Der Duellant - Iwan Turgenew - E-Book

Der Duellant E-Book

Iwan Turgenew

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Beschreibung

Der Held dieser Erzählung von 1850, Tschulkaturin, ist um die 30 (wie Turgenjew bei ihrer Entstehung). Tschulkaturin will eigentlich sein Leben beschreiben, beschreibt aber stattdessen nur den Verlauf seiner unglücklichen Liebe zu Lisa, einem schönen, unbefangenen, munteren Mädchen aus der Nachbarschaft. Diese interessiert sich schließlich nicht für den Tagebuchschreiber, sondern für einen ebenfalls attraktiven, strahlenden jungen Fürsten. Es folgen Selbstqualen des Zurückgewiesenen, Wut auf den Nebenbuhler, ein Duell, bei dem er charakterlich ganz und gar kläglich davonkommt. (aus einer Amazon-Rezension)

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Seitenzahl: 84

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Der Duellant

Iwan Turgenew

Inhalt:

Iwan Sergejewitsch Turgenew – Biografie und Bibliografie

Der Duellant

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

Der Duellant, Iwan Turgenjew

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849617660

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

Iwan Sergejewitsch Turgenew – Biografie und Bibliografie

Berühmter russ. Dichter und Schriftsteller, geb. 9. Nov. (28. Okt.) 1818 in der Gouvernementsstadt Orel als der Nachkomme einer alten, aus der Goldenen Horde stammenden Adelsfamilie, gest. 3. Sept. (22. Aug.) 1883 in Bougival bei Paris, war der Sohn sehr wohlhabender Eltern und genoß eine gute häusliche Erziehung, wobei ein großer Nachdruck auf die Sprachen, namentlich Französisch und Deutsch, gelegt wurde. 1827 siedelte die Familie nach Moskau über, und der junge Iwan kam in eine Privatlehranstalt. Seine weitere Ausbildung erfolgte unter besonderer Anleitung und Fürsorge des Professors Krause, des Direktors des Lazarewschen Instituts. Mit 15 Jahren bezog der frühreife Knabe die Moskauer-Universität, wo er sich historisch-philologischen Studien widmete, vertauschte sie aber schon nach einem Jahr, als 1834 sein Vater starb, mit der Petersburger Universität, auf der er den vollen Lehrkursus durchmachte. Nachdem er 1837 mit dem Grad eines Kandidaten die Universität verlassen, begab er sich im Frühjahr 1838 zur Vervollständigung seiner Kenntnisse ins Ausland, wobei er auf der Überfahrt nach Deutschland bei dem Brande des Dampfers Nikolaus I. in Travemünde fast ums Leben gekommen wäre. Er hielt sich namentlich in Berlin auf, wo er an der Universität klassische Philologie (bei Böckh und Zumpt), Geschichte (bei Ranke) und Philosophie (bei Werder, dem Schüler Hegels) hörte. 1841 kehrte er über Moskau nach Petersburg zurück und erhielt daselbst 1842 eine Anstellung in der Kanzlei des Ministers des Innern, welche Stellung er schon nach zwei Jahren aufgab, um sich ganz ins Privatleben zurückzuziehen. Sein erstes separat erschienenes Werk war das Poem »Parascha« (1843), das der Kritiker Belinskij, mit dem T. später sehr befreundet wurde, in einem längern Artikel wohlwollend beurteilte. In demselben Jahre schrieb er die dramatische Skizze »Unvorsichtigkeit«, im folgenden die Erzählung »Andrej Kolossow«; dann folgten 1845 die Gedichte »Andrej« und »Die Unterredung«, 1846 das Gedicht »Der Gutsbesitzer« und die Erzählung »Drei Porträts« und 1847 die Erzählungen »Der Raufbold« und »Choŕ und Kalinytsch«. Mit dem letztern (im »Sovremennik« erschienen) Werke beginnt die zweite Periode von Turgenjews literarischer Tätigkeit (1847–55), in welche die Abfassung und Veröffentlichung jener vorzüglichen kleinen Erzählungen fällt, die gesammelt u. d. T.: »Aufzeichnungen eines Jägers« zuerst 1852 in Moskau (2 Bde.) erschienen und den Grund zu seiner Berühmtheit legten. Die ersten Jahre dieser Periode (bis 1850) verbrachte er im Ausland (meist in Paris), kehrte Ende 1850 infolge des Todes seiner Mutter nach Rußland zurück, gab beim Antritt seines Erbes seine Leibeignen frei und lebte dann abwechselnd auf seinem Gute Spasskoje (Kreis Mzensk, Gouv. Orel) und in Moskau und Petersburg. Im März 1852 wurde er wegen eines von ihm verfaßten, im übrigen durchaus nicht politisch verfänglichen Artikels: »Ein Brief über Gogol« (»Moskauer Nachrichten«, 1852, Nr. 32), verhaftet und dann auf sein Gut Spasskoje verwiesen, das er zwei Jahre lang (bis Ende 1854) nicht verlassen durfte. Hier schrieb er unter anderm die Erzählungen »Zwei Freunde« (1853) und »Stilleben« (1854). 1855 ging er ins Ausland und lebte seitdem, eng befreundet mit der Künstlerin Pauline Viardot-Garcia und deren Familie, meist in Paris, im Sommer in Baden-Baden oder auf seinem Gut im Gouv. Orel. Mit dem Jahre 1855 beginnt die dritte Periode seiner literarischen Wirksamkeit, die in den Perlen seiner Schöpfungen »Rudin« und »Faust« (1856), »Asja« (1858), »Das adelige Nest« (1859), »Am Vorabend« und »Erste Liebe« (1860) ihren Höhepunkt erreichte. Der nächste berühmte Roman: »Väter und Söhne« (1862), erfuhr die verschiedenartigsten Beurteilungen, ebenso die folgenden: »Dunst« (1867) und »Neuland« (1876). Zahlreich sind die in diesem Zeitraum von T. geschriebenen kleinern Erzählungen, Novellen und Skizzen, von denen wir nennen: »Visionen« (1863); »Der Hund«; »Geschichte des Leutnants Jergunow«; »Der Brigadier« (1866); »Eine Unglückliche« (1868); »Eine wunderliche Geschichte« (1869); »König Lear der Steppe«; »Poch, poch, poch!« (1870); »Der Pegasus« (1871); »Tschertopchanows Ende« (1872); »Punin und Baburin« (1874); »Die lebenden Gebeine«, »Die Uhr«, »Man klopft« (1875); »Der Traum« (1876) und »Vater Alexejs Erzählung« (1877). Wichtig für die Beurteilung der Typen seiner Erzählungen ist seine Schrift »Hamlet und Don Quijote«, eine Parallele (1860). Bemerkenswert sind außer mehreren kritischen Artikeln auch noch seine »Erinnerungen an Belinskij«. Als die am wenigsten gelungenen Erzeugnisse seiner literarischen Tätigkeit gelten seine Lustspiele, wenn sich auch einige (»Der Kostgänger«, 1848; »Das Frühstück«, 1849; »Der Junggeselle«, 1849; »Ein Monat auf dem Dorfe«, 1850, gedruckt 1855 und 1869; »Die Provinzialin«, 1851) bis in die neuere Zeit auf der Bühne erhalten haben. Mit dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 war er ganz nach Paris übergesiedelt und verbrachte während seiner letzten Lebensjahre den Sommer in der Regel auf seiner neben der Villa Viardot in Bougival bei Paris gelegenen eignen. Villa. Von seinen Besuchen Rußlands sind besonders bemerkenswert die durch großartige Ovationen in Petersburg und Moskau gefeierten im März 1879 und im Juni 1880. Schon schwer erkrankt, schrieb er »Das Lied der triumphierenden Liebe« (1881), »Die alten Porträts« und »Der Verzweifelte« (1882). Seine letzten Werke waren: »Gedichte in Prosa« (1882), »Klara Militsch« und »Die Feuersbrunst auf dem Meere« (1883). Drei Wochen nach seinem Tode wurde seine Leiche von Paris nach Petersburg überführt und daselbst 9. Okt. (27. Sept.) 1883 auf dem Wolkower Kirchhof unter einer ungeheuern Beteiligung von seiten aller Stände und Korporationen bestattet. – Turgenjews Romane und Erzählungen sind weniger durch sensationelle Verwickelungen als durch eine wunderbare Meisterschaft in der Gestalten- und Charakterzeichnung wie in der Darlegung psychologischer Vorgänge ausgezeichnet. Ganz dem nationalen Boden und der unmittelbaren Gegenwart angehörend, spiegeln sie die jeweiligen Zustände und Bewegungen in Rußland so treu wider, daß man an ihnen die Geschichte der innern Entwickelung der Gesellschaft von Werk zu Werk wie an Marksteinen verfolgen kann. Die erste vollständige Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1883 in Petersburg (10 Bde., zuletzt 1897), die »Erste Sammlung« seiner Briefe (von 1840–83) das. 1884 (deutsch von Ruhe, Leipz. 1886). Seine Werke sind vielfach in andre Sprachen übertragen worden; deutsch erschien eine Sammlung »Ausgewählter Werke« in der einzig vom Dichter autorisierten Ausgabe 1869–84 in Mitau (12 Bde.); einzelne Werke unter anderm in Reclams Universal-Bibliothek und (»Neuland«) in »Meyers Volksbüchern«. Sein Bildnis s. Tafel »Klassiker der Weltliteratur IV« (Bd. 12). Von den vielen Schriften über T. sind hervorzuheben: E. Zabel, Iwan T. (Leipz. 1883); Thorsch, Iwan T. (das. 1886); Halpérine-Kaminsky, Ivan T., d'après sa correspondance avec ses amis (Par. 1901); Borkowskij, Turgenjew (Berl. 1902); Haumant, Ivan Tourgénief (Par. 1907); »I. T.; lettres à Madame Viardot« (hrsg. von Halpérine-Kaminsky, das. 1907). Vgl. auch Julian Schmidt, Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit (Leipz. 1870); J. Eckardt, Russische und baltische Charakterbilder (2. Aufl. der »Kulturstudien«, das. 1876); de Vogüé, Le roman russe (Par. 1886).

Der Duellant

I

Das ...sche Kürassierregiment lag im Jahre 1829 im Kirchdorf Kirillowo, im K-schen Gouvernement im Quartier. Dieses Kirchdorf erschien mit seinen Bauernhütten und Getreideschobern, seinen grünen Hanffeldern und dünnen Silberweiden aus der Ferne wie eine Insel im unübersehbaren Meer der gepflügten, schwarzen Äcker. In der Mitte des Dorfes lag ein kleiner, immer mit Gänsegefieder bedeckter Weiher mit schmutzigen, an vielen Stellen aufgewühlten Ufern; hundert Schritte hinter dem Weiher, jenseits der Straße, erhob sich das hölzerne Herrenhaus, das seit langem unbewohnt war und sich traurig auf eine Seite geneigt hatte; hinter dem Haus zog sich der verwilderte Garten hin; im Garten wuchsen alte, unfruchtbare Apfelbäume und hohe Birken voller Krähennester; am Ende der Hauptallee wohnte in einem kleinen Häuschen (der ehemaligen herrschaftlichen Badestube) der altersschwache Haushofmeister, der sich jeden Morgen aus alter Gewohnheit keuchend und hustend durch den Garten in die herrschaftlichen Gemächer schleppte, in denen es nichts zu bewachen gab außer einem Dutzend weißer, mit verschossenem Stoff überzogener Sessel, zwei bauchigen Kommoden auf geschwungenen Füßen mit Messingbeschlägen, vier alten Bildern und einem schwarzen Mohr aus Alabaster mit abgeschlagener Nase. Der Besitzer dieses Hauses, ein sorglos in den Tag lebender junger Mann, wohnte bald in Petersburg und bald im Ausland und hatte sein Gut gänzlich vergessen. Er hatte es vor etwa acht Jahren von einem uralten Onkel geerbt, der einst im ganzen Kreis wegen seiner Fruchtschnäpse berühmt gewesen war. Die leeren dunkelgrünen Flaschen lagen noch immer in den Vorratskammern zusammen mit allerlei Gerümpel, engbeschriebenen Heften in bunten Umschlägen, altertümlichen Glaslüstern, einer alten Adelsuniform aus den Tagen der Kaiserin Katharina, einem verrosteten Degen mit stählernem Korb usw. In einem der Flügel dieses Hauses wohnte nun der Oberst, ein verheirateter, großgewachsener, wortkarger, düsterer und immer verschlafener Mann. Im andern Flügel hatte sich der Regimentsadjutant einquartiert, ein empfindsamer und parfümierter Offizier, großer Liebhaber von Blumen und Schmetterlingen. Die Gesellschaft der Herren Offiziere des ...schen Regiments unterschied sich durch nichts von jeder anderen Offiziersgesellschaft. Unter ihnen gab es gute und schlechte, kluge und hohle Menschen ...

Ein gewisser Stabs-Rittmeister Awdej Iwanowitsch Lutschkow galt als Kampfhahn. Lutschkow war klein gewachsen und ziemlich unansehnlich; er hatte ein kleines, trockenes Gesicht von gelber Hautfarbe, spärliche schwarze Haare, gewöhnliche Züge und dunkle kleine Augen. Er hatte seine Eltern früh verloren und war in Not und unter schlechter Behandlung aufgewachsen. Wochenlang verhielt er sich ruhig ... plötzlich aber begann er, als wäre ein Teufel in ihn gefahren, alle zu belästigen, anzuöden und allen frech in die Augen zu blicken; mit einem Wort – er provozierte Streit. Awdej Iwanowitsch mied übrigens seine Kameraden nicht, war aber nur mit dem parfümierten Adjutanten befreundet. Er spielte keine Karten und trank auch nicht.

Im Mai 1829, kurz vor Beginn der Übungen, kam ins Regiment der junge Kornett Fjodor Fjodorowitsch Kister, ein russischer Edelmann deutscher Abstammung, blond, sehr bescheiden, gebildet und belesen. Bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr hatte er im Elternhaus unter den Fittichen seiner Mutter, Großmutter und zweier Tanten gelebt; in den Militärdienst war er nur auf Wunsch seiner Großmutter getreten, die selbst im Alter keinen weißen Federbusch ohne Erregung sehen