Der falsche Verdächtige - Marianne Christmann - E-Book

Der falsche Verdächtige E-Book

Marianne Christmann

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Beschreibung

Erneut wird in der Weinheimer Weststadt eine Tote gefunden. Die Ermittlungen der Polizei zeigen, dass es eine Verbindung nach Freiburg gibt. Weitere Recherchen unter Einbeziehung der Freiburger Kollegen ergeben, dass es sich um eine Mordserie handelt und dass dafür nur ein bereits verurteilter Straftäter infrage kommt. Diesem ist es jedoch gelungen, aus der JVA auszubrechen. Doch Jutta Hansen, der ermittelnden Kommissarin in Weinheim, kommen Zweifel, ob sich das alles wirklich so abgespielt hat. Nach und nach können beide Kommissariate zusammen die Fäden entwirren und gelangen zu einem überraschenden Ergebnis und einem völlig neuen Sachverhalt.

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Seitenzahl: 199

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Marianne Christmann

Der falsche Verdächtige

Der Weststadt Krimi geht weiter

Copyright: © 2025 Marianne Christmann

Ulmenweg 20

69469 Weinheim

[email protected]

www.mariannechristmann.de

Umschlag & Satz: Erik Kinting – buchlektorat.net

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Softcover 978-3-384-73468-6

Hardcover 978-3-384-73469-3

E-Book 978-3-384-73470-9

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Der falsche Verdächtige

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 53

Der falsche Verdächtige

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1

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Kapitel 1

Jutta Hansen stand vor dem Spiegel und kämmte ihr Haar. Sie sah auf die Uhr. Erst halb acht. Ihr Dienst begann um 8 Uhr und sie hatte es nicht weit bis zur Arbeit. Sie hatte also noch etwas Zeit, was ihr auch recht war, denn morgens kam sie nur schwer in die Gänge. Sie trank den letzten Schluck aus ihrer Tasse und trug diese dann in die Küche, wo sie sie in die Spülmaschine stellte.

Gerade griff sie nach ihrer Jacke als ihr Handy klingelte. Es war Jan.

„Hallo Jan“, meldete sie sich, „was gibt’s?“

Sie lauschte angestrengt in ihr Smartphone.

„Okay“, sagte sie dann, „ich komme direkt dorthin.“

Sie beendete das Gespräch, schnappte sich ihre Sachen und verließ das Haus.

‚Schon wieder ein Leichenfund‘, dachte sie bei sich, ‚was ist nur los in Weinheim?‘

Andererseits, wenn nichts passieren würde, dann wäre sie arbeitslos. Auch nicht gerade ein angenehmer Gedanke. Sie lenkte ihr Auto zu der Stelle, die Jan ihr genannt hatte.

Schon von weitem sah sie das Blinken der Polizeilichter und des Krankenwagens, die bereits vor Ort waren. Vorsichtig fuhr sie den schmalen Weg entlang, der eigentlich ein Radweg war, denn der Ort, zu dem sie gerufen wurde, lag im Feld. So nannten die Einheimischen das Gebiet, das sich hinter dem Krankenhaus, der GRN-Klinik erstreckte.

Früher, als die Westtangente noch nicht gebaut war, war das ein einziges Gebiet gewesen und als Kind war sie hier oft mit ihrem Vater gewesen, meistens mit den Rädern, hatten Drachen steigen lassen oder waren zum Segelflugplatz gefahren, um den Fliegern zuzusehen.

Die Westtangente zerschnitt das Gebiet in zwei Teile. Beide konnte man noch erreichen und dort auch spazieren gehen oder mit dem Rad fahren, aber es war nicht mehr das Gleiche wie früher.

Sie bremste und stellte den Motor ab. Ein rotweißes Flatterband war über den Weg gespannt und ein junger Streifenpolizist stand dabei und passte auf, dass keiner passierte.

„Hallo Frau Hansen“, grüßte er sie und hielt das Flatterband in die Höhe, damit sie darunter durchkonnte.

„Hallo, Herr Peters“, erwiderte sie den Gruß, „danke“, fügte sie dann noch hinzu.

Jan winkte ihr zu und bedeutete ihr, zu ihm zu kommen.

„Was haben wir?“, fragte sie, als sie neben ihm stand.

„Eine junge Frau, etwa Mitte zwanzig, wurde erdrosselt.“

Jutta trat zwei Schritte näher und betrachtete die Leiche. Das Gesicht war aufgequollen und leicht bläulich verfärbt.

„Tatzeit?“, fragte sie Heike Wilhelmi, die die Leiche untersucht hatte und gerade ihre Sachen zusammenpackte.

„Ich schätze, so zwischen ein und drei Uhr heute Nacht“, antwortete sie, „genaueres kann ich aber erst sagen, wenn ich sie untersucht habe.“

„Tatwaffe?“

„Dieser Draht hier“, sagte die Gerichtsmedizinerin und hielt eine Plastiktüte mit einem Draht darin hoch.

„Wurde sie hier getötet?“, fragte Jutta.

„Definitiv nicht“, antwortete Heike Wilhelmi, „sie wurde nur hier abgelegt. Siehst du dort die Schleifspuren? Wahrscheinlich hielt der Täter auf dem asphaltierten Weg und hat sie dann hierher geschleift, weil man sie dann vom Weg aus nicht gleichsieht, da hier das Gras ziemlich hochsteht.“

„Hm …“, meinte Jutta, „es muss also jemand sein, der sich hier auskennt.“

„Wieso?“, fragte Jan.

„Eigentlich dürfen hier keine Autos fahren, das ist ein Fußgänger- und Radweg. Einige fahren aber trotzdem hier lang, meistens diejenigen, die einen Kleingarten haben. Aber ich habe auch schon andere hier langfahren sehen.“

„Wissen wir, wer sie ist?“, wollte jetzt Jutta noch wissen.

„Nein, keine Ahnung. Wir haben nichts bei ihr gefunden, keine Tasche, keinen Rucksack, gar nichts.“

„Und sie wurde erdrosselt?“

„Ja, daran gibt es keinen Zweifel.“

„Wurde sie auch missbraucht?“

„Soweit ich das bei meiner ersten flüchtigen Untersuchung feststellen konnte, nein. Kann ich dir aber sagen, wenn ich sie auf dem Tisch habe.“

„Gut, danke Heike.“

Diese trug nun ihre Ausrüstung zu ihrem Wagen und fuhr davon.

„Habt ihr schon die Umgebung abgesucht, ob ihr Papiere oder eine Tasche oder einen Rucksack findet?“

„Ja, die Kollegen haben alles weiträumig abgesucht, aber nichts gefunden.“

In diesem Moment kam eine junge Polizistin auf die beiden Kripobeamten zu.

„Hallo, Frau Hansen“, sagte die Polizistin, „das hier habe ich gefunden. Ich denke, dass es der Toten gehört.“

Sie hielt ein rundes Teil in die Höhe. Jutta erkannte, dass es sich um einen Fahrradhelm handelte.

„Wo genau haben Sie den gefunden, Frau …?“, fragte Jutta und sah die Polizistin fragend an.

„Nina Steger“, stellte diese sich vor, „er lag etwa zweihundert Meter von hier entfernt im hohen Gras. Vom Weg aus war er nicht zu sehen.“

„Wahrscheinlich hat ihn der Täter dorthin geworfen“, meinte nun Jan.

„Danke, Frau Steger“, sagte Jutta freundlich und winkte einen der Männer im weißen Overall heran. Sie übergab ihm den Fahrradhelm mit der Bitte, diesen auf Spuren zu untersuchen.

„Wo ein Fahrradhelm ist, muss es auch ein Fahrrad geben. Habt ihr etwas derartiges gefunden?“

„Nein, nichts. Wir haben auch kein Fahrrad gefunden. Vielleicht hat es der Täter mitgenommen?“

„Wer hat die Leiche gefunden?“, fragte Jutta.

Jan deutete mit der Hand auf eine Frau, die auf dem asphaltierten Weg bei einem Sanitäter stand. Ein großer Hund saß neben ihr und betrachtete alles aufmerksam.

„Guten Tag“, sagte Jutta zu der Frau und hielt ihr ihren Ausweis unter die Nase, „mein Name ist Hansen, ich bin von der Mordkommission. Das ist mein Kollege, Herr Römer.“

Auch Jan zeigte der Frau seinen Ausweis.

„Sie haben die Leiche gefunden? Erzählen Sie einmal genau, was sich zugetragen hat“, forderte Jutta die Frau auf, die noch etwas blass aussah.

„Ich bin mit meinem Hund Gassi gegangen, so wie jeden Morgen und er ist plötzlich auf die Wiese gelaufen und hat geschnüffelt und dann gebellt. Da er auf mein Rufen nicht reagiert hat, bin ich hin, um nachzusehen, was ihn ablenkt … ja, und da habe ich die Frau gesehen. Sie lag da … das Gesicht war ganz verquollen.“

„Kennen Sie die Tote vielleicht?“, wollte Jutta wissen.

Die Frau schüttelte den Kopf.

„Nein, nie gesehen. Tut mir leid.“

Jutta stellte der Frau noch ein, zwei Fragen, dann sagte sie ihr, dass sie nach Hause gehen könne. Sie und Jan verabschiedeten sich und gingen zu ihren Autos.

„Hm …“, murmelte Jutta vor sich hin, „lass uns aufs Revier fahren. Vielleicht können wir dort noch etwas über die Tote erfahren.“

Die beiden Kripobeamten stiegen in ihre Autos und fuhren aufs Kommissariat. Ihr Chef, Jörg Holbe, erwartete sie schon.

„Nun, was gibt es?“, fragte er.

„Eine junge Frau, etwa Mitte zwanzig, wurde erdrosselt und im Feld im hohen Gras abgelegt. Heike … ich meine Frau Wilhelmi sagt, dass der Fundort nicht der Tatort ist.“

„Konnten Sie die Frau identifizieren?“

„Nein, wir wissen nicht, wer sie, woher sie kommt. Sie hatte keine Papiere bei sich, keine Tasche, keinen Rucksack, nichts. Lediglich einen Fahrradhelm haben die Kollegen gefunden.“

„Und das Fahrrad dazu?“

„Konnte nicht gefunden werden. Bisher jedenfalls.“

„Das ist sehr wenig“, meinte der Chef.

„Das ist fast nichts“, korrigierte ihn Jutta, „wo sollen wir da ansetzen, wenn wir nicht einmal den Namen der Toten kennen?“

Die beiden Kripobeamten gingen in ihr Büro.

Kapitel 2

Jutta und Jan waren gerade in ihrem Büro angekommen, als das Telefon klingelte. Jutta nahm ab und meldete sich.

„Hallo Heike“, sagte sie, „was gibt’s?“

Sie lauschte in den Hörer.

„Okay, wir sind sofort da.“

Jan sah sie fragend an.

„Das war Frau Wilhelmi, sie sagt, sie hat etwas für uns. Komm, lass uns in die Pathologie gehen.“

Dort angekommen wurden sie schon von Heike Wilhelmi erwartet.

„Hallo“, begrüßte sie die beiden, „Klaus Rosner von der KTU hat mir den Fahrradhelm gebracht, der im Feld gefunden wurde und mich gebeten, ihn zu untersuchen, weil sie in der KTU ziemlich ausgelastet sind. Das habe ich gemacht.“

Heike Wilhelmi machte eine Pause und sah die beiden Kripobeamten an.

„Mach’s nicht so spannend“, sagte Jutta, „hast du etwas gefunden?“

„Ja“, antwortete die Gerichtsmedizinerin, „ich habe einen Namen gefunden.“

„Was?“, riefen Jutta und Jan gleichzeitig.

„Aber … da war doch nichts“, sagte Jan, „ich habe doch hineingesehen. Da stand nirgends ein Name.“

„Dann müssen Sie in Zukunft gründlicher schauen, Herr Römer“, meinte Heike Wilhelmi und grinste leicht.

Sie hielt den Helm so, dass Jutta und Jan hineinsehen konnten.

„Ich sehe nichts“, sagte Jan sofort.

„Seht ihr diesen Rand?“, fragte sie und zeigte auf ein etwa zwei Zentimeter breites Band, das innen rund um den Helm lief.

„Ja, was ist damit?“

„Das kann man ein wenig hochklappen und nun schaut noch mal genau hin.“

Tatsächlich stand dort in winzigen Buchstaben der Name Monika Lindberg.

„Das habe ich auch nicht gesehen, dass man das Band hochklappen kann“, sagte Jutta. „Und es ist sicher, dass es der Helm des Opfers ist?“

„Ja, absolut. Ich habe einige Haare, die innen am Helm hingen mit denen des Opfers verglichen und sie sind absolut identisch. Euere Leiche heißt Monika Lindberg.“

„Super“, sagte Jutta, „was würden wir machen, wenn wir dich nicht hätten? Jetzt haben wir wenigstens mal einen Namen. Damit können wir arbeiten. Danke, Heike.“

Die beiden Kommissare verabschiedeten sich von der Gerichtsmedizinerin und gingen zurück in ihr Büro.

„Schau mal nach, Jan, ob eine Frau vermisst gemeldet wurde, die Monika Lindberg heißt und auf die die Beschreibung von unserer Leiche passt.“

Jan setzte sich an seinen Computer und tippte auf einigen Tasten herum.

„Nein“, sagte er nach einer Weile, „niemand mit dem Namen Monika Lindberg auf die die Beschreibung passt, wurde als vermisst gemeldet.“

„Vielleicht ist sie ja noch nicht lange verschwunden und die Angehörigen sind noch nicht beunruhigt“, mutmaßte Jutta.

Gerade betrat wieder Jörg Holbe ihr Büro.

„Gibt es etwas Neues?“

„Ja, wir haben einen Namen. Unsere Leiche heißt Monika Lindberg.“

Jutta schilderte ihm nun, was die Pathologin gesagt hatte und so diese den Namen gefunden hatte.

„Jetzt haben wir doch wenigstens mal einen Namen“, meinte der Chef. „Konnten Sie schon etwas zu der Frau herausfinden?“

„Nein, leider noch nicht.“

In diesem Moment klingelte Jans Telefon. Dieser nahm den Hörer ab und lauschte eine Weile.

„Gut“, sagte er dann, „wir sind gleich da.“

Jutta und der Chef sahen ihn fragend an.

„Das war ein Kollege von der Schutzpolizei. Sie haben am Multzentrum ein herrenloses Damenfahrrad gefunden. Das sollten wir uns mal ansehen.“

„Dann nichts wie los“, sagte Jutta und schnappte sich ihren Autoschlüssel.

Sie stiegen in das Auto und fuhren davon.

Kapitel 3

Jutta bog auf die Zufahrt zum Multzentrum ein. Diese war mit Flatterband abgesperrt und zwei Polizisten standen davor und ließen niemanden durch. Die Kripobeamten zeigten ihre Ausweise und wurden durchgewinkt. Jutta stellte ihr Auto ein paar Meter weiter an der Seite ab. Sie stiegen aus.

„Sie haben ein Fahrrad gefunden?“, fragte Jutta einen der Polizisten, der sich bemühte, eine neugierige Menschenmenge zurückzuhalten.

„Ja, da drüben.“

Eine junge Polizistin kam auf die Kripobeamten zu. Jutta erkannte sie wieder. Es war die dieselbe, die ihnen zuvor schon den Fahrradhelm gebracht hatte.

„Hallo Frau Hansen“, begrüßte sie die beiden, „hallo Herr Römer.“

„Hallo Frau Steger“, erwiderte Jutta den Gruß, „so schnell sieht man sich wieder. Wo ist denn nun das Fahrrad?“

Die Polizistin führte sie zu der Betontreppe, die im Freien nach oben auf das Parkdeck und zu weiteren Geschäften führte. Am Fuße der Treppe lehnte ein Damenfahrrad.

„Da ist es“, sagte Nina Steger.

Ein Mann in weißer Schutzkleidung untersuchte es gerade.

„Wissen wir schon, wem es gehört?“, fragte Jutta.

„Ja“, antwortete der Mann, „in der Werkzeugtasche, die unterhalb des Sattels befestigt ist, steht ein Name.“

Er öffnete die Tasche und Jutta und Jan sahen auch dort einen Namen in winzigen Buchstaben stehen: Monika Lindberg.

„Derselbe Name wie im Helm“, meinte Jan, „also ist es ihr Rad. Wie kommt es hierher?“

„Haben Sie noch etwas gefunden? Vielleicht eine Handtasche oder einen Rucksack oder irgendwelche Ausweispapiere?“

In diesem Moment kam ein weiterer Polizist auf die Gruppe.

„Hallo“, sagte er, „wir haben einen Rucksack gefunden. Dort hinten, in dem Müllcontainer.“

Jutta öffnete den Rucksack und sah hinein. Dann fischte sie einen Geldbeutel heraus und öffnete ihn. Sie entnahm ihm einen Ausweis, las, was darauf stand und reichte ihn dann an Jan weiter.

„Ohne Zweifel“, sagte dieser, „diese Sachen gehören Monika Lindberg.“

Jutta beauftragte die KTU, alles sorgfältig auf eventuelle Spuren des Täters zu untersuchen. Den Rucksack nahm sie mit. Er war von der Kriminaltechnik bereits untersucht und freigegeben worden.

Zurück im Büro breiteten sie den Inhalt des Rucksacks auf einem Schreibtisch aus.

Erneut betrat Jörg Holbe das Büro.

„Gibt es etwas Neues?“, wollte er wissen.

„Oh, ja“, antwortete Jutta und berichtete ihm genau, was sie gefunden hatte und dass die Identität der Toten durch die Ausweispapiere im Rucksack bestätigt worden waren.

Der Chef sah sich die Sachen an, die auf dem Schreibtisch lagen.

„Haben Sie schon Angehörige ausfindig gemacht und sie informiert?“

„Nein, noch nicht. Aber das machen wir als nächstes.“

Jutta räumte die Sachen wieder in den Rucksack und nahm ihn und den Helm und wandte sich zur Tür.

„Komm Jan, wir müssen den Angehörigen die traurige Nachricht überbringen und ihnen die Sachen aushändigen.“

Die beiden Kripobeamten verließen ihr Büro und stiegen in das Auto.

Kapitel 4

Monika Lindbergs Eltern wohnten in einem der kleinen Siedlungshäuschen ‚An der Kuhweide‘, mit Sicht auf die OEG-Schienen. Jutta stellte das Auto ab und sie und Jan gingen zur Haustür und klingelten. Kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet und sie standen einer Frau gegenüber von etwa fünfzig Jahren. Jutta sah sofort die Ähnlichkeit mit der Toten und vermutete, dass es Monika Lindbergs Mutter war.

„Frau Lindberg?“, fragte Jutta.

„Ja, das bin ich.“

„Mein Name ist Hansen, das ist mein Kollege Herr Römer, wir sind von der Kripo. Genauer von der Mordkommission.“

„Mordkommission?“, fragte Frau Lindberg entsetzt, „ist etwas passiert? Ist etwas mit Monika?“

„Dürfen wir hereinkommen?“, fragte Jan.

„Natürlich“, antwortete Frau Lindberg und hielt den Kripobeamten die Tür auf. Sie führte die beiden ins Wohnzimmer.

„Bitte, nehmen Sie Platz.“

„Danke.“

„Also, was ist los? Warum sind Sie hier?“

Jutta holte tief Luft und sagte dann der Frau, dass ihre Tochter ermordet aufgefunden worden war. Frau Lindberg brach in Tränen aus.

„Wer macht denn so etwas? Moni hat doch niemandem etwas getan.“

„Sind Sie in der Lage, uns ein paar Fragen zu beantworten?“, wollte Jan wissen.

Die Frau nickte.

„Wo war Ihre Tochter vergangenen Abend bzw letzte Nacht?“

„Sie hat eine Freundin besucht, die sie einige Zeit nicht gesehen hat. Die beiden wollten etwas essen gehen und ein wenig reden.“

„Haben Sie sich keine Sorgen gemacht, dass sie in der Nacht nicht zu Hause war?“

„Monika ist fünfundzwanzig und erwachsen, da wollten wir nicht ständig hinterher sein, was sie macht und wo sie ist.“

„Wohnt Ihre Tochter hier bei Ihnen?“

„Nein, schon einige Zeit nicht mehr. Sie studiert eigentlich in Heidelberg Jura und hat dort auch im Studentenwohnheim gewohnt. Sie hat im Rahmen ihres Studiums an einem Studentenaustausch teilgenommen. Das ist ein neues Projekt, bei dem innerhalb Deutschlands Jurastudenten von verschiedenen Unis miteinander tauschen und dort ein oder zwei Semester studieren.“

„Ihre Tochter hat also an einem solchen Projekt teilgenommen. In welcher Stadt war sie denn da und wie lange?“

„Sie hat ein Jahr lang, ich glaube das sind zwei Semester, an der Uni in Freiburg studiert. Sie ist erst vor ein paar Tagen zurückgekommen und hatte noch Semesterferien.“

„In Freiburg, sagen Sie? Wo hat sie da gewohnt? Auch im Studentenwohnheim?“

„Nein, in einer kleinen WG, zusammen mit noch zwei anderen jungen Frauen. Es hat ihr sehr gut gefallen.“

„Kennen Sie die Namen ihrer Mitbewohnerinnen und die Adresse?“

Frau Lindberg kramte in einem Stapel Papiere herum und zog schließlich ein DIN A 5 Blatt hervor, das sie Jutta reichte.

„Hier ist die Adresse, an der Monika gewohnt hat.“

„Und die Namen ihrer Mitbewohnerinnen?“

Frau Lindberg dachte einen Moment nach.

„Eine hieß Mareike, das weiß ich sicher, von ihr hat Monika oft erzählt. Die andere … wie hieß die nur gleich? Ah, ich hab’s … Britta. Ja, genau, Britta.“

„Wissen Sie vielleicht auch die Nachnamen der beiden Frauen?“, hakte Jutta nach.

Frau Lindberg schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid, da muss ich passen. Die Nachnamen hat Monika nie erwähnt. Kann ich meine Tochter nochmal sehen?“

„Natürlich, zur Sicherheit müssten Sie sie noch identifizieren. Wann wollen Sie denn kommen?“

„Heute Nachmittag? Dann ist mein Mann auch da … ich muss ihn ja noch anrufen und ihm die Nachricht mitteilen …“

„Gut, dann kommen Sie heute Nachmittag um 15 Uhr in die Gerichtsmedizin. Wissen Sie, wo die ist?“

Frau Lindberg nickte.

Die beiden Kripobeamten verabschiedeten sich, stiegen in ihr Auto und fuhren zurück in ihr Büro.

„Ich muss das alles erstmal sortieren, was wir erfahren haben“, sagte Jutta und setzte sich an ihren Schreibtisch.

Zusammen mit Jan ging sie die Aussage von Frau Lindberg nochmal durch.

Es klopfte und ihr Chef, Jörg Holbe, trat ein.

„Haben Sie etwas Neues?“, wollte er wissen.

Jutta teilte ihm mit, was sie von Frau Lindberg erfahren hatten.

Kapitel 5

„Dann sollten wir mal in Freiburg an der genannten Adresse nachfragen, vielleicht können uns ja ihre beiden Mitbewohnerinnen etwas Neues sagen“, meinte der Chef.

„Sollen wir nach Freiburg fahren?“, fragte Jan.

„Nein, nein, ich denke, das ist nicht nötig. Das sollen die Kollegen dort machen und uns dann das Ergebnis mitteilen. Ich kenne den Leiter der dortigen Mordkommission, Wilfried Brunner, er hilft uns sicher gern weiter. Geben Sie mir mal alles, was Sie bisher zusammengetragen haben, ich werde ihn gleich mal anrufen.“

Jörg Holbe nahm die Akten, die Jutta ihm hinhielt und verschwand in seinem Büro.

„Hoffentlich kommt dabei etwas heraus“, murmelte Jan vor sich hin.

„Klar, wird schon, Jan. Die Kollegen kennen sich dort auch besser aus als wir.“

Kurze Zeit später bat Jörg Holbe seine beiden Beamten zu ihm ins Büro zu kommen. Jutta und Jan gingen hinüber zum Büro ihres Chefs, klopften und traten ein.

„Da sind Sie ja“, sagte Jörg Holbe, zu den beiden Kripobeamten gewandt, „ich habe hier gerade eine Videoschalte mit dem Leiter der Mordkommission in Freiburg, Wilfried Brunner. Kommen Sie her und sagen Sie hallo.“

Jutta und Jan stellten sich rechts und links neben ihrem Chef auf und sahen auf den Bildschirm. Wilfried Brunner war Mitte fünfzig, hatte leicht zerzaustes braunes Haar und einen Dreitagebart.

„Hallo“, sagte Jutta und nickte in die Kamera.

„Hallo“, sagte auch Jan.

„Das sind die beiden Beamten, Wilfried, die in dem Fall ermitteln, Frau Hansen und Herr Römer.“

„Hallo“, sagte nun auch Wilfried Brunner.

„Jörg hat mir den Sachverhalt geschildert, dass ihr die Leiche einer jungen Frau gefunden habt und diese eine Verbindung nach Freiburg hat. Sie hat ein Jahr lang an der hiesigen Uni Jura studiert und in einer WG zusammen mit zwei anderen Studentinnen gewohnt. Richtig?“

„Ja, nach dem, was uns die Mutter von Monika Lindberg erzählt hat.“

„Wir kümmern uns darum und informieren euch, wenn wir etwas herausgefunden haben. Übrigens“, fügte Wilfried Brunner noch hinzu, „dies sind meine beiden Beamten, die dafür zuständig sind.“

Er winkte zwei Personen zu sich heran. Diese traten nun vor den Bildschirm.

„Das ist Carolin Sommer und ihr Kollege, Kevin Reichel“, stellte er die beiden vor.

„Hallo“, sagten alle vier in die Runde.

„Gut“, meinte nun Jörg Holbe, „dann warten wir auf eure Ergebnisse.“

Die beiden Chefs verabschiedeten sich voneinander, dann wurde der Bildschirm dunkel, da die Verbindung unterbrochen war.

„Sie haben es gehört, die Kollegen in Freiburg kümmern sich darum. Warten wir also das Ergebnis ab. Bis dahin versuchen Sie am besten, noch etwas mehr über unser Mordopfer herauszubringen.“

Jutta und Jan gingen zurück in ihr Büro.

„Da bin ich mal gespannt“, meinte Jan.

„Wir werden sehen“, fügte Jutta hinzu.

Sie machten sich an die Arbeit und sahen noch einmal alles durch, was sie bisher zusammengetragen hatten.

Kapitel 6