Der Fluch der Silbersänger - Alice Karén - E-Book

Der Fluch der Silbersänger E-Book

Alice Karén

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Beschreibung

Nur noch Legenden warnen vor den verfluchten Silbersängern und dem Schatz ihrer Erzmine. Aber hat je eine Sage Jugendliche davon abgehalten, genau dort zu forschen, wo das Unheil lauert?

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Der Fluch der Silbersänger

Alice Karén

Buch 38 der Katzenreihe

©Michael Vogl 2020

Machandel Verlag Haselünne

Charlotte Erpenbeck

Cover-Bild: Veron-Art, shutterstock.comIllustration: Anana-go,shutterstock.com

1. Auflage 2021

ISBN 978-3-95959-302-1

Der Fluch der Silbersänger

Das trockene Laub knisterte unter Ethels Fellschuhen, während sie eilig durch den Wald huschte. Durch die dünnen Ledersohlen spürte sie jede Wurzel und jede Unebenheit. Ihre Füße verrieten ihr mehr über die menschenleere Umgebung als ihre Augen: Die Nacht, die Schatten der Bäume und das dichte Unterholz jenseits des schmalen Pfads verbündeten sich gegen ihren Sehsinn und ließen sie nur erahnen, dass sie sich in der Nähe der aufgegebenen Silbermine befand.

Niemand im Dorf wusste mehr, seit wann kein Geröll und Edelmetall mehr aus dem engen Stollen zutage gefördert wurde – doch alle waren sich einig, dass auf diesem Ort ein Fluch lastete. Ethel zweifelte manchmal daran, doch in einer Herbstnacht wie dieser, in der der Mond hinter den Wolken nur als ein geisterhafter Schemen erschien, war es leicht, an einen Fluch zu glauben.

Die teilweise entlaubten Äste über Ethels Kopf raschelten mit ihren Blättern. Sie hob den Blick, konnte jedoch zunächst nichts Ungewöhnliches entdecken. Doch! Da war etwas! Der Schatten eines Vogels zeichnete sich auf einem Ast ab. In der Dunkelheit war es unmöglich zu erkennen, um welche Vogelart es sich handelte.

„Lias?“, flüsterte Ethel. „Bist du es?“

Der Schatten rührte sich nicht. Einige Schritte entfernt raschelte es erneut in einem Baumwipfel. Ethel drehte sich um und sah, wie eine Elster auf dem holperigen Waldpfad landete.

Ethel runzelte die Stirn. „Was tust du hier?“

Die Elster flatterte mit den Flügeln. Dunkle Fäden schienen sich von ihren Federn zu lösen, als sich Rauchschwaden rund um den Vogel erhoben und ihn in eine Spirale hüllten, die sich um ihre eigene Achse drehte und immer dichter wurde. Ethel wartete ungeduldig, bis sich der Rauch lichtete und schließlich auflöste. Vor ihr stand ein Junge, ebenso alt wie sie, und grinste verlegen.

„Hallo“, sagte Lias. „Ich … ähm … Ich wollte nur …“

„Bei allen Göttern der Erde und des Wassers, bist du mir etwa gefolgt?“

Lias zupfte den Pferdeschwanz zurecht, zu dem sein pechschwarzes Haar zusammengebunden war. Selbst im spärlichen Mondlicht war die weiße Strähne, die sich durch das Haar zog, deutlich zu erkennen.

„Nicht direkt“, erwiderte er, ohne Ethel anzusehen. „Eigentlich wollte ich nur nach meinem Vater sehen. Er hat sich heute Abend mit meiner Mutter gestritten und ist nach draußen gestürmt.“