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Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Ich bin hier, um dir zu danken, Fritz«, sagte Karl Kronauer zu Baron Friedrich von Kant. Die beiden Männer saßen in der Bibliothek von Schloss Sternberg. »Mir ist klar, dass es dich große Überwindung gekostet hat.« »In der Tat«, erwiderte der Baron. »Dein Regisseur kann sich bei dir bedanken. Alle, die schon einmal ein Filmteam bei sich haben drehen lassen, haben uns gewarnt und uns schreckliche Dinge von den Dreharbeiten erzählt: dass vieles zu Bruch gegangen ist, dass hinterher eine Komplettrenovierung der benutzten Räume fällig war – und dass Filmleute sowieso Menschen ohne Moral sind, die sich ständig über alle möglichen Regeln hinwegsetzen.« Karl lachte vergnügt. Man sah ihm seine fast siebzig Jahre nicht an. Die Arbeit hatte ihn jung gehalten. Er war jetzt seit bald fünfzig Jahren Kameramann und hatte alle Preise gewonnen, die man in seinem Beruf gewinnen konnte. Er galt als Magier mit der Kamera, sogar einen Oscar hatte er gewonnen. Er war drahtig und nicht besonders groß, aber seiner Autorität hatte das nie geschadet. Um sich Gehör zu verschaffen, musste er nicht einmal die Stimme erheben, ein Blick aus seinen stahlblauen Augen genügte. Er war früher blond gewesen, jetzt trug er seine grauen Haare schulterlang. Seine Bewegungen waren leicht und elegant wie früher. Er hielt sich mit Sport fit, wenn er nicht arbeitete. Baron Friedrich und er hatten sich kennengelernt, als Karls jüngste Tochter sich dringend ein Pferd gewünscht hatte – und zwar nicht irgendeins, sondern eins vom Sternberger Gestüt. Und da Karl ein Familienmensch war, der seinen Töchtern noch nie einen Herzenswunsch hatte abschlagen können, war er eines Tages im Gestüt aufgetaucht und hatte dem Baron diesen Wunsch vorgetragen.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2020
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»Ich bin hier, um dir zu danken, Fritz«, sagte Karl Kronauer zu Baron Friedrich von Kant. Die beiden Männer saßen in der Bibliothek von Schloss Sternberg. »Mir ist klar, dass es dich große Überwindung gekostet hat.«
»In der Tat«, erwiderte der Baron. »Dein Regisseur kann sich bei dir bedanken. Alle, die schon einmal ein Filmteam bei sich haben drehen lassen, haben uns gewarnt und uns schreckliche Dinge von den Dreharbeiten erzählt: dass vieles zu Bruch gegangen ist, dass hinterher eine Komplettrenovierung der benutzten Räume fällig war – und dass Filmleute sowieso Menschen ohne Moral sind, die sich ständig über alle möglichen Regeln hinwegsetzen.«
Karl lachte vergnügt. Man sah ihm seine fast siebzig Jahre nicht an. Die Arbeit hatte ihn jung gehalten. Er war jetzt seit bald fünfzig Jahren Kameramann und hatte alle Preise gewonnen, die man in seinem Beruf gewinnen konnte. Er galt als Magier mit der Kamera, sogar einen Oscar hatte er gewonnen.
Er war drahtig und nicht besonders groß, aber seiner Autorität hatte das nie geschadet. Um sich Gehör zu verschaffen, musste er nicht einmal die Stimme erheben, ein Blick aus seinen stahlblauen Augen genügte. Er war früher blond gewesen, jetzt trug er seine grauen Haare schulterlang. Seine Bewegungen waren leicht und elegant wie früher. Er hielt sich mit Sport fit, wenn er nicht arbeitete.
Baron Friedrich und er hatten sich kennengelernt, als Karls jüngste Tochter sich dringend ein Pferd gewünscht hatte – und zwar nicht irgendeins, sondern eins vom Sternberger Gestüt. Und da Karl ein Familienmensch war, der seinen Töchtern noch nie einen Herzenswunsch hatte abschlagen können, war er eines Tages im Gestüt aufgetaucht und hatte dem Baron diesen Wunsch vorgetragen.
Die beiden Männer hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Friedrich hatte den Älteren durch das Gestüt geführt, ihm alles erklärt und ihm auch den Stallmeister, Robert Wenger, vorgestellt, der sofort gewusst hatte, welches das richtige Pferd für Karls Tochter sein würde.
So hatte ihre Freundschaft begonnen. Sie sahen sich nur selten, was vor allem mit Karls Beruf zu tun hatte, aber wann immer es ihm möglich gewesen war, hatte er sich zumindest für einen kurzen Besuch im Schloss blicken lassen. Längst war er auch ein guter Freund der Baronin geworden – und vor allem der Sternberger Teenager, die seinen Beruf aufregend und exotisch fanden und gar nicht genug über seine Erlebnisse bei Dreharbeiten hören konnten, am liebsten natürlich, wenn er mit bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern drehte.
»Lach du ruhig«, sagte Friedrich, »aber ganz falsch werden solche Berichte ja nicht sein, oder?«
»Nein, sind sie nicht«, gab Karl zu. »Ich war ja selbst in meinen jungen Jahren kein Kind von Traurigkeit, das kann ich nicht leugnen. Und ich erinnere mich durchaus an Dreharbeiten in Privathäusern, die chaotisch waren und wo hinterher eine Komplettrenovierung anstand. Aber seit damals hat sich einiges verändert. Und ich versichere dir, niemand wird es in den paar Tagen, die wir hier auf dem Gelände und im Schloss drehen werden, wagen, sich schlecht zu benehmen. Außerdem ist allen bewusst, dass es enorm ins Geld gehen würde, wenn wir hier irgendwelche Schäden anrichten. Also sei entspannt, es wird alles gut gehen.«
»Ich hoffe es. Mir kommen gelegentlich Zweifel, ob ich richtig entschieden haben«, gestand der Baron.
Anders als sein älterer Freund war er groß gewachsen. Mit seinem klassischen Profil und den dichten braunen Haaren war er ein sehr gut aussehender Mann, aber da er glücklich verheiratet und – genau wie Karl – ein leidenschaftlicher Familienmensch war, nahm er das Glitzern in den Augen mancher Frauen, wenn sie mit ihm redeten, nicht einmal wahr.
»Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung«, erklärte Karl. »Ich sage dir, das Drehbuch ist großartig, es wird mit Sicherheit auch ein großartiger Film. Unser Regisseur ist noch jung und hat relativ wenig Erfahrung, aber er wird einmal ein ganz Großer, das habe ich schon gemerkt, als wir zum ersten Mal darüber gesprochen haben, wie der Film aussehen könnte. Ich habe ja schon mit vielen Regisseuren zusammengearbeitet, es waren einige berühmte darunter, aber mich hat schon lange niemand mehr so gefordert wie dieser junge Mann. Wenn er erst seine Unsicherheit ablegt, wird er abgehen wie eine Rakete. Und was das Schloss betrifft … ich hatte es beim Lesen des Drehbuchs sofort vor Augen. Ich konnte mir einfach keinen anderen Ort mehr vorstellen. Wenn du es gelesen hättest, würdest du mich verstehen.«
»Ich hoffe, du hast Recht«, seufzte der Baron. »Die Kinder sind natürlich begeistert von der Aussicht, bald ein paar Berühmtheiten hier im Schloss zu haben.«
Jetzt war es Karl, der seufzte. »Uli ist ein Superstar«, sagte er. »Aber bei jeder Produktion vernascht er eine andere Frau, bricht ihr das Herz und zieht weiter zu nächsten. Ich frage mich, wann der Mann zur Vernunft kommt. Er ist jetzt Mitte dreißig, da sollte man doch meinen, dass er sich die Hörner allmählich abgestoßen hat.«
Er sprach von Ulrich von Bloemdahl, dem deutschen Schauspieler der Stunde, der selbst in Hollywood schon Aufsehen erregt hatte mit seinem Talent und dem markanten Gesicht, das von dunklen Augen, einer scharf geschnittenen Nase und einem energischen Kinn beherrscht wurde. Er war ungeheuer wandlungsfähig: Er konnte weich und empfindsam wirken, aber auch hart und unnachgiebig; er konnte komisch sein, aber auch Angst erregen; er konnte den Verführer ebenso spielen wie den unscheinbaren Nachbarn mit dem düsteren Geheimnis. Es gab im Augenblick im deutschen Film niemanden, der ihm hätte Konkurrenz machen können. Früher hatte er viel Theater gespielt, gelegentlich übernahm er auch Fernsehrollen, aber am wohlsten fühlte er sich, wenn er für die große Leinwand vor der Kamera stehen konnte.
»Bei uns könnte er sich höchstens an Frau Falkner, unsere Köchin, heranmachen«, erwiderte Friedrich mit einem Schmunzeln. »Und da ist die Gefahr gering, dass er sie überhaupt zu Gesicht bekommt. Für Teenager interessiert er sich hoffentlich nicht, und Sofia ist gegen seinen Charme immun, zumindest bilde ich mir das ein.«
Karl lachte laut, sagte aber trotzdem: »Sei da mal nicht so sicher. Er hat auch schon Ehen scheitern lassen. Wenn er eine Frau ansieht mit diesem berühmten Blick, bekommen sie alle weiche Knie.«
»Mach mir keine Angst, Karl, sonst bereue ich meine Zusage noch mehr! Eure Dreharbeiten fangen also nächste Woche an?«
»Ja, am Montag, morgens um sechs, leider. Gleich der erste Tag wird lang und ist sehr vollgepackt. Am Anfang ist es immer etwas schwierig. Man kennt sich noch nicht so gut, alles muss sich erst einspielen. Hinzu kommt der unerfahrene Regisseur, der zwar weiß, was er will, sich aber vielleicht noch nicht so gut durchsetzen kann. Es ist nicht leicht für einen Anfänger mit solchen Superstars wie Uli oder auch Julia zurechtzukommen.«
Julia Brandt würde die weibliche Hauptrolle spielen, sie war eine der prominentesten Schauspielerinnen des Landes.
Sie hatte eine hässliche Scheidung hinter sich und sich im zurückliegenden Jahr rar gemacht, aber in einem kürzlich erschienenen Interview erklärt, sie werde sich jetzt wieder voll auf ihre Karriere konzentrieren und freue sich sehr auf ihre Zusammenarbeit mit Ulrich von Bloemdahl. Beide waren noch nie zusammen in einem Film zu sehen gewesen.
»Ich fürchte«, fuhr Karl fort, »Ulis nächstes Opfer wird Julia werden. Sie entspricht seinem Beuteschema: Sie ist schön, hat eine fantastische Figur, ist sehr begabt und ihm beinahe ebenbürtig.«
»Beinahe?«, fragte Friedrich. »Wieso denn nur beinahe?«
»In seinen Augen«, erklärte Karl. »Sie ist, wenn du mich fragst, genau so gut wie er, aber sie ist eine Frau. Also wird sie schlechter bezahlt und ist nicht so berühmt wie er. Außerdem ist sie in fünf Jahren vierzig, ab da wird es für Frauen schon schwieriger in dem Geschäft.«
»Man hört das ja immer wieder, aber ich dachte eigentlich, dass das nur dummes Geschwätz ist.«
»Leider nicht«, sagte Karl. »Sieh dir doch nur an, wie früh Schauspielerinnen heute anfangen, sich Zeichen des Alters wegoperieren zu lassen. Der Druck ist enorm. Bei Männern ist das längst nicht so schlimm. Die dürfen auch Tränensäcke und einen Bauch haben und werden trotzdem noch besetzt.«
»Wenn ich das so höre, bin ich direkt froh, dass unsere Anna noch nie den Wunsch geäußert hat, Schauspielerin zu werden.«
»Da kannst du auch froh sein, es ist ein wirklich hartes Geschäft für die meisten. Und wenn du Erfolg hast, kommt die Angst, dass es gleich wieder vorbei sein könnte. Ich weiß, wovon ich rede, ich war ja in erster Ehe mit einer Schauspielerin verheiratet.«
Kurz nach der Scheidung hatte Karl seinerzeit ›die Frau seines Lebens‹ kennengelernt und erneut geheiratet. Die zweite Ehe mit Amelie hatte gehalten, drei Töchter waren daraus hervorgegangen. Karl bezeichnete sich heute als glücklichen Mann.
»Und euer Hauptdarsteller sucht sich immer Frauen aus, die ihm nur beinahe ebenbürtig sind?«
»Das ist meine private Meinung, die ich selbstverständlich niemals öffentlich äußern würde. Ja, mir ist aufgefallen, dass er es ganz gern hat, wenn er sich überlegen fühlen kann. Aber eben nur ein bisschen, weil er sich sonst noch schneller langweilt. Er sucht die Herausforderung, aber ich habe noch nie gehört, dass er mit einer Frau zusammen war, die ihm die Stirn geboten hat.« Nach einer kurzen Pause schränkte Karl ein: »Na ja, ich bin natürlich auch nicht richtig informiert, ich verfolge seine Affären nicht, sondern nehme nur zur Kenntnis, was ich hier und da höre oder lese. Aber ich wollte immer schon mal mit ihm zusammenarbeiten, weil ich ihn tatsächlich sehr gut finde. Er kann einfach alles spielen. Ich habe ihn noch nie schlecht gesehen, und das will etwas heißen. Und Julia ist eben auch sehr gut – eine bessere Besetzung hätten wir für unseren Film nicht finden können.«
»Und deine Assistentin hast du noch?«
»Sabrina?« Karls Augen leuchteten auf. »Ich hatte ja schon viele Kameraassistenten, aber mit ihr kann sich keiner von denen messen. Ich weiß noch, dass ich damals gezögert habe, es mit einer Frau zu versuchen.«
»Wieso das denn?«
»Sie ist ausgesprochen hübsch, ich habe, glaube ich, gefürchtet, dass das Komplikationen mit sich bringt. Es ist ja nicht ganz falsch, wenn immer gesagt wird, dass die Filmleute ein loses Völkchen sind. Wir arbeiten über Wochen und Monate sehr eng zusammen, da entstehen natürlich Bindungen. Man muss schon einigermaßen erfahren und abgeklärt sein, um sich da weitgehend herauszuhalten, so wie ich das schon seit langem tue. Aber wenn du jung bist, verlierst du schneller mal den Kopf. Wenn meine männlichen Assistenten ihre Affären hatten, wusste ich, das ist mit dem letzten Drehtag vorbei. Männer gehen damit ja immer noch lockerer um als Frauen.«
»Du meinst, Frauen lassen sich leichter das Herz brechen?«
»Ich fürchte, so ist es, ja. Das hört sich jetzt wie ein Vorurteil an, aber es entspricht meinen Erfahrungen.«
»Nur bei Sabrina offenbar nicht.«
Karl fing an zu lachen. »Du müsstest sie mal sehen, wenn sie arbeitet. Niemand käme auf die Idee, sie könnte eine schöne Frau sein. Sie trägt unförmige Overalls, sie schminkt sich nicht, ihre Haare versteckt sie unter einer Baseballkappe, damit sie sie bei der Arbeit nicht stören. Ich schwöre dir, die Männer würdigen sie keines Blickes.«
»Macht sie das absichtlich?«
»Ja, natürlich. Sie will ihre Ruhe haben.«
»Aber nach der Arbeit sitzt ihr doch sicher auch noch zusammen – oder nicht?«
»Sie ist selten dabei, weil sie ihre Arbeit ernst nimmt und sich jeweils sehr genau auf den nächsten Drehtag vorbereitet. Deshalb bin ich ja so begeistert von ihr. Wenn sie aber doch mal dabei ist, sieht sie so aus wie bei der Arbeit.«
»Sie muss eine erstaunliche junge Frau sein, wenn sie so uneitel ist.«
»Sie ist nicht uneitel. Sie macht sich immer einen Spaß daraus, bei den Festen plötzlich ganz groß aufzudrehen, beim Bergfest und dann am Ende der Dreharbeiten.«
»Bergfest? Was ist das denn?«
»Wenn die Hälfte des Drehs vorbei ist, also man den Gipfel des Bergs erreicht hat. Das wird immer gefeiert.«
»Ihr seid schon eine spezielle Sorte, ihr Filmleute.«
»Ja, das sind wir, und meistens gefällt es mir ganz gut. Aber manchmal geht es mir auch auf die Nerven. Leider muss ich Sabrina demnächst einen kleinen Schubs geben. Weg von mir.«
»Warum das denn?«, fragte Friedrich erstaunt.
»Sie muss als Kamerafrau arbeiten, sie ist längst so weit. Aber so selbstbewusst sie sonst ist: Sie hat immer noch das Gefühl, dass sie noch sehr viel lernen muss. Das stimmt natürlich auch, aber das trifft auch auf mich zu. Bestimmte Dinge lernt man nur, wenn man selbst ins kalte Wasser geworfen wird und Entscheidungen zu fällen hat, für die man später geradestehen muss.«
Stimmen wurden laut vor der Bibliothek, gleich darauf erschienen die drei Sternberger Teenager. »Können wir jetzt auch noch ein bisschen mit Karl reden, Papa?«, fragte die vierzehnjährige Anna.
Karl sprang auf. »Aber natürlich könnt ihr das!«, rief er, bevor er das Mädchen in die Arme schloss.
Anna hatte das hübsche runde Gesicht ihrer Mutter Sofia geerbt, sowie deren blonde Locken. Ihr Bruder Konrad dagegen, der drei Jahre älter war als sie, sah seinem Vater ähnlich. Blond war zwar auch er, aber sonst war er seinem groß gewachsenen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
Karl umarmte auch ihn, bevor er sich Christian von Sternberg zuwandte, dem sechzehnjährigen Cousin von Anna und Konrad. Christian war Sofias Neffe, der Sohn des tödlich verunglückten Fürstenpaars von Sternberg. Fürstin Elisabeth war Sofias Schwester gewesen – und zugleich ihre engste Freundin und Vertraute. Sie hatte den Verlust noch immer nicht bewältigt.
Christian war groß und schmal, mit dunklen Haaren und dunklen Augen, er war seiner verstorbenen Mutter sehr ähnlich. Der frühe Verlust der Eltern hatte dafür gesorgt, dass er reifer und ernster wirkte als seine Altersgenossen, aber er hatte sich den Lebensmut nicht nehmen lassen. Er besuchte seine Eltern täglich auf dem Familienfriedhof und ›sprach‹ mit ihnen. So hielt er die Erinnerung an sie wach und bewahrte sich zugleich das Gefühl, dass sie noch immer in seiner Nähe waren und sich um ihn sorgten.