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Eine junge Lady aus den schottischen Highlands muss mit Zahnschmerzen zum Zahnarzt. Schon schlimm genug, aber es kommt noch schlimmer. Keineswegs zimperlich, wenn es um ihre eigenen Interessen geht und selbst mit einigen Leichen im Keller, gerät sie hier in die Fänge eines untoten Vertreters der Zunft. Viel Whiskey begleitet die Geschichte in der Nähe von Nessie, dem Ungeheuer von Loch Ness - aber wird es ihr gelingen zu entkommen? Pflichtlektüre für alle Anhänger von 'No Ladies in the Pub please'.
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Seitenzahl: 59
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
AN DIE DISTEL:
Für die Schotten bist du mehr als eine Blume
Du bist ein Symbol für große Stärke und Macht
Eingehüllt in Töne von lila und grün
Bist du die schönste Blume die ich je gesehen habe
Einige Leute sagen du wärst nur ein Unkraut
Aber wir Schotten kennen dich als mächtige Art
Du bist zart und doch stark und wagemutig
Und du bist uns mehr wert als Silber und Gold
Du wirst von den schottischen Herzen geliebt
Und du warst von Anbeginn an richtig
Mit den lila Köpfen und dem sehr stachligen Stiel
Du bist die prächtigste aller schottischen Juwelen
Fiona Mac Gill aus Drumnadrochit, etwa 15 Meilen von Inverness entfernt gelegen, ist eine bemerkenswerte, süße, lebenslustige, humorvolle, kluge und, vor allen Dingen, ziemlich reiche junge Dame. Abgesehen von Letzterem, gäbe es viele von ihnen, aber das ist nicht, was sie so speziell macht. Fiona behauptet, dass sie Geister sehen kann und keine Angst vor ihnen hat. Sie ist nicht blond, wie es die gälische Sprache andeutet (Fionn – blond, bleich), sondern hat langes rotes Haar, das sie weder von ihrer Mutter, noch von ihrem Vater haben kann: Seltsamerweise gab es auch keine rötlichen Haare in den Familien beider Großeltern.
Kein Wunder also, dass Gerüchte aufkamen, sie sei irgendwie untergeschoben worden. Die Tatsache, dass diese Gerüchte höchstwahrscheinlich von ihren jüngeren Brüdern Archie und Finley, in die Welt gesetzt wurden, mit ihren Erbansprüchen im Hinterkopf, ist nicht länger von Bedeutung. Beide sind zwischenzeitlich verstorben – oder ertrunken, um genau zu sein – und nach dem tragischen Unfall ihrer Eltern bei einem Hausbrand, wurde sie zur Alleinerbin eines beträchtlichen Anwesens und Vermögens.
Wenn wir gerade von Ertrinken sprechen: Drumnadrochit ist ein reizendes Städtchen in den schottischen Highlands und am westlichen Ufer vom Loch Ness gelegen (die Schotten bezeichnen alle nicht fließenden Wasserbecken als 'Loch'). Seit das Monster Nessie gelegentlich seinen Kopf aus dem Teich steckt, ist es zu einem beliebten Ziel für Touristen geworden.
Für Jahrhunderte lebte der Clan der MacGills in Dochgarroch, näher an Inverness gelegen, der Hauptstadt der schottischen Highlands. Hier, am nördlichen Ende vom Loch Ness, fließt das Wasser durch Inverness und die Moray Firth in die Nordsee.
Eines Tages soll Archie MacGill, ihr Vater, gesagt haben, dass er den lokalen Pub nicht mehr mochte. Das veranlasste ihn – ein Mann, der ein paar Drinks in guter Gesellschaft gewiss nicht scheute – mit Frau und Kind wegzuziehen, um sich auf einem prächtigen Anwesen, ein paar Meilen weiter südlich den See hinunter, niederzulassen. Wahrlich eine seltsame Reaktion, die einige Leute veranlasste, zu sagen, dass dies nicht der wahre Grund für ihren Umzug gewesen sein konnte, als sie mit der kleinen Fiona in Drumnadrochit ankamen.
Einige Jahre später hatte Fiona ihrem Bruder Archie einen kräftigen Tritt verpasst, als sie, wie so oft, am Ufer vom Loch Ness standen und nach dem Monster Ausschau hielten. Er sank sofort hinunter und kam nie wieder zum Vorschein. Niemand glaubte dem Augenzeugen, der die Szene angeblich beobachtet haben wollte. Fiona? Niemals! Jeder weiß, dass Nessie ein Planktonfresser ist, und beide Brüder waren gute Schwimmer.
Der Loch Ness ist Teil des Kaledonischen Kanals, eine künstlich angelegte als auch natürliche Fluss-und-See Wasserstraße mit vier wunderschönen Seen dazwischen, Loch Lochy, Loch Oich, Loch Ness und Loch Dochfour, welche die Nordsee im Osten mit dem Atlantischen Ozean auf der anderen Seite Schottlands, über die Highlands hinweg, verbindet. Das Wasser fließt in entgegengesetzte Richtungen, mit der Wasserscheide zwischen dem Loch Lochy, wo es Richtung Nordsee geht, mit der letzten Schleuse in Inverness, und dem Loch Oich, wo das Wasser zum Ende des Kanals und der Schleuse bei Fort William und dann in den Atlantik führt. Beide Ende sind auf gleicher Meereshöhe, aber auf dem Weg durch die Highlands müssen Höhenunterschiede überwunden werden, was nur durch zahlreiche Schleusen und Schwenkbrücken entlang des Wegs ermöglicht wird.
Das Projekt blieb eine Schnapsidee, zumindest was die wirtschaftliche Seite anbelangt. Für Touristen, die sich für fast 100 Kilometer quälen wollen, unter 11 Schwingbrücken hindurch und durch 29 einzeloder mehrstufige Schleusen, eingeschlossen die 8 - stufige (!!) Schleuse bei Banvie, ehrfürchtig als 'Netuns Treppe' bezeichnet, wo man 90 Minuten braucht, um ein Stück voranzukommen, ist sie die prächtigste Wasserstraße der Welt, ungeachtet dessen, dass man gelegentlich Schilder mit der Aufschrift 'sofort zu verkaufen' sehen kann, die frustrierte Schiffsbesitzer in der Hoffnung angebracht haben, barzahlende Käufer für ihre Kähne zu finden.
Der untergegangene Archie hätte an der nahe gelegenen letzten Schleuse auswärts zur Nordsee hängen bleiben sollen, aber Fiona hatte alles gut vorbereitet. Obwohl der Loch Ness keine wesentliche Strömung hat, nur an der Oberfläche, wenn starke Winde das Wasser bewegen, und alles direkt auf Grund sinkt, ging sie kein Risiko ein. Die clevere Fiona weiß auch einiges über Bathymetrie – Studien der topgrafischen Form von Wasserbecken.
Über die Tiefe vom Loch Ness wird oft gestritten. Einige sagen 230 Meter, andere sprechen von bis zu 325 Meter. Da es zahlreiche Höhlen am Boden gibt, sind Messungen problematisch. Was die Gestalt der Seitenwände betrifft, so fallen diese abrupt und steil ab, vergleichbar mit einem Winkel von 75° eines stark geneigten Hangs, also beste Bedingungen ihren Bruder Archie zu fragen, einen nahe am Ufer stehenden Picknickkorb aufzuheben. Eine feste Schlinge ums Handgelenk, damit er ihn nicht verliert, dann ein überraschter Ausruf, 'schau her, Nessie kommt hoch', gefolgt von einem entschlossenen Tritt – so gehts! – besonders wenn man Ziegelsteine anstelle von Sandwiches eingepackt hat.
Ein Jahr später hatte Fiona den anderen Bruder, Finn, von dem von Touristen überfüllten Platz nahe dem Urquhart Castle weggelockt, um woanders, ohne lästige Zuschauer, ihr Glück zu versuchen. Sie hatte ihm etwas von einem Lederbeutel erzählt, gefüllt mit 'Schwert und Zepter' Stücken, Goldmünzen die sie in einer Vertiefung nahe des Ufers entdeckt hatte und zu schwer für sie waren, sie heimzutragen. Als er niederkniete, zog sie ihm eins kaltblütig über den Schädel und versenkte ihn, mit Steinen beschwert, im See. Es wäre doch schade gewesen, noch einen hübschen Picknickkorb zu verlieren …
Zurück zu den Geistern: Das Gespenst von Canterville, bekannt aus dem Buch von Oskar Wilde und verschiedenen Hollywood Verfilmungen, war endlich 'richtig' tot und begraben. Nach Jahrhunderten wurde es davon erlöst, Geist spielen zu müssen. Doch in letzter Zeit spukt es wieder herum. Fiona wusste das von einigen persönlichen Begegnungen. Sie hatte aber nie eine große Sache daraus gemacht, wie sie engen Freunden im Vertrauen sagte, weil sie meinte, dies würde nur einige Zeitgenossen enttäuschen, die immer noch fest an die endgültige Erlösung von Sir Simon de Canterville glauben.
Im Gegensatz zu ihrer Zurückhaltung bei Sir Simon wurde sie ziemlich offen und gesprächig, wenn sie ihre anderen Begegnungen dieser Art in lustiger Runde zum Besten gab.
Ihre grausamen Geschichten waren voll von Respektlosigkeiten gegenüber Geistern und den Untoten, die an reine Unverschämtheit grenzten.