Die kleine Spreejungfrau - Regina Mars - E-Book

Die kleine Spreejungfrau E-Book

Regina Mars

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Beschreibung

Nachdem der letzte Einsatz zum Alptraum wurde, ist Vivi ängstlicher als je zuvor. Sie schafft es kaum, ihren Job als Admin zu machen. Ausgerechnet jetzt wird ihre Freundin von blutrünstigen Wasserpferden entführt. Vivi muss Isa retten, aber wie, wenn jegliche Gefahr bei ihr für Ohnmachtsanfälle sorgt? Außerdem: Sofies erster Kampfeinsatz als junge Wächterin läuft genau wie erwartet: schlecht.

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Ein entsetzlicher Einsatz
Ifrit
Versagt
Fette Beute
Spezialeinheit
Ruin und Rettich
Keine Angst
Schlechte Nachrichten
Unter der Spree
Pferderennen
Wasserkampf
Auch das noch
Verfolgungsjagd
Ein Ende mit Schrecken

Impressum

 

Die Wächter von Magow 4: Die kleine Spreejungfrau

Text Copyright © 2021, 2023 Regina Mars

Alle Rechte am Werk liegen beim Autor.

Regina Mars

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

[email protected]

www.reginamars.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Stockphotos von Adobe Stock

Magisches Symbol: © robin_ph/Adobe Stock

Stadtplan: © pbardocz/Adobe Stock

Stadtsilhouette: © FSEID/Adobe Stock

Schwert: © shaineast/Adobe Stock

 

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

Ein entsetzlicher Einsatz

 

»Ich bin bereit«, log Vivi. »I-ich kann euch hören und habe alles auf dem Bildschirm.« Sie atmete tief ein und versuchte, nicht zu kotzen. »Viel Erfolg.«

»Danke, Babe«, sagte Isa und beugte sich zu Nats Brustkamera herunter. Ihr lachendes Gesicht erschien auf Vivis Bildschirm. Sie zwinkerte. »Mach dir keine Sorgen, wir packen das. In drei Minuten ist alles vorbei.«

Aber Vivi machte sich immer Sorgen. Immer. Seit der furchtbaren Werwolf-Sache im letzten Monat war es allerdings noch schlimmer geworden. Seit sie selbst die Gefahr erlebt hatte, in der ihre Freunde ständig schwebten. Seit sie beinahe von Werwölfen zerfleischt worden wäre.

Ihre Finger an der Maus zitterten so stark, dass der Cursor einen panischen Tanz über den Bildschirm hinlegte. Über die drei Bilder der Brustkameras von Nat, Jean und Sofie. Isa trug keine, weil die Kamera bei der Verwandlung Schaden nehmen würde.

Die Bildqualität war gut, selbst bei Nacht. Ihre Freunde standen vor einer niedrigen Lagerhalle in Steglitz, die vom gelblichen Licht mehrerer Straßenlaternen erhellt wurde. Der Parkplatz darum war menschenleer, und Vivi hörte förmlich den Wind heulen. Was sie tatsächlich hörte, waren die Knistergeräusche zu ihrer Linken.

Gantar saß dort, entspannt zurückgelehnt und vertilgte den Inhalt einer Tüte Erdnussflips. Seine Augen huschten über den Bildschirm, auf dem sein Team sich ebenfalls fertig machte. Dort sah er die Lagerhalle aus einem anderen Blickwinkel als Vivi. Liliflora hatte ihre grünen Haare zu einem Zopf gebunden, der ihr bis zur Hüfte reichte.

Hinter Gantar erstreckte sich eine ganze Reihe Schreibtische, und an jedem saß ein Administrator und starrte auf den Bildschirm. Sie waren zu siebt in diesem Raum und man roch es. Er war zu klein, um so viele magische Wesen zu beherbergen. Vor allem, wenn eins davon eine Stinkmorchel war, wie Jorinde, drei Sitze weiter. Ihr modriger Geruch waberte über den abgelatschten Teppichboden, und Vivi war froh, ganz am Ende der Reihe zu sitzen. Auch, weil sie so eine ganze Wand hatte, die sie mit Plakaten verzieren konnte. Und mit Fotos von ihr und Isa. Sehnsüchtig schaute sie auf ein ganz altes, noch aus der Schulzeit. Sie beide mit Eistüten in den Händen und einem Lachen im Gesicht. Okay, Isa lachte. Vivi lächelte verkniffen zwischen ihren Haarsträhnen hervor und schaute, als wollte sie flüchten. Sie wirkten wie komplette Gegensätze. Isas Selbstsicherheit, ihre Zurückhaltung. Isas helle Haut, ihre dunkle. Isas Werwolffell und ihre Meerjungfrauenschuppen, wenn sie sich verwandelten. Total verschieden.

Und trotzdem glücklich.

Sie seufzte leise. Wie viel einfacher es damals gewesen war, als Isa noch nicht ständig in Lebensgefahr geschwebt hatte.

Sie schob das Mundstück ihres Headsets hoch und wisperte nach links: »Alles gut bei euch?«

Gantar nickte, ohne die Augen vom Bildschirm zu lassen. Kratzte sich an den länglichen Ohren und fluchte stumm. Ihre Headsets waren günstige Massenware. Nicht gemacht für Elfenohren und man schwitzte wie verrückt darunter. Vivi schwitzte wie verrückt, am ganzen Körper.

»M-mein Team ist auch in Position.« Sie versagte dabei, die Panik aus ihrer Stimme herauszuhalten. Das merkte sie, als Gantar sich zu ihr umdrehte.

»So schlimm, hm?« Sein rundes Gesicht verzog sich mitleidsvoll. Er versuchte ein Lächeln und sah mehr aus wie ein Barock-Engel als ein Elf, trotz seiner Kampfstiefel und der Tattoos, die unter seinem schwarzen Shirt hervorschauten. »He, mach dir keinen Kopf. Freu dich doch, dass deine Leute mal wieder Action sehen. Die haben einen Monat lang Tatorte geputzt.«

»Und das, obwohl sie Magow vor einer Werwolf-Attacke gerettet haben.« Vivis Herz stolperte, als sie das sagte. Sie atmete tief ein. »Ich glaube, das liegt nicht mehr an Onkel Lars. Das geht höher.«

»General Stein, meinst du?« Gantar lachte meckernd. »Kann sein. Der ist immer noch sauer, weil sie seinen kostbaren Bonsai zerstört hat.«

»Sofie hat ihm einen neuen geschenkt.«

»Ja, für 12,99 von Lidl.«

»Es ist ja nicht so, als wäre unser Sold besonders hoch.« Vivi sah auf den Bildschirm. Alles unverändert. Ihr Blick huschte auf den zweiten Bildschirm, auf dem sie das Wächter-Intranet und mehrere Suchmaschinen geöffnet hatte. Man wusste ja nie. Sie atmete aus. Umklammerte das Mikro, damit ihr Team sie ganz sicher nicht hörte. »Um ehrlich zu sein, habe ich gehofft, dass sie nicht so schnell wieder an einem Einsatz teilnehmen dürfen.«

Gantar lachte wieder. Wie konnte er so entspannt sein? »Das ist klar. Weiß deine Liebste davon?«

»Nein«, murmelte Vivi. »Wie schaffst d-du es, so ruhig zu bleiben?«

»Das ist der Unterschied zwischen uns.« Gantar zerknüllte die Flipstüte und umfasste ebenfalls sein Mikro. »Dein Team sind deine besten Freunde. Mein Team besteht aus einer Horde Großkotze, die mich dauernd Nerd nennen. Wenn Liliflora und Nikolas bei diesem Einsatz den Arsch versohlt kriegen, lache ich nur.«

Trotzdem machte er einen guten Job. Einen besseren als sie, vermutlich. »Furkan hat dich noch nie Nerd genannt.«

»Ja, weil der nie redet. Ich wette, der denkt es.« Gantar schnaubte. »He, sie haben ja auch recht. Mir geht's ums Prinzip. Wir machen einen wichtigen Job und sie könnten uns verdammt noch mal mit Respekt behandeln.«

Er angelte eine neue Tüte aus dem Schreibtisch. Sein Ärmel rutschte hoch und die tätowierten Worte 'This is fine' erschienen, zusammen mit bunten Zeichnungen voller Flammen. Gantar behauptete, dass es als magisches Wesen peinlich sei, Tattoos von feuerspeienden Drachen und Einhörnern zu haben. Viel zu plump. Auf seinem rechten Oberarm tummelten sich daher feuerspeiende Steuerberater und Sozialpädagoginnen. Eine war so detailliert gearbeitet, dass man das Wort »Inge« auf ihrem Namensschild erkennen konnte.

»Tut mir leid, dass sie so gemein zu dir sind«, sagte Vivi. »Du machst einen tollen Job.«

»Ich weiß.« Gantar riss die neue Tüte auf. »Du auch, Fischi.«

»Danke.« Vivi versuchte, ihren Atem zu beruhigen.

Es wird alles gut, dachte sie. Das ist nur ein kleiner Routineeinsatz. Wahrscheinlich finden sie in der Lagerhalle gar nichts. Bestimmt.

'Kühlhaus Hammerschmied' stand auf der Seite des flachen Gebäudes. Hierhin hatte sie die Spur der Amulette geführt, die in letzter Zeit überall in Magow auftauchten. Und leider auch außerhalb. Der Rattenkönig hatte sein Unwesen im nicht-magischen Berlin getrieben und sie mal wieder alle an den Rand der Entdeckung gebracht.

Vivi war selbst Teil des Teams gewesen, das die Spuren des Rattenkönig-Amuletts verfolgt hatte. Über seinen letzten Träger, einen DJ von Sofies alter Arbeitsstelle, war wenig bekannt und die Ermittlungen wären beinahe im Sande verlaufen. Beinahe. Leider konnte Vivi einem guten Rätsel nie widerstehen. Und so lange ihr Team zum Putzdienst verdonnert gewesen war, hatte sie in der Informationszentrale ausgeholfen.

Sie verfluchte sich selbst dafür, aber sie hatte nicht aufgegeben. Tagelang hatte sie die Kanalisation unter Magow und Berlin studiert, sich über Strömungen und Verbindungen kundig gemacht, bis sie mehrere Orte gefunden hatte, an denen eine Leiche unerkannt vor sich hin verwesen konnte. Und hatte Erfolg gehabt.

Ihr Team hatte eine Frau gefunden, nun, ihre Überreste. Mit einem medaillongroßen Loch in der Brust. Dem Loch, das das Rattenkönig-Amulett hinterließ, nachdem der König sein Opfer ausgesaugt hatte. Die Wächter hatten das Opfer identifiziert, als die Frau, die die beliebte Fressbude »Imperium des Döner‘s« führte.

Nachdem sie ihrem Mann die schlechte Nachricht überbracht hatten, war er kaum ansprechbar gewesen. Aber ihr Sohn hatte sich an ein Amulett erinnert. Eins, das aus einer Ladung gefrorener Dönerspieße herausgefallen war, als sie sie in den Kühlraum gebracht hatten.

»Hässlich war das. Lauter Ratten drauf und ganz schwarz, mit so einer langen Kette.«

Er hatte nicht gedacht, dass seine Mutter es anziehen würde. Aber anscheinend hatte sie es umgelegt und war damit zum ersten Opfer des Rattenkönigs geworden. Am Morgen danach waren sie und das Amulett verschwunden.

»Die Spur ist längst kalt«, murmelte Vivi. »Falls in dem Lagerhaus irgendwas vor sich ging, haben die längst ihre Sachen gepackt und sind abgehauen.«

»Zugriff!«, brüllte Onkel Lars durch die Kopfhörer und sie zuckte zusammen. Schweißbedeckt sah sie zu, wie die Kameraaufnahmen auf ihrem Bildschirm wackelten. Ihre Freunde liefen. Genau auf die Lagerhalle zu.

»Wurde auch Zeit«, hörte sie Jean knurren. »Wenn da ein Oger drin ist, gehört der mir, klar?« Sie sah sein Gesicht nicht, nur das Schwert in seiner Faust.

»Warum soll da ein Oger drin sein?«, fragte Isa.

»Ich wollte schon immer mit einem Oger kämpfen.«

»Du willst mit allem kämpfen«, keuchte Sofie. Selbst sie trug ein Schwert, auch wenn sie kaum damit umgehen konnte. »Aber hey, wenn es dir wichtig ist: Jeder Oger da drin gehört dir.«

»Gut.«

Die Tür kam in Sicht. Aus Sofies Kamera sah Vivi Jean und Nat, die sich links davon aufstellten, den Rücken zur Wand. Isa verwandelte sich, zerriss ihre Kleidung und zerfetzte das Vorhängeschloss mit einem Pfotenhieb. Sie riss die Tür auf.

Innen wirkte die Lagerhalle unendlich. Leuchtstoffröhren hingen an der Decke und tauchten meterlange Metallregale in grelles Licht. Ventilatoren schwirrten und auf jeder Oberfläche lag Raureif. In Folie verpackte Fleischspieße reihten sich auf den Regalbrettern, stapelten sich bis zur Decke hoch, in anderen lagen Plastikkisten, riesige wie winzige.

Vivi steckte sich den Daumen in den Mund und biss ihn fast durch, während sie die Szene auf dem Bildschirm beobachtete. Sie schmeckte Salz und Lavendel-Handcreme. Ihr Team schlich durch die Lagerhalle, ging die Regalreihen ab. Unablässig zogen sie an ihnen vorbei, während leiser Atem in Vivis Ohren drang. Auf der anderen Seite, verborgen hinter einer Wand gefrorener Dönerspieße, musste Gantars Team dasselbe machen.

Langsam arbeiteten sie sich bis zur Mitte vor. Dampf beschlug die Linsen der Kameras. Die Sicht wurde schlechter und Vivis Herz krampfte sich zusammen.

»Scheint keiner da zu sein«, flüsterte Isa. Ihre Stimme war so schön, als würde Vivi sie zum letzten Mal hören.

Die Linsen beschlugen weiter. So ein Mist. Vivi unterdrückte den Impuls, über den Bildschirm zu wischen und ignorierte das Klirren ihrer Armreifen. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie sie in die Oberschenkel krallen musste.

Isa, dachte sie. Isa.

Etwas klapperte. Absolute Stille kehrte ein. Selbst das Knistern von Gantars Flipstüte war verstummt.

Nat bog um eine Ecke und Vivi sah, woher das Geräusch stammte: Ein Klappstuhl lag auf dem Boden. Daneben stand ein breitschultriger Mann und sah sie entsetzt an. Beziehungsweise ihr Team.

»Scheiße«, sagte der dunkelhaarige Kerl. Er war jung, trug eine Armeehose, ein kurzärmeliges Shirt und einen Schlagstock. Eindeutig der Nachtwächter. »Scheiße, ist das ein Werwolf?«

Isa musste in Sicht sein. Hinter dem Mann sah Vivi, dass das zweite Team auch gerade aufgetaucht war. Liliflora und Nikolas waren in voller Wächtermontur und trugen Schwerter in den Händen. Die Zwillinge ebenfalls, auch wenn sie in leicht zerreißbare Sportklamotten gekleidet waren. Sie waren gute Schwertkämpfer, obwohl sie meist als Werwölfe arbeiteten.

»Hallo«, sagte Isa freundlich.

Der Nachtwächter starrte sie immer noch an.

»Keine Angst, du vergisst mich gleich. Wir sprühen dir Memorial ex ins Gesicht und du wirst nicht mal mehr von uns träumen.«

»Hör auf zu labern, Grimm!« Liliflora warf den Zopf über ihre Schulter und richtete das Schwert auf den Nachtwächter. »Setz dich.« Sie lächelte süß. »Wir haben ein paar Fragen. Jungs, ihr durchsucht das restliche Lager. Ich rede mit unserem Freund hier.«

»Isa, pass auf Liliflora auf«, sagte Nat. Er klang leicht beunruhigt. Was, glaubte er, würde die Dryade anstellen? Oder hatte er Angst, dass der Nachtwächter nicht das war, was er schien? Nämlich ein Kerl, der sie alle anglotzte, als kämen sie vom Mond?

»Isa?« Liliflora verzog das Gesicht. »Ich brauche bestimmt keine Hilfe von deinem Hundchen.«

Vivi ballte die Finger zu Fäusten und beinahe hätten sie aufgehört zu zittern. Wie konnte sie es wagen, so über Isa zu sprechen? Isa, die sie alle gerettet hatte, in dem furchtbaren Bunker!

»Ich bleib trotzdem hier«, sagte Isa gleichmütig. »Nicht, dass du den armen Kerl noch folterst oder irgendwelche Dryadenkunststücke mit ihm anstellst.«

Liliflora lachte lieblichst. »Sicher. Du würdest nie gegen mich ankommen. Bei unserem letzten Kampf bist du einfach umgekippt.«

»Hatte Nasenbluten.« Isa setzte sich und wedelte mit dem Schwanz. »He, Nachtwächter, du musst echt keine Angst haben. Wir tun dir nichts. Wir schauen nur, ob mit dieser Lagerhalle alles in Ordnung ist. Echt.«

Der Nachtwächter schwitzte sichtlich. Dampf stieg vor seinem Mund auf und von seinen bloßen Schultern ebenfalls.

Etwas stimmte nicht.

Ein ungutes Gefühl krampfte Vivis Magen zusammen, zusätzlich zu der Panik, die schon in ihr tobte. Etwas stimmte nicht. Aber was? Sie zoomte das Bild heran, aber was immer ihr Unterbewusstsein ihr mitteilen wollte, sie verstand es nicht.

»Setzen Sie sich«, flötete Liliflora. »Nat.« Sie streckte die Hand aus. »Magie-Messer.«

Nat reichte ihr das Gerät wortlos, als wäre er ihr Untergebener oder so. Das ungute Gefühl verstärkte sich. Der Nachtwächter blickte zu Liliflora, die das Gerät auspackte. Es sah aus wie ein Ohrthermometer.

»Entspannen Sie sich.« Liliflora lächelte. »Das ist eine Standarduntersuchung.«

»Nee!« Der Mann wich zurück. »Was soll das sein?«

»Wölfchen«, sagte Liliflora. »Sei so gut, halt ihn fest.«

»Wir könnten ihm auch einfach erklären, was wir tun«, brummte Isa.

»Na los«, zischte Liliflora. »Wir haben genug Zeit verloren.«

Isa seufzte leise und sprang. In einer fließenden Bewegung war sie hinter dem Mann und hielt seine Hände fest.

»Keene Angst.« Ihr Werwolfslächeln schien ihn nicht zu beruhigen. »Ist gleich vorbei.«

Gantar hustete. »Schau ihn dir an«, murmelte er. »Voll der Muskelprotz und scheißt sich fast ein. Dabei ist sein Bizeps fetter als ich.«

Übertrieben, aber tatsächlich wölbten die Armmuskeln des Kerls sich wie Brötchen unter der nackten Haut. Ein Blitz raste durch Vivis Gehirn. Sie erstarrte.

»Warum hat er nicht mehr an?«, murmelte sie.

»Stört's dich?«, fragte Gantar.

»Er sitzt in einem Kühlhaus.« Panik sauste durch Vivis Körper. »Er sollte eine dicke Jacke ... Isa! Weg von ihm! Weg da!«

Zu spät.

Einen Augenblick lang sah sie, wie ihre Liebste die Augen aufriss. Wie die Wolfsohren sich spitzten. Sah die Ohrstecker darin. Dann explodierte die Welt.

Vivi schrie. Sie hörte Gantar brüllen, starrte auf den Bildschirm, auf dem alles brannte. Loderte. Die Brustkameras zeigten nichts als Flammen, bis sie nichts mehr zeigten. Eine nach der anderen ging aus.

»Durchgeschmort«, murmelte Gantar. »Scheiße. Firat! Furkan! Nikolas! Zurück zu Liliflora! Das ist ein ... Keine Ahnung, was!«

Ifrit, dachte Vivi. Feuerdämon. Feuer. Isi.

Alles wurde schwarz.

Ifrit

 

Ja, kacke, dachte Sofie.

Feuerschlangen schossen auf sie zu. Sie wurde rückwärts geschleudert, roch verbranntes Haar und spürte, wie ihre Augenbrauen angesengt wurden. Schloss die Augen, gerade noch rechtzeitig. Hitze strich über ihre Haut. Sie prallte gegen ein Regal voll riesiger Plastikcontainer. Schmerz schoss in ihre Schulter.

Etwas kippelte über ihr und krachte runter, knapp vor ihre Füße.

---ENDE DER LESEPROBE---