Der kleine Fürst Classic 10 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 10 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Wie sind Sie mit dem jungen Mann zufrieden, Herr Wenger?" erkundigte sich Baron Friedrich von Kant bei seinem Stallmeister. Robert Wenger mußte nicht lange überlegen, um die Frage zu beantworten. "Ich kann nur sagen, wir sind sehr zufrieden mit Markus, Herr Baron. Er kann gut mit Pferden umgehen, selbst mit den bekannt schwierigen. Und er hat auch keine Schwierigkeiten damit, sich etwas sagen zu lassen. Er kommt mit den anderen gut zurecht, beansprucht keine Sonderstellung. Sie wissen ja, daß das meine Befürchtung war." Baron Friedrich nickte. Seine Frage hatte sich auf Markus von Burgfels bezogen, den Sohn seines alten Freundes Carl von Burgfels. Dieser hatte ihn gebeten, Markus ein Praktikum auf Schloß Sternberg zu ermöglichen. "Er braucht eine feste Hand, Fritz. Markus hat gute Anlagen, aber er ist leichtsinnig, er muß lernen, Verantwortung zu übernehmen." Natürlich hatte der Baron die Bitte seines Freundes nicht erfüllt, bevor er mit dem Stallmeister gesprochen hatte. Robert Wenger war ein überaus tüchtiger Mann von noch nicht einmal dreißig Jahren, der ausgezeichnete Arbeit leistete – aber dazu mußte man ihm freie Hand lassen, und das tat der Baron. Also hatte er ihm das Problem vorgetragen, und der junge Stallmeister war einverstanden gewesen, es probeweise mit Markus von Burgfels als Praktikanten zu versuchen. "Ich bin froh, daß Sie ihn so positiv einschätzen", erklärte der Baron, aufrichtig erleichtert. "Es wäre sehr unangenehm für mich gewesen, meinem Freund Carl sagen zu müssen, daß Markus nicht bleiben kann." Robert Wengers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Leseprobe: Enttäuscht – verfolgt – verliebt!

Alexandra von Waldenburg sah sich im Spiegel an, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, das war sie nicht! Hier hatte sie einfach zu tief in den Farbtopf gegriffen. Sie ging nicht zu einem Fernsehauftritt, wo sie wegen der vielen starken Scheinwerfer mehr als üblich geschminkt sein musste. Sie wollte zu Mike fahren, und der kannte sie eigentlich eher naturgelassen und würde sich sehr wundern, sie so zu sehen. Also herunter mit allem. Als Alexandra sich wenig später wieder ansah, war sie zufrieden. Ja, das war sie. Ein wenig Wimperntusche, Rouge und Lippenstift, das reichte vollkommen. Das passte auch zu der beigen Leinenhose, dem weißen T-Shirt und der leichten Sommerjacke. Und die Haare? Mit denen machte Alexandra auch kurzen Prozess und bürstete sie nur einfach glatt herunter. Jetzt konnte sie zufrieden sein. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, welche Schnapsidee sie in die Tat umsetzen wollte. Es war verrückt! Aber dennoch wusste Alexandra, dass sie, wenn sie es jetzt nicht tun würde, die Finger ganz davon lassen würde. Sehr eilig verließ sie ihre privaten Wohnräume und rannte die Treppe hinunter. Zum Glück sah sie niemanden vom Personal, der Köchin hatte sie Bescheid gesagt, dass sie zum Essen nicht daheim sein würde, und im Gegensatz zu Klara, die noch immer Urlaub hatte, schien es deren Vertretung nichts auszumachen. Im Gegenteil, Alexandra hatte den Eindruck, dass sie froh darüber war, wenn sie zum Essen nicht zu Hause war, das ersparte der Guten Arbeit. Für Klara war ihr Beruf im wahrsten Sinne des Wortes Berufung.

Der kleine Fürst Classic – 10 –

Das größte Glück auf Erden

Doch zu wem gehört die kleine Lili?

Viola Maybach

»Wie sind Sie mit dem jungen Mann zufrieden, Herr Wenger?« erkundigte sich Baron Friedrich von Kant bei seinem Stallmeister.

Robert Wenger mußte nicht lange überlegen, um die Frage zu beantworten. »Ich kann nur sagen, wir sind sehr zufrieden mit Markus, Herr Baron. Er kann gut mit Pferden umgehen, selbst mit den bekannt schwierigen. Und er hat auch keine Schwierigkeiten damit, sich etwas sagen zu lassen. Er kommt mit den anderen gut zurecht, beansprucht keine Sonderstellung. Sie wissen ja, daß das meine Befürchtung war.«

Baron Friedrich nickte. Seine Frage hatte sich auf Markus von Burgfels bezogen, den Sohn seines alten Freundes Carl von Burgfels. Dieser hatte ihn gebeten, Markus ein Praktikum auf Schloß Sternberg zu ermöglichen. »Er braucht eine feste Hand, Fritz. Markus hat gute Anlagen, aber er ist leichtsinnig, er muß lernen, Verantwortung zu übernehmen.«

Natürlich hatte der Baron die Bitte seines Freundes nicht erfüllt, bevor er mit dem Stallmeister gesprochen hatte. Robert Wenger war ein überaus tüchtiger Mann von noch nicht einmal dreißig Jahren, der ausgezeichnete Arbeit leistete – aber dazu mußte man ihm freie Hand lassen, und das tat der Baron. Also hatte er ihm das Problem vorgetragen, und der junge Stallmeister war einverstanden gewesen, es probeweise mit Markus von Burgfels als Praktikanten zu versuchen.

»Ich bin froh, daß Sie ihn so positiv einschätzen«, erklärte der Baron, aufrichtig erleichtert. »Es wäre sehr unangenehm für mich gewesen, meinem Freund Carl sagen zu müssen, daß Markus nicht bleiben kann.«

Robert Wengers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ach, auch wenn er sich weniger gut eingefügt hätte, Herr Baron, hätten wir ihn sicherlich nicht gleich wieder weggeschickt. Aber natürlich ist es mir so lieber. Er hat sich zu einer echten Bereicherung unseres Teams entwickelt, schon nach sehr kurzer Zeit. Vielleicht sollten wir überlegen, ihn dauerhaft einzustellen.«

»Ist das Ihr Ernst, Herr Wenger?«

»Warum nicht? Ich meine, wir könnten die Verstärkung schon gebrauchen, gerade jetzt. Sie wissen ja, daß es immer eng wird, wenn bei uns mal jemand krank wird. Markus kam wirklich gerade zur rechten Zeit.« Robert Wenger sprach alle, die ihm unterstellt waren, mit Vornamen an und duzte sie, er machte auch für den adeligen Markus von Burgfels keine Ausnahme.

»Ich denke darüber nach«, versprach Friedrich, und damit war der junge Stallmeister entlassen.

Der Baron blieb jedoch nicht lange allein, er bekam Besuch von seiner Frau, Baronin Sofia von Kant. »Du siehst so nachdenklich aus«, stellte sie fest.

»Wir haben gerade über Markus gesprochen, Herr Wenger und ich. Er ist sehr zufrieden mit ihm.«

Sofia lachte.

»Alle sind zufrieden mit ihm, scheint mir. Ich weiß nicht, wie er das macht, Fritz. In der Küche gibt es kein Mädchen, das nicht glänzende Augen bekommt, sobald es um ihn geht. Aber er wickelt ja nicht nur die Frauen um den Finger, auch die Männer finden ihn samt und sonders sympathisch und haben gern mit ihm zu tun. Ich frage mich allmählich, warum Carl sich eigentlich solche Sorgen um ihn macht. Besonders leichtsinnig kommt mir Markus nicht vor – und auch nicht verantwortungslos.«

»Mir auch nicht«, räumte Friedrich ein. »Aber er wird schon seine Gründe gehabt haben, der Carl. Vielleicht hat er mir einfach nicht die ganze Wahrheit sagen wollen, um mich nicht abzuschrecken.«

Sie sah ihn neugierig an. »Du meinst, da gibt es ein furchtbares Geheimnis zu entdecken bei Markus?«

»Nein, eigentlich denke ich das nicht. Aber eine Erklärung muß es ja geben, daß wir Markus als sympathischen und willig arbeitenden jungen Mann erleben, während sein Vater das offenbar ganz anders sieht.«

»Vielleicht ist er einfach überkritisch. Er war ja mit Markus allein all die Jahre, ihm fehlt die Frau, mit der er sich über die Entwicklung seines Sohnes austauschen kann. Wie lange ist Ariana eigentlich schon tot?«

»Markus war sieben«, erinnerte sich Friedrich.

»Und Carl hat nie wieder geheiratet.«

»Nein, er war mit Ariana sehr glücklich. Ich werde ihm jedenfalls sagen, daß wir Markus gern bei uns haben und daß er von aus ruhig länger bleiben kann als die geplanten drei Monate.« Friedrich sah seine Frau fragend an. »Aber du bist sicherlich nicht gekommen, um mit mir über Markus und seine Familie zu sprechen.«

»Nein«, gab Sofia zu. »Das Kinderheim im Ort hat wieder einmal Geldprobleme, Fritz. Sie haben sich aber gar nicht direkt an uns gewandt, sondern ich habe es eher auf Umwegen erfahren. Können wir mit einer Spende helfen?«

Er ging zu ihr und schloß sie in die Arme. »Ich denke schon, Sofia. Eine andere Antwort würdest du ja sowieso nicht akzeptieren, nicht wahr?«

Sie lachte und küßte ihn. »Nein«, gab sie zu. »Ich danke dir, Fritz, bis später. Ich habe noch schrecklich viel zu tun – und du ja sicher auch.«

Mit diesen Worten verschwand sie, und er machte sich endlich an die Arbeit, die sich wie immer auf seinem Schreibtisch stapelte. In einer Stunde kam der Verwalter von Sternberg, um mit ihm ein paar Planungen für die nähere Zukunft durchzugehen – und bis dahin mußte er noch etliche Akten studieren.

Fünf Minuten später hatte er seine Umgebung vergessen, so konzentriert las er.

*

Die Glöckchen über der Ladentür bimmelten leise. Marie Bender, die an ihrem kleinen Schreibtisch in einer Ecke saß, hob den Kopf. Als sie sah, wer soeben hereingekommen war, stand sie auf. Mit einem Lächeln ging sie Carl von Burgfels entgegen. »Wie schön, Sie wieder einmal hier zu sehen, Herr von Burgfels«, sagte sie ruhig. Sie war eine schöne, sehr elegante junge Frau mit langen blonden Haaren, die sie zu einem lockeren Knoten geschlungen hatte. Das graue Kostüm paßte ihr wie angegossen, dazu trug sie rote Pumps mit hohen Absätzen – das war der einzige Hauch von modischer Kühnheit, den sie sich erlaubte.

Carl von Burgfels drückte ihre Hand und strahlte sie an. »Und ich finde es schön, daß Sie allein sind, Frau Bender. Haben Sie ein bißchen Zeit, mit einem alten Mann zu plaudern?«

»Sie sind kein alter Mann, Herr von Burgfels, und das wissen Sie auch genau. Natürlich habe ich Zeit für Sie. Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen Kaffee?«

»Gern!« Er ließ sich in den Sessel neben ihrem Schreibtisch sinken und sah sich um, während sie in ihrer kleinen Küche hinter dem Laden verschwand, um den Kaffee zuzubereiten. Er liebte diesen Laden. Marie Bender hatte ihn vor zwei Jahren als blutjunge Frau von ihrer Großmutter übernommen – ein Antiquitätengeschäft in guter Lage, seit nunmehr achtzig Jahren in Familienbesitz, denn es war von Maries Urgroßeltern eröffnet worden. Schon seine Eltern hatten hier eingekauft – und eigentlich waren alle davon ausgegangen, daß die Enkelin es eilig haben würde, das Geschäft zu verkaufen. Welche junge Frau wollte sich denn in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten auf den Handel mit Antiquitäten einlassen? Aber zur allgemeinen Überraschung war Marie eingestiegen. Ihre Großmutter tauchte gelegentlich noch im Laden auf, sie war jedoch offensichtlich froh, die Verantwortung abgegeben zu haben.

Er wußte über Maries private Situation nur, daß sie ihre Eltern bereits früh verloren hatte. Sie war von ungewöhnlicher Diskretion, insofern ähnelte sie ihrer Großmutter, die war genauso. Hatte jahrzehntelang ihren Laden geführt, ohne jemals ein Wort über ihr Privatleben zu verlieren – ganz so, als existierte es gar nicht. Und vielleicht war das ja tatsächlich so gewesen: daß sich das eigentliche Leben hier im Laden abgespielt hatte.

Marie unterbrach seine Gedanken, indem sie auf einem hübschen Biedermeiertischchen den Kaffee servierte. »Sie waren lange nicht hier«, bemerkte sie.

»Ich weiß. Es muß schon fast ein Vierteljahr her sein. Da war ich mal hier, aber Sie nicht. Ihre Großmutter hat Sie vertreten. Sie waren wohl krank.«

»Ja«, bestätigte Marie.

Mehr sagte sie nicht, das hatte er auch nicht erwartet. »Ich hatte Sorgen«, erklärte er, »und damit wollte ich niemanden behelligen.«

»Sorgen?«

Flüchtig ging ihm durch den Kopf, daß er schon manches Mal über private Dinge mit ihr gesprochen hatte, sie wußte über ihn sehr viel mehr als er über sie. Aber er war ganz sicher, daß seine kleinen Geheimnisse bei ihr gut aufgehoben waren.

»Ja, mit Markus«, antwortete er.

Sie nahm ihm gegenüber Platz. »Was ist mit ihm?« fragte sie ruhig.

»Wenn ich das wüßte – er redet ja nicht mit mir. Aber er hat monatelang sein Studium schleifen lassen, dabei steht er kurz vor dem Abschluß. Ich glaube, daß eine Frau dahintersteckte, aber er ist einfach nicht mit der Sprache herausgerückt. Und jetzt habe ich die Notbremse gezogen.«

Marie nippte an ihrem Kaffee. »Was meinen Sie damit?«

»Er macht ein Praktikum auf Schloß Sternberg, bei meinem alten Freund Baron von Kant. Ich habe zuerst gedacht, er würde sich weigern, als ich ihm das vorgeschlagen habe, aber das hat er nicht getan. Er mußte weg hier, das habe ich deutlich gespürt. Und nun sieht es so aus, als wäre man dort sehr zufrieden mit ihm.« Er trank einen Schluck Kaffee und fuhr dann fort: »Ihm fehlte noch ein Praktikum, er studiert ja Betriebswirtschaft. Insofern paßte das schon. Sie können sich nicht vorstellen, wie mir die Vorstellung zugesetzt hat, daß er sein Leben leichtfertig verspielt.«

»Verspielt?« fragte Marie. »Wie meinen Sie das?«

»Ach, der falsche Umgang, falsche Freunde...«

»... die falsche Frau?«

»Ja, das nehme ich zumindest an. Ich kenne Markus. Er hat gute Anlagen, aber er ist auch leicht verführbar. Als Teenager hat er mich mehrmals in sehr peinliche Situationen gebracht. Manchmal denke ich, wenn meine Frau nicht gestorben wäre, hätten wir es leichter mit ihm gehabt.« Er lächelte Marie voller Sympathie zu. »Sie kennen ihn ja nicht, Markus interessiert sich nicht für Antiquitäten – sonst wüßten Sie, was ich meine. Er ist sehr charmant, und deshalb fällt ihm fast alles zu. Das ist nicht gut für einen jungen Menschen. Ab und zu muß man sich auch mal anstrengen, sonst denkt man, man bekommt im Leben alles geschenkt.«

»Was für ein Praktikum macht Ihr Sohn denn auf Schloß Sternberg?« erkundigte sich Marie.

»Er ist dem Stallmeister unterstellt und leistet offenbar recht gute Arbeit. Mit Pferden konnte er schon immer umgehen. Und natürlich verdreht er wieder sämtlichen Frauen den Kopf, das konnte er schon als kleiner Junge am besten.«

»Vielleicht sehen Sie ihn zu kritisch, Herr von Burgfels.«

»Ach, das glaube ich nicht.« Carl stand auf und spazierte langsam durch das exquisite kleine Geschäft. »Haben Sie etwas für mich?« fragte er. »Sie kennen meinen Geschmack, Frau Bender, und Sie wissen, was zu meiner Einrichtung passen könnte.«

Als er sich eine Stunde später verabschiedete, hatte er Einkäufe für so viel Geld getätigt, daß Marie sich um die nächsten zwei bis drei Monate keine Sorgen mehr machen mußte. Sie beobachtete ihn, wie er in der silbern glänzenden Limousine Platz nahm, die von seinem Chauffeur gesteuert wurde, dann kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück.

*

»Und wieso heißt er ›der kleine Fürst‹?« fragte Betty Martenstein, während sie Karotten in feine Stifte schnitt. Sie arbeitete seit zwei Tagen als Küchenmädchen auf Schloß Sternberg und stellte ständig Fragen. Ihr Wissensdurst erinnerte die Köchin Marie-Luise Falkner an den eines Kindes. Aber Betty war auch noch fast ein Kind, sie hatte gerade erst die Schule abgeschlossen, und da sie noch nicht wußte, was sie einmal werden wollte, hatte sie sich als Küchenmädchen im Schloß beworben.

Bei ihrem Gespräch ging es um den fünfzehnjährigen Christian von Sternberg, dessen Schicksal Betty besonders faszinierte.

»Sein Vater, Fürst Leopold, war der große Fürst«, erklärte Marie-Luise. »Er war über einen Meter neunzig groß.«

»Aber der kleine Fürst ist doch ein Prinz«, beharrte Betty. »Warum heißt er dann nicht ›der kleine Prinz‹?«

Marie-Luise seufzte, entschloß sich aber, auch diese Frage noch zu beantworten. »Weil klar war, daß er der nächste Fürst sein würde, Betty. Es gab also einen großen und einen kleinen Fürsten, verstehst du? Da Fürst Leopold und Fürstin Elisabeth tödlich verunglückt sind, gibt es jetzt nur noch den kleinen Fürsten. Mit dem Tag seiner Volljährigkeit wird Christian kein Prinz mehr sein, sondern Fürst.«

»Und die Baronin und der Baron – haben sie ihn adoptiert?«

»Nein, warum auch? Sie haben doch sowieso schon im Schloß gewohnt. Prinz Christian ist nach dem Tod seiner Eltern zu ihnen in den Westflügel gezogen. Die Baronin und Fürstin Elisabeth waren Schwestern, das weißt du doch. Sie wollten, daß ihre Kinder gemeinsam aufwachsen, und das tun sie ja auch.«