Der Elefant des Kaisers - Robert Gordian - E-Book
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Der Elefant des Kaisers E-Book

Robert Gordian

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Beschreibung

Im Netz der Lügen und Täuschungen: Der historische Kriminalroman »Der Elefant des Kaisers« von Robert Gordian jetzt als eBook bei dotbooks. Italien im frühen 9. Jahrhundert. Nach den Strapazen der letzten Wochen freuen sich Odo und Lupus, die Kommissare Karls des Großen, auf ein paar erholsame Tage in Verona – doch schon bald wecken seltsame Funde in der Stadt ihre Aufmerksamkeit: Wie sind die Schätze, die der Kaiser vor Monaten an den Kalifen von Bagdad sandte, in den Besitz der italienischen Bevölkerung gelangt? Ihre Nachforschungen führen Odo und Lupus auf den Mann, der die Gesandtschaft nach Bagdad führen sollte. Was hat er mit dem geliebten Elefanten des Kaisers zu tun, der einst das prächtigste Geschenk des Kalifen an das Fränkische Reich war? Um dieses Rätsel zu lösen, müssen sich Odo und Lupus auf ein gefährliches Spiel einlassen … »Von allen historischen Kriminalromanen, die ich bisher gelesen habe, waren [Robert Gordians] die besten und spannendsten (vom Ursprungsroman der Gattung, dem ›Namen der Rose‹, natürlich abgesehen).« Franz Schröpf, Fantasia-Magazin Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Der Elefant des Kaisers« von Robert Gordian ist der neunte Band seiner historischen Spannungsreihe um Odo und Lupus, die Kommissare Karls des Großen, und wird alle Fans von Oliver Pötzsch und Ellis Peters begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 170

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Über dieses Buch:

Italien im frühen 9. Jahrhundert. Nach den Strapazen der letzten Wochen freuen sich Odo und Lupus, die Kommissare Karls des Großen, auf ein paar erholsame Tage in Verona – doch schon bald wecken seltsame Funde in der Stadt ihre Aufmerksamkeit: Wie sind die Schätze, die der Kaiser vor Monaten an den Kalifen von Bagdad sandte, in den Besitz der italienischen Bevölkerung gelangt? Ihre Nachforschungen führen Odo und Lupus auf den Mann, der die Gesandtschaft nach Bagdad führen sollte. Was hat er mit dem geliebten Elefanten des Kaisers zu tun, der einst das prächtigste Geschenk des Kalifen an das Fränkische Reich war? Um dieses Rätsel zu lösen, müssen sich Odo und Lupus auf ein gefährliches Spiel einlassen …

Über den Autor:

Robert Gordian (1938–2017), geboren in Oebisfelde, studierte Journalistik und Geschichte und arbeitete als Fernsehredakteur, Theaterdramaturg, Hörspiel- und TV-Autor, vorwiegend mit historischen Themen. Seit den neunziger Jahren verfasste er historische Romane und Erzählungen.

Robert Gordian veröffentlichte bei dotbooks bereits die Romane »Abgründe der Macht«, »Mein Jahr in Germanien«,» Noch einmal nach Olympia«, »Xanthippe – Die Frau des Sokrates«, »Die ehrlose Herzogin« und »Die Germanin« sowie drei historische Romanserien:

ODO UND LUPUS, KOMMISSARE KARLS DES GROSSEN

»Demetrias Rache«

»Saxnot stirbt nie«

»Pater Diabolus«

»Die Witwe«

»Pilger und Mörder«

»Tödliche Brautnacht«

»Giftpilze«

»Familienfehde«

»Der Elefant des Kaisers«

»Heidenmorde«

DIE MEROWINGER

»Letzte Säule des Imperiums«

»Schwerter der Barbaren«

»Familiengruft«

»Zorn der Götter«

»Chlodwigs Vermächtnis«

»Tödliches Erbe«

»Dritte Flucht«

»Mörderpaar«

»Zwei Todfeindinnen«

»Die Liebenden von Rouen«

»Der Heimatlose«

»Rebellion der Nonnen«

»Die Treulosen«

ROSAMUNDE, KÖNIGIN DER LANGOBARDEN

»Der Waffensohn«

»Der Pokal des Alboin«

»Die Verschwörung«

»Die Tragödie von Ravenna«

Ebenfalls erschien bei dotbooks die beiden Kurzgeschichtenbände »Eine Mordnacht im Tempel« und »Das Mädchen mit dem Schlangenohrring« sowie die Reihe »Wären sie früher gestorben« mit kontrafaktischen Erzählungen über berühmte historische Persönlichkeiten:

»WÄREN SIE FRÜHER GESTORBEN: Caesar, Chlodwig, Otto I., Elisabeth I., Lincoln, Hitler«

»WÄREN SIE FRÜHER GESTORBEN: Napoleon, Paulus, Themistokles, Dschingis Khan, Bolívar, Chruschtschow«

»WÄREN SIE FRÜHER GESTORBEN: Karl der Große, Arminius, Gregor VII., Mark Aurel, Peter I., Friedrich II.«

***

Originalausgabe September 2023

Copyright © der Originalausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Ralf Reiter

Titelbildgestaltung: Nele Schütz unter Verwendung eines Gemäldes von Bernardo Belloto

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-819-5

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Robert Gordian

Der Elefant des Kaisers

Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen

dotbooks.

Kapitel 1

Gruß und Heil dem teuren Otfried, Archidiakon der Kirche St. Martinus in M.

Ich versprach Euch bei unserer leider einzigen Begegnung, für die ich mich vielmals bedanke, Euch irgendwann Nachricht zu geben über den Fortgang und das Ende der merkwürdigen Geschichte, in die wir verwickelt waren. Mit Eurer Hilfe gerieten mein Amtsgefährte Odo und ich als Königsboten (das heißt jetzt als Boten des Kaisers) am Ende auf die richtige Spur und verließen eine Straße, die nicht zum Ziel führen konnte. Leider hatte Euer Bischof Euch gerade zu dem Zeitpunkt, da ich auf der Durchreise in Eurer Stadt weilte, mit vielen Kommissionen und Pflichten eingedeckt, so konntet Ihr Euch kaum meiner Gesellschaft widmen, und es war nicht möglich, Euch gründlich über alles aufzuklären. Jetzt will ich das nachholen.

Zuvor aber eine Bitte. Dieser Brief ist allein für Euch bestimmt, zeigt ihn niemandem und behaltet seinen Inhalt für Euch. Es hat sich nämlich am Ende herausgestellt, dass vieles, wenn nicht das meiste, wovon wir überzeugt waren, nicht der Wahrheit entsprach und ein böser Verdacht, auf den wir unsere Untersuchungen stützten, falsch war. Und da es nun auch noch um einen Fall geht, in dem unser gnädiger Kaiser Karl sozusagen den Mittelpunkt bildet und selber nicht müde wird, seine Ansichten dazu verbreiten zu lassen, müssen wir äußerst vorsichtig sein. Denn wer es wagt, zu offen und keck eine einmal von allen angenommene Geschichte zu bezweifeln, riskiert seinen Kopf. Und so verhält es sich auch mit dieser Geschichte vom Kalifen Harun ar-Raschid und dem Elefanten Abul Abbas.

Es soll ein langer Brief werden, lieber Freund Otfried, ich will ausführlich sein. Es ist die Geschichte eines bizarren, unnötigen und zufälligen Verbrechens, wie Ihr ja schon wisst. Ihr sollt nun erst einmal erfahren, wie es dazu kam. Macht es Euch in Eurer Zelle bequem und zündet eine große Kerze an, die Euch einige Stunden lang leuchtet. Vielleicht werdet Ihr noch eine zweite anzünden müssen.

Sind wir überhaupt dazu gekommen, einander richtig vorzustellen? Die Zeit war zu kurz. Von Euch weiß ich lediglich, dass Ihr nach Eurer Zeit im Kloster an verschiedenen Bischofskirchen im Dienste Gottes tätig wart und seid, als Diakon, als Priester und nun als Archidiakon. Ein schöner und schneller Aufstieg, zu dem ich Euch gratuliere. Von mir wisst Ihr nur, dass ich, zuerst Mönch in Fulda, jetzt Diakon und Notarius der Hofkanzlei, als Königsbote tätig bin, nach der Krönung unseres Herrn Karl in Rom am Weihnachtstag des Jahres 800 natürlich Bote des Kaisers. Ihr wusstet, wenn ich Euch recht verstand, noch gar nicht, dass jetzt Königsboten als Stellvertreter des Herrschers ad hoc unterwegs sind, die ein missaticum, eine Mission, haben, um in den verschiedenen Teilen des Reiches für Recht und Ordnung zu sorgen. Zu diesen Männern gehöre auch ich. Wie es dazu kam? Ich weiß es nicht. Irgendjemand muss mich Unwürdigen für dieses hohe Amt empfohlen haben.

Lasst Euch kurz erzählen, wie es dazu kam, dass mir diese Ehre zuteil wurde. Eines Tages – es war im Jahr des Herrn 778 – wurde ich von unserem Herrn Kanzler aufgefordert, in der Pfalz Ingelheim an einer Versammlung hochgestellter Personen – Grafen, Bischöfen, Äbten und anderen – teilzunehmen, auf der auch Herr Karl auftrat, der damals noch oder »nur« fränkischer König war. Ich hatte zunächst keine Ahnung, was ich in diesem erlauchten Kreis zu suchen hatte. Der König hielt uns eine Rede, in der er mit für ihn ungewöhnlich heftigem Zorn Missstände anprangerte, die überall im Reich die göttliche Ordnung störten.

»Die Unordnung übersteigt jedes Maß«, rief er. »In den Wäldern lauert Raubgesindel, keine Straße ist sicher. Die adeligen Herren gebieten mit Willkür, die Richter kennen die Gesetze nicht, überall verfallen die Sitten!« Er nannte dann Beispiele, die uns schaudern machten: Äbte missbrauchten die ihren Klöstern verliehene Immunität, um Verbrecher zu schützen; Grafen gingen lieber auf die Wildschweinjagd als auf die Jagd nach Mördern und Räubern; Bischöfe zelebrierten die heilige Messe in betrunkenem Zustand; Priester betrieben Zinswucher; Mönche stellten verheirateten Frauen nach; in den Kirchen machten Händler ihre Geschäfte; es würde überall gegen die Natur gesündigt, sogar unter den nächsten Verwandten; nach heidnischem Brauch würden noch immer die Geister der Toten beschworen, Wettermacher und Wahrsager trieben ihr Unwesen.

Mit erhobener Stimme schloss der König: »Wir müssen handeln! Es genügt nicht mehr, mit den Qualen der Hölle zu drohen! Die Unholde, die Übeltäter, die Rechtsbeuger kümmern sich nicht um das Jüngste Gericht. Deshalb müssen sie ihre Strafe auf Erden erhalten.«

So sprach König Karl. Und dann erklärte er uns, welche Maßnahme er zunächst treffen werde. Er ist nämlich nicht einer von denen, die nur lamentieren und jedes Mal, wenn ein Unglück geschieht, nur Entsetzen heucheln und sich dann schnell wieder zu Tisch setzen. Nein, er wollte wirklich handeln! Er hatte beschlossen, dasselbe zu tun wie sein Vater, König Pippin: Er wollte Königsboten – missi dominici – aussenden, Männer mit Generalmandat und umfassender Vollmacht gegenüber allen örtlichen Machthabern, den adeligen Herren, den Ortsvorstehern und den Prälaten. Zu mehreren sollten sie reisen, gewöhnlich zu zweit, begleitet von einem Schutztrupp. Ohne Zeit zu verlieren, sollten sie allesamt »per verbum nostrum, ex nostri nominis auctoritate« (auf Unser Geheiß, mit dem Gewicht Unseres Namens) nach einer kurzen juristischen Vorbereitung und einer Eidleistung in der Pfalzkapelle aufbrechen.

Nun endlich begriff ich, aus welchem Grunde man mich zu dieser Versammlung geladen hatte. Auch ich würde also zu denen gehören, die die Ordnung im Reich wiederherstellen sollten. Erst später erfuhr ich, dass es vor allem meine Kenntnisse des römischen Rechts wie auch der Volksrechte und Stammesgesetze in den unterschiedlichen Regionen waren, die mich für die Mission geeignet machen sollten.

Natürlich wollte ich nun gleich wissen, in welche Gegend unseres fränkischen Riesenreiches, das sich von den Pyrenäen bis zur Elbe erstreckt, der König mich schicken und wen er als meinen Amtsgefährten nominieren werde. Es sollten immer ein Adeliger und ein Geistlicher gemeinsam reisen. Ich fürchtete schon, dass es ein stolzer Graf oder ein Vicarius sein würde, der sogleich als Anführer auftreten und mich kleinen, rundlichen, bescheidenen Kuttenträger nur der Form halber neben oder hinter sich dulden würde. Es kam jedoch anders. Odo, ein Königsvasall, der aus der Gegend von Reims stammte, wurde benannt, und trotz anfänglicher Vorbehalte waren wir bald Freunde. Das war auch notwendig, denn schon auf unserer ersten Missionsreise mussten wir fest zusammenhalten, um nicht unterzugehen. Sie führte uns in das wilde Sachsen auf der rechten Seite des Rheins, wo der Herr Karl seit vielen Jahren Krieg führte, um die Heiden zu Christen zu machen. Der Erfolg bis dato war gering, und so betraten wir Feindesland. Eine Gruppe von fünf Missionaren war dort spurlos verschwunden, wir sollten sie suchen. Nur einer lebte noch, aber der ist nun auch schon tot.

Ihr habt Odo bei unserem kurzen Besuch in M. kennengelernt, lieber Otfried, so brauche ich ihn nicht gesondert vorzustellen. Er ist, das gebe ich zu, das Haupt unserer Mission, und obwohl ich ja ranggleich bin, überlasse ich ihm gern das Kommando. Er ist nun einmal dafür besser geeignet, und er missbraucht es nicht. Unsere Gefolgschaft besteht nur aus wenigen Männern, sie werden Euch während unseres kurzen Besuchs kaum aufgefallen sein: Als wir damals aufbrachen, waren es ein halbfreier Schreiber namens Rouhfaz, der auch Kutscher und Diener war, sowie drei Kriegsknechte. Ein junger Sachse namens Helko kam dazu, ein älterer Franke namens Fulk wurde zu Beginn Anführer des Trupps, war aber unzuverlässig und wurde von Helko abgelöst. Im Verlauf der Geschichte, die ich Euch erzählen will, kommen sie ab und zu vor, dann werde ich mehr über sie sagen.

Nach kurzer Vorbereitung also machten wir uns auf zur anderen Seite des Rheins. Schon an einem der ersten Tage dort konnte Odo auf einem Pferdemarkt seinen alten, müden Klepper gegen einen Grauschimmel tauschen, den wir Impetus (Angriff, Windstoß) nannten. Ihr habt gesehen, wie anmutig er auf diesem edlen Ross saß. Mir diente mein treuer Esel namens Grisel noch lange als Reittier. Rouhfaz lenkte unseren vierrädrigen Wagen, in dem ich Stöße von Akten, insonderheit die Texte der königlichen Verordnungen, der Kapitularien, verstaut hatte. Für alle Fälle gehörten Zelte, Strohmatratzen, Decken, Proviant und natürlich auch Waffen zu seinem bis hinauf zum Planverdeck gestapelten Inventar.

Kapitel 2

Nun aber genug der Vorrede, sonst ist Eure Kerze heruntergebrannt, bevor ich beginne. Für uns, das heißt meinen Amtsgefährten Odo und mich, die missi dominici, die Königsboten, jetzt auch wieder einmal Boten des Kaisers, musste erst der Beschuldigte selbst ein Kerzenlicht in die dunklen Ecken stellen, in denen wir herumtappten und uns nicht zurechtfanden. Wochenlang waren wir ihm nachgereist, hatten ihn aufgestöbert und wieder verloren. Endlich war er in unserer Gewalt, aber durchaus nicht in der Verfassung, in der wir ihn vermutet hatten: gehetzt, verzweifelt, am Ende.

Ich will versuchen, aus dem Gedächtnis darzustellen, wie das erste Verhör verlief.

Ruhig und ohne Verlegenheit stand er vor uns und sprach (ich versuche auch wiederzugeben, wie er dabei mit unserer Sprache umging):

»Die Geschichte, was ikh Euch, hohe Herren Königsboten, erzählen werd, ist so, dass ikh sie lieber hatt für mich behalt. Warum? Wegen groß Gefahr, für Lügner und gloriosus zu gelt. Niemals hab ikh dies bisher so mitgeteilt. Jetzt muss ikh, denn wie soll ikh sonst aus Spinnennetz freikomm, in das zappl ikh arme Flig. Ich schwör Euch, alles, was ikh sag, ist golden Wahrheit, incorrupt rerum fides, kein Erfindung. Ist besser Beweis: Dass in ANNALES REGNI FRANCORUM alles dieses erwähnt ist … und mit mein Name. Bedenkt: welche Ehr für einfacher jüdischer Handelsmann Isaak! Steht Name von so einem in berühmte Chronik, wo verzeichnet sind nur bedeutende Staatsangelegenheit.«

Mir gefiel nicht, dass er sich so vollmundig lobte, und ich fragte ihn streng:

»Und jetzt willst du uns die ganze Wahrheit erzählen oder wieder nur ein Stück davon, einen vorgekauten Bissen? Und du willst sogar die Reichsannalen, in denen nur berichtet wird, was man vorher geprüft und sorgfältig ausgewählt hat, zu deinen Zeugen machen?«

»Das nun nicht, nein, nein … nicht Zeugen. Doch meint Ihr nicht, dass in ein so gewichtig Schriftwerk nur …«

»Wirst du uns alles sagen? Etwas mehr als das, was in den Annalen steht?«

»Freilich, was steht dort, ist Anfang und Ende von Geschichte. Tiefer Wahrheit dazwisch und dahinter, das fehlt, ist nicht sichtbar. Zu groß Verdienst ikh soll nicht haben … bin Jud, kein Christ. Alles ist aufgezeichnet für Nachwelt, und unsere Zeit … das muss sein wie ejn Spiegel, sauber und blank geputzt. So ist es doch meist. Ihr erinnert? Nicht weit von hier, in Comitatus von Graf Magnulf … als Episcopus tot, da hatten sie auch gleich den Jud zur Hand. Waj, waj! Und Ihr musst Euch, wie man hörte, sehr anstreng … und wahren Mörder finden unter Pilger und Mörder. Chronisten und Annalisten nur Bruchstück mitteil. Die das lesen später Mühe haben. Wie können sie diese zusammensetz? Was fehlt, hinzufig? Betrachtet an ejn ander Bejspil …«

»Komm nun zur Sache!«, unterbrach Odo den geschwätzigen bärtigen Kaftanträger ungeduldig. »Deine Betrachtungen sind unwichtig und gehen uns nichts an.«

»Erzähle uns, wie alles begonnen hat!«, forderte ich ihn auf. »Wie kamst du an den fränkischen Hof? Wie gelang es dir, bis zum Kaiser vorzudringen?«

»Das nicht schwer war«, erwiderte er wieder selbstgefällig. »Nein, gar nicht. Handelsmann ist, offen gesproch, sehr wichtiger Mann. Für große Herren, auch allergrößte. Schon lange ikh rejs in Frankenland. Mit Karawanenzug aus Morgenland bring ikh Ware. Indien, Persien, auch China. Ist alles sehr begehrt bei Franken. Seide, Teppich, Gewirz, Gold, Juwelen. Ikh komme bei Hofe, alle begriss mikh freudig. Ikh mach Geschaft, glänzendes. Werde erlaubt, überall in die Falze, in große Hallen, mein Ware ausleg, und die Herren komm mit ihre edle Dame, guck hier, guck da, wühl in Stoff, prif Schneide von Messer, steck Finger in Salzfass, probier. Sogar in aula regia ikh durf auslegen mein Sach. Und auch der große Kunig, jetzt Kaiser, Herr Karl … fast immer kommt er, sieht alles an, kauft dies, kauft jenes nur für sein eigen Person … Schuh oder Fibel. Spricht huldvoll Wort. Was for ein Mann! Neben ihm alles wird klajn, offen gesproch, so wie Sperling vor Adler. Und was für Macht über ganze Welt von Pirenajen zu Albis-Fluss, von Apennin zum Nordmeer. Er ist …«

»Das wissen wir alles«, fuhr Odo dazwischen.

»Weiter, weiter«, drängte ich.

»Er ist … ist kein Freind, will sagen ikh, von Aufwand und pompa. Tut alles aber für Hofhaltung wirdige. Dazu ist nötig wertvoll Sach. Was ikh lifer, das schatzt er.«

»Und als Lieferant schätzte er dich so, dass er dich mit einer so hohen Mission betraute?«

»Nein … doch das heißt, er mich schatzt als Mann weitgereister, offen gesproch, der kennt omnes terrae et gentes. Das hat er gesagt vor diese Ohren und auch vor die von Herr Einhard, der kann bezeugen. Fragt ihn. Viele Länder ikh hab gesehen. Ikh sprek die Sprak von Mensch, wos dort leben. Der Herr Kaiser, damals noch Kunig, wollt alles wiss. Wie leben dort? Sitten und Brauch. Schlafen und Wachen. Essen und Trinken. Man und Froyen. Schiffe mit Segel oder Ruder? Bauen mit Steine oder lutus, Lehm, oder holzen materia? Schlagt man die alte Mensche tot oder futtert man sie? Und besonders: Wie ist woanders mit Staatskunst? Hier viel Lejt wissen nicht, geben zu, Episcopus, Bischof, kann nicht lesen und schreiben, will lernen. Nehmen wir Bejspil …«

»Wir kennen die Missstände«, unterbrach ich ihn.

»Du tatest ihm also Bescheid!«, seufzte Odo.

»So gut ikh konnt, Herr Odo, offen gesproch. Erhielt ikh auch dafür manch Belohnung – gut praemium. Durfte gern gesehen hospes et conviva an Frankenhof sein. Frei beweg iberall. War amicus Intimus von hohe Herren, auch ander Herren Kunigsboten …«

Wir wurden immer ungeduldiger. Versuchte er abzulenken, obwohl wir zu seinem Fall, wie er wusste, längst gründliche Kenntnisse hatten?

»Was geschah nun in jenem Sommer des Herrn 798?«

»Erhielt ikh Auszeichnung. Diese Mission.«

»Wie kam es dazu?«

»War kein casus fortuitus, kein Zufall. Ikh hatt selbst dazu, ahnt es nicht … mit mein Bericht geholf, offen gesproch. Am Hofe von Bagdad hatt die Franken und ihre Fihrer gut Ruf und Hochacht. Nämlich sechzig Jahr friher und mehr Großvater von Herr Kaiser, berihmter Herr Karl mit cognom Martell (Hammer), letzt groß Hausmeier, trib aus Frankenreich muslimische Araber, die war eingedrung, in Schlacht von Poitier. Saßen dann aber auf ander Seit von Pirenej, in Hispania, und weiter südlich, Nordafrika, weiter in Osten. Waren nicht einig untereinand, doch waren Großmacht alle zusamm. Und der Mächtigste war Herr von Bagdad, von Abbassiden-Stamm, Kalif Harun ar-Raschid. Er beherrscht Weltreich wie unser, und dieser, unser Herr Kaiser, damals noch Kunig … der sucht Verbindung zu seinesgleich.«

»Warum glaubst du«, fragte ich, »dass es für ihn vorteilhafter war, sich mit dem Kalifen zu verbünden als mit der Kaiserin Irene?«

»Nu … hm … soweit ikh kann urteil … seine Beziehung zu Herrin von Byzanz, was war lange Regentin und nun, nach dem Tod ihres Sohnes Konstantin … Beziehung nicht immer war frejndlich …«

»Ja, das wissen wir. Aber es war auch von Heirat die Rede. Die kam nicht zustande. Weiter.«

»Der neue Kaiser … die Erben Roms ihn nicht mochten, waren misstrauisch. Für sie nur machthungrig, ehrgeizig. Emporkömmling. Dunkle Herkunft, keine Ahnen. Bei Kaiserkrönung zu Weihnacht vor zwei Jahr in Rom – in Konstantinopel Entristung. So gab es …«

»Zur Sache, zur Sache!«, schnauzte Odo. »Oder ich lasse dich in den Kerker werfen. Damit du uns keine Vorträge hältst. Damit du dort Ruhe hast, über Antworten nachzudenken, die du uns schuldest.«

»Verzeihung, aber ikh … das heißt, wollt sagen, das war sehr wichtig für Herr Kaiser, damals noch Kunig, sehr wichtig.«

»Was wollte er von dem Kalifen?«

»Ejn Freund gewinn. Der von ander Ende der Welt, mejn ikh, mit scharf Aug blickt auf Byzanz. Und ist bereit, sich auf seine Sejte zu stell. So schickt er eine legatio.«

»Zu deren Mitglied er dich ernannte.«

»O ja, hohe Ehr. Wie auch anders? Ikh war gerade wieder an Hofe, in Falze Aachen, er mikh ruf liß. Die höchste Trager von Wirde … alle versammelt, aus groß Entfernung waren gekomm, zey hobn vorher lang berat. Das macht mikh verlegen. Ikh dacht, es hatt Klag geben. Dacht, hat sich beschwert hoher Herr über Zoll und Preis und wird ikh monopolium los. Doch anders kam es. Der Herr Kaiser, damals noch Kunig, sprach zu mikh so: