Der heulende Müller - Arto Paasilinna - E-Book + Hörbuch

Der heulende Müller Hörbuch

Arto Paasilinna

4,9

Beschreibung

In einem Dorf im Norden Finnlands taucht ein Mann namens Huttunen auf. Er setzt die alte Mühle wieder instand, und die Dörfler staunen.

Huttunen ist nicht nur bärenstark, er hat zudem eine befremdliche Angewohnheit: Er verfällt bisweilen in tiefe Traurigkeit - und heult wie ein Wolf. Um ihren Schlaf gebracht, wollen die Dorfbewohner den Sonderling schließlich ins Irrenhaus einweisen.

Doch Huttunen kann fliehen und versteckt sich in der Wildnis der Wälder. Die Jagd auf den heulenden Müller beginnt ...

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

1. Teil – Die Mühle des Irren

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2. Teil – Die Jagd auf den Einsiedler

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Über das Buch

In einem Dorf im Norden Finnlands taucht ein Mann namens Huttunen auf. Er setzt die alte Mühle wieder instand, und die Dörfler staunen. Huttunen ist nicht nur bärenstark, er hat zudem eine befremdliche Angewohnheit: Er verfällt bisweilen in tiefe Traurigkeit – und heult wie ein Wolf. Um ihren Schlaf gebracht, wollen die Dorfbewohner den Sonderling schließlich ins Irrenhaus einweisen. Doch Huttunen kann fliehen und versteckt sich in der Wildnis der Wälder. Die Jagd auf den heulenden Müller beginnt …

Über den Autor

Arto Paasilinna, 1942 in Nordfinnland geboren, ist einer der populärsten Schriftsteller Finnlands weltweit. Seine Bücher werden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Arto Paasilinna hat zahlreiche Literaturpreise gewonnen und wird zurecht als »Meister des skurilen Humors« bezeichnet. DER HEULENDE MÜLLER ist eines der frühen Werke des finnischen Kultautors.

Arto Paasilinna

DERHEULENDEMÜLLER

Roman

Aus dem Finnischen vonRegine Pirschel

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 1981 by Arto PaasilinnaTitel der finnischen Originalausgabe: »Ulvova Mylläri«Originalverlag: WSOY, Helsinki

Für die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 1996 by Bastei Lübbe AG, KölnTitelillustration: © ullstein bild; © shutterstock/MorphartUmschlaggestaltung: Gisela Kullowatz

E-Book-Produktion: Urban SatzKonzept, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-3153-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

1. Teil

Die Mühle des Irren

1

Bald nach dem Krieg tauchte im Dorf ein Fremder auf, er kam vom Süden und nannte sich Gunnar Huttunen. Er meldete sich nicht beim Wasseramt zur Saisonarbeit, wie es die Wandersleute aus dem Süden gewöhnlich taten, sondern kaufte die alte Mühle an der Stromschnelle Suukoski am Kemifluss. Der Kauf wurde für unsinnig gehalten, denn die Mühle war seit den dreißiger Jahren außer Betrieb und bereits sehr verfallen.

Huttunen bezahlte die Mühle und bezog die Stube im Obergeschoss. Die Bauern des ganzen Sprengels und besonders die Mitglieder der Mühlengenossenschaft lachten Tränen über das Ereignis. Sie sagten, die Verrückten seien anscheinend nicht ausgestorben, obwohl der Krieg so viele umgebracht habe.

Im ersten Sommer setzte Huttunen die Schindelmaschine instand, die zur Mühle gehörte. Anschließend gab er eine Annonce in den Nordnachrichten auf, in der er anbot, Schindeln zu hobeln. So wurden fortan die Scheunendächer des Sprengels mit Schindeln aus Suukoski gedeckt. Huttunens Schindeln waren siebenmal billiger als fabrikgefertigte Teerpappe, die man ohnehin nicht immer bekam, denn die Deutschen hatten ganz Lappland niedergebrannt, und es herrschte ein furchtbarer Mangel an Baumaterial. Der Kaufmann des Kirchdorfes nahm manchmal bis zu sechs Kilo Butter, ehe er eine einzige Rolle Dachfilz herausrückte. Kaufmann Tervola verstand etwas vom Handel.

Gunnar Huttunen war fast einen Meter neunzig groß. Er hatte steifes braunes Haar und einen eckigen Schädel. Unter einer hohen, steilen Stirn lagen die Augen tief in den Höhlen. Sein Gesicht war schmal, mit starken Wangenknochen, langer Nase und großem Kinn. Er hatte zwar große Ohren, doch standen sie nicht ab, sondern lagen dicht am Kopf. Man sah daran, dass Gunnar Huttunen als Baby sorgfältig gebettet worden war. Wenn ein Knabe große Ohren hat, muss die Mutter achtgeben, dass er sich nicht allein in der Wiege umdreht, sonst hat er später als Mann Segelohren.

Von Gestalt war Gunnar Huttunen schlank und gerade. Beim Gehen nahm er anderthalbmal längere Schritte als andere Männer, im Schnee sahen seine Spuren aus wie der Laufschritt eines Mannes von normaler Größe. Sowie es schneite, hobelte Huttunen sich Skier, die so lang waren, dass sie bis zur Regentraufe eines gewöhnlichen Hauses reichten. Huttunens Skispur war breit und iA allgemeinen gerade, und da er leicht war, lief er fast immer in gleichmäßigem Takt. An den Abdrücken der Stöcke erkannte man sofort, dass Gunnar Huttunen unterwegs gewesen war.

Niemand fand heraus, woher Huttunen eigentlich kam. Die einen erzählten, er stamme aus Ilmajoki, andere meinten, er sei aus Satakunta, Laitila oder Kiikoinen nach Südlappland gekommen. Irgendjemand hatte ihn gefragt, warum er in den Norden gezogen sei. Darauf hatte der Müller erwidert, ihm sei im Süden die Mühle abgebrannt, und dabei sei auch seine Frau ums Leben gekommen. Die Versicherung habe ihm keine von beiden ersetzt.

»Sie verbrannten gleichzeitig«, hatte Gunnar Huttunen erklärt und den Frager seltsam eisig angesehen.

Nachdem er die Knochen seiner Frau aus den verkohlten Trümmern der Mühle geklaubt und auf den Friedhof gebracht habe, habe er sein nun so schauriges Mühlengrundstück und das Wassernutzungsrecht verkauft und die Gegend verlassen. Zum Glück habe er hier im Norden eine akzeptable Mühle gefunden, und wenn sie auch noch nicht in Betrieb sei, so reichten doch die Einkünfte von der Schindelmaschine, um einen alleinstehenden Mann zu ernähren.

Die Kanzlistin der Kirchengemeinde wusste jedoch zu berichten, laut Eintrag in den Kirchenbüchern sei der Müller Junggeselle. Wie kann so einem Mann die Frau verbrennen? Darüber wurde im Dorf viel gerätselt. Die Wahrheit über die Vergangenheit des Müllers fand jedoch niemand heraus, und schließlich verloren die Leute das Interesse daran. Sie sagten sich, dort im Süden seien schließlich auch früher Weiber verbrannt oder verbrannt worden, und trotzdem seien immer noch genug davon vorhanden.

In Gunnar Huttunens Leben gab es hin und wieder lange Phasen der Depression. Dann unterbrach er plötzlich ohne ersichtlichen Grund die Arbeit und starrte in die Ferne. Seine dunklen Augen glommen qualvoll in den Höhlen, sein Blick war stechend scharf und gleichzeitig traurig. Sah er dem Gesprächspartner in die Augen, dann brannte und beunruhigte sein Blick. Wer mit Huttunen während seiner düsteren Stimmung sprach, dem wurde traurig und ein wenig unheimlich zumute.

Aber nicht immer war der Müller finster! Häufig sogar war er sehr ausgelassen, und das ohne besonderen Anlass. Er scherzte, lachte, war vergnügt und machte mit seinen langen Beinen die komischsten Sprünge; er knackte mit den Fingergelenken, fuchtelte mit den Armen, verdrehte den Hals, redete und zappelte. Er erzählte großartige, aber absurde Witze, hielt die Leute gründlich zum Narren, haute den Bauern auf die Schulter, lobte sie über den grünen Klee, lachte ihnen ins Gesicht, zwinkerte vergnügt, klatschte in die Hände.

Während Huttunens guten Phasen pflegte sich die Jugend des Dorfes in der Mühle zu versammeln, um am Treiben des ausgelassenen Müllers teilzuhaben. Man saß wie in guten alten Zeiten in der Mühlenstube beisammen, scherzte und riss Witze. Im friedlichen und gemütlichen Halbdunkel, umgeben von den geheimnisvollen Gerüchen der alten Mühle, waren alle froh und glücklich. Manchmal entzündete Gunnar, Kunnari, wie die Einheimischen sagten, auf dem Hof der Mühle ein loderndes Feuer, in das man trockene Späne warf und in dessen Glut man Maränen aus dem Kemifluss röstete.

Der Müller war ungewöhnlich begabt darin, die Tiere des Waldes nachzuahmen: Er schlüpfte in die verschiedensten Gestalten, und die Zuschauer rieten um die Wette, welches Tier jeweils gemeint war. Mal wurde der Müller zu einem Hasen, mal zu einem Lemming oder Bären. Manchmal imitierte er mit seinen langen Armen das Schweben einer nächtlichen Eule, dann wieder heulte er wie ein Wolf, hob das Gesicht zum Himmel und klagte so herzzerreißend, dass die jungen Leute furchtsam näher zusammenrückten.

Oft ahmte er Frauen und Männer aus dem Dorf nach, und die Zuschauer erkannten sofort, wer gemeint war. Wenn Huttunen sich klein und rund machte, was starke Verrenkungen von ihm erforderte, wussten alle, dass er seinen nächsten Nachbarn, den dicken Bauern Viittavaara, darstellte.

Es waren bemerkenswerte Sommerabende und -nächte, doch musste man manchmal wochenlang darauf warten, denn Gunnar Huttunen versank zwischendurch immer wieder in seine stille Düsterkeit. Dann wagte sich kein Dorfbewohner ohne triftigen Grund zur Mühle, und wer hinging, erledigte seine Sache schnell und ohne Aufheben, denn die gedrückte Stimmung des Müllers vertrieb die Besucher.

Allmählich wurden Huttunens zeitweilige Depressionen immer schwerer. Er war dann mürrisch, seine Nerven waren angespannt, und er schnauzte ohne Grund die Leute an. Manchmal war er so finster und böse, dass er sich weigerte, die bestellten Schindeln herauszurücken, und barsch knurrte:

»Nein, noch nicht fertig.«

Der Abholer musste unverrichteter Dinge die Mühle verlassen, obwohl neben der Fuhrbrücke eine Menge neuer, frisch gehobelter Schindeln säuberlich aufgestapelt war. Aber in seiner fröhlichen Stimmung war Huttunen unübertroffen: Er glich dann einem glanzvollen Zirkusartisten, sein Verstand arbeitete messerscharf wie die funkelnde Schneide der Schindelmaschine; seine Bewegungen waren schnell und geschmeidig, seine Vorführungen so lustig und verblüffend, dass er die Zuschauer völlig in seinen Bann zog. Doch konnte es passieren, dass er mitten in der ausgelassensten Stimmung plötzlich innehielt, einen gellenden Schrei ausstieß und dann, der morschen Zulaufrinne folgend, hinter die Mühle rannte und weiter über den Fluss und in den Wald, fort von den Menschen. Es rauschte und knackte im Dickicht, während er sich seinen Weg bahnte. Wenn er nach einer oder anderthalb Stunden müde und keuchend zur Mühle zurückkehrte, machten sich die jungen Leute leise davon. Zu Hause erzählten sie erschrocken, Kunnaris schlimme Zeiten hätten wieder begonnen.

Man begann, Gunnar Huttunen für verrückt zu halten.

Huttunens Nachbarn wussten im Kirchdorf zu erzählen, Kunnari pflege nachts wie ein Raubtier zu heulen. Dies geschah hauptsächlich im Winter, in klaren Nächten mit strengem Frost. Huttunen heulte manchmal von abends bis Mitternacht, und in der nächtlichen Stille zwang sein trostloses Gejaule die Dorfhunde der Umgebung dazu, ihm zu antworten. In solchen Nächten wachten die Leute in den Dörfern am großen Fluss und sagten: Er ist verrückt, der arme Kunnari, bringt auch noch die Hunde dazu, nachts zu heulen.

»Dem muss mal einer sagen, er soll aufhören damit. Es gehört sich nicht, als erwachsener Mensch wie ein Wolf zu heulen.«

Doch niemand traute sich, Huttunen darauf anzusprechen. Die Nachbarn hofften, er werde zur Vernunft kommen und von selbst aufhören.

»Mit der Zeit gewöhnt man sich an das Geheule«, sagten die Bauern, die Schindeln benötigten. »Er ist zwar verrückt, aber die Schindeln, die er macht, sind gut und preiswert!«

»Er hat versprochen, die Mühle instand zu setzen, besser, man verärgert ihn nicht, sonst geht er wieder in den Süden«, sagten die anderen, die vorhatten, an den Ufern des Kemiflusses Getreide anzubauen.

2

Während der Eisschmelze im Frühjahr stieg das Wasser im Fluss einmal so hoch, dass Gunnar Huttunen um ein Haar seine Mühle eingebüßt hätte. Die schwere Flut drückte mit solcher Kraft gegen das Wehr oberhalb des Wasserkastens, dass ein zwei Meter breiter Riss entstand. Dicke Eisschollen drangen durch den Riss in den Kasten. Sie zerstörten die morsche Zuflussrinne auf einer Länge von fünfzehn Metern, zertrümmerten das Wasserrad der Schindelmaschine und hätten die ganze Mühle umgerissen, wäre Huttunen nicht eingeschritten: Er rannte zur Schütze an der Schindelmaschine, riss auf, und so schoss der größte Teil der Flut an der Mühle vorbei in den Unterlauf des Flusses. Währenddessen strömte durch das gebrochene Wehr ununterbrochen Wasser nach, mit dem dicke Eisschollen herantrieben. Sie stauten sich bis an die Wand der Mühle, sodass das alte Balkengebäude unter ihrem Druck erdröhnte. Huttunen fürchtete, die schweren Mahlsteine könnten durch den Zwischenboden auf die Turbine fallen, sodass sie auch noch zertrümmert würde.

In dieser Situation blieb ihm nichts anderes übrig, als auf sein Fahrrad zu springen und die paar Kilometer zum Dorfladen zu radeln.

Atemlos und schweißgebadet rief er dem Kaufmann Tervola, der gerade Graupen abfüllte, zu:

»Verkauf mir sofort ein paar Ladungen Sprengstoff!«

Im Laden waren ein paar Frauen beim Einkauf, und sie erschraken furchtbar über den schwitzenden Müller, der Sprengstoff kaufen wollte. Kaufmann Tervola hinter seiner Waage verlangte von Huttunen eine Genehmigung für Erwerb und Besitz von Sprengmaterial, doch als Huttunen brüllte, die Mühle von Suukoski werde von Eisschollen zerdrückt, falls man diese nicht sofort sprenge, verkaufte er ihm notgedrungen das Gewünschte samt einem Knäuel Lunte und einer Handvoll Zündkapseln. Die Sprengladung wurde in einen Pappkarton verpackt, den Huttunen auf dem Gepäckträger seines Fahrrades verstaute. Anschließend radelte er im Eiltempo nach Suukoski zurück, wo das Wasser weiterhin stieg und die Eisschollen gegen die schwankenden Balken der alten Mühle krachten.

Der Kaufmann schloss sofort seinen Laden und machte sich zusammen mit den Frauen eiligst auf den Weg nach Suukoski, um Huttunens weiteres Schicksal zu verfolgen. Vorher rief er jedoch noch schnell im Kirchdorf an und empfahl, dem Einsturz von Huttunens Mühle beizuwohnen.

Bald ertönte aus Suukoski die erste Detonation. Als die Leute vom Laden und vom Kirchdorf eintrafen und sich auf der Böschung versammelten, krachte es ein zweites Mal. Eissplitter und Holzstücke wurden in die Luft geschleudert. Die Leute verboten den Kindern, näher heranzugehen. Einige am Schauplatz eingetroffene Bauern wollten Huttunen helfen und riefen, er solle ihnen sagen, was zu tun sei.

Doch Huttunen war so aufgeregt und beschäftigt, dass er keine Zeit hatte, die Helfer einzuweisen. Bewaffnet mit einer Säge und einer Axt, rannte er auf der Einfassung des Wasserkastens zum Wehr, kletterte über die Balken und Eisblöcke ans Ufer und watete bis zu den Oberschenkeln im Wasser, bis er trockenes Land erreichte. Hier musterte er die großen Fichten, als wollte er Bäume fällen.

»Kunnari steht so unter Dampf, dass er nicht mal zum Heulen kommt«, sagte der dickbäuchige Bauer Viittavaara.

»Der hat keine Zeit, Elch oder Bär zu spielen, dabei hätte er jetzt jede Menge Publikum«, sagte ein anderer, und alle lachten, doch Wachtmeister Portimo, ein alter, besonnener Mann, befahl den Leuten, still zu sein.

»Man spottet nicht, wenn einer in Not ist.«

Huttunen wählte eine hohe Fichte aus, die unmittelbar am Flussufer stand. Mit ein paar kräftigen Hieben schlug er unten in den Stamm eine tiefe Kerbe, die zum Wasser zeigte. Dann machte er sich daran, den Baum durchzusägen. Die Zuschauer am anderen Ufer rätselten, weshalb der Müller in dieser Notsituation plötzlich Bäume fällte, statt an die Rettung seiner Mühle zu denken. Ein aus dem Kirchdorf herbeigeeilter Knecht namens Launola meinte: »Der hat seine Mühle vergessen und Lust auf Waldarbeit gekriegt!«

Dies hörte Huttunen am anderen Ufer. Ihn packte über seinem Fichtenstamm die Wut, seine Stirnadern schwollen, und er wollte schon aufstehen und dem Knecht eine passende Antwort hinüberbrüllen, sägte aber heftig weiter.

Die Riesenfichte begann zu schwanken. Huttunen zog das Sägeblatt aus dem Einschnitt, richtete sich auf und drückte mit der Schneide der Axt gegen den Stamm. Der gewaltige Baum neigte sich und stürzte rauschend in den schäumenden Fluss, wobei er das vor dem Wehr aufgestaute Eis unter sich zermalmte. Ein Raunen lief durch die Zuschauermenge. Jetzt erst erkannten die Leute den Sinn der Aktion: Unter dem Druck des Wassers glitt der Fichtenstamm ans Wehr und bildete so ein Hindernis für das Eis, das aus dem Oberlauf des Flusses herantrieb. Das Flutwasser stürzte ungehindert unter dem Stamm hindurch und am zerbrochenen Wasserrad der Schindelmaschine vorbei, aber Eis kam nicht mehr zur Mühle, und die beängstigende Situation war mit einem Schlag behoben.

Gunnar Huttunen wischte sich den Schweiß vom Gesicht und kam über die Fuhrbrücke und durch die Mühle zur anderen Seite, wo das Publikum wartete. Den Knecht Launola knurrte er an:

»Jetzt weißt du Bescheid über die Waldarbeit.«

Die Leute wanden sich verlegen. Die Männer umringten Kunnari und bedauerten, dass sie leider gar nicht so schnell hatten helfen können … Und wie schlau doch sein Einfall mit dem Fichtenstamm gewesen sei.

Obwohl das spannende Schauspiel zu Ende war, mochten die Leute noch nicht gehen, im Gegenteil, jetzt trafen erst jene ein, die langsamer zu Fuß waren. Zuletzt kam die dralle Bäuerin Siponen, die atemlos fragte, was bisher alles passiert sei.

Huttunen bereitete eine weitere Ladung Sprengstoff vor und verkündete dann mit lauter Stimme:

»Das Schauspiel war zu kurz? Dann bieten wir eben noch mehr, damit eine so große Menschenmenge nicht umsonst gehen muss!«

Der Müller begann, einen Kranich zu spielen. Er balancierte auf einem Bein auf dem Rand der Zulaufrinne, trompetete wie ein Kranich, reckte den Hals und tat, als suche er in der Rinne nach Fröschen.

Peinlich berührt zog sich das Publikum von der Böschung zurück. Man beschwichtigte Huttunen, jemand schimpfte, der Kerl sei verrückt. Bevor sich die Menschenmenge auflöste, zündete Huttunen die Zündschnur an der Sprengladung an sie brannte mit unangenehmem Zischen ab. Die Leute nahmen Reißaus. Obwohl die Reaktion schnell erfolgte, hatten manche erst wenige Laufschritte getan, als Huttunen die Sprengladung in den Fluss warf, wo sie gleich darauf mit dumpfem Knall explodierte. Es regnete Wasser und Eissplitter auf die Böschung, sodass die Leute über und über nass wurden. Kreischend flohen sie landeinwärts und hielten erst auf der Straße inne, wo sie wütende Beschimpfungen ausstießen.

3

Kaum war das Hochwasser gesunken, reparierte Gunnar Huttunen die Schäden, die an seiner Mühle entstanden waren. Er bestellte beim Sägewerk drei Fuhren Holzwaren: Sparren, Bohlen und Bretter. Beim Kaufmann Tervola kaufte er zwei Kisten mit Nägeln, in der einen Kammnägel, in der anderen Vierzöller. Dann stellte er drei unbeschäftigte Knechte aus dem Dorf dazu an, Pfähle in das gebrochene Wehr zu rammen. Nach ein paar Tagen ließ sich die Kraft des Mühlenflusses mittels der ins reparierte Wehr eingelassenen Klappe wieder regulieren. Huttunen zahlte die Knechte aus und setzte als Nächstes den Wasserkasten instand. Den Teil zwischen dem Wehr und dem Wasserrad der Schindelmaschine erneuerte er ganz und gar. Dabei verbrauchte er anderthalb Fuhren fünfzölliger Bohlen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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