Der Jahrbuchcode - SOS EMILIA O. - Petra Mattfeldt - E-Book
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Der Jahrbuchcode - SOS EMILIA O. E-Book

Petra Mattfeldt

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Beschreibung

Das Jahrbuch der Schule zusammenstellen? Wie langweilig!, dachten Niklas, Lilly und Philipp – bis sie den rätselhaften Unbekannten, der auf den alten Klassenfotos auftaucht und scheinbar nie älter wird, entdeckten. Gemeinsam mit Niklas' Freund Jonas gelang es ihnen, das Geheimnis zu lösen. Doch nun findet Niklas im neuen Jahrbuch einen versteckten Code: SOS EMILIA OTTERBACH. Was ist mit dem Mädchen, das vor sechs Jahren plötzlich verschwand, wirklich passiert? Die Freunde forschen nach … Geschrieben von Petra Mattfeldt und ihrem Sohn Uli: der Nachfolger des spannenden Jugendkrimis "Der Jahrbuchcode"!

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Seitenzahl: 274

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Petra und Uli Mattfeldt

Der Jahrbuch Code 2

SOS Emilia O.

Buntstein

Impressum

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile.

Alle Akteure dieses Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind von den Autoren nicht beabsichtigt.

Copyright © 2016 by Buntstein Verlag, ein Imprint von Bookspot Verlag GmbH

1. Auflage 2016

Satz/Layout: Martina Stolzmann

Covergestaltung: Nele Schütz Design

Fotografie Titelmotiv: Lena-Marie Starčevi, Mia Schütz

Lektorat: Christiane Geldmacher

E-Book: Mirjam Hecht

ISBN: 978-3-95669-060-0

www.buntstein-verlag.de

Widmung

Für unsere Drei!

Nur mit euch sind wir komplett.

1. Kapitel

»Und?« Jonas setzte sich auf Niklas’ Bett und zog sich die Jacke aus. »Was hat es mit dieser Emilia Otterbach jetzt auf sich?«

»Ich habe keine Ahnung.« Niklas saß auf seinem Schreibtischstuhl. »Ich wollte auf dich warten, bevor ich überhaupt etwas mache.«

»Okay, dann lass uns jetzt loslegen.«

»Ganz ehrlich, Jonas, ich habe seit gestern, als ich die Nachricht im Jahrbuch fand, viel nachgedacht.«

»Und?«

»Wollen wir den ganzen Kram echt noch mal von vorne haben? Ich meine, wir hatten viel Ärger damit, seit wir uns in den Kopf gesetzt hatten, das Rätsel im vorherigen Jahrbuch aufzuklären.«

»Hey, was ist los mit dir?«

Niklas verzog das Gesicht. »Ach, ganz ehrlich, ich war so erleichtert, als wir den Jahrbuchcode geknackt hatten und das Rätsel um Kai Rössler gelöst war.«

»Na ja, ganz geknackt haben wir ihn ja nicht«, wandte Jonas ein. »Immerhin wissen wir immer noch nicht, wer die geheimen Botschaften im Jahrbuch versteckt. Und du willst es doch genauso gern rauskriegen wie ich, oder nicht?«

Niklas grinste. »Hast ja recht. Ich dachte nur, wir sollten uns diesmal vielleicht raushalten. Immerhin hatten wir auch eine Menge Ärger wegen der Sache.«

»Ärger schon, aber auch jede Menge Spaß.« Jonas grinste breit. »Aber okay, du hast den Hinweis entdeckt und da er in einem deiner Artikel versteckt war, wird die Nachricht wohl vor allem für dich gewesen sein.« Jonas breitete die Arme aus. »Wenn du aber nicht neugierig genug bist und die Sache lieber auf sich beruhen lassen willst ... deine Entscheidung.«

Niklas schmunzelte. »Schon gut, schon gut. Du hast mich. Ich könnte es ja sowieso nicht lassen.«

»Na bitte, hab ich’s doch gewusst.« Jonas sprang vom Bett und kam zum Schreibtisch herüber. »Dann lass uns doch mal sehen, was das Internet über die geheimnisvolle Emilia Otterbach zu berichten hat.«

Niklas drückte den Knopf seines Laptops, der mit einem leisen Surren seinen Dienst aufnahm. Ganz wohl war ihm nicht dabei, schon wieder einer geheimnisvollen Nachricht auf den Grund zu gehen. Gerade gestern erst war das neue Jahrbuch seiner Schule erschienen, das er diesmal zusammen mit Lilly, Philipp und Eltis erstellt hatte. Wobei Letzterer ihnen die ganze Arbeit überlassen hatte und schon jetzt feststand, dass er im kommenden Schuljahr nicht wieder mit dabei sein würde. Sein Freund Jonas, der auf eine andere Schule ging, aber durch die jahrelange Freundschaft bei ihnen zu Hause ein- und ausging, brachte sich da wesentlich mehr ein. Gemeinsam waren sie auf das Geheimnis gestoßen, dass über Jahrzehnte hinweg immer ein- und derselbe Junge auf den Fotos der Klasse 10 c abgebildet gewesen war. Allen Widerständen zum Trotz hatten sie ans Tageslicht gebracht, dass Kai Rössler vor über zwanzig Jahren Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war. Doch wer derjenige gewesen war, der dieses Foto immer wieder in die Jahrbücher gesetzt hatte, konnte auch von Niklas und seinen Freunden nicht aufgeklärt werden.

Gestern Abend nun hatte Niklas beim Durchblättern des neuen Jahrbuchs einen Artikel, den er selbst geschrieben hatte, verändert vorgefunden. Er hatte nicht lange gebraucht, um den Code, der darin versteckt war, zu knacken. Die jeweils letzten Buchstaben der Reihe untereinander weggelesen erbrachten den Hinweis: SOS EMILIA OTTERBACH.

Auf dem Desktop hatten sich inzwischen die verschiedenen Symbole aufgebaut. Niklas klickte auf »Google« und gab dann den Namen Emilia Otterbach als Suchbegriff ein.

»Nun bin ich gespannt«, sagte Jonas in freudiger Erwartung, um im nächsten Moment den Atem anzuhalten. Rasch überflogen Niklas und er die ersten Treffer. »Eine Entführung«, raunte Niklas, während er die Zeilen las.

»Geh mal weiter runter«, forderte Jonas aufgeregt.

Rasch wanderten seine Augen die Zeilen entlang, bis er auf einen Artikel deutete. »Öffne den mal.«

Niklas folgte seiner Aufforderung. Es war ein Artikel der örtlichen Tageszeitung, der bereits sechs Jahre alt war. Jonas zog sich einen Stuhl heran und beide begannen, den Beitrag zu lesen. Es ging um das plötzliche Verschwinden einer dreizehnjährigen Schülerin, die auf das gleiche Gymnasium wie Niklas gegangen war. Offenbar war man zunächst von einer Entführung ausgegangen. Später jedoch wurde vermutet, dass Emilia schlicht fortgelaufen war.

»Das ist ja ’n Ding«, entfuhr es Niklas.

»Allerdings«, war alles, was Jonas als Antwort hervorbrachte.

»Schon wieder ist jemand auf diesem Gymnasium spurlos verschwunden. Ich glaube, ich sollte dringend mal darüber nachdenken, auf was für eine Schule ich da gehe.«

»Da sind noch jede Menge weitere Artikel. Es sieht so aus, als hätten damals alle möglichen Zeitungen darüber berichtet.«

»Ist ja auch nicht ganz ohne, wenn eine Dreizehnjährige einfach verschwindet. Komisch, ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern. Das hätte ich doch eigentlich mitbekommen müssen.«

»Quatsch, überleg doch mal. Da waren wir gerademal neun Jahre alt und gingen noch zur Grundschule.«

Niklas schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. »Stimmt. Dann ist’s ja kein Wunder.«

»Was glaubst du, warum ein Hinweis darauf im Jahrbuch war?«, wollte Jonas wissen.

»Genau das habe ich mich auch eben gefragt.«

»Niklas, Jonas, wir wollen einkaufen gehen. Könnt ihr gleich noch mit Bess rausgehen? Sie liegt im Körbchen«, rief Niklas’ Mutter von unten herauf.

»Klar, machen wir!«

»Gut, dann bis später!«

Sie hörten, wie die Haustür ins Schloss fiel.

»Was meinst du? Wollen wir ruhig jetzt schon mit Bess auf die Wiese? Vielleicht fällt uns dabei ein, wer das Jahrbuch manipuliert haben könnte.«

»Gute Idee! Aber druck mal ein paar von den Artikeln aus. Vielleicht ergibt sich daraus ja noch was.«

»Okay.« Niklas klickte ein paar Seiten an und aktivierte den Drucker. In schneller Abfolge warf er das Papier aus.

»So. Ich denke, das reicht für den Moment. Zumindest können wir uns so erst mal ein Bild davon machen, was es mit dem Verschwinden dieser Emilia auf sich hat.«

Jonas nickte und ging zur Tür hinüber. Als er sie öffnete, stand bereits Bess davor, als hätte sie das Vorhaben der Freunde geahnt.

»Ja, da bist du ja schon, meine Süße! Wollen wir auf deine Wiese?« Jonas schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel und die Bordercolliehündin sprang aufgeregt vor ihm auf und ab und drehte sich im Kreis. Auf ein Zeichen von Niklas rannte sie die Stufen hinab, sprang mit den Vorderpfoten an das kleine Tischchen, auf dem ihre Leine lag und zog sie mit der Schnauze herunter. Dann setzte sie sich artig und wartete, bis auch Niklas und Jonas unten waren. Niklas schmunzelte bei ihrem Anblick. Es war noch nicht lange her, dass ein Einbrecher ins Haus der Familie Rehberg eingedrungen war und Bess geschlagen und getreten hatte. Auch das war im Zusammenhang mit den Ermittlungen des Jahrbuchcodes geschehen. Zwar war Bess wieder gesund und hatte keine Schäden zurückbehalten, doch es beunruhigte Niklas, seine Familie womöglich erneut in eine solche Sache hineinzuziehen. Er schob den Gedanken beiseite und kniete sich vor Bess hin. »Ja, meine Hübsche. Das hast du gut gemacht.« Er legte ihr die Leine an, schnappte sich seinen Schlüssel und gemeinsam gingen die Jungs mit der Hündin hinaus.

Während Niklas alle Mühe hatte, die herumtollende Bess an der Leine zu halten, durchstöberte Jonas die Artikel nach weiteren Hinweisen. Sie gingen den schmalen Pfad entlang, der direkt neben dem Haus der Rehbergs zu einer großen Wiese führte, die sie liebevoll »Bess’ Wiese« nannten.

»Das ist eigenartig«, bemerkte Jonas. »Hier steht, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, nachdem Emilia auf verschiedenen Bahnhöfen von Überwachungskameras aufgenommen worden war. So wie es aussieht, war sie allein unterwegs und niemand hat sie gezwungen oder sowas. Mit einer Entführung hatte das anscheinend nichts zu tun.«

»Einfach abgehauen?«

»Sieht so aus.«

»Dann ist der Fall doch aufgeklärt. Wieso dann der Hinweis im Jahrbuch?«

»Definiere aufgeklärt. Spannend finde ich ja die Frage, ob diese Emilia irgendwann mal wieder aufgetaucht ist. Immerhin ist alles sechs Jahre her.« Jonas überflog die weiteren Artikel. »Ne, nichts zu finden.«

»Vielleicht müssen wir auch nur vernünftig recherchieren. Ist eigentlich klar, dass eine Zeitungsmeldung über das Verschwinden und eine mögliche Entführung eines Mädchens aufregender ist, als dass es wieder auftaucht und nur mal eine Zeitlang keine Lust auf seine Eltern hatte.«

»Ein Gefühl sagt mir, sie ist nicht wieder aufgetaucht.«

»Warum?«

»Ganz einfach. Sonst wäre kein Hinweis im neuen Jahrbuch zu finden gewesen.«

»Stimmt auch wieder.«

Sie hatten die große Wiese erreicht und Niklas bückte sich zu Bess hinunter, um ihre Leine zu lösen. Die Hündin sprang immer wieder an ihm hoch. »Jetzt halt doch mal still.« Niklas gelang es nicht, den Haken zu öffnen, so wild, wie Bess war. »Sitz!«, rief er schließlich und sofort gehorchte die Hündin, obwohl ihr anzusehen war, wie schwer sie sich tat, dem Befehl Folge zu leisten. Er kraulte ihren Hals, löste dabei den Haken und stellte sich wieder gerade hin. Bess blieb sitzen, sah treu zu ihm auf. »Und los!«, rief Niklas und sofort stürmte die Hündin davon. Sie tollte über die Wiese, sprang im hohen Gras, so dass Niklas und Jonas nur noch ihre Ohren nach oben fliegen sahen.

»Die flippt aber auch immer aus«, lachte Jonas, während die Freunde eine Zeitlang zugesehen hatten.

»Wenn sie einer so sieht, muss er denken, sie kommt nie raus«, schmunzelte Niklas und gemeinsam gingen sie weiter, während Bess immer wieder zu ihnen gerannt kam und sofort wieder davonlief. Nach kurzer Zeit brachte sie Niklas einen großen Stock und legte ihn ab. Aufgeregt tänzelte Bess vor ihm in Erwartung, wohin er den Ast werfen würde. Niklas holte aus und warf so weit er konnte. Bess rannte wie von Sinnen los, holte den Stock und brachte ihn ihrem Herrchen, um das gleiche Spiel wieder von vorne zu beginnen.

»Also«, begann Niklas nach einer Weile, die die Freunde nebeneinander hergegangen waren und immer abwechselnd den Stock für Bess geworfen hatten, »was meinst du? Wollen wir der Sache auf den Grund gehen?«

»Klar«, antwortete Jonas. »Willst du auch Lilly und Philipp wieder einweihen? Sie machen doch die Jahrbuch-AG auch dieses Jahr, oder?«

»Ehrlich gesagt, habe ich Philipp noch gar nicht gefragt. Genau genommen geht die AG ja auch erst nach den Sommerferien wieder los und wir haben gerademal Ostern gehabt. Also noch drei Monate bis zu den Zeugnissen plus die Ferienzeit. Das sind viereinhalb Monate.«

»Aber so lange willst du nicht warten, stimmt’s?«

»Nee. Wenn, dann fangen wir gleich an zu ermitteln, was es mit dieser Emilia auf sich hat.«

»Ganz wohl ist dir nicht dabei, oder?« Jonas sah Niklas forschend an.

»Ehrlich gesagt, nein. Ich meine, wie lange soll das denn noch so weitergehen? Irgendjemand, von dem wir nicht mal wissen, wer er ist, versteckt Hinweise in den Jahrbüchern unseres Gymnasiums, um auf was, na, ich sage mal, Eigenartiges aufmerksam zu machen. Und wir lassen uns quasi vor diesen Karren spannen und gehen der Sache nach. Ich meine, wenn da jemand findet, dass auf unserem Gymnasium mysteriöse Dinge passieren, warum ermittelt er dann nicht selbst? Immerhin scheint er ja Grips genug zu haben, die Hinweise zu verstecken. Dann kann er doch ebenso gut auch selbst die Fälle lösen.«

Jonas tippte sich nachdenklich mit dem Finger gegen die Lippen. »Genau darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es muss irgendeinen Grund geben, weshalb er genau das nicht kann. Irgendetwas hindert ihn daran.«

»Aber was könnte das sein?«

»Keine Ahnung? Warte, ich hab’s. Er sitzt selbst im Gefängnis und kann deshalb nicht draußen ermitteln.«

Niklas blieb stehen. »Er sitzt im Gefängnis? Wieso?«

»Keine Ahnung.«

»Hm. Und warum sollte er daran interessiert sein, dass jemand anderer die Fälle löst?«

»Ich weiß«, platzte Jonas heraus. »Er wurde fälschlicherweise dafür verurteilt, etwas damit zu tun zu haben!«

»Gut überlegt. Die Sache hat nur einen Haken.«

»Welchen?«

»Im Fall Kai Rössler wurde niemand verurteilt. Es wurde ja überhaupt niemand angeklagt, weil keiner wusste, was genau mit ihm geschehen war, bis wir die Sache geklärt hatten. Und selbst wenn es so gewesen wäre, hätte man ihn spätestens freigelassen, nachdem wir den wahren Täter überführt hatten.«

»Auch wieder wahr«, gestand Jonas ein. »Es muss also einen anderen Grund geben.«

»Ehrlich gesagt, dachte ich ja, dass Mark Rössler, Kai’s Bruder, dahintersteckt. Doch das macht jetzt wieder keinen Sinn, weil das ja in keinem Zusammenhang zu dem Verschwinden von Emilia Otterbach steht. Außerdem hätte er es ja nach der Klärung des Falles zugeben können.«

Jonas hob den Zeigefinger. »Das wissen wir noch nicht. Vielleicht gibt es eine Verbindung.«

»Zwischen zwei Fällen, die über zwanzig Jahre auseinanderliegen?« Niklas hob die Augenbrauen.

»Schon gut, hast Recht. Das ist es nicht.«

Sie hingen eine Weile ihren Gedanken nach, tollten mit Bess herum und warfen das Stöckchen.

»Vielleicht sollten wir die Frage, wer für die Einträge im Jahrbuch verantwortlich ist, erst einmal hinten anstellen und lieber herausfinden, was es mit dieser Emilia Otterbach auf sich hat. Womöglich kommen wir so der Lösung des Rätsels näher.«

»Du bist ja nur neugierig auf den neuen Fall!« Niklas boxte Jonas freundschaftlich in die Seite.

»Okay, hast mich durchschaut.« Jonas grinste breit.

»Na dann ... Komm Bess, Bess!« Die Hündin blickte auf und rannte augenblicklich auf ihr Herrchen zu. »Komm, meine Hübsche, wir gehen zurück.« Die Jungs machten kehrt und Niklas warf nur noch kurz einen Blick zurück, um zu prüfen, ob Bess ihnen folgte. In diesem Moment überholte die Hündin sie bereits und tollte vor ihren Füßen.

»Hast du heute noch was vor?«, fragte Niklas. »Meine Mutter wird dich ohnehin mit einplanen zum Essen. Wir wollen nachher grillen.«

»Da sag ich nicht Nein. Meine Eltern sind sowieso schon vorhin losgefahren und wahrscheinlich den ganzen Tag unterwegs.«

»Willst du ihnen nicht direkt ’ne Whatsapp schicken, ob du heute bei mir schlafen kannst? Dann müssen wir nachher nicht abbrechen, wenn wir vielleicht doch noch was über Emilia herausfinden.«

Jonas zog sein Handy hervor. »Cool. Bist du sicher, dass du deine Eltern nicht zuerst fragen willst? Vielleicht haben sie den Samstag mit dir auch anders verplant.«

Niklas verzog das Gesicht. »Du fragst nicht ernsthaft, ob meine Eltern dich dabei haben wollen, oder? Ich wette hundert zu eins, dass meine Mutter dich sowieso fragt, sobald die beiden wieder zu Hause sind. Und jetzt komm.«

Sie gingen zurück, während Jonas eine Nachricht an seine Eltern schickte. Nur Momente später erhielt er die Antwort, dass sie nichts dagegen hätten. »Geht klar«, bemerkte Jonas nur und Niklas nickte.

Kurze Zeit, nachdem sie wieder bei Niklas zu Hause waren, kamen auch dessen Eltern zurück. Als die Jungs sie hörten, gingen sie in die Küche, wo Marlen und Cord Rehberg gerade die Einkaufskörbe leerten und die Waren in den Kühlschrank räumten.

»Hallo, ihr zwei. Wart ihr mit Bess draußen?«, fragte Marlen.

»Ja, wir sind auch noch nicht lange zurück.«

»Sehr gut.« Sie schloss den Kühlschrank. »Jonas, wir wussten nicht, ob du Zeit hast, aber wir haben dich für’s Grillen mit eingeplant. Hast du Lust?«

Niklas grinste und stieß seinen Freund an. »Hab ich’s dir nicht gesagt?«

»Was gesagt?«, hakte Cord nach.

»Dass ihr bestimmt nichts dagegen habt, wenn Jonas zum Essen bleibt. Und wäre es auch okay, wenn er hier schläft?«

»Ach, ich bitte dich.« Marlen lächelte Jonas herzlich an. »Erst mit dir ist unsere Familie komplett.« Sie wuschelte erst Jonas, dann Niklas durch die Locken. Die beiden hatten tatsächlich fast die gleiche Frisur, beide Naturlocken, nur mit dem Unterschied, dass Niklas durch seine nigerianischen Wurzeln dunkle Haut und Haare, Jonas hingegen hellblonde Locken hatte.

»Gut, dann ist das entschieden«, stellte Cord zufrieden fest.

»Da ist was, das ich euch sagen will«, kündigte Niklas plötzlich an, ohne dass er es geplant hatte.

»Ach ja? Was?« Marlen Rehberg sah ihren Sohn fragend an.

»Es gibt ein neues Jahrbuchrätsel.«

Marlen und Cord warfen sich einen Blick zu.

»Das ist doch wohl hoffentlich nicht dein Ernst!«, gab Marlen besorgt von sich.

»Doch, ist es«, stimmte Jonas zu.

Cord und Marlen warfen sich einen Blick zu. »Okay«, entschied Cord dann. »Sagt uns, wie wir euch helfen können.«

2. Kapitel

Kurz nach dem Gespräch mit Niklas’ Eltern riefen die Jungs bei Lilly an, um sie ebenfalls in das neue Rätsel einzuweihen. Neugierig geworden, schlug Lilly vor, dass die beiden bei ihr vorbeikommen sollten, damit sie gemeinsam weiter recherchieren und mehr über die mysteriöse Emilia Otterbach herausfinden könnten. Jonas und Niklas willigten ein und versuchten, auch Philipp zu erreichen, hatten aber nur dessen Mutter am Telefon. Frau Andres sagte, dass Philipp an diesem Nachmittag zusammen mit seinem Vater einige Besorgungen machte und sie wusste nicht, wann die beiden wieder nach Hause kämen. Niklas versprach, sich später noch einmal zu melden. Weshalb, behielt er sicherheitshalber für sich. So nahmen die Jungen ihre Fahrräder, sicherten Niklas’ Eltern zu, nicht später als um sechs zum gemeinsamen Grillen zurück zu sein und machten sich auf den Weg zu Lilly. Kaum, dass sie das Gartentor der Hesterbergs geöffnet hatten, wurde auch schon die Haustür aufgerissen. »Da seid ihr ja endlich! Das hat ganz schön gedauert!« Lilly stemmte die Hände in die Hüfte. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Offenbar war sie aufgeregt, um welches Geheimnis es sich handeln würde, dem sie auf den Grund gehen wollten.

Niklas fand, dass die roten Wangen ihr ganz wunderbar standen und verkniff sich ein Schmunzeln. Lilly und er waren kein Paar, so wie es inzwischen mehrere auf dem Gymnasium gab. Sie hatten nie darüber gesprochen, und wenn sie sich berührt hatten, dann eher zufällig. Wobei es nicht wirklich zufällig war, sondern Niklas dafür gesorgt hatte. Doch das stets unauffällig genug, so dass es ebenso gut ein Versehen hätte sein können. Und doch hatte Niklas keinen Zweifel daran, dass Lilly und er irgendwie ein Paar waren. Er scheute sich jedoch, mit Lilly darüber zu sprechen. Irgendwie schien auch so alles klar zwischen ihnen, wobei Niklas auch nichts dagegen gehabt hätte, sie einfach mal in den Arm zu nehmen oder vielleicht auch zu küssen.

»Von wegen, ganz schön lange gedauert«, gab er jetzt zurück und begrüßte sie mit einer kurzen Umarmung.

»Hey, Lilly!«, sagte Jonas und tat es seinem Freund gleich. Bei jedem anderen versetzte es Niklas einen Stich, wenn Lilly, und sei es auch nur zur Begrüßung oder Verabschiedung, einen Jungen vertraut umarmte. Doch bei Jonas war es etwas anderes. Ganz abgesehen davon, dass der nicht die geringsten Ambitionen gegenüber Lilly an den Tag legte, war es vor allem die jahrelange Freundschaft, die eine Annährung von Jonas’ Seite ausschloss. Er wusste, dass Niklas in sie verliebt war, und das nicht erst seit gestern. Niemals hätte er etwas unternommen, das auch nur im Entferntesten falsch hätte verstanden werden können.

»Kommt rein, ihr beiden.« Sie deutete die Treppe hinauf. »Ich hole noch was zu trinken. Cola?«

»Wäre klasse«, gab Niklas zurück. »Das ist vielleicht heiß heute.«

Die Jungen stiegen die Stufen hinauf zu Lillys Zimmer, das sich genau genommen fast über die gesamte obere Etage erstreckte. Lilly war, genau wie Niklas und Jonas, ein Einzelkind, während Philipp, das letzte Mitglied der Jahrbuch-AG, noch einen älteren Bruder namens Thilo hatte, der schon studierte und nicht mehr zu Hause wohnte.

Vor einiger Zeit hatten Lillys Eltern beschlossen, den oberen Trakt für ihre Tochter so herzurichten, dass sie ein geräumiges Schlafzimmer und noch ein Wohnzimmer extra hatte. Direkt daneben schloss sich ein kleines Bad an, das ebenfalls nur von ihr genutzt wurde. Niklas und Jonas staunten jedes Mal über die gewaltige Fläche, die sie zu ihrer alleinigen Verfügung hatte.

Sie betraten das helle Wohnzimmer und warfen sich auf die weiße Couch. Niklas wusste, dass Lilly eine Leseratte war, was man in diesem Zimmer mehr als deutlich sehen konnte. An zwei Wänden waren deckenhohe, prall gefüllte Bücherregale. Nicht mehr lange und Lilly würde weiteren Platz für ihren Lesestoff schaffen müssen. Bald würde sie das alles gar nicht mehr unterbringen können. Niklas erinnerten die Mengen an Büchern fast an eine kleine Bibliothek. Er besah sich die Titel: Von klassischen Mädchenbüchern über Pferde, die bestimmt schon einige Tage älter waren, gab es etliche moderne Abenteuerromane wie beispielsweise »Die Tribute von Panem«, »Percy Jackson« und dann auch wieder Romane, die Niklas als typische Schnulzen mit viel Herzschmerz empfand, die er selbst nie lesen würde. Mit einem amüsierten Grinsen wandte er den Blick ab.

Es dauerte nicht lange, bis Lilly mit einer Flasche Cola, einer Flasche Wasser und drei unter den Arm geklemmten Gläsern zurückkam. Niklas stand auf und nahm ihr rasch die Gläser ab. »Danke. Lange hätte ich die nicht mehr halten können.«

»Meine Mutter würde jetzt sagen, du hättest ja zweimal gehen können«, witzelte Niklas.

»Meine auch«, prustete Lilly. »Gerade eben. Genau das.«

»Mütter sind eben alle gleich«, stellte Jonas trocken fest.

»Also los«, kam Lilly auf den Punkt, »erzählt mal, was genau ihr im neuen Jahrbuch entdeckt habt.«

Sie schenkte Jonas und Niklas eine Cola ein. Für sich selbst füllte sie das Glas randvoll mit Mineralwasser. Jonas und Niklas saßen auf dem kleinen Zweiersofa, während Lilly ihnen die Gläser hinstellte und sich dann selbst auf den Sessel gegenüber setzte.

»Und?«

»Hast du dein Jahrbuch hier? Dann zeige ich dir, was wir meinen.«

Lilly nickte, stand auf, stellte ihr Wasserglas auf dem kleinen Tisch ab und ging zum Schreibtisch hinüber. Sie zog das Jahrbuch aus der obersten Schublade hervor und reichte es Niklas. Der blätterte darin, bis er den Artikel fand. »Da, der Artikel hier wurde verändert. Sieh dir jeweils den letzten Buchstaben ganz rechts in der Reihe an und lies senkrecht von oben nach unten.«

Lilly nahm das Buch und las den Artikel. Sie runzelte die Stirn, blickte kurz Niklas und Jonas an und dann wieder ins Buch.

»Siehst du’s nicht?«, fragte Niklas verwundert. »Lies mal laut die Buchstaben senkrecht zusammengenommen vor.«

Lilly drückte den Zeigefinger auf den obersten Buchstaben und begann laut vorzulesen: »Msreetenfslfjoawim.« Sie sah von dem Jahrbuch auf. »Und was soll mir das sagen?«

»He??« Niklas war aufgestanden. »Gib mal her.« Er griff über den Tisch. Lilly sah Jonas fragend an, der jedoch nur mit den Achseln zuckte. Niklas stand auf und sah gebannt auf den Artikel. Dann blätterte er vor und wieder zurück, ließ sich schließlich schwer zurück auf das Sofa plumpsen. »Das gibt es doch nicht.« Er sah Jonas an.

»Was denn?«

»Hier, sieh selbst. Du hast doch den Artikel bei mir zuhause auch gelesen?«

»Ja, und?«

»Guck mal.« Niklas hielt seinem Freund das Jahrbuch hin. Jonas nahm es, las und kratzte sich am Kopf. »Das ist nicht der Artikel«, erkannte er schließlich.

»Sondern welcher?«, fragte Lilly verwirrt.

»Ich bin doch nicht bescheuert.« Niklas nahm Jonas das Jahrbuch ab, blätterte immer schneller darin herum. »Alles andere stimmt. Ich spinn doch nicht.«

»Könnt ihr mir endlich mal erklären, was ihr meint?« Lilly sah zwischen den beiden hin und her.

»Dein Jahrbuch stimmt nicht mit meinem überein«, stellte Niklas fest.

»Quatsch«, widersprach Lilly. »Es wurden eintausendzweihundert Exemplare gedruckt. Wir beiden waren selbst dabei, als die Bücher ankamen.«

»Und haben uns gleich jeder ein Exemplar genommen«, vervollständigte Niklas.

»Wartet mal, wie war das genau? Die Lieferung kam und ihr habt gleich zugegriffen, oder wie?«

»Ja«, erinnerte sich Niklas.

»Waren die Jahrbücher geordnet oder stand euer Name drauf?«

»Nein. Der Bote kam mit so einer ganzen Palette an. Die Jahrbücher waren in zwanziger Packs gebündelt, zu je fünf Paketen im Karton.«

Lilly nickte. »Wir haben uns irgendeinen Karton rausgegriffen und ihn gleich geöffnet, weil wir ja nachsehen wollten, ob das zuvor immer manipulierte Foto der 10 c mit Kai Rössler darauf einwandfrei war.«

»Stimmt«, gab Niklas ihr Recht. »Und so war es ja dann auch.«

»Und habt ihr eure Exemplare dann gleich mitgenommen?«

Niklas und Lilly versuchten, sich zu erinnern.

»Ja«, stellte Lilly schließlich fest. »Wir haben noch mitgeholfen, die Pakete ins Sekretariat zu schaffen. War ja ein ganz schöner Haufen. Der Bote von der Druckerei hatte so eine Sackkarre dabei, auf die er die Kartons geladen hat. Die Sekretärin Frau Vogel, Rektor Dornbracht, Niklas und ich haben dann jeweils die Kartons einzeln rübergetragen und dort aufgestapelt.«

»Und eure Jahrbücher?«, hakte Jonas nach.

»Ich hatte meins auf den Tisch zu unseren Sachen gelegt«, sagte Niklas.

»Ich auch«, stimmte Lilly zu. »Und als wir gingen, haben wir unsere Sachen geholt, die Jahrbücher geschnappt und sind gegangen.«

Jonas überlegte eine Weile. »Könnte in der Zeit etwas ausgetauscht worden sein?«

Niklas runzelte die Stirn. »Da war sonst keiner. Wobei, beschwören würde ich nicht, dass da nicht noch jemand vorbei ging oder so. Wir waren ja mit Kistenschleppen beschäftigt.«

»Aber das würde ja dann bedeuten, dass jemand absichtlich ein einziges Jahrbuch manipuliert hat, Niklas genau das dann untergeschoben und damit einen Hinweis auf einen neuen Fall gegeben hat. Wie soll das denn gehen? Dann hätte jemand sich vorher die Mühe machen müssen, eines von eintausendzweihundert Jahrbüchern gesondert zu fertigen, mit dem gleichen Inhalt wie die anderen, bis auf einen Artikel?« Lillys Stimme ging eine Oktave höher. »Mal ehrlich, das ist doch Blödsinn. Wie soll das gegangen sein? Dazu hätte jemand wissen müssen, was sonst noch drin stand.« Sie tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn.

»Und nicht nur das«, fügte Niklas hinzu. »Der Artikel, der verändert wurde, gibt rein inhaltlich das wieder, was ich selbst geschrieben hatte. Nur eben so geändert, dass die Buchstaben am Ende senkrecht gelesen SOS Emilia Otterbach ergeben.«

»Und wer soll das bitte sein? Ich verstehe überhaupt nichts«, beschwerte sich Lilly.

»Sie war Schülerin auf eurem Gymnasium und ist vor sechs Jahren spurlos verschwunden«, erklärte Jonas.

»Was?« Lilly sprang auf. »Schon wieder ist irgendwas bei uns passiert?«

»Das ist noch gar nicht raus«, versuchte Niklas sie zu beruhigen. »Vielmehr interessiert mich im Moment, ob wirklich nur in einem Jahrbuch der Artikel geändert wurde.«

»Und auch, ob speziell nur du so ein manipuliertes Exemplar bekommen solltest oder es einfach Zufall war«, überlegte Jonas laut.

»Ganz ehrlich«, Lilly setzte sich wieder, »mir ist richtig schlecht. Wir hatten gerade erst das Rätsel um Kai Rössler und das war schon echt eine gruselige Geschichte. Und jetzt kommt das. Das ist doch nicht normal, dass so was in einer Schule abgeht.«

»Wir müssen herausfinden, was in den anderen Jahrbüchern steht.«

Niklas sah die Freunde an. Jonas nickte eifrig, während Lilly mehr als deutlich anzusehen war, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte.

»Du musst nicht dabei sein«, versuchte Niklas, sie zu beruhigen.

Lilly blickte auf. »Doch«, sagte sie dann entschlossen, »muss ich. Ich bin auch in der Jahrbuch-AG. Und wenn da etwas Komisches läuft, will ich davon wissen.« Sie zögerte, bevor sie fortfuhr. »Ich hoffe nur, dass wir nicht wieder auf irgendeine versteckte Leiche stoßen.«

»Na, na«, schwächte Jonas ab. »Es wird doch wohl auch mal was Eigenartiges geschehen dürfen, ohne dass gleich jemand sterben muss.« Es war als Scherz gemeint gewesen, doch weder Niklas noch Lilly brachten mehr als ein zaghaftes Lächeln über die Lippen. »Na, kommt schon«, forderte Jonas. »Wir wissen doch noch gar nicht, was dahintersteckt. Also ganz ruhig.«

»Was schlägst du vor, was wir jetzt machen sollen?«, fragte Niklas an seinen Freund gewandt.

»Erstmal Philipp anrufen. Vielleicht ist er inzwischen wieder zu Hause. Und dann sollten wir bei ihm vorbeifahren und uns sein Jahrbuch ansehen.«

Niklas nickte. »So ein Mist, dass die Schule heute geschlossen ist. Es sind ja noch nicht alle Jahrbücher verkauft worden. Sonst könnten wir nachsehen, was in denen steht, die noch im Sekretariat liegen.«

»Und wenn wir einfach bei unseren Freunden nachfragen?«, schlug Lilly vor. »Jeder von uns ruft zwei Leute an, bei denen wir vorbeifahren und einen Blick in die Bücher werfen. Dann wissen wir schon mal, wie viele unterschiedliche Versionen davon herumgeistern und können uns ein Bild machen.«

»Und was willst du als Erklärung angeben?« Niklas verzog den Mund.

»Ganz einfach. Es haben sich einige beschwert, dass in manchen Büchern Flecke gewesen sein sollen und wir als Jahrbuch-AG wollen prüfen, ob es noch mehr davon gibt. Wir brauchen ja nur kurz einen Blick auf den betreffenden Artikel werfen, dann wissen wir Bescheid. Und unsere Freunde kriegen ihre Jahrbücher sofort zurück. Da wird bestimmt keiner etwas dagegen haben.«

»Klingt nach einem guten Plan, wenn du mich fragst.« Jonas nickte anerkennend.

Niklas zog sein Handy hervor. »Als Erstes versuche ich es jetzt nochmal bei Philipp. Er muss auf jeden Fall Bescheid wissen.« Er wartete einen Moment, bis er ein Freizeichen hörte. Wie schon zuvor ging Philipps Mutter ans Telefon. Diesmal jedoch konnte sie Niklas sagen, dass ihr Sohn in diesem Moment nach Hause gekommen war. Nur einen Wimpernschlag später kam ein atemloser Philipp ans Telefon.

In kurzen Sätzen erklärte Niklas ihm, was sie entdeckt hatten und teilte ihm mit, gleich bei ihm vorbeizukommen, um sein Jahrbuch als Erstes zu prüfen.

»Ist ja krass«, entfuhr es Philipp. »Ja klar, kommt vorbei. Mann, ist das aufregend. Es geht also wieder richtig los.«

Niklas konnte die Begeisterung nicht teilen, wollte sich jedoch nichts anmerken lassen. »Wir machen uns gleich auf den Weg. In spätestens zwanzig Minuten sind wir bei dir.« Sie verabschiedeten sich, dann legten sie auf.

»Nun guck nicht so«, forderte Jonas seinen Freund auf. »Wir gehen der Sache auf den Grund und sind am Ende alle schlauer.«

»Oder aber, hier verarscht uns jemand nach Strich und Faden«, maulte Niklas.

»Wenn wir hier rumsitzen, kriegen wir es aber auch nicht raus.« Lilly war aufgestanden. »Ich komme in jedem Fall mit.« Ihr Handy piepste und sie warf einen Blick auf das Display. »Ich hab schon von meinen zwei Leutchen eine Rückantwort. Sie sind zuhause. Da können wir auf dem Weg gleich dort vorbeifahren.«

»Das ging aber schnell!« Niklas staunte nicht schlecht.

»Okay, dann verschicke ich auch eben noch ein paar Nachrichten. Alle werden wir heute ohnehin nicht mehr abklappern können.« Niklas tippte die Mitteilung in sein Handy, kopierte die Nachricht und schickte sie an den Nächsten. »So, das dürfte erstmal reichen. Lasst uns losfahren, sonst schaffen wir das niemals.«

Jonas grinste breit. »So merkwürdig und unheimlich das schon wieder ist, gebt es zu, irgendwie auch ganz schön cool das Ganze, oder?«

»Na, Hauptsache du hast deinen Spaß.« Niklas stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.

»Klar hab ich den. Ist ja eure Schule und nicht meine, auf der ständig irgendjemand verschwindet.« Jonas grinste breit.

»Herzlichen Dank auch«, entrüstete sich Lilly. »Da kann man echt nur hoffen, dass unsere Namen nicht eines Tages im Jahrbuch auftauchen.«

»Nun mal nicht den Teufel an die Wand.« Niklas bemühte sich um einen lockeren Tonfall, doch bei dem Gedanken, auf welches Geheimnis sie womöglich nun wieder stoßen würden, schnürte sich sein Magen zu. »Kommt jetzt«, forderte er die beiden anderen auf und ging zur Tür. »Ich will pünktlich zum Grillen zu Hause sein.«

3. Kapitel

Noch während sie auf dem Weg zu Philipp waren, meldete sich Deik, ein Klassenkamerad von Niklas. Bei ihm fuhren sie zuerst vorbei. Danach klapperten sie noch die anderen ab. In keinem der Jahrbücher war der Artikel so verändert wie in Niklas’ Ausgabe. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, wurde ihm bei dem Gedanken, dass er offenbar ausgesucht worden war, um die geheime Nachricht zu empfangen, immer mulmiger. Verband ihn etwas mit dem mysteriösen Unbekannten, der das Jahrbuch manipuliert hatte? Und wenn ja, was war es? Als er auf das Rätsel im letzten Jahrbuch gestoßen war, hatte das seine eigene Welt ganz schön aus den Fugen geraten lassen. So sehr es ihn auch interessierte, was es mit dem Hinweis auf diese Emilia Otterbach auf sich haben mochte, konnte er doch seine Bedenken nicht ausräumen, was das Ermitteln in dieser Angelegenheit womöglich bedeuten könnte.

»Hey, wo willst du denn hin? Da geht’s lang.« Jonas war Niklas fast in die Seite gefahren, weil dieser vergessen hatte, rechts in die Straße einzubiegen.

»Mist! Tut mir leid, Mann. Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass es hier schon ist.«

»Alles okay mit dir?« Jonas musterte ihn. »Du wirkst so nachdenklich.«

»Wärst du auch, wenn dir einer einen Hinweis unterschieben würde und dich damit indirekt auffordert, in einem möglichen Verbrechen zu ermitteln.«

»Du machst dir viel zu viele Gedanken«, urteilte Jonas. »Das wird schon alles. Lass uns erst mal nachsehen, wie’s in Philipps Jahrbuch aussieht. Vielleicht hat er ja den gleichen Artikel erhalten.«

Niklas nickte ihm zu, war sich jedoch insgeheim sicher, dass es sich mit Philipps Buch genauso verhielt wie mit allen anderen.

»Kommt ihr jetzt oder wollt ihr da rumstehen?«, rief Lilly, die ein Stück entfernt von ihnen angehalten hatte und nun auf die beiden wartete.