Der Kaiser und die Frauen - Hans-Jürgen Ferdinand - E-Book

Der Kaiser und die Frauen E-Book

Hans-Jürgen Ferdinand

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Beschreibung

Karl der Große verstand sich als weltliches Oberhaupt der christlichen Kirche und sein Kaisertum nicht als päpstliches, sondern als göttliches Lehen. Sein Sexual- und Eheleben entsprach mehr seiner Sinnenfreudigkeit und den lockeren Gepflogenheiten des fränkischen Adels als den Normen christlicher Lehren. Die Vermählung mit blutjungen Mädchen, wie der erst 12-jährigen Hildegard, die Blutschande mit seiner kleinen Schwester Gisela, die vielen erotischen Zusammenkünfte mit seinen Gespielinnen und seine 18 (!) gezeugten Kinder, belegen die historisch überlieferte sexuelle Affinität Karls zum weiblichen Geschlecht. Den Höhepunkt seiner sexuellen Ausschweifungen erlebte Karl mit der oströmischen Kaiserin Irene während der vierwöchigen politischen Gespräche auf Irenes Luxusbarke. Ihre Unersättlichkeit schuf immer neue Ekstasen und hinterließ Karl den Krieger erschöpft auf einem von den Schiffen des Wahnsinns durchpflügten Ozean. Neben belegten und gut recherchierten historischen Ereignissen im Leben des Frankenkönigs beschreibt der Autor fantasiereich und tabulos die sich steigernden erotischen Szenen, die normalerweise nicht in einem historischen Roman zu finden sind.

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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

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Autor: www.hans-juergen-ferdinand.de

Redaktion und Lektorat: www.evelyne-kern.de

Cover/Layout: www.winkler-layout.de

Bildquelle Cover: Das Urteil des Paris von Peter Paul

Rubens, 1632-1636, National Gallery (London)

Herstellung u. Vertrieb: Zeilenwert/Libreka GmbH

ISBN: 978-3-9592-4962-1

© Inhaltliche Rechte beim Autor

Hans-Jürgen Ferdinand

Der Kaiser und die Frauen

Die erotischen Gelüste Karls des Großen

Historischer Roman

Vorwort

Wetti, ein Mönch des Klosters Reichenau am Bodensee, der bereits im Jahre 824 verstorben ist, gilt als der Verfasser des sogenannten Reichenauer Traumgesichts, eine Jenseitsvision, die scharfe Kritik an kaum ins Jenseits abberufenen Zeitgenossen übte. Auch an Karls des Großen ausschweifendem Sexualleben wurde heftig Kritik geübt.

Der Mönch Wetti hatte nach Karls Tod eine Vision: Ein Engel führte ihn durch den Himmel und in die Hölle hinab, da sah er im Fegefeuer einen Fürsten, der einst das Zepter über das Frankenreich geschwungen hatte.

Des Kaisers Geschlechtsteile wurden durch die Bisse eines Tieres zerfleischt, welches ihn ansonsten an keiner anderen Stelle verletzte. Der Mönch Wetti wunderte sich über die Maßen, dass ein Mensch, der so Großes für die Verteidigung des katholischen Glaubens geleistet hat, die Qualen einer so grausamen und hässlichen Strafe erleiden müsse. Der Engel aber sprach: „Dieser Fürst hat viel Lobwürdiges getan und Gott sehr Wohlgefälliges, doch den Lockungen des Fleisches hat er nie widerstehen können …“

Es gilt nicht, über Karls animalische Triebhaftigkeit die Nase zu rümpfen, sondern seine im Zeichen des Kreuzes vollzogene Zwangschristianisierung der Nachbarvölker zu verurteilen … und hier im Besonderen sein an den Sachsen ausgeübtes Blutbad anno 782 in Verden an der Aller.

Die Verblendung der katholischen Kirche bezüglich der menschlichen Sexualität wird hier sehr deutlich – aber leider hält sie bis in unsere doch weitgehend aufgeklärte Zeit offensichtlich noch an.

Ich habe die stille Hoffnung, dass der Leser in der Sexualunterdrückung durch die Kirche sehr deutlich erkennt, was damit bezweckt wird: Nämlich nichts anderes als sich die Hörig Haltung des Menschen zu erleichtern, was nicht selten bei Menschen eine seelische Kastration auslöst.

Die bedeutendste negative Leistung des Christentums war die Problematisierung der Sexualität – und das kranke, so leibfeindliche Gehirn des Apostels Paulus hat hierzu einen schändlichen Beitrag geleistet.

Wir brauchen eine Geisteshaltung, die in der Sexualität kein Problem, sondern ein Vergnügen sieht. Den meisten Menschen fehlt dazu leider die Sicherheit – und oft auch die Liebe.

Nach einem erholsamen Schlaf hatte Karl mit seiner Familie zu Mittag gegessen. Karls Familie umfasste im Winter anno 787/788 in Ingelheim seine Ehefrau und Königin Fastrada mit den gemeinsamen leiblichen Töchtern, der fast zweijährigen Theodrada und der halbjährigen Hiltrud, die noch von einer Amme gestillt wurde. Aus der Ehe mit der anno 783 verstorbenen Ehefrau Hildegard waren die zwölfjährige Tochter Rotrud, die achtjährige Berta und die sechsjährige Gisla hier in der Königspfalz zugegen. König Karl hatte bereits im Herbst anno 783 Fastrada in der Königspfalz zu Worms als damals achtzehnjährige Tochter des ostfränkischen Grafen Radulf geheiratet.

Fastrada war eine dämonische Schönheit, sie galt als listig und gefallsüchtig. Karl war ihr in einer gewissen Weise hörig. Fastrada hatte schon in jungen Jahren gesundheitliche Probleme, ihre Zahnschmerzen galten als chronisch. Der Hof begegnete ihr mit Respekt, Zuneigung schlug ihr aber nicht entgegen. Fastrada mischte sich in ungebührlicher Weise in die Regierungsgeschäfte ein und es wurden ihr schädliche, ja sogar grausame Einflüsse auf ihren Gemahl nachgesagt.

Die drei Töchter Hildegards wurden von den Mönchen Raefgot, Jonas, Dungal und von dem griechischen Gelehrten Elisäus nach einem festen Plan unterrichtet. Hin und wieder wurde die älteste Tochter Rotrud selbst von Alkuin in den Sieben freien Künsten unterwiesen.

Karls ältester Sohn Pippin war aus erster Ehe mit Himiltrud hervorgegangen. Zwischenzeitlich achtzehn Jahre alt, war Pippin von seinem Vater verschiedenen Klöstern zur Ausbildung anvertraut worden. Im Grunde genommen hatte Karl seinem ältesten Sohn seine väterliche Liebe entzogen, ihn aber standesgemäß ausbilden lassen. Wegen seiner Verkrüppelung schwanden Erbansprüche des Erstgeborenen zusehends und König Karl hat seinen Sohn schon sehr früh aus der Thronfolge ausgeschlossen. Besonders Königin Fastrada hatte Pippin immer wieder der Lächerlichkeit des Hofes ausgesetzt, wenn er denn einmal seinen Vater nur kurz besuchen durfte.

Die Söhne Karls aus seiner Ehe mit Hildegard waren der damals sechszehnjährige Karl der Jüngere, der zehnjährige Karlmann und der neunjährige Ludwig, dem die Geschichte später den Zunamen „der Fromme“ gab.

Diese Söhne galten als die eigentlichen Thronfolger des fränkischen Königs. Während Karl der Jüngere im Kloster St. Denis bei Paris erzogen wurde, salbte Papst Hadrian bereits im Jahr 781 in Rom den Sohn Ludwig zum Unterkönig von Aquitanien und gleichzeitig Karlmann mit dem neuen Taufnamen Pippin zum Unterkönig von Italien. Hier in Aquitanien wurde Ludwig und in Pavia, der Hauptstadt des früheren Langobardenreiches, Pippin, vormals Karlmann, unter Leitung von Karls Vertrauten erzogen. Graf Adalhard, ein Vetter Karls, der auch im Winter 787/788 in Ingelheim weilte, führte beispielsweise viele Jahre die Regierungsgeschäfte in Pavia für den noch unmündigen Unterkönig Pippin von Italien.

Nach dem Mittagessen beschäftigte sich Karl mit seinen drei heranwachsenden Töchtern. Er musste ihnen wie so oft über Gott und die Welt, die Uralten und Ahnen und über ferne geheimnisvolle Königreiche erzählen.

Karl liebte selbst die Sagen und Märchen, die er in seiner Jugend von seiner Mutter und den Frauen der Spinnstuben erzählt bekam und jetzt an seine Töchter weitergab. Das gehörte ebenso zu seiner Welt wie der Schlachtenlärm und das Schnauben von Pferden. Es herrschte immer atemlose Stille, wenn Karl erzählte. Nur Rotrud erkühnte sich bisweilen, ihrem Vater kluge Fragen zu stellen.

„Vater, erzähle uns, wie deine Eltern dich auf deine künftigen Aufgaben als König der Franken vorbereitet haben“, wollte sie plötzlich wissen.

„Nun, meine Kinder, ich glaube, meine Mutter Bertrada war sicher froh darüber, dass sie nicht Zeugin jener Quälerei werden musste, die einen Knaben und Thronfolger meines Vaters, König Pippins, im Königskloster St. Denis zum Mann machen sollte“, sagte der König mit bedächtiger Stimme. „Der Unterricht war dabei noch das geringste Übel. Viel wichtiger war vielmehr, dass ich gemeinsam mit anderen Knaben des Hochadels abgehärtet wurde und lernen musste, Widrigkeiten zu ertragen. So haben mich die Mönche im Sommer tagelang der Sonnenglut auf einem Feld ausgesetzt, das ich ganz alleine umgraben musste. Im Winter schickten sie mich und die gleichaltrigen Knaben barfuß in den Schnee und setzten uns im Wald aus, wo wir nur mit Pfeil und Bogen sowie einem Feuerstein ausgerüstet unser Überleben sichern mussten.“

„Und das hast du durchgehalten, Vater?“, fragte Berta, die achtjährige Tochter, teilnahmsvoll.

„Ja, mein Kind, unsere weltlichen Lehrer scheuchten uns unerbittlich durch die Gegend, brachten die Pferde zum Scheuen und ließen uns immer wieder zum Reiterkampf herausfordern. Ich musste so lange das Schwert führen und die Wurfaxt schwingen, bis mir die Arme erlahmten“, erzählte Karl seinen Kindern. „Als größte Mutprobe eines heranwachsenden Knaben galt, den Auerochsen, dieses angriffslustige und blitzschnelle Ungeheuer, mit Wurf- und Stoßlanze zu erlegen.“

„Bist du als Junge einem solchen gewaltigen Ungeheuer einmal begegnet, Vater? Und wie ist der Kampf mit dem gefährlichen Tier ausgegangen?“, fragte Rotrud.

„Mit fünf meiner Freunde war es gelungen, den Auerochsen in einem Dickicht einzukreisen und ihn dann in ein Bachbett zu treiben, wo wir ihn mit unseren Lanzen speeren und töten konnten. Mir war es dann vergönnt, dem Tier mit wuchtigen Schlägen den Kopf vom Rumpf zu trennen“, berichtete Karl seinen atemlos zuhörenden Töchtern und es war ihm anzumerken, dass er immer noch stolz auf diese seine Tat in seiner Jugend war.

„Aber nebenbei sollten die Söhne des Königs und des Adels ja auch noch in aller Klugheit der Welt erzogen werden“, fuhr Karl fort. „Sie sollten mühelos schreiben und lesen, Rhetorik und Dialektik meistern, das Lateinische fehlerlos beherrschen und in Geometrie, Astronomie und Computus, der Kalenderrechnung, beschlagen sein.“

„Und du musstest doch sicherlich die Geschichte deiner Vorfahren auswendig können“, fügte Berta altklug hinzu.

„Ja, so ist es, ich erwarte, dass auch ihr einmal unseren Stammbaum lückenlos aufsagen könnt“, antwortete der König, der diese Stunden des Erzählens und des Schmusens mit seinen Töchtern besonders schätzte.

Eben noch hatte sich Karl seinen Kindern gewidmet und erbauliche Geschichten erzählt, als er plötzlich das Bedürfnis zu Intimitäten mit Fastrada, seinem Eheweib, verspürte. Und so suchte er schon leicht erregt die Schlafkammer seiner Frau auf.

Fastrada saß an einer Lampe und las aus einer Schrift, die Paulus Diaconus, ein gelehrter Mönch des Klosters Monte Casino, für Karl erstellt hatte.

Fastrada schien gar nicht überrascht, als Karl eintrat. Sie stand auf und umarmte ihren Gatten liebevoll und bedeckte ihn mit Küssen auf Hals und Wange.

„Ich brauche dich, Fastrada“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. „Und ich möchte, dass du mir jetzt gehorchst“, erklärte er mit finsterer Stimme. Sie nickte still. „Zieh dich nackt aus, beuge dich vornüber und mach die Beine breit. Ich werde dich ganz tief nehmen.“

Ein Wimmern entfuhr ihr bei der Vorstellung, aber sie beeilte sich, seinen Anweisungen zu folgen. In Anbetracht seiner Größe beugte sie sich breitbeinig über den Rand ihres Hochbetts. Ihr feistes Gesäß mit dem schwarzen Vlies erregte ihn. Er zögerte keine Sekunde. Mit einem kraftvollen Hüftschwung drang er in sie ein und dehnte sie weit. Sie rang nach Atem und krallte ihre Finger in ein Kissen. Karls Schwanz war hart und unendlich tief in ihr. Ihr Bauch lag fest auf der Bettkante. Karl beugte sich über ihren Rücken, schlang die Arme um sie und grub in seiner Geilheit seine Zähne in ihren Hals. Fastradas Scham reagierte auf seine Unterwerfungsforderung, indem sie sich noch fester um ihn zusammenzog und ihn liebkoste.

Mit einem leisen Knurren strichen seine Lippen über ihre Haut, und die Stoppeln auf Karls Kinn scheuerten leicht.

„Du fühlst dich so gut an“, sagte er heiser. „Ich liebe es, dich zu nehmen.“

„Gib mir deine Hände, Fastrada.“

Obwohl sie nicht wusste, was er vorhatte, schob sie ihre Arme dichter an ihren Körper, sodass er ihre Handgelenke packen konnte. Sanft legte er ihre Hände auf ihren Rücken. Und dann stieß er brutal zu. Unerbittlich rammte er sich in sie hinein, zog sie an den Armen zurück und dem nächsten Stoß seiner Hüften entgegen. Sein schwerer Hodensack knallte gegen ihre Schamlippen, und das rhythmische Klatschen trieb sie auf einen zweiten Orgasmus zu. Karl grunzte bei jedem Stoß, zeitgleich mit ihren Schreien.

Mit welcher Dynamik er sich seinem Orgasmus näherte war für Fastrada ebenso erregend wie die völlige Kontrolle, die er währenddessen über ihren Körper ausübte. Sie konnte nur daliegen und es hinnehmen, seine ganze Gier und seinen Hunger auskosten und ihm dienen, wie er zuvor ihrer eigenen Lust gedient hatte. Die Reibung seiner Stöße fühlte sich unglaublich an, ein gleichmäßiges Eindringen und Zurückziehen, das sie wahnsinnig vor Verlangen machte.

Sie wünschte sich nur, ihn jetzt sehen zu können, seine Augen sehen zu können, wie sie ihren konzentrierten Fokus verloren, wie die Lust Besitz von ihnen ergriff und sein Gesicht sich in ekstatischer Qual verzerrte. Fastrada war stolz, dass sie diese ungeheure Reaktion bei ihrem Gemahl hervorrufen konnte.

Er zitterte jetzt und fluchte. Sein Schwanz wurde immer länger und dicker, während seine Hoden sich anspannten und hoben.

„Fastrada … Oh Gott. Ich liebe dich.“

Sie spürte den ersten Peitschenhieb seines Samens, der heiß in sie hineinschoss. Sie biss sich auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken. Sie war wild auf ihn, so kurz davor.

Er ließ ihre Arme los und packte sie mit einer Hand um ihre schmale Taille, während die Finger seiner anderen zwischen ihre Beine glitten und ihren geschwollenen Kitzler massierten. Sie kam bei seinen letzten Stößen, und ihr Geschlecht presste seinen zuckenden Schwanz, bis er sich völlig in ihr entleert hatte. Karls Mund lag an ihrer Wange, sein Atem traf feucht und heiß auf ihre Haut, und aus seiner Brust drangen tiefe grollende Laute. Sie rangen beide schnaufend nach Luft, hielten sich erschöpft in den Armen und ließen ihre Orgasmen abklingen.

*

Die nächsten Tage verliefen eigentlich für alle Beteiligten in der Pfalz zu Ingelheim ohne besondere Vorkommnisse.

Karl hatte einige Rechtsstreitigkeiten zwischen Grafen, Bistümern und Klöster beizulegen, aber auch von Erben angefochtene Schenkungen an Klöster einmal bestätigen und zweimal im Sinne der Erben zurücknehmen müssen. Solche Tätigkeiten waren für den fränkischen König Alltagsgeschäft, deren eigentliche Abwicklung und formelle Überwachung in den Händen schreibkundiger Kleriker lag.

Die Fertigstellung des sogenannten Capitular de villis verlangte ihm da schon mehr an geistiger Konzentration ab.

König Karl hatte sich fest vorgenommen, seine Anweisungen für die Krongüterbewirtschaftung bis zum Jahresende zu vollenden. Er wollte auf diese Weise den materiellen Unterhalt des Hofes und der königlichen Güter dauerhaft sicherstellen.

Der Abt Wirund vom Kloster Malmedy in den Ardennen und zwei Mönche des Klosters Reichenau am Bodensee, jeder von ihnen ein anerkannter Fachmann sowohl im Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse als auch in der Tierzucht, waren hinzugezogen worden, um Karl zu beraten. Sie hatten agrarische Lehrbücher, darunter die der römischen Agrarexperten Palladius und Columella sowie verschiedene Aufzeichnungen, auch Illustrationen von Pflanzen und Tieren mitgebracht. In ihrem Schlepptau führten sie einige erstklassige Schreiber mit sich. Diese Schreiber beherrschten die Tironischen Noten als Kurzschrift und bereits die sogenannte karolingische Minuskel als eine neue vereinfachte Schreibweise.

Die Männer hatten sich in einen kleinen Arbeitsraum zurückgezogen, um ungestört arbeiten zu können.

„Auf meinen Haupthöfen“, diktierte Karl, „sollen mindestens hundert Hühner und dreißig Gänse gehalten werden. Dazu will ich genügend Edelgeflügel wie Pfauen, Fasanen, Enten, Tauben, Rebhühner und Turteltauben vorfinden. Jedes Königsgut soll Fischteiche anlegen und eine angemessene Kleintierzucht betreiben.“

Karl gab weitere Anweisungen für die Aufzucht von Mastgänsen bis hin zu der Zucht von Jagdhunden und Jagdfalken. Er beschäftigte sich sogar mit Nebensächlichkeiten wie dem Anbau zahlreicher Obst- und Gemüsesorten, Heilpflanzen, ja sogar Blumen. Für die Frauen und Mädchen auf den Spinnstuben seiner Güter verfügte er, dass zur rechten Zeit ausreichendes Material, also Flachs, Wolle, die Färbemittel Waid, Scharlach und Krapp, dazu Wollkämme, Seife, Fett, Gefäße und die übrigen kleinen Dinge, die dort zur Verarbeitung benötigt wurden, immer ausreichend zur Verfügung stehen müssten.

„Die Frauen sollen durchaus in eine Reihe von Aufgaben des landwirtschaftlichen Betriebs einbezogen werden“, forderte der König, „aber ich will nicht, dass sie männliche Arbeit leisten müssen, denn Gott verabscheut alles, was gegen die Natur ist“, machte der König gleich wieder Einschränkungen.

„Wohl aber gehören Vieh- und Geflügelzucht zu ihren Aufgaben, dazu zählen auch das Melken der Kühe, Schafe und Ziegen sowie die Schafschur. Die Frau soll aber auch, neben ihrer täglichen Arbeit im Haus und auf dem Hof, besonders in der Hochsaison helfen, die alle bäuerlichen Arbeitskräfte beansprucht, so beim Säen und vor allem bei der Ernte. Ich lasse auch gelten, dass die Frauen beim Pflügen als Ochsentreiber helfen oder gar den Weinberg bearbeiten.“

Karl verlangte weiterhin von den Amtleuten seiner Güter, dass zum männlichen Gesinde nahezu alle Berufsgruppen vom Grobschmied bis zum Seifensieder zu zählen hätten. „Jeder Amtmann soll in seinem Bezirk tüchtige Handwerker zur Hand haben“, diktierte er seinen Schreibern in die Feder.

Karl legte für seine Krongüter die Anwesenheit verschiedener Handwerker fest. Er suchte für die zahlreichen unterschiedlichen Arbeitsgänge in seinen Grundherrschaften Leute einzusetzen, die sich auf bestimmte Tätigkeiten spezialisiert hatten. Nicht nur für seine Krongüter, sondern auch für die großen Güter der Klöster, Bistümer und Grafschaften strebte er diese Entwicklung an. Nach seinen Vorstellungen sollten in abgeschlossenen Bereichen einer Grundherrschaft die verschiedenen Handwerker zusammenarbeiten. Solche Bezirke nennt man vici; sie waren die Vorstufe der Handwerkerviertel mittelalterlicher Städte. Von ganz besonderer Bedeutung für den Frankenkönig waren die Waffenschmiede, die hochwertige und langlebige Waffen aus dem kostbaren, da knappen Eisen herstellten.

„Handwerk und Handel sind überaus bedeutsam für die Ernährungssicherheit und das Wohlergehen der Menschen in unserem Reich“, hatte der Frankenkönig immer wieder betont.

Im Besonderen hatte er sich dann mit der Bilanzierungspflicht eines jeden Amtmanns seiner Güter auseinandergesetzt. Karl forderte von seinen Buchhaltern, getrennte Rechnungsbücher für Ein- und Ausgaben zu führen und den jährlichen Überschuss in einer externen Gesamtabrechnung darzulegen.

„Ich erwarte von meinen Verwaltern, dass sie als Ausfluss einer Grundherrschaft die wirtschaftlichen Rechte auf Dienste und Abgaben der Hörigen, die einen beträchtlichen Teil der Einkünfte eines Kronguts ausmachen, präzise benennen können“, diktierte der König und fuhr dann fort: „Ich erwarte von den Verwaltern meiner Krongüter, dass sie alljährlich über den Gesamtertrag eines Kronguts zu berichten wissen. Dabei will ich erneut über die grundsätzliche Bedeutung der Viehzucht aufmerksam machen. In den jährlichen Berichten meiner Verwalter müssen die differenzierten Begriffe für die Tiere einer Gattung deutlich werden. Mich interessiert beispielsweise bei der Schweinezucht zu erfahren, über wie viel saugende Ferkel, Mastferkel, Läufer, Mutterschweine und Leitsauen, Borgschweine und Eber ein Gut verfügt“, verlangte der König.

„Das Gleiche gilt für die Pferde, die zahlenmäßig in Hengste, Stuten und in ein-, zwei- oder dreijährige Hengstfohlen oder Stutenfohlen zu trennen sind. Und ich will, dass man bei der Züchtung unserer Lasttiere zwischen Maultier und Maulesel eine saubere Trennung vornimmt“, stellte der König gleich eine weitere Forderung hinten an.

„Bei den Rindern will ich Kenntnis davon erlangen, wie viel Ochsen, Kühe, Kälber, Jung- und Alttiere ein Krongut besitzt. Ein Verwalter muss in seinem Jahresbericht darüber hinaus erläutern können, wie viel die Ochsen, die im Dienst eines Rinderhirten stehen, eingebracht haben. Er muss darlegen können, was der einzelne Hufbauer als Pflug- und Fuhrdienst zu leisten hat. Ich will jährlich etwas über den Schweinezins, die angefallenen Buß- und Friedensgelder erfahren“, forderte der König. „Und es muss von meinen Verwaltern säuberlich aufgelistet werden, was jeder Hörige eines Kronguts an Abgaben in Naturalien zu erbringen hat“, schob König Karl noch nach und beobachtete, wie die Schreiber das Gesagte protokollierten.

„Auch wenn es manchem von euch kleinkariert vorkommt, will ich wissen, was der hörige Bauer für die Inanspruchnahme herrschaftlicher Einrichtungen zum Beispiel für die Schweinemast, das Holzfällen im herrschaftlichen Wald, die Nutzung der Mühle oder des Backhauses, ja selbst für den herrschaftlichen Eber, der eine Sau bespringt, an Gebühren und Abgaben zu leisten hat.“

Dann waren von Karl noch Regeln für die Vereinheitlichung von Hohlmaßen, den Scheffel, den Sester, das Seidel und den Korb erlassen worden. Zu Verwaltungsvorschriften kamen hygienische Regeln für die Zubereitung von Speck, Rauchfleisch, Sülze, Pökelfleisch, Wein, Essig, Würzwein, Most, Senf, Käse, Butter, Malz, Malzbier, Met, Honig, Wachs und Mehl, welches in Karls Anweisung gipfelte: „Und niemand solle sich unterstehen, die Trauben etwa mit den Füßen zu keltern.“

Besondere Erwähnung fanden die Pferde, auf die schon Karls Vater Pippin und sein Großvater, der legendäre Karl Martell, die ungeheure militärische Schlagkraft der Franken aufgebaut hatten. Weil die Pferde auch für Karls Elitetruppen unersetzlich waren, stellte er in seinem Capitular de villis klare Forderungen an seine Krongüter: „Die Zuchthengste sind so zu bewegen, dass sie nicht unbrauchbar werden, die Stuten gut zu pflegen, die Hengstfohlen rechtzeitig abzusondern und am Sankt-Martinsfest, dem 11. November, zur Begutachtung vorzuführen.“

Immer wieder drängte er auf eine noch bessere und nützlichere Bepflanzung der Gärten mit Gemüse, Obst und Heilpflanzen.

„Du bist wahrscheinlich der erste König der Geschichte, der sich für Beifuß, Liebstöckel und Gartenminze interessiert“, sagte Wirund lachend.

„Du weißt warum“, entgegnete der König. „Aber, es stimmt, ich will schon lange, dass in meinen Pfalzen und Krongütern Gärten angelegt werden, in denen die wichtigsten fünf Dutzend Kräuter und dazu Blumen, Beerensträucher und gute Obstsorten gedeihen.“ Dem König war auch daran gelegen, dass möglichst viele seiner Untertanen Kenntnis über die hilfreichen Arzneien aus Blüten, Blättern, Wurzeln und Samen hatten, die auf einem fünfundsiebzig Seiten Kalbspergament von den Mönchsärzten im Skriptorium des Reichsklosters Lorsch niedergeschrieben waren. Das Capitular de villis zählte allein 74 Gattungen Blumen, Küchenkräuter und Gemüse auf, von der Lilie bis zum Salbei, über die Artischocke und das Katzenkraut, die in den Gärten der Güter gezogen werden sollten.

Es legte die Anzahl der Hühner fest und der Eier, die gelegt werden mussten, gleichzeitig aber auch, woraus das Bettzeug des königlichen Schlafgemachs zu bestehen hatte. Es waren Maximalforderungen, die er im Capitular de villis aufzeichnen ließ.

Kein Zweifel aber, dass das Gemeinwesen, wie Karl es in Teilbereichen mit blühenden Gärten, mit wohlbestellten Äckern und Weinbergen, mit vollen Fischteichen und großem Wildbestand der Forste zu formulieren suchte, sein heimliches Utopia, sein heimlicher Garten Eden war.

Wir und die Reichenauer Mönche aber ließen den König bei der Formulierung solch häufig utopischer Wunschbilder gewähren und schmunzelten dann heimlich, wenn König Karl allen Ernstes seinen Bauern Anweisungen gab, Donnerkraut, eine Wolfsmilchart, zu züchten, die bekanntlich den Blitz abwehre. Und doch waren Karls fertiggestellte Capitula erst der Anfang von noch viel größeren Umwälzungen, Sehnsüchten und Reformen, die er, zwar noch sehr unausgegoren, aber in seinem Kopf schon mit sich herumtrug.

*

Alles zog sich in Fastrada vor heißer Gier zusammen, als auch Karl splitternackt den Badezuber verließ und sich mit einem großen Badetuch abtrocknete. Karls wuchtiger Körper war in ihren Augen ein gemeißeltes Kunstwerk aus steinharten, wohldefinierten Muskeln, seine sonnengebräunte Haut glänzte. Der König war eine sehr eindrucksvolle Erscheinung, bis auf seinen Schwanz, der so ursprünglich und primitiv wirkte mit den dicken pulsierenden Adern und der breiten Peniswurzel. Auch Karls Hodensack war riesig und schwer.

„Ich möchte nicht, dass mein Gemahl sich mit anderen Weibern herumtreibt“, stieß sie zornig hervor. „Du gehörst alleine mir“, schob sie noch schnell nach.

„Ja, mein Engel“, erwiderte er lächelnd und nahm ihren Mund zu einem rohen, sehr lüsternen Kuss. Karl umfasste ihre Hüften, seine Finger bewegten sich ruhelos, sein Atem ging schnell und rau. Fastradas Brustwarzen berührten ihn als Erstes und sandten eine plötzliche Woge der Lust durch ihren Körper. Sie keuchte. Mit einem tiefen Knurren presste er sie an sich, hob sie hoch und trug sie zum Bett. Dann hob er sie empor und drehte sie so, dass sein Rücken am Kopfteil lehnte und sie über ihm war. Das Fleisch der beiden glitt übereinander hinweg, rutschig vom Schweiß.

Karls Hände waren überall, sein muskulöser Körper drängte sie nach oben. Sie nahm sein Gesicht in die Hände, drang mit ihrer Zunge tief in seinen Mund ein, versuchte ihren Durst nach ihm zu stillen. Er griff ihr zwischen die Beine, seine Finger erforschten ehrfürchtig ihre Spalte. Seine rauen Fingerballen strichen über ihre Klitoris und wanderten spielerisch um die bebende Öffnung ihrer Scham. Sie presste ihre Lippen auf die seinen, stöhnte leise, während ihre Hüften kreisten. Er streichelte sie ohne Eile und steigerte ihr Verlangen stetig. Sein zunächst sanfter Kuss verwandelte sich, und er erforschte mit seiner Zunge ihren Mund langsam und tief.

Die Lust raubte Fastrada den Atem, ihr ganzer Körper bebte, als er ihr Geschlecht mit der Hand umfing und seine langen Mittelfinger in sie hineingleiten ließ. Seine Handfläche rieb ihre Klitoris, seine Fingerspitze streichelte das zarte Gewebe im Innern. Mit der anderen Hand packte er ihre Hüfte, hielt sie fest, bändigte sie.

Der König schien sein Eheweib unter absoluter Kontrolle zu haben, seine Verführung war teuflisch präzise. Fastrada zog sich leicht zurück, griff mit beiden Händen nach seinem Schwanz und umfasste ihn energisch. Sie kannte seinen Körper ebenfalls gut und wusste, was er brauchte und wonach er verlangte. Sie molk ihn von der Wurzel bis zur Spitze, sodass eine dicke Perle seines Vorsaftes auf der breiten Krone erschien. Mit einem Stöhnen stemmte er sich gegen das Kopfteil des Bettkastens, seine Finger krümmten sich im Innern ihrer Vagina. Fasziniert beobachtete sie den dicken Tropfen, wie er an einer Seite seiner Eichel herunterrann und dann weiter den Penis hinab, bis er auf ihrer Faust landete.

„Noch nicht!“, keuchte er.

Sie streichelte ihn noch einmal. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als ein weiterer Lusttropfen hervortrat. Sie war wahnsinnig erregt von seiner Lust und dem Wissen, dass sie eine solch ungeheure Wirkung auf ihn ausüben konnte.

Fluchend zog er seine Finger aus ihr heraus. Er packte ihre Hüften, löste sich aus ihrem Griff, dann riss er sie vor, dann hinab, seine Hüften bäumten sich nach oben, und er trieb seinen wütenden Schwanz in sie hinein. Sie schrie auf und packte seine Schultern, ihr Geschlecht empfing seine kraftvolle Penetration.

„Fastrada“, röchelte er. Sein Kiefer und Nacken verspannten sich, er kam, ergoss sich heiß und hart in ihr Inneres. Der feuchte Schwall öffnete sie, ihre Scham glitt weiter an seiner pulsierenden Erektion hinab, bis sie ganz und gar von ihm erfüllt war. Ihre Fingernägel vergruben sich in seine harten Muskeln, ihr Mund öffnete sich in dem verzweifelten Versuch, Atem zu schöpfen.

„Nimm ihn“, stieß er hervor und passte sich ihren Bewegungen an, um auch noch den letzten Winkel ihres Körpers in Besitz zu nehmen und bis zur Wurzel in ihr zu versinken.

Fastrada stöhnte, hieß den vertrauten Schmerz willkommen, wenn er so tief in ihr war. Der Orgasmus überrumpelte sie vollkommen, ihr Rücken bäumte sich auf, als die heiße Lust sie förmlich zerriss. Ihre Instinkte übernahmen die Kontrolle, ihre Hüften bewegten sich selbständig, und ihre Schenkel pulsierten, während sie sich dem Augenblick hingab.

Karl unterwarf sich ihren Bedürfnissen. „Ja, so ist es gut, mein Engel“, ermutigte er sie mit rauer Stimme, seine Erektion immer noch so hart, als hätte er nicht soeben einen aufreibenden Höhepunkt erlebt.

Er ließ die Arme zur Seite fallen und krallte die Finger in die Bettdecke. Sein Bizeps wölbte sich mit jeder Bewegung. Seine Bauchmuskeln spannten sich, wenn sie ihn tief in sich aufnahm, die straffen Muskelpakete glitzerten schweißnass. Sein Körper war wie ein gut geölter Rammbock, und sie trieb ihn bis zum Äußersten.

Er ließ sie gewähren und gab sich ihr hin. Ihre Hüften wogten, und sie schwelgte in ihrer Lust, stöhnte seinen Namen. Ihr Innerstes zog sich rhythmisch zusammen und ein weiterer Orgasmus drohte sie zu überrollen. Zu schnell, sie zögerte, war überwältigt, wie von Sinnen.

„Bitte!“, keuchte sie. „Karl, bitte!“

Er packte sie am Nacken und Taille und rutschte so weit nach unten, bis sie beide flach auf dem Bett lagen. Dann hielt er sie so fest, dass sie sich nicht rühren konnte, stieß nach oben … immer und immer wieder … pfählte sie mit schnellen, machtvollen Stößen. Die Reibung seines dicken Schwanzes, der in ihr empordrängte, war zu viel. Sie zuckte heftig, und kam noch einmal, ihre Finger umklammerten seine Taille.

Karl erschauerte und folgte ihr mit einem Aufschrei. Seine Arme packten Fastrada ganz fest, dass sie kaum Luft bekam. Erst als er heftig ausatmete, konnten ihre brennenden Lungen Atem schöpfen.

„Oh Gott, Fastrada.“ Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. „Ich brauche dich, Fastrada, ich brauche dich so sehr.“

*

In der Fastenzeit befand sich der Königshof zu Ingelheim wie eine Larve im Stadium der Verpuppung. In diesen Tagen waren die Menschen viel ruhiger und gesitteter. Weniger Jagdausflüge, keine großen Dispute, Zeit für das feine Handwerk und die leisen Künste, langsames Winterleben, in dem die Geschichten der Vergangenheit zum wiederholten Male erzählt wurden und schon der Duft eines Bratapfels die Aufmerksamkeit der Menschen erregte. Doch wenn sich das Osterfest näherte, glichen die Königspfalz und im Besonderen die kleine Pfalzkapelle einem Taubenschlag. In der Karwoche, vornehmlich am Karsamstag, kamen von den umliegenden Gehöften und Siedlungen des Rheingaus ganze Familien nach Ingelheim. Sie lagerten vor der Königspfalz und warteten darauf, dass sie einer alten Sitte gemäß ihre Geschenke an die Pfalzkapelle übergeben durften. Als Gegenleistung erhielten sie aus großen Kesseln eine kraftvolle Suppe mit Fleischeinlage und den ersten Ostersegen der Geistlichkeit.

Alle Amtsgeschäfte ruhten in der Karwoche.

Den Gründonnerstag, der eigentlich „Greintag“, also „zum Weinen“ hieß, beging König Karl im engsten Kreis seiner Getreuen. Mit ihnen sprach der fränkische König wie schon so oft über jene geheimnisvollen Begebenheiten, die der Passion des Gekreuzigten unmittelbar vorausgegangen waren – über das Letzte Abendmahl und das Fest der Eucharistie, die Abschiedsreden Jesus, die Fußwaschung an den Aposteln, die Todesangst des Herrn und immer wieder über den schändlichen Verrat des Judas und die Gefangennahme am Ölberg.

„Wir sollten uns nicht grämen“, sagte Erzkaplan Angilram zu später Stunde, „denn heute ist nach all den Buß- und Fastenwochen der Tag, an dem bereits die alte römische Kirche die Büßer wieder in ihre Gemeinschaft aufnahm, die sie am Aschermittwoch aus ihren Reihen ausgeschlossen hatte.“

Karl nahm mit seiner Frau Fastrada und den Töchtern vom Karmittwoch an über die Messe zur Ölweihe bis zu den Fürbitten des Karfreitags und dem Einritzen der großen Osterkerze an jeder Messe, Gebetsstunde oder Andacht teil. Am Karsamstag folgten die Priester den alten, schon vor den Merowinger-Königen eingeführten Ritualen. Überall in den Lagern vor der Pfalz zu Ingelheim wurden bunte Fahnen und dann der Holzkasten mit der Capa, dem Mantel des heiligen Martin, herumgetragen. Andere Priester gingen mit ihren Glöckchen und Weihrauchfässern entlang der alten Römerstraße. Sie riefen auch jene zusammen, die sich bisher verspätet hatten. Das große Fest der Christenheit, die Auferstehung des Herrn begann um Mitternacht damit, dass vor dem Westeingang der Königspfalz ein großes Feuer angezündet wurde. Nach der langen Zeit des angestrebten Kampfes gegen die Sünde, die menschlichen Begierden mit ihren Vorbereitungen und der Fastenzeit kam nun der Höhepunkt des Jahres für die Geistlichkeit und alle gläubigen Christen. Mönche weihten das Feuer, besprengten es laut singend mit Weihwasser. Einige der Äbte segneten die umstehenden Zuschauer. In Begleitung der Geistlichkeit und gefolgt von der festlich gekleideten königlichen Familie und den Großen des Reichs trug Abt Grimald von St. Gallen eine große Osterkerze aus Bienenwachs in feierlicher Prozession vom Osterfeuer durch das West-Tor und den Innenhof zur Pfalzkapelle.

Hier vor dem Altar empfing Erzkaplan Angilram mit zwei Rauchfass schwingenden Mönchen die kleine Prozession. „Christus heri et hodie“, rief er mit heller Stimme. „Christus gestern und heute.“ Angilram ritzte jetzt einen Strich auf die Kerze.

Karl, Königin Fastrada und die Kinder verfolgten ebenso gebannt wie die anderen Zuschauer das eigenartige Ritual. Es war für die Menschen noch faszinierender als alle Hexenbeschwörungen und magischen Zusammenkünfte, von denen sie alle schon gehört hatten.

Der Erzkaplan rief: „Anfang und Ende.“ Jetzt folgte auf der Osterkerze ein Querstrich, der mit dem ersten Strich ein Kreuz bildete. „Alpha“, sagte Angilram laut und vernehmlich und zeichnete den griechischen Buchstaben ans obere Ende des Kreuzes. Dann sagte er: „Omega“ und ritzte auch diesen griechischen Buchstaben unten in die Kerze. „Sein sind die Zeiten“, rief er erneut und malte einen Kreis in das linke obere Feld des Kreuzes. „Sein die Jahrhunderte.“ Die Zahl 7 kam in das rechte obere Feld. Die Franken zählten die Jahre nach Christi Geburt genauso, wie es ihnen durch die Überlieferung ihrer Väter vorgegeben war.

„Sein ist die Herrlichkeit und das Reich.“ Angilram ritzte noch zweimal die Acht in die Kerze, sodass nunmehr die Zahl 788 für das neue Jahr sichtbar wurde. „Durch alle Äonen der Ewigkeit, Amen“, erwiderten die umstehenden Gläubigen im Chor. Ein Aufseufzen ging durch die Menge. Fast jeder murmelte erleichtert ein paar fromme Worte.

Erzkaplan Angilram zelebrierte, unterstützt von Abt Grimald und dem Abt Baugulf von Fulda, die Auferstehungsmesse zur mitternächtlichen Stunde. Ein halbes Dutzend Mönche gaben mit einstudierten gregorianischen Gesängen den Handlungen der Priester am Altar einen würdigen Rahmen. Und dann, als sich der Jubel am Morgen des Ostersonntags über die Auferstehung des Herrn schon mit dem Geruch von Lammbraten vermischte, trat Karl erneut in festlicher Gewandung und in Begleitung seiner Familie aus seinen Privatgemächern, um mit den weltlichen und geistlichen Würdenträgern das Wunder der Auferstehung des Herrn ein weiteres Mal zu feiern.

Nach der Messe hatte der Pfalzgraf Haimo einer alten Tradition entsprechend die anwesenden Eliten in der Königshalle zu einem großzügigen Festtagsschmaus eingeladen. In der österlich geschmückten Halle bedeckten schneeweiße Tischtücher die Tafel, die sich unter den Platten mit auserlesenen Speisen und Getränken nur so bog. Die rußgeschwärzten, alten Wandteppiche waren durch neue ersetzt worden. Nach Entwürfen von Karls verstorbener Frau Hildegard, munkelte man, aber ausgeführt von den unvergleichlichen englischen Stickerinnen. Die Teppiche an den Längswänden zeigten Jagdszenen der unterschiedlichsten Art, Männer und Frauen bei der Falkenjagd oder Männer bei der Hirsch- oder Eberjagd. Der prächtigste Teppich jedoch hing an der Stirnwand des Saales über dem Sitz des Königs. Er reichte vom Boden bis zur Decke und gab den heldenhaften Kampf seines Markgrafen Roland gegen die Basken bei Roncevalles in den Pyrenäen wieder.