schrei einer Frau.

„Verdammt.“ Clay beugte sich um Boone herum, um etwas zu sehen.

Georgie lag zusammengekrümmt an der untersten Stufe zur Laderampe. Auf einmal kamen Polizisten um die Ecke gerannt, sie jagten einer Gruppe Menschen mit Guy-Fawkes-Masken hinterher. Inzwischen war Hunter bei Georgie angelangt. Sie schrie auf, als er sie hochzog, aber er scheuchte sie zum Wagen. Ihr Gesicht war schmutzig von dem öligen Rauch, und ihre Brille sah aus, als wäre sie mit schwarzer Farbe besprüht worden. Das arme Mädchen konnte nichts sehen.

Boone sprang aus dem Wagen, doch er musste schreien, um bei dem Tumult überhaupt gehört zu werden. „Georgie, es ist okay. Wir sind es.“ Beim Klang seiner Stimme entspannte sie sich sichtlich und ließ sich von Hunter auf den Rücksitz schieben. Boone hechtete neben sie, während Hunter auf den Beifahrersitz kletterte und den Fahrer anwies loszufahren.

Der SUV raste durch die Allee, vorbei an den Polizisten, die die Demonstranten eingekesselt hatten, um sie an der Flucht zu hindern. Sirenen heulten im Duett mit den quietschenden Reifen, als der Wagen durch die Straßen brauste. Zwei Polizeiwagen und ein zweiter SUV mit Leuten der Barron-Security bildeten die Eskorte.

Eingezwängt zwischen Boone und Clay saß Georgie auf dem Rücksitz. Sie zitterte am ganzen Leib und schnappte nach Luft. Als sie mit der Hand um sich tastete, fand sie Clays und klammerte sich fest. Clay war zu aufgebracht, um zu sprechen. Georgie war seine Angestellte, und sie war von diesen Mistkerlen angegriffen worden. Ihre Nägel gruben sich in seine Haut, doch er ignorierte den Schmerz. Boone nahm ihr die Brille ab und reichte sie Hunter, damit dieser sie säuberte, während er selbst ein sauberes Taschentuch aus der Tasche zog und sanft ihr Gesicht abwischte. Sie erbebte und drückte Clays Hand noch fester. Er erwiderte den Händedruck.

Hunter drehte sich auf seinem Sitz und reichte die Brille nach hinten. Clay nahm sie und setzte sie Georgie vorsichtig auf. Zitternd sah sie sich um.

„Was … was ist passiert?“ Georgie schluckte, und Clays Blick fiel auf ihren schlanken Hals.

„Es ist alles gut, Süße.“ Boone beugte sich zu ihr. „Sie sind in Sicherheit.“

Sie atmete ein und langsam wieder aus, wobei sie sichtlich entspannte. „Die Lichter. Der Rauch. Ich … konnte nichts sehen.“ Sie hob das rechte Bein und starrte auf ihre zerrissene Strumpfhose. „Der Kerl mit dem Gewehr – haben sie ihn?“ Sie rieb sich die linke Schulter mit der Hand.

„Gewehr?“, fragte Hunter mit scharfer Stimme.

„Ich dachte …“ Sie atmete wieder ein und rieb sich die Brust, als würde das Atmen schmerzen. Tränen glitzerten auf ihren Wimpern, und sie schloss die Augen. „Habe ich Schüsse gehört?“

Hunter sprach in sein Hightech-Mikrofon und lauschte, bevor er sagte: „Es waren vermutlich Feuerwerkskörper. Die Polizei hat keine Waffen gefunden.“

Clay sah, dass ihr Gesicht zerschrammt war. „Hat Sie jemand geschlagen?“

Sie schüttelte den Kopf, dann presste sie die freie Hand gegen ihre Stirn. „Nein, ich bin mehrmals gefallen. Es war so dunkel. Ich konnte nichts sehen.“ Sie kniff die Augen zusammen, schnappte hektisch nach Luft.

Clay fürchtete, dass sie hyperventilieren könnte. „Es ist alles gut, Georgie. Wo tut es noch weh?“

Georgie sah an sich hinab. Ihr Rock und der Blazer waren zerrissen. Ihre Strumpfhose hatte Löcher, und beide Knie bluteten. Als sie erneut tief einatmete, hielt sie sich die Seite. „Au.“

„Was ist?“, fragte Clay so laut, dass Georgie zurückwich. Da er immer noch ihre Hand hielt, kam sie nicht weit.

„Tut mir leid.“ Sie sah ihn besorgt an, dann senkte sie den Blick. „Es ist mein Fehler. Ich wollte Sie nicht verärgern.“

Er bemühte sich um einen sanfteren Tonfall. „Das ist nicht Ihr Fehler, und ich bin nicht sauer auf Sie. Ich bin sauer auf die Demonstranten. Ich bin sauer, weil Ihnen so etwas passiert ist, Georgie. Haben Sie das verstanden?“ Er zeichnete mit dem Daumen kleine Kreise auf ihren Handrücken. „Wir fahren zum Hotel, damit Sie sich umziehen können. Machen Sie … machen Sie sich keine Gedanken.“

Ihre Unterlippe bebte, und sie schloss wieder die Augen. Clay sah Hunter an.

„Mein Fehler. Es wird nicht wieder passieren.“

Clay nickte. Hunter würde dafür sorgen, dass die Demonstranten rechtlich belangt würden.

Als der SUV um die Kurve raste, schlug Georgie mit dem Kopf gegen die Kopfstütze und stöhnte. Bevor Clay reagieren konnte, kümmerte Boone sich schon um sie.

„Schätzchen, Sie haben eine schöne Beule am Hinterkopf.“

„Oh … Ich glaube, ich bin gegen einen Metallschrank oder so etwas gefallen. Beim ersten Sturz. Als ich aufstand. Vielleicht.“ Sie lehnte sich vorsichtig gegen die Rückenlehne.

Boone sprach leise in sein Handy, informierte die Veranstalter des Fundraising-Dinners über ihr verspätetes Eintreffen. Clay beschloss, Georgie mit einem der Sicherheitsleute im Hotel zu lassen. Die arme Frau war völlig durcheinander, was kein Wunder war. Sie war zerschrammt, blutete und hatte vielleicht weitere Verletzungen, von denen sie bisher nichts ahnte.

Der Konvoi hielt direkt vor dem Barron’s Desert Crown Resort in Scottsdale. Clay wartete, bis seine Wagentür geöffnet wurde, dann stieg er aus und zog Georgie mit sich, ohne ihre Hand loszulassen.

Blitzlichtgewitter flammte auf, und Georgie stolperte. Ohne nachzudenken hob Clay sie auf seine Arme. Um sich vor den Kameras zu verstecken, schlang sie die Arme um seinen Hals und verbarg das Gesicht an seiner Schulter. Boone und Hunter schleusten die beiden durch die Lobby zum wartenden Fahrstuhl, ohne auf die Reporter zu achten, die nach einem Statement schrien.

Der Fahrstuhl brachte sie direkt auf die Penthouse-Ebene, wo Clay die Sonoma-Suite bewohnte, die Präsidentensuite des Hotels. Boones überraschtem Gesichtsausdruck begegnete er gelassen. „Geh in ihr Zimmer und hol ihr Gepäck. Sie bleibt hier in dem freien Gästezimmer.“

Die Suite umfasste ein Wohnzimmer, ein Ess- und ein Arbeitszimmer, eine Küche und vier Schlafzimmer mit eigenem Bad. Platz genug für Clay, Boone, Hunter und jetzt auch für Georgie. Er wollte nicht, dass sie den Abend allein in irgendeinem Hotelzimmer verbrachte. Er wollte sie in Sicherheit wissen, und das wäre sie nur in seiner Nähe, wie er glaubte.

Clay ging direkt durch das Hauptschlafzimmer in sein großes Bad. Als er Georgie absetzte, klammerte sie sich schwankend an den Marmorwaschtisch. Ihre Pupillen waren geweitet, sie musste einen Schock erlitten haben.

Sie war blass. Ihr Haar, normalerweise zu einem ordentlichen Knoten gesteckt, war zerzaust und fiel ihr auf die Schultern – es war wesentlich länger, als Clay bewusst gewesen war. Vorsichtig nahm er ihr die Brille ab. Dann griff er nach einem Waschlappen und befeuchtete ihn. Sanft wusch er ihr Gesicht, bevor er sich um ihre zerschundenen Knie kümmerte. Die Hände, die sie zu Fäusten geballt hatte, entkrampften langsam.

Er war ihr noch nie so nah gewesen. Sicher, sie arbeiteten eng zusammen, doch sie so zu berühren? Sie war … Georgie. Immer da, wenn er eine Presseerklärung brauchte, ein Statement oder den Kontakt zu einem Journalisten. Sie war sein Sprachrohr. Tüchtig und professionell. Dass unter ihrem eher hausbackenen Äußeren eine Frau mit sexy Kurven steckte, war ihm erst bewusst geworden, als er sie auf die Arme gehoben hatte.

„Verdammt, Georgie. Das hätte nicht passieren dürfen. Vor allem Ihnen nicht.“

Sie blinzelte, kniff die Augen zusammen, bemühte sich, den Blick auf sein Gesicht zu richten. „Ja, nun.“ Sie zuckte mit der Schulter.

„Boone holt Ihre Sachen aus Ihrem Zimmer. Sie können sich hier frisch machen. Und dann ziehen Sie in das Gästezimmer.“ Er deutete mit dem Kopf auf die entsprechende Tür. „An der Tür hängt ein Bademantel. Okay?“

Sie tastete nach ihrer Brille. Er griff danach, reinigte sie noch einmal und reichte sie ihr dann. Kaum hatte Georgie sie aufgesetzt, war sie wieder mehr sie selbst, und ihre grünen Augen blickten nicht mehr ganz so glasig und panisch. Sie zog die Nase kraus. „Ja, ich muss unbedingt aus diesen Sachen raus. Sie stinken.“

Clay trat zurück. „Ich gehe jetzt, damit Sie etwas Privatsphäre haben.“

Sie nickte, sagte aber nichts. Um sicher zu sein, dass sie fest mit beiden Füßen auf dem Boden stand, strich er ihr mit den Händen über beide Arme. Dann verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Fast hätte er Hunter umgerannt, der direkt vor der Tür stand.

„Verdammt, Hunt. Wie konnte das passieren? Wie sind die Demonstranten hereingekommen?“ Clay war genauso wütend auf sich wie auf seinen Sicherheitschef. Das Sicherheitsteam hätte auf Georgie aufpassen müssen. Verdammt, er hätte auf sie aufpassen müssen. Letztlich trug er die Verantwortung für sie.

Hunt knurrte. „Eine Gruppe kam durch einen zweiten Eingang im Untergeschoss und gelangte so zum Sicherungskasten. Der Sicherheitsdienst des Gebäudes meint, dass es nach einem Insider aussieht. Es werden bereits Nachforschungen angestellt.“

Draußen blitzte und donnerte es. Hunt nahm sein Handy und öffnete eine Wetter-App. „Ich wusste nicht, dass für heute Abend ein Gewitter angesagt war.“ Er checkte die Vorhersage, dann zuckte er mit den Schultern. „Nur etwas Donner und Regen. Jetzt zu Georgie. Es wird nicht wieder passieren, Clay. Das verspreche ich. Ich stelle einen Mann für sie persönlich ab.“

Clay fuhr sich durchs Haar. „Sobald sie …“ Ein gewaltiger Donner ließ die Scheiben klirren, und Sekunden später gingen alle Lichter in der Suite aus. Ein Schrei aus dem Bad schreckte die Männer zusammen.

Clay riss die Tür zum Bad auf und fand Georgie auf dem Boden kniend, den Kopf nach unten, die Schultern hochgezogen. Übergab sie sich? Verdammt, er hasste das Geräusch. Tat es seit den Saufgelagen am College mit den Verbindungsbrüdern. Er schlug Hunter die Tür vor der Nase zu und beugte sich über Georgie. Sie würgte, hustete.

Um die Reaktion seines Magens auf das, was gerade passierte, zu bekämpfen, rezitierte Clay lautlos die Gettysburg Address, Lincolns berühmte Rede. Dann die Präambel der amerikanischen Verfassung. Schon befürchtete er, dass er auch noch mit der Unabhängigkeitserklärung beginnen musste, da atmete Georgie schließlich ein und sah ihn entschuldigend an. Er richtete sich auf und holte einen Waschlappen.

„Tut mir leid“, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.

„Schon in Ordnung …“ Er verkniff sich das nächste Wort, ein Kosewort, das ihm auf der Zunge gelegen hatte. Völlig untypisch für ihn. In Gegensatz zu Boone ging er mit Kosenamen sparsam um. Die Tatsache, dass ihm jetzt eins auf der Zunge gelegen hatte, sollte ihn beunruhigen, doch er hatte jetzt nicht die Energie, sich darüber Gedanken zu machen. Er reichte ihr den Waschlappen, und sie wischte sich das Gesicht ab, sah ihn aber immer noch nicht an. In dem Moment wurde ihm bewusst, dass sie sich bis auf die Dessous ausgezogen hatte – rote Dessous. Er zwang sich wegzusehen und konzentrierte sich stattdessen auf die Situation. „Was ist passiert? Als ich ging, schienen Sie in Ordnung.“

Georgie schluckte und schlang die Arme um die Brust. „Ich … bin in Panik geraten. Die Dunkelheit. Und der Donner. Ich bin wohl etwas … klaustrophobisch. Oder so etwas in der Art.“

Clay verspürte den irren Drang zu lachen, als sich sein Adrenalinrausch legte. Er biss sich auf die Innenseite der Wange, und als das nicht half, biss er sich auf die Zunge, um nicht zu lachen. Vergeblich. Er entschuldigte sich sofort. „Es ist nicht lustig. Ich weiß. Tut mir leid.“

Er nahm den Bademantel von der Tür und legte ihn ihr über die Schultern. Sie schlüpfte hinein. Endlich wandte sie sich ihm zu und sah ihn an. Zu seiner Überraschung biss sie sich auf die Lippe, als versuchte sie genau wie er, ein Lachen zu unterdrücken. Als sie nach dem Gürtel des Bademantels angelte, entdeckte Clay einen Bluterguss auf ihren Rippen. Diese Mistkerle hatten sie ernsthaft verletzt. Sofort verging ihm das Lachen.

„Sie haben einen Bluterguss, Georgie. Und diese Beule am Kopf. Ich möchte, dass Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen, okay?“

Sie blickte an sich hinab und sah, wovon er sprach. „Oh, den habe ich noch gar nicht bemerkt. Ich war wohl zu sehr mit meiner Angst beschäftigt.“ Geistesabwesend betrachtete sie die geschundenen Rippen.

Sie ist deine Angestellte, rief Clay sich in Erinnerung. Und sie ist traumatisiert. Er war nicht so ein Mistkerl wie sein Vater oder seine Brüder, wenn es um Frauen ging. Aber verdammt, plötzlich wurde ihm bewusst, dass Georgie unter der braven Bürokleidung und hinter den dicken Brillengläsern sehr interessante Attribute versteckte – besagte Attribute sprangen ihm jetzt praktisch ins Gesicht, trotz der schlichten roten Wäsche und des Bademantels.

„Der Hotelarzt soll Sie untersuchen, sobald die Elektrizität …“ In diesem Moment flackerten die Lichter ein paar Mal auf, dann blieb es hell. „Wer sagt’s denn? Bereit für eine Dusche?“

Clay streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen. Gerade als sie seine Finger umschloss, erschütterte ein weiterer Donnerschlag das Gebäude, und das Licht erlosch wieder. Er spürte ihr Zittern und hockte sich neben sie. „Es ist alles okay, Georgie.“

Er nahm sein Smartphone und tippte auf die Taschenlampen-App. „Sehen Sie, schon haben wir Licht.“

Georgie keuchte, und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. „Tut mir leid. Dies ist einfach blöd. Ich weiß, dass es dumm und irrational ist.“

„Angst ist …“ Das Licht seines Smartphones wurde schwächer – dafür leuchtete die Akkuanzeige jetzt rot. Clay schloss die Taschenlampen-App, nun warf das Licht des Startbildschirms einen sanften Schimmer auf Georgies Gesicht. „Tut mir leid, aber der Akku ist gleich leer. Wir können aus dem Bad rausgehen, ins Schlafzimmer.“

„Lieber nicht. Es könnten Monster unter dem Bett sein.“

Clay betrachtete ihr Gesicht. Der Hauch eines Lächelns umspielte ihren Mund. Gut. Dies war die Georgie, die er kannte … und mochte. Ja, definitiv mochte. Er mochte Georgie. Sie war seine Angestellte, und er leistete ihr nur Gesellschaft in seinem Bad, weil sie einen traumatischen Tag gehabt hatte.

„Ich verspreche, die Monster zu erlegen.“

„Oder ein Gesetz zu erlassen, das ihre Existenz verbietet?“

„Das kann ich auch tun. Ich lege dem Senat einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor.“

Das Licht seines Smartphones erlosch. Sofort begann Georgie, schneller zu atmen. „Tut mir leid, Georgie. Der Akku ist leer.“

Bevor sie jedoch in Panik geraten konnte, war der Strom wieder da, und die Lampen im Bad leuchteten wieder. Erleichtert lachte sie auf, doch aus dem Lachen wurde einen Moment später ein Schluchzen. Er hasste Tränen. Die Ehefrauen seines Vaters hatten sie zu oft als Mittel zum Zweck eingesetzt. Doch Georgies Tränen waren echt und verständlich. Er zog sie an sich und streichelte sanft über ihren Rücken.

„Alles ist gut, Georgie. Sie sind in Sicherheit.“

Sie nickte, kämpfte um Beherrschung. „Ich weiß. Ich …“ Sie schniefte, sah sich nach einem Taschentuch um und wischte sich, als sie keins fand, die Nase am Ärmel des Bademantels ab. „Entschuldigen Sie, Chef. Es ist alles gut. Es sind nur … die Nerven. Ich hasse die Dunkelheit. Hasse enge Räume, vor allem im Dunkeln.“

„Möchten Sie mir erzählen, warum?“

Sie schüttelte den Kopf, doch gleichzeitig sprudelten die Worte aus ihr heraus. „Ich war noch ein Kind, als ich einmal in unserem alten Sturmkeller eingeschlossen wurde. Im Dunkeln. Es hat Stunden gedauert, bis ich gefunden wurde.“

Er verstärkte seinen Griff um sie und kämpfte gegen den Drang an, ihr einen Kuss auf den Kopf zu geben. „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht lustig war.“

Georgie schniefte wieder. Clay griff nach der Rolle Toilettenpapier und riss einen Streifen ab. Sie nahm das Papier und putzte sich die Nase. Als sie sich wieder im Griff hatte, erhob er sich. „Sie bleiben heute Abend hier, Georgie. Sie haben einen freien Abend verdient.“ Als sie nickte, öffnete er die Tür. „Ich gehe jetzt, damit Sie duschen können.“

Kurze Zeit später, Georgie war immer noch im Bad, war es Zeit, zu dem Fundraising-Dinner aufzubrechen. Ein Teil von Clay wollte bleiben, doch er war auch Politiker, und so verließ er die Suite, begleitet von seinem Sicherheitschef und dem Stabschef. Georgie würde es gut gehen. Es musste ihr gut gehen. Den ganzen Abend dachte er darüber nach, warum ihm das so wichtig war.

Eingekuschelt in den Bademantel wartete Georgie im Bad, bis draußen nichts mehr zu hören war. Was sollte sie bloß mit ihrer ruinierten Kleidung tun? Die Nase zu rümpfen trug nicht dazu bei, dass sich der Rauchgestank verflüchtigte. Zwei Phobien machte sie für ihre Reaktion verantwortlich – die Angst vor der Dunkelheit und die Angst vor engen, geschlossenen Räumen.

Als die Lichter im ohnehin schummrigen hinteren Bühnenbereich verloschen waren, war sie in Panik geraten und hatte geschrien wie diese blonden Teenager in einem Horrorfilm. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie gefallen war und sich wieder aufgerappelt hatte, bis endlich einer der Wachmänner kam. Und dann war da diese Sache an der Laderampe, im SUV und im Hoteleingang, als … Sie verdrängte den Gedanken.

Am liebsten hätte sie den Kopf gegen die erstbeste harte Oberfläche geschlagen. Dass ihre Nerven blank lagen und sie so aufgewühlt war, lag an ihrer Angst. Nicht daran, dass Clay Barron ihre Hand gehalten hatte. Oder sie getragen hatte. Oder … Nein, Kleidung, sie musste sich um ihre Kleidung kümmern, sie stank nach Rauch und Stinkbomben.

Im Abfalleimer fand sie eine Plastiktüte. Sie stopfte die Kleidungsstücke in die Tüte, band sie zu und warf sie in den Mülleimer. Georgie überlegte kurz, ob sie ihr Eau de Cologne gegen den Geruch versprühen sollte. Da es sich jedoch um Clays Bad handelte, war das vermutlich keine gute Idee. Dann überlegte sie, sein Aftershave zu nehmen – aber bei dem Duft nach Mandeln, Zedern, Bergamotte und Limone bekam sie immer weiche Knie. Nein, auch keine gute Idee.

Sie verließ das Bad, blieb an der Schlafzimmertür stehen und lauschte. Ein Sportprogramm flimmerte über den großen Fernsehbildschirm im Wohnbereich, und auf der Couch, mit dem Rücken zu ihr, saß ein Mann. Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Zimmer.

„Alles in Ordnung, Miss Dreyfus?“