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Regina Mars

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Beschreibung

Nach dem katastrophalen Ende des Familienausflugs wissen Sofie und ihre Freunde nicht weiter. Schmerzerfüllt ziehen die einzelnen Mitglieder sich zurück. Die Putztruppe droht, zu zerbrechen. Können ein verschwundenes Teammitglied und eine Seeschlangenplage sie wieder zusammenführen? Welche Geheimnisse warten in Sofies altem Familiensitz? Und sind ihre Feinde näher, als sie denken? Enthält: gruselige Gemäuer, schreckliche Schlangen und einen fürchterlichen Verlust.

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Ricky Scholle
Die Nachbesprechung
Zeit, nachzudenken
Schuldig
Vivi
Hindernisse
Der Suchtrupp
Oma
Schlangengrube
Nachsorge
Im Fenster
Die Beerdigung
Ein Versteck

Impressum

 

Die Wächter von Magow 7: Danach

Text Copyright © 2021, 2023 Regina Mars

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Regina Mars

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

[email protected]

www.reginamars.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Stockphotos von Adobe Stock

Magisches Symbol: © robin_ph/Adobe Stock

Stadtplan: © pbardocz/Adobe Stock

Stadtsilhouette: © FSEID/Adobe Stock

Schwert: © shaineast/Adobe Stock

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

Was bisher geschah:

 

Sofie entdeckt den geheimen Bezirk Berlins: Magow, wo die magischen Wesen hausen. Und sie ist eins von ihnen! Als frisch entdeckte Hexe tritt sie ihren Dienst bei den Wächtern an, der magischen Polizeieinheit Magows. Zusammen mit dem Rest ihres Teams schützt sie die Einwohner vor Rattenkönigen, Kelpies und Werwölfen bei Vollmond.

 

Ihr Team besteht aus:

Nat, einem blondgelockten Vampir, der an Liebe, Frieden und Teamwork glaubt,

Isa, einer entspannten bis faulen Werwölfin, die umkippt, wenn sie ihr eigenes Blut sieht,

Vivi, einer schüchternen Meerjungfrau, Informatikgenie und Fan von allem was glitzert und

Jean, einem schlecht gelaunten Incubus, der keiner sein will. Vor kurzem besorgten die anderen ihm ein Amulett, das seine Kräfte unterdrückt.

 

Seit einiger Zeit tauchen an allen Ecken Magows Amulette auf, die stets für Unheil sorgen. Eigentlich ist ihre Herstellung seit Jahrhunderten verboten, da sie zu gefährlich sind und magische Wesen dafür sterben müssen.

 

Die Spur führt ausgerechnet zu Sofies totgeglaubter Mutter: Adina Caligari. Die Putztruppe macht sich auf die Suche nach ihr und findet sie schließlich in einem Versteck in Brandenburg. Leider ist Adina nicht das, was sie zu sein vorgibt. Ein Ritual, mit dem sie sich ewiges Leben verschaffen will, geht schief und das Team zahlt einen schrecklichen Preis.

Ricky Scholle

 

Sie hieß Ricky und war hübsch. Er folgte ihr über Stahlbrücken, durch miefende Gassen und verdreckte Unterführungen. Kalter Wind strich über seinen verschwitzten Nacken. Eisiger Wind. Aber es lag bereits eine Ahnung von Frühling unter all dem Gestank. Es war erst seine dritte Nacht in Berlin und bisher gefiel die Stadt ihm ausgezeichnet.

Ihre Zähne blitzten, als sie sich zu ihm herumdrehte. Alles an ihr glänzte. Die vollen Lippen schimmerten blutrot und die silbernen Pailletten auf ihrer Kappe funkelten im Licht der Straßenlaternen. Auch wenn es nur sehr wenige Straßenlaternen waren. Die Hälfte war aus und noch mehr waren kaputtgetreten worden.

»Komm schon.« Sie nahm seine Hand und zog ihn an sich. Sie küssten sich an einer Litfaßsäule, gelehnt an Werbeplakate für Zigaretten, Camcorder und einen Film namens 'Alarmstufe: Rot'.

Er drückte die Lippen auf Rickys und spielte mit ihren Zöpfen. Trat einen Schritt zurück und bewunderte das Bauchnabelpiercing, das unter ihrem farbenfrohen Shirt hervorschaute. So sahen die Mädels in der Hauptstadt also aus. Nett.

Sie hatten sich vor einer Stunde auf einem Rave im Park kennengelernt. Als die Polizei ihn aufgelöst hatte, war er mit ihr geflohen. Beziehungsweise hatte sie ihm angeboten, mit zu ihr zu gehen. Es hatte ihn überrascht, wie direkt sie war. Aber hey, es war 1992 und die Frauen konnten ja auch mal den ersten Schritt machen.

»Hier geht's lang.« Sie löste sich und zwinkerte ihm zu. Rannte voraus über die Pflastersteine, bis er sie einholte, knapp neben einer zerkratzten Haustür.

»Ist das deine Bude?«, fragte er und deutete mit dem Kopf auf das Haus.

»Nee.« Sie grinste.

Ihre Pupillen waren riesig. Seine vermutlich auch. Er wusste nicht, was sie genommen hatten, aber es wirkte. Er fühlte sich unsterblich.

»Wir müssen noch ein bisschen weiter. Hör mal zu.« Er sah, dass Lippenstift auf ihrem Schneidezahn klebte. Egal. Ricky Scholle war hübsch. Nicht mal ihr komischer Name konnte etwas daran ändern. »Ich sing dir jetzt was vor und du singst das nach, ja? Nicht lachen.«

Sie brachen in einen Lachanfall aus. Alle beide, dabei hatte er das Lied noch nicht mal gehört.

Es war ein total dämliches Lied und er liebte es. Er hätte gerade ohnehin die ganze Welt umarmen können. Etwas passierte, das spürte er. Er würde die ganze Scheiße hinter sich lassen und neu anfangen. Er würde nicht daran denken, was möglicherweise auf ihn lauerte.

Hand in Hand gingen sie weiter, das dämliche Lied singend, das von Bier und noch mehr Bier handelte. Und vom Zaubern. Als sie ihm sagte, dass er aufhören könnte, sang er einfach weiter. Erst, als sie ihn durch eine Tür in einen Hausflur führte und stürmisch küsste, verstummte er.

Sein Daumen spielte mit ihrem Piercing, ihre Zunge mit seinem. Der Flur stank nach Schimmel und verschüttetem Bier, aber auch das war egal.

 

***

 

»Was war das für ein Lied?«, fragte er, Stunden später, als sie nebeneinander auf ihrer Matratze lagen.

Rickys Wohnung war winzig und schäbig. Bei der abblätternden Tapete und den abgewetzten Dielen wunderte er sich, dass sie nicht auch noch eine Etagentoilette hatte. Aber Ricky selbst war erstklassig. Seine Augen wanderten über ihren schlanken Körper. Wie alt sie wohl war? Jünger als er. Zwanzig vielleicht. Hoffentlich achtzehn, obwohl er größere Probleme hatte. An die er gerade nicht denken wollte.

»Das war ein«, sie sog an ihrer Zigarette und stieß einen perfekten Rauchkringel aus, »magisches Lied. Ohne das wärst du nicht hier reingekommen.«

»In das Haus?«

»In das Viertel.« Sie blickte an die Decke. »Keine Angst, du vergisst das alles. Nachdem ich dich wieder rausgebracht habe, weißt du nichts mehr.« Sie kicherte. »Ich rede zu viel.«

»Ich mag, wie du redest.« Grinsend sah er auf sie hinab. »Und wie viel.«

Sie lachte. »Pass auf, ja? Verlieb dich nicht. Wir sehen uns nicht wieder. Du vergisst mich bald.« Ihre Augen glänzten fast schwarz.

»Ich werde dich nie vergessen.«

Sie blies ihm Rauch ins Gesicht und seine Augen tränten. »Danke.«

»He. Erzähl mir was von dir.«

»Ha. Okay.« Sie drückte die Zigarette aus. Elegant wie eine Raubkatze. »Ich bin aus Hude, das ist bei Bremen. Bin erst vor ein paar Tagen hergekommen, weil mein Wächterdienst bald anfängt und ich keine Lust hatte, den daheim zu absolvieren. Mein magischer Wächterdienst.« Auch ihr Lächeln hatte etwas Raubtierhaftes. Ein winziger Schauer kroch seinen Rücken hinab. »Mein magischer Wächterdienst im magischen Bezirk Magow.«

»Wo ist das denn?«

»Hier.« Sie deutete auf das schäbige Zimmer. »Ganz schön ranzig, was?«

»Du verarschst mich, oder?« Er runzelte die Stirn. Natürlich verarschte sie ihn. Konnte gar nicht anders sein.

»Nee. Es ist überall um uns rum. Kannst du mir glauben.« Sie suchte nach der Packung und steckte sich eine neue Zigarette an. Großzügig bot sie ihm eine an, obwohl er sie gekauft hatte. Er nahm eine.

»Überall um uns rum.« Der Rauch füllte seine Lungen. »Und ich bin jetzt im magischen Viertel, oder was?«

»Genau.« Sie streckte sich. Einer ihrer Zöpfe hatte sich aufgelöst und ihr Make-up war endgültig verschmiert. »Keine Angst, du vergisst alles wieder. Ich bring dich gleich raus und dann wird dein Gedächtnis gelöscht.«

Er dachte nach. Schnell. »He, schmeiß mich noch nicht raus.« Er küsste sie. Nahm ihr die Zigarette aus der Hand, legte sie in den Aschenbecher und lenkte sie so gründlich ab, dass sie erst eine Stunde später wieder an die Zeit dachte.

 

***

 

»Wie spät ist es?«, fragte sie. »Ich muss dich vor Sonnenaufgang rausbringen.«

Er schaute auf seine Swatch. »Erst vier.«

»Um fünf bring ich dich raus.« Sie lächelte. »Schade um dich. Werd dich vermissen.«

»Ich dich auch.« Er strich durch ihre Haare, die nun endgültig frei von den bunten Zopfgummis waren. »Vielleicht sehen wir uns mal wieder, hm?«

»Vielleicht.«

Er sah es in ihren Augen: Das würden sie nicht. Sie war neu in der Stadt und wollte alles ausprobieren. Er kannte das Gefühl selbst.

»Was passiert bei Sonnenaufgang?«, fragte er. »Verwandele ich mich in einen Kürbis, wenn ich hierbleibe?«

Sie lachte, aber etwas müde. Der Rausch verklang. »Nö, mit dir passiert gar nichts. Ich verwandle mich. Glaub mir, dann willst du nicht mehr hier sein.«

»Was?« Kalte Luft strich über seinen Nacken.

»Guck nicht so ängstlich.« Sie sog an der nächsten Zigarette. »Ich bin doch kein Monster. Ich bin ein Wasserspeier.«

»Wasserwas?«

»Ein Wasserspeier.« Ein böser Glanz trat in ihre Augen. »Willst du's sehen?«

Er nickte, obwohl er nicht sicher war. Einen Augenblick später fiel er von der Matratze.

Ein geflügeltes Ding erhob sich vor ihm, steinern und grau, die Fratze gezackt, die Augen glühend. Das Ding lachte.

Ricky lachte immer noch, als sie sich zurückverwandelt hatte.

»Piss dich nicht ein, Mann!« Sie gluckste. »Na, freust du dich schon darauf, alles zu vergessen?«

»Was war das?« Er klaubte die brennende Zigarette von seinem Bauch und fluchte. Die verbrannte Stelle zwiebelte. Und er kam sich lächerlich vor. Das Gefühl mochte er ganz und gar nicht.

»Das war ich.« Ihre Haut schimmerte im Licht der Schreibtischlampe, die auf dem Boden stand. »Das ist nur meine zweite Form. Ich …« Sie runzelte die Stirn. Sah aus dem Fenster. »Wie spät ist es noch mal?«

»Ist doch egal.«

»Wie spät?«, fauchte sie.

»Halb acht«, gab er zu. »Okay, okay, ich hab gelogen. Ich wollte noch nicht rausgeschmissen werden. Erzähl mir noch mehr von diesem magischen Viertel.«

Sie fluchte. »Du Eiernacken! Wenn die Sonne aufgeht, verwandle ich mich in Stein. Komm, ich bring dich hier raus.« Sie erhob sich in ihrer ganzen, nackten Pracht. Schob die schmutzigen Gardinen zur Seite und schnalzte mit der Zunge. »Mist. Fast hell.« Sie fuhr sich durch die offenen Haare. »Fuck, ich will nicht gleich in der ersten Woche Ärger kriegen, weil ich einen Menschen in die Stadt geschleust habe. Okay, hör zu. Weißt du noch, wie wir hergekommen sind? Geh einfach die Straße runter und du bist draußen. Raus aus Magow. Sei lieb, ja?«

»Sehen wir uns wieder?«, fragte er. »Morgen ist …«

»Morgen muss ich lernen.« Sie deutete auf einen Stapel Ordner, der kurz vor dem Zusammenbrechen schien. »Gibt einen Test, wenn der Wächterdienst losgeht.«

»Ah. So.« Er räusperte sich. »Gut, dann bis … irgendwann.«

Langsam wandte er sich um. Er zog sich an und sah zu, wie der Raum sich langsam mit trübem Licht füllte. Hinter sich hörte er ein trockenes Knirschen. Als er sich umwandte, war Ricky Scholle versteinert. Das Ding von eben hockte auf der Matratze, mit angezogenen Beinen und gezackter Monsterfresse. Eine Statue.

Er zögerte. Sah sich um. Ja, sie war eindeutig gerade eingezogen. Neben dem Ordnerstapel sah er zwei Koffer und einen Müllsack voller Klamotten. Ihre winzige Handtasche, mit buntem Glas bestickt. Einen geschlossenen Eimer Wandfarbe, Roller, Bohrer und einen offenen Werkzeugkoffer, der einen Hammer, Spachtel und ein beeindruckendes Sortiment Schrauben enthielt. Sah aus, als wollte sie was aus dieser schrottigen Bude machen.

Langsam ging er zum Bett hinüber. Strich über den steinernen Schädel, forschte den Linien der Monsterfresse nach. Ein Monster. Er hätte es wissen müssen. Unter ihren Gesichtern lauerten immer …

Er wandte sich ab. Jessies Gesicht erschien in seiner Erinnerung. Jessies Lachen. Ihre Tränen. Ihr Hass. Die gefletschten Zähne, als sie ihm alles entgegengeschleudert hatte, was …

Nein, nicht daran denken. Nicht daran, dass sie Schluss gemacht hatte, aus dem Nichts. Ihm das Herz aus der Brust gerissen und nicht kapiert, was sie ihm antat. Dass es einen Neuen gab. Dass sie behauptet hatte, er wäre durchgedreht. War er nicht. Kein Stück.

Er fragte sich, wann sie ihre Leiche entdecken würden. Sie lag gut versteckt, aber er hatte Fehler gemacht. Früher oder später musste ein Hund sie finden, musste jemandem beim Spazierengehen der Geruch auffallen. Ja, er hatte Fehler gemacht. War in Panik geraten.

Denken. Atmen. Er schloss die Augen. Das hier, dieser seltsame magische Bezirk, stellte eine Chance dar. Und wenn er eins konnte, dann Chancen erkennen. Das hatte sein Trainer ihm gesagt. Egal, was für Fehler er sonst machte, er hatte zwei herausragende Fähigkeiten: einstecken und Chancen erkennen.

In ihrer Handtasche steckte ein Personalausweis und das besiegelte die Sache. Sie hieß wirklich Ricky. Nicht Ricarda oder Marika oder sonst wie. Ricky. Ein Unisexname.

Es war riskant. In den Ordnern würde er Informationen dazu finden, wie diese Welt funktionierte, da draußen auf der Straße vermutlich noch mehr. Aber es blieb eine gefährliche Angelegenheit. Er wusste nicht, wie gut sie vernetzt war. Wie wahrscheinlich es war, dass das falsche Geschlecht im Ausweis stand. Ob er rechtzeitig einen Fälscher auftreiben könnte, einen guten. Daheim hätte er es gekonnt, aber hier?

»Ricky«, sagte er und es klang nicht schlecht. »Ricky Scholle.«

Im halbblinden Spiegel im Bad betrachtete er sich und probierte den Namen aus. Doch, das konnte er sich vorstellen.

»Hi.« Er lächelte und wusste, dass er gut aussah. Kein Wunder, dass sie ihn mitgenommen hatte. »Hi, ich bin Ricky.«

Doch, das könnte funktionieren. Nachdenklich verließ er das Bad. Er packte den Hammer aus dem Werkzeugkoffer und ging zum Bett. Nach drei Schlägen zerbrach ihr Kopf.

Die Nachbesprechung

 

Es war kalt im Einsatzwagen. Und eng. Sofie roch die abgestandene Luft, die Plastiksitze und den Schlamm, den sie aus der Dunkelheit hereingetragen hatten. Sie bemerkte Nats Schulter an ihrer, den Schmerz ihrer gebrochenen Nase und fühlte … nichts. Sie konnte nichts fühlen. Durfte nicht. Sobald sie es zuließ, würde eine schwarze Lawine sie überrollen und das durfte sie nicht. Noch nicht. Nicht, bevor sie alles erzählt hatte.

Sofie ballte die Fäuste, spürte die Fingernägel in der feuchten Haut. Das Piksen, das den größeren Schmerz zurückhielt. Die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht und sie konnte die beiden Männer kaum sehen, die ihr gegenübersaßen.

Onkel Lars und General Stein. Sie waren schnell hergekommen. Viel schneller, als sie und ihre Freunde gestern gewesen waren, auf dem Weg zum Wald. Die Generäle und ihre Teams mussten über die Autobahn gerast sein wie die Wilden, ganz anders als Isa, die gemütlich gezockelt war, Flachwitze erzählend und lachend …

Sofie versuchte zu schlucken, aber sie konnte es nicht. Draußen brüllten sie Befehle, knirschten Stiefel über das Geröll neben der Straße. Folien knisterten. Der erste Trupp war längst in das Harpyiengebiet eingedrungen. Es war fast Mitternacht.

»Wir sind aus den Zellen ausgebrochen«, sagte Nat und er klang anders. Älter und irgendwie, als befände er sich unter Wasser. Wie ein Ertrinkender. »Wir … Ich … Wir haben die Schlösser geknackt und … ich … ich dachte …« Er brach ab. Sofie spürte sein Zittern.

Onkel Lars machte es nicht besser. Stumm und ernst betrachtete er sie durch seine Goldrandbrille. Die massigen Arme vor der Brust verschränkt, hörte er zu und schwieg. Sie sehnte sich danach, ihn schreien zu hören, das übliche Gebrüll nach jedem verbockten Einsatz zu erleben. Das hier war der verbockteste Einsatz, den sie je gehabt hatten, richtig?

---ENDE DER LESEPROBE---