Der Ehrenmord - Jan Eik - E-Book

Der Ehrenmord E-Book

Jan Eik

4,9

Beschreibung

Der heiße Sommer 1914: In Sarajewo wird der österreichische Thronfolger ermordet. Während es auch in der deutschen Reichshauptstadt zu brodeln beginnt, birgt man die Leiche einer jungen Frau aus dem Luisenstädtischen Kanal – ausgerechnet in der Nachbarschaft von Hermann Kappe. Kappe beginnt zu recherchieren und stößt im Milieu der Kreuzberger Mietskasernen auf bedrückende Verhältnisse. Die ermordete 16 jährige Lina Jungnickel war im vierten Monat schwanger, und nahezu alle männlichen Bewohner des Mietshauses kommen als Täter in Frage. Wird Hermann Kappe trotz des ausbrechenden Weltkriegs den Mörder fassen?

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Seitenzahl: 256

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Jan Eik

Der Ehrenmord

Kappes dritter Fall

Kriminalroman

Jan Eik geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist seit 1987 freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane und -erzählungen sowie Hör- und Fernsehspiele. Zu seinen Veröffentlichungen gehören u. a. «Der siebente Winter» (1989), «Der Geist des Hauses» (Ein Friedrichstadtpalastkrimi, 1998) und «Trügerische Feste» (2006). Im Jaron Verlag erschienen von ihm «Schaurige Geschichten aus Berlin» (2007) und «Der Berliner Jargon» (2009) sowie in der Reihe «Es geschah in Berlin …» «Der Ehrenmord» (2007) und «Nach Verdun» (2008, mit Horst Bosetzky).

Originalausgabe

2. Auflage 2010

© 2007 Jaron Verlag GmbH, Berlin

1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

ISBN 9783955520021

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelseite

Impressum

Widmung

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

SECHSUNDZWANZIG

SIEBENUNDZWANZIG

ACHTUNDZWANZIG

NACHBEMERKUNG

Es geschah in Berlin…

Ebenfalls bei Jaron: Die Reihe «Berliner Mauerkrimis»

Für Clara (1886–1976) und Klärchen (1902–1985)

EINS

BRUNO ZWIETASCH fuhr mit einem unterdrückten Stöhnen aus einem unruhigen Albtraum. Normalerweise schlief er tief und traumlos. Normalerweise aber goss er sich auch abends keine acht Gläser Bier und ein paar Kümmel hinter die Binde. Das konnte er sich nicht leisten, schon gar nicht, wenn er mit seiner Wanda seit vierzehn Tagen festlag und noch immer keine Ladung in Sicht war. Drüben im Urbanhafen hatten sie ihn auch am Sonntag nur zum Besten gehalten, und aus Ärger darüber war er dann in einer der hundert Kneipen versackt und hatte kaum den Weg zurück zum Kanal gefunden. Erst allmählich war ihm aufgegangen, dass die dreisten Kerle im Hafen ein Schmiergeld erwarteten, und das und die Hitze dazu hatten seinen Groll so weit gesteigert, dass er noch mehr trinken musste, und sei es für die letzten Notgroschen.

Ein verrückter Sommer war das, mal heiß, mal kalt und mit Sturzregen, und seine einzige Hoffnung, dass der Wasserstand weiter fallen würde und die größeren Kähne nicht mehr genug Wasser unter dem Boden haben würden, war längst dahin. Seine Wanda, ein kleiner Oderkahn von gut 21 Meter Länge und kaum drei Meter Breite, tauchte voll beladen nur 78 Zentimeter tief ein. So viel Wasser führten Spree und Oder allemal, zumal vierzehn Tonnen Ladung erst einmal aufgetrieben sein wollten. Es schien, als brauche Schlesien in diesem Sommer keinerlei Stück- oder Schüttgut aus Berlin.

Die schmutzige Brühe in dem enggemauerten Kanal, in den sie ihn mit der Wanda abgeschoben hatten, stank vor sich hin. Normalerweise störte ihn auch das nicht. Als Schiffer war er an jede Art von Wassergeruch gewöhnt, und an den Mief in seiner engen Koje ebenfalls. Das Bullauge ließ sich ohnehin nur schwer öffnen. Als er es jetzt dennoch beinahe mit Gewalt aufriss, weil ihn der schwüle Dunst zu ersticken drohte, drang auch nicht der Hauch eines frischen Lüftchens zu ihm herein.

Ein Weilchen lag er noch schwer atmend, dann zwang er sich, an Deck zu steigen. Das Bier drückte auf die Blase.

Als er den spärlich behaarten Kopf aus der Luke schob, meinte er doch so etwas wie eine leichte Morgenbrise wahrzunehmen. Wie spät es sein mochte, war schwer auszumachen. Die Feder seiner Uhr war vor Wochen gesprungen, und Geld für eine Reparatur wollte er nicht aufwenden, solange Antek an Bord war, der nichtsnutzige Schwager, der stolz eine vergoldete Taschenuhr sein Eigen nannte. Aber jetzt war Anton Gomolla schon die dritte Nacht nicht heimgekehrt, hatte sich irgendwohin verdrückt, der Schubiak, und ihn und die Wanda alleingelassen im Unglück. Aber so war das eben mit den Katholischen, verwandt oder nicht - sie waren falsch von Natur aus.

Schwankend trat Bruno an die Bordwand, brachte mit Mühe sein steifes Glied aus der Hose und pisste mit weitem Strahl in das blasige Kanalwasser, auf dem allerhand Unrat schwamm. Er hustete, schickte dem Urin noch einen gehörigen Batzen Schleim hinterher und wollte sich gerade umwenden, als ihm etwas Größeres, Helles auffiel, das da in der trüben Brühe vor sich hin dümpelte.

Um es genau zu erkennen, war es noch zu dunkel. Bruno hob den Blick. Über den vierstöckigen Häusern an der breiten Uferpromenade glühte der erste rötliche Schein. Irgendwo klapperte ein einsamer Droschkengaul über das Pflaster. Zeit zum Aufstehen eigentlich auch für einen rechtschaffenen Schiffer, der sein Tagewerk vollbringen wollte. Aber nicht für einen, der nicht wusste, ob er heute oder übermorgen oder vielleicht nie mehr eine Ladung ins heimatliche Schlesien bekommen würde. Also ließ Bruno schwimmen, was da schwamm, und kroch schwerfällig in seine Koje zurück.

Zeiten waren das, dachte er im Einschlafen. Irgendwo auf dem Balkan hatten sie einen leibhaftigen Erzherzog erschossen. Die Männer in der Kneipe hatten von nichts anderem gesprochen und getan, als würden sie am liebsten morgen in den Krieg ziehen gegen Russland oder gegen wen auch immer. Von Paris war die Rede gewesen, obwohl das kaum auf dem Balkan liegen konnte.

Bruno hatte zu allem verständnislos geschwiegen. An seine Militärzeit dachte er ohne Freude zurück, und als ihm im Traum sein alter Spieß mit blutunterlaufenen Augen aus einem Jaucheteich entgegenglotzte, wunderte er sich nicht darüber.

Als er erwachte und mit dumpfem Schädel an Deck kroch, stand die Sonne hoch über den Häusern. In der Ferne ratterte die Hochbahn über den Viadukt. Hinter ihm bimmelte eine Straßenbahn über die nächste Brücke; Fuhrwerke ratterten beiderseits des Kanals über das Pflaster. Geschäftig rannten die Menschen die Straße entlang. Unter den Bäumen am Ufer spazierten Kindermädchen mit den ihnen Anvertrauten und achteten darauf, dass die Gören dem Gitter nicht zu nahe kamen, hinter dem die Mauer steil zum Wasser abfiel. Das war nicht tief, wie Bruno wusste, aber tief genug für ein Kind, um darin zu ertrinken.

Trotz der Hitze überlief Bruno unwillkürlich ein Schauer. Seine frühmorgendliche Beobachtung fiel ihm ein. Er hatte es nicht eilig, danach zu gucken, aber nach einem Weilchen ließ sich sein Unbehagen nicht länger unterdrücken, und er trat an die Bordwand. Das Bündel oder was immer es sein mochte, schwamm dicht unter dem Heck an der Oberfläche und war in all den Stunden kaum ein, zwei Meter weiter getrieben. Kein Wunder, dieser sogenannte Kanal besaß zwar einen hochgestochenen Namen und vertrackte Bögen und Ecken, um die man nur schwer herumgelangte, aber kein Gefälle für eine angemessene Strömung.

Das Bündel sah wie straff gespannter Stoff aus, zweifarbig, hell und dunkel, und ließ nichts Gutes vermuten. Dennoch griff

Bruno zögernd nach dem langen Bootshaken und fischte danach. Etwas Schwarzes durchbrach die schlierige Wasseroberfläche, dann etwas ehemals Weißes, und schließlich wehten gelbliche Strähnen in der trüben Brühe.

Bruno schluckte und zog eilig den Bootshaken ein. Seine böse Ahnung hatte ihn nicht getrogen. An der Kanalmauer, kaum drei Meter vom Rumpf seiner Zille entfernt, schwamm eine Frauenleiche.

ZWEI

HERMANN KAPPES ZIMMER lag zwar nach hinten raus, doch die Geräusche und die Gerüche, die aus dem engen Hof durch das weit offene Fenster hereinströmten, weckten ihn früh. Er würde nie begreifen, weshalb Hausfrauen sofort nach dem Aufstehen damit begannen, topf- und pfannenklappernd Kohl oder andere stark riechende Mittagsmahlzeiten zuzubereiten, aber es war eigentlich auch egal. Er war es gewohnt, früh aufzustehen, und er hoffte, dass ihn Mutter Mucke, seine Zimmerwirtin, nicht schon zu dieser Stunde mit ihrem Geschwätz und ihrer Neugier den Nerv rauben würde.

Nach seinem Geschmack ging man den Tag besser gemächlich an, frühstückte gut und machte sich rechtzeitig auf den Weg zur roten Burg am Alexanderplatz, um möglichst vor von Canow und Dr. Kniehase dort einzutreffen. Galgenberg, dem seine fünf Kinder sowieso wenig Schlaf gönnten, hatte dann bereits die Hälfte seines Tageblatts gelesen und fläzte sich hinter dem Schreibtisch, als hätte er die ganze Nacht im Präsidium verbracht. Kappe hatte den Kollegen im Verdacht, zumindest gelegentlich direkt aus der Kneipe zum Dienstantritt zu erscheinen, obwohl Galgenbergs korrekte Kleidung einen solchen Schluss eigentlich nicht zuließ.

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