Der innere Garten - Michaela Huber - E-Book

Der innere Garten E-Book

Michaela Huber

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Beschreibung

Wie Veränderung gelingen kann „Es muss sich etwas ändern in meinem Leben – aber ich weiß noch nicht, wie.“ Viele Menschen, in denen ein solcher Gedanke kreist, wissen zunächst nicht einmal: Wollen sie „nur“ abnehmen oder ein Symptom verändern? Oderwollen sie doch viel mehr – möglicherweise sogar ein ganz neues Leben beginnen? In 14 Übungen – sechs befinden sich auf einer beiliegenden CD – leitet Michaela Huber ihre LeserInnen durch einen Prozess der persönlichen Veränderung. Wesentlich dabei ist, erlernte Hilflosigkeit zu überwinden und eigene Fähigkeiten und Ressourcen wieder zu entdecken oder weiterzuentwickeln. „Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Zum einen, weil ich einen sinnvollen Begleittext zu wichtigen Übungen erstellen wollte, welche den Prozess der Selbstentwicklung und -veränderung erfahrungsgemäß gut unterstützen können. Zum anderen, weil ich Material für KlientInnen wie für TherapeutInnen und Angehörige anderer Berufsgruppen zur Verfügung stellen möchte, das konkrete Schritte zur persönlichen Veränderung begleiten könnte.“ – Michaela Huber

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Seitenzahl: 137

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Titel

Michaela Huber

Der innere Garten

© Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2005   4. Auflage 2010

Die Printausgabe enthält eine CD, auf die einige im Buch enthaltene Übungen aufgesprochen wurden.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2011

Alle Rechte vorbehalten.

Satz und Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-582-1 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-802-0

Prolog

Ja, die Frühlinge bräuchten dich wohl.Es muteten manche Sterne dir zu,dass du sie spürtest. –Rainer Maria Rilke,1912

In mancher Hinsicht gleicht die Entwicklung des Gehirns dem Gedeihen eines Gartens: In beiden Fällen kann leicht eingehen, was nicht wächst, und was wachsen will, muss hier wie dort um Nährstoffe und Platz konkurrieren. Das Gehirn tut also gut daran, mit seinen Ressourcen sparsam umzugehen und die Wachstumsfaktoren vor allem dort einzusetzen, wo sie am dringendsten nötig sind – zur Pflege von Verbindungen, die entweder gerade neu entstehen oder die häufig in Gebrauch sind und daher besonders wichtig erscheinen. –Stefan Klein,2002

Einleitung und Ermutigung

Kaum etwas ist so wenig angenehm wie die Erkenntnis: „Es muss sich etwas ändern in meinem Leben – aber ich weiß noch nicht, wie.“ Viele Menschen, in denen ein solcher Gedanke kreist, wissen zunächst nicht einmal, ob sie „nur“ abnehmen oder ein anderes Symptom verändern – oder doch viel mehr, möglicherweise sogar ein ganz neues Leben beginnen wollen. Sich endlich einmal wieder politisch engagieren; eine ungute Beziehung zu einem anderen Menschen beenden; etwas Neues lernen; aus dem „Hamsterrad“ aussteigen; sich wieder einmal verlieben; was es auch immer sei:

„Es muss sich etwas ändern – also mussichetwas ändern.“

Das ist jedenfalls oft die erste wichtige Erkenntnis: Der entscheidende Handlungsimpuls muss von einem selbst ausgehen. Und dann?

Dann scheiden sich die Geister. Die einen können mit nahestehenden Menschen sprechen, sich klar werden, was geschehen muss – und losgehen, um es und um sich zu verändern. Darunter sind einige beneidenswerte Zeitgenossen – jede/r von uns kennt so jemanden –, die ohne Umschweife und punktgenau dort landen, wo sie hinwollten. Vielleicht ist uns das auch schon hin und wieder geglückt, ob mit dem Mut der Verzweiflung oder einfach mit ruhiger, klarer Entschlossenheit. Die meisten von uns kennen jedoch in manchen Phasen des Lebens auch dies: Unsicherheit, Wankelmut, Ratlosigkeit, Hin- und Hergerissensein. Und vielleicht sind wir sogar misstrauisch: „Mein Partner wird mir sagen, was er meint, wie ich mich verändern soll. Meine Freundin wird etwas anderes für richtig halten. Meine Eltern hätten einen Vorschlag, dem ich so aber nicht folgen will. Ratgeberbücher sagen dies und das. Und ich?!“

Ja, und Sie. Die eigene Intuition wäre in einer solchen Situation vielleicht die beste Ratgeberin. Die aber ist bei vielen Menschen heute ein zerzaustes und janusköpfiges Wesen, das – durch belastende oder sogar traumatische Lebenserfahrungen beeinflusst – höchst ambivalent urteilen kann. Sagt die Intuition: „Nur weiter so, es ist schon richtig, wie du es bislang machst, und was auch immer dir gerade im Weg steht, das wirst du schon meistern.“? Und/oder warnt sie: „Halt, Kehrtwende, falsche Richtung, du musst einen anderen Weg einschlagen!“? Viele Menschen erleben eine solche Ambivalenz nur gelegentlich – für manche jedoch ist sie ständige Begleiterin.

Erlernte Hilflosigkeit

Im Grunde ist es schon erstaunlich, wie oft Menschen heute unter „Erlernter Hilflosigkeit“ leiden – diesem durch ungute Lebenserfahrung erworbenen, ohnmächtigen Dauer-Empfinden: „Ich will ja, aber ich kann nicht!“ (Seligman, 2000; Marone, 2000). Erlernte Hilflosigkeit ist verbreitet wie eine Stoffwechselerkrankung, sie geht oft einher mit Ängsten und Depressionen, und sie kann einem die schönsten Vorsätze verhageln.

Einer der Gründe für die Entwicklung Erlernter Hilflosigkeit ist – neben belastenden Lebensereignissen und Traumatisierungen – schlicht die Tatsache, dass viele Menschen verlernen, sich auch mit den „hinteren Regionen“ ihres Gehirns zu beschäftigen und sich darum zu kümmern, früher Gekonntes und anfänglich Gelerntes weiterzuentwickeln. Und das rumort als „latentes Grummeln“ dann so hartnäckig im Hintergrund der Psyche, dass wir es im Alltagsbewusstsein nur als Ambivalenz oder „Widerstand“ empfinden. Und das, was da grummelt, ist immer wieder aufs Neue: Angst. Je weiter sie unterdrückt wird, desto existenzieller fühlt sie sich an: „Ich schaffe das nicht!“ kann sich im schlimmsten Falle wandeln in: „Ich schaffe das Leben nicht.“

Der Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt diesen Verallgemeinerungsprozess von der akuten, konkreten Angst, die beiseitegeschoben und nicht bewältigt wird, zu Erlernter Hilflosigkeit (1998) so: „Aus der anfänglichen Angst wird Verzweiflung, Ohnmacht und Hilflosigkeit. Die im Körper ablaufende Stressreaktion ist nicht mehr anzuhalten, sie ist unkontrollierbar geworden. Vergeblich suchen wir noch immer nach einer Lösung oder warten darauf, dass ein Wunder geschieht und alles wieder so wird, wie es vorher war. Da solche Wunder selten geschehen, bleibt uns schließlich nichts anderes übrig, als uns in unser Schicksal zu fügen. Wir sind von Selbstzweifeln geplagt und merken, wie die andauernde Belastung unsere Energiereserven aufzehrt, fühlen uns müde, kraft- und mutlos.“

Wie aber aus dieser resignativen Haltung und der Erlernten Hilflosigkeit herausfinden? Ein Wissenschaftsjournalist, der die komplexen Befunde der Hirnforschung und der jungen Neurowissenschaften in Bezug auf erfolgreiche Strategien verständlich zusammengefasst hat, ist Stefan Klein. In seinem BuchDie Glücksformel oder: Wie die guten Gefühle entstehen(2002) weist er nachdrücklich darauf hin, dass Freude und persönliche Weiterentwicklung lernbar sind – aber auch geübt werden müssen: „Es ist uns ... keineswegs von Geburt an gegeben, wie viel unser Gehirn verrichten kann. Wir können seine Fähigkeiten steigern, aber auch zerstören. Denn wie Muskeln brauchen auch die grauen Zellen ständiges Training, damit sie in Form bleiben. Talente, die wir nicht fordern, verkümmern. Das gilt für alle Leistungen des Gehirns: Wie das Tippen auf der Schreibmaschine, den fließenden Umgang mit der englischen Sprache oder die Genauigkeit unserer Wahrnehmung, so können wir auch unsere Fähigkeit zum Glück trainieren.“

Für wen und wofür ist dieses Buch geeignet?

Wenn Sie das Hin- und Hergerissensein – „Ich will ja, aber ich kann nicht!“ – nur allzu gut kennen, könnte es daher sinnvoll sein, jenseits der akuten („Es muss sich etwas ändern!“) und der chronischen Stressreaktion („Aber ich weiß nicht wie!“), Ihre kleinen grauen Zellen zu befragen und deren Weisheit zu nutzen. Und wenn Sie sich derzeit akut in einer solchen Situation des Hin- und Hergerissenseins befinden, könnte es sinnvoll sein, Sie mit Ihren Ambivalenzen bekannt zu machen und Ihnen einige Verhandlungsstrategien mit Ihrem „Innenleben“ ans Herz zu legen. Genau dies ist die Absicht dieses kleinen Buches.

Sollten Sie jedoch am Ende der Lektüre und nachdem Sie alle (na ja, die meisten) der hier vorgeschlagenen Übungen sorgfältig durchgeführt haben, nach wie vor der festen Überzeugung sein: „Ich will mich ja ändern – aber ich kann nicht“, empfehle ich Ihnen, eine Psychotherapie zu beginnen. Denn dann haben Sie offenkundig das Interesse, sich zu ändern, aber auch eine Blockade, die erst noch besser verstanden werden muss.

Apropos Psychotherapie: Dieses Buch ist nicht als Therapie-Ersatz zu verstehen. Sondern als Ergänzung. Entweder Sie haben schon eine Psychotherapie gemacht, davon profitiert, und sind dennoch in einer Krise, die Sie noch besser verstehen und dann lösen wollen. Oder Sie sind derzeit in Therapie, dann kann es sein, dass Ihre TherapeutIn Sie auf dieses Buch hingewiesen hat und Sie es gemeinsam Schritt für Schritt durchgehen oder zumindest gelegentlich diskutieren.

Wenn Sie sich nur etwas verwirrt fühlen, aber ansonsten seelisch gefestigt sind, kann es durchaus sein, dass Ihnen die Anregungen, die Sie hier bekommen, ausreichen, um Ihre momentane Unsicherheit zu überwinden und Ihr Verhalten in die gewünschte Richtung zu verändern.

In jedem Fall bitte ich Sie, dieses Buch und die Übungen nicht als „Bibel“ zu betrachten, nach der Sie leben müssten. Am besten ist es, Sie nehmen sich daraus, was Sie brauchen können, wandeln es für Sie alltagspraktisch um und probieren aus, was hilft. Und nur darauf kommt es an: Wenn Sie bemerken, dass es Ihnen guttut; wenn Sie bemerken, dass es eine Blockade lösen und eine gewünschte Veränderung herbeiführen hilft, dann haben sich die Investition für Sie und der Aufwand des Schreibens für mich gelohnt.

Erlauben Sie mir jedoch eine Empfehlung: Die Achtsamkeitsübung ist die Grundlage von allem, da sie Sie mit Ihren diversen, dem Alltagsbewusstsein oft unbewussten Bereichen, Regionen, Gefühlen, Anteilen oder Zuständen – wie auch immer wir das nennen sollen, was „noch da innen existiert und auch etwas will“ – in Verbindung bringen kann.

Wenn Sie diese oder eine ähnliche Achtsamkeitsübung öfter machen, werden Sie wahrscheinlich bemerken, wie Sie dadurch Ihren Stoffwechsel – vor allem des autonomen Nervensystems – günstig beeinflussen können. Und wenn Ihr Herzklopfen einem ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag weicht, wenn die hektischen roten Flecken auf Ihrer Haut, der Knoten im Hals oder der Magen-Druck verschwinden, Sie nicht mehr dauernd unter Druck schweißnasse Hände bekommen, wenn Sie besser ein- und durchschlafen und sich insgesamt gelassener fühlen, mit dem fertig zu werden, was das Leben Ihnen so alles an Hürden und Überraschungen bietet, kurz: Wenn Sie nicht mehr so viel Angst haben – dann wird Ihnen das wahrscheinlich gut gefallen; und es ist als Belohnung für Ihre Disziplin und Konzentration durchaus „drin“.

Mit anderen Worten: Dies hier ist nicht nur ein Problemlöse-, sondern auch ein Stressbewältigungs-„Programm“, das allerdings eher den Charakter von aufeinander aufbauenden Übungen hat. Übungen mit dem Ziel, Sie das möglichst optimal nutzen zu lassen, was wir heute neudeutsch „Ressourcen“ nennen. Ressourcen sind all die Kraftquellen, die wir leider häufig im Alltag außer Acht lassen, wenn wir uns nur auf unser Vorderhirn verlassen und mit unserem Alltagsbewusstsein versuchen, Lebensprobleme zu lösen. Dazu ist unser Alltagsbewusstsein ja auch da; uns bewusst und aktiv durch den Dschungel des Lebens zu navigieren.

Doch wenn wir zu sehr mit unserem Denken und Handeln auf aktuelle Probleme orientiert sind, dann lassen wir oft tieferliegende Probleme außer Acht oder verdrängen sie in den Hintergrund unserer Seele – da wir oft keine Zeit haben und es gerade Wichtigeres gibt, um das wir uns kümmern müssen. Leider neigt das Weggedrängte dazu, dann im Hintergrund unserer Seele und in einem Teil unseres Gehirns, der eben gerade nicht mit unmittelbarem Re-Agieren beschäftigt ist, ein Eigenleben zu führen. Und daraus entwickeln sich dann Probleme, die nicht mehr so leicht zu lösen sind: Ein bestimmtes Gefühlsmuster, zum Beispiel hohe Angstbereitschaft oder Depressivität; Handlungsimpulse, die uns eher in Schwierigkeiten bringen, wie Süchte, Zwänge oder das „Surfen auf der Risiko-Welle“; Beziehungsprobleme und tiefe Gefühle von Verunsicherung und Einsamkeit.

Falls Sie wissen möchten, warum ich dieses Buch geschrieben habe: Weil ich Material sowohl für KlientInnen als auch für TherapeutInnen und Angehörige anderer Berufsgruppen zur Verfügung stellen möchte, das konkrete Schritte zur persönlichen Veränderung ermutigen und begleiten könnte. Denn nicht nur Psychotherapie-KlientInnen können mit solchen Übungen etwas anfangen; auch die Profis im Sozial- und Gesundheitswesen – ja, ich glaube, jede Frau und jeder Mann könnten von solchen Übungen gelegentlich profitieren. Niemand von uns ist vor vorübergehender oder sogar dauerhafter Erlernter Hilflosigkeit gefeit, und das Einzige, was hilft, ist, den Spruch von Erich Kästner zu beherzigen: „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.“ Aber wie nur, wie? Von diesem Wie handelt dieses Buch.

Plan A und Plan B

Möglicherweise wundern Sie sich beim Lesen, dass hier so viel von Achtsamkeit, Erkennen und Anerkennen, Respekt und so weiter die Rede ist. Aha, denken Sie, kein Kochbuch, kein „Man nehme ... und dann macht man ...“ Stimmt genau.

Verunsichert Sie das? Wahrscheinlich. Möglicherweise wird es Sie sogar in Ihrem „Vorher“-Zustand der Hilflosigkeit noch zu zynischen Kommentaren veranlassen, etwa: „Nun soll ich meinen scheußlichen Ist-Zustand, den ich unbedingt verändern will, auch noch in allen Einzelheiten wahrnehmen und sogar respektieren – dabei will ich ihn doch ändern, und zwar sofort!“ Darf ich diesem berechtigten Wunsch etwas aus meinen fast dreißig Jahren Berufserfahrung hinzufügen? Die meisten Menschen, so meine Erfahrung, wollen über „Plan A“ ihr Leben verändern: Erkennen, dass sich etwas ändern muss – und zack, eine Änderung herbeiführen. Die meisten leben aber dann doch nach Plan B, der etwa so beginnt:

Erkennen – leugnen – wieder erkennen – sich schämen, es wegdrücken – erkennen – ein kleines Schrittchen tun – erkennen, dass es nicht reicht – zurück zum Alten: Es geht ja doch nicht – erkennen – einen weiteren Schritt tun – erkennen, dass der „daneben“ war – allmählich einen Plan machen – den Plan über den Haufen werfen – erkennen – einen weiteren Schritt tun – merken, dass jetzt die Richtung stimmt – einen weiteren Plan machen und dem folgen ... Wenn Sie nicht zu den ewigen Spontis gehören, die nichts tun können, was nicht sofort und unmittelbar aus dem Bauch heraus kommt, dann werden Sie Plan B mögen – und vielleicht aus diesem Buch einige Anregungen beziehen.

Gewonnen wurden die Erkenntnisse und Übungen als ein Destillat aus dem „collective wisdom“ – der kollektiven Einsicht unzähliger KollegInnen. Diese wiederum verdanken, ebenso wie ich, die meisten Erkenntnisse ihren KlientInnen und PatientInnen. Mit anderen Worten: Das, was Sie hier lernen können, ist das Ergebnis des langjährigen Lernprozesses einer unendlichen Vielzahl von Menschen, und zwar Ergebnis dessen, was geholfen hat.

Resilienz und Hypnose

Geholfen haben die Ergebnisse aus der Gesundheitsforschung, wenn es um die sogenannte Resilienz geht. Resilienz bedeutet in der Biologie so viel wie Spannkraft, Schwung, Beweglichkeit. In der psychologischen Forschung bedeutet sie im Grunde so etwas wie den Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Denn jeder Mensch erlebt Belastungen, kleine und große Katastrophen, hat mit Phasen zu kämpfen, in denen man glaubt: „Das schaffe ich nicht.“ Oder: „Ich will es ändern, aber ich kann nicht!“

Was hilft dann? Die Resilienzforschung benennt sieben wesentliche Merkmale oder Faktoren:

Optimismus („Irgendwie werde ich es trotzdem schaffen.“);

Akzeptanz („O.k., so ist es. Es gefällt mir da teilweise gar nicht, aber es ist so.“);

Lösungsorientierung („Was genau wird mir helfen, da herauszukommen?“);

Verlassen der Opferrolle („Genug gejammert. Es ist schwer, aber ich krempele jetzt die Ärmel auf.“);

Verantwortung übernehmen („Ich entscheide das jetzt so, und wenn’s schiefgeht, werde ich daraus lernen und es das nächste Mal besser machen.“);

Netzwerk-Orientierung („Was ich nicht allein schaffe, das schaffen wir zusammen.“); und schließlich:

Zukunftsplanung („Die Richtung stimmt. Da geht’s lang.“).

Über je mehr dieser Faktoren Sie verfügen, desto wahrscheinlicher werden Sie auch von diesem Buch und den darin enthaltenen Übungen profitieren. Doch auch wenn Sie bei dem einen oder anderen Faktor selbst denken: „Na ja, so gut bin ich da nicht“, können die Übungen Sie Schritt für Schritt zu mehr Sicherheit führen.

Geholfen hat, wenn es um die Entwicklung von notwendigen Resilienz-Faktoren geht, auch ein uraltes Verfahren, das seit 150 Jahren unter dem Begriff „Mesmerismus“ oder „Hypnose“ entwickelt und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, beginnend mit Milton Erickson, in eine moderne freundliche Beeinflussungstechnik verwandelt wurde (Ellenberger, 1989; Gilligan, 1985; Kaiser Rekkas, 1998).

Noch vor der Erfindung der modernen Psychotherapie hatte man nämlich herausgefunden, dass man durch das Versetzen eines Menschen in einen „Heil-Schlaf“ (nichts anderes heißt Hypnose) und autoritäre Suggestionen („Ihr rechter Arm wird sich von ganz allein heben“) sowie indirekte Suggestionen („Ich weiß nicht, wann Sie anfangen, das Wohlgefühl zu bemerken, das sich in Ihnen breitmacht“) diesen Menschen tatsächlich in eine bestimmte Richtung beeinflussen kann – und zwar an seinem bewussten Alltags-Ich vorbei. Milton Erickson und seine Schüler haben dann begonnen, die moderne Hypnotherapie zu entwickeln, die die autoritäre Beeinflussung immer weiter zurücknahm und dafür die freundlichen Einladungen in den Mittelpunkt stellte. Und in der Folgezeit haben PsychotherapeutInnen mehr und mehr daran gearbeitet, die Beeinflussungsmöglichkeiten auch und vor allem in die Hände der Betroffenen zu geben. In der Literaturliste im Anhang finden Sie hierfür einige Beispiele.

Man kann sich nämlich durchaus auch selbst positiv beeinflussen, also eine Art Auto-Hypnose in angenehme Richtung mit sich machen, und dazu braucht man keinen Hokuspokus und niemanden, der einen in „Tiefenhypnose“ versetzt.

Wir hypnotisieren uns im Übrigen dauernd selbst, oft genug negativ: „Das schaffe ich nie“ – „Das wird bestimmt schiefgehen“ – „Ich bin eben dafür nicht geeignet“ – solche negativen Selbst-Suggestionen stammen aus unguten Lebenserfahrungen oder Zuschreibungen von anderen und können sich verfestigen, bis sie dauerhafte innere Hemmungen bewirken. Wenn das so herum funktioniert – warum sich dann nicht konsequent Positives suggerieren? Nein, hier ist nicht das simple „positive Denken“ à la „Sorge dich nicht – lebe“ gemeint. Sondern eine liebevolle und achtsame innere Ermutigung, die auf der Erkenntnis und dem Respekt dessen beruht, was das Unbewusste an Warnungen, Meinungen und Gegenmeinungen zu bieten hat, die allesamt Auswertungen von konkreten Lebenserfahrungen darstellen.

Alltags-Ich und Unbewusstes