Der Fiat-Standard - Saifedean Ammous - E-Book

Der Fiat-Standard E-Book

Saifedean Ammous

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Beschreibung

In Der Fiat-Standard wirft der weltbekannte Wirtschaftsexperte Saifedean Ammous seinen einzigartigen analytischen Blick auf das Fiat-Geldsystem und erklärt es als eine Meisterleistung der Ingenieurskunst und Technologie, genau wie er es für Bitcoin in seinem internationalen Bestseller Der Bitcoin-Standard getan hat. Diesmal geht Ammous auf die einstige Abkehr vom Goldstandard hin zum heutigen System des staatlich gestützten Fiat-Geldes ein. Er skizziert den Zweck und das Versagen des Fiat-Standards, leitet die umfassenderen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen seiner Verwendung ab und untersucht, wie Bitcoin dieses System im Laufe der Zeit beeinflussen wird. Mit durchdringender Einsicht analysiert Ammous globale politische Währungen in Analogie zu Bitcoin: wie sie "geschürft" werden, wann immer staatlich abgesicherte Einrichtungen Kredite vergeben, ihren Mangel an inhärenten Inflationsbeschränkungen sowie die zügellosen staatlichen Eingriffe, die zu schweren, verheerenden und anhaltenden Verzerrungen der globalen Märkte für Lebensmittel, Energiequellen, Wissenschaft und Bildung geführt haben. Anhand dieser Vergleiche zeigt Ammous, dass Bitcoin unser nächster Schritt nach vorne sein könnte, da er, dem Fiat-System gleich, eine hohe räumliche Verkäuflichkeit aufweist, ohne jedoch wie dieses zu unkontrollierten Schulden zu führen. Anstelle eines chaotischen, hyperinflationären Zusammenbruchs könnte der Aufstieg von Bitcoin wie ein Schuldenerlass und eine geordnete Aktualisierung des weltweiten monetären Betriebssystems wirken und die globalen Kapital- und Energiemärkte revolutionieren.

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der fiat-standard

das schuldknechtschaftssystem als alternative zur menschlichen zivilisation

aus dem englischen übersetzt von claus bertermann

Der Fiat-Standard – Das Schuldknechtschaftssystem als Alternative zur menschlichen Zivilisation

Offizielle Übersetzung des englischen Originaltitels:

The Fiat Standard – The Debt Slavery Alternative to Human Civilization

Erstveröffentlichung durch: The Saif House

Copyright © 2021 by Saifedean Ammous

Copyright © 2022 by Aprycot Media (deutsche Ausgabe)

Alle Rechte vorbehalten. Diese Übersetzung wurde von Aprycot Media – Held & Tröndle GbR unter Lizenz von Saifedean Ammous veröffentlicht.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen elektronischen oder mechanischen Mitteln, einschließlich Informationsspeicher- und Informationsabfragesystemen, ohne schriftliche Genehmigung des Autors/Herausgebers reproduziert werden, mit Ausnahme der Verwendung von kurzen Zitaten in einer Buchrezension.

Haftungsbeschränkung/Ausschluss von Garantien: Obwohl Autor und Verlag bei der Erstellung dieses Buches alle Anstrengungen unternommen haben, geben sie keine Zusicherungen oder Gewährleistungen in Bezug auf die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts dieses Buches und lehnen insbesondere alle stillschweigenden Gewährleistungen der Marktgängigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck ab. Es kann keine Gewährleistung durch Handelsvertreter oder schriftliche Verkaufsunterlagen geschaffen oder erweitert werden. Weder der Verlag noch der Autor haften für entgangene Gewinne oder andere kommerzielle Schäden, einschließlich aber nicht beschränkt auf besondere, zufällige, Folge- oder sonstige Schäden.

ISBN 978-3-949098-11-6 (Print)

ISBN 978-3-949098-12-3 (ePub)

Übersetzung: Claus Bertermann

Lektorat: Daniel Deckner, Tanja Giese, Stefan Held & Fabio Troendle

Layout & Satz: Michi Nussbaumer

Cover: Becklyn Studios

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Verlag: Aprycot Media – Held & Troendle GbR – Rheinfelden

1. Auflage 2022

Aprycot Media – Der Bitcoin Verlag – www.aprycot.media

Twitter & Instagram: @aprycotmedia

Meiner Mutter, meiner Schwester, meinem Bruder und meinen Großeltern gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Unterstützer

Vorwort

Teil I: Fiat-Geld

Kapitel 1: Einführung

Kapitel 2: Die nie enden wollenden Bankferien

Kapitel 3: Fiat-Technologie

Kapitel 4: Fiat-Mining

Kapitel 5: Fiat-Salden: Universelle Schuldknechtschaft

Kapitel 6: Wozu ist Fiat gut?

Teil II: Fiat-Leben

Kapitel 7: Fiat-Leben

Kapitel 8: Fiat-Lebensmittel

Kapitel 9: Fiat-Wissenschaft

Kapitel 10: Fiat-Energiequellen

Kapitel 11: Fiat-Staaten

Kapitel 12: Fiat-Kosten-Nutzen-Analyse

Teil III: Der Fiat-Liquidator

Kapitel 13: Warum Bitcoin das in Ordnung bringt

Kapitel 14: Bitcoin-Skalierung

Kapitel 15: Bitcoin-Banking

Kapitel 16: Bitcoin und Energiemärkte

Kapitel 17: Bitcoin-Kosten-Nutzen-Analyse

Kapitel 18: Kann Bitcoin das in Ordnung bringen?

Danksagungen

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Index

Über den Autor

Saifedean Ammous ist ein weltweit anerkannter Wirtschaftswissenschaftler und Autor von Der Bitcoin-Standard: Die dezentrale Alternative zum Zentralbankensystem, dem maßgeblichen und meistverkauften Buch über Bitcoin, welches in 25 Sprachen übersetzt wurde. Er ist zudem der Autor des in Kürze erscheinenden Lehrbuchs Principles of Economics. Saifedean hält auf seiner Online-Lernplattform Saifedean.com Kurse über ökonomische Zusammenhänge rund um Bitcoin sowie Wirtschaftswissenschaften in der Tradition der Österreichischen Schule. Darüber hinaus ist er der Moderator des The Bitcoin Standard Podcast.

Unterstützer

Der Autor widmet dieses Buch den folgenden Lesern, welche die Selbstveröffentlichung dieses Buches durch die Vorbestellung von signierten Exemplaren unterstützt haben. Eure Unterstützung und Euer Interesse sind der Grund, aus welchem ich schreibe!

60e75d5207d67cef0b16cea187be29f3c97b80cec30420427187 892f4f004a4c, A. Milenkovic, A.W. Steinly, Aaron Dewey Olsen, Abdullah Moai, AceRich2020, Adam Miller,@Adelgary, Afsheen Bigdeli, Ágúst Ragnar Pétursson, Akihiko Murai, Alberto Toussaint, Alex Bowe, Alex Chizhik, Alex Gladstein, Alex Toussaint, Alexander Tarnok, Ali Meer, Alistair Milne, Amber D. Scott, Amelia Alvarez, Amine Rahmouni, Andrés M. Tomás, Andrew K Sloan, Andrew Masters, Andrew P Hickman, Andrew W. Cleveland III, M.D., Andrewstotle, Andy Goldstein, Andy Holmes, Angelina Franklin, Anonymous, Antoni Taczanowski, Antonio Caccese, Armand Tuzel, Arvin Sahakian, Arxnovum Investments, Askar Kazhygul, Avtarkaur Sachamahithinant, Chaivit Sachamahithinant, Sujitra Sachamahithinant, AZHODL.com, Baron Bloe, Bartosz Granowski, Basem Jassin, Ben Davenport, Benoit Fontaine, Bert de Groot, Bill Daniels, Bill Sousa,@BitcoinIsThePin, Bitcoin-schweiz.ch GmbH, bitcoinsverige.org, BklynFrank, Braiins & Slush Pool, Brandon Nabors, Bret Leon Lusskin Jr, Brett Bondi, Brian Lockhart, Brian Bilnoski, Brian Fisher, Brian L. McMichael, Britt Kelly, Browning Hi-Power 9mm, Bryan Boot, Bryan Hennecken, Bryan S. Wilson D.O., C&H, C4R3Bear, Carlos Octavio Chida Suárez, Cedric Youngelman, Chad Welch, Chafic Chahine, Charles Ruizhongtai Qi, Chiefmonkey, Chris Rye, Chris Vallé, Christian Cora, Christof Mathys, Christophe Masiero, Christopher Chang, Christopher S. Widger, CJ Wilson, Central Valley Bitcoiners, Clancy und Joe Rodgers, Clayton Maguire, Colin Heyes, Conscious Money Creators, Craig McGarrah III, Craig S Smith, D. Akira Ulmer, Dan Carman, Dan J, Dan Skeen, Daniel Carson, Daniel G. Ostermayer, Daniel Marulanda, Daniel Oon, Darin Feinstein, Darin Wilmert, Dave Burns, David Adriani, David B. Heller, David Barry, David Bryson, David Carre, David und Shauna Jeffries, David Love, David McFadzean, David Strimaitis, Decrypted LLC, Dennis Eibel, Dennis Kohler, Derek Sheeler, Derek Waltchack, Dick Trickle, Dicka, Dmitriy Molla, Doug Devine, Doug Hemingway, Michael Milmeister & the Stormrake team @stormrake.com, Dr. und Frau Douglas M. Moeckel, Dr. Paul Essey, Dustin Dettmer, Dylan Hedges, Dylan Wettasinghe, Ed Becker, Edgar R Tapia Gonzalez, ElCapitan, Eliah van Dijk und Anaïs van Dijk, Elias Andalaft – Mitbegründer vonWebempresario.com, Elio S. Fattorini, Emmanuel Azih Jr, Eric Dosal, Érick Zazueta Ávila, Eugen Zimbelmann, Evangeline und Jacob, Fabian, Fabian Bürger, Fadi Mantash, Felix L., Filip Karađorđević und Danica Karađorđević, Filipe Neves, Frank Acklin, Frank T. Young, Frederick D’Mello, G Charles Harrison, Gabe C., Gabriele „gurgamezcla“ Gussoni, Gaël Giusti, Gareth Hayes, Gary Lau,@gauchoeddy, Gerard N, Gerd Lüdtke, Gert Kleemann, Gina Jaramillo, Giuseppe Bueti, Glenn T., Gordon S Greer, Greg und Joy Morin, Gregory Zajaczkowski, Hadi, Harvinder Singh Sawhney, Hashim Elmegreisi, Hendel Bouchelaghem, Henry Gonzalez, Herman Vissia, Housam Majid Jarrar, Hugh Fowler, Hunter Hastings, Imre Michalsky, Isabella V. Fernando, Isaias De Leon, Isandi, J Dixon, J Flow, J. Kevin Coffin, J. Woods, J.M.B., Jack Heitger, Jacob Boyer, Jacob Cherian, Jakob Kucharczyk, James DelGuercio, James Harris, James Ian Thompson, James Machado, James McCoy, James Sutherland, James Swinhoe, James Viggiano, Jan W.F. van Dort-Meisterin digitalen Währungen, Janajri Family, Coinbits Team, Jarod M. Bona, Jasper de Trafford, Javier Gil, Jay Chin, Jeff und Beth Ross, Jeff Aurand, Jeff Bennett, Jeff Packard, Jeff Smith, Jeffrey S. Van Harte, Jeffrey Poppenhagen, Jeffrey Williams von ILA Local 1654, Jeremiah Albright, Jeremiah James, Jeremy Cooper und #TeamCooperOhana, Jeremy Showalter, Jerrold Randall, Jerry Aguirre, Jez San, Jimmy Weaver, @JMFM_89, Joachim B., Joe Rubio, Johan M. Bergman, John Brier, John Brown, John Connor, John Dixon, John Jolly, John Mcmillan, John Silvestro, Johnathan Ly, MD, Johnny, Johnny Walsh, Jon Tan Ling Peng, Jonas Konstandin, Jordan Friedman, Joris Kemperman, Joseph Anthony Debono, Joshua D A Vincent, Justin Won-JunKim, @k9ert, Kami Niles, Kapitein Geweldig, Kenny G, Kenny Mayerhofer, Kenton Ralph Toews, Kevin McKernan, Kevin Sang, Kevin Wesley Avent, Kim van Nie, Kota Kojima, Kristian Kolding, Kristian Wiborg, Kyleund Rachel Ford, Lapo Pietro, Roberto Masiero, Laura Ann Feathers, Leeron Galimidi, Lennart Zahn, Leon Lawrence Stubbs, Les DeFelice, Lexbury, Liam Birch, Lincoln Liu, Lisa Cheng, Lloyedkoh, Loay Malahmeh, Locky McWilliam, Louferlou, Louis B, Lowina Blackman, Luis C. Alonso, Luis Rivera, Lynley Pillay, Maciej Kazimieruk, Manu Beuselinck, Marco Bühler, Marco Giangiulio, Marius Reeder, Mark Ioli, Mark Moss, Mark Mulvey, Mark Rodney Gardner, Mark Simonson, Mark W Roen, Markus Lindgren, Marquie Mosley, Marquita Robinson-Garcia und DVINITI Skin Care, Marshall Long, Martin Brochhaus, Martin Roberto Richmond CFA, Mathew O’Keefe, Matija Grlj, Matt „yabapmatt“ Rosen, Matt Maiuri, Matt Moran, Matt Sellitto, Maurice und Jeanne Schutte, Max, Max Guimarães, Maxon LaForge, Mazhar Memon, Michael Atwood, Michael Baker, Michael Byrne, Michael Fink, Michael Goldstein, Michael Harris, Michael Jonsson, Michal Duska und Roman Filipoiu, Milan Radojicic, Mina Eklad, Mischa Zed, Mitchel Edwards, Mitchell Kennedy, Mohammad Nauman, Money Phlow pty ltd, Mr. W. B., Nader S Dahdaleh, Nadir Seha Islam, Sibel Karakurum, Nazir Cihangir Islam, Nathan Mahaffey, Nathan Olmstead, Neal Nagely, Nicholas Sheahan und Martina Marcinska, Nick Karadza, Nick Ligerakis, Nicolás Ahumada, Nicolas Cage, Noor Elhuda El Bawab, Olly Stedall @saltedlolly, Omar Ruiz Geronimo, Omar Sabek, Omran Kaskar, Paige Webley, Pan Dermatis, panaccoman, @panicbuyingbtc, Panties for Bitcoin, Pantiesforbitcoin.com, Paolo Illing, Pattaravut Maleehuan, Paul I. Sung, Paul John Gaston, Paul Rylands, Paul Trentham, Pedro Brannum, Pei-Hsun Kao, Per Treborg, Perry Hester, Pete Cochran, Peter & Carren Egyed, Peter Francis Fenwick, Petr Žalud, Philip Guncill, Phillip Byrne, Pierre Alessandro Gmeiner, Pieter N., Pieter Voogt, PtAd, pij, pijankengur, Piotr Krzak, Piriya Sambandaraksa, Raj Shreyas Padliya, Rajan Sohal, Rauderce O., Rami Korhonen, Raven de la Cruz, Ravi Sohal, Red Pill Songs, Reina Bitcoin, Richard und Gigi, Richard Wiig, Richard Yu, Rick Pauw, Rickie Chang, Rijk Plasman, Rits Plasman, Rob (SATJ) Clark, Robert Alan Koonce, Robert B. Ferraro, Robert Del Riego, Robert Mearns, Robert Schulman, Roberto Costa Ramalhete, Roberto De Leon, Robin Thirtle, Rodolfo Novak (NVK), Rodrigo Gualberto, Roman Engelbrecht, Roman Filipoiu, Rory Orr, Rosa Jara, Rosie Featherby, Ruben Waterman, Ruslan Kuvaev, Russ, Rustin Watt, Ryan Anthony Williams, Ryan Blair, Ryan C Wilhoit, Ryan Cole, Ryan Jordan, Ryan Niles, Ryan Rinaldo, Ryan W. Slot, Sachin & Manavi Sharma, Samuel Claussen, Samuel Rufinatscha, San Familie, Sanjay Srivatsa, Satoshi’s Domains, Scott C. Morgan @BtcVires, Scott S. Manhart, DDS, MS, Scott Schneider, Seb Walker, Sebastian Liu, SensibleYapper, Sergio Ruocco, Shakti Chauhan, Shao-Hsuan Kao, Shaun Thomson, Sheldon Friesen, Shire HODL, Shone Anstey bei LQwD Fintech, Shone Sadler, Siim Männart, Simon Ree, Simona Macellari, Stacy, Stefano D’Amiano, Stephan Livera, Stephen Cole, Stephen Saunders, Steve und Paige Crozier, Subhan Tariq Esq., Tammy Fuller, Tarek, Tariq Al Muhtassib, Tarun K Chattoraj, The Goodspeed Family, The Stormrake team @stormrake.com, The Yingling Family, Thomas Hartland Mackie, Thomas Jaeger, Thomas Jenichen, Thomas Shelton, Tim Y., Tinoosh Zand, M.D., Tipton Cole, Tom G., Tom Karadza, Torstein Habbestad, Tyler W. Thornton, U.C.J., Esq, Frau Vicky Essey, Victor Goico, Vijay Boyapati, Vince Oscar Benitez, Vincent en Daan, Vinicius Kenji Hashimoto, Wallet of Satoshi, Wayne Keith (@SatoshiPrime_io), Wesley Brockman, William J. Blehm, William Johnston, wiz, Yorba, Zac Woods, Zach Herbert, Zachary Hollinshead, Zafer Özkavlak, Zane Pocock, Zsurka Zoltán András.

VON ROSS STEVENS, GRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRENDER VORSITZENDER, NYDIG

Vorwort

Unmittelbar nach seiner Veröffentlichung wurde Saifedean Ammous’ Der Bitcoin-Standard zu einem sofortigen Klassiker – eine Pflichtlektüre für jeden, der ernsthaft daran interessiert ist, die Bedeutung und das Potenzial von Bitcoin zu verstehen. Der Bitcoin-Standard nimmt den Leser zunächst mit auf eine fesselnde Reise durch die Geschichte des Geldes und erläutert sodann umfassend die Grundprinzipien von Bitcoins vergleichsweiser Attraktivität. Unter einer Auswahl herausragender Bitcoin-Literatur hat sich Der Bitcoin-Standard innerhalb der Bitcoin-Gemeinschaft den „Wenn nur ein Buch zu Bitcoin, dann dieses“-Rang gesichert.

Fast vier Jahre später ist Der Bitcoin-Standard weiterhin zeitgemäß. Bitcoin ist heute für über 100 Millionen Menschen weltweit relevant, was die Gültigkeit der zentralen Einsichten Saifedeans nachdrücklich bestätigt. In Anbetracht der Tatsache, dass Bitcoin, anders als Fiat-Währungen, von seinen Nutzern in jedem Fall freiwillig angenommen wird, darf man berechtigterweise erstaunt darüber sein, wie sich Bitcoin trotz seiner kurzen Lebensdauer zu einer bedeutenden globalen monetären Institution entwickelt hat, die sowohl nichtstaatliches und nichtbankgestütztes Mittel der Vermögensspeicherung sowie ein unpolitisches und neutrales Transaktionsmedium bereitstellt.

Das allgemeine Wachstum der Bitcoin-Akzeptanz ist überzeugend, aber die Pro-Kopf-Verbreitungsraten zeichnen ein noch interessanteres Bild. Die größte Pro-Kopf-Verbreitung von Bitcoin gibt es in Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika, Osteuropa und Südostasien. Dass die Bürger dieser Gegenden zu den eifrigsten Frühnutzern gehören, macht Sinn. Ob es sich bei den Symptomen um fortgeschrittene Inflationsepisoden oder erstickende Kapitalkontrollen handelt: Bürger in Ländern mit der höchsten Pro-Kopf-Verbreitung werden von Bitcoin angezogen, weil sie sich einem Mangel an Regierungsintegrität, Eigentumsrechten und Währungsfreiheit umfassenden Versagen ihrer lokalen Institutionen gegenübersehen.

Vielleicht liegt die Anziehungskraft sowohl intuitiv als auch explizit im marktwirtschaftlichen, vorab festgelegten Emissionsmodell von Bitcoin begründet, welches einen freien Markt schafft und sicherstellt, dass eine privilegierte Elite nicht den alleinigen Zugang zum Geldhahn erlangt. Der Bitcoin-Arbeitsnachweis (Proof-of-Work), bei dem Bitcoin-Schürfer (Bitcoin-Miner) Strom und Rechenleistung einsetzen, um neue Token zu erwerben, legt einen realen Preis für die Ressource fest, weshalb sich Schürfer „einkaufen“ müssen, wenn sie die Position der Münzanstalt besetzen wollen.

An dieser Stelle stellt Saifedean in Der Fiat-Standard die Dinge auf brillante Weise auf den Kopf. Seine durchdringende Einsicht besteht darin, die Funktionsweise von Fiat-Geld (im Folgenden: Fiat) durch eine Analogie zur Funktionsweise von Bitcoin zu erklären. In diesem Zusammenhang können wir uns Fiat als eine digitale Währung vorstellen, wie einen Altcoin, und seine Qualitäten und Merkmale sowie seine Stärken und Schwächen definieren. Saifedean vergleicht das Fiat-Schürfen (Fiat-Mining) mit der Schaffung von Krediten und die Fiat-Schürfer mit allen Institutionen, an die Teilreserveanforderungen gestellt werden. Wie Bitcoin-Miner haben auch Fiat-Miner einen Anreiz, die Token-Ausgabe für sich selbst zu maximieren. Im Gegensatz zu Bitcoin-Minern sind Fiat-Miner jedoch nicht durch die Schwierigkeitsanpassung (Difficulty Adjustment) eingeschränkt. Daher gibt es beim Fiat-Schürfen keinen Mechanismus zur Kontrolle der Emission, was die explosionsartige Zunahme von Fiat-Token erklärt, die sich Land für Land und Jahrzehnt für Jahrzehnt vollzieht. Saifedeans Paradigma zeigt darüber hinaus auf, dass beobachtete Fiat-Zusammenbrüche, wie schlecht konstruierte Brücken, nichts weiter als das unvermeidliche und unausweichliche Ergebnis einer schlechten Konstruktion darstellen.

Der Fiat-Standard ist dabei kein einseitiger Angriff auf Fiat, sondern veranschaulicht und erklärt die Vorteile, die die weltweite Einführung von Fiat ermöglicht haben. Während sich der analytische Rahmen von Der Bitcoin-Standard auf die Bewertung der Verkäuflichkeit im Zeitverlauf konzentrierte und darlegt, wie diese den monetären Aufstieg von Gold und Bitcoin erklärt, greift Saifedean in Der Fiat-Standard auf den Rahmen der Verkäuflichkeit im Raum zurück, um den Aufstieg von Fiat – und dessen Substitution für Gold – zu erklären. Dieser Rahmen bildet außerdem die Grundlage für eine Beurteilung des Aufstiegs von Bitcoin in einer Fiat-Welt, seines Sicherheitsmodells und seiner Chancen auf anhaltenden Erfolg.

Indem wir Saifedeans Sprache der „Fiat-Token“ nutzen, gewinnen wir auch Klarheit darüber, warum das moderne Zentral- und Geschäftsbankwesen – zusammengenommen – schwerwiegende wirtschaftliche Abschwünge nicht heilt, sondern verursacht. Indem das Fiat-Schürfen dem populistischen Verlangen nach immer mehr kostenlos ausgegebenen Fiat-Token nachgibt, lähmt es die Rolle des weisesten Regulators – des Marktes –, indem es den wichtigsten Mechanismus für eine effiziente, gesamtwirtschaftliche Kapitalallokation ausschaltet: die relativen Preise solider (d. h. streng begrenzter) monetärer Token. Einer ungezügelten Emission von Fiat-Token stehen im Jahr 2020 Zahlungsausfälle von Staaten gegenüber, die so hoch sind wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, während das Verhältnis zwischen Herabstufungen und Heraufstufungen der Kreditwürdigkeit von Staaten einen historischen Höchststand von 10:1 erreichte.

Nachdem die Mängel der technischen Infrastruktur von Fiat klar aufgezeigt wurden, nimmt uns Saifedean mit auf eine lange und überraschende Reise, eine Tour de Force, welche die Auswirkungen dieser Mängel auf verschiedene Bereiche unseres täglichen Lebens – unter anderem Architektur, Familie, Lebensmittel, Wissenschaft und Energie – aufzeigt. Dieser kontroverse Teil wird einige Leser wütend machen und ihre Ablehnung oder Schlimmeres provozieren. Viele aufgeschlossene Leser werden jedoch mit einer Menge schwer wieder zu verdrängender Fragen und Einsichten über die Tücken von Fiat verbleiben. Saifedeans Ansatz, in welchem Fiat die Rolle der Wurzel vielen Übels zukommt, stellt einen wichtigen und originellen Beitrag zur Diskussion darüber dar, warum ein von Herrschern gelenktes Geldsystem zu enormen Ungerechtigkeiten, Ungleichgewichten und unbeabsichtigten Konsequenzen führt.

Ich werde hier keine Überraschungen vorwegnehmen. Als Vorgeschmack auf Kommendes sei jedoch daran erinnert, dass Bitcoin zur Generation neuer Tokens einen angemessen kostspieligen Arbeitsnachweis benötigt, während der Prozess des Fiat-Schürfens das Konzept der Opportunitätskosten bei der Erstellung seiner Token ausblendet. Dieser Kontrast erklärt das verrückte Streben nach und das verzweifelte Festhalten an der Macht unter den Schöpfern von Fiat-Token – weshalb es niemanden überrascht, dass diese Leute sich von Bitcoin am meisten bedroht fühlen. Da Fiat-Schürfer keine Opportunitätskosten sehen, wenn sie mit Hingabe Fiat-Scheine mit Hingabe drucken, tun viele von ihnen so, als bekämen sie etwas für nichts. Man bedenke die weitreichenden gesellschaftlichen Auswirkungen dieser gefühlten, aber selbstverständlich nichttatsächlichen Realität.

Saifedean endet mit einer Mischung aus Optimismus und Praxisnähe, indem er darüber reflektiert, wie Fiat und Bitcoin koexistieren können, einschließlich der Möglichkeit, dass Bitcoin einen allmählichen Abbau der Fiat-Schulden durch freiwillige Fiat-Liquidierung bewirkt. Die zunehmende Verbreitung von Bitcoin in Verbindung mit der stetig fallenden Kaufkraft von Fiat kann einen Gleitpfad für die schrittweise, freiwillige Umstellung der Menschheit auf solides Geld schaffen. Somit muss der Aufstieg von Bitcoin nicht zu einem katastrophalen Zusammenbruch von Fiat führen, und es können gute Argumente zugunsten von Bitcoin als einer Form der Fiat-denominierten Vermögensversicherung vorgebracht werden, was wiederum Argumente für eine über Null liegende Bitcoin-Allokation für jedermann stärkt.

Allerdings ist Bitcoin auch eine Form der Lebensversicherung, wenn auch nicht im traditionellen Sinne einer großen Auszahlung im Todesfall. Vielmehr bietet Bitcoin zu Lebzeiten eine große Auszahlung, und zwar in der unbezahlbaren Form von persönlicher Souveränität, Freiheit und Würde. In einer Welt voller monetärer Unfairness, Ungerechtigkeit, der Institutionalisierung moralischen Risikos und der zunehmenden Domestizierung unserer Individualität durch den Staat ist die unbestechliche Fairness, Gerechtigkeit, Wahrheit und Schönheit von Bitcoin ein Leuchtfeuer für alle Optimisten, die nach persönlicher Verbesserung und Frieden streben.

Vielleicht gerade zur rechten Zeit hat jeder Weltbürger nun eine Wahl. Du kannst beim Fiat-Standard bleiben, bei dem einige Leute – wahrscheinlich nicht Du – unbegrenzt neue Geldeinheiten kostenlos herstellen können. Oder Du kannst dich für den Bitcoin-Standard entscheiden, bei dem niemand diese Möglichkeit hat – auch Du nicht. Da wir nun die Möglichkeit haben, uns für ein Geldsystem zu entscheiden, das von Regeln und nicht von Herrschern bestimmt wird, kann jeder von uns dankbar für die Möglichkeit und die persönliche Verantwortung sein, diese Entscheidung treffen zu können.

Ross Stevens

Gründer und geschäftsführender

Vorsitzender, NYDIG

TEIL I:

Fiat-Geld

KAPITEL 1

Einführung

Dieses Jahr ist der fünfzigste Geburtstag der Schließung des Gold-Umtauschfensters durch die US-Regierung sowie der damit einhergehenden Umstellung der Welt auf ein Fiat-Geldsystem. Die große Mehrheit der heute lebenden Menschen hat noch nie etwas anderes als Fiat-Geld verwendet. Dies kann nicht einfach als unerklärter Zufall abgetan werden, und Wirtschaftswissenschaftler sollten in der Lage sein, zu erläutern, wie dieses System trotz seiner vielen offensichtlichen Mängel funktioniert und überlebt. Die Langlebigkeit des Fiat-Geldes macht über die Jahrzehnte hinweg unternommene Versuche seiner Kritiker, es immer wieder als unabwendbaren Betrug am Rande des Zusammenbruchs abzutun, unplausibel. Schließlich gibt es weltweit viele Märkte, die durch staatliche Eingriffe massiv verzerrt sind, aber dennoch weiter bestehen. Es ist keine Billigung solcher Interventionen, sondern der Versuch, die Gründe ihres Fortbestehens zu erklären.

In seinem 1929 erschienenen Buch The Thing erzählt G. K. Chesterton die Geschichte eines Mannes, der einen Zaun findet, welcher keinen Zweck zu erfüllen scheint, und beschließt, diesen zu entfernen. Ein anderer Mann entgegnet: „Wenn du keinen Nutzen in ihm siehst, werde ich dich ihn bestimmt nicht entfernen lassen. Geh’ weg und denke nach. Wenn du dann zurückkommst und mir sagst, dass du einen Nutzen in ihm siehst, erlaube ich dir vielleicht, ihn zu zerstören.“1 Fünfzig Jahre nach seiner endgültigen Ausgestaltung, mehr als ein Jahrhundert nach seiner Einführung und mit dem Auftritt eines neuen Konkurrenten, welcher droht, es zu ersetzen, ist eine Bewertung der Nutzen des Fiat-Systems heute sowohl möglich als auch notwendig.

Auch wenn das Fiat-System auf dem freien Markt keine Akzeptanz gefunden hat und es viele Schwächen und Einschränkungen aufweist, lässt sich nicht leugnen, dass viele Fiat-Systeme über weite Teile des letzten Jahrhunderts funktioniert und eine unvorstellbar große Zahl von Handelsgeschäften auf der ganzen Welt ermöglicht haben. Seine fortlaufende Anwendung macht es sinnvoll, das Fiat-System zu verstehen, zumal wir immer noch in einer Fiat-basierten Welt leben. Dass du mit Fiat abgeschlossen hast, bedeutet nicht, dass Fiat auch mit dir fertig ist! Ein Verständnis davon, wie der Fiat-Standard funktioniert und weshalb er häufig scheitert, ist eine essenzielle Wissensgrundlage im Umgang mit ebendiesem.

Zugleich ist es nicht ratsam, Fiat-Systeme auf der Grundlage der Marketingkampagnen ihrer Befürworter und Nutznießer in der staatlich finanzierten akademischen Welt und der populären Presse zu beurteilen. Dass das globale Fiat-System bisher dem von seinen Gegnern vorhergesagten vollständigen Zusammenbruch ausgewichen ist, kann nicht als Rechtfertigung dafür dienen, dass seine Befürworter es als eine Art magisches Füllhorn ohne Opportunitätskosten oder Konsequenzen bewerben. Im vergangenen Jahrhundert gab es in Ländern, die Fiat-Währungssysteme verwenden, mehr als sechzig Hyperinflationsphasen.2 Davon abgesehen reicht die Vermeidung eines regelmäßigen katastrophalen Zusammenbruchs kaum aus, um das System als positive technologische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung anzupreisen.

Jenseits der unablässigen Propaganda seiner Enthusiasten und der wütenden Gehässigkeit seiner Gegner versucht dieses Buch, etwas Neues zu bieten: eine Erkundung des Fiat-Geldsystems als Technologie, wobei seine Zwecke und charakteristischen Versagensrisiken aus einer konstruktiven und funktionalen Perspektive umrissen sowie die umfassenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen seiner Verwendung abgeleitet werden sollen. Diesen Ansatz beim Verfassen von Der Bitcoin-Standard zu verfolgen, trug dazu bei, es zum bis dato meistverkauften Buch über Bitcoin werden zu lassen, welches Hunderttausenden von Lesern in mehr als 25 Sprachen half, die Bedeutung und die Implikationen von Bitcoin zu verstehen.

Es mag kontraintuitiv sein, aber ich glaube, dass man die entsprechenden Vorgänge in Fiat-Systemen besser verstehen kann, wenn man zuerst die Funktionsweise von Bitcoin versteht. Es ist einfacher, einem Computerbenutzer einen Abakus zu erklären, als einem Abakusbenutzer einen Computer zu erklären. Eine fortschrittlichere Technologie führt ihre Funktionen produktiver und effizienter aus, was eine klare Darstellung der Mechanismen der einfacheren Technologie ermöglicht und deren Schwächen aufdeckt. Mein Ziel ist es, die Funktionsweise und die technische Struktur des Fiat-Geldsystems zu erklären und zu zeigen, wie es in Realität funktioniert, fernab des Romantizismus von Regierungen und Banken, die ein Jahrhundert lang von diesem System profitierten.

In den ersten sieben Kapiteln von Der Bitcoin-Standard wurden die Geschichte und die Funktion des Geldes sowie seine Bedeutung für die Wirtschaftsordnung erläutert. Auf dieser Grundlage wurde in den letzten drei Kapiteln der Bitcoin eingeführt, seine Funktionsweise erklärt und dargelegt, wie diese mit den in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten wirtschaftlichen Fragen zusammenhängt. Meine Motivation als Autor war es, Lesern zu ermöglichen, die Funktionsweise von Bitcoin und seine monetäre Bedeutung zu verstehen, ohne ein Vorwissen über Wirtschaft oder digitale Währungen vorauszusetzen. Wäre Bitcoin nicht erfunden worden, hätten die ersten sieben Kapitel von Der Bitcoin-Standard als Einführung in die Funktionsweise des Fiat-Geldsystems dienen können. Dieses Buch macht da weiter, wo Kapitel 7 von Der Bitcoin-Standard aufhört. Die ersten sechs Kapitel dieses Buches sind den letzten drei Kapiteln von Der Bitcoin-Standard nachempfunden, dieses Mal jedoch mit Blick auf Fiat-Geld.

Wie funktioniert das Fiat-Geldsystem im operativen Sinne tatsächlich? Der Erfolg von Bitcoin als reines und eigenständiges Geldsystem des freien Marktes hilft dabei, die Eigenschaften und Mechanismen zu verdeutlichen, die für das Funktionieren eines Geldsystems notwendig sind. Bitcoin wurde von einem Software-Ingenieur entwickelt, der ein Geldsystem auf das Wesentliche reduzierte. Diese Entscheidungen wurden dann von einem freien Markt mit Millionen von Menschen auf der ganzen Welt bekräftigt, die dieses System kontinuierlich nutzen und ihm derzeit rund 800 Milliarden US-Dollar ihres Vermögens anvertrauen. Das Fiat-Geldsystem hingegen wurde nie einem freien Markt überlassen, auf welchem seine Nutzer das einzige Urteil fällen könnten, das zählt. Die allzu häufigen systemischen Zusammenbrüche des Fiat-Geldsystems sind wohl das eigentliche, aus der Unterdrückung durch Regierungen hervorgehende Markturteil. Da Bitcoin uns zeigt, wie ein fortschrittliches Geldsystem völlig unabhängig von staatlicher Kontrolle operieren kann, können wir die Eigenschaften, die für ein Geldsystem erforderlich sind, um auf dem freien Markt zu funktionieren, klar erkennen und dabei zugleich die Funktionsweise von Fiat sowie die allzu häufigen Modi seines Scheiterns besser verstehen.

Zunächst einmal ist es wichtig, zu verstehen, dass das Fiat-System kein sorgfältig, bewusst oder absichtlich entwickeltes Finanzsystem wie Bitcoin ist. Vielmehr entwickelte es sich durch einen komplexen Prozess aus Kompromissen zwischen politischen Zwängen und Zweckmäßigkeit bei der Verwaltung von Staatsbankrotten. Das nächste Kapitel veranschaulicht dies durch die Untersuchung neu veröffentlichter historischer Dokumente darüber, wie der Fiat-Standard entstand und wie er den Goldstandard – anfänglich im England des frühen 20. Jahrhunderts und im Jahr 1971 auf der anderen Seite des Atlantiks ankommend, schließlich vollständig – ablöste. Dies ist jedoch kein Geschichtsbuch, und ich werde keine vollständige historische Darstellung der Entwicklung des Fiat-Standards über das vergangene Jahrhundert hinweg versuchen, wie sich auch Der Bitcoin-Standard nicht zu sehr in die Analyse der historischen Entwicklung der Bitcoin-Software vertiefte. Der Schwerpunkt des ersten Teils dieses Buches liegt auf dem Betrieb und der Funktion des Fiat-Geldsystems, indem eine Analogie zum Betrieb des Bitcoin-Netzwerks hergestellt wird – eine Herangehensweise, die als vergleichende Studie der Ökonomie verschiedener geldtechnischer Systeme bezeichnet werden könnte.

In Kapitel 3 wird die dem Fiat-Standard zugrunde liegende Netzwerk-Topographie und Technologie untersucht. Anders als sein Name vermuten lässt, wird modernes Fiat-Geld nicht einfach aus dem Nichts durch staatliches Fiat erschaffen. Die Regierung druckt nicht einfach Geld und gibt es an eine Gesellschaft aus, die dieses als Geld akzeptiert. Die Funktionsweise modernen Fiat-Geldes ist viel ausgeklügelter und komplizierter. Das grundlegende Konstruktionsmerkmal des Fiat-Geldsystems besteht darin, dass es zukünftige Geldversprechen so behandelt, als wären sie so gut wie gegenwärtiges Geld, weil die Regierung sich für diese Versprechen verbürgt. Durch staatlichen Zwang kann ein solches System sehr lange aufrechterhalten werden, auch wenn es den Wettbewerb auf dem freien Markt nicht überleben würde.

In Kapitel 4 wird untersucht, wie die systemeigenen Token des Fiat-Netzwerks zustande kommen. Da es sich bei Fiat-Geld um Kredit handelt, führt die Kreditschöpfung in einer Fiat-Währung zur Schaffung neuen Geldes, was bedeutet, dass die Kreditvergabe die antiquierte und willkürliche Version des Schürfens von Fiat ist. Fiat-Miner sind die Finanzinstitute, die in der Lage sind, Fiat-basierte Schulden mit Garantien der Regierung und/oder der Zentralbanken zu erzeugen. Anders als im Fall der Bitcoin-Schwierigkeitsanpassung gibt es bei Fiat keine präzisen oder durchdachten Mechanismen zur Kontrolle der Emission. Stattdessen verursacht Kreditgeld ständige Zyklen der Ausweitung und Schrumpfung der Geldmenge – mit verheerenden Folgen.

In Kapitel 5 werden dann die Salden im Fiat-Netzwerk analysiert, wobei aufgezeigt wird, dass viele, wenn nicht sogar die meisten Nutzer negative Kontostände haben – ein einzigartiges Merkmal des Fiat-Netzwerks. Die Möglichkeit, Fiat-Geld durch die Ausgabe von Schulden zu generieren, bedeutet, dass Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen einen starken Anreiz haben, sich zu verschulden. Die Monetisierung und Universalisierung von Schulden ist außerdem ein Krieg gegen das Sparen – ein Krieg, den die Regierungen im letzten Jahrhundert heimlich und ziemlich erfolgreich gegen ihre Bürger geführt haben.

Auf der Grundlage dieser Analyse schließt Kapitel 6 den ersten Teil des Buches ab, indem es sowohl die Verwendungszwecke von Fiat-Geld als auch die Probleme, die es löst, erörtert. Die beiden offensichtlichen Verwendungszwecke von Fiat sind, dass es dem Staat ermöglicht, sich auf einfache Weise zu finanzieren, und den Banken erlaubt, Laufzeitinkongruenzen und Teilreserven-Bankgeschäfte zu nutzen, während sie sich weitgehend vor den unvermeidlichen Risiken dieser Praktiken abschirmen. Fiats dritter Nutzen ist es jedoch, der für sein Überleben am wichtigsten war: räumliche Verkäuflichkeit.

Ich muss gestehen, dass der Versuch, das Fiat-Geldsystem von einem konstruktiven Standpunkt aus zu betrachten und zu ergründen, welches Problem es löst, mir eine Wertschätzung seiner Nützlichkeit und eine gemäßigtere Einschätzung der Motive und Umstände, die zu seiner Entstehung geführt haben, vermittelte. Das Verständnis des Problems, welches dieses Fiat-System löst, lässt den Wechsel vom Goldstandard zum Fiat-Standard weniger abwegig und verrückt erscheinen, als er mir – einem Anhänger des harten Geldes, der nichts Gutes oder Vernünftiges an der Umstellung auf ein weicheres Geld sehen konnte, – beim Schreiben von Der Bitcoin-Standard vorkam.

Wenn man bedenkt, dass der analytische Rahmen von Der Bitcoin-Standard auf dem Konzept der Verkäuflichkeit über die Zeit hinweg sowie der Fähigkeit des Geldes, seinen Wert in der Zukunft zu halten, beruht und auf den Auswirkungen, die dies auf die Gesellschaft hat, kommt einem der Fiat-Standard zunächst wie eine vorsätzliche, ruchlose Verschwörung zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation vor. Durch das Schreiben dieses Buches und das intensive Nachdenken über die operative Realität des Fiat-Geldes ist jedoch die Eigenschaft der räumlichen Verkäuflichkeit stärker in den Fokus gerückt, was die Gründe für die Entstehung des Fiat-Standards klarer und verständlicher machte. Trotz seiner vielen Schwächen lässt sich der Schlussfolgerung nicht ausweichen, dass der Fiat-Standard in der Tat eine Lösung für ein echtes und lähmendes Problem des Goldstandards war, nämlich dessen geringe räumliche Verkäuflichkeit.

Die geringe Verkäuflichkeit von Fiat über die Zeit hinweg blieb ein Problem – angesichts seiner Vorteile bei der Übertragung von Wert über den Raum hinweg aber ein tolerierbares. Noch wichtiger ist, dass Fiat den Regierungen auf der ganzen Welt enormen Spielraum darin ließ, ihre derzeitigen Bürger auf Kosten ihrer zukünftigen Bürger zu bestechen, indem es die weichen Fiat-Token schuf, mit denen ihre Zahlungsnetzwerke betrieben wurden. Fiat war bequem für seine Nutzer, noch bequemer jedoch für jene Regierungsbeamten, welche die einzigen Full-Nodes (Netzwerkknoten – A. d. Hrsg.) kontrollierten. Wenn wir eine Bestandsaufnahme der einhundertjährigen Funktionsweise dieses Geldsystems machen, kann eine nüchterne und differenzierte Bewertung die Bedeutung dieser Lösung für die Erleichterung des Welthandels würdigen, aber zugleich verständlich machen, wie sie die Inflation ermöglichte, von der Regierungen auf Kosten ihrer derzeitigen und künftigen Bürger profitiert haben. Fiat mag im Hinblick auf Verkäuflichkeit über die Zeit hinweg ein großer Rückschritt gewesen sein, aber es war ein großer Sprung nach vorn für die räumliche Verkäuflichkeit.

Nachdem im ersten Teil des Buches die Mechanismen für die Funktionsweise des Fiat-Geldes dargelegt wurden, widmet sich der zweite Teil des Buches – Das Fiat-Leben – den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen auf eine Gesellschaft, die eine solche Form von Geld mit unsicherer und in der Regel schlechter Verkäuflichkeit über die Zeit hinweg verwendet. Fiat entkoppelt die wirtschaftliche Entlohnung zunehmend von der wirtschaftlichen Produktivität und verbindet sie stattdessen mit politischer Zugehörigkeit. Diese versuchte Aufhebung des Konzepts der Opportunitätskosten macht Fiat zu einer Auflehnung gegen die natürliche Ordnung der Welt, in welcher Menschen und alle anderen Tiere jeden Tag ihres Lebens mit Knappheit zu kämpfen haben. Die Natur belohnt den Menschen nur dann, wenn seine Arbeit erfolgreich ist, und ebenso belohnen Märkte den Menschen nur dann, wenn er etwas produzieren kann, das andere subjektiv schätzen. Nach einem Jahrhundert, in dem wirtschaftliche Werte mit Waffengewalt zugewiesen wurden, sind diese unbestreitbaren Tatsachen großen Teilen der Weltbevölkerung unbekannt oder werden von ihnen geleugnet, während sie hoffen, ihr Heil und ihren Lebensunterhalt von ihren Regierungen zu empfangen.

Die Aufhebung der normalen Knappheitsprozesse durch staatliches Diktat hat enorme Auswirkungen auf die individuelle Zeitpräferenz und Entscheidungsfindung, mit bedeutenden Folgen für viele Bereiche des Lebens. Im zweiten Teil des Buches untersuchen wir die Auswirkungen von Fiat auf Familie, Ernährung, Bildung, Wissenschaft, Gesundheit, Brennstoffe sowie die internationale Ordnungs- und Geopolitik. Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die Analyse der Implikationen zweier wirtschaftlicher Kausalmechanismen des Fiat-Geldes: die Verwendung von Schulden als Geld und die Fähigkeit von Regierungen, diese Schulden kostenlos zu gewähren. Teil 2 endet mit einer Kosten-Nutzen-Analyse des Fiat-Geldsystems.

Obwohl sich der Titel des Buches auf Fiat bezieht, ist dies dennoch ein Buch über Bitcoin, dessen ersten beiden Abschnitte die analytische Grundlage für den dritten Teil des Buches schaffen, der die überaus wichtige Frage untersucht, mit welcher Der Bitcoin-Standard den Leser zurücklässt: Wie wird das Verhältnis zwischen Fiat und Bitcoin in den kommenden Jahren aussehen? Kapitel 13 untersucht die spezifischen Eigenschaften von Bitcoin, die ihn zu einer potenziellen Lösung für die Probleme des Fiats machen.

Während sich Der Bitcoin-Standard auf die Verkäuflichkeit von Bitcoin über die Zeit hinweg konzentrierte, untersucht Der Fiat-Standard, inwiefern die räumliche Verkäuflichkeit von Bitcoin der Mechanismus ist, der ihn zu einer ernsthafteren Bedrohung für Fiat-Geld macht als Gold und andere physische Währungen mit geringer räumlicher Verkäuflichkeit. Die hohe räumliche Verkäuflichkeit von Bitcoin ermöglicht es uns, diesen harten Vermögenswert selbst zu monetisieren, und nicht Kreditforderungen auf ebendiesem, wie es beim Goldstandard der Fall war. Im Rahmen seiner grundlegendsten Funktion erhöht Bitcoin die Kapazität der Menschheit für die internationale Abwicklung von Geldgeschäften über große Entfernungen hinweg um etwa 500.000 Transaktionen pro Tag und schließt diese Abwicklung in wenigen Stunden ab. Dies ist eine enorme Verbesserung gegenüber der Kapazität von Gold und macht die internationale Abwicklung zu einem viel offeneren Markt, der viel schwerer zu monopolisieren ist. Dies hilft uns auch, das Wertversprechen von Bitcoin zu verstehen, nicht nur härteres Geld als Gold zu sein, sondern auch ein Geld, das viel einfacher zu transportieren ist. Bitcoin kombiniert die Verkäuflichkeit von Gold über die Zeit hinweg mit der räumlichen Verkäuflichkeit von Fiat in einem unpolitischen, unveränderlichen, quelloffenen Paket.

Da es sich bei Bitcoin um einen harten Vermögenswert handelt, ist er außerdem schuldenfrei, und seine Schaffung bietet keinen Anreiz für die Ausgabe von Schulden. Bitcoin vollzieht alle zehn Minuten eine endgültige Abrechnung, wodurch er die Verwendung von Kreditgeld sehr schwierig macht. Bei jedem Blockintervall wird das Eigentum an allen Bitcoins von Zehntausenden Nodes in der ganzen Welt bestätigt. Es gibt keine Autorität, deren Fiat ein gebrochenes Versprechen, einen Bitcoin bis zu einer bestimmten Blockzeit zu liefern, einlösen kann. Finanzinstitutionen, die in einer Bitcoin-Wirtschaft Teilreserve-Bankwesen betreiben, werden immer von einem Bankensturm bedroht sein, solange es keine Institution gibt, die aktuelle Bitcoins zu einem deutlich niedrigeren als dem Marktkurs herbeizaubern kann, wie es Regierungen mit ihrem Fiat zu tun imstande sind.

In Kapitel 14 wird die Skalierbarkeit von Bitcoin im Detail erörtert und argumentiert, dass sie wahrscheinlich durch Lösungen auf einer zweiten Ebene erfolgen wird, die für Geschwindigkeit, hohes Volumen sowie niedrige Kosten optimiert sein und Kompromisse bei Sicherheit und Liquidität einschließen werden. Kapitel 15 baut auf dieser Analyse auf, um zu erörtern, wie das Bankwesen unter einem Bitcoin-Standard aussehen würde, während Kapitel 16 den Stromverbrauch von Bitcoin untersucht und erläutert, wie dieser mit der Sicherheit von Bitcoin zusammenhängt und wie er den weltweiten Energiemarkt beeinflussen kann. In Kapitel 17 wird dann eine Kosten-Nutzen-Analyse für den Umstieg von Fiat auf Bitcoin durchgeführt.

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Wie kann Bitcoin in einer von Fiat-Geld dominierten Welt aufsteigen, und was sind die Implikationen dessen für eine Koexistenz dieser beiden Geldstandards? Es werden verschiedene Bedrohungen für den Bitcoin aus wirtschaftlicher Sicht bewertet und die wirtschaftlichen Anreize für das weitere Überleben des Bitcoins dargelegt. Wird der Aufstieg von Bitcoin einen hyperinflationären Zusammenbruch von Fiat-Geldern erfordern? Oder wird er eher wie ein reguläres Software-Upgrade ablaufen? Wie werden sich die Dynamiken der Kreditmärkte und die Ausgabe digitaler Währungen durch Zentralbanken auf diese Wechselbeziehung auswirken?

1 Chesterton, G. K. The Thing: Why I Am a Catholic. New York: Dodd, Mead, & Co., 1929.

2 Hanke, Steve. „Lebanon Hyperinflates.“ Cato Institute. 23. Jul. 2020. Web.

KAPITEL 2

Die nie enden wollenden Bankferien

Am 6. August 1915 veröffentlichte die Regierung Seiner Majestät diesen Aufruf:

In Anbetracht der Wichtigkeit, die Goldreserven des Landes für Tauschzwecke zu stärken, hat das Finanzministerium die Post und alle öffentlichen Stellen, die mit Barzahlungen beauftragt sind, angewiesen, wann immer möglich Banknoten anstelle von Goldmünzen zu verwenden. Die Öffentlichkeit wird im nationalen Interesse dringlich gebeten, mit dem Finanzministerium im Rahmen dieser Richtlinie zusammenzuarbeiten, indem sie (1) bei der Post und den Banken in Gold zahlt; (2) die Zahlung von Schecks in Banknoten statt in Gold verlangt; (3) für die Zahlung von Löhnen und Barauszahlungen im Allgemeinen Banknoten statt Gold verwendet.1

Mit dieser obskuren und weitgehend vergessenen Ankündigung leitete die Bank of England die Abkehr des globalen Währungssystems vom Goldstandard ein, bei dem alle Staats- und Bankverbindlichkeiten in physischem Gold einlösbar waren. Zu dieser Zeit war der Gebrauch von Goldmünzen und -barren weltweit noch weit verbreitet, doch für den internationalen Handel waren sie nur von begrenztem Nutzen, so dass man auf die Abwicklungsmechanismen internationaler Banken zurückgreifen musste. Als die damals international vorherrschende Bank verfügte die Bank of England über ein weltumspannendes Netzwerk, und ihr Pfund Sterling hatte über Jahrhunderte den Ruf, so gut wie Gold zu sein.

Anstelle der kalkulierbaren und zuverlässigen Stabilität, die Gold von Natur aus bietet, wurde der neue globale Währungsstandard auf der Grundlage staatlicher Vorschriften geschaffen – daher sein Name. Das lateinische Wort „fiat“ bedeutet „Es sei getan!“, und im Englischen wurde der Begriff übernommen, um ein formelles Dekret, eine Ermächtigung oder eine Regel zu bezeichnen. Es ist eine treffende Bezeichnung für den gegenwärtigen Währungsstandard, denn er zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die Einschätzung des Marktes durch staatliche Vorgaben ersetzt. Der grundlegende Wert einer Fiat-Währung basiert nicht auf einem frei gehandelten physischen Gut, sondern wird von einer Behörde diktiert, welche ihre Emission, ihr Angebot, ihre Abwicklung sowie ihre Abrechnung kontrollieren und sie sogar jederzeit konfiszieren kann, wenn sie es für richtig hält.

Mit dem Übergang zum Fiat-Geld bestimmte nicht mehr der friedliche Austausch auf dem Markt den Wert und die Wahl des Geldes. Stattdessen waren es die Sieger der Weltkriege und die Wirren der internationalen Geopolitik, die die Wahl und den Wert des Mediums diktierten, das die Hälfte jeder Markttransaktion ausmacht. Während die Ankündigung der Bank of England von 1915 sowie andere ähnliche Maßnahmen zu jener Zeit als vorübergehende Notmaßnahmen zur Bestreitung des Ersten Weltkriegs angesehen wurden, hat die Bank of England heute, mehr als ein Jahrhundert später, die versprochene Einlösung ihrer Banknoten in Gold noch immer nicht wieder aufgenommen. Vorläufige Vereinbarungen, die die Konvertierbarkeit von Banknoten in Gold einschränkten, wurden zur dauerhaften Finanzinfrastruktur des Fiat-Systems, das sich im Laufe des nächsten Jahrhunderts durchsetzte. Niemals wieder würden die vorherrschenden Währungssysteme der Welt auf Währungen basieren, die vollständig in Gold einlösbar sind.

Der obige Erlass könnte als Äquivalent zu Satoshi Nakamotos E-Mail an die Kryptographie-Mailingliste betrachtet werden, in der er Bitcoin ankündigte.2 Im Gegensatz zu Nakamoto legte die Regierung Seiner Majestät jedoch keine Software, kein Whitepaper oder irgendeine Art technischer Spezifikationen vor, wie ein solches Geldsystem praktikabel gemacht und umgesetzt werden könnte. Im Unterschied zur kalten Präzision des unpersönlichen und leidenschaftslosen Tons Satoshis, stützte sich die Regierung Seiner Majestät auf einen Appell an Autorität sowie die emotionale Manipulation des Patriotismus ihrer Untertanen. Während Satoshi in der Lage war, das Bitcoin-Netzwerk wenige Monate nach seiner ersten Ankündigung in Betrieb zu nehmen, waren zwei Weltkriege, Dutzende von Währungskonferenzen, mehrere Finanzkrisen und drei Generationen von Regierungen, Bankiers und Ökonomen notwendig, um schließlich im Jahr 1971 eine voll funktionsfähige Umsetzung des Fiat-Standards zu erreichen.

Die Probleme der Bank of England begannen mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Am 31. Juli 1914 standen große Menschenmengen vor den Türen ihres Hauptsitzes in der Threadneedle Street, um ihre Bankguthaben und Banknoten noch vor den Bankfeiertagen im August in Goldmünzen umzutauschen. Nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und einem Monat eskalierender Spannungen in ganz Europa hatte das Österreich-Ungarische Reich Serbien gerade den Krieg erklärt. Überall auf dem Kontinent beeilten sich Anleger, Finanzinstrumente in Gold umzutauschen, da sie befürchteten, Regierungen würden ihre Währungen abwerten, um den Krieg zu finanzieren. In jenem verhängnisvollen Juli bezeichneten englische Zeitungen den bevorstehenden Krieg in Erwartung eines schnellen Sieges des britischen Militärs als den Bankferienkrieg. Doch die Schlangen von Einlegern vor dem wichtigsten Finanzinstitut der Welt sagten etwas anderes voraus: die Bankferien, die niemals enden sollten.

Hätte die Bank of England ihre Banknoten und Bankkonten vollständig mit Gold gedeckt, wie sie es bei einem strikten Goldstandard hätte tun müssen, hätte der Krieg kein Liquiditätsproblem aufgeworfen. Alle Einleger hätten ihre Banknoten und Bankkonten in vollem Umfang in physischem Gold einlösen lassen können, und es wäre nicht nötig gewesen, vor der Bank Schlange zu stehen. Die Bank of England hatte sich jedoch daran gewöhnt, nicht alle ihre Banknoten mit Gold zu unterlegen. Einleger hatten gute Gründe, Geld in Form von Banknoten und Bankkonten statt in physischem Gold zu halten. Im Vergleich zu Gold waren Banknoten leichter zu transportieren und in kleinere oder größere Stückelungen umzutauschen, und ein Konto bei einer englischen Bank ermöglichte es dem Einleger, Zahlungen per Scheckbuch überall auf der Welt weitaus schneller zu tätigen, als es durch das Versenden von physischem Gold möglich gewesen wäre. Das weltweite Kapital wurde von den überlegenen Sicherheits- und Abwicklungsmechanismen der Bank angezogen, was dieser wiederum ein solides Polster dazu bot, von einem strengen 100%igen Goldstandard abzuweichen.

Zu dieser Zeit war die Bank of England das Zentrum des Finanzuniversums, und ihr Pfund Sterling war weltweit so anerkannt wie Gold. Die Kreditwürdigkeit der britischen Regierung, ihr schlagkräftiges Militär und ihr konkurrenzloses globales Zahlungsverkehrsnetz hatten ihr eine Vormachtstellung in der globalen Finanzordnung verschafft, wobei etwa die Hälfte der weltweiten Devisenreserven in Pfund Sterling gehalten wurde.

In der Vorkriegszeit hatte die Bank zudem im Rahmen des so genannten Goldwechsel-Standards ihre eigene Währung als Reserve für die Zentralbanken ihrer Kolonien angeboten. Da die Kolonien ihre internationalen Zahlungen über die Bank abwickelten, wurde von ihnen erwartet, beträchtliche Mengen dieser Reserven zu halten und keine Rückzahlung in Gold anzustreben. Dies verschaffte der Bank einen gewissen Inflationsspielraum, so dass das Verhältnis der offiziellen Reserven zu den Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Währungsbehörden im Jahr 1913 nur 31 % betrug.3 Die Bank hatte ihre Inflation in die Kolonien exportiert, wodurch sie zwar ihre Geschäfte finanzierte, sich aber selbst in eine prekäre Liquiditätslage brachte. Solange die meisten Kolonien, Einleger und Papiernotenbesitzer nicht verlangten, ihre Bankkonten und Banknoten in Gold umzutauschen, stellte die Liquidität kein Problem dar.

Für die damalige Generation von Bankiers, die mit dem Frieden und dem Wohlstand des viktorianischen Zeitalters und dem Goldstandard aufgewachsen war, gab es wenig Grund zur Sorge über eine Liquiditätskrise. Es gab auch wenig Grund, sich über einen Weltkrieg Sorgen zu machen, aber sowohl der Krieg als auch die Liquiditätskrise traten im Sommer 1914 ein. Während der Große Krieg die Liquiditätsprobleme der Bank auslöste, waren die tieferen Ursachen selbstverschuldet und typisch für das Fiat-Jahrhundert: Das staatliche Monopol über das Zahlungssystem förderte den Missbrauch der Währung.

Als sich auf dem Kontinent Unruhen zusammenbrauten, versuchten viele ausländische Einleger, ihre Guthaben aus Großbritannien abzuziehen, und viele Engländer zogen es vor, Gold statt Papiernoten der Bank zu halten. In den letzten sechs Arbeitstagen des Monats Juli zahlte die Bank 12,3 Millionen Pfund in Goldmünzen aus ihren Gesamtreserven von 26,5 Millionen Pfund aus.4 Der bis dahin unvorstellbare Fall, dass die Bank of England ihr Versprechen, ihre Banknoten und -konten in Gold einzulösen, nicht einhalten würde, erschien plötzlich plausibel. Eine Abwertung des Pfunds zu diesem Zeitpunkt hätte der Bank zwar ausreichende Reserven zur Stützung der Währung verschafft, wäre jedoch bei der britischen Öffentlichkeit außerordentlich unpopulär gewesen und hätte ihr Vertrauen in die Bank dauerhaft untergraben.

Im November 1914 begab die britische Regierung die erste Kriegsanleihe mit dem Ziel, 350 Millionen Pfund von privaten Anlegern zu einem Zinssatz von 4,1 % und einer Laufzeit von zehn Jahren aufzunehmen. Überraschenderweise wurde die Anleihe jedoch nicht ausreichend gezeichnet, und die britische Öffentlichkeit kaufte weniger als ein Drittel der angestrebten Summe. Um diesen Misserfolg nicht publik zu machen, gewährte die Bank of England ihrem Hauptschatzmeister und seinem Stellvertreter Mittel, um die Anleihen unter ihren eigenen Namen zu kaufen. Die Financial Times, das immertreue Sprachrohr der Bank, veröffentlichte einen Artikel, in dem sie verkündete, die Anleihe sei überzeichnet. John Maynard Keynes, der damals im Finanzministerium arbeitete, lobte die Bank in einer internen Mitteilung für ihre „meisterhafte Manipulation“. Keynes’ Vorliebe für heimliche geldpolitische Arrangements sollte später Tausende von weltweit veröffentlichten Wirtschaftslehrbüchern inspirieren. Die Bank of England hatte den Ton angegeben für ein Jahrhundert der Absprachen, die hinter dem Rücken der Öffentlichkeit zwischen Zentralbank und Regierung stattfanden. Die Financial Times sollte erst 103 Jahre später eine Richtigstellung veröffentlichen5, nachdem diese Angelegenheit durch einige unternehmungslustige Mitarbeiter bei Nachforschungen in den Archiven der Bank endlich aufgedeckt und dann in deren Blog veröffentlicht wurde.6

Die Bank of England beschloss, den Goldstandard beizubehalten, musste sich aber angesichts der schwindenden Bestände etwas einfallen lassen, um die Flut der Rückkäufe einzudämmen. Die Lösung bestand darin, einen inoffiziellen Krieg gegen Gold zu beginnen. Die faszinierenden Einzelheiten dieses Krieges finden sich in The Bank of England 1914–21 (Unpublished War History), einer obskuren, aber sehr detaillierten Studie, die von Bankgouverneur Montagu Norman in Auftrag gegeben, von seinem persönlichen Sekretär John Osborne verfasst und 1926 fertiggestellt wurde. Diese Studie blieb unveröffentlicht, bis die Bank sie im September 2019 auf ihre Website hochlud.7

Da die Öffentlichkeit nicht erpicht darauf war, Kredite für den Krieg zu gewähren, und die Bank stattdessen große Mengen an Staatsschulden hielt, musste sie ihre Liquidität mit mehr Gold stärken. Das Finanzministerium veröffentlichte den zu Beginn dieses Kapitels zitierten Appell, in welchem es die Öffentlichkeit aufforderte, die Post und die Banken in Gold zu bezahlen, Zahlungen in Banknoten statt in Gold anzunehmen und Banknoten für die Bezahlung von Löhnen und Barauszahlungen zu verwenden. Nach diesem Aufruf wiesen die Bank of England und das Finanzministerium die Banken an, Münzen zu sammeln und sie als Reserve zu halten, damit sie dem Finanzministerium während des Krieges zur Verfügung standen.

„Im Jahr 1915 wurde die Summe von 20.823.000 Pfund von den Bankiers des Vereinigten Königreichs gesammelt und, um das Finanzministerium mit einem weiteren Kredit zu versorgen, in die Vereinigten Staaten exportiert“, schrieb Osborne. In einer Fußnote fügte er hinzu: „Die Bank behielt 2.423.000 Pfund in Sovereign-Goldmünzen, weil ihr Bestand ernsthaft geschrumpft war.“ Er fuhr fort: „Im November 1915 wurde es für die Regierung notwendig, ein Komitee – das Londoner Börsenkomitee – zu ernennen, um über das Thema der ausländischen Börsen zu beraten. Um das Komitee bei seiner Arbeit zu unterstützen, wurde vereinbart, dass Bankiers die Ausgabe von Gold an ihre Kunden einstellen sollten, deren Bedarf selbstverständlich durch Geldscheine gedeckt werden könnte.“ Die Gepflogenheit, dass Komitees über die Geldordnung entscheiden, sollte im Fiat-Jahrhundert sehr üblich werden.

Osborne fährt fort:

Im Laufe des folgenden Jahres wurde deutlich, dass sich die Öffentlichkeit infolge des erwähnten Appells und der Maßnahmen der Bankiers immer mehr an die Verwendung von Papiergeld gewöhnt und mit der Abwesenheit von Gold abgefunden hat.

Um eine Verpflichtung des Londoner Börsenausschusses im Zusammenhang mit dem Darlehen von 50.000.000 $ zu erfüllen, welches ihnen eine Gruppe von US-Bankiers im November 1915 gewährt hatte, zahlten die Clearing-Bankiers im Juni 1917 die Summe von 10.000.000 £ in Goldmünzen auf das Konto des Finanzministeriums ein, die im Namen der Federal Reserve Bank of New York „beiseitegelegt“ wurde.

Ein weiterer Appell an die Banken erfolgte in einem Schreiben des Schatzkanzlers vom 25. Juli 1917. Die Banken wurden angehalten, ihre Goldmünzbestände in Anbetracht des derzeitigen Zustands der amerikanischen Börse für die Regierung zur Verfügung zu halten. Der Schatzkanzler forderte die Banken auf, im Interesse der allgemeinen Kreditwürdigkeit ihr Gold auf privatem Wege abzuliefern und so die Notwendigkeit einer Zwangsverfügung, die im Rahmen der Defence of the Realm Regulations erlassen werden könnte, zu vermeiden. Infolge dieses Appells erklärten sich Bankiers im ganzen Land bereit, 90 % ihres Goldes dem Finanzministerium zur Verfügung zu stellen.

Am 1. April 1919 wurde die Ausfuhr von Goldmünzen durch einen Ratsbeschluss verboten und am selben Tag wurde auf einer Bankiersitzung vereinbart, dass alle Goldmünzen und Goldbarren, die sie zu diesem Zeitpunkt hielten und später erwarben (mit Ausnahme von Gold, das die Banken selbst einführen konnten), zur uneingeschränkten Verfügung des Finanzamtes bereitgehalten und bei Bedarf an die Bank of England geliefert werden sollten. Darüber hinaus vereinbarten sie, dass alles Gold, das bereits für ausländische Konten bestimmt war, bei Freigabe sofort an die Bank of England ausgezahlt werden sollte. Einzelheiten über alle Goldbestände sollten der Bank einmal im Monat mitgeteilt werden, und die Bankiers einigten sich darauf, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln von Goldabhebungen bei der Bank of England abzuschrecken.

Man hatte erkannt, dass es sowohl für die Bankiers im Allgemeinen als auch für das ganze Land absolut unerlässlich war, dass die verfügbaren Goldvorräte bereitstanden, um im Bedarfsfall zentral eingesetzt werden zu können, um bedrohlichen Entwicklungen an ausländischen Börsen und insbesondere an der amerikanischen Börse zu begegnen. Ende des Jahres forderte das Finanzministerium die Bank auf, die gesamten Goldmünzbestände der Bankiers im ganzen Königreich einzusammeln.8

Die Bank kaufte in regelmäßigen Abständen mit Banknoten Goldmünzen von anderen Banken. Im Dezember 1919 forderte das Finanzministerium die Bank auf, alle Goldmünzen im Besitz von Bankiers im Vereinigten Königreich einzusammeln. Privatbankiers gaben bis Juni 1920 Goldmünzen im Wert von 41.793.000 Pfund, praktisch ihren gesamten Goldbestand, im Tausch gegen Papiergeld ab. Die gesamte Operation kostete 5.516 Pfund, also etwas mehr als 1 Pfund pro eingezogenen 10.000 Pfund. Die Disziplin des arbeitsintensiven Schürfens fehlte bei der Entstehung von Fiat-Geld und während des gesamten Jahrhunderts seiner Nutzung eindeutig. Der größte Teil des Goldes wurde in die Vereinigten Staaten verschifft, wo es gegen Kredite für die Bestreitung des Krieges eingetauscht wurde.

Von Anfang August 1914 bis Ende August 1921 belief sich der Nettogewinn an Gold seitens der Bank auf 62.411.000 Pfund Sterling. Die britische Regierung konfiszierte 14.684.941 Unzen, oder etwa 455,2 Tonnen, Gold. Heute wäre dieses Gold rund 20 Milliarden Pfund wert, etwa das 300-Fache dessen, was es 1914 wert war. Zur Zeit der Niederschrift dieses Buches im Jahr 2021 belaufen sich die Goldreserven der Bank of England auf lediglich 310,3 Tonnen Gold.

Der Krieg, der diese Goldnachfrage auslöste, machte es erforderlich, den größten Teil des Luftverkehrs einzustellen, was die Bank davon befreite, Gold an ihre ausländischen Einleger versenden zu müssen. Im April 1919, als der Krieg endete und die Luftfahrt wieder aufgenommen wurde, verbat man die Ausfuhr von Goldmünzen. Der Wirtschaftshistoriker Lawrence Officer fasste diese Zeit zusammen:

Bei Ausbruch des Krieges veranlasste ein Ansturm auf das Pfund Sterling Großbritannien zu extremer Devisenkontrolle – einem Aufschub sowohl des inländischen als auch des internationalen Zahlungsverkehrs –, wodurch der internationale Goldstandard aufgehoben wurde. Die Konvertierbarkeit wurde zwar nicht rechtlich ausgesetzt, aber moralischer Druck, legalistische Maßnahmen und Regulierungen hatten denselben Effekt. Die Goldausfuhr wurde mit außergesetzlichen Mitteln (und durch Handel mit feindlichen Gesetzgebungen) eingeschränkt, wobei die Bank of England alle Goldeinfuhren requirierte und Bankiers und Goldhändler moralisch unter Druck setzte.9

Mit weniger Gold und mehr Banknoten in den Händen der Bevölkerung war es der Bank of England gelungen, den offiziellen Gold-Sterling-Kurs von 4,25 Pfund pro Feinunze Gold aufrechtzuerhalten, denselben Preis, den der Master of the Royal Mint, Sir Isaac Newton, 1717 festgelegt hatte. Die Verlässlichkeit der Bank of England bei der Einlösung ihrer Banknoten zu diesem Kurs über zwei Jahrhunderte hinweg, welche nur durch die napoleonischen Kriege unterbrochen wurde, war eine Sache des nationalen Stolzes und weltweiten Ansehens. Sie verschaffte dem Pfund Sterling nicht nur den legendären Ruf, so gut wie Gold zu sein, sondern machte auch den Begriff „Goldstandard“ zum sprichwörtlichen Maßstab und Paradigma für Exzellenz, Vorhersehbarkeit und Zuverlässigkeit – ein Begriff, der im Laufe eines vom Fiat-Standard geprägten Jahrhunderts nie Gefahr lief, abgelöst zu werden.

Indem die Bank den Krieg nutzte, um die Einlösbarkeit im Ausland auszusetzen und im Inland von ihr abzuschrecken, hatte sie ihr Fiat, ihre Verordnungen und ihre Monopolkontrolle über die wichtigste Finanzinfrastruktur der Welt erfolgreich eingesetzt, um die Kriegsanstrengungen zu finanzieren, ohne offiziell den Goldstandard aufzugeben, eine Aussetzung der Goldeinlösung anzukündigen oder das Pfund abzuwerten. So wurde eine neue Wissenschaft der staatlich geförderten Finanz-Alchemie geboren. Indem Banken kontrolliert und Gold konfisziert wurde, konnten die Zentralbanken Geld durch Fiat erschaffen. Indem sie das Pfund so gut wie Gold machten, waren die neuen Papier-Alchemisten erfolgreich, wo Newton und die alten Alchemisten versagt hatten. Gold konnte schließlich doch nach Belieben hergestellt werden. Die Druckerpresse und das Girokonto waren der Alchemisten lang gesuchter Stein der Weisen.

Unmittelbar nach dem Krieg schien es keine Nachteile zu haben, dass die Zentralbank der Welt und ihre Währung vom soliden Goldstandard abwichen. Im Laufe der Zeit wurden die Kosten dieser geldpolitischen Spielereien deutlich, als Regierungen diese Handlungsschemata zunehmend missbrauchten und sie schließlich zu einem festen Bestandteil des Fiat-Jahrhunderts machten, in welchem sie heimlich langfristigen Wohlstand gegen die Illusion kurzfristiger Stabilität tauschten. Die wirtschaftlichen Folgen der Inflation sollten die britische Wirtschaft über Jahrzehnte hinweg belasten.

Abbildung 1:

Die Auswirkungen des Krieges auf das Pfund Sterling.

Quelle: Twigger, Robert. „Inflation: The Value of the Pound 1750-1998“. House of Commons Library Research Paper 99/20. U.K. Parliament (23. Feb. 1999), S. 9–22. Web.

Indem die Bank of England das Pfund Sterling auf dem Preisniveau des Goldkurses der Vorkriegszeit hielt, legte sie den Grundstein für mehrere Probleme, die für spätere Implementationen des Fiat-Standards typisch wurden. Die Bank hielt den nominalen Wechselkurs zwischen Banknoten und Gold aufrecht, obwohl die Preise normaler Waren und Dienstleistungen in Wirklichkeit stark anstiegen. Jüngsten Untersuchungen der Abteilung für Wirtschaftspolitik und Statistik der House of Commons Library zufolge betrug die jährliche Preisänderung zwischen 1915 und 1920 12,5 %, 18,1 %, 25,2 %, 22 % und 10,1 %, was einem kumulierten Fünfjahresanstieg von 124 % entspricht. Der Preisanstieg erschwerte das Leben des durchschnittlichen Engländers und provozierte den Aufstieg der organisierten Arbeiterschaft sowie Forderungen der Bevölkerung nach Preis- und Lohnkontrollen. Unweigerlich folgten Rationierungen und Verknappungen sowie Massenarbeitslosigkeit. Das Kriegsende brachte Millionen von Soldaten nach Hause zurück, aber die Preis- und Lohnkontrollen machten es der britischen Wirtschaft sehr schwer, die Rückkehr der Soldaten in die Arbeitswelt zu bewerkstelligen. Das Pfund aufzuwerten, um die Inflation auszugleichen, hätte eine Entwertung der Ersparnisse der Bevölkerung bedeutet; Preise für Waren und Arbeit hätten sich jedoch auf dem Markt angepasst. Indem sie diese Neubewertung umging, einen überbewerteten Wechselkurs aufrechterhielt und vom Rücktausch von Papier in Gold abschreckte, verzögerte die Bank die notwendige wirtschaftliche Anpassung und verlängerte die durch die Inflation und die Preis- und Lohnkontrollen hervorgerufenen Verzerrungen. Die Regierung geriet zunehmend unter Druck, Ausgaben zur Unterstützung der Arbeitslosen und Armen zu tätigen. Weitere Ausgaben und eine expansive Geldpolitik führten jedoch zu noch stärkeren Preisanstiegen und setzten das Pfund Sterling auf den internationalen Märkten noch stärker unter Druck. In der Bevölkerung wurde der populistische Ruf danach laut, die Bank wieder Goldmünzen in Umlauf bringen und zum Goldstandard der Vorkriegszeit zurückkehren zu lassen.

Die Probleme Großbritanniens waren nicht nur innenpolitischer Natur. Während sich alle europäischen Länder 1914 faktisch vom Goldstandard verabschiedeten, hatten die USA, die große Mengen Gold aus Europa anzogen, dies erst 1917 getan. Mit den Krediten, die die US-Notenbank der Bank of England gewährte, sicherte sie sich auch einen großen Teil der britischen Goldvorräte. Wohin Gold fließt, fließt Macht. Die Bank of England lernte, sich auf eine neue globale Wirtschaftsrealität einzustellen, in der die Vereinigten Staaten und ihre Notenbank eine überaus wichtige Rolle spielten. Die Finanz-Alchemie des britischen Fiat-Standards wurde immer kostspieliger, als die USA ihre globale Führungsrolle übernahmen, und das Pfund Sterling geriet im Laufe des kommenden Jahrhunderts immer mehr in Bedrängnis, verlor drei Viertel seines Wertes gegenüber dem US-Dollar und mehr als 90 % seines Wertes gegenüber Gold.

Alle großen europäischen Volkswirtschaften erzeugten zur Finanzierung des Krieges eine groß angelegte Inflation, woraufhin ihre Währungen gegenüber Gold abgewertet wurden und nicht mehr zum Vorkriegskurs einlösbar waren. Zu diesem Zeitpunkt wäre es umsichtig gewesen, anzuerkennen, dass der Fiat-Standard seinen Zweck als vorübergehende Maßnahme der Kriegsfinanzierung erfüllt hatte, und zum Goldstandard zurückzukehren. Regierungen hatten dies wiederholt versprochen, und die Bürger Europas hatten es erwartet. Die Rückkehr zum Goldstandard zum Vorkriegskurs hätte jedoch ein unvermeidliches Ende des Inflationsbooms, der durch die Kreditexpansion zur Finanzierung des Krieges ausgelöst worden war, und in der Folge eine schmerzhafte Rezession bedeutet. Die USA wählten diesen Weg, was 1920 zu einer scharfen, aber raschen Rezession führte, nach welcher die US-Wirtschaft eine der längsten Expansionen ihrer Geschichte erlebte. Nach einer fünfjährigen Unterbrechung wurde die Goldrückgabe in den USA 1922 wieder aufgenommen. Großbritannien hingegen versuchte, die Quadratur des Kreises und die hohen Ausgaben des Finanzministeriums, die hohen Lohnforderungen der Gewerkschaften, die Goldbindung an den Vorkriegskurs und die Rolle des Pfund Sterling als Weltreservewährung aufrechtzuerhalten. Nachdem sie den süßen Geschmack des Papiergeldzaubers kennengelernt hatte, glaubte die Bank of England nun, sie könne sich durch finanzielles und politisches Engineering aus der offenen Nichterfüllung ihrer Goldrückgabeverpflichtungen herauswinden.

Anstatt die Realität der Inflation zu formalisieren und das Pfund abzuwerten, um zum Goldstandard zurückzukehren, zogen es die Bank of England und das Finanzministerium vor, die Angelegenheit auf die lange Bank und über den großen Teich zu schieben, wo sie bis ins nächste Jahrhundert hinein weitergeschoben werden sollte. So entstand die Gewohnheit, kurzfristige Entlastungen auf Kosten der langfristigen Solvenz und Stabilität zu erwirken.

Der Wirtschaftswissenschaftler Murray Rothbard beschrieb es folgendermaßen:

Kurz gesagt, Großbritannien bestand darauf, zum Gold zurückzukehren, und zwar zu einem Wert, der 10 bis 20 Prozent über dem gängigen Wechselkurs lag, welcher die Ergebnisse der Kriegsund Nachkriegsinflation widerspiegelte. Dies bedeutete, dass die britischen Preise um etwa 10 bis 20 Prozent hätten sinken müssen, um mit dem Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben und ihr so unentbehrliches Exportgeschäft aufrechtzuerhalten. Doch ein solcher Rückgang fand nicht statt, vor allem weil Gewerkschaften eine Senkung der Lohnsätze nicht zuließen. Die Reallöhne stiegen, und Großbritannien wurde von chronischer Massenarbeitslosigkeit heimgesucht. Die für eine Deflation erforderliche Kreditverknappung wurde nicht zugelassen, da die Arbeitslosigkeit dadurch noch bedrohlicher geworden wäre – eine Arbeitslosigkeit, die zum Teil durch die nach dem Krieg eingeführte staatliche Arbeitslosenversicherung (die es Gewerkschaften ermöglichte, gegen jegliche Lohnkürzungen auszuharren) verursacht wurde. Infolgedessen tendierte Großbritannien dazu, seine Goldbestände zu verlieren. Anstatt die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen, die Kreditvergabe einzuschränken und/oder zu einer realistischeren Goldparität zurückzukehren, blähte Großbritannien seine Geldmenge auf, um den Goldverlust auszugleichen, und wandte sich für Hilfe an die Vereinigten Staaten. Denn wenn die Regierung der Vereinigten Staaten das amerikanische Geld inflationieren würde, verlöre Großbritannien kein Gold mehr an die Vereinigten Staaten. Kurz gesagt wurde die amerikanische Öffentlichkeit dazu bestimmt, die Lasten der Inflation und des anschließenden Zusammenbruchs auf sich zu nehmen, um die britische Regierung und die britische Gewerkschaftsbewegung in dem Stil zu erhalten, an den sie sich unbedingt gewöhnen wollten.10

Wie Benjamin Strong, Vorsitzender der New Yorker Fed, in einem von Rothbard zitierten Brief schreibt:

Die Last dieser Neuanpassung muss zwangsläufig mehr auf uns als auf sie [Großbritannien] fallen. Es wird für die britische Regierung und die Bank of England politisch und sozial schwierig sein, eine Preisliquidation in England zu akzeptieren, … da ihr Handel schlecht ist und sie über eine Million Arbeitslose haben, die staatliche Hilfe erhalten.11

Großbritannien versuchte, den Druck auf sein Pfund zu mindern, indem es die USA davon überzeugte, unter dem Vorwand der Bereitstellung globaler Liquidität eine expansive Geldpolitik zu betreiben. Indem sie ihren Dollar gegenüber Gold abwerteten, stoppten die USA den Abfluss von Gold aus Großbritannien in die USA und verringerten so den Druck auf das Pfund. Um das Pfund darüber hinaus zu schützen, lud die Bank of England einen Teil ihrer Pfundreserven anderen Ländern auf, welche ihre Verrechnungs- und Abwicklungsmechanismen nutzen mussten. Großbritannien und die USA veranstalteten 1922 die Konferenz von Genua, um eine globale Währungsordnung auf der Grundlage ihrer Währungen und des Goldes wiederherzustellen. Die Konferenzempfehlungen schlossen folgenden Satz ein: „Gold ist der einzige gemeinsame Standard, auf den sich alle europäischen Länder derzeit einigen könnten.“12

Die Rückkehr zum Goldstandard erwies sich jedoch als sehr schwierig, da die Bank of England, die immer noch das Zentrum des Finanzuniversums war, die Einlösung ihrer Banknoten in Gold noch nicht wieder aufgenommen hatte. Stattdessen versuchten die USA und das Vereinigte Königreich, einen Goldwechsel-Standard einzuführen, der Währungsregelungen nachempfunden war, welche vor dem Krieg in einigen asiatischen Ländern vorherrschten und deren Missbrauch dazu führte, dass die Bank of England am Vorabend des Krieges Goldknappheit zu verzeichnen hatte. Im Wesentlichen deponierten die Zentralbanken der Welt Gold bei der Bank of England und der US-Notenbank und nutzten deren internationales Abwicklungsnetz, um ihr Gold über den Raum hinweg verkaufbar zu machen. Dies verschaffte der Bank of England und der Federal Reserve einen erheblichen Spielraum dabei, den Goldstandard zu verlassen, weil andere Länder zur Abwicklung internationalen Handels auf die Finanzinfrastruktur dieser Institutionen angewiesen waren und daher nur selten versuchen würden, das Gold physisch zu verwahren.

Als die amerikanische Inflation den US-Dollar abwertete, die USA Großbritannien Kredite gewährten und internationale Zentralbanken große Mengen an Sterlingreserven erwarben, wurde es für die Bank of England 1925 möglich, eine bestimmte Art der Goldeinlösung wieder einzuführen. Dabei handelte es sich nicht um eine Rückkehr zum Goldstandard, sondern um die Einführung einer Variante davon: den Goldbarrenstandard. Im Rahmen dieses Standards bot die Bank of England nur noch die Einlösung von 400 Unzen „Good Delivery“-Standard-Goldbarren an. Banknoten konnten nicht mehr in Gold eingelöst werden, und die Royal Mint verweigerte der Öffentlichkeit den Erwerb ihres Goldes. Die Bank hatte den Goldstandard für die Mehrheit der Bevölkerung faktisch abgeschafft, und der Wert des Pfunds war weniger stark an seine angebliche Golddeckung gebunden als vor dem Krieg.

Während die Menschen ihre Banknoten nicht mehr gegen Gold eintauschen konnten, waren sie dennoch in der Lage, ihr Gold im Ausland zu einem höheren Preis zu verkaufen als den, den sie von der Bank of England erhalten hätten. Perverserweise hatte die Bank of England durch die Abwertung des Goldes den Abfluss des Edelmetalls aus dem eigenen Land subventioniert, da Gold stets dorthin fließt, wo es am höchsten bewertet wird. Eine höhere Inflation in den USA war notwendig, um zu verhindern, dass mehr Gold aus Großbritannien abfloss, wie in Rothbards America’s Great Depression dargelegt ist.

Diese Inflation setzte den bekannten Konjunkturzyklus in Gang. Als die Inflation Ende 1928 zurückging, stürzte der Aktienmarkt Ende 1929 ab, und der Boom der 1920er-Jahre wich der Pleite der 1930er-Jahre. Dieses Muster von Blasen und Zusammenbrüchen, die endlosen Zyklen von Auf- und Abschwüngen, wurde zu einem typischen Merkmal des Fiat-Standards weltweit und zwar bis zu dem Punkt, dass moderne Wirtschaftslehrbücher begannen, dieses Phänomen so zu behandeln, als sei es ein fester Bestandteil einer normalen Marktwirtschaft, etwas so Normales und Unvermeidliches wie die Jahreszeiten.

Die Depression und die gegen sie in Anschlag gebrachte Inflation machten den Druck auf das Pfund untragbar. Der letzte Versuch, die Goldparität der Vorkriegszeit aufrechtzuerhalten, wurde schließlich im Jahr 1931 aufgegeben, als die Bank of England das Pfund um 25 % abwertete. Man fragt sich, wie anders die Geschichte verlaufen wäre, wenn die Bank of England diese Abwertung 1920 vorgenommen und damit die Rückkehr zu einer soliden Goldbasis und einer vollständigen Goldeinlösung mit strengeren Inflationsbeschränkungen ermöglicht hätte.