Ein trauriger Mann - Viola Maybach - E-Book

Ein trauriger Mann E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Nein, das werde ich nicht tun«, sagte Bettina mit fester Stimme. »Du brauchst mich nicht mehr anzurufen, ich ändere meine Meinung ganz sicher nicht, Mama.« »Aber du bist es uns schuldig, wir haben …« Bettina unterbrach ihre Mutter. »Ich bin euch nichts mehr schuldig, gar nichts. Solltest du mich noch einmal anrufen, wechsele ich die Telefonnummer. Ich habe euch nichts mehr zu sagen, das ist mein letztes Wort.« Sie beendete das Telefongespräch und schaltete ihr Smartphone aus. Bisher war es ihr einfach zu viel Mühe gewesen, die Nummer zu wechseln, aber sie sah ein, dass sie ernsthaft darüber nachdenken musste. Sie wollte nicht jeden Tag das gleiche Gespräch mit ihrer Mutter oder auch ihrem Vater führen, in Varianten natürlich. Aber im Kern ging es immer um Dasselbe, und sie würde nicht nachgeben, mochten ihre Eltern auch noch so viel Druck ausüben. Als sie sich umdrehte, zuckte sie erschrocken zusammen. In der offenen Tür stand Fabian, der zwölfjährige Sohn ihres Arbeitgebers. Maximilian von Seeberg hatte sie als Erzieherin für seine drei Kinder eingestellt. Seine Frau war vor vier Jahren an Krebs gestorben, er war mit den Kindern überfordert gewesen. »Wieso kommst du einfach in mein Zimmer? Ich hatte die Tür geschlossen«, sagte sie zornig. »Nein, sie war offen«

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Der kleine Fürst – 246 –Ein trauriger Mann

Maximilian von Seeberg hat jeden Lebensmut verloren

Viola Maybach

»Nein, das werde ich nicht tun«, sagte Bettina mit fester Stimme. »Du brauchst mich nicht mehr anzurufen, ich ändere meine Meinung ganz sicher nicht, Mama.«

»Aber du bist es uns schuldig, wir haben …«

Bettina unterbrach ihre Mutter. »Ich bin euch nichts mehr schuldig, gar nichts. Solltest du mich noch einmal anrufen, wechsele ich die Telefonnummer. Ich habe euch nichts mehr zu sagen, das ist mein letztes Wort.«

Sie beendete das Telefongespräch und schaltete ihr Smartphone aus. Bisher war es ihr einfach zu viel Mühe gewesen, die Nummer zu wechseln, aber sie sah ein, dass sie ernsthaft darüber nachdenken musste. Sie wollte nicht jeden Tag das gleiche Gespräch mit ihrer Mutter oder auch ihrem Vater führen, in Varianten natürlich. Aber im Kern ging es immer um Dasselbe, und sie würde nicht nachgeben, mochten ihre Eltern auch noch so viel Druck ausüben.

Als sie sich umdrehte, zuckte sie erschrocken zusammen. In der offenen Tür stand Fabian, der zwölfjährige Sohn ihres Arbeitgebers. Maximilian von Seeberg hatte sie als Erzieherin für seine drei Kinder eingestellt. Seine Frau war vor vier Jahren an Krebs gestorben, er war mit den Kindern überfordert gewesen.

»Wieso kommst du einfach in mein Zimmer? Ich hatte die Tür geschlossen«, sagte sie zornig.

»Nein, sie war offen«, behauptete Fabian ungerührt. Sie wusste, dass er log, und er wusste, dass sie es wusste, doch das schien ihn nicht zu kümmern. »Du bist ja ganz schön frech zu deiner Mutter, und zu mir sagst du immer, ich müsste Respekt vor anderen haben.«

Er war klug, leider, und er hatte sich vorgenommen, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen, was ihm auch gelang. Mit seinen beiden jüngeren Geschwistern, der siebenjährigen Flora und dem fünfjährigen Theo, kam sie bestens aus, die beiden hingen mit geradezu rührender Liebe an ihr, aber Fabian hatte ihr vom ersten Moment an klar gemacht, dass er sie nicht im Haus haben wollte. Er machte das so geschickt, dass sein Vater nichts davon mitbekam, und natürlich wusste er ganz genau, dass Bettina sich eher die Zunge abgebissen hätte, als sich über ihn zu beschweren. Fabian war eine ganz harte Nuss, aber sie war entschlossen, sie zu knacken. Sie würde sich von einem durchtriebenen Zwölfjährigen nicht von einer Stelle verjagen lassen, die ihr ansonsten viel Freude bereitete.

»Meine Angelegenheiten gehen dich nichts an«, erwiderte sie, nach außen hin wieder völlig ruhig. Wenn sie sich im Zorn zu unbedachten Worten hinreißen ließ, hatte sie verloren, das war ihr klar. »Und wenn du zwei Sätze aufschnappst, weil du wie ein neugieriges Kleinkind gelauscht hast, berechtigt dich das nicht, dir eine Geschichte aus Informationshäppchen zusammenzubasteln, die du aus dem Zusammenhang gerissen hast. Und jetzt mach, dass du aus meinem Zimmer kommst, du hast hier nichts verloren, das ist mein Privatbereich.«

Er rührte sich nicht, aber seine hellen Augen, die einen so hübschen Kontrast zu seinen braunen Haaren bildeten, verrieten, wie tief sie ihn getroffen hatte. Wörter wie ›neugieriges Kleinkind‹ merkte er sich und dass sie ihn nun auch noch aus dem Zimmer warf, verletzte ihn ebenfalls.

Sie blieb ebenfalls ruhig stehen, hielt seinem Blick stand, bis er endlich nachgab, sich umdrehte und – natürlich! – die Tür mit einem solchen Schwung hinter sich zuwarf, dass man die Erschütterung vermutlich im ganzen Haus spürte.

Bettina ging zum Fenster und sah hinaus. Es könnte alles so schön sein, dachte sie, aber offenbar kam kein Paradies ohne Fehler aus. Sie war buchstäblich ins Sternberger Land geflohen, weg von ihren Eltern und den Forderungen, die sie an sie, die einzige Tochter stellten, und die sie nicht zu erfüllen gedachte. Ihre Freundinnen hatten sie in diesem Schritt bestärkt, allen voran Susanna.

Eigentlich hatte sie eine Stelle in einer öffentlichen Einrichtung annehmen wollen. Sie war mit Leib und Seele Erzieherin, hatte schon früh gewusst, dass sie einmal mit Kinder und Jugendlichen würde arbeiten wollen. Aber dann hatte sie die Anzeige von Maximilian von Seeberg gesehen und beschlossen, sich auf die von ihm angebotene Stelle zu bewerben. Das Vorstellungsgespräch war erstaunlich kurz gewesen, er hatte sie praktisch vom Fleck weg engagiert. Zuerst war sie sehr geschmeichelt gewesen, hatte dann aber schnell begriffen, dass er aus schierer Not so entschlussfreudig gewesen war.

Sie erinnerte sich noch gut an die kurze Rede, die er ihr gehalten hatte. »Ich sage es Ihnen gleich: Meine Kinder sind offenbar schwierig. Wir hatten bisher zehn – oder waren es schon elf? Ich habe aufgehört zu zählen – also, wir hatten zehn Erzieherinnen, keine hat es länger als ein paar Monate ausgehalten, wenn überhaupt. Zwischendurch haben wir auch versucht, ohne jemanden auszukommen, aber das hat auch nicht funktioniert. Ich allein kann mich nicht um die Kinder kümmern, ich habe einen anstrengenden Beruf, und ich muss ja Geld verdienen. Wenn Sie sich die Arbeit zutrauen … Sie sind freilich noch ziemlich jung.«

»Ich sehe jünger aus als ich bin. Und ja, ich traue mir die Arbeit zu.«

»Dann sind Sie hiermit eingestellt.«

Das war vor vier Monaten gewesen. Mittlerweile ahnte sie, dass ihre Vorgängerinnen nicht an ›den Kindern‹ gescheitert waren, sondern allein an Fabian. Er war der Störenfried hier im Haus, und wahrscheinlich hetzte er seine jüngeren Geschwister auf oder versuchte es zumindest. Gleich an ihrem ersten Tag hatte er zu Bettina gesagt: »Wir brauchen dich hier nicht. Unsere Mutter ist gestorben, wir wollen keine neue.«

»Ich habe nicht vor, eure Mutter zu werden«, hatte sie erwidert, aber nur ein verächtliches Grinsen geerntet, gefolgt von dem Satz: »Das sagen alle, aber es stimmt nicht.«

Das Verrückte war: Ganz falsch lag der Junge mit dieser Aussage nicht. Sie wollte noch immer nicht die Mutter der Kinder werden – wie auch? – aber sie hatte sich in Maximilian von Seeberg verliebt, obwohl sie sich mit allen Mitteln dagegen gewehrt hatte. Ihre Gefühle waren stärker gewesen. Zuerst hatte sie sie sogar vor sich selbst geleugnet, bis sie eines Nachts mit wild klopfendem Herzen aufgewacht war und leise gesagt hatte: »Ich liebe ihn. Ich wollte es nicht, aber ich liebe ihn.«

Dabei war es eine vollkommen aussichtslose Liebe, denn Maximilian von Seebergs Leben wurde von der Trauer um seine Frau, von seiner Arbeit und den Kinder bestimmt. Vor allem von der Trauer und der Arbeit. Er war liebevoll zu den Kindern, aber er wirkte, wenn er mit ihnen zusammen war, auch immer ein wenig zerstreut, als wäre er mit seinen Gedanken woanders.

Bettina sah er kaum jemals richtig an, auch andere Frauen schien er nicht mehr wahrzunehmen – jedenfalls nicht als Frauen. Er führte ein zurückgezogenes Leben, nur sehr selten einmal verließ er abends nach der Arbeit das Haus. Er hatte wenige gute Freunde, die ihn besuchten und die er, selten genug, auch einmal besuchte, aber Partys mied er, und auf öffentlichen Veranstaltungen hatte man ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen.

Er war ein in sich gekehrter, stiller Mann, von dem Bettina jedoch gehört hatte, er sei, als seine Frau noch lebte, zwar auch eher ruhig, aber doch charmant und durchaus lebensfroh gewesen. Manchmal blitzte das beim Abendessen auf, wenn vor allem der kecke Theo seinen Vater mit einer seiner Geschichten zum Lächeln brachte. Dann staunte Bettina über die Veränderung, die mit ihrem Arbeitgeber vor sich ging. Doch die Veränderung war nicht von Dauer, jedes Mal verschwand das Lächeln so schnell, wie es aufgetaucht war.

Maximilian von Seeberg war ein gut aussehender Mann, allerdings auf die eher unauffällige Art, und ihm selbst schien es völlig gleichgültig zu sein, wie er aussah. Nicht, dass er nachlässig gewesen wäre, im Gegenteil. Er besaß mehrere tadellos geschnittene Anzüge und eine ganze Anzahl geschmackvoller Hemden und Krawatten. Auch auf gepflegtes Schuhwerk legte er größten Wert. Aber wenn er im Spiegel den Sitz seiner Kleidung überprüfte, streifte sein Blick kaum jemals sein Gesicht. Sobald er sich vergewissert hatte, dass alles saß, wie es sollte, wandte er sich gleichgültig ab. Er ging regelmäßig zum Friseur, um seine dunkelblonden Haare akkurat schneiden zu lassen, er rasierte sich sorgfältig, weil das nun einmal nötig war, wenn man gepflegt aussehen wollte – und musste – aber alles, was darüber hinaus ging, ließ ihn kalt.

Er war in einer großen Bank im Vorstand tätig und nach allem, was Bettina wusste, leistete er hervorragende Arbeit. Er gehörte zu den wenigen Bankern, die einen guten Ruf hatten, auch, weil er schon öfter deutliche Kritik an manchem Geschäftsgebaren geäußert und auch innerhalb der Bank etliche Veränderungen angestoßen hatte.

Verliebt hatte sie sich wegen seiner Augen in ihn, war ihr irgendwann klar geworden. Er hatte, wie sie selbst auch, blaue Augen, doch seine hatten die geheimnisvolle Eigenschaft, je nach Stimmung dunkler oder heller werden zu können. Wenn er über einen von Theos Witzen lächelte, wurden sie heller, wenn er sich ärgerte oder traurigen Erinnerungen nachhing, wurden sie dunkler. Und sein Mund – ja, seinen Mund liebte sie auch, weil er fast so viel ausdrücken konnte wie seine Augen. Wenn seine Lippen zum Beispiel so schmal wurden wie ein Messerrücken, machte man sich besser unsichtbar.

Ja, sie liebte ihn von ganzem Herzen, sie konnte nicht anders. Sie liebte einen traurigen Mann, der sie noch nicht ein einziges Mal richtig angesehen hatte und das vermutlich auch niemals tun würde.

Die Einzige, die von dieser aussichtslosen Liebe wusste, war ihre Freundin Susanna von Thalberg zu Hause in Bad Bentheim in Niedersachsen, mit der sie aber nur darüber sprach, wenn sie sicher war, dass niemand sie belauschen konnte. In Maximilians Gegenwart achtete sie stets darauf, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten und sich weder durch einen Blick, noch durch eine Geste oder ihre Stimme zu verraten. Das fehlte ihr noch, dass Fabian ihr auf die Schliche kam – dann konnte sie gleich kündigen.

Als ihr Blick auf das Smartphone fiel, beschloss sie, jetzt doch die Nummer zu wechseln, damit sie für ihre Familie nicht mehr erreichbar war. Es war lästig, denn sie musste allen, mit denen sie weiterhin Kontakt halten wollte, die neue Nummer mitteilen, aber der Aufwand war es wert: Danach würden die Anrufe ihrer Eltern endlich aufhören, und das war schließlich die Hauptsache.

Sie verließ ihr Zimmer im ersten Stock, um unten nach Theo und Flora zu sehen. Mit Flora musste sie noch für ein Diktat üben, Theo hatte sie versprochen, mit ihm eine Lego-Burg zu bauen. Fabian war wie üblich in seinem Zimmer, sie hörte die Boxen seiner Musikanlage wummern. Dabei besaß er Kopfhörer, damit er Musik hören konnte, ohne das ganze Haus zum Beben zu bringen. Aber natürlich machte es mehr Spaß, sämtliche Mitbewohner auf die Palme zu bringen.

Sie beschloss, ihn gewähren zu lassen. Auf eine weitere Auseinandersetzung mit ihm legte sie heute keinen Wert.

Sie fand Flora am großen Esstisch, wo sie am liebsten saß, um Schularbeiten zu machen. Theo hatte sich direkt neben ihr auf dem Fußboden niedergelassen und seine Schätze um sich ausgebreitet. Jedes Kind hatte ein eigenes großes Zimmer im ersten Stock, aber außer Fabian hielt sich niemand darin auf. Die beiden Jüngeren jedenfalls waren lieber unten. Oft spielten sie zusammen, und am schönsten fanden sie es, wenn auch Bettina dabei war.

»Ich habe schon mal allein geübt«, sagte Flora. »Hier, guck mal, Tina.«

Flora war ein dünnes kleines Ding, das irgendwie eckig wirkte – und ungelenk. Sie trug wegen eines Sehfehlers eine Brille, deren Gestell Bettina nicht gefiel, weil Floras hübsches, zartes Gesicht beinahe darunter verschwand. Ihre Haare sahen immer ein wenig struppig aus, und da sie versuchte, ihre Magerkeit unter zu weiter Kleidung zu verstecken, sah sie einem kleinen Clown recht ähnlich. Bettina versuchte bereits vorsichtig, ein paar Korrekturen anzubringen, aber die Hauptsache war das schreckliche Brillengestell. Sie wartete nur auf einen passenden Zeitpunkt, um mit Floras Vater darüber zu sprechen, bisher hatte der sich jedoch noch nicht ergeben.

Flora war ihr von den Kindern am nächsten, weil sie so offensichtlich Liebe und Unterstützung brauchte.

Sie sah sich an, was die Kleine geschrieben hatte. »Drei Fehler«, sagte sie. »Sieh mal, ›hier‹ schreibt man mit ›ie‹ und nicht mit ›ih‹. Es gibt überhaupt kein einziges Wort im Deutschen, das mit ›ih‹ geschrieben wird.«

»Echt?«, fragte Flora erstaunt. »Wieso nicht?«

»Ich weiß es nicht, aber es ist leicht zu merken, findest du nicht?«

»Doch«, gab Flora nach kurzem Überlegen zu. »Was ist noch falsch?«

Bettina erklärte die anderen beiden Fehlern, dann lobte sie Flora. »Es ist ganz toll, dass du schon allein geübt hast«, sagte sie.

»Aber ich habe drei Fehler gemacht«, murmelte Flora betrübt.

»Die machst du beim nächsten Mal nicht mehr. Jetzt diktiere ich dir etwas, ja?«

»Nein!«, schrie Theo. »Jetzt bin ich dran, Tina, du sollst jetzt zu mir kommen.«

»Erst das Diktat, dann komme ich zu dir, wie versprochen«, sagte Bettina.

»Immer muss ich warten«, maulte Theo.

»Das stimmt nicht, und das weißt du auch.«

Daraufhin blieb es erstaunlicherweise still. Theo war ein ganz anderer Fall als Flora: Er war ein hübscher, stämmiger kleiner Bursche, der offensichtliche Liebling seines Vaters. Theo war lebhaft und selbstbewusst, ihn warf so schnell nichts um. Als seine Mutter gestorben war, war er erst ein Jahr alt gewesen, er vermisste sie also nicht, weil er sich nicht an sie erinnern konnte. Das unterschied ihn von seinen beiden älteren Geschwistern, vor allem von Fabian, der wohl der Liebling seiner Mutter gewesen war, jedenfalls nahm Bettina das an. Sein Zimmer, das sie bisher erst ein einziges Mal betreten hatte, war voll von Fotos seiner Mutter.

Und jetzt ist Flora mein Liebling, dachte sie, das ist nur gerecht.

Flora machte im Diktat nur noch einen Fehler und glühte vor Stolz. Daraufhin baute Bettina mit Theo eine sehr beeindruckende Burg, mit der Flora und Theo noch spielten, als ihr Vater nach Hause kam.

Beide Kinder stürzten auf ihn zu, um ihn zu begrüßten. Wie durch ein Wunder hatten die Bässe im oberen Stockwerk gerade rechtzeitig aufgehört zu wummern. So machte Fabian es oft.