Der Erfolg der sozialen Medien aus neuropsychologischer Perspektive - Claudius Schikora - E-Book

Der Erfolg der sozialen Medien aus neuropsychologischer Perspektive E-Book

Claudius Schikora

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Beschreibung

Im Rahmen dieses Buches sollen auf Basis psychologischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse Beweggründe für die Nutzung der sozialen Medien zusammengetragen und eingehend betrachtet werden. Darüber hinaus soll ein Abgleich dieser Beweggründe mit denen der klassischen Massenmedien vorgenommen werden, um etwaige Differenzen zu identifizieren. Außerdem sollen neuropsychologische Mechanismen, die der Intensivierung einer Verhaltensweise zuträglich sind, vorgestellt und mit den sozialen Medien in Zusammenhang gebracht werden. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden Hypothesen abgeleitet, die einen möglichen Erklärungsansatz für die intensive Nutzung und damit den Erfolg der sozialen Medien, auch im Vergleich zu den traditionellen Medien, bieten. Um zu Beginn das Phänomen der sozialen Medien als Gegenstand dieses Buches zu konkretisieren, werden diese Medienart und ihr Erfolg im ersten Kapitel umfassend dargestellt. Im Folgenden werden die relevanten Aspekte der Motivation eingehend behandelt. Dabei wird zunächst eine psychologische und im Anschluss eine neurowissenschaftliche Perspektive eingenommen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Belohnungssystem als neuronales Korrelat der Motivation. Im Rahmen medienpsychologischer Ausführungen soll im Anschluss die Motivation in Bezug auf die Me-diennutzung, insbesondere der sozialen Medien, genauer untersucht werden. Der Vergleich der Motive für die Nutzung der Massenmedien und der sozialen Medien ist das Ziel dieses Kapitels. Bevor im abschließenden Teil des Buches eine Zusammenfassung der Erkenntnisse sowie die Ableitung der Hypothesen zur Erklärung des Erfolges der sozialen Medien und weiterführende Überlegungen vorgenommen werden, sollen durch die Nutzung angeregte neuropsychologische Mechanismen beschrieben werden. Dabei werden diejenigen Auswirkungen der Nutzung der sozialen Medien behandelt, aus denen nach dem Prinzip der positiven Rückkopplung eine Intensivierung der Nutzung resultiert.

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Lisa Koller – Claudius Schikora

Der Erfolg der sozialen Medien aus neuropsychologischer Perspektive

© 2015 Lisa Koller, Claudius Schikora

Umschlag, Illustration: Koller & Schikora – tredition

Lektorat, Korrektorat: Manfred Groß

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback

978-3-7323-3221-2

Hardcover

978-3-7323-3222-9

e-Book

978-3-7323-3223-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1

Einführung

1.1

Problemstellung und Relevanz der Thematik

1.2

Zielsetzung dieses Buches

2

Die sozialen Medien

2.1

Begriffsabgrenzungen

2.2

Entwicklung und Erfolg

2.3

Merkmalsunterschiede zu klassischen Massenmedien

3

Motivation

3.1

Das Themenfeld der Motivation

3.1.1

Verhalten als Funktion aus Personen- und Situationsfaktoren

3.1.2

Motivation als Funktion aus Erwartung mal Wert

3.2

Neurowissenschaftliche Grundlagen

3.2.1

Aufbau und Eigenschaften des zentralen Nervensystems

3.2.2

Synaptische Reizweiterleitung und der Neurotransmitter Dopamin

3.3

Das Belohnungssystem als neuronales Korrelat der Motivation

3.3.1

Das mesolimbische Dopaminsystem

3.3.2

Weitere motivationsrelevante Hirnstrukturen

3.3.3

Die Bedeutung des Belohnungssystems

4

Medien und deren Nutzungsmotive

4.1

Der Uses-and-Gratifications Ansatz

4.1.1

Das GS/GO-Diskrepanzmodell

4.1.2

Das Erwartungs-Bewertungs-Modell

4.2

Relevanz des Uses-and-Gratifications Ansatzes für die sozialen Medien

4.3

Forschungsstand zu Motiven und Gratifikationen der Nutzung sozialer Medien

4.3.1

Adaptionsbeispiele des Uses-and-Gratifications Ansatzes

4.3.2

Zusammenfassung identifizierter Motive und Gratifikationen

4.3.3

Neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse

4.4

Vergleich der Nutzungsmotive für soziale und Massenmedien

5

Neuropsychologische Auswirkungen der sozialen Medien

5.1

Suchtpotential sozialer Medien

5.2

Anpassung des Gehirns an die sozialen Medien

6

Schlussbetrachtung

6.1

Zusammenfassung

6.2

Fazit

6.3

Ausblick

Literaturverzeichnis

Autorenportraits

Vorwort

Die Sozialen Medien haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt, sie dienen der Vernetzung von Benutzern und deren Kommunikation und Kooperation über das Internet. Social Media steht als Überbegriff für Medien, in denen Internetnutzer Meinungen, Eindrücke, Erfahrungen oder Informationen austauschen und Wissen sammeln. Der uneingeschränkte Zugang zu sozialen Technologien im Internet verschaffte Facebook, Instagram, Twitter und wie sie alle heißen einen wahren Hype: 74 % der deutschen Internetnutzer sind in mindestens einem Online-Netzwerk angemeldet, wie eine FORSA-Umfrage im Auftrag von Bitkom ergab. Allein unter den 14- bis 29-Jährigen sind 92 % aller deutschen Internetnutzer in sozialen Communitys registriert. Die Umfrage ergibt auch, dass die Mehrheit (59%) täglich im am häufigsten genutzten Netzwerk aktiv ist. Dies zeigt, dass aktuell schon viel Zeit für Social Media verwendet wird. Ist diese Beeinflussung der Sozialen Medien auch neuropsychologisch feststellbar beziehungsweise analysierbar? Also wirkt sich die Nutzung Sozialer Medien auf die Funktionen des Gehirns aus? Werden Denkvermögen, Aufmerksamkeit, Intelligenz, das Gedächtnis, Sprachvermögen oder die motorischen Fertigkeiten nachhaltig beeinflusst?

Eine Studie der Washington-Universität St. Louis zur Nutzung von Facebook hinsichtlich des Glücklich seins der Nutzer hat ergeben, dass umso mehr Stunden die Probanden im sozialen Netz verbrachten, sie umso unzufriedener wurden. Die Studie spricht von Neid und dem Effekt des unglücklichen Gefühls, einem Suchtpotential. Die transparente zur Schaustellung der Erlebnisse eines jeden Nutzers durch spannende Posts führt automatisch zu Vergleichen mit dem eigenen Erlebten. Die Nutzer entwickeln unweigerlich das Gefühl die Leben der Anderen seien spannender, aufregender, interessanter. Mit dem ausloggen aus dem sozialen Netz loggt sich der Nutzer nicht aus seiner Gefühlswelt aus, somit bleiben diese Vergleiche nicht ausschließlich im virtuellen Raum, sondern beeinflussen die Realität eines jeden Nutzers und somit die ganze Gesellschaft.

Natürlich geht mit der vielleicht negativen gesellschaftlichen Veränderung durch die Nutzung Sozialer Medien auch ein breites Spektrum an positiven Aspekten einher. Kommunikation über Ländergrenzen hinweg, traditionelle Macht- und Hierarchieebenen, wie sie Michelis (2012) bezeichnet, werden aufgebrochen, neue Beziehungen, die auf neuen Informations- und Kommunikationsverhalten basieren, zwischen unterschiedlichsten Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft werden geschlossen.

Im diesem Buch sollen die Beweggründe für die Nutzung der sozialen Medien betrachtet werden, die Motivation zur Nutzung dieser Medien.

1

Einführung

In less than three years it (Social Media, Anm. d. Verf.) became the most popular activity on the web, supplanting pornography for the first time in Internet history. Even search engines weren’t powerful enough to do that.1 Mit diesen Worten beschreibt Erik Qualman den Erfolg der sozialen Medien. Wolfgang Schweiger bezeichnete die Online-Medien bereits im Jahr 2001 als „gesamtgesellschaftliches Phänomen“2. Die enorm hohen und weiter steigenden Nutzungszahlen der sozialen Medien rechtfertigen diese Bezeichnung auch in diesem Kontext. Dieser gesamtgesellschaftliche Erfolg der sozialen Medien ist Gegenstand dieses Buches.

1.1

Problemstellung und Relevanz der Thematik

Medienprodukte sind in vielerlei Hinsicht besondere Güter. Beispielsweise nutzen sich die Medieninhalte durch Konsum nicht ab, wodurch eine Nichtrivalität im Konsum besteht. Die Eigenschaften der Medien gehen allerdings über eine ausbleibende gegenseitige Beeinträchtigung der Nutzer hinaus. In Zusammenhang mit Medien treten Netzeffekte auf. Das bedeutet, der Wert eines Mediums steigt mit zunehmender Nutzerzahl.3 Ein typisches Beispiel zur Erklärung dieses Phänomens ist das Telefon, doch auch die sozialen Medien erzielen Netzeffekte. Ein Social Network wie Facebook ist für seine Nutzer nur dann von Wert, wenn diese über die Plattform mit anderen Nutzern in Kontakt treten und sich vernetzen können. Je mehr Nutzer die Plattform hat, desto mehr oder bessere Möglichkeiten existieren zur Kontaktaufnahme und desto höher ist der Wert des Mediums. Für andere Plattformen der sozialen Medien wie beispielsweise YouTube oder Wikipedia gilt dies ebenfalls in Bezug auf die Menge der verfügbaren Videos beziehungsweise Informationen, die mit der Nutzeranzahl steigt. Demnach wird in diesem Buch die Anzahl der Nutzer als relevante Kennzahl des Wertes und damit des Erfolges der sozialen Medien erachtet. Im Jahr 2013 verwendeten mit steigender Tendenz bereits durchschnittlich 75% aller Internetnutzer in Deutschland die sozialen Medien. Mit einem Nutzeranteil von 92% und 87% verzeichnen Facebook und YouTube die größten Nutzerzahlen.4 Eine Darstellung konkreter Nutzerzahlen einzelner Plattformen findet sich in Kapitel 2.2 dieses Buches, „Entwicklung und Erfolg“.

Durch ihren Erfolg stehen die sozialen Medien in Konkurrenz zu den traditionellen Massenmedien. Zu Letzteren können nach den Kriterien der Massenkommunikation von Gerhard Maletzke5, auf die im Folgenden genauer eingegangen wird, die Presse, das Radio sowie das Fernsehen gezählt werden.6 Bereits seit Beginn der Internetpopularisierung wird über die Komplementarität dieser Medienarten und die Substitution traditioneller Medien durch Online-Medien im Allgemeinen diskutiert. Dabei gibt es sehr verschiedene Einschätzungen, wie sich die Konkurrenz zwischen den Medienarten entwickeln wird.7 Während es Theorien gibt, gemäß denen die Massenmedien langfristig substituiert werden, berufen sich Skeptiker dieser Überzeugung auf das Rieplsche Gesetz.8 Laut diesem werden die einfachsten Mittel, Formen und Methoden des Nachrichtenverkehrs, sollten sie eingebürgert und als brauchbar befunden worden sein, selbst von den besten und höchst entwickelten Alternativen niemals dauerhaft und in Gänze verdrängt.9 Unabhängig davon, ob von einer letztendlichen Substitution der klassischen Massenmedien durch die sozialen Medien oder von der Gültigkeit des Rieplschen Gesetzes ausgegangen wird, ist die große Konkurrenz zwischen den Medienarten eine Tatsache. Bereits im Jahr 1997 wurde die Zeit für die Nutzung der Online-Medien auf Kosten der Nutzungszeit der traditionellen Medienangebote investiert.10 Dabei ist die Nutzungsdauer des Internets erst in den folgenden Jahren von 2000 bis 2014 von durchschnittlich 17 Minuten auf 111 Minuten täglich enorm gestiegen. In der Altersklasse der 14- bis 29-Jährigen in Deutschland ist das Internet im Jahr 2014 mit einer Nutzungsdauer von 233 Minuten pro Tag das meistgenutzte Medium. Im Vergleich beschäftigt sich diese Altersgruppe nur zehn Minuten täglich mit einer Zeitung. Selbst der Hörfunk und das Fernsehen bleiben mit 142 Minuten beziehungsweise 128 Minuten pro Tag weit zurück.11 Eine Übersicht der Nutzungsdauer in Bezug auf die einzelnen Medien zeigt Abbildung 1.

Abbildung 1: Durchschnittliche Nutzungsdauer der Medien 2014 in Min/Tag12

Der hohe Nutzeranteil und die beträchtliche Nutzungsdauer der sozialen Medien verdeutlichen einerseits den Erfolg der sozialen Medien und andererseits die Konkurrenzsituation mit den klassischen Massenmedien. Durch ihre weite Verbreitung und intensive Nutzung sind die sozialen Medien ein äußerst relevanter Bestandteil der Medienlandschaft und prägen das menschliche Kommunikationsverhalten.13

1.2

Zielsetzung dieses Buches

In Anbetracht der außerordentlichen Popularität der sozialen Medien ist die Frage nach den Erfolgsfaktoren dieser Medien naheliegend. Was haben die sozialen Medien an sich, dass sie einen solchen Erfolg verzeichnen können? Dieser Frage soll in diesem Buch nachgegangen werden. Dabei erweist sich, wie bereits erwähnt, der Erfolg der sozialen Medien als gesamtgesellschaftliches Phänomen. Da die Social Media auf der gesamten Welt beliebt und weitverbreitet sind, kann ihnen auch ein kulturübergreifender und globaler Erfolg zugeschrieben werden. Auf Grundlage dessen kann vermutet werden, diese enorme Popularität basiere auf einer Gemeinsamkeit der menschlichen Rasse.

Die Zielsetzung der Biopsychologie, in der die Neuropsychologie einen Teilbereich darstellt,14 ist es, „Erleben und Verhalten aufgrund der Funktionsweise des Gehirns und des übrigen Zentralnervensystems zu erklären“15. In der Neuropsychologie wird als Erklärungsbasis für Verhalten also eine Gemeinsamkeit der menschlichen Rasse, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns, gewählt.16 Der Begriff des Verhaltens umfasst auch die Nutzung der sozialen Medien, wodurch die Untersuchung des Erfolges dieser Medien aus neuropsychologischer Sicht vielversprechend erscheint.

Im Rahmen dieses Buches sollen daher auf Basis psychologischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse Beweggründe für die Nutzung der sozialen Medien zusammengetragen und eingehend betrachtet werden. Darüber hinaus soll ein Abgleich dieser Beweggründe mit denen der klassischen Massenmedien wie Presse, Radio und Fernsehen vorgenommen werden, um etwaige Differenzen zu identifizieren. Außerdem sollen neuropsychologische Mechanismen, die der Intensivierung einer Verhaltensweise zuträglich sind, vorgestellt und mit den sozialen Medien in Zusammenhang gebracht werden. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden Hypothesen abgeleitet, die einen möglichen Erklärungsansatz für die intensive Nutzung und damit den Erfolg der sozialen Medien, auch im Vergleich zu den traditionellen Medien, bieten.

Wie eben dargelegt, ist das Ziel dieses Buches, die Beweggründe für die Nutzung der sozialen Medien zu untersuchen. In anderen Worten ausgedrückt bedeutet das, die Motivation zur Nutzung dieser Medien soll betrachtet werden. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff der Motivation in der Psychologie und Neurowissenschaft weit umfassender zu verstehen ist als in der Alltagssprache. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist jegliches willkürliches Verhalten, also auch die Nutzung der sozialen Medien, motiviert.17 Dementsprechend ist dieses Buch an der Motivationsforschung ausgerichtet.

Um zu Beginn das Phänomen der sozialen Medien als Gegenstand dieses Buches zu konkretisieren, werden diese Medienart und ihr Erfolg im ersten Kapitel umfassend dargestellt. Im Folgenden werden die relevanten Aspekte der Motivation eingehend behandelt. Dabei wird zunächst eine psychologische und im Anschluss eine neurowissenschaftliche Perspektive eingenommen. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Belohnungssystem als neuronales Korrelat der Motivation. Im Rahmen medienpsychologischer Ausführungen soll im Anschluss die Motivation in Bezug auf die Mediennutzung, insbesondere der sozialen Medien, genauer untersucht werden. Der Vergleich der Motive für die Nutzung der Massenmedien und der sozialen Medien ist das Ziel dieses Kapitels. Bevor im abschließenden Teil des Buches eine Zusammenfassung der Erkenntnisse sowie die Ableitung der Hypothesen zur Erklärung des Erfolges der sozialen Medien und weiterführende Überlegungen vorgenommen werden, sollen durch die Nutzung angeregte neuropsychologische Mechanismen beschrieben werden. Dabei werden diejenigen Auswirkungen der Nutzung der sozialen Medien behandelt, aus denen nach dem Prinzip der positiven Rückkopplung eine Intensivierung der Nutzung resultiert.

1 Qualman 2013, S. 3

2 Schweiger 2001, S. 9

3 Vgl. Beyer & Carl 2004, S. 10 ff.; Wirtz 2011, S. 29 f. & S 665

4 Vgl. Heintze, Social-Media-Atlas 2013: So surft Deutschland im Web 2.0, S. Abruf: 30.11.2014

5 Vgl. Maletzke 1963, S. 28 ff.

6 Vgl. Kunczik & Zipfel 2005, S. 50

7 Vgl. z.B. De Waal et al. 2005, S. 55 – 72; Clever 1997, S. 35; Peters & Homeyer 1997, S. 70 ff.

8 Vgl. Clever 1997, S. 35; Peters & Homeyer 1997, S. 71; Meyen 2004, S. 155

9 Vgl. Riepl 1913, S. 5

10 Vgl. Peters 1997, S. 81

11 Vgl. Van Eimeren & Frees 2014, S. 392 ff.

12 Van Eimeren & Frees 2014, S. 395

13 Vgl. Froitzhuber-Wagner, Kommunikationsrevolution Social Media – Michael Ehlers im Gespräch, Abruf: 21.09.2014; Gasser, Social Media Geschichte, Abruf: 21.09.2014

14 Vgl. Pinel 2007, S. 14

15 Schultheiss & Wirth 2010, S. 257

16 Vgl. Schandry 2011, S. 21

17 Vgl. Brandstätter et al. 2013, S. 4; Birbaumer & Schmidt 2006, S. 424

2

Die sozialen Medien

Da die sozialen Medien die zentrale Thematik dieses Buches darstellen, ist es zu Beginn notwendig, diese zu definieren. Doch bereits mit dem ersten Blick auf die aktuelle Literatur werden die wenig einheitlichen Ansätze der Autoren für eine konkrete Definition der sozialen Medien erkennbar.18 Im Folgenden wird dennoch versucht eine praktikable Begriffsabgrenzung vorzunehmen, um den Begriff der sozialen Medien zu präzisieren. Im Anschluss an die detailliertere Darstellung der Entwicklung und des Erfolges dieser Medienart sollen konkrete Merkmalsunterschiede zu den klassischen Massenmedien identifiziert und festgehalten werden.

2.1

Begriffsabgrenzungen

Neben der fehlenden einheitlichen Definition des Begriffs der sozialen Medien findet eine große Anzahl unterschiedlicher Termini parallel Verwendung. Für die vielzähligen Bezeichnungen existieren größtenteils lediglich unpräzise und nicht allgemein anerkannte Erklärungsansätze. Der folglich unsystematische und nicht einheitliche Gebrauch verschiedener Begriffe als Synonyme ist irritierend und deshalb problematisch.19 Neben dem Begriff der sozialen Medien oder der englischen Übersetzung Social Media sind die häufig synonym verwendeten Ausdrücke Web 2.0, Social Web und die Social Networks beziehungsweise soziale Netzwerke.20 Um Missverständnissen in diesem Buch vorzubeugen, werden diese Begriffe im Folgenden kurz dargelegt und soweit möglich voneinander abgegrenzt.

Die Definitionsproblematik des Ausdrucks Web 2.0 wird durch eine Äußerung von Tim Berners-Lee, dem Begründer des World Wide Webs, deutlich: „…I think Web 2.0 is of course a piece of jargon, nobody even knows what is means.“21 Für Anja Ebersbach und Kollegen stellt der diffuse Begriff des Web 2.0 eine Anspielung „auf eine gefühlte Veränderung des WWW während der letzten Jahre“22 dar. Laut Erwin Lammenett spielt in dieser Entwicklung des Webs die dezentrale und interaktive Erstellung von Inhalten durch eine Vielzahl von Nutzern eine entscheidende Rolle.23 Tim Berners-Lee veranschaulichte auch diese zentrale Komponente des Web 2.0, indem er erklärte, dass es im Web 2.0 darum ginge, Menschen zu verbinden, während zuvor die Vernetzung von Computern visiert wurde.24 Anstatt nur Informationsmedium zu sein, hat sich die Ausrichtung des World Wide Webs geändert, indem die Aspekte der Interaktion und Kommunikation in den Vordergrund gerückt sind.25 Eine plakative Formulierung der neuen Umstände bietet der Jargon-Ausdruck „Mitmach-Netz“.26

Der besonderen Bedeutung dieser sozialen Entwicklungen wird mit dem Begriff Social Web Rechnung getragen27, der häufig fälschlicherweise als Synonym für das Web 2.0 verwendet wird. Dabei stellt das Social Web einen Teilbereich des Web 2.0 dar. Während Letzteres eher eine informationstechnologischere Perspektive beschreibt und zudem neben sozialen auch ökonomische oder rechtliche Aspekte umfasst, wird durch den Ausdruck Social Web das Internet als ein sozialer Handlungsraum fokussiert.28 Eine konkrete Definition des Begriffs bieten Ebersbach et al., indem sie darlegen, dass das Social Web aus drei Komponenten besteht. Hierzu zählen die webbasierten Anwendungen, die Daten, die bei deren Nutzung entstehen, und die Beziehungen zwischen den Usern. Erstere sind dabei gezielt auf die Unterstützung des Menschen in seinen sozialen Aktionen wie Informationsaustausch, Beziehungsaufbau und -pflege sowie Kommunikation und kollaborative Zusammenarbeit ausgerichtet. Dabei werden zur Einteilung der großen Anzahl an verschiedenen Anwendungen im Social Web fünf Prototypen unterschieden. Hierfür werden Wikis, Blogs, Microblogs, Social-Network-Dienste und Social Sharing genannt.29

Die von Ebersbach und Kollegen definierten Prototypen für Anwendungen im Social Web sind im Wesentlichen mit dem zu vergleichen, was andere Autoren als Beispiele beziehungsweise Arten von sozialen Medien aufführen.30 Deshalb werden die verschiedenen Typen an dieser Stelle kurz vorgestellt. Unter Wikis sind Websites zu verstehen, auf denen grundsätzlich jeder Internetnutzer ein Bearbeitungsrecht besitzt und somit Inhalte hinzufügen, verändern oder löschen kann. Das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten ist der Zweck dieser Plattformen, die sich zur Projektvorbereitung, Dokumentation oder kollaborativen Wissenssammlung eignen. Ein prominenter Vertreter dieser Art der sozialen Medien ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia.31 Im Gegensatz zu Wikis werden Blogs beziehungsweise Weblogs und Microblogs in der Regel von einem oder wenigen Autoren erstellt, während den Internetnutzern die Kommentarfunktion zu jedem Beitrag zur Verfügung steht. Ein Blog ist mit einem öffentlichen Online-Tagebuch zu vergleichen, mit dem aktuelle und persönliche Erfahrungen in Form von Texten, Bildern und Videos einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. In diesem werden die einzelnen Einträge in chronologisch umgekehrter Reihenfolge präsentiert. Das bedeutet, der aktuellste Eintrag wird auf der Website ganz oben angezeigt.32 Diese Prinzipien gelten auch für den Microblog. Hierbei sind die Einträge jedoch auf wenige Zeichen begrenzt und die Aktualität spielt eine noch größere Rolle. Plattformen wie Twitter werden zum schnellen Austausch von kurzen und aktuellen Nachrichten genutzt und eignen sich somit besonders als Informations- und Kommunikationskanal.33 In den Social Networks, auch Social Network Sites genannt34, stehen dagegen die Verbindungen zwischen Menschen im Mittelpunkt. Mithilfe der Plattformen werden zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut und gepflegt. Hierfür richten die Nutzer Profile ein, in denen sie sich selbst, ihre Interessen und Fotos darstellen, und kommunizieren über verschiedene Funktionen des Netzwerkes. Für die Social Networks finden sich viele bekannte Beispielplattformen wie Facebook, Google+, LinkedIn oder Pinterest.35 Über Social-Sharing-Plattformen werden digitale Inhalte, wie Bilder, Links oder Videos, veröffentlicht und ausgetauscht. Zudem sind Ordnungs-, Bewertungs- und Kommentarfunktionen verfügbar. Die Link-Plattform Delicious zur Verwaltung von Bookmarksammlungen, die Bilderplattform Flickr und das Videoportal YouTube sind Beispiele für diesen Typ der Social Media.36