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Der Geruch traf ihn unvorbereitet. Ein Blinzeln im Halbschlaf seines Lebens. Erdnussbutterkekse. Eigentlich will Kort nur noch heim, doch der Duft aus der niedlichen Bäckerei lässt ihn innehalten. Warum riecht es dort genau wie in der Küche seiner längst verstorbenen Großmutter? Warum kann er nicht anders, als den Laden zu betreten und eine verdammt peinliche Szene hinzulegen? Liegt es nur an den Keksen ... oder auch an dem sommersprossigen Bäcker, der mindestens so süß wie seine Plätzchen ist?
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Der Duft von Erdnussbutterkeksen
Text Copyright © 2023 Regina Mars
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Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Der Geruch traf ihn unvorbereitet. Ein Blinzeln im Halbschlaf seines Lebens.
Erdnussbutterkekse.
In einem Moment schritt Kort über die Stuttgarter Straße, Motorengedröhne im Ohr, Abgase in den Nasenlöchern, im nächsten war er zuhause. Daheim in der Küche seiner Granny, die ihn vom Herd verjagte und streng verkündete, dass er die Pfoten von der Ofenklappe lassen sollte. Sie hatte sich nie mit Höflichkeiten aufgehalten, erst recht nicht bei ihrem einzigen Enkel. Seine Brust krampfte sich zusammen.
Seine Schritte verharrten, und es fühlte sich an, als würde er zum ersten Mal seit Jahren anhalten. Den Kopf heben. Den kühlen Aprilwind im Nacken spüren. Die graue Straße betrachten, an der er entlanglief wie jeden Tag, auf dem Weg nach Hause, den Riemen der Laptoptasche über der Schulter. Er hätte den Porsche nehmen können, aber Laufen war gesünder und ...
Wieder erwischte der Duft ihn. Nussig und weich, buttrig und süß. So süß, dass er glaubte, Granny würde ihn gleich vom Herd vertreiben. Seine langen Beine wurden zu speckigen Waden, so kurz, dass seine Füße den Boden nicht erreichten, wenn er mit ihr am Küchentisch saß und Kekse in Milch tauchte.
Sonntags hatte sie gebacken. Er hatte nie viel von seinen Eltern gesehen, aber Granny hatte sich die Zeit genommen, einfach bei ihm zu sein. Zu backen, zu reden. Das Reden war oft in Diskussionen, und dann in laute Wortgefechte ausgeartet. Er hatte all sein Verhandlungsgeschick von Granny gelernt.
Kort wandte den Kopf. Der Verkehrslärm wurde überlaut, aber sanftere Töne mischten sich in das monotone Brummen. Gurrende Tauben auf den Pappeln. Ein plapperndes Kind, das auf seinen Vater einredete. Die beiden überholten ihn. Er stand da wie angewurzelt und suchte die Quelle.
Der Duft kam, wenig überraschend, aus einer Bäckerei.
Na gut, dachte er. Woher auch sonst?
Es war ein winziges Geschäft, eingequetscht zwischen einer Änderungsschneiderei und einem Matratzenlager. Der Laden hätte Granny gefallen. Die Fassade war mit dunkelrotem Holz verkleidet und das Schaufenster so streifenfrei, dass Kort seine Spiegelung darin sehen konnte. Den perfekt sitzenden Anzug, die dunklen Haare und das kantige Gesicht. Schlank, breitschultrig, trainiert. Das war er. Genau so ein Luxusmodell wie der Porsche Cayenne, der daheim in der Tiefgarage stand. Und ebenso leblos.
Er hob den Kopf. An einem gusseisernen Schild hing eine übergroße Metallbrezel mit einigen Dellen. »Bäckerei Mumpitz« stand in verschnörkelten Lettern darunter. Der Laden wirkte ein wenig, als wäre er aus der Zeit gefallen.