Der Arbeiter - Ernst Jünger - E-Book

Der Arbeiter E-Book

Ernst Jünger

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Beschreibung

Ernst Jüngers großer Essay über den Arbeiter wird hier in einer Einzelausgabe vorgelegt. »Der Plan des Buches«, schrieb Jünger im Vorwort zur ersten Auflage, »besteht darin, die Gestalt des Arbeiters sichtbar zu machen jenseits der Theorien, jenseits der Parteiungen, jenseits der Vorurteile als eine wirkende Größe, die bereits mächtig in die Geschichte eingegriffen hat und die Formen einer veränderten Welt gebieterisch bestimmt.« Jüngers Buch, das seit seinem Erscheinen im Jahr 1932 nichts von seiner herausfordernden Kraft verloren hat, sucht die neue Gestalt des technischen Menschen zu fassen und entwirft einen Massentypus, der, eingeschlossen in das totale System der Arbeit, ein neues Weltalter heraufführt.

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Seitenzahl: 432

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Ernst Jünger

Der Arbeiter

Herrschaft und Gestalt

J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger GmbH

Klett-Cotta

Impressum

Der Text dieser Ausgabe folgt Ernst Jüngers Fassung letzter Hand in den Sämtlichen Werken in 22 Bänden, erschienen bei Klett-Cotta.

 

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2014 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Reihengestaltung Ingo Offermanns, Hamburg,

unter Verwendung von Illustrationen von Niklas Sagebiel, Berlin

 

Printausgabe: ISBN 978-3-608-96064-8

E-Book: ISBN 978-3-608-10597-1

PDF-E-Book: ISBN 978-3-608-20205-2

 

Inhalt

Der ArbeiterHerrschaft und GestaltVorwortVorwort zur ersten AuflageErster TeilDas Zeitalter des dritten Standes als ein Zeitalter der ScheinherrschaftDer Arbeiter im Spiegelbilde der bürgerlichen WeltDie Gestalt als ein Ganzes, das mehr als die Summe seiner Teile umfaßtDer Einbruch elementarer Mächte in den bürgerlichen RaumInnerhalb der Arbeitswelt tritt der Freiheitsanspruch als Arbeitsanspruch aufMacht als Repräsentation der Gestalt des ArbeitersDas Verhältnis der Gestalt zum MannigfaltigenZweiter TeilVon der Arbeit als LebensartDer Untergang der Masse und des IndividuumsDie Ablösung des bürgerlichen Individuums durch den Typus des ArbeitersDer Unterschied zwischen den Rangordnungen des Typus und des IndividuumsDie Technik als Mobilisierung der Welt durch die Gestalt des ArbeitersDie Kunst als Gestaltung der ArbeitsweltDer Übergang von der liberalen Demokratie zum ArbeitsstaatDie Ablösung der Gesellschaftsverträge durch den ArbeitsplanSchlußÜbersicht

DER ARBEITER

HERRSCHAFT UND GESTALT

ERSTAUSGABE1932

VORWORT

Das Werk über den Arbeiter erschien im Herbst 1932, zu einer Zeit, in der bereits an der Unhaltbarkeit des Alten und der Heraufkunft neuer Kräfte kein Zweifel mehr bestand. Es stellte und stellt den Versuch dar, einen Punkt zu gewinnen, von dem aus die Ereignisse in ihrer Vielfalt und Gegensätzlichkeit nicht nur zu begreifen, sondern, obwohl gefährlich, auch zu begrüßen sind.

Das Erscheinen des Buches kurz vor einer der großen Wenden ist nicht zufällig; und es fehlte nicht an Stimmen, die ihm einen Einfluß darauf zubilligten. Das war natürlich nicht immer anerkennend gemeint, und leider kann ich dem auch nicht zustimmen – einmal, weil ich den Einfluß von Büchern auf die Aktion nicht überschätze, und sodann, weil dieses zu kurz vor den Ereignissen erschien.

Hätten die großen Akteure sich nach den hier entwickelten Prinzipien gerichtet, so würden sie viel Unnötiges, ja Unsinniges unterlassen und Notwendiges getan haben, vermutlich sogar ohne Waffengewalt. Statt dessen leiteten sie einen Mahlgang ein, dessen Bedeutung sich dort verbarg, wo sie es am wenigsten vermuteten: in der weiteren Auflösung des Nationalstaates und der mit ihm verknüpften Ordnungen. Aus diesem Aspekt heraus erklärt sich, was über den »Bürger« gesagt worden ist.

Was sich auf anderen Teilen des Planeten ereignet und Millionen das Leben gekostet hatte, war nicht zu übersehen, und ebenso wenig, daß die herkömmlichen Mittel nicht ausreichten. Demgegenüber bleibt es eine akademische Frage, ob die Doppelaufgabe sowohl einer rücksichtslosen Gepäckerleichterung unter Wahrung der Kernsubstanz als auch einer Marschbeschleunigung über den Fortschritt hinaus überhaupt noch zu bewältigen oder ob nicht hinsichtlich der Bereitstellung zunächst 1848, sodann 1918 Unwiederbringliches versäumt worden war. Das betrifft den Unterschied der deutschen zur Weltdemokratie und rührt nicht an das Problem.

Daß hier nicht nur nationale, ökonomische, politische, geographische und ethnologische Größen, sondern Vorhuten einer neuen Erdmacht geahnt und abgetastet wurden, konnte inzwischen eingehender belegt werden. Es wurde auch bereits damals von manchem Leser erkannt, obwohl das Episodische und Akzidentielle, der politische und polemische Vordergrund eines Problems, zu allen Zeiten die Aufmerksamkeit stärker fesseln als sein substantieller Kern. Dieser wirkt jedoch auf die Dauer, wenn auch in stets wechselnden Verkleidungen.

So sehen wir, während die historischen Mächte sich erschöpfen, und zwar selbst dort, wo sie Imperien bildeten, zugleich im Weltmaßstab und über ihn hinaus ein Größeres wachsen, von dem wir zunächst nur die dynamische Potenz fassen. Das ist ein Zeichen dafür, daß der Gewinn an anderer Stelle zu Buche schlägt, als innerhalb der Händel vermutet wird. Partielle Blindheit gehört jedoch zum Plan. Unerschütterlich, stets wirksamer aus dem Chaos hervortretend, bleibt allein die Gestalt des Arbeiters.

 

Seit langem, eigentlich schon seit dem Druck der ersten Auflage, beschäftigen mich Pläne zur Revision des Buches über den Arbeiter. Sie sind mehr oder weniger ausgeführt und variieren von einer »durchgesehenen« und einer »gründlich durchgesehenen« Ausgabe bis zu einer Zweit- oder Neufassung.

Wenn trotzdem der unberührte Text der dritten Auflage (1942) in die Gesamtausgabe übernommen wurde, so vor allem aus Gründen der Dokumentation. Vieles von dem, was damals überraschend oder auch provokatorisch wirkte, ist heute in die alltägliche Erfahrung eingerückt. Zugleich ist vergangen, was zur Replik herausforderte. Eben deshalb läßt sich auch leichter als damals die Ausgangslage und das Episodische an ihr dem unveränderlichen Kern des Buches unterordnen: der Konzeption der Gestalt.

Immerhin sind auch die Ansätze im Lauf der Jahre zu mehr oder minder umfangreichen Betrachtungen gediehen. Einige davon finden sich in den Essaybänden dieser Ausgabe, andere sind hier im Anhang zusammengefaßt.

 

Wilflingen, den 16. November 1963

VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE

Der Plan dieses Buches besteht darin, die Gestalt des Arbeiters sichtbar zu machen jenseits der Theorien, jenseits der Parteiungen, jenseits der Vorurteile als eine wirkende Größe, die bereits mächtig in die Geschichte eingegriffen hat und die Formen einer veränderten Welt gebieterisch bestimmt. Da es sich hier weniger um neue Gedanken oder ein neues System handelt als um eine neue Wirklichkeit, kommt alles auf die Schärfe der Beschreibung an, die Augen voraussetzt, denen die volle und unbefangene Sehkraft gegeben ist.

Während diese Grundabsicht sich wohl in jedem Satze niedergeschlagen hat, ist das vorgeführte Material so, wie es dem notwendig begrenzten Überblick und der besonderen Erfahrung des Einzelnen entspricht. Wenn es nur gelungen ist, eine Flosse des Leviathans sichtbar zu machen, stößt der Leser um so leichter zu eigenen Entdeckungen vor, als der Gestalt des Arbeiters nicht ein Element der Armut, sondern ein Element der Fülle zugeordnet ist.

Es wird versucht, diese wichtige Mitarbeit durch die Methodik des Vortrages zu unterstützen, die sich bemüht, nach den Regeln des soldatischen Exerzitiums zu verfahren, dem ein mannigfaltiger Stoff als Gelegenheit zur Einübung ein und desselben Zugriffes dient. Nicht auf die Gelegenheiten, sondern auf die instinktive Sicherheit des Zugriffes kommt es an.

 

Berlin, den 14. Juli 1932

ERSTER TEIL

DAS ZEITALTER DES DRITTEN STANDES ALS EIN ZEITALTER DER SCHEINHERRSCHAFT

1

Die Herrschaft des dritten Standes hat in Deutschland nie jenen innersten Kern zu berühren vermocht, der den Reichtum, die Macht und die Fülle eines Lebens bestimmt. Auf über ein Jahrhundert deutscher Geschichte zurückblickend, dürfen wir mit Stolz gestehen, daß wir schlechte Bürger gewesen sind. Nicht auf unsere Figur war das Gewand zugeschnitten, das nunmehr bis auf den letzten Faden abgetragen ist und unter dessen Fetzen bereits eine wildere und unschuldigere Natur erscheint als die, deren empfindsame Töne schon früh den Vorhang erzittern ließen, hinter dem die Zeit das große Schauspiel der Demokratie verbarg.

Nein, der Deutsche war kein guter Bürger, und er war es dort am wenigsten, wo er am stärksten war. Überall, wo am tiefsten und kühnsten gedacht, am lebendigsten gefühlt, am unerbittlichsten geschlagen wurde, ist der Aufruhr gegen die Werte unverkennbar, die die große Unabhängigkeitserklärung der Vernunft auf ihren Schild erhob. Aber nie waren die Träger jener unmittelbaren Verantwortung, die man als den Genius bezeichnet, vereinsamter, nie in ihrem Werk und Wirken gefährdeter als hier, und nie wurde die reine Entfaltung des Helden spärlicher genährt. Tief mußten die Wurzeln durch dürren Boden hinabgetrieben werden, um die Quellen zu erreichen, in die die zauberische Einheit von Blut und Geist gebettet ist, die das Wort unwiderstehlich macht. Ebenso schwierig war es dem Willen, jene andere Einheit von Macht und Recht zu erringen, die die Eigenart dem Fremden gegenüber zum Range des Gesetzes erhebt.

Daher war diese Spanne überreich an großen Herzen, deren letzte Auflehnung darin bestand, daß sie ihrem Schlage Einhalt geboten, überreich an hohen Geistern, denen die Stille der Schattenwelt willkommen schien. Sie war reich an Staatsmännern, denen sich die Quellen der Zeit versagten und die aus der Vergangenheit schöpfen mußten, um für die Zukunft tätig zu sein; reich an Schlachten, in denen das Blut sich in anderen Siegen und Niederlagen erprobte als der Geist.

So kommt es, daß alle Positionen, die der Deutsche in dieser Zeit zu besetzen vermochte, nicht befriedigen, aber daß sie an ihren entscheidenden Punkten an jene Gefechtsflaggen erinnern, deren Sinn in der Ordnung des Aufmarsches noch entfernter Armeen besteht. Dieser Zwiespalt ist im einzelnen überall nachzuweisen; sein Grund liegt darin, daß der Deutsche von jener Freiheit, die ihm mit allen Künsten des Schwertes und der Überredung angeboten wurde und die in der Verkündung der allgemeinen Menschenrechte ihre Setzung erfuhr, gar keinen Gebrauch zu machen wußte: es war diese Freiheit für ihn ein Werkzeug, das zu seinen innersten Organen keine Beziehung besaß.

Wo also in Deutschland man diese Sprache zu sprechen begann, war leicht zu erraten, daß es sich nur um schlechte Übersetzungen handelte, und das Mißtrauen einer Welt, in der die Wiege der bürgerlichen Gesittung stand, war um so berechtigter, als immer wieder eine Ursprache sich Gehör zu schaffen suchte, über deren gefährliche und andersartige Bedeutung kein Zweifel möglich war. Man hegte den Verdacht, daß hier so teure, so kostbare Wertungen nicht ernst genommen wurden, man ahnte hinter ihrer Maske eine unberechenbare und ungebändigte, in einem eigentümlichen Urverhältnis ihre letzte Zuflucht witternde Kraft – und man hat recht geahnt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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