Der Alleswisser - Peter Grünlich - E-Book

Der Alleswisser E-Book

Peter Grünlich

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wikipedia ist das Gedächtnis der Menschheit. In Millionen Artikeln steht fast alles, was wir wissen. Noch nie hat jemand versucht, dieses wuchernde Ungetüm durchzulesen. Peter Grünlich hat einen spektakulären Selbstversuch unternommen und die Weiten der Online-Enzyklopädie durchquert. Dabei hat er erstaunliche Entdeckungen gemacht: Menschen, die unsere Welt entscheidend vorangebracht haben, von denen man aber noch nie gehört hat, Geheimprojekte der CIA, die wichtigsten Werke der Kulturgeschichte, ein Tier, das monatelang ohne Kopf überlebt hat, und freilich der Grund, warum wir unser Verhalten nur so schwer ändern können. Ein Buch, das jeder lesen muss, der die Welt verstehen will.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 256

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



PETER GRÜNLICH

DERWIE ICH VERSUCHT HABE,ALLESWIKIPEDIA DURCHZULESEN,WISSERUND WAS ICH DARAUS GELERNT HABE

Originalausgabe

1. Auflage 2020

© 2020 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Türkenstraße 89, 80799 München

[email protected]

Sämtliche Texte und Bilder von Wikipedia (siehe Quellenverzeichnis und Bildnachweis ab Seite 269 bzw. 271) sind unter der Lizenz »Creative Commons Attribution/ Share Alike« verfügbar (https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Lizenzbestimmungen_Creative_Commons_Attribution-ShareAlike_3.0_Unported).

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Layout und Satz: Carsten Klein, Torgau

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-96905-026-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-027-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-028-6

Inhalt

Der richtige Pfad durch die wilde Wikipedia

Auf der Suche nach Überraschungen

Vom Sterben und Nichtsterben

Ungewöhnliche Todesfälle

Mikromort – der Tod in Raten

Mike, der Hahn ohne Kopf

Wird die Erde untergehen, und wenn ja, wann?

Iron Mike – der Mann, der sich (fast) nicht umbringen ließ

Violet, »the Unsinkable«

Stille Helden und böse Schurken

Der Hygienepionier

Ein besonderes Musikerleben

Die Spaßbremse mit der Doppelmoral

Der Killerkiller

Die Vereinigten Staaten von Ostafrika

Die Wunderwelt der menschlichen Wahrnehmung

Kognitive Dissonanz

Weitere kognitive Verzerrungen

Stephen Wiltshire, »die lebende Kamera«

Gefangen in der Filterblase

Die Schweigespirale

Heilsbringer, Prediger und Erlöser

Peoples Temple

Andrew Carnegie und das Evangelium des Reichtums

Krimis, die das Leben schrieb

Verschollen in Bulgarien

Das Geisterschiff

Erstaunliche Orte

Via Modesta Valenti in Rom

Kong-Berge in Afrika

Gate Tower Building in Osaka

Skurrile Kriege und Konflikte

Der Kneipenstreit von Oxford

Der ungewöhnliche Seitenwechsel: eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg

Der Schimpansenkrieg in Tansania

Top Secret – düstere Geheimnisse

Operation Overcast – feinste Raketentechnik vom Feind

Das Milgram-Experiment

Streifzüge durch den Kulturkanon

Außergewöhnliche Frauen

Julie d’Aubigny – der Zeit voraus

Ruth Belville – die Zeit als Ware

Tilly Smith – zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Hannie Schaft – die niederländische Sophie Scholl

Bekannte Justizirrtümer

Kuriositäten der deutschen Sprache

Das Wort des Jahres

Besonders häufige Falschschreibungen

Spannendes aus der Wissenschaft

FOXO3 und das Altern

Der Pauli-Effekt

Eine Sternstunde der Ufologie

Seltsame Störungen

Das Paris-Syndrom

Die Tanganjika-Lachepidemie

Angst vor Zahlen

Schräges aus der Welt der Tiere

Bobbitwurm

Candirú (Vandellia cirrhosa)

Liebespfeile

Cymothoa exigua

Die Fortpflanzung der Plattwanzen durch traumatische Insemination

Wurmgrunzen

Hühnerhypnose

Ambra: das Gold des Meeres

Der 52-Hertz-Wal

Berühmte Tiere

Das wundersame Reich der Pflanzen

Der Arbre du Ténéré

Pando

Rotlichtgeschichten

Die Geschichte des ältesten Gewerbes der Welt

Hedy Lamarr und der zensurierte Orgasmus

Der Fortschritt und seine Tücken

Dagen H, der schwedische Seitenwechsel

Der rassistische Chatbot

Ein Eremit im romantischen Garten

Festgesperrt auf Lebenszeit: die Romantik unserer Zeit

Kunst und Krempel

Die große Kunst des Joseph Pujol

America, das goldene Klo

Sternstunden der Literatur

Gadsby

Nackt kam die Fremde

On Bullshit

Irre Ideen von Staats wegen

MKULTRA – ein düsteres Geheimnis

Der Unabomber

Ein tödliches Experiment

Die Olson-Affäre

Einheit 731 – Japans schlimmste Forschungstruppe

Conch Republic, der Staat im Staat

Die wichtigsten Merksprüche

Vom Essen und Fressen

Ketchup als Gemüse

Herr Allesfresser

Der Vielesser

Der Kaffee mit der besonderen Note

Seltsame Spiele

Zwergenwerfen

Fuchsprellen

The Game

Abgeschnitten von der Welt

Ikonen und ihr Erbe

Der glorreiche General, der vom Himmel abstammt

Die Merkel-Raute

Der letzte Krieger

Japans erster Olympionike

Der Parasit der Erinnerung

Ein letztes Aufbäumen

Quellenverzeichnis

Bildnachweis

Der richtige Pfad durch die wilde Wikipedia

Die ganz großen Abenteuer der Menschheit, so wirkt es auf mich, sind abgeerntet. Erfahren und erlitten von der letzten großen Generation von Abenteurern wie dem Universalgelehrten Alexander von Humboldt.

Bevor er am 6. Mai 1859 in Berlin starb, hatte er mit samtenen Rokoko-Schühchen beinahe den 6267 Meter hohen Chimborazo in Ecuador bestiegen, die Wirkung der Stromschläge von Aalen am eigenen Leib getestet, das Lianengift Curare getrunken, um zu zeigen, dass es nur in der Blutbahn tödlich ist, aber nicht, wenn man es schluckt, und ganz nebenbei 60 000 unterschiedliche Pflanzen eingesammelt, darunter 3600 Arten, die er entdeckt hat. Er schrieb 33 Bände über seine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Seine eigene kleine Wikipedia.

Das war zu einer Zeit, als die Welt noch voller unerforschter, jungfräulicher Flecken war. Doch mittlerweile wurde jedes einzelne Atom vermessen, erklärt und beschrieben. Was kann man denn heute noch für Abenteuer erleben, wo jeder Kontinent durchquert und jeder Berg bestiegen ist?

Gut, ein paar Siebentausender gibt es noch, die zu erklimmen wären, darunter der Gangkhar Puensum im Himalaja, mit seinen 7570 Metern laut Wikipedia der höchste unbestiegene Berg der Erde. Allerdings gilt er der einheimischen Bevölkerung von Bhutan als heiliger Wohnsitz der Götter, weshalb es nicht gestattet ist, den Gipfel oberhalb von 6000 Metern zu besteigen.

Es gibt noch einen Berg, den niemand besteigen kann. Weil er ständig weiterwächst, während wir auf ihm wandeln. Und zwar schneller, als man ihn besteigen könnte. Es ist der Berg unseres Wissens. Die gesamte deutsche Wikipedia besteht aus 2 426 993 Artikeln mit 1 237 310 393 Wörtern. Um alles durchzulesen, braucht man ungefähr 4300 Tage.

Wenn ich gleich heute anfange, bin ich also schon in gut elf Jahren fertig (auf Schlafen werde ich dabei verzichten). Doch nein, das Monster wächst ja noch weiter – jeden Tag gibt es Hunderte neue Artikel! Ich werde dieses Abenteuer wohl nicht beenden können.

Warum sollte man sich das überhaupt antun, all die spröde geschriebenen Artikel von Philatelie bis Phantastik, von Animation bis Chimäre, von Pyrotechnik bis Numismatik durchzulesen? Viele Menschen teilen das Gefühl, dass wir diese komplexe Welt ohnehin nicht verstehen können. Können wir so vielleicht verstehen lernen, wie alles zusammenhängt und warum es sich so entwickelt hat?

Wikipedia ist ein Wunder. Allein die englischsprachige Seite vereint mehr als sechs Millionen Artikel. Sie ist umfangreicher als jedes Lexikon. Und es ist die einzige Non-Profit-Seite unter den zehn größten Websites der Welt.

Meine Hoffnung ist, dass das gesammelte Wikipedia-Wissen, all diese kleinen Puzzleteilchen, irgendwann ein großes Bild ergibt. Dass sich dem Lesenden zumindest ein anderer Blick auf alles erschließt, wenn er oben auf dem Wissensberg hockt und über die Erde blickt wie ein Adler.

Ich möchte nämlich auch gern Universalgelehrter werden. Einer, der sich mit dem Mormonentum genauso gut auskennt wie mit Transsexualität. Der auf Cocktailpartys die Anwesenden wie ein Lagerfeuer mit seinem Wissen wärmt.

Wussten Sie, dass die Mona Lisa keine Augenbrauen hat?

Edmund Hillary trug bei seiner Mount-Everest-Erstbesteigung eine Rolex.

Adolfo Kaminsky rettete während des Zweiten Weltkrieges mehr Menschen als Oscar Schindler vor den Nazis, indem er die Verfolgten mit falschen Pässen aus seiner Untergrundwerkstatt versorgte und so ihre Deportation verhinderte.

Eis wird unterhalb von –200 Grad Celsius wieder flüssig.

Bei den Clownfischen leben mehrere Männchen in einem von einem Weibchen dominierten Harem zusammen. Stirbt das Weibchen, wechselt einer der männlichen Clownfische sein Geschlecht und wird zur Chefin der Schar.

Bart Simpson heißt mit vollem Namen Bartholomew JoJo Simpson.

In einigen asiatischen Ländern, zum Beispiel in Korea, wird das Lebensalter anders gemessen als bei uns. Kommt man in Korea auf die Welt, ist man bereits ein Jahr alt, da die Zeit des Embryos im Mutterleib als erstes Lebensjahr gerechnet wird. Älter wird man auch nicht an seinem Geburtstag, sondern mit allen anderen an Silvester. So kann es sein, dass man in Korea zwei Jahre älter ist als bei uns.

Das Logo des Lutscherherstellers Chupa Chups wurde von Salvador Dalí entworfen.

Goodbye ist eine Verkürzung des Satzes »God be with you«.

Der Ausdruck »Scheißtag« stammt aus dem 19. Jahrhundert, als die Knechte die Zeit wieder reinarbeiten mussten, die sie während der Arbeit für Toilettenbesuche verwendet hatten.

Solche Sachen. Wo die Frauen vielleicht fasziniert mit der Kirsche im Cocktail rühren. Ich will ein Buch über meine wundersamen Kenntnisse schreiben. Vielleicht verbindet sich das viele Wissen dann ja eines Tages zu einem neuronalen Netz der Weisheit.

Ich will nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Ich werde nicht die komplette Wikipedia lesen können. Aber ich werde einmal quer durchbrowsen, Tausende Artikel lesen und versuchen, das herauszuholen, was ich am interessantesten fand. All die spannenden Themen, über die man in den Medien nichts gelesen hat. Menschen, die unsere Welt besser oder schlechter gemacht haben, von denen ich noch nie zuvor gehört habe. Unbekannte Katastrophen, von denen wir vielleicht etwas lernen können. Erstaunliche psychologische Phänomene, die in den Tiefen des Lexikons verborgen sind. Und obendrein natürlich eine riesige Menge erstaunliches und vermutlich unnützes Wissen.

Würde mein Buch die ganze deutsche Wikipedia enthalten, wäre es über 600 000 Seiten lang geworden. Das hätte die Transportfähigkeit deutlich erschwert. Es wäre übrigens 30 Mal schwerer, wenn es statt aus Papier aus Osmium hergestellt worden wäre, dem schwersten Material, das auf der Erde vorkommt. Das Platinmetall mit der Abkürzung Os im Periodensystem ist noch weniger komprimierbar als Diamant und wurde früher für Glühfäden in Glühbirnen verwendet. Dann hätte das Buch allerdings einen Materialwert von rund 10 Millionen Euro und Sie hätten sich vermutlich für ein anderes Werk entschieden. Obwohl Osmium im Vergleich zu Californium erstaunlich preiswert ist. Das seltenste Element der Erde kostet rund 25 Millionen Euro pro Gramm. Und dabei würde es erstaunlich schnell zerfallen, denn Californium ist eine instabile Neutronenquelle, die in den Überresten der ersten amerikanischen Wasserstoffbombe auf dem Eniwetok-Atoll gefunden wurde. Sie können das Südsee-Atoll mittlerweile wieder besuchen, weil die Insel vom Atommüll gesäubert wurde. Der Müll wurde mit Portlandzement vermischt und in einem Krater mit 358 Betonplatten von je 46 Zentimeter Dicke verschlossen. Beim Abtragen wurde allerdings so viel fruchtbare Erde entfernt, dass traditionelle Pflanzen nicht mehr wachsen. Noch teurer wäre übrigens nur Antimaterie, die im Schweizer CERN hergestellt wurde für 23 Milliarden Euro pro Gramm. Antimaterie ist Materie, die aus Antiteilchen besteht. Wenn Materieteilchen und Antiteilchen aufeinandertreffen, können sie in einer Annihilationsreaktion zerfallen. Allerdings gelang es dem CERN nur, 309 Antiwasserstoffatome 17 Minuten lang einzufangen. So schnell werden Sie das Buch nicht gelesen haben.

Sie merken, wie leicht man sich im endlosen Labyrinth von Wikipedia verzettelt. Man klickt sich immer tiefer hinein ins Wirrwarr aus Artikeln und Links. Deshalb versuche ich es erst einmal alphabetisch. Von Anfang an.

Der erste Wikipedia-Artikel, wenn man sie alphabetisch sortiert, hat es gleich in sich. Er widmet sich einem Zeichen: der lateinischen Minuskel I mit aus dem Zentrum hervortretendem, linksdrehendem Haken. Es steht für den stimmlosen lateralen alveolaren Frikativ (ein stimmloser, an den Alveolen, also mit der Zunge am oberen Zahndamm gebildeter Reibelaut). Er wird leider nur in Walisisch, Kalaallisut (Grönländisch), Batsisch und Navajo gebraucht.

Ich nehme mir vor, den nächsten Waliser, den ich treffe, bei einem gepflegten Glas Bier um einen stimmlosen lateralen alveolaren Frikativ zu bitten.

Deutsche Texte bestehen durchschnittlich zu 6,51 Prozent aus dem Buchstaben A. Die Urform des Buchstabens stellte wahrscheinlich den Kopf eines Ochsen dar.

Aa, haben die Gebrüder Grimm in ihrem legendären Wörterbuch erklärt, sei das anständige Wort für Kot, das man seinen Kindern beibringen sollte.

Aaata Finchi heißen die größten Prachtkäfer der Erde. Sie zählen zu den am teuersten gehandelten Raritäten. Für ein präpariertes Exemplar zahlen Sammler mehrere Hundert Euro.

Aachen heißt eigentlich Bad Aachen, verzichtet aber auf das Bad, damit es in allen Verzeichnissen vorne auftaucht.

Aanaakhiiqtuuq ist ein See in Kanada (falls Sie mal ein Profi-Rätsel erstellen wollen).

Aaron Carter ist der jüngste Musiker, der jemals eine Platin-Schallplatte bekam. Im Alter von neun Jahren veröffentlichte er sein erstes Album (sein Bruder Nick war bei den Backstreet Boys). Später spielte er eine Private Dinner Tour, bei der er seine Fans daheim besuchte und beim Essen nebenbei sang. Als Erwachsener outete er sich als bisexuell und machte in einer Fernsehsendung einen HIV-Test. Der Test fiel zwar negativ aus, dafür wurde er in einem zweiten Test positiv auf Opiate getestet.

Steht alles so auf Wikipedia.

Ich finde es erstaunlich, was wir alles nicht wissen. Nicht einmal von 1 Prozent der Inhalte der Artikel habe ich jemals zuvor gehört. Aber die alphabetische Vorgehensweise bringt mich nicht weiter, so wird es bald langweilig. Ich muss die Strategie wechseln.

»Wer A sagt, der muss nicht B sagen«, schrieb Bertolt Brecht.

Auf der Suche nach Überraschungen

Fortan scanne ich die Wikipedia lieber per Zufall nach spannenden Themen (die Anzeige eines zufälligen Eintrags ist eine wunderbare Funktion auf jeder Wikipedia-Seite). Geografie. Geschichte. Religion. Gesellschaft. Sport. Technik. Kunst. Wissenschaft. Ein wilder Ritt durch die Gebiete und die Kategorien. Kommen Sie mit auf eine Reise an die wundersamsten Schauplätze. Sie werden erstaunt sein, wie aufregend Wikipedia sein kann.

Die Reise führt mich erst mal zu Richard und Maurice McDonald (zwei Fast-Food-Pionieren, die ihren Laden für 2,7 Millionen US-Dollar an einen Milchshake-Maschinen-Vertreter verkauft haben, der daraus den Weltkonzern McDonald’s gemacht hat). Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die Milchshake-Maschinen bei McDonald’s bis heute oft nicht funktionieren, wie eine Datenanalyse auf Basis von Kundenbeschwerden bestätigt hat.

Die Bahnstrecke Plettenberg–Herscheid hat einen eigenen Eintrag. Aber aufgepasst, es wird aktuell nur noch die Teilstrecke Köbbinghausen nach Hüinghausen befahren.

Ion Perdicaris war ein »griechisch-amerikanischer Lebemann«, dessen Entführung 1904 den sogenannten Perdicaris-Zwischenfall auslöste. Lebemann erscheint mir eine erstrebenswerte Kategorie und ich überlege, wie man es heutzutage noch zu dieser biografischen Bezeichnung bringen kann. Damals reichte es, dass eine verheiratete Frau ihren Mann für Perdicaris verließ. Etliche Jahre später wurden er und ein Sohn seiner Geliebten in ihrer Villa in Marokko von Aufständischen entführt. Die Entführung sorgte in den Vereinigten Staaten für Empörung und US-Präsident Theodore Roosevelt schickte einen Militärkreuzer nach Marokko, um Perdicaris zu befreien. Unterwegs fiel ihnen auf, dass der Entführte gar kein amerikanischer Staatsbürger mehr war und die USA somit gar nicht zuständig. Roosevelt hielt das geheim, forderte lautstark seine Freilassung, drohte den Entführern mit dem Tod und sicherte sich so seine Wiederwahl. Der Skandal wurde erst Jahrzehnte später bekannt.

Als Michael Jackson starb, war das Suchvolumen bei Google so groß, dass man einen Hackerangriff vermutete und Suchanfragen für 30 Minuten sperrte.

Schließlich lande ich auf der wunderbaren Liste ungewöhnlicher Todesfälle. Darin werden seltene oder gar einmalige Todesumstände beschrieben. Viele kleine Puzzleteilchen aus menschlicher Selbstüberschätzung, Pech, Dummheit, Hass und Schicksal. Sie lassen erahnen, wie sich der Homo sapiens in den letzten Jahrtausenden entwickelt hat, und zeichnen ein Bild des evolutionären Fortschritts unserer Spezies, das uns ratlos zurücklässt.

Als größte evolutionäre Entwicklung der letzten Jahrtausende Menschheitsgeschichte gilt übrigens »ein Trend zur Verkleinerung des Unterkiefers und zu Überbiss«, wie Wikipedia erklärt. Die Ursache sei der ernährungsbedingte Mangel an faserreicher Nahrung.

Vom Sterben und Nichtsterben

Ungewöhnliche Todesfälle

Aus der Liste der ungewöhnlichen Todesfälle habe ich die 46 außergewöhnlichsten ausgewählt. Viele hätten den Darwin Award verdient. Diese satirische Auszeichnung wird vergeben, wenn ein lebensuntüchtiges Individuum seiner Art den Gefallen tut, die weitere Verbreitung des eigenen Erbguts durch eine besonders dämliche Art, unfreiwillig zu Tode zu kommen, zu verhindern. Von diesen Knalltüten der Menschheitsgeschichte können wir besonders viel darüber lernen, wie wir uns besser nicht verhalten sollten. Einige der Preisträger werden uns später in diesem Buch noch begegnen. Wie zum Beispiel John Allen Chau, der Gewinner von 2018, der das auf North Sentinel Island lebende Urvolk der Sentinelesen besuchte, um sie trotz Kontaktverbot christlich zu missionieren. Chau ignorierte die Warnschüsse der Einheimischen und wurde von diesen mit Pfeilen durchbohrt.

Die Todesfälle sind chronologisch sortiert, einige sind mythologischen Ursprungs oder nicht durch zeitgenössische Berichte belegt.

ca. 620 v. Chr.: Der athenische Gesetzesreformer

Drakon

erstickte unter einem Berg von Mänteln und Hüten, die von dankbaren Bürgern in einem Theater auf Ägina auf ihn geworfen worden waren.

564 v. Chr.:

Arrhichion von Phigalia

, griechischer Pankratiast (das Pankration war ein Kampfsport, der Ringen und Boxen verband), starb bei den Olympischen Spielen. Während eines Kampfes war er beinahe schon besiegt, da sich sein Kopf in einer Beinschere seines Kontrahenten befand. Er wollte jedoch nicht aufgeben und brach seinem Gegner mit letzter Kraft die Zehen. Dieser gab daraufhin auf, doch im selben Moment erstickte Arrhichion, der posthum zum Sieger erklärt wurde.

455 v. Chr.:

Aischylos

, der große griechische Tragödiendichter, wurde laut dem Schriftsteller Valerius Maximus von einer Schildkröte erschlagen, die von einem Greifvogel fallen gelassen worden war. Der Vogel verwechselte angeblich den Kopf des Aischylos mit einem Felsen und benutzte ihn zum Aufbrechen des Schildkrötenpanzers.

Illustration des Todes des Aischylos in der Florentinischen Bilderchronik von Maso Finiguerra (15. Jh.)

Plinius der Ältere fügt in seiner Enzyklopädie Naturalis Historiæ hinzu, dass sich Aischylos im Freien aufhielt, weil eine Prophezeiung ihn vor herabfallenden Gegenständen gewarnt hatte.

210 v. Chr.:

Qin Shihuangdi

, der erste Kaiser von China, starb durch die Einnahme von Quecksilberpillen in dem Glauben, diese würden ihm Unsterblichkeit verleihen. Kanzler Li Si und Obereunuch Zhao Gao vertuschten den Tod des Kaisers zwei Monate lang, um die Thronfolge beeinflussen zu können. Den Verwesungsgeruch der Leiche übertünchten sie mit verfaultem und getrocknetem Fisch. Zu den Grabbeigaben gehörte unter anderem die berühmte Terrakotta-Armee.

258 n. Chr.: Der Diakon (christlicher Geistlicher)

Laurentius von Rom

wurde bei lebendigem Leibe auf einem großen Gitterrost gegrillt. Dies geschah im Zuge der Christenverfolgung des römischen Kaisers Valerian. Der Dichter Prudentius schreibt, dass Laurentius mit den Folterknechten scherzte: »Lasst mich wenden! Auf der einen Seite bin ich jetzt durch!« Der Märtyrer wird heute als Heiliger verehrt und mit seinem Folterwerkzeug, dem Rost, dargestellt. Er ist der Schutzpatron der Köche und der Feuerwehrleute.

762: Ein

chinesischer Dichter und Höfling

ist der Überlieferung nach bei dem Versuch ertrunken, in alkoholisiertem Zustand das Spiegelbild des Mondes auf einem Fluss zu umarmen.

1184: Beim

Erfurter Latrinensturz

fanden etwa 60 Menschen den Tod – darunter Graf Gozmar III. von Ziegenhain, Graf Friedrich I. von Abenberg, Burggraf Friedrich I. von Kirchberg, Graf Heinrich von Schwarzburg, Burggraf Burchard von der Wartburg und Beringer I. von Meldingen –, als anlässlich eines Hoftages von König Heinrich VI. das obere Stockwerk der Dompropstei des Marienstiftes unter der Last der versammelten Menge zusammenbrach und die meisten der Anwesenden in die Tiefe riss. Auch der Boden der nächsten Etage gab unter dem Druck nach und ließ die Herabfallenden in die darunter liegende Abtrittgrube stürzen. Wer nicht ertrank oder erstickte, wurde von nachfallenden Balken und Steinen erschlagen oder verletzt.

1190:

Dedo III.

, Markgraf der Lausitz, genannt »der Feiste« oder auch »der Fette«, starb an den Folgen einer Operation, bei der er sich Fett aus dem Leib schneiden ließ, um Kaiser Heinrich VI. auf einem Feldzug begleiten zu können.

1387:

Karl II.

, König von Navarra, ließ sich zwecks Therapierung einer Krankheit jeden Abend in mit Weinbrand getränkte Tücher einwickeln. Eines Abends gelangte ein Diener versehentlich mit einer Fackel an die Bandagen, die sofort in Flammen standen. Karl II. erlag den schweren Verbrennungen.

1478: Als der zum Tod verurteilte

George Plantagenet

, Duke of Clarence, die Art seiner Hinrichtung wählen sollte, entschied er sich dafür, in einem Fass Malvasierwein ertränkt zu werden. Seinem Wunsch wurde entsprochen.

1518: Die

Tanzwut von Straßburg

begann mit einer einzelnen Frau, die über einen Monat lang unkontrolliert tanzte. Im Laufe der Zeit schlossen sich ihr immer mehr Leute an, bis am Ende 400 Menschen vom Tanzfieber befallen waren. Dutzende von ihnen starben an Hitzschlag und Erschöpfung. Die Ursache dieses Vorfalls ist bis heute nicht bekannt.

1567:

Hans Staininger

, der Stadthauptmann von Braunau, brach sich das Genick, als er über seinen eigenen Bart stolperte. Staininger verstaute den Bart, der fast anderthalb Meter lang war, normalerweise zusammengerollt in seiner Brusttasche.

1601: Der dänische Astronom und Supernova-Entdecker

Tycho Brahe

war zu einem Festbankett des Kaisers eingeladen. Die Hofetikette untersagte es den Gästen, sich vor dem Kaiser von der Tafel zu erheben. Daher führte eine Harnverhaltung bei Tycho Brahe zu einem Blasenriss, an dem er zehn Tage später starb.

1673:

Molière

, Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker der französischen Klassik, erlitt einen Blutsturz während einer Aufführung seiner Komödie

Der eingebildete Kranke

, in der er die Rolle des hypochondrischen Protagonisten innehatte. Als Molière auf der Bühne zusammenbrach, glaubten die Zuschauer zunächst, dass es sich um eine Einlage innerhalb der Komödie handelte. Der französische Komödiant starb wenig später in seiner Wohnung in Paris.

1685: Der verarmte englische Dramatiker

Thomas Otway

litt Hunger, erbettelte sich deshalb eine Guinee (von 1663 bis 1816 in Umlauf befindliche britische Goldmünze) und kaufte sich davon ein Brot, an dem er erstickte.

1771:

Adolf Friedrich

, König von Schweden, starb am 12. Februar 1771 an einem Schlaganfall, verursacht durch Verdauungsprobleme. Seine letzte Mahlzeit bestand aus Hummer, Kaviar, Sauerkraut, Räucherhering, Champagner und zum Abschluss 14 Portionen seines Lieblingsdesserts Hetvägg, eines Hefeteiggebäcks, auch Semla genannt, serviert in heißer Milch. Schwedische Schulkinder kennen ihn daher als den König, der sich zu Tode aß.

1816: Der US-amerikanische Politiker

Gouverneur Morris

starb an inneren Verletzungen, als er ein Stück eines Walknochens in seine Harnröhre einführte, um eine Verstopfung zu lösen.

1837: Der englische Erfinder

Robert Cocking

baute eine der ersten Fallschirmkonstruktionen der Geschichte. Beim allerersten Testflug mit dem Ballon, mit dem er gleich aus 1500 Meter Höhe absprang, da er sich seiner Sache sehr sicher war, stürzte er tödlich ab. Er hatte zwar sein eigenes Gewicht völlig korrekt in die Berechnungen einbezogen, jedoch das Gewicht des Fallschirmes, über 100 Kilogramm, einzurechnen vergessen.

1841:

William Henry Harrison

redete am 4. März 1841 im Zuge seiner Inaugurationsrede als US-Präsident über zwei Stunden und zog sich dabei eine Lungenentzündung zu, an der er wenige Wochen später starb, womit seine Amtszeit die kürzeste in der Geschichte der USA war.

1867:

Mathilde von Österreich-Teschen

starb an Verbrennungen, nachdem sich ihr Kleid durch eine Zigarette entzündet hatte, die sie vor ihrem Vater in ihrem Kleid versteckte, der ihr das Rauchen streng verboten hatte. Das Musselin-Kleid war mit Glycerin imprägniert, um ihm mehr Fülle zu geben.

1884:

Allan Pinkerton

, ein schottisch-US-amerikanischer Detektiv und Begründer der Pinkerton-Agentur, die heute als erste US-amerikanische Privatdetektei gilt, starb an einer Infektion. Er hatte sich auf die Zunge gebissen, als er auf einem Gehweg in Chicago stolperte. Da er die Verletzung nicht ernst nahm, entzündete sich die Wunde und er bekam Wundbrand, an dem er verstarb.

1919: Bei der

Melassekatastrophe von Boston

am 15. Januar barst ein mit Melasse gefüllter Tank, worauf sich sein Inhalt als bis zu 9 Meter hoher Schwall über die Bostoner Innenstadt ergoss. 21 Menschen verloren ihr Leben.

1920: Der US-amerikanische Baseballspieler

Ray »Chappie« Chapman

starb, zwölf Stunden nachdem er von einem Baseball an der Schläfe getroffen worden war. Der Pitcher war Carl Mays. Bis heute ist Chapman der einzige Spieler der Major League, der durch einen Hit by Pitch getötet wurde.

1923:

George Herbert

, 5. Earl of Carnarvon, war bei der von ihm beauftragten Öffnung von Pharao Tutanchamuns Grabstätte KV62 durch den Archäologen Howard Carter anwesend. Vier Monate später stach ein Moskito Herbert in die Wange. Der Stich entzündete sich durch einen Schnitt beim Rasieren, was zu Blutvergiftung und schließlich zu einer tödlichen Lungenentzündung führte. Bereits zur Zeit der Öffnung des Grabes hatte sich die Vorstellung von einem Fluch des Pharao verbreitet, dem später auch George Herbert zum Opfer gefallen sein soll; wissenschaftlich ließ sich der Fluch jedoch nicht nachweisen.

1926: Der 16-jährige

Phillip McClean

aus Queensland in Australien ist der erste bekannte Mensch, der von einem Kasuar getötet wurde. Als der Junge den Vogel auf dem Grundstück der Familie entdeckte, wollten er und sein Bruder das Tier mit Knüppeln erschlagen. Der Helmkasuar schlug Phillip allerdings zu Boden und trat auf ihn ein, wobei er mit seinen Krallen McCleans Halsschlagader aufriss. Der Junge konnte zwar noch weglaufen, kollabierte aber kurz darauf und starb durch den Blutverlust.

1926:

Harry Houdini

, der bekannte Entfesselungskünstler, behauptete von sich, jeden Faustschlag in den Unterleib durch Anspannung seiner Bauchmuskulatur unversehrt überstehen zu können. Am 22. Oktober 1926 wurde er auf eigenes Verlangen von dem Studenten Jocelyn Gordon Whitehead in den Bauch geboxt. Houdini hatte zuvor schon an Bauchschmerzen gelitten, welche durch den Schlag von Whitehead noch verschlimmert wurden. Einige Tage später starb er an einem Blinddarmdurchbruch mit daraus resultierender Bauchfellentzündung.

1938: Dem auf Deutsch schreibenden ungarischen Schriftsteller

Ödön von Horváth

prophezeite ein Wahrsager, dass ihm in den ersten Tagen des Juni 1938 auf einer Reise »das bedeutendste Ereignis seines Lebens« bevorstünde. Daraufhin benutzte der abergläubische Horváth u. a. keine Fahrstühle mehr. An seinem Todestag traf er sich noch mit dem deutsch-amerikanischen Regisseur Robert Siodmak. Das Angebot der Siodmaks, ihn mit dem Auto ins Hotel zurückzubringen, lehnte er mit der Begründung ab, dass dies zu gefährlich sei. Auf dem Weg nach Hause wurde er von einem herabstürzenden Ast erschlagen.

1948: Auf dem

United-Air-Lines-Flug 624

leuchtete eine Kontrolllampe auf, die einen Brand im Frachtabteil anzeigte. Die Piloten aktivierten daraufhin die Brandlöschanlage, die Kohlendioxid in den Frachtraum pumpte. Da die Piloten vergaßen, die für diesen Schritt notwendigen Prozeduren zu befolgen, blieb ein Ventil geöffnet und das Gas strömte ins Cockpit. Die Piloten verloren das Bewusstsein und die Maschine stürzte ab. Es stellte sich später heraus, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hatte.

1960: Der britische Formel-1-Fahrer

Alan Stacey

verunglückte am Steuer seines Lotus 18 beim Großen Preis von Belgien in Spa, als ein Vogel das Visier seines Helms durchschlug und Stacey die Kontrolle über das Auto verlor.

1974:

Christine Chubbuck

, eine US-amerikanische Nachrichtensprecherin, beging am 15. Juli 1974 vor laufender Kamera Selbstmord. Acht Minuten nach Beginn ihrer Sendung

Suncoast Digest

auf WXLT-TV schoss sie sich mit einem Revolver Kaliber .38 selbst in den Kopf. Sie starb wenig später im Krankenhaus von Sarasota, Florida.

1978:

Georgi Markov

, ein bulgarischer Schriftsteller und Dissident, wurde in London Opfer des sogenannten Regenschirmattentats: Der Attentäter verletzte Markov scheinbar zufällig mit der Spitze eines präparierten Regenschirms. Dabei wurde eine imprägnierte kleine Metallkugel in seine Wade gestochen, die mit 40 Mikrogramm hochgiftigem Rizin gefüllt war. Drei Tage nach dem Anschlag starb Markov an Herzversagen.

1978: Der österreichisch-US-amerikanische Mathematiker und Logiker

Kurt Gödel

verhungerte, als seine Frau wegen eines Schlaganfalls für sechs Monate im Krankenhaus lag. Gödel war extrem paranoid und verweigerte alle Speisen, die nicht von seiner Frau zubereitet waren.

1983: Der US-amerikanische Schriftsteller

Tennessee Williams

erstickte an einer Verschlusskappe für Augentropfen im »Hotel Elysée« in New York City. Wahrscheinlich hielt er den Verschluss mit dem Mund, während er sich zurücklehnte und die Augentropfen benutzte.

1984: Der deutsche Lebensmitteltechniker

Günther Stoll

wurde in der Nähe von Hagen um drei Uhr morgens nackt und schwer verletzt in seinem Auto aufgefunden. In den Stunden zuvor waren bereits mysteriöse Ereignisse geschehen: Er schrieb »YOGTZE« auf einen Zettel, rief seiner Frau »Jetzt geht mir ein Licht auf!« zu und sagte zu einer anderen Frau, dass in der Nacht ein fürchterliches Ereignis geschehen werde. Der Fall wurde in der Bundesrepublik Deutschland als YOGTZE-Fall bekannt.

1986: Über 1700 Menschen starben am

Nyos-See in Kamerun

, als der See plötzlich 1,6 Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgaste (eine sogenannte limnische Eruption). Das CO

2

strömte in zwei benachbarte Täler und tötete Menschen und Tiere in bis zu 25 Kilometer Entfernung. Die Ursache für die Ausgasung ist bis heute nicht bekannt. Bereits 1984 waren am Manoun-See (ebenfalls in Kamerun) 37 Menschen bei einem ähnlichen Vorfall ums Leben gekommen.

1993: Der Schauspieler

Brandon Lee

starb bei einem Unfall während der Dreharbeiten zum Film

The Crow – Die Krähe

. Er wurde von einer Pistolenkugelattrappe getroffen, die sich unbemerkt im Lauf verklemmt hatte. Beim Schuss wurde diese durch den Explosionsdruck der Platzpatronen herausgeschleudert und traf ihn tödlich.

1993: Der 39-jährige Anwalt

Garry Hoy

wollte am 3. Juli einer Gruppe Studenten die Unzerbrechlichkeit der Glasfenster des Toronto-Dominion Centre demonstrieren, weshalb er sich gegen die Scheibe warf. Er tat dies nicht zum ersten Mal, doch tragischerweise löste sich dieses Mal das Fenster aus der Wand und Garry Hoy stürzte 24 Stockwerke tief in den Tod.

1994: Der Flugkapitän der Aeroflot

Jaroslaw Kudrinski

lud während eines Passagierflugs von Moskau nach Hongkong seine beiden Kinder in das Cockpit des Airbus A310-300 ein und ließ zuerst seine 12-jährige Tochter Jana und anschließend seinen 15-jährigen Sohn Eldar im Pilotensitz Platz nehmen und das Steuerhorn halten, während der Autopilot eingeschaltet war. Der Sohn aktivierte dabei versehentlich eine Funktion des Autopiloten, die selbst erfahrenen Piloten damals nicht bekannt war. Die Maschine geriet in eine abnorme Fluglage und stürzte ab, wobei 75 Menschen starben (siehe: Aeroflot-Flug 593).

2001:

Bernd Brandes

ließ sich in Rotenburg freiwillig durch Armin Meiwes töten, um durch diesen verspeist zu werden, was dieser teilweise tat. Meiwes, von den Medien auch als der »Kannibale von Rotenburg« bezeichnet, wurde wegen Mordes verurteilt.

2001: An Bord eines Flugzeugs der

Nationalgarde von Florida

wurde die Last ungleich verteilt. Die Maschine mit ihren 21 Insassen stieg dennoch ohne Probleme auf und ließ sich fliegen. Als der Flugkapitän unterwegs jedoch zur Toilette ging, verlagerte sich der Schwerpunkt der Maschine derart, dass es zum Kontrollverlust kam und das Flugzeug abstürzte.

2009:

Taylor Mitchell

, eine kanadische Folksängerin, wurde von zwei Kojoten angegriffen und tödlich verletzt. Sie ist die erste erwachsene Person, die in Nordamerika nachweislich durch einen solchen Angriff ums Leben kam.

2010: Bei einem

Flugunfall in der Demokratischen Republik Kongo

starben 20 Menschen. Ein Passagier hatte ein Krokodil an Bord eines Regionalflugzeugs (einer Let L-410 der Filair) gebracht, das sich im Anflug auf Bandundu aus seiner Tasche befreite. Es kam zu einer Massenpanik, die Passagiere rannten in den vorderen Teil des Flugzeugs. Dadurch verlagerte sich der Schwerpunkt der Maschine, die dann abstürzte.

2011: Bei einer Demonstration gegen die Motorrad-Helmpflicht im US-Bundesstaat New York, bei der sich die Teilnehmenden demonstrativ ohne Helme auf ihren Motorrädern fortbewegten, stürzte der 55-jährige

Philip Contos

bei einem Bremsmanöver mit dem Kopf voraus auf den Asphalt und erlag daraufhin seinen Verletzungen, die laut Polizei bei Tragen eines Helmes nicht tödlich gewesen wären.

2018:

Egidius Schiffer

, deutscher Serienmörder, starb in seiner Gefängniszelle an Herzrhythmusstörungen, nachdem er seinen Körper an das Stromnetz angeschlossen hatte, um sich sexuell zu stimulieren.

2018: Ein

63-jähriger Mann aus Bremen

verstarb im August 2018, nachdem er einige Wochen zuvor von seinem Hund abgeleckt worden war und sich dabei mit dem Bakterium

Capnocytophaga canimorsus

infiziert hatte. Da der Mann weder gebissen worden war noch ein geschwächtes Immunsystem hatte, fiel er aus dem Raster der bekannten Risikogruppe und war obendrein erst der zweite bekannte Patient weltweit mit einem so schweren Verlauf.

Mikromort – der Tod in Raten

In den Tiefen von Wikipedia habe ich etwas über eine interessante Maßeinheit gelernt, die zum Thema passt: Mikromort. Sie dient der Risikobemessung und gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit man bei einem Ereignis stirbt. Ein Mikromort entspricht einer Todeswahrscheinlichkeit von 0,000001 (1 : 1 Million).

Das durchschnittliche Risiko, an einem bestimmten Tag zu sterben, lässt sich aus der durchschnittlichen Lebensspanne ableiten. Beträgt Letztere beispielsweise 80 Jahre, kommt auf diese rund 29 200 Tage ein Tod. Es ergeben sich daraus etwa 34 Mikromort pro Tag. Das ist nur ein Bevölkerungsdurchschnitt – die Anzahl Mikromort pro Tag variiert für Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen Alters, Geschlechts oder Lebensstils. Alternativ lässt sich die Anzahl Personen, die pro Tag sterben (in Deutschland im Jahr 2019 etwa 2600) durch die Gesamtbevölkerung (83 Millionen) teilen. Hier werden alle Todesarten berücksichtigt. Durch Ausschluss natürlicher Todesfälle lässt sich das Risiko vorzeitigen Todes messen, das in Deutschland bei etwa 1,1 Mikromort liegt.

Mithilfe von Mikromorts lassen sich Risiken vergleichen und etwa Aussagen darüber treffen, ob die Teilnahme an einem Marathonlauf gefährlicher ist als die Einnahme einer Ecstasy-Pille (die Antwort ist Ja: Das Risiko, beim Marathonlauf zu sterben, ist 14-mal höher). Folgende Risikofaktoren entsprechen etwa 1 Mikromort, weil sie mit einer gewissen messbaren Wahrscheinlichkeit die nachstehend genannten Todesursachen auslösen:

1,4 Zigaretten rauchen (Krebs, Herzerkrankungen),

0,5 Liter Wein trinken (Leberzirrhose),

1 Stunde in einem Kohlebergwerk verbringen (Staublunge),

3 Stunden in einem Kohlebergwerk verbringen (Unfall),

im Jahr 1979 2 Tage in New York oder Boston leben (Luftverschmutzung),