Heiße Träume, verbotene Nähe - Silver James - E-Book

Heiße Träume, verbotene Nähe E-Book

Silver James

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Beschreibung

Albtraum oder Wunschtraum? Benommen erwacht Cord nach der Explosion auf seiner Ölplattform in der Klinik. Und an seinem Bett steht die schöne Jolie Davis: die Frau, die er begehrt, aber nie mehr lieben darf - unüberwindlich steht der Hass ihrer Familien zwischen ihnen!

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Seitenzahl: 210

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IMPRESSUM

Heiße Träume, verbotene Nähe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Silver James Originaltitel: „The Cowgirl’s Little Secret“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 371 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Susann Rauhaus

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733729165

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Cordell Barron hatte bisher immer alles im Griff gehabt – sein Leben, seine Firma Barron Oil and Gas Exploration und all das, was seine Welt ausmachte. Doch momentan brach dieses Universum in sich zusammen, und Cord schien die Kontrolle zu verlieren.

Er starrte auf seine Hände, die so fest ums Lenkrad geklammert waren, dass die Knöchel weiß hervortraten. Jolie ist wieder zurück. Halt dich von ihr fern. Diese Worte ihres Vaters vor über einem Monat hatten sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Genauso wie die Frau selbst.

Jolene Davis. Sie, die Julia, und er, ihr Romeo – alles passte zusammen bis hin zu ihren verfeindeten Familien. Cord hatte sie verlassen, und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal, wenn ihre kurze Begegnung vor fünf Jahren um der guten alten Zeiten willen zählte. Rein technisch gesehen war sie es gewesen, die beim zweiten Mal gegangen war – noch bevor er es tun konnte. Das hatte er sich jedenfalls damals eingeredet. Er hatte nicht zugeben wollen, wie sehr es ihn verletzt hatte, mit einem Kater aufzuwachen und feststellen zu müssen, dass sie weg war. In den Laken hatte noch ihr süßer Duft nach Mimosen gehangen. Selbst jetzt noch, nach all diesen Jahren, hasste er die Zeit im Frühling, wenn die Mimosenbäume blühten.

Er zwang sich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren und starrte durch die Windschutzscheibe seines Pick-ups. Seine Finger trommelten nervös auf das Armaturenbrett. Er sollte Cash anrufen. Sein Halbbruder war der Chef von Barron Security und innerhalb einer Stunde könnte er alles über Jolie herausfinden. Ihre Telefonnummer. Wo sie wohnte. Und arbeitete. Den Namen ihres Freundes.

Sein Herz schlug einen Moment schneller, als er daran dachte, dass sie einen haben könnte – oder, noch schlimmer, einen Ehemann. Er schlug mit der Faust so fest auf die Konsole über dem Armaturenbrett, dass das Handy aus der Freisprechhalterung sprang. Natürlich hatte er kein Recht mehr auf Jolie, aber der Gedanke, dass sie in den Armen eines anderen Mannes liegen, ihn küssen und sein Bett teilen könnte …

Was war nur mit ihm los? Er war doch sonst immer so locker, beherrscht und wurde selten wütend. Lediglich wenn es um Jolie ging, konnte es passieren, dass er die Fassung verlor. Das war von Anfang an so gewesen, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte.

In diesem Moment klingelte sein Handy, das mittlerweile auf dem Beifahrersitz lag. Unwirsch nahm er es auf. „Ja?“

„Hallo, Kumpel. Habe ich dich auf dem falschen Fuß erwischt?“

Cord unterdrückte seine Gefühle und zwang sich, einen geschäftlicheren Ton anzuschlagen. Der Anrufer war sein Cousin Cooper Tate. Er war der Betriebsleiter von Barex, dem Energieunternehmen der Familie Barron. „Sehr lustig, Cooper.“

„Meine Vorahnung hat mich nicht getäuscht. Wir haben den Bohrkopf in diesem verdammten Loch verloren.“ Ärger und Verdruss klangen aus seiner Stimme. „Die Crew muss ihn herausfischen. Kommst du nun herauf oder was?“

Cord starrte durch die Scheibe auf die kleine Gruppe von Männern, die oben auf dem Bohrturm stand. „Oder was, du Klugscheißer?“

„Schaff endlich deinen Hintern hier rauf. Wir müssen reden.“

In diesem Moment wirbelte eine heftige Windböe den roten Sand über das gesamte Ölfeld. Anstatt die Luft zu kühlen, versengte und erfasste der heiße Wind alles, was ihm in den Weg kam. Der Flaschenzug des Drehkrans oben auf dem Bohrturm knarrte und schlackerte hin und her, und auch die Bohrleitungsrohre gerieten in Schwingung.

Cord war an das heiße Augustwetter gewöhnt und steckte sein Handy in die Hosentasche, griff nach seinem Schutzhelm und stieg aus dem Pick-up, dessen Türen das Firmenzeichen von BarEx zeigten. Die Stufen der Metalltreppe, die zur Bohrplattform hinaufführte, dröhnten unter seinen Stiefeln. Die Luft flirrte vor Hitze, und er musste sich am stählernen Handlauf festhalten, weil ihm schwindelig wurde. Seine Hand fühlte sich wie verbrannt an, als er das Geländer wieder losließ und weiter nach oben kletterte.

Auf der Arbeitsplattform stellte Cooper ihm den Bohrspezialisten vor. „Cord, das ist Tom Bradley, der beste Bohrmanager, den wir haben.“

Cord und der ältere Mann gaben sich die Hand. „Der verdammte Bohrturm scheint verhext zu sein, Boss“, erklärte Tom und spuckte seinen Kautabak aus. „Kann das sein, dass wir deswegen all diese Probleme haben?“

Cord nahm seinen Helm ab und strich sich durchs Haar. „Ich … naja, kann durchaus sein. Es gab schon viel zu viele Probleme und Verzögerungen. Eigentlich sollten wir längst mit den Bohrungen unten auf Ölsand sein, aber wir sind weit davon entfernt. Jeden Tag scheint was Neues zu passieren.“

Sein Cousin atmete tief durch. Cooper war eigentlich durch nichts zu erschüttern, doch wenn er nervös wurde, war sicher etwas ganz und gar nicht in Ordnung.

„Kannst du dich daran erinnern, wie schwierig es war, die Bohrrechte für diese Quelle zu bekommen?“, fragte er.

„Ja, natürlich.“ Cord gefiel nicht, worauf sein Cousin hinauswollte.

„Wir mussten wegen der Konzession beinahe Krieg gegen Davis Petroleum führen“, sagte Cooper und holte noch einmal tief Luft. „Glaubst du, sie stecken dahinter?“

Sein Magen krampfte sich zusammen. Denn er vermutete dasselbe. Der Besitzer der Firma, J. Rand Davis, war ein harter Konkurrent. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich in ihr Geschäft eingemischt hätte. Darüber hinaus war er auch noch Jolies Vater.

„Nein“, erwiderte Cord schließlich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so tief sinken könnte.“ Er schluckte den Speichel herunter, der sich in seinem Mund gesammelt hatte und nahm Cooper einen Schritt zur Seite. „Jolie ist übrigens wieder zurück“, erklärte er mit gesenkter Stimme.

Nicht jeder in seiner Familie wusste von dem Fiasko, das er mit ihr auf dem College von Oklahoma erlebt hatte. Sie hatten sich auf einer Studentenparty kennengelernt, wo sie beide ziemlich viel getrunken hatten. Jolie, die im ersten Semester gewesen war, hatte irgendwann auf seinem Schoß gesessen und hatte ihn in einer Atempause zwischen den Küssen getadelt, warum er sie nicht bereits in der Highschool angesprochen hatte. Zu erfahren, dass sie ihn seit der Schulzeit genauso begehrte wie er sie, war wie ein Schlag in die Magengrube für ihn gewesen.

Cooper war in Cords Alter und sein brüderlicher Freund. Er hatte ihn immer gedeckt, wenn Cord sich mit der Tochter des schärfsten Konkurrenten seines Vaters traf. Und er hatte ihn auch in jener Nacht gefahren, als Cord mit Jolie Schluss gemacht hatte. Cyrus Barron hatte ihn dazu mehr oder weniger gezwungen. Feige wie er war, hatte er sich dem Dekret seines Vaters gebeugt und sich danach eine Woche lang betrunken.

„Oh, verdammt, Cord. So ein Mist!“

„Kann man wohl sagen.“

Cooper wandte sich wieder dem Bohrleiter zu, während Cord mit geschultem Blick den Bohrturm inspizierte. Eine Gruppe Arbeiter stand herum, die Hände in die Taschen gesteckt, die Overalls voller Schlamm. Offensichtlich warteten sie auf Anweisungen. Der Mann, der den Drehkran bediente, stand auf der Gestängebühne und musste die Länge der Leitungsrohre regulieren. Cord winkte ihm zu, und er rief etwas zurück.

„Hey, Boss. Lassen Sie uns diesen verdammten Bohrkopf rausholen, damit wir endlich weitermachen können.“

Cord nickte und gab seine Befehle. Die Arbeiter gingen auf ihre Plätze, wenig später erfüllte scharfer Dieselgeruch die Luft, gemischt mit dem Gestank des Bohrschlamms. Plötzlich merkte er, dass seine Laune besser wurde. Hier, auf dem Bohrturm, fühlte er sich lebendig. Unter diesen Männern, die einen harten Job machten, war er einer der ihren. Er hätte nichts dagegen habt, immer hier zu arbeiten, anstatt sich um die Belange der Firma vom Büro aus zu kümmern.

Dort hatte er zu viel Zeit zum Nachdenken und seine Gedanken kreisten immer wieder um Jolie. Damals hatte er keine Wahl gehabt, hatte sich zwischen ihr und seinem Beruf entscheiden müssen. Sein Vater hatte gedroht, ihn zu feuern, wenn er ihm nicht gehorchte. Und er hätte es auch verhindert, dass Cord irgendwo anders einen Job bekam. Letztlich hatte er sich gefügt, doch er hatte es immer bedauert.

Als er sah, dass die Arbeit wieder in Gang gekommen war, wollte er schon gehen. Doch plötzlich ertönte ein lauter panischer Schrei, und er blieb abrupt stehen.

Cord drehte sich um und hatte das Gefühl, als würde sich alles in Zeitlupe abspielen.

Eine Kette hatte sich von der Rohrleitung direkt über dem Bohrloch gelöst. Eins der Enden peitschte heraus und schlug gegen die Brust eines Arbeiters. Er stürzte zu Boden, während die anderen sich duckten. Ein Teil des Rohrs sprang aus den Zargen oben auf dem Drehkran. Auf der Gestängebühne versuchte Billy vergeblich, den Flaschenzug unter Kontrolle zu bringen. Die Männer rannten in alle Richtungen, um nicht von dem Stahlrohr getroffen zu werden.

Cord verfolgte die Flugbahn der Kette und des stürzenden Rohrs. Cooper stand direkt darunter. Instinktiv warf er sich gegen seinen Cousin und drängte ihn über den Rand der Plattform. Cooper stürzte sechs Meter in die Tiefe, doch Cord blieb keine Zeit, sich zu fragen, ob oder wie schwer sein Cousin verletzt war. Das lose Rohr krachte in seinen Rücken und ließ ihn zu Boden gehen, während das Ende der Kette gegen seine Brust schlug. Als er kopfüber auf den Stahlboden fiel, hatte er nur einen Gedanken, bevor ihn die Dunkelheit umfing.

Verdammt. Das wird höllisch wehtun, wenn ich aufwache.

Jolie Davis starrte auf die leere Arbeitstafel, die sich über die gesamte Wand der Unfallstation in der Universitätsklinik erstreckte. Sie war ziemlich gelangweilt und hatte außerdem noch eine Doppelschicht vor sich.

Als sie nach Oklahoma City zurückgekehrt war, hatte sie zunächst nicht mehr in der Notaufnahme arbeiten wollen. Aber dann hatte ihr die Universität ein sehr gutes Gehalt und zudem noch ein gigantisches Einstiegsgeld angeboten. Sie hatte die Gelegenheit, ihrem Vater zu zeigen, dass sie auf eigenen Füßen stehen konnte, mit beiden Händen ergriffen. Es war ja schon schlimm genug, dass er ihr ein Haus gekauft und ein Kindermädchen für C J besorgt hatte. Wenn sie sich nicht mit Händen und Füßen dagegen wehrte, würde er bald ihr ganzes Leben bestimmen. Denn das war typisch für ihn. J. Rand Davis war ein dominantes Alphatier und sie seine einzige Tochter.

Mitte der Woche war auf der Station gewöhnlich nicht so viel zu tun. Aber schließlich lebte man in Oklahoma, wo jederzeit ein schweres Unwetter verheerende Schäden anrichten konnte. Flughafen, Luftwaffenstützpunkt und das gigantische Autobahnnetz um und in Oklahoma City waren stetige Gefahrenquellen. Doch im Moment war es ruhig und das gab ihr viel Zeit zum Nachdenken.

Immer, wenn sich die Türen der Station öffneten, konnte sie die Bürotürme von Barron Oil sehen, die in den blauen Himmel ragten. Dort arbeitete Cord. Jolie hatte sich fest vorgenommen, nicht mehr an ihn zu denken. Dieser Teil ihres Lebens war vorbei. Ohne ihn ging es ihr viel besser. Das hatte sie sich immer wieder eingeredet und dennoch plagten sie die Schuldgefühle, die mit ihm verbunden waren.

Sie rollte den Kopf nach links und nach rechts und streckte sich. Sollte sie die leere Tafel vielleicht nochmals abwischen? Entschlossen wirbelte sie ihren Schreibtischstuhl herum und stieß mit den Beinen gegen einen lächelnden Mann.

„Mensch, schleich dich doch nicht immer so ran!“, empörte sie sich und grinste dabei. Dr. Perry war der diensthabende Chirurg und Chef der Unfallstation Trauma One. „Hab ich doch nicht. Ich wollte mir etwas aus der Cafeteria holen. Kann ich dir was mitbringen? Du weißt doch, wie es hier ist – wir essen, wenn wir Zeit dazu haben.“ Dann brach er ab und lauschte.

Alarmsirenen. Das war’s also mit dem ruhigen Nachmittag. Doch es war ihr lieber, endlich etwas tun zu können.

Nach ein paar Stunden legte sich die Aufregung wieder. Jolie ging zurück in ihr Büro und ließ sich hinter ihrem Schreibtisch nieder. In den letzten Stunden hatte sie es mit einem Verletzten zu tun gehabt, den ein Polizeihund gebissen hatte, einem Teenager, der sich beim Softballspiel den Knöchel verrenkt hatte, und einem Mann, der seinen Daumen mit einer Kettensäge hatte amputieren wollen. Die Polizisten hatten mit ihr geflirtet, die Eltern des Mädchens hatten sich Sorgen gemacht, dass ihre Tochter den Rest des Turniers verpassen würde, und die Frau des Mannes mit der Kettensäge hatte ihn lauthals als Idioten beschimpft. Jolie gab ihr darin völlig recht.

Doch in diesem Moment meldete sich der landesweite Notfallfunk. Dr. Perry tauchte wieder auf und stellte den Lautsprecher an, während sie sich Notizen machte.

Anscheinend hatte es einen Unfall auf einem Ölfeld gegeben, mit drei männlichen Verletzten. Derjenige, den es am schlimmsten getroffen hatte, würde bald mit dem Hubschrauber eintreffen. Danach würde ein zweiter Helikopter den nächsten Patienten bringen, der über sechs Meter in die Tiefe gestürzt war.

In diesem Moment vernahm sie von draußen schon das Rotorengeräusch des herannahenden Hubschraubers.

„MedFlug Eins an Basis“, ertönte die Stimme des Piloten durch den Lautsprecher.

Jolie griff zum Mikrofon. „Hier ist die Basis. Schießen Sie los, Medflug Eins.“ Der flugbegleitende Rettungssanitäter diktierte ihr die Einzelheiten der Verletzungen, die sie auf der Tafel notierte, während der Helikopter landete.

Die Helfer rannten zum Landeplatz und brachten den ersten Patienten in die Notaufnahme. Jolie eilte zur Trage, als man den Verletzten hereinrollte. Als sie sein Gesicht sah, schwankte sie und wäre fast gestolpert, wenn ein Pfleger sie nicht aufgefangen hätte.

Nein, das konnte nicht wahr sein. Es durfte nicht Cordell Barron sein, der hier vor ihr lag. Oh Gott, bitte nicht! Nein, nein, nein. So durfte es nicht enden!

Eine Krankenschwester reichte ihr seinen Führerschein. „Der Name ist Cordell Barron, dreiunddreißig Jahre alt. Ob er einer der Barrons ist?“

Jolie nickte stumm. Natürlich. Ihre Finger zitterten, während sie die Informationen notierte.

Die Trage wurde in Notfallambulanz geschoben, doch sie blieb auf der Schwelle stehen. Sie musste die nächsten Angehörigen benachrichtigen, in diesem Fall seinen Vater, Cyrus Barron. Den Mann, der ihr Leben zerstört hatte.

Plötzlich wechselte das gleichförmige Piepen der Überwachungsmonitore zu einem lauten Alarmsignal. Oh Gott, sein Kreislauf kollabierte. Jolie vergaß alles andere. Sie hatte nur noch den Wunsch, das Leben des einzigen Mannes zu retten, den sie je geliebt hatte. Und sie hatte schließlich nicht umsonst die letzten fünf Jahre auf Notfall- und Intensivstationen gearbeitet. Entschlossen reichte sie ihre Notizen an eine andere Krankenschwester weiter, zog sich Latexhandschuhe an und betrat die Notaufnahme.

Dreißig nervenzerreißende Minuten später war es Dr. Perry und seinem Team schließlich gelungen, Cords Zustand zu stabilisieren. Dann wurde er in den OP gebracht. Jolie sah, wie sich die Türen des Aufzugs hinter dem Krankenbett schlossen.

Ihre Knie waren weich, sie musste sich mit dem Rücken an die Wand lehnen. Doch noch war ihre Schicht nicht vorbei, denn jetzt musste sie sich um den zweiten Verletzten kümmern. Cooper Tate hatte zahlreiche Frakturen erlitten, die zum Glück nicht lebensbedrohlich waren, und würde Cord bald in den Operationsraum folgen.

Wie ferngesteuert machte sie sich daran, den Raum aufzuräumen und alles für die Ankunft des dritten Verletzten vorzubereiten. Danach musste sie die Formalitäten erledigen, die mit der Aufnahme von Cord und Cooper verbunden waren, und ihren Familien Bescheid geben.

Als sie schließlich wieder in ihrem Büro war, hatte Jolie das Gefühl, einen Marathonlauf hinter sich zu haben. Ihre Glieder fühlten sich bleischwer an, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie begann zu zittern und atmete tief durch, bis sie sich wieder ein wenig ruhiger fühlte. Nein, sie durfte jetzt auf keinen Fall zusammenbrechen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Sie musste die Aufnahme der beiden Patienten protokollieren, das war schließlich ihr Job.

Vor ihr stand der Plastikbehälter mit Cords persönlichen Sachen. Sie durchsuchte ihn und fand in den zerrissenen, blutdurchtränkten Kleidungsstücken seine Brieftasche. Kreditkarten, Quittungen, aber keine Telefonliste. Sie verbot sich, das Foto auf dem Führerschein anzuschauen, weil sie beim Anblick seiner hohen Wangenknochen und der goldbraunen Augen nicht schwach werden wollte. Dennoch rieb sie mit Daumen über die Plastikkarte und stellte sich vor, seine Haut zu berühren.

In diesem Moment klingelte ein Handy. Eine Country-Melodie ertönte aus der Plastikbox. Nach kurzem Suchen fand sie das Telefon in Cords Hosentasche. Auf dem Display stand der Name Cash.

Obwohl sie den Anruf eigentlich hätte annehmen müssen, ließ sie ihn auf die Mailbox gehen. Denn sie erinnerte sich nur zu gut, dass Cash sie nicht leiden mochte, genauso wenig wie Cords andere Brüder. Nun ja, bis auf Chance vielleicht. Er und Cooper waren die Einzigen in der Familie, die sich nicht gegen ihre Verbindung gestellt hatten.

Doch sie musste jemanden über Cords Zustand in Kenntnis setzen und entschied sich schließlich für Chance. Denn sie wusste, dass er und Cord sich am nächsten standen.

Natürlich war Cords Handy mit einem Passwort gesichert. Jolie überlegte und gab sein Geburtsdatum ein. Ungültige PIN. Intuitiv tippte sie ihren Geburtstag ein, und das Display öffnete sich. Fast hätte sie vor Schreck das Telefon fallen gelassen, aber sie zwang sich zur Ruhe und fand in der Kontaktliste die Nummer von Chance.

Obwohl sie gehört hatte, dass er gerade geheiratet hatte und sich jetzt wahrscheinlich in den Flitterwochen befand, wählte sie seine Nummer.

Nachdem es sechsmal geklingelt hatte, fürchtete sie, dass gleich die Mailbox anspringen würde. Doch dann nahm Chance schließlich ab.

„Ich hoffe, es ist wichtig“, sagte er mit einem leicht amüsierten Unterton.

Mit ihrer professionellsten Stimme sagte Jolie: „Hallo, hier ist die Unfallstation der Universitätsklinik vom Oklahoma City. Spreche ich mit Mr. Chance Barron?“

„Was zum … ja, natürlich. Was ist los?“

„Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, Sir, aber Ihr Bruder Cord ist bei einem Unfall auf dem Ölfeld schwer verletzt worden.“

„Ist er … wie schlimm ist es?“

„Er ist …“, Ihre Stimme versagte, sie musste schlucken. „Er wird gerade operiert, Cha … Mr. Barron.“

Fast hätte sie ihn beim Vornamen genannt. Nachdem sie ihm alle Informationen gegeben und er versprochen hatte, so schnell wie möglich zu kommen, legte sie auf. Ein Frösteln überfiel sie. Und wenn Cord nun sterben würde?

Um elf Uhr abends wurde Jolie von einer Kollegin der Nachtschicht abgelöst. Sie war völlig erledigt und froh, dass sie endlich die Notaufnahme verlassen konnte. Draußen in der frischen Luft atmete sie tief durch und sah zum Parkplatz hinüber. Eigentlich hätte sie nach Hause fahren und dort ein heißes Bad nehmen sollen. Aber sie konnte es nicht.

Denn Cord Barron wäre heute fast gestorben. Bei diesem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie krümmte sich aufstöhnend nach vorn. Nur mit Mühe konnte sie ein Schluchzen unterdrücken. Wie gern hätte sie ihn gehasst, damals hätte sie ihn am liebsten umgebracht. Denn schließlich hatte er sie ohne ein Wort des Abschieds verlassen. War einfach gegangen, ohne ihr etwas zu erklären.

Aber sie hatte sich dafür an ihm gerächt, hatte beim zweiten Mal den Spieß umgedreht. Nachdem sie die Nacht miteinander verbracht hatten, hatte sie sich im Morgengrauen aus seinem Penthouse geschlichen und ihn zurückgelassen. Doch es gab einen entscheidenden Unterschied zwischen ihnen. Jedes Mal, wenn sie in die Augen ihres Sohnes sah und er sie anlächelte, war Cord wieder zugegen.

Jolie atmete tief ein, um die Übelkeit zurückzudrängen. Anstatt zum Parkplatz zu gehen, drehte sie sich auf dem Absatz um und kehrte ins Krankenhaus zurück. Als sie auf den Fahrstuhl zuging, schalt sie sich wegen ihrer Schwäche.

Das ist keine gute Idee. Wirklich keine gute Idee.

Cord befand sich nicht mehr im OP, aber sie musste sich mit ihren eigenen Augen von seinem Zustand überzeugen. Musste wissen, ob seine Verletzungen wirklich nicht so lebensbedrohlich waren, wie sie bei seiner Aufnahme gewirkt hatten.

Sie stieß die Doppeltüren der Intensivstation auf und wurde vom sanften Summen der Maschinen begrüßt, an die die Patienten angeschlossen waren, die noch vor kurzem um ihr Leben gekämpft hatten.

Sie sah auf die Tafel, um Cords Zimmernummer zu erfahren. Fest entschlossen, sich nur kurz davon überzeugen zu wollen, wie es um ihn stand, und dann wieder zu gehen, schob sie den Vorhang zur Seite, hinter dem er lag. Sein Gesicht war blass und eingefallen, er war an zahlreiche Drähte und Schläuche angeschlossen. Sie sah auf den Monitor, der seinen Herzschlag, Lungenfunktion und Blutdruck anzeigte.

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und hätte fast aufgeschrien. Doch es war nur die Krankenschwester, die sie überrascht anlächelte.

„Hallo, Jolie. Was machst du denn hier?“

Sie nickte in Richtung Bett. „Er ist ein …“ Was denn? Ein Freund? Liebhaber? Ihr Ex oder mehr? „Ich kenne ihn und hatte Dienst in der Notaufnahme, als er eingeliefert wurde. Ich wollte nur mal nach ihm sehen, bevor ich nach Hause fahre.“

Die Krankenschwester nickte verständnisvoll. „Kein Problem. Nimm dir nur Zeit.“

Nachdem die Kollegin wieder verschwunden war, studierte Jolie aufmerksam seine Krankenakte. Sein Zustand war zwar ernst, aber er war nicht mehr in Lebensgefahr.

Jetzt hätte sie eigentlich heimfahren können, aber die Vorstellung, in ein leeres Haus zu kommen, war nicht besonders einladend. Ihr Sohn, C J, übernachtete heute bei seinem Opa, und Mrs. Corcoran, die Kinderfrau, besuchte ihre Schwester. Ohne lange nachzudenken, zog Jolie einen Stuhl heran und setzte sich zu Cord ans Bett. So schnell würde die Gelegenheit, seine Hand zu halten und ihn in aller Ruhe zu betrachten, gewiss nicht wiederkommen.

Das dunkle Haar fiel ihm über den Verband ins Gesicht. Eine Seite des Kopfes war rasiert worden, um die klaffende Wunde besser nähen zu können. Sein Oberkörper war bandagiert, aber das, was sie sehen konnte, war genauso muskulös und durchtrainiert wie damals. Er hatte einen Drei-Tage-Bart, und sie sehnte sich danach, über seine Wange zu streichen.

Sie musste laut gähnen und sah auf die Uhr. Kein Wunder – es war bereits zwei Uhr morgens. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, doch plötzlich schlossen sich seine Finger darum, und seine Lider zuckten. Jolies Herz begann, wie wild zu schlagen.

„Geh nicht.“

Seine Stimme war heiser und sein Griff wurde fester. Die Atem- und Herzkurven auf dem Monitor schlugen weit aus.

„Bitte.“

Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen. „Okay.“

Ihr Versprechen schien ihn zu beruhigen, denn die Kurven auf dem Monitor waren plötzlich wieder ganz gleichmäßig. Cords rechter Mundwinkel zuckte und wurde fast zu jenem frechen Lächeln, das sie so sehr an ihm geliebte hatte.

„Okay.“ Dann sank er wieder zurück in die Dunkelheit.

2. KAPITEL

Der süße Duft von Mimosen erfüllte Cord mit einem Gefühl der Stimmigkeit. Jolie. Jolie duftete immer nach Mimosen. Er öffnete ein Auge und ignorierte die grässlichen Krankenhausgeräusche und den Schmerz. Erneut holte er Luft, doch jetzt wurde das süße Aroma vom Geruch der Antiseptika und der Angst vor Krankheit und Tod überdeckt. Graue Wände umgaben ihn, und doch war sie da. Jolie. Hier? Aber er war zu benebelt, um über die Gründe nachzudenken.

Sie saß vornübergebeugt, hatte den Kopf aufs Bett gelegt, schnorchelte leise im Schlaf und hielt seine Hand. Er hatte nicht geträumt, sie war wirklich hier. Er sehnte sich danach, ihr über das kastanienbraune Haar zu streicheln. Doch er wusste, dass dann zwei Dinge passieren würden – es würde höllisch wehtun, und sie würde seine Hand loslassen. Daher begnügte er sich damit, einfach nur mit ihr in einem Raum zu sein. Er hatte sich gewünscht, dass sie hier wäre, und das war geschehen.

Vor fünf Jahren hatten sie sich zuletzt geliebt, und sie war in seinen Armen eingeschlafen. Die Sehnsucht nach diesem Gefühl war immer geblieben. Wenigstens sich selbst gegenüber konnte er zugeben, dass er bereits seit der Highschool in sie verliebt war. Allerdings hatte dieser Zustand keinem von beiden genutzt. Denn Jolie war eine Davis, ihr Vater und sein Vater waren ärgste Konkurrenten. Und Cyrus Barron tat alles, um sicherzustellen, dass Cord und seine Brüder nach seinen Regeln spielten. Er hasste seinen Vater.

Draußen auf dem Flur wurde es jetzt laut. Cord wusste, zu wem die Stimme gehörte, und machte schnell die Augen zu. Vielleicht würde sein Vater ja wieder verschwinden, wenn er sah, dass sein Sohn nicht bei Bewusstsein war.

„Was, zum Teufel, hat sie hier verloren?“, dröhnte Cyrus Barron, als er das Zimmer betrat, und hätte sich wahrscheinlich auf Jolie gestürzt, wenn Cash ihn nicht zurückgehalten hätte.

Jolie erwachte wie vom Schlag getroffen, ihr Herz pochte wild. Zunächst war sie noch ganz benommen, doch dann realisierte sie, wo sie war.

Die diensthabende Schwester folgte Mr. Barron und Cash in das kleine Zimmer. „Bitte, sprechen Sie leiser, Sir. Sonst muss ich Sie bitten zu gehen.“

Cyrus, der vor Zorn rot im Gesicht war, öffnete schon den Mund, um zu protestieren. Doch Cash kam ihm zuvor.