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In einem Coffeeshop ereilt Monroe sein Schicksal: Er sieht einen blonden Twink und wird von Amors Pfeil getroffen. Er setzt sämtliche Hebel in Bewegung, um die Identität des Blonden rauszufinden. Leider beißt er auf Granit: Franko, so heißt der Typ, will von ihm nichts wissen. Davon lässt sich Monroe nicht abschrecken. Im Krieg und in der Liebe ist doch alles erlaubt, nicht wahr? Bestimmt auch ein klitzekleines bisschen Kidnapping.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Inhaltsverzeichnis
Der falsche Franko und das Biest
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Epilog – einige Wochen später
Der falsche Franko und das Biest
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.
Texte: Sissi Kaipurgay/Kaiserlos
Korrekturen: Aschure, Dankeschön!
Foto Cover: shutterstock_444451879, Depositphotos_5797970_l-2015
Cover: Lars Rogmann, Sissi
Kontakt:
Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
c/o Autorenservice Karin Rogmann
Kohlmeisenstieg 19
22399 Hamburg
In einem Coffeeshop ereilt Monroe sein Schicksal: Er sieht einen blonden Twink und wird von Amors Pfeil getroffen. Er setzt sämtliche Hebel in Bewegung, um die Identität des Blonden rauszufinden. Leider beißt er auf Granit: Franko, so heißt der Typ, will von ihm nichts wissen. Davon lässt sich Monroe nicht abschrecken. Im Krieg und in der Liebe ist doch alles erlaubt, nicht wahr? Bestimmt auch ein klitzekleines bisschen Kidnapping.
Es geschah in einem Coffeeshop: Monroe wurde von Amors Pfeil getroffen. Die Erschütterung war so heftig, dass er zur Salzsäule erstarrte. Das hinderte ihn leider daran, das Objekt seiner frisch erwachten Zuneigung anzusprechen. Im Nu hatte der anziehende Blonde mit einem Coffee to go den Laden verlassen.
Er blinzelte. Sowas war ihm noch nie passiert. Sein Herz hatte bisher niemand in dieser Form berührt. Sein Schwanz war genauso begeistert. Eine Spontanerektion in dieser Größenordnung hatte er auch noch nie erlebt.
„Was kann ich für den Herrn tun?“, sprach ihn der Mitarbeiter hinter dem Tresen an.
„Ich ... äh ... ich hätte gern einen Latte to go.“ Möge seine Latte bitte auch weggehen. In der engen Hose war sowas kein Vergnügen.
Während der Angestellte das Gewünschte zubereitete, spähte er durchs Schaufenster. Der Blonde war verschwunden. Nun blieb nur zu hoffen, dass der kleine Adonis den Laden regelmäßig aufsuchte, sonst war Monroe verloren.
Es kam nur sporadisch vor, dass er mittags das Firmengebäude verließ. Meist aß er eine Kleinigkeit am Schreibtisch oder es gab Lunch Buffet, wenn ein Meeting stattfand. Davon – das behauptete zumindest seine Assistentin Elke – veranstaltete er viel zu viele. Er mochte es eben, Mitarbeiter um sich zu versammeln. Vielleicht sollte er wirklich weniger davon ansetzen.
Auf dem Rückweg überlegte er, ob es nicht Amors, sondern Eros‘ Pfeil war, der ihn getroffen hatte. Die Anzeichen waren ja ähnlich: Erhöhter Puls, Ständer, rosarote Brille. Das konnte er allerdings nur rausfinden, wenn er den Blonden wiedersah.
Als er ins Vorzimmer, in dem Elke residierte, trat, meldete sie: „Baumann aus dem Controlling bittet um Rückruf.“
„Hat er gesagt, worum es geht?“
Sie schüttelte den Kopf.
Er ging weiter in sein Büro und ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen. Bereits sein Vater und Großvater hatten hinter dem Möbel gesessen, ein schweres Stück aus dunkler Eiche mit zahlreichen Schnörkeln. Es war grottenhässlich, repräsentierte aber die Familientradition, weshalb er es nicht durch etwas Moderneres ersetzte.
Nach einem Schluck Kaffee griff er zum Telefonhörer. Baumann wollte ihm bloß mitteilen, dass er eine Email mit den aktuellen Unternehmenszahlen geschickt hatte. Als ob Monroe die Post ohne diesen Hinweis nicht finden würde. Jemand sollte mal den Stock aus Baumanns Arsch entfernen.
Das sagte er nicht laut, denn der Typ war ein fähiger Mitarbeiter, sondern bedankte sich höflich, legte auf und wählte die Nummer des Hausmeisters. Facilitymanager, korrigierte er sich im Geiste. Dieses Neudenglisch ging ihm gehörig auf den Sack.
„Stets zu Diensten“, meldete sich Tefik Tabak.
In den Katakomben des Hauses führte Tefik ein eisernes Regiment. Er befehligte zwei Mitarbeiter, die dafür sorgten, dass alles reibungslos lief. Legte man sich mit ihm an, konnte es passieren, dass es auf der Herrentoilette nur noch einlagiges Klopapier gab. Oder die Kaffeebohnen waren plötzlich alle. Der Mann wusste, wie man Menschen auf der elementarsten Ebene empfindlich traf.
„Mein lieber Tefik. Ich habe eine große Bitte.“
„Ich bin ganz Ohr.“
„Ich bräuchte morgen Ihre Begleitung in den Coffeeshop.“
„Hat man Ihnen schlechten Kaffee angedreht oder Sie bedroht?“
„Weder, noch. Es geht um eine delikate Angelegenheit.“
„Delikatessen sind meine Stärke.“
„Passt es Ihnen um Viertel vor eins?“ Um die Zeit war der Blonde in dem Laden gewesen.
„Moment ...“ Papierknistern im Hintergrund. Vermutlich zerknüllte Tefik eine Zeitung, um hektische Betriebsamkeit zu vermitteln. „Ja, das kann ich zwischen zwei Terminen einplanen.“
„Wunderbar. Ich erwarte Sie dann morgen zu der Zeit in der Lobby.“
„Gibt es einen Dresscode?“
„Normales Straßenoutfit.“
„Alles klar. Bis morgen, Chef.“ Tefik legte auf.
Die Hausm... Facilitymanager liefen stets in orangen Kitteln, entsprechend der Farbe des Firmenlogos, herum. In solchem Ding wollte er Tefik nicht mitnehmen. Es würde unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Die Familie Tabak stand seit Jahrzehnten im Dienst der Firma Vaughn. Vor dem aktuellen Tefik hatte dessen Vater den Posten inne, davor der Großvater. Man konnte also mit Fug und Recht behaupten, dass es sich um einen Erbtitel handelte.
Die Tabaks waren mehr als gewöhnliche Angestellte. Für Monroes Großvater hatte der damalige Tefik – ja, der Name wurde wirklich von Generation zu Generation weitergegeben - ein paar schmutzige Geschäfte erledigt. Das war in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts gewesen. Auch sein Vater hatte den darauf amtierenden Tefik bei ein paar Sonderaktionen eingesetzt.
Der derzeitige Tefik war von Monroe bislang nur für private Kinkerlitzchen engagiert worden. Mal brauchte er einen Chauffeur, mal einen Gärtner und so weiter. Es gab immer einen in der Familie Tabak, – Bruder/Cousin/Neffe/etc. – der sowas übernahm, sofern Tefik es nicht selbst erledigen konnte. Zu allem Überfluss sahen die Verwandten Tefik sehr ähnlich, so dass man den Eindruck bekam, es mit einer multiplen Person zu tun zu haben.
Am folgenden Tag begab er sich um siebzehn Minuten vor eins in den Empfang. Tefik gesellte sich kurz darauf zu ihm.
Sie traten vor die Tür und beiseite, um den Mitarbeitern, die das Gebäude verließen oder zurückkehrten, nicht im Weg zu stehen.
„Gestern habe ich ein interessantes Zielobjekt im Coffeeshop gesehen. Ich brauche Daten über ihn“, erklärte Monroe.
„Ach, Boss ... immer noch auf Männer fixiert?“ Tefik bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick.
Angesichts der Toleranz, die Tefik ansonsten an den Tag legte, verzichtete er auf eine Rüge. „Die Aktion muss natürlich völlig unauffällig ablaufen.“
„Selbstverständlich. Diskretion ist mein zweiter Vorname.“
Gerade als sie den Coffeeshop erreichten, ging der Blonde in den Laden. Monroe beglückwünschte sich zu seinem Timing. Dichtauf gefolgt von Tefik betrat er ebenfalls das Geschäft. Zwei Kunden standen vorm Tresen, wovon einer das Zielobjekt war.
Tefik zückte ein Smartphone und tat so, als ob er die Preistafel fotografierte. Zumindest nahm Monroe an, dass das anvisierte Motiv in Wirklichkeit der Blonde war.
Die Schlange rückte auf. Das Zielobjekt bestellte Macchiato mit Karamellsirup. Seine Magenwände krümmten sich bei der Vorstellung, solches Zeug zu trinken.
„Was kann ich für die Herren tun?“, wandte sich der zweite Barista an Tefik und ihn.
„Einen doppelten Espresso mit Milchschaum und Honig“, bestellte Tefik, noch ehe er den Mund öffnen könnte.
„Für mich das Gleiche“, bat Monroe, etwas benebelt von der Nähe zu dem Blonden und um keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, obwohl er solche Mischung keinesfalls runterbekommen würde.
Das Zielobjekt zahlte mit Kreditkarte. Derart kleine Beträge mit solchem Zahlungsmittel zu begleichen, fand Monroe dämlich. Er achtete stets darauf, kein Bewegungsmuster zu hinterlassen und nutzte daher überwiegend Bargeld. Eine alte Gewohnheit, die in Zeiten der globalen Überwachung bestimmt Sinn ergab.
Der Blonde verließ, einen Pappbecher in der Hand, das Geschäft. Wenig später befanden auch Tefik und er sich auf dem Rückweg.
„Bis heute Abend haben Sie die Vita des Burschen“, versprach Tefik.
Daran zweifelte er nicht. Tefik besaß Verbindungen, die sehr weit reichten. „Mir reicht Name, Adresse und Orte, an denen er häufig anzutreffen ist.“
„Sie bekommen den vollständigen Bericht.“
Um halb fünf tauchte eine E-Mail von [email protected] in seinem Posteingang auf. Der Bursche war wundervoll diskret. Die EDV-Abteilung würde zwar niemals in seinem Postfach rumwühlen, hatte aber die Möglichkeit dazu.
„Hallo Boss, wie versprochen ... Ihr ergebener Tefik“, lautete das Anschreiben. Im Anhang befand sich ein PDF mit den gewünschten Informationen.
Der Blonde hieß Franko Meister, war neunundzwanzig, Sternzeichen Fische, hundertsiebzig Zentimeter groß und wog achtundsechzig Kilo. Augenfarbe: blau. Franko wohnte in einer Nebenstraße des Mittelwegs, in einer Wohnung im elterlichen Haus und arbeitete in einem Konzern, der Hardware vertrieb. Es folgten Daten über den Job, Einkommen, Einkommen der Eltern, Besitzverhältnisse, die Monroe lediglich überflog. Woher Tefik all diese Details hatte, wollte er lieber nicht wissen. Zum Feind sollte man den Mann keinesfalls haben.
Dreimal pro Woche, manchmal öfter, ging Franko in einen Club namens Goldener Hirsch. Von dem Etablissement hatte Monroe schon gehört. Es befand sich in Wandsbek, weitab seiner üblichen Jagdgefilde. Wobei er nicht mehr jagte, sondern bestellte, nämlich bei einem Edel-Callboy-Service. Das sparte Zeit und Nerven.
Franko pflegte im Goldenen Hirsch durchschnittlich 2,5 Mal Sex mit wechselnden Bekanntschaften zu haben. Wie konnte man 0,5 Mal Sex haben? Koitus interruptus? Sollte er Tefik diesbezüglich fragen? Der war ja ein Fachmann in Bezug auf Delikatessen – Ha, ha!
Im Ganzen war Franko also ein aktiver, begüterter Mann im richtigen Alter. Monroe bevorzugte es, wenn seine Partner nicht allzu jung waren. Er käme sich sonst wie ein Pädophiler vor. Das mit dem Reichtum passte auch: So brauchte er keine Sorge haben, nur wegen seines Geldes gemocht zu werden.
Seine Bedenken dahingehend waren nicht unbegründet. Mehr als einmal war sowas geschehen. Am schlimmsten getroffen hatte es ihn während seines Studiums. Er war in seinen Kommilitonen Max verknallt gewesen. Alles sah danach aus, als ob es eine super Lovestory werden würde. Kurz vorm Abschluss war es passiert: Max ergatterte einen gutbezahlten Job und gab ihm den Laufpass. Als er nach dem Grund für die Trennung fragte, bekam er zu hören, dass jemand mit seiner Fresse doch nicht erwarten könnte, dass man sich gern mit ihm sehen ließ.
Zugegeben: Seine Nase war etwas deformiert. Das kam von seinem Hobby, dem Boxen. Dadurch war sein ohnehin nicht sonderlich schönes Gesicht ein bisschen entstellt. Trotzdem fand sich Monroe attraktiv, denn seine Eltern hatte ihm ein gesundes Selbstbewusstsein mitgegeben. Außerdem besaß er, dank des Sports, einen Hammer-Body.
Zusammen mit seiner langen Mähne und dem gepflegten Vollbart gab er, nach seiner Meinung, eine stattliche Erscheinung ab. Im Dunkeln war es zwar schon mal geschehen, dass Passanten, denen er begegnete, einen Bogen um ihn machten, doch das tangierte ihn nicht. Leute reagierten auf große Menschen mit dunklerer Hautfarbe – irgendwo in seinem Stammbaum befand sich jemand mit indischen Wurzeln – eben merkwürdig.
Max‘ Nachfolger hatten sich weniger drastisch ausgedrückt. Eher gesagt hatten sie sich einfach verdrückt, wenn er für ihre Bedürfnisse seine Brieftasche nicht weit genug öffnete. Sämtliche Versuche, in seiner finanziellen Liga jemanden zu finden, für den sich sein Herz erwärmte, waren bislang erfolglos geblieben, bis jetzt ... jetzt war Franko da.
Dank Tefiks Bericht wusste er nun einem Ort, an dem er Franko rein zufällig begegnen und ihre Bekanntschaft anbahnen konnte. Er war zuversichtlich, dass ihm diesmal das Glück hold war. Nach all dem Pech musste es einfach so sein.
Samstagabend – laut den Infos der Tag, an dem Franko zuverlässig im Goldenen Hirsch auftauchte – betrachtete er seine Erscheinung im Spiegel. Schwarze, enge Jeans, schwarze Stiefel, ein schwarzes Hemd, über seiner behaarten Brust weit aufgeknöpft. Seine Mähne hatte er im Nacken mit einem schwarzen Zopfgummi zusammengebunden. Dazu trug er DIOR Fahrenheit in verschwenderischer Menge.
Mit einem Taxi ließ er sich zum Club chauffieren. Wie vermutet, handelte es sich beim Goldenen Hirsch um ein etwas runtergekommenes Etablissement. Die Eingangstür war zerkratzt, die Leuchtreklame schmutzig. Wieso man Aushängeschilder derart verkommen ließ, verstand Monroe nicht.
Die Klientel im Lokal war bunt gemischt, vom Gruftie bis zum Jungspund. Es gab zwei Tresen: Einen rechts vom Eingang und einen an der hinteren Wand. Er steuerte letzteren an, weil man dort wahrscheinlich den besten Überblick hatte.
Nachdem er einen doppelten Whisky bestellt hatte, scannte er die Gäste. Franko konnte er nicht unter ihnen entdecken. Die Lichtverhältnisse waren aber denkbar schlecht. Laserblitze störten die Sicht und in den Ecken war es sehr dunkel. Außerdem gab es wohl Hinterräume, denn durch den Torbogen am Ende der Bar kamen und gingen Leute.
Er zahlte seinen Drink, trank einen Schluck und richtete sich darauf ein, einige Zeit warten zu müssen.
Kaum hatte er sich damit abgefunden, sah er Franko.