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Levin Sommergut ist Maler. Bislang hat seine Malerei nur die Wände anderer Menschen verzaubert. Doch plötzlich verzaubert sie sein Leben. Eine phantastische Kurzgeschichte als Band 37 der Katzenbuch-Reihe aus dem Machandel Verlag.
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Seitenzahl: 14
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©Alice Karén 2020
Machandel Verlag Haselünne
Charlotte Erpenbeck
Cover-Bild: Krol (Cover), shutterstock.comIllustration: MaKars / shutterstock.com
1. Auflage 2020
ISBN 978-3-95959-262-8
In einem kleinen Garten in einem namenlosen Ort, der gestern, heute oder morgen sein kann, sitzt ein Mann namens Levin Sommergut und malt nicht.
Das allein wäre kaum der Rede wert. Die meisten Menschen verbringen jeden Tag viele Stunden damit, nicht zu malen. Doch Levin Sommergut war ein Maler, dessen Pinsel in den vergangenen sechsundachtzig Jahren nur stillstand, wenn er schlief, aß oder der Frau Nachtigall ein Kompliment für ihren bezaubernden Gesang aussprach.
Eines Tages jedoch wachte Levin Sommergut auf, zog sich an, frühstückte – und malte nicht.
Seitdem sitzt er von früh bis spät in seinem kleinen Garten hinter dem Häuschen mit den roten Dachziegeln und starrt auf seine Leinwand.
Das entgeht auch Frau Nachtigall nicht, die eine eifrige Beobachterin ist. An diesem Tag fasst sie sich ein Herz und zwitschert: „Herr Sommergut, Herr Sommergut! Ach, warum malen sie denn nicht?“
Levin Sommergut seufzt.
Frau Nachtigall flattert unruhig mit den Flügeln und trällert sogleich: „Herr Sommergut, Sie sind doch nicht etwa krank?“
Levin Sommergut seufzt noch tiefer.
„Nein, Herr Sommergut, erzählen Sie mir bloß nicht, Sie seien zu alt zum Malen geworden!“
Levin Sommergut betrachtet die Leinwand, die Pinsel und die Farben. Endlich rafft er sich auf und antwortet: „Nein, Frau Nachtigall, ich bin nicht krank. Ich weiß selbst nicht, warum ich nicht mehr male. Vielleicht fehlt mir die Inspiration.“
„Die Inspiration? Was ist eine Inspiration?“
Sommergut kratzt sich am Kopf. „Sie sind eine ausgezeichnete Sängerin, Frau Nachtigall, und wissen nicht, was eine Inspiration ist?“