Der gegrillte Mann - Betty Mindlin - E-Book

Der gegrillte Mann E-Book

Betty Mindlin

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Beschreibung

Vogelfrauen, Schlangenmänner, fliegende Köpfe, Riesenpenisse und gefräßige Vaginen bevölkern die Mythenwelt der brasilianischen Amazonas-Indianer. Der Kampf der Geschlechter wird mitunter mit drastischen Mitteln ausgefochten, und so mancher Galan endet auf dem Grill. Doch neben schwarzem Humor und dem Vergnügen am Schrecken dominiert die Hingebungsfreude, die Lust an der Lust, die sich frei von urbaner Scheu offenbart. Diese Geschichten mit ihrer großen literarischen Kraft entführen uns in eine fremdartige, schillernde, verzauberte Welt, doch die Themen – Liebe, Verführung, Eifersucht, Schmerz – sind universell. Sie erschließen erstmals eine unbekannte Literatur, die vom Untergang bedroht ist. "Eine beeindruckende Sammlung, der ein Platz unter den Klassikern der Amerindischen Mythologie gebührt. Ich habe dieses Buch mit großem Genuss gelesen." Claude Lévi-Strauss

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Seitenzahl: 401

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Über dieses Buch

Diese Geschichten mit ihrer großen literarischen Kraft entführen uns in eine fremdartige, schillernde, verzauberte Welt, doch die Themen – Liebe, Verführung, Eifersucht, Schmerz – sind universell. Sie erschließen erstmals eine unbekannte Literatur, die vom Untergang bedroht ist.

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Betty Mindlin beschäftigt sich als international bekannte Anthropologin seit 1976 mit den Kulturen der indigenen Völker im brasilianischen Amazonasgebiet und lehrt an der Universität von São Paulo. Seit vielen Jahren engagiert sie sich außerdem für die Rechte der Ureinwohner Lateinamerikas.

Zur Webseite von Betty Mindlin.

Nicolai von Schweder-Schreiner (*1967) lebte von 1981 bis 1984 in Rio de Janeiro und wohnt heute in Hamburg. Er übersetzt seit 1997 aus dem Portugiesischen und Englischen und arbeitet auch als Musiker, Komponist und Texter.

Zur Webseite von Nicolai von Schweder-Schreiner.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Betty Mindlin (Hg.)

Der gegrillte Mann

Erotische Mythen vom Amazonas

Herausgegeben von Betty Mindlin

Aus dem Portugiesischen von Nicolai von Schweder-Schreiner

E-Book-Ausgabe

Mit einem Bonus-Dokument im Anhang

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 1 Dokument

Die Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel Moqueca de maridos. Mitos eróticos bei Editora Rosa dos Tempos, Rio de Janeiro.

Die Übersetzung aus dem Portugiesischen wurde unterstützt durch litprom – Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V. in Zusammenarbeit mit der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.

Originaltitel: Moqueca de maridos (1997)

Die erste Ausgabe dieses Werks im Unionsverlag erschien am 25.2.2006

© by Betty Mindlin 1997

© by Unionsverlag, Zürich 2019

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Kasia Biel

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30231-0

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

Produziert mit der Software transpect (le-tex, Leipzig)

Version vom 22.01.2019, 16:09h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

Unsere Angebote für Sie

Inhaltsverzeichnis

DER GEGRILLTE MANN

Einleitung

Macurap

Botxatoniã, die Regenbogenfrauen

Der Txopokod-Liebhaber und das Mädchen mit der riesigen Klitoris

Akaké, der Bräutigam mit den drei Schwänzen

Auf der Suche nach einem Fest und einem Mann

Weg ohne Wiederkehr

Ein Ehemann, der Herr des Pipi-Chicha

Der gestohlene Mörser und die Schwester der Winde

Die Nichte, die zu Bambus wurde

Ein Ehemann mit mehr als nötig

Viele Hängematten der Liebe

Die Vögelchen von zu Hause

Das Koman-Lied oder Die Frauen, die ihre Männer gegrillt verspeisten

Katxuréu, die Herrin der Musik, der Frösche und des Jenipapo

Die gegrillten Männer

Der Totentanz

Die Rache

Die Männer ohne Frauen

Der Neubeginn der Welt und das Koman-Lied der Frauen

Die Kaledjaa-ipeb, die Frauen ohne Männer, die Amazonen, die schwarzen Frauen

Die Jägerin

Die Mädchen mit dem grausamen Vater

Ein Ehemann für alle

Die Jagdlehrerin

Wunderbares Leben und Sehnsucht nach der Mutter

Die Kinder der verzauberten Frauen und der Sturkopf

Das Verschwinden und die Suche nach den Frauen ohne Männer

Awandá, die Riesenschlange

Die aufmüpfige Geliebte

Der Künstlerbruder

Der eifersüchtige Bräutigam

Akarandek, der fliegende Kopf oder Die gefräßige Ehefrau

Der glücklose Jäger oder Der Liebhaber des Baumes

Die Eier des Txopokod, die Asche des Unsichtbaren

Als die Kinder aus den Fußnägeln geboren wurden

Watxuri, das Siebengestirn

Der Schwanz aus Muiratinga-Holz und der Frosch Páapap

Die Menstruation, die Geliebten, die Geschwister waren, der Mond und das Jenipapo

Die Frau des Tapirs

Die Txopokod-Waise

Die beleidigte Ehefrau, die Flucht zum Ara-Mann und die Höhe der Paranussbäume

Die Frau, die mit ihrem Schwiegersohn Liebe machte

Wakotutxé Piõ, die verstümmelte Geliebte

Peniom und die Braut, die ein Vogel war

Piron, der blaue Nambu

Tupari

Pawatü, die Kopfjäger

Die Pawatü massakrieren die Tupari

Akiã, die Tupari-Frau, der die Pawatü den Kopf abschlugen

Piripidpit, das Mädchen, das von den Männern verspeist wurde

Unabhängigkeit und Folter

Die Menstruation der Männer

Kempãi, die Frau, die nur eine Brust hatte

Die Frau aus Ton

Das Kindermädchen des Geister-Kindes

Die Geliebte des Geistes Epaitsit

Die Alte, die gerne Jungen aß

Die Geliebte der Blindschleiche

Der Schwanz aus Ton

Die Rivalin der Königsgeier-Frau oder Das liebestolle Mädchen

Der Caburé und der Pipra oder Die betrogene Braut

Der tote Ehemann

Der Mann mit dem langen Schwanz

Ajuru

Der Mond

Die Geschwister, die von einem Jaguar aufgezogen wurden

Das verzauberte Mädchen

Der Schlangen-Ehemann

Die gefräßige Frau

Tororõi, der Frosch

Nangüeretá, der fliegende Kopf

Die gierige Frau

Jabuti

Watirinoti, der Fuchs aus alter Zeit oder Die Rache

Die falsche Freundin

Der Fuchsbau und die hilfsbereite erste Ehefrau

Die Flucht

Die Heirat mit dem Jaguar und die Vergewaltigung durch seine Verwandten

Verbrechen und Rache

Kero-Opeho, der kastrierte Mann, der Mann, der sich in eine Frau verwandelte

Djikontxerô, der fliegende Kopf

Tiwawá, der Abendstern, und Kurawatin-ine, der Morgenstern oder Die Geliebte des Schwagers

Nerutë Upahë

Nekohon, der Schlangen-Mann

Pakuredjerui Aoné, die Männer, die ihren eigenen Kot aßen, oder Die Männer ohne Frauen

Bedjabziá, der Herr der Wespen

Berewekoronti, der grausame Mann, und die untreue Frau

Der Tapir

Arikapu

Pakukawá Djepariá, das Steißhuhn Macucau

Die Topf-Frau

Die Frau, die allein Liebe machte, und der Jabuti

Namwü-Hoa, der Tapir oder Die Männer ohne Frauen

Aruá

Wãnzei Warandé, die Frauen, die weggingen

Der Tapir-Liebhaber

Der Tod und die Auferstehung der Frauen, die Bambusflöten und die Blut-Ameisen

Der Herr der Wildschweine

Der Besuch des Enkels bei den Frauen ohne Männer

Der Termitenhügel

Der abgetrennte Kopf

Der Affe

Die Bienenkönigin

Zakorobkap, die Fliege

Djapé, die Pfeilspitze, der Mann, der seine Frauen aß

Serek-á, die Meerjungfrau

Anhang — Die Liebe in den indianischen Mythen: eine Anthologie

Anmerkungen zu Der gegrillte Mann

Erotik und Unterdrückung

Nichtmenschliche Geliebte

Mutter und Tochter

Die abenteuerlustigen Feministinnen und das Erschrecken über die drei Penisse

Weibliche und männliche Rollenmuster und die Biologie

Verführung

Strafe und Verführung

Das Volk der Regenbogenmenschen

Der ewige Kampf der Geschlechter

Die Macht der Frauen und die Welt ohne Frauen

Die Frauen ohne Männer, die Amazonen

Das Geheimnis

Andere Amazonen

Frauen und Exzess

Lévi-Strauss und der fliegende Kopf

Die Bedeutung des gefräßigen Kopfes

Der tote Ehemann

Tot vor dem Tod

Leidenschaft und Tabubruch

Der Zyklus von der Schlange, dem Regenbogen und dem Jenipapo

Der Mond

Der Zyklus von den Müttern, die verrückt nach Honig sind, und wieder der Regenbogen

Die Erzähler und Übersetzer

Jabuti/Arikapu

Ajuru

Aruá

Macurap

Tupari

Die Völker der Erzähler

Die Sprachen der Erzähler

Sprache und Stil der Erzählungen

Worterklärungen

Macurap

Tupari

Ajuru

Jabuti

Arikapu

Aruà

Portugiesisch

Bibliografie

Mehr über dieses Buch

Betty Mindlin: »Ich kämpfe für die Freiheit, die Wurzeln bewahren zu können.«

Über Betty Mindlin

Über Nicolai von Schweder-Schreiner

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Einleitung

Dieses Buch ist eine Anthologie indianischer Mythen über die Liebe, die ich in verschiedenen indianischen Sprachen aufgenommen habe und die hier erstmals in schriftlicher Form erscheinen. Lieben und Nicht-Lieben: eines der beliebtesten Themen der Menschheit. Arbeit, Essen, Liebe, das Jenseits und die Kunst sind Grundthemen des Lebens. Amouröse Verstrickungen bilden den roten Faden in den hier vorliegenden Mythen.

Paare, die sich lieben oder streiten, mögen glauben, ihre Situation sei einzigartig und ihr Glück oder Unglück hänge allein mit ihrer Persönlichkeit und ihrer individuellen Geschichte zusammen, mit ihren Gemeinsamkeiten und Gegensätzen.

Archaische, vielleicht jahrtausendealte Mythen wie die der Indianer Rondônias, die von Generation zu Generation überliefert werden und im Gedächtnis der Erzähler wie der Zuhörer aufbewahrt werden, regen zu einem anderen Blickwinkel an. Sie zeigen ein ewiges Moment der Liebe, ein Grundmuster von Einig- und Uneinigkeit zwischen den Geschlechtern, das über die Zeit hinweg, ungeachtet der verschiedenen Gesellschaften, Bräuche, sozialen Bedingungen und Sprachen, überraschend ähnlich geblieben ist.

Vieles, was wir bei diesem grundlegenden Aspekt des Lebens, dem Zusammenleben der Geschlechter, uns selbst zuschreiben, unserem Verhalten oder unserem Schicksal, hat in Wirklichkeit einen allgemeinen Ursprung. Wir bauen uns unsere Existenz innerhalb gegebener sozialer Bedingungen auf, ohne zu wissen, dass wir nur wiederholen, was so viele andere Generationen schon vor uns durchlebt haben. Eine Lektion, die tröstend oder auch niederschmetternd sein kann, je nach Standpunkt.

Die kleinen Lebensgemeinschaften in den Dörfern des brasilianischen Urwalds bieten reichlich Material, um über diese Tatsache nachzudenken. Die Geschichten sind überraschend und aktuell und würden durchaus auch als Grundgerüst moderner Romane taugen. Einige sind Musterbeispiele des Dramas der Liebe. Die Themen sind alt: Verführung; das Mutter-Tochter-Verhältnis zwischen Konkurrenz und Solidarität; die einsame Liebe; Unersättlichkeit; der Traum von einer abenteuerlichen, um nicht zu sagen romantischen Liebe; verzauberte Frauen und Männer mitten im Urwald oder auf dem Grund des Wassers; Inzest, die verbotene Liebe; rivalisierende Liebhaber, die sich gegenseitig umbringen; Witwenschaft und die Rolle des Toten; Gewalt und Rache; und so weiter und so fort. Die Liebe erscheint in diesen Geschichten oft kompliziert und schwer zu finden, und manchmal kommt sie unerwartet wie ein Geschenk daher.

Im Laufe der Jahre zeichnete ich bei den verschiedenen Völkern immer mehr Geschichten auf. Daraus sind bereits zwei Bände über die Mythologie indianischer Völker derselben Region entstanden: Vozes da origem (Stimmen des Ursprungs) und Tuparis e Tarupás. Und auch Der gegrillte Mann ist Teil einer viel größeren Sammlung von Mythen, die in verschiedenen Sprachen festgehalten und seit 1993 ins Portugiesische übertragen wurden. Je weiter dieses Forschungsprojekt fortschritt, desto mehr drängten sich Vergleiche, Kommentare, Erklärungen und Theorieversuche auf. Ich denke aber, dass es wichtig ist, dem Leser die Freude an der Überraschung und am Entdecken nicht zu nehmen. Die Geschichten sollen für sich sprechen; unser Ideensystem sollte als Einführung entbehrlich sein. Andererseits kann ein gewisses Maß an Analyse so etwas wie ein Ariadnefaden sein, der uns durch das Gewirr der Handlungen führt und uns zeigt, wie heutig die Gedankenwelt einer Gesellschaft sein kann, die so anders ist als die unsere. Um diese beiden widersprüchlichen Überlegungen miteinander zu versöhnen, habe ich einen kleinen Essay über die Mythen ans Ende des Buches gesetzt.

Die für Der gegrillte Mann ausgewählten Geschichten, die sich immer um das Thema Liebe drehen, sind nach den einzelnen Volksgruppen der Erzähler geordnet: Macurap, Tupari, Ajuru, Jabuti, Arikapu und Aruá. Die sechs Völker stammen alle aus Rondônia und haben je ihre eigene Sprache und ihre eigenen Traditionen.

Macurap, Tupari und Ajuru sind Sprachen aus dem Tupi-Stamm, sie gehören zur Familie der Tupari; Aruá gehört zur Familie der Tupi-mondé (ebenfalls Tupi-Stamm); Arikapu und Jabuti sind unabhängige Sprachen. Diese Völker leben in zwei verschiedenen Reservaten, den áreas indígenas A.I.Rio Branco und A.I.Guaporé, nahe der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien, mit einer Bevölkerung von insgesamt ungefähr siebenhundertfünfzig Einwohnern. Sie haben seit etwa fünfzig Jahren Kontakt zur nichtindianischen Bevölkerung Brasiliens; sie haben Sklavenarbeit auf den Kautschukplantagen verrichtet und viele wurden Opfer von Masernepidemien und anderen Krankheiten. Heute bewohnen sie ein abgegrenztes, ihnen gesetzlich zugesprochenes Gebiet, es gibt keine Invasoren mehr und die Bevölkerung nimmt langsam wieder zu. Die Mehrheit spricht gut Portugiesisch, aber die Älteren können sich nur in der eigenen Sprache präzise ausdrücken. Und es sind gerade die Älteren – darunter viele Frauen –, die mir die meisten Geschichten erzählt haben.

Insgesamt waren es zweiunddreißig Erzähler und Übersetzer, Menschen, die gern kommunizieren und sich fantasievoll und anschaulich ausdrücken. Viele von ihnen sind im Urwald aufgewachsen, bevor sie in irgendeiner Form friedlichen Kontakt zu Nicht-Indianern hatten. Ihre Geschichten sind frei von urbanem Einfluss und berichten von einem archaischen Leben in kleinen Urwalddörfern.

Die Übersetzung ist relativ frei, in einzelnen Fällen fast eine Nacherzählung. Ich habe in erster Linie versucht, sowohl die Stimmung zu erhalten, in der die Geschichten erzählt wurden, als auch den portugiesischen Stil der Übersetzer, die fast alle jünger sind, die Sprache besser sprechen und ebenfalls gute Erzähler sind.

Es ist höchste Zeit, diese Mythen aufzunehmen und zu verstehen, so viele wie möglich zu sammeln und die alten Erzähler anzuhören, die Welt von Völkern zu erschließen, die heute nur noch wenige Überlebende zählen, wie zum Beispiel die Ajuru, die Aruá und die Arikapu. Eine sorgfältigere und genauere Übersetzung, wie ich sie bei den Suruí-Mythen in Vozes da origem vorgenommen habe, wo ich eine wörtliche Übertragung gewählt habe, hätte sehr viel länger gedauert und wäre im vorliegenden Fall auch gar nicht möglich gewesen, denn bei den Arikapu und Ajuru zum Beispiel gibt es niemanden, der sowohl die eigene Sprache als auch Portugiesisch fließend spricht. Da es viele Sprachen, viele verschiedene Völker und viele Geschichten sind und dieses Buch ein relativ weites Feld absteckt, halte ich eine gewisse übersetzerische Freiheit für gerechtfertigt.

Andererseits ist dies nur eine mögliche Form der Präsentation und kein Modell. Es ist durchaus wünschenswert, dass irgendwann auch weitere Übertragungen erscheinen. Eines der Anliegen dieses und der anderen Bücher über Mythen, die ich herausgegeben habe, ist, dem Ausbildungsprogramm für indianische Lehrer, das in Rondônia seit 1991 vom IAMÁ (dem Institut für Anthropologie und Umwelt, eine unabhängige Nichtregierungsorganisation) gefördert wird, als Lesematerial zu dienen.

Die indianischen Leser vergleichen wörtliche Übertragungen des aufgenommenen Materials mit ausgearbeiteten Fassungen, sie hören die Geschichten in den indianischen Sprachen, versuchen, eigene Versionen aufzuschreiben, und befragen die Älteren. Es gibt ein bisher noch langsam voranschreitendes Projekt, bei dem die Mythen in den verschiedenen indianischen Sprachen aufgeschrieben werden – vor allem auf Tupari. Eine der Zielsetzungen für die Zukunft ist es, zweisprachige Ausgaben herauszubringen.

Ob in der Schule oder anderswo, man kann nicht oft genug darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die Tradition des mündlichen Erzählens, das Weitergeben des Wissens durch das Sprechen und Erinnern, und nicht über das Geschriebene, aufrechtzuerhalten und weiter anzuregen. Schreiben ändert die Art, wie man denkt, lernt, die Welt erfährt und erzählt, aber das Geschriebene ist heute Teil unserer Welt, ein Instrument gesellschaftlicher Macht. Die Mehrheit der indianischen Gemeinschaften wünscht sich, eine Schule zu besuchen. Vielleicht sind das Geschriebene und die Tradition mündlicher Überlieferung auch gar nicht so unvereinbar, wie man zunächst glaubt. Die technologische Gesellschaft hat auch eine mündliche Komponente, wir haben Radios, Aufnahmegeräte, Videos, die dazu beitragen können, kulturelle Wurzeln lebendig zu erhalten.

Die Aufzeichnung der Mythen ist eine Möglichkeit, kulturelle Eigenständigkeit darzustellen, daran zu erinnern, dass gesellschaftliche Vielfalt Reichtum bedeutet und verschiedene Traditionen nebeneinander bestehen können müssen. Damit erweitert sich für die brasilianische Gesellschaft, die mehr als zweihundert bisher kaum bekannte indianische Sprachen und Kulturen zählt, die Vorstellungswelt, der Grundstoff für jede Art von Fiktion.

Man muss also nur noch erkennen, wie man in den tiefen Gewässern dieser Ursprünge Brasiliens fischt, statt die Mythologie als etwas Unverständliches beiseite zu schieben. Verstörend bleibt sie immer, aber je vertrauter sie wird, desto weniger beängstigend.

Der ursprüngliche Titel der Anthologie war A guerra dos pinguelos, was so viel bedeutet wie Der Krieg der Geschlechter, eine vielleicht etwas indirekte Art, die sexuelle Freizügigkeit der Sprache in den Erzählungen anklingen zu lassen. Im regionalen umgangssprachlichen Portugiesisch der meisten Erzähler bedeutet pinguelo sowohl Penis als auch Klitoris, außerdem bezeichnet es den Abzug einer Feuerwaffe und das weibliche pinguela eine Brücke aus Baumstämmen über einen Fluss. All diese Bedeutungen sind im Novo dicionário da língua portuguesa von Aurélio Buarque de Holanda Ferreira verzeichnet. Nichts symbolisiert den Kampf der Geschlechter besser. Es wäre von großer Wichtigkeit, den vorurteilsfreien Stil in der Beschreibung von Körper und Sex zu bewahren, den die Indianer in ihren Erzählungen haben, diesen immensen verbalen Reichtum. Leider sind sie inzwischen von repressiven Konzepten wie Scham und Schande beeinflusst und drücken sich auf Portugiesisch nicht mehr mit derselben Natürlichkeit aus. Der letztlich gewählte Titel Der gegrillte Mann drückt mit seiner Mischung aus Gewalt und Komik unserer Meinung nach am besten das Mysterium des Geschlechterkampfes aus.

Der Essay am Schluss dieses Bandes soll die Neugier des Lesers anstacheln, nach dieser ersten Lektüre das dichte Universum der Mythen zu betreten, und ihm näher bringen, was herkömmlichen Begriffen nach fremd und ungewohnt erscheint. Außerdem habe ich ein Porträt jedes Erzählers und seines Volkes hinzugefügt.

Macurap

Botxatoniã, die Regenbogenfrauen

Erzähler: Iaxuí Miton Pedro Mutum Macurap

Übersetzer: Niendeded João Macurap und Rosilda Aruá

Weitere Erzähler (Portugiesisch und Macurap): Buraini Andere Macurap und Menkaiká Juraci Macurap

Die Frauen verliebten sich in ein Wesen, das tief unten im Wasser lebte. Es hieß Amatxutxé, war halb Mensch, halb Tier und in ihren Augen wunderschön. Sie waren so verrückt nach ihm, dass sie ihre Männer verschmähten und sogar die Kinder vernachlässigten. Sie dachten nur noch an ihren neuen Geliebten.

Traurig gingen die verlassenen Männer auf die Jagd. Sie hatten jetzt keine Frauen mehr, und die Frauen lebten ohne Männer, sie sahen sie nicht mal mehr an, sie legten sich nicht mehr zu ihnen in die Hängematte und schliefen nicht mehr mit ihnen. Den armen Kriegern blieb nur die Jagd, und auch um die Kinder mussten sie sich selbst kümmern, denn die Mütter taten es nicht mehr. In der tagelangen Jagd suchten sie Ablenkung und bemühten sich, den Stachel in ihren Herzen zu vergessen. Die Kinder hängten das erlegte Wild zum Dörren auf, streunten durch den Wald und gingen alle naslang baden.

Eines Tages spielten sie mit. Pfeil und Bogen am Flussufer, als sie ein kleines Krokodil entdeckten.

»Kommt, wir töten es!«, riefen sie fröhlich im Chor.

Die Pfeile waren so klein, dass das Krokodil sich nicht rührte, geschweige denn daran starb. Also stießen sie es an, und sie stießen es so lange, bis es ins Wasser fiel. Und alle Kinder fielen hinterher, bis auf den Grund.

Welch eine Überraschung erwartete sie dort unter Wasser! Da gab es Menschen, Frauen, die aussahen wie ihre Mütter – sie glaubten sogar, dass sie es tatsächlich waren –, und diese Frauen behandelten sie sehr freundlich und fürsorglich und gaben ihnen Chicha, Tacacá und Fisch zu essen.

Die Frauen gehörten zum Volk der Botxatoniã, der Regenbogenmenschen. Es waren verzauberte Frauen. Nachdem sie die Kinder verwöhnt hatten, schickten sie sie zurück zu den Männern, beladen mit Tonkrügen voller Chicha: »Wir möchten, dass ihr euren Vätern unser Chicha bringt! Erklärt ihnen, dass es von echten Menschen kommt, nicht von Txopokod, von bösen Geistern.«

Die Kinder nahmen den Pfad zur Jagdhütte und trafen bald auf einen der Jäger, der einen Hirsch über der Schulter trug. Er fragte, ob sie Mandim, kleine Fische, brächten und freute sich, als er das Chicha sah.

Im Lager angekommen, stellten die Kinder den Männern die Krüge mit dem Chicha auf Baumstümpfe und sagten, was die Regenbogenfrauen ihnen aufgetragen hatten.

»Von unseren Müttern«, so nannten sie die verzauberten Frauen, »sollen wir euch ausrichten, dass das Essen gut ist, es ist von Menschen, nicht von Txopokod!«

Die Männer aßen, bis sie satt und zufrieden waren und nicht mehr konnten. Nur einer traute dem verzauberten Essen nicht; er begnügte sich mit dem Hirschfleisch, das mit Erdnüssen von ihren Feldern zubereitet war. Die anderen jedoch wollten nicht wissen, woher die köstlichen Speisen kamen, und schickten die Kinder zurück zu den Frauen im Fluss, damit sie noch mehr holten.

Die Mütter – sie waren nicht die wirklichen Mütter, sondern die Regenbogenfrauen, die Frauen vom Grund des Flusses – gaben ihnen wieder Chicha, Tacacá und Fisch mit. Die Männer aßen und aßen.

So ging es Tag für Tag, bis die Männer unbedingt die Regenbogenfrauen besuchen wollten. Die Frauen ließen ihnen ausrichten, sie seien eingeladen und es gebe genug zu essen.

Einige Tage später rief der Häuptling seine Männer zusammen: »Morgen gehen wir zum letzten Mal jagen; es ist jetzt an der Zeit, dass wir ins Dorf der Regenbogenfrauen gehen. Und während wir zum letzten Mal auf der Jagd sind, geht ihr Kinder zu ihnen und sagt, dass wir kommen.«

Noch am selben Tag verließen die Jäger das Lager, und die Kinder stellten auch kein Essen mehr auf die Baumstümpfe. Die Männer banden das erlegte Wild mit Kokosschnur zusammen und zogen schwer beladen davon. Sie gingen aber nicht zurück ins Dorf, wo sie mit den Müttern der Kinder gelebt hatten, die nichts mehr von ihnen wissen wollten. Sie gingen zu den Frauen im Fluss, den Regenbogenfrauen.

Schon von weitem hörten sie vom Grund des Flusses den Lärm des Festmahls und das Rascheln des Strohs beim Tanz. Tief unten im Wasser erbrachen sich die Botxatoniã über dem Essen und vom Erbrochenen stiegen Luftblasen im Wasser auf. Die Frauen übergaben sich und das Wasser blubberte.

Die Jäger verbrachten Tage über Tage auf dem Grund des Flusses, sie tanzten, tranken und liebten die wunderschönen verzauberten Frauen. Als das Essen zur Neige ging, beschlossen sie, auf die Jagd zu gehen, einen Hirsch zu schießen und Gongos, Larven vom Palmenkäfer, zu sammeln. Die Frauen versprachen, auf sie zu warten und neues Chicha für sie zu machen.

Bei aller Fröhlichkeit waren die Männer doch etwas misstrauisch. Die Frauen bereiteten zwar viel Chicha zu, aber sie tranken nichts davon. Der Häuptling war wachsam und trug dem Reiher auf, er solle Acht geben, was dort vor sich ging.

Die Frauen, die in das Wesen aus dem Fluss verliebt waren und ihre Männer verschmähten, fertigten derweil Ketten und kochten Chicha, aber Amatxutxé schien nicht viel Gefallen an dem Essen zu finden. Die Frauen fragten sich, wo ihre Männer und Kinder sein mochten und was sie die ganze Zeit über getan hatten.

Sie machten sich auf die Suche, sie gingen und gingen, bis sie von weitem das Fest auf dem Grund des Flusses hörten. Im Wasser sahen sie die Blasen von dem Erbrochenen aufsteigen.

Sie kehrten zurück in ihr Dorf und kamen zu dem Schluss, es sei besser, Amatxutxé loszuwerden: »Dieser Mann, den wir so hübsch fanden und in den wir uns verliebt haben, ist in Wirklichkeit ein hässlicher, schlaffer Greis! Und er kam uns so schön vor! Wir sollten dieses nutzlose Stück Abfall töten.«

So entledigten sie sich ihres Geliebten.

Der Mann, der misstrauisch gewesen war und nicht von dem Chicha der Regenbogenfrauen getrunken hatte, war allein in seinem Lager geblieben, als die anderen zu den Botxatoniã gingen, um mit ihnen zu tanzen.

Auch die Männer überlegten, zurück ins Dorf zu gehen, aber die Regenbogenfrauen hatten noch viel Chicha für sie. Trotzdem schickte der misstrauische Mann, der Häuptling war, seinen Sohn in das Dorf, er solle sich erkundigen, ob die Frauen sich mit ihnen versöhnen wollten, damit sie nach Hause kommen konnten. Die Männer verwandelten sich allmählich in Regenbogenmenschen, in Botxatoniã. Es war höchste Zeit, dass sie zurückgingen, bald würde es zu spät sein.

Bevor der Junge aufbrach, sagte der Vater, er dürfe keine Frau berühren und er solle die Mutter bitten, Chicha für die Rückkehr der Männer zu kochen.

Der Junge machte sich auf den Weg. Die Mutter war überglücklich, ihn zu sehen, aber er bestand darauf, sich nicht neben sie zu setzen und nur mit ihr zu sprechen, ohne sie zu umarmen. Trotz seiner Zurückhaltung erregte er große Aufmerksamkeit im Dorf: Er war sehr hübsch und stark, hatte eine breite Brust, war muskulös, und sein Körper war mit dem schwarzen Saft des Jenipapo bemalt, seine länglichen, sanften Augen leuchteten, die langen schwarzen Haare waren mit Federn geschmückt. Eines der Mädchen verliebte sich auf den ersten Blick in ihn und näherte sich ihm. Sie war nicht die Einzige – alle waren verrückt nach ihm.

»Kommt mir nicht zu nahe! Mein Vater hat mir aufgetragen, einen weiten Bogen um die Frauen zu machen!«

Aber welche Frau sollte glauben, dass ein so schöner Krieger in Liebesdingen auf den Rat seines Vaters hören würde? Das Mädchen ließ nicht von ihm ab, und als es Nacht wurde, kroch sie in seine Hängematte, und es geschah, was er verweigert hatte.

Am nächsten Tag sagte er niedergeschlagen zur Mutter: »Mutter, ich gehe fort. Vater hat mir aufgetragen, dich zu bitten, Chicha für uns zu bereiten, aber ich habe Liebe gemacht, das war Unrecht, Kawaimã, ein Verbrechen, ich habe alles verdorben. Ich muss gehen.«

Er lief zu seinem Vater und sagte, dass ein Mädchen ihm folgen würde. Er erklärte, dass er gegen seine Anweisung verstoßen hatte und dem Mädchen erlegen war. Es dauerte nicht lange, da kam sie – aber als sie auf das Volk der Regenbogenmenschen traf, starb sie. Ihr Geist jedoch lebte weiter bei dem Jungen.

Seit diesem Tag waren die Männer für immer verzaubert und lebten fortan bei den Frauen der Botxatoniã, den Regenbogenfrauen. Sie leben immer noch dort tief unten im Wasser, am Oberlauf des Rio Branco. Die Frauen aus ihrem Dorf, die Mütter ihrer Kinder, haben sie vergessen.

Und die Frauen haben sich woanders neue Männer gesucht.

Der Txopokod-Liebhaber und das Mädchen mit der riesigen Klitoris

Erzähler: Iaxuí Miton Pedro Mutum Macurap

Übersetzer: Alcides Macurap

Weitere Erzähler (Portugiesisch): Buraini Andere Macurap und Menkaiká Juraci Macurap

Eine verheiratete Frau mochte ihren Mann kein bisschen. Sie fand es schrecklich, mit ihm zu schlafen, und vermied es wann immer möglich. Stets sah sie den jungen Männern im Dorf nach. Sie war hübsch, lief leicht wie ein Reh, fast tänzelnd, und es fehlte ihr nicht an Verehrern.

Eines Tages, als sie im Wald Früchte sammelte, traf sie zufällig einen der tapfersten Krieger. Es brauchte nur wenige Worte, bis sie über die Blätter rollten und sich ihre glühenden Körper liebkosten.

Jeden Abend brannte sie jetzt vor Lust, wenn sie sich vorstellte, in seinen Armen zu liegen und seinen Rücken zu streicheln, seine Brust, seine Beine, wie ihre Haut verschmolz und sie sich aneinander klammerten.

Wenn die Sonne unterging und alle anderen damit beschäftigt waren, Feuerholz zu sammeln oder ein Bad zu nehmen, trafen sie sich an einem verborgenen Ort im Wald, nicht weit entfernt. Aber es gab immer jemanden, der sie hätte beobachten können, vor allem die Kinder, und sie musste aufpassen, dass sie nicht mit Erde oder kleinen Zweigen am Körper zurückkam. Ihr größter Wunsch war es, ihren Geliebten in der Hängematte zu empfangen, ganz still und friedlich, ohne dass sie von Ameisen und anderem Getier gebissen wurden.

Um sich besser gegen die Zudringlichkeiten ihres Mannes wehren zu können, hängte die Frau die Hängematte in eine Ecke der Hütte, ein Stück weit entfernt von den anderen, und schlief an die Strohwand gelehnt ein.

Eines Tages, als sie schon fast eingeschlafen war, spürte sie Hände, die sie streichelten. Sie fingen im Gesicht an, ganz leicht, die Finger zeichneten zärtlich die Konturen ihrer Augen nach, dann die Nase, den Mund, die Wangen und den Hals. Langsam wanderten sie hinunter zu ihren Brüsten und den Brustwarzen. Sie erinnerte sich an die Zärtlichkeiten ihres Liebhabers bei ihren viel zu seltenen Eskapaden und rührte sich nicht, aus lauter Angst, jemand könnte sie stören. Die erfahrenen Hände wanderten weiter hinunter und ließen keinen Winkel aus, bis sie ihre Vagina erreicht hatten. Die Finger der geheimnisvollen Hände, die durch die Strohwand gekommen waren, umspielten und drückten ihre Klitoris, drangen kühn in sie ein wie die Lanze eines Mannes. Sie erschauderte vor Lust und sehnte sich danach, den Körper ihres Liebhabers zu berühren und das nächtliche Geschenk erwidern zu dürfen, aber da waren nur die glatten Arme, weich wie das Fleisch der Pariri-Frucht. Sie wollte die Hüttenwand durchbrechen und nach draußen zu ihrem Geliebten, aber sie hatte Angst, das raschelnde Stroh könnte zu viel Lärm machen.

Jeden Abend wartete sie sehnsüchtig, und die Arme kamen und berührten sie. Sie lief nicht länger in den Wald, um ihren Geliebten zu treffen, und am Tage sprach er kaum mit ihr, es war, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Aber am Abend, ah, wie wusste er da seine Hände zu benutzen! Sie waren durchaus ein guter Ersatz und vielleicht sogar von größerem Nutzen als der restliche Körper des Mannes, der, getrennt durch das Stroh, nicht bei ihr sein durfte! Die geschickten Finger schienen besonderen Gefallen daran zu finden, ihre Klitoris zu verführen, sie in glühender Leidenschaft zu reiben und zu zupfen.

Mit jedem Tag stellte das Mädchen fest, dass ihre Klitoris größer wurde. Sie war von der Liebe zutiefst erfüllt, aber dieses kleine Etwas, das selbst bei aller Nacktheit im Dorf niemand sehen konnte, begann sie zu stören. Nach einer Woche war es bereits so groß wie das Organ eines von Leidenschaft gepackten Mannes. Voller Scham versteckte sie sich vor den anderen und ging nirgendwo mehr hin.

»Warum versteckst du dich? Warum kommst du nicht mehr mit uns aufs Feld, warum setzt du dich nicht mehr zu uns und zu deinem Mann?«, wunderte sich die Mutter.

Sie sah ein, dass sie niemandem etwas vormachen konnte, und gestand der Mutter die Wahrheit. Sogar von ihrem Geliebten im Wald erzählte sie ihr.

»Wie naiv du bist, Kindchen! Das ist kein Mann, es ist ein Txopokod, ein Geist, der dich durch die Strohwand liebt! Und du dachtest, es wäre einer unserer Krieger! Wäre er ein Mensch, hätte er dich in ein Versteck beim Fluss gelockt, weit weg von der Hütte.«

»Er kommt jede Nacht, Mutter, wie ein Mensch, er ist so ein guter Liebhaber und so zärtlich!«

Das Mädchen weinte und weinte, während ihre Klitoris schon auf dem Boden schleifte. Die Mutter hatte Mitleid mit ihr und rief die Verwandten zusammen, damit sie dem Treiben des Txopokod ein Ende setzten. Der betrogene Ehemann verlangte am lautesten nach Rache:

»Heute Nacht werden wir diesem dreckigen Biest die Arme ausreißen!«

Den Tag über schärften die Männer ihre Pfeilspitzen aus Bambus. Sie warteten, bis es Abend wurde, und lauerten schweigend neben dem Mädchen, das beschämt mit seiner schweren Klitoris in der Hängematte lag.

Es war mitten in der Nacht, als der Txopokod sie mit einem leisen Pfiff weckte. Er steckte einen Arm durch die Strohwand, gelangte schnell an ihre so ungewöhnliche empfindlichste Stelle … und tschok! packte sie den Arm und rief nach den Männern. Sie zündeten eine Kerze aus dem Harz des Jatobá-Baumes an, liefen zu ihr und zack! schnitten sie ihm den Arm ab.

Es machte einen furchtbaren Krach und der Txopokod flüchtete in den Wald. Das ganze Dorf kam zusammengelaufen und umringte den seltsamen Arm, der mit Bändern aus Tucumã, Zähnen und Federn geschmückt war. Als sie sich satt gesehen hatten, warfen sie den Arm-Liebhaber in einen Tontopf und kochten ihn.

Aber so lange sie die Arm-Suppe auch kochten, das Fleisch wurde nicht weich! Der Txopokod schien auch keine Knochen zu haben, von denen es sich hätte lösen können.

Und dann geschah etwas noch Erstaunlicheres: Es war eigentlich Zeit, dass die Sonne aufging, aber es blieb weiterhin dunkle Nacht. Kein Funken Helligkeit. Der Morgen war zur Nacht geworden, und die Nacht wurde länger und länger, wie die Klitoris des Mädchens …

Das Feuer durfte nicht ausgehen, denn in der Dunkelheit, wenn kein Licht ist, kommen die Txopokod, um die Menschen zu fressen; und es gab viele Txopokod, bestimmt waren sie sehr aufgebracht und wollten sich rächen. Schnell rannten alle los und sammelten Feuerholz.

Als alles Holz aufgebraucht war, war es immer noch dunkel. Keine Dämmerung in Sicht. Die Nacht dauerte jetzt schon drei Tage …

Die Dorfbewohner mussten Mais und Maniok ins Feuer werfen, um es am Brennen zu halten. Sie zitterten vor Angst vor den Txopokod, den finsteren Schatten der Nacht. Das Feuer brannte weiter und über dem Feuer kochte der Arm, damit der Txopokod nicht kam und das ganze Dorf auffraß.

»Werft ihn weg, den Arm dieses Geistes!«, befahl der Häuptling. »Wozu sollen wir dieses seltsame Ding kochen? Bald haben wir keinen Mais mehr, und es gibt sonst nichts mehr, was wir verbrennen können!«

Da kam Kupipurô, der Hase. Er sang ein hübsches Lied, so wie wir es noch vor kurzem sangen. Alle baten ihn in die Hütte, damit er mit ihnen sang.

Die Dorfbewohner sahen, dass sich etwas in der Dunkelheit bewegte, es waren bereits viele Txopokod auf der Lichtung. Sie umringten sie und bereiteten sich auf ein großes Festmahl vor, bei dem sie sie alle verspeisen würden.

Die Hasen beschlossen, den Menschen zu helfen. Sie standen auf und begannen zu singen, um die Txopokod abzulenken.

»Werft den Arm weg, damit die Txopokod uns nicht fressen!«

Gemeinsam hoben sie den Topf vom Feuer und schütteten den Inhalt in einen Steinmörser. Sie versuchten, den Arm mit dem Stößel zu zerstoßen, aber es war wie mit einer widerspenstigen Muschel – er ließ sich einfach nicht zerbrechen. Auch die Armbänder des Txopokod gingen nicht kaputt.

Schließlich gaben sie es auf und warfen den Arm weg. Sein Besitzer, der Txopokod-Liebhaber, kam angelaufen und klebte ihn sich wieder an. Schnell lief er zum nächsten Fluss, sein Arm kochte ja noch. Dort warf er sich ins Wasser. Es heißt, das Wasser dieses Flusses sei deswegen so warm, weil der kochende Arm dort eingetaucht ist …

Der Txopokod schwamm durch sämtliche Flüsse und Flussarme, die er finden konnte, um sich abzukühlen. Erst beim letzten, kurz vor dem Paulo-Saldanha-Wasserfall, hörte der Arm auf zu brennen. Deswegen ist das Wasser dieses Flusses kalt.

Als der Arm endlich nicht mehr kochte, endete die lange Nacht, der Tag brach an und es kehrte wieder Frieden im Dorf ein. Viele Tage ohne Licht waren vergangen, jetzt war es schon spät, bald würde es wieder dunkel werden.

Sie schnitten dem Mädchen die Klitoris ab und warfen sie ins Wasser – aus ihr wurde ein Zitteraal, der elektrische Fisch. Die Kalebasse, in der sie die Klitoris transportierten, verwandelte sich in einen Krebs. Der betrogene Ehemann wollte das Mädchen nicht mehr, er hatte Angst. Von dem Liebhaber weiß man nicht, ob er sie noch wollte, vieles blieb ein Geheimnis … Aber der Txopokod kehrte nie wieder zurück.

Akaké, der Bräutigam mit den drei Schwänzen

Erzähler (Macurap): Iaxuí Miton Pedro Mutum Macurap

Weitere Erzählerin (Portugiesisch): Aienuiká Rosalina Aruá

Übersetzer: Graciliano Macurap und Alcides Macurap

Auf der Suche nach einem Fest und einem Mann

Zwei Schwestern und eine Nichte machten sich bereit, auf das Fest eines Nachbarn zu gehen, dem ein großes Maisfeld gehörte. Sie wussten nicht, wie man dorthin kam, aber die Schwägerin, die Frau eines ihrer Brüder, bot sich an, ihnen den Weg zu zeigen. Es sollte ein prächtiges Fest werden, und viele Tiere, die damals auch Menschen waren, gehörten zu den Gästen.

Die drei pflückten Tabakblätter auf ihrem Feld, um dem Gastgeber Zigaretten zu schenken, denn er war sehr großzügig und es würde viel zu essen geben.

Die Schwägerin war eine böse Frau und mochte die drei nicht. Sie ging voraus und versprach, Blätter auszustreuen, um ihnen den Weg zu weisen. Aber weil sie Hass in ihrem Herzen trug, legte sie die Blätter so hin, dass sie in die falsche Richtung zeigten – nämlich in die der Txopokod, der bösen Geister.

Sorglos und fröhlich liefen die drei Abenteurerinnen durch den Wald. Sie hatten alle Zeit der Welt und ihr Schicksal in der Hand. Sie stellten sich vor, an diesem Tag, auf diesem Fest, vielleicht für jede von ihnen einen Mann zu finden oder auch einen für sie alle drei. Es war Zeit für sie zu heiraten.

Wenig später, sie waren bereits müde, erblickten sie in der Ferne eine kleine Hütte. Im selben Augenblick bemerkten sie ganz in der Nähe ein Gürteltier. Mühelos tötete die Nichte das Tier mit ein paar Stockschlägen; dann schnitten sie es in Stücke, wickelten es in Blätter ein, um es dem Gastgeber mitzubringen, und liefen weiter in Richtung der Behausung.

Draußen vor der Hütte war eine Alte, die gerade den Maisspeicher aufräumte. Die drei konnten nicht wissen, dass sie die Mutter des Gürteltiers war, es war ihr Kind.

»Großmutter, wir sterben vor Hunger, gib uns ein paar Maiskolben, damit wir sie mit dem Gürteltier essen können, das wir gerade erlegt haben. Komm und iss mit uns!«

Die Alte fing an zu weinen, als sie sah, dass ihr Kind, das Gürteltier, getötet worden war. Um sie zu beruhigen, schenkten die drei Frauen ihr Arm- und Halsbänder und Zigaretten. Als sie merkten, dass irgendetwas nicht stimmte, stießen die beiden Tanten ihre Nichte mit dem Ellbogen an. Die dachte, sie solle der Alten vom Gürteltier anbieten, und reichte ihr ein Stück Fleisch. Sie war viel unbekümmerter als ihre Tanten und tat immer genau das, was man nicht tun soll.

Und siehe da! Die Alte weinte noch mehr, als sie den Geruch ihres Kindes wahrnahm. Doch plötzlich wurde sie still und überlegte, wie es wohl wäre, die drei Frauen zu fressen.

Die Tanten bemerkten es nicht, aber die Nichte beobachtete, wie die Alte das Gürteltier wieder zum Leben erweckte und die Fleischstücke aus ihren Mündern und Händen verschwanden. Voller Sorge sah sie, wie die Alte in den Maisspeicher hochkletterte und sich dort lange zu schaffen machte. Suchte sie womöglich nach einem Knüppel, um sie zu töten?

»Wir müssen hier weg, Tanten! Diese Alte ist kein Mensch, sie ist bestimmt die Mutter des Gürteltiers. Sie hat es wieder zum Leben erweckt. Sie ist ein Txopokod, ein Geist!«

Weg ohne Wiederkehr

Aber die Tanten fühlten sich wohl dort, sie hatten zu essen, und so rührten sie sich nicht vom Fleck. Die Nichte zeigte zur Tür, die sich langsam schloss, und schob sie gerade noch rechtzeitig mit Gewalt hinaus. Die Tür ging hinter ihnen zu und sie befanden sich wieder auf demselben Pfad, nur dass der Weg, auf dem sie gekommen waren, jetzt dichter Wald war. Da bekamen sie es mit der Angst, als sie merkten, dass sie verloren waren und irgendeine seltsame Kraft den Weg hinter ihnen zuwachsen ließ und sie immer weiter vorantrieb. Sie konnten nicht zurück und mussten dem Pfad folgen.

Ein Stück weiter begegneten sie einem anderen Wesen, das aussah wie ein Mann, aber in Wirklichkeit ein Tier war. Es saß auf einem Ameisenbaum und schnitt die Früchte ab.

»Ach, Großvater, wir haben solchen Hunger! Gib uns etwas von deinen Früchten zu essen!«

Der Alte kam plötzlich kopfüber den Baum heruntergekrabbelt, wollte sich auf sie stürzen und sie verschlingen. Entsetzt liefen sie davon: Das konnte kein Mensch sein, der kopfüber einen Baum herunterklettert! Hinter ihnen war der Weg immer noch versperrt, es gab kein Zurück. Es erschien ihnen unheimlich, wie dort, wo sie eben noch ungehindert einen Pfad entlanggelaufen waren, jetzt dichter Wald wucherte.

Sie hatten keine Wahl, sie mussten weiter. Kurz darauf sahen sie ein anderes Menschen-Tier auf einem Baum sitzen und Ingá-Früchte pflücken. Sie fragten es nach dem Weg und baten um ein paar Früchte – ihnen knurrte der Magen. Vielleicht war dies ein Ehemann für eine von ihnen. Aber dann flüchteten sie noch verängstigter als zuvor, als nämlich der Mann, oder das Ungeheuer, mit dem Kopf zuerst den Baum herunterkroch, während ihm aus Nase und Mund Speichel tropfte und er, erfreut über die unerwartete Mahlzeit, die Zähne nach ihnen fletschte.

Jetzt wollten sie nur noch nach Hause, aber der Weg zurück war mit Bäumen, Dornen, Schlingpflanzen und Lianen zugewachsen, von unten konnte man nicht einmal mehr den Himmel sehen. Es gab nur einen Weg durch den Wald und der führte nach vorn.

Ein Ehemann, der Herr des Pipi-Chicha

Sie wussten nicht, wo sie schlafen sollten, und ihre Beine waren schon ganz zittrig, da kamen sie zum Haus der Schlange, die ebenfalls ein Mann war. Gleich am Eingang stand der Häuptling, die Lianenschlange, Txadpunpurim. Er lud sie ein, dort zu schlafen.

Sie blieben – wohin sonst hätten sie gehen sollen? Die Lianenschlange bot ihnen Chicha an, behandelte sie gut und brachte sie zum Schlafen auf einen höher gelegenen Speicher. Dort waren sie vor den anderen Schlangen versteckt – denn es lebten nur Schlangen in dem Haus.

Gegen Abend kamen die anderen Schlangen nach Hause. Die Nichte erschrak, als sie sah, dass es keine Menschen waren, und schrie auf.

»Sei still! Wegen dir sitzen wir hier in der Klemme! Weil du das Gürteltier getötet und es der Alten angeboten hast!«, riefen die Tanten.

Sie hörten zu, was die Schlangen sagten. Der andere Häuptling, die Klapperschlange, Baratxüxá, wollte auf den Speicher gehen und ihn reparieren und sauber machen, damit sie mehr Mais lagern konnten. Die Lianenschlange, Txadpunpurim, versuchte, ihn davon abzuhalten, damit seine Schützlinge nicht entdeckt wurden. Er schlug vor, gemeinsam jagen zu gehen: »Wie wäre es mit einem Fest mit viel Fleisch in den nächsten Tagen?«

Dem konnte keiner widerstehen. Noch am selben Abend zogen sie für mehrere Tage los. Alle gingen mit, außer der Lianenschlange; als Letzte ging die Schwarze Schlange. Bevor er den anderen folgte, sah er in den Chicha-Krügen nach, sie waren alle leer bis auf den letzten Tropfen. Die Schwarze Schlange füllte alle Krüge bis zum Rand mit seinem Pipi.

Die Nichte hatte ihn aus ihrem Versteck dort oben die ganze Zeit über beobachtet. Am Morgen rief die Lianenschlange sie herunter, um Chicha zu trinken.

»Tanten, ich trinke dieses Chicha nicht, es ist Schlangenpipi!«

Ihr Beschützer bestand darauf, dass sie tranken und aßen. Die Tanten nahmen von dem Chicha, aber die Nichte hielt den Mund geschlossen.

»Du kannst ruhig davon trinken, es ist das gleiche Chicha, das wir immer trinken«, sagte die Lianenschlange höflich.

Aber sie ließ sich nicht umstimmen. Die Lianenschlange war bestimmt kein guter Ehemann.

Die drei verschwanden, bevor die anderen Schlangen von der Jagd zurückkehrten. Die Lianenschlange war so freundlich, ihnen den Weg zu zeigen – aber es gab ja auch keinen anderen, hinter ihnen war alles dichter Wald, ein Zurück gab es nicht.

Der gestohlene Mörser und die Schwester der Winde

Sie liefen und liefen, bis sie zum Haus einer Frau mit einem kleinen Steinmörser kamen. Schon von weitem hörten sie sie den Mais zerstoßen: Tak, tak, tak …

Der Mörser war sehr schön, so schön, dass die Nichte ihn mitnehmen wollte. Sie war ganz versessen auf ihn, aber die Tanten rieten ihr davon ab.

Die Besitzerin des Mörsers hieß Piribubid und war die Schwester der Winde. Lauthals rief sie nach ihnen: »Meine Brüder, kommt und helft mir! Drei Frauen wollen unseren Mörser stehlen!«

Die Tanten wollten ihre Nichte zurückhalten, aber als die Besitzerin des Mörsers aufhörte zu schreien und sie für einen Moment nicht beachtete, steckte die Nichte den Mörser in ihre Strohtasche und die drei liefen davon.

Als sie sich bereits außer Gefahr wähnten, hörten sie einen Furcht erregenden Sturm näher kommen. Es war ein Wind, der selbst die größten Bäume umriss, mit lautem Knall fielen sie übereinander, fast erschlugen sie die Frauen. Die Winde verfolgten sie.

»Wirf den verfluchten Mörser weg, die Winde sind schon hinter uns her!«, flehten die Tanten.

Das Mädchen holte ihn aus ihrer Tasche und trug ihn eine Weile auf ihrer Schulter. Als sie ein paar Felsen sah, warf sie ihn mit aller Kraft fort und er zerbrach in Stücke.

Die Winde kamen durch die Luft und ihre Schwester Piribubid, die Besitzerin des Mörsers, lief den Weg entlang. Traurig hielten sie inne, als sie die Scherben sahen, aber sie sammelten alle wieder ein, setzten den Mörser wieder zusammen und nahmen ihn mit nach Hause.

Die Nichte, die zu Bambus wurde

Erleichtert setzten die Frauen ihre Reise fort. Sie hörten ein Klopfen – tok, tok, tok … –, es war der Specht, der aus einem Baum Gongos pickte. Als er auch sie fressen wollte, liefen sie davon.

Ein Stück weiter trat die sorglose Nichte in einen Bambussplitter und zwei Tage später wurde sie zu Bambus.

Die Tanten waren traurig, sie wussten nicht, was sie tun sollten, da sahen sie einen Mann Larven aus der Ouricuri-Palme holen:

»Seid ihr angekommen?«

»Ja, das sind wir!«, sagten die Tanten traurig, weil ihre Nichte zu Bambus geworden war. »Unsere Nichte ist zu Bambus geworden.«

Der Mann gab den Tanten Larven zu essen, aber sie dachten nur daran, ihre Nichte wiederzubekommen, und zeigten ihm den Bambus, in den sie sich verwandelt hatte.

Der Mann wollte ihnen helfen: »Schließt einfach die Augen. Ich werde rauchen. Ich will versuchen, sie zurückzuholen.«

Die beiden schlossen die Augen, während er rauchte und rauchte. Als sie sie öffneten, stand die Nichte vor ihnen. Sie war wieder ein Mensch geworden.

Ein Ehemann mit mehr als nötig

Sie waren erschöpft und hatten es schon aufgegeben, eine Unterkunft zu finden, da trafen sie auf einen Alten, Akaké, der am Wegesrand saß und Gongos sammelte.

»Großvater, Awatô! Wir wollen Gongos essen!«

»Dann kommt und esst, ihr schönen Mädchen! Es gibt Maniokkuchen und jede Menge Gongos! Esst nur, ich hole später neue!«

Sie schlugen sich die Bäuche voll. Es gefiel ihnen, einen Mann zu haben, der sie ernährte. Schade nur, dass er so alt war.

Akaké sagte, sie sollten doch ein Bad im Fluss nehmen, dort gäbe es auch Urucum, Früchte und Blätter vom Orleansstrauch, mit denen sie sich die Augen waschen könnten.

Auf dem Weg kamen sie bei Akakés Mutter vorbei, die gerade vor der Hütte kehrte.

»Gut, dass die Frauen auf der Flucht sind, so habe ich jemanden, der vor der Hütte meines Sohnes kehrt«, dachte die Alte und nannte die drei gleich ihre Schwiegertöchter.

Akakés Mutter sah nicht aus wie eine Frau, die drei bemerkten sie nicht einmal. Sie hatte die Form eines Topfes. Als sie sich neben sie setzten, kratzte die Nichte mit dem Fingernagel an ihr. Es kam Blut heraus und der Topf schrie auf.

»Tanten, der Topf blutet, er ist ein Mensch!«

Der alte Akaké kam herbei, er nannte sie seine Frauen. Aber die Nichte sagte nicht Ehemann zu ihm, von so einem hässlichen Alten wollte sie nichts wissen.

Akakés Mutter, die Topf-Frau, versprach jedoch, ihn mit Asche und heißem Wasser zu waschen, dann würde wieder ein junger hübscher Mann aus ihm werden.

Nachdem sie ihn gebadet hatte, sagte sie: »Gleich wird er kommen, der hübsche Junge, aber schaut nicht auf seinen Körper, nur auf seine Füße!«

Die Nichte fragte sich, warum es wohl verboten war, den Körper anzusehen, wo er doch jetzt jung war. Sie beschloss, nicht auf die Mutter zu hören.

Kurze Zeit später kam er, schon von weitem hörten sie ihn auf seiner Bambusflöte spielen. Die Tanten taten, wie ihnen geheißen, sie hielten den Kopf gesenkt und schauten nur auf seine Füße. Die Nichte aber sah heimlich hoch – und welch ein Schreck! Jung war er, von dem hässlichen Alten von eben war nichts mehr zu sehen, aber was für einen riesigen Korb, welch außergewöhnlichen Penisschutz trug er zwischen den Beinen, um sein dreifaches Gemächt zu verbergen! Kein Wunder, dass sie nicht hinsehen sollten, statt eines hatte er gleich drei davon! Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass Akaké Fischkorb oder Penisschutz bedeutete.

Viele Hängematten der Liebe

Es wurde Abend und Akaké rief sie in seine riesige Hängematte – eng umschlungen war Platz für sie alle vier darin. Die Nichte weigerte sich – sie wollte nicht mit so einem Ungeheuer zusammen sein. Wie sähen die drei harten Lanzen wohl erst aus, wenn sie aufgerichtet waren? Eine allein hätte sie glücklich gemacht, aber drei davon waren zu viel. Während die Tanten sich hinlegten und einschliefen, suchte sie sich eine andere Hängematte.