Otto von Metz:  Genialer Baumeister und Leugner Gottes - Hans-Jürgen Ferdinand - E-Book

Otto von Metz: Genialer Baumeister und Leugner Gottes E-Book

Hans-Jürgen Ferdinand

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Beschreibung

Dieses Büchlein soll auch all jenen Menschen dienen, die im Blick auf das Christentum in eine belastende Orientierungsnot und Konflikthaftigkeit geraten sind und/oder in einer solchen weiterhin leben - häufig unbefriedigend überdeckt durch eine pragmatische Haltung, scheinbarer Gleichgültigkeit, weil ihnen aufgrund ihrer eigenen defizitären, religiösen Sozialisation die adäquaten Informationen für eine begründete und verantwortbare Entscheidung, für oder gegen eine Kirchenzugehörigkeit fehlen. Ich hoffe, dass die vielen unterschiedlichen Aussagen zu Gott und Religion den Nerv unserer heutigen Zeit treffen und all jenen, die nicht glauben möchten oder glauben können, neue Sichtweisen eröffnen.

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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über https://portal.ddb.de abrufbar.

Impressum:

Autor: Hans-Jürgen Ferdinand

E-Book: ISBN 783959249706

Herausgeber: ©red scorpion books

Bildquelle Cover: FALKENSTEINFOTO / Alamy Stock Foto

© Redaktion und Layout: www.evelyne-kern.de

Gedruckte Ausgabe:

ISBN: 978-3-86933-272-7

Satz und Layout: www.winkler-layout.de

Herausgeber: Helios-Verlag

© Inhaltliche Rechte beim Autor

Hans-Jürgen Ferdinand

Odo von Metz:

Genialer Baumeister und Leugner Gottes

Historischer Roman

Vorwort

Das nachfolgende Streitgespräch zwischen König Karl, Theodulf, Alkuin und Odo von Metz soll für den Leser der Einstieg sein, der Frage nach Gott und Religion auf den Grund zu gehen. Mir ist als Autor bei meinen Recherchen durchaus bewusst geworden, dass der Mensch bei der Suche nach Gott sehr schnell an natürliche Grenzen stößt und ein Irrtum der vermeintlich gewonnenen Erkenntnisse daher auch nicht auszuschließen ist. Gleichwohl hat mein Verstand es bei der eigenen Meinungsbildung nicht zugelassen, dass mich beflissene Glaubensdeuter mit intellektueller Unredlichkeit überzeugen konnten.

Die Frage nach Gott wird auch durch noch so intensives Nachdenken und Argumentieren nicht zu einer Frage, auf die es eine eindeutige und sichere Antwort gibt. Letzten Endes muss auch bei einer rationalen Betrachtung jeder, der an der Gottesfrage ernsthaft interessiert ist, sich über die betreffenden Argumente sein eigenes Urteil bilden und sich auf der Basis dieses Urteils entweder für oder gegen die Annahme der Existenz Gottes entscheiden. Trotzdem ist und bleibt es ein gewaltiger Unterschied, ob jemand diese Entscheidung ohne Kenntnis oder nach sorgfältiger Prüfung der relevanten Argumente trifft. Auch derjenige Leser, der bei der Lektüre der zahlreichen Aussagen und Zitaten zu der Gottesfrage zu anderen Ergebnissen kommt, wie beispielsweise Odo von Metz und die anderen Teilnehmer des anschließenden theologischen Streitgesprächs, wird durch seine kritische Beschäftigung mit diesen Argumenten seiner Einstellung zum Gottesglauben jedenfalls eine solidere Basis geben. Und der Leser, der noch tiefer einsteigen möchte, erhält einen Buchvorschlag über eine vorliegende Sammlung von über 2000 Beiträgen von ca. 1400 Dichtern, Denkern, Wissenschaftlern, Theologen und ganz normalen Zeitgenossen. Darüber hinaus biete ich dem Leser auch gerne meine persönlichen Gedanken und auch Leserbriefe zu dem Thema Gott und Religion an, die in diesem Buch, bzw. von meiner Homepage www.Hans-Juergen-Ferdinand.de zu übernehmen sind.

Am zweiten Adventsonntag kam Odo von Metz von seiner vierjährigen Studienreise nach Konstantinopel, Rom, Ravenna und Mailand zurück an den Hof des fränkischen Königs in Regensburg. Er war der Sohn eines Grafen aus der fränkischen Reichsaristokratie mit großen Besitzungen in der Provence. Er hatte für einen weltlichen Adelsmann eine großartige Ausbildung im Kloster Tours, auf der Reichenau und später in Rom erfahren. Neben ausgezeichneten sprachlichen Kenntnissen verfügte er über so etwas wie Allgemeinbildung und Weltoffenheit. Selbst in theologischen Angelegenheiten konnte dieser Freigeist mitreden.

Karl hatte diesen großartigen, etwa gleichaltrigen Architekten und Baumeister anno 781 in Rom kennengelernt und ihm damals schon aufgetragen, eine Pfalzkapelle zu planen, wie man sie so groß und wunderbar sonst nirgendwo nördlich der Alpen würde vorfinden können. Odo von Metz hatte daraufhin die mächtigen Bauwerke der damaligen Zeit in Rom, Mailand, Ravenna und Konstantinopel besucht. Er hatte sich dort die notwendigen Erfahrungen und Techniken geholt, um später einmal eine hochragende Kuppel errichten zu können, ähnlich jener von San Vitale in Ravenna. Solch eine wollte der fränkische König für seine Pfalzkapelle, die auch einmal seinen Leichnam beherbergen sollte und die er für seine Begegnung mit Gott am Jüngsten Tag glanzvoll herrichten wollte. Karl schätzte den kleinen, stämmigen und äußerst sprachgewandten Baumeister, dessen riesiger, von grauer Haarpracht umwallter Kopf wie ein Felsbrocken auf seinen Schultern saß.

Odo trug eine seidengefasste Tunika aus feinem, hellem Leinen und hatte sich einen Marderpelz über die Schulter geworfen. Seine Beine steckten in dünnen Leinenstrümpfen, die Füße in enganliegenden Stiefeln. Dieser gesunde, rotbäckige Adelsmann hatte bereits prägend an der Eingangshalle des Klosters Lorsch, dem bisher großartigsten Monument fränkischer Baukunst mitgewirkt. Die beiden Männer zogen sich in Karls Privatgemächer zurück. Nach einer Weile kamen noch Theodulf und Alkuin hinzu.

„Ich habe versucht, mich bei meinen Planungen zum Bau der Pfalzkapelle in deine Gedanken zu versetzen, mein König, und ganz anders zu denken, als ich es bisher getan habe“, sagte der Baumeister mit den wilden Haaren. „Auch wenn ich den genauen Standort zum Bau dieser Kapelle noch nicht kenne, so habe ich doch versucht, deinem innigsten Wunsch entsprechend, sie nach dem Ebenbild des Himmels und des neuen Jerusalems hier im Frankenreich zu planen“, erläuterte Odo.

„Du willst eine Pfalzkapelle, aber auch einen Tempel Salomons, ein von Gott befohlenes Heiligtum für die Bundeslade, was bei den Franken nichts anderes ist als der Schrein mit dem Mantelrest des heiligen Martin. Gleichzeitig soll ich dir eine Hagia Sophia als Ort der heiligen Weisheit bauen“, zählte Odo die von König Karl gemachten Vorgaben noch einmal auf.

„Ich weiß immer noch nicht, ob das, was du mir so vorgegeben hast, mein König, überhaupt durchführbar ist“, zeigte Odo doch erste Bedenken. „Schließlich soll deine Pfalzkapelle auch groß genug, nicht zu protzig und doch noch für einen Frankenkönig bezahlbar sein“, ergänzte Odo noch.

„Ich sehe, du hast mich verstanden“, entgegnete der König darauf und lachte. „Ja, ich verstehe“, antwortete Odo von Metz, „dass jeder Stein und jede Mauerflucht, die Fenster und die Simse, ja selbst die Proportionen und die Ausrichtung nach Länge und Breite all dem entsprechen sollen, was dir, mein König, als Traum von einer Kirche so vorschwebt.“

„Und du bist bei all deinen Planungen von der Harmonie in Maß und Zahl ausgegangen?“, fragte der König.

„Ja, König Karl, ich werde es dir erklären“, erwiderte der Baumeister erwartungsfroh, nahm eine der verschiedenen Pergamentrollen aus einem verbeulten Lederköcher, rollte sie auf dem Tisch auf und legte an beiden Enden der Rolle einen Stein darauf.

„Zuerst die Vorrede“, bat sich Odo aus, als er die Ungeduld des Königs verspürte, „denn du musst verstehen, was du gleich sehen wirst, weil dir kein Plan verraten kann, was dich umfließt, wenn du zum ersten Mal in deiner Pfalzkapelle stehen wirst.“

„Fang an, aber mach’s kurz“, bedrängte ihn Karl ungeduldig.

„Gleich dem Kirchenbau San Vitale in Ravenna bildet der Kernraum ein Achteck von nahezu denselben Ausmaßen wie die ravennatische Kirche, aber deine Pfalzkapelle, mein König, wird steiler und höher sein und sie besitzt drei, nicht nur zwei Geschosse. Ich beginne mit dem Maß von einem Fuß, von dem drei auf einen Schritt gehen. Zwölf Fuß ergeben eine Latte, wie du weißt. Zwölf, wie die Jünger Jesu, zwölf, wie die Sternkreiszeichen und die Monate des Jahres.

Und das Maß Fuß als Symbol der Erde multipliziert mit der Zahl der Jünger und Himmelszeichen soll für den ganzen Bau der Wert sein, den jedermann erkennen kann. Die Kapelle wird 144 Fuß, also 12 mal 12 Latten, lang sein. Das ist die heilige Zahl der Stadt der Apokalypse, das Maß der Engel, wie es dort heißt“, erklärte Odo. „Ganz so, wie du es mir vorgegeben hast, mein König“, betonte Odo von Metz noch und ließ auf einen Zuruf hin von zwei Leibdienern ein grobes Holzmodell der künftigen Pfalzkapelle aus dem Vorraum in des Königs Arbeitszimmer bringen.

„Das klingt sehr gut“, sagte Alkuin und auch Theodulf nickte anerkennend.

„Ja Odo, das ist großartig, du scheinst meinem Wunsch entsprochen zu haben, die Pfalzkapelle nach Göttlicher Ordnung mit den dominierenden und miteinander korrespondierenden Idealzahlen 1 – 2 – 3 – 5 – 7 – 12 zu planen“, sah man die Zufriedenheit in Karls Gesicht. Er streckte seine langen Beine aus, legte sich genüsslich in seinem Sessel zurück und stützte sein bärtiges Kinn in die linke Hand.

„Odo, du machst mich neugierig, ob sich auch die anderen Zahlen, die Platon als vollkommen bezeichnet hat, nämlich die Acht, die Neun und die Siebenundzwanzig in deinen Planungen wiederfinden“, sagte Karl und schenkte sich aus einem Tonkrug gesüßte Milch in seinen Trinkbecher ein. „Oh ja, mein König, ich will es dir hier an meinem Plan erläutern“, erwiderte Odo mit einem stolzen Lächeln und beugte sich mit dem König und seinen beiden Beratern Alkuin und Theodulf über ein Pergament.

„Zweiundsiebzig Felder und Stege werden die vergoldeten Bronzegitter im Achteck der Kirche besitzen“, fuhr Odo mit seinem Zahlenwerk fort, „ebenfalls zweiundsiebzig ergäbe die Summe aus den achtundvierzig kleineren Arkaden, den acht Pfeilern und den sechzehn größeren Bögen im Kirchenzentrum und noch einmal zweiundsiebzig beträgt die Summe der achtundvierzig Arkaden, sechs Pilaster und achtzehn Fenster, die sich zum Innern des neuen Atriums öffnen werden. Insgesamt ergibt das zweihundertsechzehn und liefert damit in der Zahlenreihe den Wert 27 × 8. Für die Herstellung und Anbringung gleichmäßig heller Alabasterfenster in der Pfalzkapelle habe ich übrigens vier Künstler aus der Lombardei vorgesehen“, trug Odo mit Stolz in der Stimme noch nach.

„Odo, wenn uns das Werk so gelingt, wie du es uns vorgetragen hast, halten wir die geheimnisvolle Harmonie in Händen, die das Weltall durchdringt“, sagte Alkuin jetzt sehr euphorisch und wandte sich dann an den König: „Karl, gestatte mir, dass ich dir die Bedeutung der Idealzahlen noch nachtrage“, bat Alkuin „Die Eins steht für die Unität, den einen Gott, die Zwei steht für die Polarität, Gott-König, die Drei für die Trinität, das heißt Vater-Sohn-Heiliger Geist. Die Fünf weist auf die fünf Bücher Mose und die fünf Planeten hin, die Sieben steht für die sieben Geister Gottes, die sieben Todsünden und sieben Engel und die Zwölf schließlich ist das Sinnbild der zwölf Stämme Israels und der zwölf Apostel.“

„Ja, mein König, Alkuin hat dir die Bedeutung der Zahlen sehr richtig wiedergegeben“, bestätigte Odo „Ich will dir eine Kapelle bauen, die so geordnet ist wie die Bedeutung der wertvollsten Reliquie des gesamten Frankenreichs“, sagte Odo von Metz. „Das allerdings soll ein Geheimnis zwischen uns vier bleiben.“

„Ja, du sprichst die ganze Zeit recht geheimnisvoll“, bemerkte Theodulf lächelnd, „aber gut, nun sage unserem König auch, was du geplant hast.“

„Es ist die Zwölf, haben wir gesagt, die Latte“, entgegnete Odo. „Gut, dann soll die innere Pfalzkirche im Erdgeschoss zwölf mal zwölf Latten groß und achteckig sein, von acht Bogentoren umgeben, deren Arkaden von guten, starken Pfeilern getragen werden. Ein weitausladendes Kranzgesims soll den unteren vom oberen Raum trennen, der nochmals durch übereinandergestellte Säulenbögen höher und festlicher erscheint“, erklärte Odo, nahm ein neues Pergament und zeigte dem gespannt zuschauenden König sowie Theodulf und Alkuin die entsprechende Detailzeichnung dazu.

„Hier wird dein Thron stehen“, erklärte Odo und wies mit seinem Zeigefinger erst auf die Detailzeichnung und dann auf den entsprechenden Standort innerhalb des Holzmodells.

„Hier im Obergeschoss herrscht achsiale Symmetrie vor. Alles ist auf den Thronsitz ausgerichtet, von dem du, mein König, den ganzen Raum unmittelbar mit einem Blick wirst erfassen können. Wie zum Königssitz Salomons führen auch zu deinem Thron sechs Stufen hinauf.“

„Odo, hast du unter meinem Thronsitz einen Hohlraum für Reliquien vorgesehen, in dem ich die Erde aufbewahren kann, die mit dem Blut des heiligen Stephanus getränkt ist?“ fragte der König.