3,99 €
"Eine action-geladene Fantasy-Geschichte, die den Fans von Morgan Rices vorherigen Büchern und den Liebhabe von Büchern wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini gefallen dürfte… Fans von Fantasy-Geschichten für junge Erwachsene werden dieses jüngste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln." -The Wanderer, A Literary Journal (über Rise of the Dragons) Die #1 Bestseller Serie! AUFSTAND DER TAPFEREN ist Buch #2 in Morgan Rices epischer Bestseller-Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND DRACHEN (die mit AUFSTAND DER DRACHEN beginnt, einem kostenlosen Download)! Nach dem Angriff des Drachen wird Kyra auf eine dringende Mission geschickt: Escalon zu durchqueren und ihren Onkel im mysteriösen Turm von Ur aufzusuchen. Die Zeit ist für Sie gekommen, zu erfahren, wer sie ist, wer ihre Mutter ist und zu trainieren, um ihre besonderen Kräfte zu erschließen. Für ein einsames Mädchen ist es eine Mission voller Gefahren, denn Escalon ist voller gefährlicher Kreaturen und Männer - eine, die all ihre Stärke fordern wird, um zu überleben. Ihr Vater, Duncan, muss seine Männer nach Süden führen, nach Esephus, der großen Stadt am Wasser, um zu versuchen, seine Landsleute aus dem eisernen Griff Pandesias zu befreien. Wenn er damit Erfolg hat, wird er zum gefährlichen Lake of Ire und zu den eisigen Gipfeln von Kos weiterziehen müssen, wo die härtesten Krieger Escalons leben, Männer, die er braucht, wenn er auch nur den Hauch einer Chance haben will, die Hauptstadt zu erobern. Alex flieht mit Marco von den Flammen und gelangt auf der Flucht durch den Wald der Dornen, wo sie von exotischen Biestern gejagt werden. Es ist eine qualvolle Wanderung durch die Nacht auf dem Weg in sein Heimatdorf, wo er hofft, wieder mit seiner Familie vereint zu werden. Als er ankommt, ist er jedoch geschockt über das, was er vorfindet. Trotz besseren Wissens kehrt Merk um, um dem Mädchen zu helfen und wird zum ersten Mal in seinem Leben in die Angelegenheiten einer Fremden hineingezogen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 390
Veröffentlichungsjahr: 2015
D E R A U F S T A N D D E R T A P F E R E N
(VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN —Buch 2)
MORGAN RICE
Morgan Rice
Morgan Rice ist die #1 Besteller- und USA Today Bestseller-Autorin der 17 Bände umfassenden epischen Fantasy-Serie DER RING DER ZAUBEREI, der neuen #1 Bestseller Fantasy-Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN, der #1 Bestseller-Serie DER WEG DER VAMPIRE (bestehend aus derzeit 11 Bänden) und der #1 Bestseller-Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS, eine post-apokalyptische Thriller-Serie. Morgans Bücher sind verfügbar als Hörbücher und Printeditionen und wurden bisher in mehr als 25 Sprachen übersetzt.
GEWANDELT (Band #1 Der Weg Der Vampire), ARENA EINS (Band #1 Der Trilogie Des Überlebens), DER AUFSTAND DER DRACHEN (Band #1 Der Von Königen Und Zauberern), und QUESTE DER HELDEN (Band #1 im Ring der Zauberei) sind als kostenlose Downloads verfügbar!
Ausgewählte Kommentare zu Morgan Rices Büchern
„„Wenn Sie gedacht haben, dass es nach dem Ende der Serie DER RING DER ZAUBEREI keinen Grund zum Leben mehr gibt, haben Sie sich getäuscht. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN, hat Morgan Rice den verheißungsvollen Auftakt einer weiteren brillanten Serie veröffentlicht, die uns in eine Welt der Trolle und Drachen, voller Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie, und dem Glauben an das Schicksal eintauchen lässt. Morgan ist es wieder einmal gelungen starke Charaktere zu erschaffen, die wir nur zu gerne auf jeder Seite anfeuern… Wärmstens empfohlen für die Bibliothek aller Leser, die Fantasy-Geschichten lieben.“
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos
“ DER AUFSTAND DER DRACHEN ist von Anfang an ein voller Erfolg…. Eine großartige Fantasy Geschichte… Sie beginnt, ganz wie es sein sollte, mit den Lebensqualen eines der Protagonisten und geht schön in einen weiteren Kreis von Rittern, Drachen, Magie, Monstern und Schicksal über… Das Buch beinhaltet alles, was zu einer guten Fantasy-Geschichte gehört, von Kriegern und Schlachten bis zu Konfrontationen der Protagonisten mit sich selbst… Empfohlen für alle, die gerne epische Fantasy mit starken, glaubwürdigen jungen Erwachsenen als Protagonisten.“
--Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer
“[ DER AUFSTAND DER DRACHEN] ist eine handlungsgetriebene Novelle, die leicht an einem Wochenende zu lesen ist… Ein guter Start für eine vielversprechende Serie.”
--San Francisco Book Review
„Eine action-geladene Fantasy-Geschichte, die den Fans von Morgan Rices vorherigen Büchern und den Liebhabe von Büchern wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini gefallen dürfte… Fans von Fantasy-Geschichten für junge Erwachsene werden dieses jüngste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln.“
--The Wanderer,A Literary Journal (über Rise of the Dragons)
“Eine Fantasievolle Fantasy-Geschichte, die Elemente von Mystik und Intrige in die Handlung einwebt. In Queste der Helden geht es um Mut und um das Erkennen des Sinns des Lebens, was zu Wachstum, Erwachsenwerden und Vortrefflichkeit führt… Für alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer suchen bieten die Hauptfiguren, ihre Waffen und die Handlung eine Reihe von Begegnungen, die sich auf Thor Entwicklung weg von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen konzentrieren, bei denen er sich schier unlösbaren Aufgaben gegenüber findet... Das ist nur der Anfang von etwas, das verspricht, eine epische Serie für Junge erwachsene zu werden.”
--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)
“DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten die für sofortigen Erfolg nötig sind: Anschläge und Gegenanschläge, Mysterien, edle Ritter und blühende Beziehungen die sich mit gebrochenen Herzen, Täuschung und Betrug abwechseln. Die Geschichten werden sie über Stunden in ihrem Bann halten und sind für alle Altersstufen geeignet. Eine wunderbare Ergänzung für das Bücherregal eines jeden Liebhabers von Fantasy Geschichten.”
--Books and Movie Reviews, Roberto Mattos
„Mir gefiel besonders, wie Morgan Rice den Charakter von Thor aufgebaut hat und die Welt in der er lebte. Die Landschaft und die Kreaturen, die sie bevölkerten waren sehr gut beschrieben… Ich mochte [die Handlung]. Sie war kurz und prägnant… Genau die richtige Menge von Nebenfiguren, damit es nicht verwirrend wird. Es gab Abenteuer und erschreckende Augenblicke, doch die dargestellte Action war nicht übermäßig grotesk. Das Buch ist perfekt für Leser im Teenager-Alter… Der Anfang von etwas Bemerkenswerten ist gemacht.“
--San Francisco Book Review
sem aktionsgeladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Serie Der Ring der Zauberei (die 17 Bücher umfasst) stellt Rice den Lesern den 14-jaehrigen Thorgrin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist, sich der Silver Legion anzuschließen, den Elite-Rittern, die dem König dienen. Rices Schreibstil ist solide und die Geschichte fasziniert.“
--Publishers Weekly
Bücher von Morgan Rice
VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN
DER AUFSTAND DER DRACHEN (BAND #1)
DER AUFSTAND DER TAPFEREN (BAND #2)
DER RING DER ZAUBEREI
QUESTE DER HELDEN (BAND #1)
MARSCH DER KÖNIGE (BAND #2)
LOS DER DRACHEN (BAND #3)
RUF NACH EHRE (BAND #4)
SCHWUR DES RUHMS (BAND #5)
ANGRIFF DER TAPFERKEIT(BAND #6)
RITUS DER SCHWERTER (BAND #7)
GEWÄHR DER WAFFEN (BAND #8)
HIMMEL DER ZAUBER (BAND #9)
MEER DER SCHILDE (BAND #10)
REGENTSCHAFT DES STAHLS (BAND #11)
LAND DES FEUERS (BAND #12)
DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (BAND #13)
DER EID DER BRÜDER (BAND #14)
DER TRAUM DER STERBLICHEN(BAND #15)
DAS TOURNIER DER RITTER (BAND #16)
DAS GESCHENK DER SCHLACHT (BAND #17)
DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS
ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (BAND #1)
ARENA TWO -- ARENA ZWEI (BAND #2)
DER WEG DER VAMPIRE
GEWANDELT (BAND #1)
VERGÖTTERT (BAND #2)
VERRATEN (BAND #3)
BESTIMMT (BAND #4)
BEGEHRT (BAND #5)
VERMÄHLT (BAND #6)
GELOBT (BAND #7)
GEFUNDEN (BAND #8)
ERWECKT (BAND #9)
Möchten Sie kostenlose Bücher erhalten?
Registrieren Sie sich für Morgan Rices E-Mail Verteiler und erhalten Sie 4 kostenlose Bücher, 2 kostenlose Karten, 1 kostenlose App und exklusive Geschenke! Um sich zu registrieren, besuchen Sie bitte: www.morganricebooks.com
Copyright © 2015 by Morgan Rice
Alle Rechte vorbehalten. Mit den im U.S. Copyright Act von 1976 erlaubten Ausnahmen ist es nicht gestattet, jeglichen Teil dieser Publikation in jeglicher Form oder über jegliche Mittel ohne die vorherige Erlaubnis des Autors zu vervielfältigen, zu verteilen oder zu übertragen, oder in einer Datenbank oder einem Abrufsystem zu speichern.
Dieses E-Book ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch zugelassen. Dieses E-Book darf nicht weiterverkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch mit einer anderen Person teilen möchten, erwerben Sie bitte ein zusätzliches Exemplar für jeden Empfänger. Wenn Sie dieses Buch lesen und nicht gekauft haben, oder es nicht ausschließlich für Ihren Gebrauch gekauft wurde, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren.
Diese Geschichte ist frei erfunden. Namen, Figuren, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder ein Produkt der Phantasie des Autors oder werden im fiktionalen Sinne verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit existierenden Personen, tot oder lebendig, ist rein zufällig
INHALT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELEVEN
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREISSIG
KAPITEL EINUNDDREISSIG
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG
KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG
KAPITEL ACHTUNDDREISSIG
KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
“ Der Feige stirbt schon vielmal, eh er stirbt,
Die Tapferen kosten einmal nur den Tod.”
--William ShakespeareJulius Caesar
Langsam ging Kyra durch das Blutbad. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln als sie die Zerstörung betrachtete, die der Drache hinterlassen hatte. Sie war sprachlos. Tausende der Männer des Lords, der am meisten gefürchteten Männer in Escalon, lagen tot vor ihr, ausgelöscht in einem einzigen Augenblick. Rauch stieg von verkohlten Leichen überall um sie herum auf, der Schnee unter ihnen geschmolzen, das, was von ihren Gesichtern übrig war, schmerzverzerrt. Skelette, verdreht in unnatürlichen Positionen, die immer noch ihre Waffen mit ihren knochigen Fingern umklammert hielten. Ein paar der Leichen standen aufrecht, wie angewurzelt, und starrten immer noch gen Himmel, als fragten sie sich, was sie getötet hatte.
Kyra blieb neben einer stehen und betrachtete sie staunend. Sie streckte die Hand aus und berührte sie, doch als ihre Finger den Rippenbogen berührten, beobachtete sie fasziniert, wie alles zerfiel und als Häufchen Asche und Knochen auf den Boden fiel, das Schwert harmlos daneben.
Als sie ein Kreischen über sich hörte, streckte sie den Hals, Theos kreiste über ihr und atmete Feuer, als wäre er immer noch nicht zufrieden. Sie konnte fühlen was er fühlte, spürte die Wut, die in seinen Adern brannte, sein Verlangen ganz Pandesia zu zerstören – nein, die ganze Welt – wenn er nur konnte. Es war eine ursprüngliche Wut, eine Wut, die keine Grenzen kannte.
Das Geräusch von Stiefeln im Schnee riss sie aus ihren Gedanken und Kyra drehte sich um und sah die Männer ihres Vaters, Dutzende von ihnen, die über das Schlachtfeld liefen und mit weit aufgerissenen Augen die Zerstörung betrachteten. Diese kampferprobten Männer hatten so etwas wie das hier noch nie gesehen; selbst ihr Vater, der ganz in der Nähe mit Anvin, Arthfael und Vidar lief, schien mit den Nerven am Ende zu sein. Es war als lief man durch einen Alptraum.
Kyra sah, dass die tapferen Krieger die Blicke vom Himmel zu ihr wandten und sie fragend ansahen. Es war als wäre sie diejenige, die all das getan hatte, als wäre sie selbst der Drache. Schließlich war nur sie in der Lage gewesen, ihn zu rufen. Sie wandte den Blick ab, fühlte sich unbehaglich. Sie konnte nicht sagen, ob sie sie als Kriegern betrachteten, oder als Freak. Vielleicht wussten sie es selbst nicht.
Kyra dachte an ihr Gebet zum Wintermond, ihren Wunsch zu wissen, ob sie etwas Besonderes war – ob ihre Kräfte real waren. Nach dem heutigen Tag, nach dieser Schlacht, hatte sie keine Zweifel mehr. Sie hatte den Drachen gerufen. Sie hatte es selbst gespürt. Sie wusste nicht wie, doch jetzt wusste sie definitiv, dass sie anders war. Und sie konnte nicht umhin sich zu fragen, ob das bedeutete, dass die Prophezeiungen über sie wahr waren. War es ihr wirklich bestimmt, eine große Kriegerin zu werden? Eine große Herrscherin? Größer noch als ihr Vater? Würde sie wirklich ganze Länder in die Schlacht führen? Lag das Schicksal von Escalon wirklich auf ihren Schultern?
Kyra verstand nicht, wie das möglich sein sollte. Vielleicht war Theos von selbst gekommen. Vielleicht hatte das, was er hier getan hatte, nichts mit ihr zu tun. Vielleicht war es Rache. Schließlich hatten die Pandesier ihn verletzt.
Kyra war sich keiner Sache mehr sicher. Alles was sie wusste war, dass sie in diesem Augenblick die Kraft des Drachen in ihren Adern brennen spürte. Während sie über dieses Schlachtfeld ging und ihre größten Feinde tot vor sich sah, hatte sie das Gefühl, dass alles möglich war. Sie wusste, dass sie keine Fünfzehnjährige mehr war, die auf Anerkennung in den Augen der Männern wartete. Sie war kein Spielzeug für den Lord Regenten mehr; sie war kein Besitz mehr, der verheiratet, misshandelt und gequält werden konnte. Sie war erwachsen. Eine Kriegerin unter Männern – und eine, die man fürchten musste.
Kyra ging durch das Meer von Leichen, bis es schließlich endete und die Landschaft wieder in Schnee und Eis überging. Sie blieb neben ihrem Vater stehen und ließ den Blick über das Tal unter ihnen schweifen. Dort lagen die weit offenen Tore von Argos, einer leeren Stadt. Die meisten der Männer lagen tot, hier, in diesen Hügeln. Es war gespenstisch, ein so großartiges Fort leer und unbewacht zu sehen. Die Tore zu Pandesias wichtigster Festung standen weit offen – jeder konnte eintreten. Ihre gewaltigen Mauern aus dicken Steinen, ihre Garnison von Tausenden von Männern und verschiedenen Verteidigungsringen hatten jeden Gedanken an eine Revolte ausgeschlossen; ihre Existenz hatte Pandesia einen eiserne Kontrolle über das gesamte nordöstliche Escalon erlaubt.
Sie gingen alle den Hügel hinunter auf eine kurvige Straße, die zu den Stadttoren führte. Sie waren siegreich doch ernst, denn auch die Straße war voller verkohlter Leichen, Nachzügler, die der Drache ebenfalls nicht verschont hatte, Spuren auf dem Pfad der Verwüstung. Es war, als ginge man durch einen Friedhof.
Als sie die riesigen Tore passierten, blieb Kyra an der Schwelle stehen, es nahm ihr den Atem: im Inneren lagen Tausende weitere Leichen, verkohlt, rauchend. Das war alles, was von den Männern des Lords übrig war. Theos hatte keinen verschont; sein Zorn war selbst an den Mauern der Festung zu sehen, wo dicker Ruß zeigte, wo er Feuer gespien hatte.
Als sie eintraten, fiel vor allem die Stille auf. Der leere Hof. Es war gespenstisch, eine solche Stadt so ohne jedes Leben zu sehen. Es war, als hätte Gott es mit einem einzigen Atemzug eingesaugt.
Während die Männer ihres Vaters vordrangen, begannen aufgeregte Stimmen, die Luft von den Mauern widerzuhallen und bald konnte Kyra verstehen warum. Überall lagen zahllose Waffen herum, wie sie sie noch nie gesehen hatten. Dort, auf dem Boden des Hofs verteilt, lag ihre Kriegsbeute: Die feinsten Waffen, das feinste Stahl, die besten Rüstungen, die sie je gesehen hatten, alle mit dem Wappen Pandesias verziert. Sogar Säcke mit Gold lagen verstreut herum.
Und noch besser – am fernen Endes des Hofs stand ein großes Steingebäude, die Waffenkammer, deren Tore weit offen standen, da die Männer in Eile gegangen waren und einen wahren Schatz preisgaben. Überall an den Wänden waren Schwerter, Hellebarden, Piken, Beile, Speere, Bögen – alle aus dem besten Stahl gefertigt, das die Welt zu bieten hatte. Es waren genug Waffen, um halb Escalon zu bewaffnen.
Kyra hörte das Wiehern von Pferden und sah zur andern Seite des Hofs hinüber wo eine Reihe von gemauerten Ställen war, in denen die besten Pferde des Feindes mit den Hufen scharrten, die alle vom Hauch des Drachen verschont geblieben waren. Genug Pferde für eine ganze Armee.
Kyra sah die Hoffnung, die in den Augen ihres Vaters erwachte, einen Blick, den sie noch nie gesehen hatte, und sie wusste, was er dachte: Escalon konnte sich wieder erheben.
Sie hörte einen Schrei und als Kyra aufblickte, sah sie, dass Theos tiefer kreiste, die Krallen ausgestreckt. Er flog eine Siegesrunde über der Stadt. Mit seinen leuchtend goldenen Augen sah er sie an, selbst aus der Ferne. Sie konnte den Blick nicht abwenden.
Theos tauchte hinab und landete vor den Toren der Stadt. Er saß stolz da und sah sie an, als ob er sie rief. Und sie spürte, wie er sie rief.
Kyra spürte ein Prickeln auf ihrer Haut, eine Hitze, die in ihr aufstieg. Sie fühlte eine intensive Verbindung mit der Kreatur und hatte keine Wahl, als zu ihm zu gehen.
Als Kyra sich umdrehte und den Hof überquerte, zurück zu den Toren, konnte sie spüren, wie die Blicke der Männer auf ihr lagen und zwischen dem Drachen und ihr hin und her wanderten. Sie ging allein zum Tor, der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und ihr Herz pochte.
Plötzlich legte sich sanft eine Hand auf ihren Arm und hielt sie auf. Sie drehte sich um und sah den besorgten Blick ihres Vaters.
„Sei vorsichtig“, warnte er.
Kyra ging weiter. Sie empfand keine Angst, trotz des wilden Ausdrucks in den Augen des Drachen. Sie spürte nur das tiefe Band mit ihm, als ob er ein Teil von ihr war, ein Teil, ohne den sie nicht leben konnte. Sie war neugierig. Zahllose Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Wo war Theos hergekommen? Warum war er nach Escalon gekommen? Warum jetzt und nicht früher?
Als Kyra durch die Tore von Argos ging und sich dem Drachen näherte, wurden seine Geräusche lauter, irgendetwas zwischen einem Schnurren und Fauchen, als wartete er auf sie mit sanft flatternden Flügeln. Er öffnete sein Maul als wollte er Feuer speien und entblößte seine riesigen Zähne, jeder einzelne beinahe so groß wie sie, so scharf wie ein Schwert. Einen Augenblick lang hatte sie Angst, denn seine Augen starrten sie mit einer Intensität an, die es ihr schwer machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Schließlich blieb Kyra ein paar Schritte vor ihm stehen und betrachtete ihn fasziniert. Theos war fantastisch. Er war gut zehn Meter hoch, mit dicken harten Schuppen. Der Boden um ihn herum bebte, wenn er rasselnd einatmete, und sie hatte das Gefühl, ihm ausgeliefert zu sein.
Sie standen schweigend da und betrachteten einander, während Kyras Herz in ihrer Brust raste und die Anspannung so greifbar in der Luft lag, dass sie kaum atmen konnte.
Mit trockenem Mund brachte sie schließlich den Mut auf, zu sprechen.
„Wer bist du?“, fragte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. „Warum bist du zu mir gekommen? Was willst du von mir?“
Theos senkte den Kopf, brummend und beugte sich vor, so dicht, dass seine riesige Nase fast ihre Brust berührt hätte. Seine Augen, so groß, leuchtend gelb, schienen direkt durch sie hindurchzusehen. Sie starrte hinein, jedes fast so groß wie sie, und fühlte sich verloren in einer anderen Welt, in einer anderen Zeit.
Kyra wartete auf eine Antwort. Sie wartete darauf, dass ihr Verstand von seinen Gedanken erfüllt wurde, wie es schon einmal passiert war.
Doch sie wartete und wartete und nichts geschah. Nicht ein Gedanke. Hatte Theos sich entschlossen, zu schweigen? Hatte sie ihre Verbindung zu ihm verloren?
Kyra starrte ihn staunend an, dieser Drache war ein größeres Mysterium denn je. Plötzlich legte er sich ab, als ob er sie zu einem Ritt einladen wollte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie sich vorstellte, auf seinem Rücken durch den Himmel zu fliegen.
Langsam trat Kyra neben ihn, griff hoch nach seinen harten und rauen Schuppen und wollte hinaufklettern.
Doch als sie ihn berührte, bewegte er sich von ihr Weg und sie verlor den Halt. Sie stolperte; er flatterte schnell mit den Flügeln und in einer schnellen Bewegung hob er ab, so abrupt, dass seine Schuppen ihre Hände zerkratzten.
Kyra stand da, erschrocken, sprachlos – doch viel mehr noch mit gebrochenem Herzen. Sie sah hilflos zu, wie sich die gigantische Kreatur gen Himmel erhob und höher und immer höher flog. So schnell, wie er gekommen war, verschwand Theos plötzlich wieder in den Wolken und hinterließ nichts als Still.
Kyra stand da, hohl, und fühlte sich einsamer denn je. Als der letzte seiner Schreie verhallte wusste sie, dass Theos diesmal für immer gegangen war.
Alec rannte mitten in der Nacht durch den Wald, Marco an seiner Seite, und stolperte über Wurzeln, die vom Schnee verdeckt waren und fragte sich, ob er mit dem Leben davonkommen würde. Sein Herz raste in seiner Brust, während er um sein Lebe rannte. Er rang keuchend nach Luft und wollte zu gerne stehenbleiben, doch er musste mit Marco mithalten. Wieder einmal blickte er über seine Schulter zurück und sah das Leuchten der Flammen, das schwächer wurde, je tiefer sie in den Wald rannten. Er kam an einer Gruppe dicker Bäume vorbei und bald war das Leuchten vollständig verschwunden und beide von Finsternis umhüllt.
Alec drehte sich um und tastete sich an den Bäumen vor. Er stieß sich immer wieder, Äste schlugen gegen seine Schultern und Zweige verkratzten seine Arme. Er spähte in die Schwärze vor ihm und konnte gerade so den Weg sehen. Er versuchte, die unbekannten Geräusche zu ignorieren, die ihn umgaben und an die Warnungen erinnerten. Man hatte ihnen gesagt, dass kein Flüchtling je überlebte, und das ungute Gefühl wuchs, je tiefer sie vordrangen. Er spürte die Gefahr hier, die bösen Kreaturen, die überall lauerten in diesem Wald, der so dicht war, dass es schwer fiel sich zu orientieren. Mit jedem Schritt schien das Unterholz dichter zu werden und er fragte sich, ob es vielleicht besser gewesen wäre, bei den Flammen zu bleiben.
„Hier entlang!“, zischte eine Stimme.
Marco packte ihn an der Schulter und zog ihn mit sich nach rechts, zwischen zwei riesigen Bäumen hindurch unter ihre knorrigen Äste. Alec folgte ihm und schlitterte durch den Schnee, bis er sich auf einer Lichtung mitten in dem dichten Wald wiederfand, auf der das Licht des Mondes ihnen den Weg wies.
Sie blieben stehen, beugten sich vor und rangen keuchend um Atem. Sie sahen einander an und Alec warf einen Blick zurück über seine Schulter in den Wald. Er atmete schwer, seine brannten von der Kälte, seine Rippen schmerzten.
„Warum folgen sie uns nicht?“, fragte Alec.
Marco zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht gehen sie davon aus, dass der Wald ihre Arbeit erledigen wird.“
Alec lauschte nach den pandesischen Kriegern, denn er rechnete damit, dass sie verfolgt wurden – doch da war nichts. Stattdessen hörte Alec ein anderes Geräusch – wie ein leises, wütendes Knurren.
„Hast du das gehört“, fragte Alec, dessen Nackenhaare sich aufstellten.
Marco schüttelte den Kopf.
Alec stand da, wartete und fragte sich, ob sein Verstand ihm einen Streich gespielt hatte. Dann hörte er es wieder. Es war ein fernes Geräusch, ein leises Knurren, bedrohlich, etwas, was Alec noch nie gehört hatte. Während er lauschte wurde es immer lauter, als näherte es sich ihnen.
Jetzt sah Marco ihn alarmiert an.
„Deswegen sind sie uns nicht gefolgt“, flüsterte Marco.
Alec war verwirrt.
„Was meinst du?“, fragte er.
„Wilvox“, antwortete er und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Sie haben sie freigelassen, damit sie uns folgen.“
Das Wort löste Angst und Schrecken in Alec aus. Er hatte als Kind von ihnen gehört, und er wusste, dass das Gerücht ging, dass sie den Wald der Dornen bewohnten, doch er hatte immer angenommen, dass sie nicht mehr als eine Legende waren. Man sagte, dass sie die tödlichsten Kreaturen der Nacht waren – alptraumhafte Wesen.
Das Knurren wurde lauter und es klang, als wären es mehrere von ihnen.
„Lauf!“, schrie Marco.
Marco drehte sich um und Alec folgte ihm über die Lichtung in den Wald. Adrenalin raste in seinen Adern während Alec rannte und seinen eigenen Herzschlag in seinen Ohren hörte, der das Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln übertönte. Doch bald hörte er, dass die Kreaturen hinter ihnen näher kamen und wusste, dass sie von Biestern gejagt wurden, denen sie nicht entkommen konnten.
Alec stolperte über eine Wurzel und stürzte gegen einen Baum. Er schrie vor Schmerz auf, atemlos, dann rappelte er sich auf und rannte weiter. Er suchte den Wald nach irgendeiner Zuflucht ab, den er erkannte, dass ihnen nicht viel Zeit blieb – doch da war nichts.
Das Knurren wurde lauter, und im Laufen warf Alec einen Blick über seine Schulter – und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Vier der wildesten Kreaturen, die er je gesehen hatte, waren ihnen dicht auf den Fersen. Die Wilvox ähnelten Wölfen, doch sie waren doppelt so groß mit kleinen spitzen Hörner, die aus ihren Köpfen ragten und einem einzelnen, roten Auge. Ihre Pranken waren so groß wie die eines Bären, mit langen, spitzen Krallen, und ihr Fell war glatt und schwarz wie die Nacht.
Als er sie so nah sah, wusste Alec, dass er ein toter Mann war.
Alec stürmte mit letzter Kraft voran, seine Hände schwitzten selbst in der Eiseskälte schwitzten seine Hände, sein Atem gefror in dicken weißen Wolken vor ihm. Die Wilvox waren kaum mehr als zehn Meter entfernt und der gierige Blick in ihren Augen, der Sabber, der ihnen aus den Mäulern lief, sagte ihm, dass sie ihn in Stücke reißen würden. Er sah keinen Ausweg. Er warf Marco einen Blick zu in der Hoffnung, dass er einen Plan hatte, doch er sah genauso verzweifelt aus. Auch er wusste nicht, was sie tun sollten.
Alec schloss die Augen und tat etwas, was er noch nie zuvor getan hatte: er betete. Sein Leben lief vor seinen Augen ab, und es veränderte ihn – es ließ ihn erkennen, wie sehr er das Leben liebte und mehr denn je wollte er weiterleben.
Bitte Gott, rette mich. Nach allem, was ich für meinen Bruder getan habe, bitte lass mich nicht hier sterben. Nicht an diesem Ort, nicht durch diese Kreaturen. Ich würde alles dafür tun.
Als Alec die Augen öffnete, hob er den Blick und bemerkte diesmal einen Baum, der ein wenig anders war als die anderen. Seine Äste waren knorriger und hingen tiefer hinab, gerade tief genug, um einen im Sprung zu erreichen. Er hatte keine Ahnung, ob die Wilvox klettern konnten, doch er hatte keine andere Wahl.
„Der Ast!“, schrie Alec Marco wild gestikulierend zu.
Gemeinsam rannten sie zu dem Baum und als die Wilvox näher kamen, nur wenige Meter entfernt, sprangen sie und zogen sich an dem Ast hoch.
Alecs Hände rutschten auf dem verschneiten Ast, doch es gelang ihm, sich festzuhalten und er zog sich hoch zum nächsten Ast hoch, der ein paar Meter über dem Boden war. Von dort sprang er sofort zum nächsten Ast, immer höher. So schnell war er noch nie in seinem Leben geklettert.
Die Wilvox erreichten den Baum, sprangen hoch und hieben nach ihren Beinen. Alec spürte ihren heißen Atem an seinen Fersen einen Augenblick bevor er sprang und ihre Kiefer verfehlten ihn um Zentimeter.
Die Jungen kletterten weiter, angetrieben durch das Adrenalin, bis sie gut fünf Meter über dem Boden waren und so sicher, wie sie sein konnten.
Alec hielt schließlich inne und klammerte sich mit aller Kraft an dem Ast fest. Schweiß brannte ihm in den Augen, während er langsam wieder zu Atem kam. Er sah nach unten und betete, dass die Wilvox nicht klettern konnten.
Zu seiner Erleichterung waren sie immer noch am Boden; knurrend und schnappend sprangen sie am Baum hoch, doch offensichtlich unfähig zu klettern. Sie kratzten wütend an der Rinde des Baums, doch ohne Erfolg.
Die beiden Jungen saßen auf dem Ast und als sie begriffen, dass sie in Sicherheit waren, seufzten beide erleichtert. Marco lachte und Alec sah ihn überrascht an. Es war ein verrücktes Lachen, ein Lachen der Erleichterung, das Lachen eines Mannes, dem es unerwartet gelungen war, dem Tod zu entkommen.
Als Alec erkannte, wie knapp es gewesen war, konnte auch er ein Lachen nicht unterdrücken. Er wusste, dass sie noch nicht in Sicherheit waren; er wusste, dass sie nicht vom Baum herunter konnten solange die Wilvox da unten waren und dass sie womöglich trotz allem hier sterben würden, doch zumindest für den Augenblick waren sie sicher.
„Sieht so aus, als wäre ich dir was schuldig“, sagte Marco.
Alec schüttelte den Kopf.
„Du solltest mir noch nicht danken“, erwiderte Alec.
Die Wilvox knurrten wütend und Alec blickte mit zitternden Händen nach oben. Er wollte noch weiter von den Biestern weg und fragte sich, wie hoch sie klettern konnten, und ob es einen Ausweg aus der Situation gab.
Plötzlich erstarrte er. Als er aufblickte, zuckte er zusammen, erfasst von einer Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. Von dort oben, aus den Ästen über ihm, blickte die hässlichste Kreatur auf ihn herab, die er je gesehen hatte. Mehr als zwei Meter lang, mit dem Körper einer Schlange und zwölf krallenbewehrten Beinen und einem Kopf wie dem eines Aals starrte sie ihn aus schmalen mattgelben Augen an. Nur ein paar Meter über ihm zischte sie und riss das Maul auf. Alec erschrak darüber, wie weit sie es öffnen konnte – sie konnte ihn glatt im Ganzen verschlucken! Das rasseln ihres Schwanzes verriet ihm, dass sie im Begriff war anzugreifen und beide zu töten.
Als sich ihr Maul in Richtung von Alecs Hals senkt, reagierte er instinktiv. Er schrie auf und wich zurück, wobei er seinen Halt verlor und an nichts anderes denken konnte, als ihren tödlichen Fangzähnen und dem sicheren Tod zu entkommen.
Er dachte nicht einmal an das, was unter ihnen lauerte. Als er spürte, wie er vom Baum stürzte, erkannte er zu spät, dass er vom Regen in die Traufe flüchtete. Er blickte in die Tiefe und sah die sabbernden Wilvox, die ihre Mäuler aufrissen und wusste, dass er nichts tun konnte, als sich für den Aufprall zu wappnen.
Als Kyra langsam durch die Tore von Argos zurückkam, lagen die Blicke der Männer ihres Vaters auf ihr und die Scham brannte. Sie hatte ihre Beziehung zu Theos falsch verstanden. Dumm wie sie war hatte sie geglaubt, dass sie ihn kontrollieren konnte – doch stattdessen hatte er sie vor all diesen Männern verschmäht. Alle hatten gesehen, dass sie schwach war und keine Macht über den Drachen hatte. Sie war nur ein Krieger wie jeder andere auch – nicht einmal ein Krieger, sondern nur ein Mädchen, das ihr Volk in einen Krieg gestürzt hatte, den sie ohne den Drachen nicht gewinnen konnten.
Kyra trat durch die Tore von Argos, spürte die Blicke und die unbehagliche Stille. Was sie jetzt wohl von ihr dachten? Sie wusste nicht einmal, was sie selbst denken sollte. War Theos nicht wegen ihr gekommen? Hatte er die Schlacht aus eigenem Antrieb geschlagen? Hatte sie etwa doch keine besonderen Kräfte?
Kyra war erleichtert, als die Männer ihre Aufmerksamkeit endlich von ihr abwandten und sich wieder damit beschäftigten, Waffen zu sammeln und sich für den kommenden Krieg vorzubereiten. Sie eilten umher, sammelten die Reichtümer ein, die die Männer des Lords zurückgelassen hatten, füllten Karren, führten Pferde weg und das Klirren von Stahl war überall zu hören, als sie Berge von Schilden und Rüstungen sammelten. Da es immer noch schneite und es langsam dunkel wurde, hatten sie keine Zeit zu verlieren.
„Kyra“, hörte sie eine bekannte Stimme.
Sie drehte sich um und war froh, Anvins lächelndes Gesicht zu sehen. Er sah sie mit Respekt an, mit der aufmunternden Güte und Wärme der Vaterfigur, die er immer für sie gewesen war. Er legte liebevoll einen Arm um ihre Schulter, lächelte breit unter seinem Bart und hielt ihr ein glänzendes neues Schwert hin, dessen Schneide mit pandesischen Symbolen graviert war.
„Der beste Stahl, den ich seit Jahren in Händen gehalten habe“, bemerkte er mit breitem Grinsen. „Dank dir haben wir genug Waffen, um einen Krieg zu beginnen. Du hast uns stärker gemacht.“
Kyra fand Trost in seinen Worten, so wie immer; doch es gelang ihr nicht, dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit und Verwirrung abzulegen, weil sie der Drache abgewiesen hatte. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich war das nicht“, antwortete sie. „Das war Theos Werk.“
„Aber Theos ist für dich zurückgekommen“, antwortete er.
Kyra blickte zum grauen Himmel hoch und fragte sich, ob er Recht hatte.
„Ich bin mir nicht sicher.“
Beide betrachteten schweigend den Himmel und die Stille wurde nur vom Pfeifen des Windes gestört.
„Dein Vater wartet auf dich“, sagte Anvin schließlich mit ernster Stimme.
Kyra folgte Anvin. Schnee und Eis knirschten unter ihren Stiefeln, als sie durch den Hof und das Gewimmel der Männer gingen. Sie gingen an Dutzenden der Männer ihres Vaters vorbei, als sie durch die Straßen von Argos gingen, Männer überall, seit langer Zeit endlich wieder einmal entspannt. Sie sah sie lachen, trinken und miteinander Scherzen, während sie Waffen und Vorräte einsammelten. Sie waren wie Kinder am Tag der Heiligen.
Dutzende der Männer ihres Vaters standen in einer Reihe und reichten säckeweise Getreide weiter, um es auf die Karren zu laden; ein weiterer Karren fuhr vorbei, auf dem die gestapelten Schilde klirrten. Er war so vollgeladen, dass ein paar über den Rand fielen und die Krieger beeilten sich, sie wieder einzusammeln. Überall um sie herum verließen Karren das Fort, einige zurück auf die Straße nach Volis, andere auf andere Straßen zu den Dörfern, zu denen sie ihre Vater geschickt hatte, alle gefüllt bis an den Rand. Kyra fand Trost in diesem Anblick und fühlte sich weniger schlecht wegen des Krieges, der wegen ihr ausgebrochen war.
Sie kamen um eine Ecke und Kyra sah ihren Vater, umgeben von seinen Männern. Er war damit beschäftigt Dutzende Schwerter und Speere zu inspizieren, die sie ihm entgegenhielten. Als sie sich näherte, drehte er sich um und bedeutete seinen Männern, sie allein zu lassen.
Ihr Vater sah Anvin an, und dieser stand einen Augenblick lang unsicher da, offensichtlich überrascht über den Blick, mit dem er auch ihn zu gehen bat. Schließlich wandte er sich ab, ging zu den anderen und ließ Kyra allein mit ihm. Auch sie war überrascht – nie zuvor hatte er Anvin gebeten, zu gehen.
Kyra blickte zu ihm auf, doch seine Miene war undurchdringlich wie immer. Er hatte das distanzierte Aussehen eines Anführers unter seinen Männern, nicht das liebevolle Gesicht des Vaters, das sie so kannte und liebte. Er blickte auf sie herab und sie war nervös, da so viele Gedanken in ihrem Kopf umherschwirrten: War er stolz auf sie? War er böse, weil sie sie in diesen Krieg gestürzt hatte? War er enttäuscht, weil Theos sie abgewiesen und seine Armee verlassen hatte?
Kyra wartete. Sie war sein langes Schweigen gewohnt, doch sie war unsicher, denn alles zwischen ihnen hatte sich so schnell verändert. Sie hatte das Gefühl, dass sie über Nacht erwachsen geworden war, während er von den jüngsten Ereignissen verändert worden war; es war, als wussten beide nicht mehr, wie sie miteinander umgehen sollten. War er der noch der Vater, den sie immer geliebt hatte, der ihr bis spät in die Nacht Geschichten vorgelesen hatte? Oder war er jetzt ihr Kommandant?
Er stand da und starrte sie an, und sie spürte, dass er nicht wusste, was er sagen sollte, während die Stille schwer zwischen ihnen hing. Schließlich konnte Kyra es nicht länger ertragen.
„Lässt du all das nach Volis zurückbringen?“, fragte sie, als ein Wagen voller Schwerter an ihnen vorbeifuhr.
Er drehte sich um und betrachtete den Wagen und es schien ihn aus seinem Tagtraum zu reißen. Er wandte sich nicht wieder zu Kyra um, sondern beobachtete kopfschüttelnd den Wagen.
„In Volis gibt es außer dem Tod nichts mehr für uns“, sagte er mit tiefer, entschlossener Stimme. „Wir gehen nach Süden.“
Kyra war überrascht.
„Nach Süden?“, fragte sie.
Er nickte.
„Esephus“, sagte er.
Aufregung machte sich in Kyra breit, als sie sich ihre Reise nach Esephus vorstellte, dem alten Bollwerk am Meer, ihrem größten Nachbarn im Süden. Sie wurde noch aufgeregter, als sie erkannte – wenn er dorthin ging, konnte es nur eines bedeuten: er bereitete sich auf den Krieg vor.
Er nickte, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Es gibt jetzt kein Zurück mehr“, sagte er.
Kyra sah ihren Vater mit einem Gefühl des Stolzes an, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr empfunden hatte. Er war nicht mehr der selbstzufriedene Krieger, der seine besten Jahre in der Sicherheit einer kleinen Festung verbrachte, sondern der mutige Kommandant, den sie einst gekannt hatte, der bereit war, alles für die Freiheit zu riskieren.
„Wann gehen wir los?“, fragte sie mit pochendem Herzen und freute sich auf die erste Schlacht.
Sie war überrascht, als er den Kopf schüttelte.
„Nicht wir“, korrigierte er. „Meine Männer und ich. Nicht du.“
Kyra war schockiert, seine Worte waren wie ein Dolchstoß in ihr Herz.
„Warum lässt du mich zurück?“, stammelte sie. „Nach allem, was passiert ist? Was sonst muss ich tun, um mich dir zu beweisen?“
Er schüttelte entschieden den Kopf und als sie den Blick in seinen Augen sah, wusste sie, dass er sich nicht davon abbringen lassen würde.
„Du gehst zu deinem Onkel“, sagte er. Es war keine Bitte, es war ein Befehl und mit diesen Worten wusste sie, wo sie stand: sie war einer seiner Krieger, nicht mehr seine Tochter und das tat ihr weh.
Kyra atmete tief durch – sie würde nicht so schnell aufgeben.
„Ich will an deiner Seite kämpfen“, beharrte sie. „Ich kann dir helfen.“
„Du wirst mir helfen“, sagte er, „indem du dorthin gehst, wo du gebraucht wirst. Und ich brauche dich dort, bei ihm.“
Sie runzelte die Stirn und versuchte zu verstehen.
„Aber warum?“, fragte sie.
Er schwieg eine Weile bis er schließlich seufzte.
„Du besitzt…“, begann er, „…Fähigkeiten, die ich nicht verstehe. Fähigkeiten die wir brauchen, um diesen Krieg zu gewinnen. Nur dein Onkel weiß, wie man diese Fähigkeiten fördern kann.“
Er legte ihr bedeutungsvoll die Hand auf die Schulter.
„Wenn du uns helfen willst“, fügte er hinzu, „wenn du unserem Volk helfen willst, ist das der Ort, an dem du gebraucht wirst. Ich brauche nicht noch einen weiteren Krieger. Ich brauche die einzigartigen Talente, die du zu bieten hast. Die Fähigkeiten, die niemand sonst besitzt.“
Sie sah den Ernst in seinen Augen und fühlte sich schrecklich bei der Aussicht, nicht mit ihm gehen zu können, doch sie fühlte ein wenig Bestätigung in seinen Worten und sie weckten ihre Neugier. Sie fragte sich, welche Fähigkeiten er meinte und fragt sich, wer ihr Onkel war.
„Geh und lerne, was ich dir nicht beibringen kann“, fügte er hinzu. „Komm gestärkt zurück und hilf mir zu siegen.“
Kyra sah ihm in die Augen und sie spürte den Respekt, die Wärme zurückkehren, die sie sich wieder ganz fühlen ließen.
„Die Reise nach Ur ist lang“, sagte er. Ein Drei-Tages-Ritt nach Nordwesten. Du wirst Escalon allein durchqueren müssen. Du musst schnell reiten und dich versteckt halten. Meide die Straßen. Bald wird sich die Kunde dessen verbreiten, was hier vorgefallen ist – und den Zorn der pandesischen Lords wecken. Die Straßen werden gefährlich sein – du musst im Wald bleiben. Reite nach Norden, finde das Meer und bleib in Sichtweite. Es soll dein Wegweiser sein. Folge der Küste und du wirst Ur finden. Halte dich von den Dörfern und den Leuten fern. Halte nicht an. Sag niemandem wohin du gehst und sprich mit niemandem.“
Er hielt sie fest an den Schultern und sein eindringlicher Blick machte ihr Angst.
„Verstehst du mich?“, sagte er. „Es ist eine gefährliche Reise für einen Mann – und ganz besonders für ein einzelnes Mädchen. Ich kann niemanden entbehren, um dich zu begleiten. Du musst stark genug sein, es alleine zu tun. Bist du das?“
Sie konnte die Angst in seiner Stimme hören, die Liebe eines besorgten Vaters, der hin und hergerissen war, und sie nickte, stolz, dass ihr Vater ihr eine solche Mission zutraute.
„Das bin ich, Vater“, sagte sie stolz.
Er sah sie eindringlich an, dann nickte er schließlich zufrieden. Langsam füllten sich seine Augen mit Tränen.
„Von all meinen Männern“, sagte er, „von all diesen Kriegern, bis du diejenige, die ich am meisten brauche. Nicht deine Brüder, nicht einmal meine vertrautesten Krieger. Du bist die eine, die einzige, die diesen Krieg gewinnen kann.
Kyra war verwirrt und überwältigt; sie verstand nicht, was er meinte. Sie wollte ihn fragen, als sie plötzlich eine Bewegung wahrnahm.
Sie drehte sich um und sah Baylor, den Pferdemeister ihres Vaters, der sich ihnen wie immer lächelnd näherte. Ein kleiner, dicker Mann mit buschigen Brauen und dünnem Haar, kam mit federndem Schritt und lächelnd auf sie zu, dann sah er ihren Vater an, als ob er auf seine Zustimmung wartete.
Ihr Vater nickte ihm zu und Kyra fragte sich, was vor sich ging, als Baylor sich ihr zuwandte.
„Ich habe gehört, du wirst eine Reise machen“, näselte Baylor. „Dafür wirst du ein Pferd brauchen.
Kyra runzelte die Stirn.
„Ich habe ein Pferd“, antwortete sie und sah sich nach dem braven Pferd um, das sie im der Schlacht gegen die Männer des Lords geritten hatte. Es stand auf der anderen Seite des Hofs an einen Pfosten gebunden.
Baylor lächelte.
„Das ist kein Pferd“, sagte er.
Baylor sah ihren Vater an und der nickte.
„Folge mir“, sagte er, und drehte sich um, um in Richtung der Stallungen vorzugehen.
Kyra sah ihm irritiert hinterher, dann sah sie ihren Vater an. Er nickte.
„Folge ihm“, sagte er. „Du wirst es nicht bereuen.“
*
Kyra folgte Baylor über den verschneiten Hof, gefolgt von Anvin, Arthfael und Vidar zu den niedrigen Stallungen. Kyra fragte sich, was Baylor gemeint hatte und welches Pferd er für sie ausgewählt hatte. Ihrer Meinung nach gab es keine großen Unterschiede zwischen den Pferden.
Als sie das weitläufige Gebäude erreichten, das mindestens hundert Meter lang war, wandte sich Baylor zu ihr um.
„Die Tochter unseres Lords wird ein feines Pferd brauchen, das sie hinbringt, wo auch immer sie hingehen wird.“
Kyras Herz schlug schneller. Sie hatte noch nie zuvor ein Pferd von Baylor bekommen, das war eine Ehre, die normalerweise verdienten Kriegern vorbehalten war. Sie hatte immer davon geträumt, eines zu bekommen, wenn sie alt genug war und es sich verdient hatte. Es war eine Ehre, die bisher nicht einmal ihren älteren Brüdern zuteil geworden war.
Anvin nickte stolz.
„Du hast es verdient“, sagte er.
„Wenn du mit einem Drachen umgehen kannst“, fügte Arthfael mit einem Lächeln hinzu, „dann kannst du auch mit einem Schlachtross umgehen.“
Vor dem Stall sammelte sich eine kleine Menge, die ihnen gefolgt war. Die Männer machten eine Pause, offensichtlich neugierig zu erfahren, wohin sie geführt wurde. Ihre beiden älteren Brüder, Brandon und Braxton schlossen sich ihnen ebenfalls an und starrten wortlos in Kyras Richtung – mit Neid in den Augen. Schnell wandten sie den Blick ab, wie immer zu stolz, sie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen von Lob ganz zu schweigen. Leider hatte sie von ihnen nichts anderes erwartet.
Kyra hörte Schritte und sah sich um, erfreut zu sehen, dass ihre Freundin Deirdre sich zu ihr gesellte.
„Ich habe gehört, du verlässt uns“, sagte sie, während sie neben ihr her ging.
Kyra ging neben ihrer neuen Freundin und fand Trost in ihrer Gesellschaft. Sie dachte, an ihre gemeinsame Zeit in der Zelle des Lord Regenten, all das Leid, das sie ertragen hatten und ihre gemeinsame Flucht, und das Band, das sie zwischen ihnen spürte. Deirdre hatte viel Schlimmeres durchgemacht als sie, und als sie sie ansah und die dunklen Ringe unter ihren Augen sah, die Aura des Leids und der Traurigkeit, die sie noch immer umgab, fragte sie sich, was aus ihr werden würde. Sie konnte sie nicht einfach allein in diesem Fort zurücklassen. Nachdem die Armee nach Süden zog, wäre Deirdre allein.
„Ich könnte jemanden gebrauchen, der mich auf meiner Reise begleitete“, sagte Kyra und hatte eine Idee, als sie die Worte aussprach.
Deirdre sah sie an, riss erfreut die Augen auf und lächelte. Die dunkle Aura schwand.
„Ich hatte gehofft, dass du fragen würdest.“
Anvin der zugehört hatte, runzelte die Stirn.
„Ich weiß nicht, ob dein Vater zustimmen würde. „Du hast eine ernste Aufgabe vor dir.“
„Ich werde mich nicht einmischen“, sagte Deirdre. „Wenn ich zurück zu meinem Vater will, muss ich Escalon sowieso durchqueren. Und wenn ich ehrlich bin, ist es mir lieber, wenn ich es nicht allein tun muss.“
Anvin rieb sich den Bart.
„Deinem Vater würde das nicht gefallen“, sagte er zu Kyra. „Sie könnte eine Belastung werden.“
Kyra legte beruhigend die Hand auf Anvins Arm. Sie hatte ihren Entschluss gefasst.
„Deirdre ist meine Freundin“, sagte sie. „Ich würde sie nie im Stich lassen, genauso wie du nie einen deiner Männer im Stich lassen würdest. Was sagst du immer? Wir lassen niemanden zurück.“
Kyra seufzte.
„Ich habe vielleicht geholfen, Deirdre aus dieser Zelle zu befreien“, fügte sie hinzu, „doch sie hat genauso mir geholfen. Ich stehe in ihrer Schuld. Tut mir leid, doch was mein Vater denkt, interessiert mich nicht. Ich bin es, die Escalon allein durchqueren soll, nicht er. Sie kommt mit mir.
Deirdre lächelte und hakte sich bei Kyra unter, sichtlich stolz. Kyra fühlte sich wohler bei dem Gedanken, sie auf ihrer Reise dabeizuhaben, und sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war.
Kyra bemerkte, dass ihre Brüder ganz in ihrer Nähe gingen und sie konnte nicht umhin, eine gewisse Enttäuschung zu verspüren, dass sie nicht beschützender waren, dass sie nicht einmal daran gedacht hatten, anzubieten, sie zu begleiten. Doch sie empfanden sie als Konkurrenz. Es machte sie traurig, dass ihre Beziehung so war, doch sie konnte andere nicht ändern. Ohne sie war sie sowieso besser aufgehoben. Sie waren großmäulige Draufgänger und sie hätten sicher irgendetwas Dummes getan, das sie in Schwierigkeiten gebracht hätte.
„Ich würde dich auf gerne begleiten“, sagte Anvin, und man konnte den Selbstvorwurf in seiner Stimme hören. „Der Gedanke, dass du Escalon allein überqueren sollst, gefällt mir nicht.“ Er seufzte. „Doch dein Vater braucht mich mehr denn je. Er hat mich gebeten, ihn in den Süden zu begleiten.“
„Auch ich, würde dich gerne begleiten“, fügte Arthfael hinzu, „doch auch ich soll den Männern in den Süden folgen.“
„Und ich soll in seiner Abwesenheit über Volis wachen“, fügte Vidar hinzu.
Kyra war gerührt von ihrer Unterstützung.
„Macht euch keine Sorgen“, antwortete sie. „Es ist eine Reise von drei Tagen. Ich werde es schon schaffen.“
„Das wirst du“, stimmte Baylor ein. „Und dein neues Pferd wird dafür sorgen.“
Damit stieß Baylor die Tür zu den Stallungen auf und sie folgen ihm in das Gebäude, in dem der Geruch der Pferde schwer in der Luft lag.
Kyras Augen gewöhnten sich langsam an das schwache Licht, als sie ihm hinein folgte. Die Luft war kühl und feucht und erfüllt von dem nervösen Scharren der Pferde. Sie sah sich um und sah vor sich Reihen der schönsten Pferde, die sie je gesehen hatte – große, starke, schöne Pferde, schwarz und braun, jedes einzelne ein Champion. Der Stall war eine wahre Schatztruhe.
„Die Männer des Lords haben die besten für sich beansprucht“, erklärte Baylor im Gehen. Er war ganz in seinem Element. Er streichelte ein Pferd hier, tätschelte ein anderes dort und die Tiere schienen in seiner Gegenwart zum Leben zu erwachen.
Kyra ging langsam und genoss den Anblick. Jedes dieser Pferde war wie ein Kunstwerk, größer als die meisten Pferde, die sie bisher gesehen hatte, voller Schönheit und Kraft.
„Wir haben es dir und deinem Drachen zu verdanken, dass diese Pferde jetzt uns gehören“, sagte Baylor. „Da ist es passend, dass du dir eines aussuchst. Dein Vater hat mich angewiesen, dir die erste Wahl zu geben.“
Kyra war überwältigt. Als sie sich umsah, spürte sie die Last der Verantwortung, denn das war eine einmalige Auswahl.
Sie ging langsam, strich über ihre Mähnen, fühlte, wie weich sie waren, wie stark, und wusste nicht, welches sie wählen sollte.
„Wie soll ich meine Wahl treffen?“, fragte sie Baylor.
Er lächelte und schüttelte den Kopf.
