Der kleine Fürst Classic 12 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 12 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Es wird garantiert das größte Fest, auf dem wir beide je gewesen sind", sagte Marie von Stambach zu ihrer jüngeren Schwester Caroline. "Ich bin richtig aufgeregt." Die blonde Caroline lachte. Sie und Marie sahen einander nicht im mindesten ähnlich, im Gegenteil. Wer die beiden nebeneinander sah, wäre nie auf die Idee gekommen, daß sie Schwestern sein könnten. An Caroline war alles hell: die Haare, die Haut, die Augen. Marie dagegen verkörperte den dunklen südländischen Typ – Temperamentsausbrüche inklusive. Schön waren sie beide, an Verehrern mangelte es nicht, doch bisher war keine von ihnen in Versuchung geraten, für einen Mann ihre Freiheit aufzugeben. "Du und aufgeregt?" Caroline schüttelte den Kopf. "So kenne ich dich ja gar nicht, Mariechen. Du bist doch sonst immer so furchtlos und stürzt dich begeistert in jedes Abenteuer." "Begeistert bin ich auch diesesmal, aber eine Zweihundertjahrfeier ist schon etwas Besonderes, oder? Außerdem war ich sehr lange nicht mehr auf Schloß Sternberg." "Ich auch nicht", stellte Caroline fest. Marie betrachtete seufzend die Kleiderberge auf ihrem Bett. "Ich kann mich nicht entscheiden", klagte sie.

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Seitenzahl: 116

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Leseprobe: Enttäuscht – verfolgt – verliebt!

Alexandra von Waldenburg sah sich im Spiegel an, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, das war sie nicht! Hier hatte sie einfach zu tief in den Farbtopf gegriffen. Sie ging nicht zu einem Fernsehauftritt, wo sie wegen der vielen starken Scheinwerfer mehr als üblich geschminkt sein musste. Sie wollte zu Mike fahren, und der kannte sie eigentlich eher naturgelassen und würde sich sehr wundern, sie so zu sehen. Also herunter mit allem. Als Alexandra sich wenig später wieder ansah, war sie zufrieden. Ja, das war sie. Ein wenig Wimperntusche, Rouge und Lippenstift, das reichte vollkommen. Das passte auch zu der beigen Leinenhose, dem weißen T-Shirt und der leichten Sommerjacke. Und die Haare? Mit denen machte Alexandra auch kurzen Prozess und bürstete sie nur einfach glatt herunter. Jetzt konnte sie zufrieden sein. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, welche Schnapsidee sie in die Tat umsetzen wollte. Es war verrückt! Aber dennoch wusste Alexandra, dass sie, wenn sie es jetzt nicht tun würde, die Finger ganz davon lassen würde. Sehr eilig verließ sie ihre privaten Wohnräume und rannte die Treppe hinunter. Zum Glück sah sie niemanden vom Personal, der Köchin hatte sie Bescheid gesagt, dass sie zum Essen nicht daheim sein würde, und im Gegensatz zu Klara, die noch immer Urlaub hatte, schien es deren Vertretung nichts auszumachen. Im Gegenteil, Alexandra hatte den Eindruck, dass sie froh darüber war, wenn sie zum Essen nicht zu Hause war, das ersparte der Guten Arbeit. Für Klara war ihr Beruf im wahrsten Sinne des Wortes Berufung.

Der kleine Fürst Classic – 12 –

Bezauberndes Schloßgespenst

Wer hat Fürstin Clementines Porträt gestohlen?

Viola Maybach

»Es wird garantiert das größte Fest, auf dem wir beide je gewesen sind«, sagte Marie von Stambach zu ihrer jüngeren Schwester Caroline.

»Ich bin richtig aufgeregt.«

Die blonde Caroline lachte. Sie und Marie sahen einander nicht im mindesten ähnlich, im Gegenteil. Wer die beiden nebeneinander sah, wäre nie auf die Idee gekommen, daß sie Schwestern sein könnten. An Caroline war alles hell: die Haare, die Haut, die Augen. Marie dagegen verkörperte den dunklen südländischen Typ – Temperamentsausbrüche inklusive. Schön waren sie beide, an Verehrern mangelte es nicht, doch bisher war keine von ihnen in Versuchung geraten, für einen Mann ihre Freiheit aufzugeben.

»Du und aufgeregt?« Caroline schüttelte den Kopf. »So kenne ich dich ja gar nicht, Mariechen. Du bist doch sonst immer so furchtlos und stürzt dich begeistert in jedes Abenteuer.«

»Begeistert bin ich auch diesesmal, aber eine Zweihundertjahrfeier ist schon etwas Besonderes, oder? Außerdem war ich sehr lange nicht mehr auf Schloß Sternberg.«

»Ich auch nicht«, stellte Caroline fest.

Marie betrachtete seufzend die Kleiderberge auf ihrem Bett. »Ich kann mich nicht entscheiden«, klagte sie.

»Ein festliches Abendessen, ein Empfang, das große Konzert…«

»Mach kein Drama draus«, entgegnete Caroline sachlich. Sie pickte mit sicherem Griff mehrere Kleider aus den Bergen und sagte: »Die dürften reichen, da hast du sogar noch Auswahl. Dazu noch ein paar sportliche Sachen, falls wir Zeit haben sollten, auszureiten oder einen längeren Spaziergang zu machen. Und damit bist du fertig.«

»Aber das rote Kleid steht mir auch gut«, wandte Marie ein.

»Man muß sich entscheiden, wenn man nur einige Tage bleibt – und du findest es doch selbst lächerlich, wenn Leute mit riesigem Gepäck bei ihren Gastgebern anreisen, wo jeder genau weiß, daß sie die meisten Sachen überhaupt nicht brauchen.«

»Wie kann man bloß so vernünftig sein! Dabei bist du zwei Jahre jünger als ich.«

»Aber trotzdem sehr viel praktischer veranlagt. Komm, ich helfe dir, das wieder wegzuräumen, und dann packen wir deine Koffer.«

Marie gab ihren Widerstand auf, und innerhalb einer Stunde war alles erledigt. »Im Organisieren bist du wirklich groß«, stellte sie bewundernd fest.

»Das muß ich auch als Organisatorin großer Messen«, erwiderte Caroline selbstbewußt. »Morgen fahren wir früh, ich hole dich pünktlich ab, Marie. Stell’ dir bitte einen Wecker.«

»Jetzt hör’ aber auf, mich wie ein Kind zu behandeln«, beschwerte sich Marie.

»Ich verschlafe nie.«

»Na, und wie war das vor drei Wochen, als wir zu Onkel Karls Geburtstag eingeladen waren?«

»Das war eine Ausnahme…«

»Dann war Lucies Hochzeit, als wir zu spät in die Kirche kamen, wohl auch eine?«

Marie sah ihre Schwester an und wollte sich erneut verteidigen, doch als sie das Funkeln in Carolines Augen sah, ließ sie es sein. Statt dessen brachen beide Schwestern in herzhaftes Gelächter aus, das durch das Klingeln des Telefons unterbrochen wurde. Marie meldete sich und rief gleich darauf: »Christian, hallo! Wir sind gerade mit dem Packen fertig geworden, Caro und ich. Ja, ja, wir kommen morgen, wie verabredet. Oder ist euch etwas dazwischengekommen? Fein, wir freuen uns sehr auf unseren Besuch bei euch. Dann bis morgen.«

»Der kleine Fürst?« fragte Caroline.

»Ja.« Marie lächelte. »Er wollte wissen, ob wir auch ganz bestimmt morgen kommen, weil wir dann nämlich noch ein bißchen Zeit füreinander haben. Wir werden die ersten Gäste auf Sternberg sein. Die anderen treffen später ein.«

»Ach, das ist schön. Sag mal, wie klang er denn? Ganz normal?«

Marie nickte, das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. »Mit fünfzehn Jahren die Eltern zu verlieren«, murmelte sie, »das stelle ich mir furchtbar vor. Ich weiß gar nicht, wie er es schafft, damit fertig zu werden.«

»Mit Hilfe seiner Verwandten, denke ich. Ohne Sofia und Fritz sähe seine Lage wohl anders aus. Aber so kann er weiterhin im Schloß leben, und er ist sofort in die Familie von Kant aufgenommen worden. Er ist also nicht allein, das ist wohl das Entscheidende.«

»Aber der Verlust ist trotzdem furchtbar.« Marie ging zu einem Tischchen und kam mit einer Illustrierten zurück. »Hier, das wollte ich dir noch zeigen: Es ist ein langer Artikel über ihn und seine Eltern. Da steht auch noch einmal drin, warum Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold so beliebt waren.«

»Sie haben immer viel Gutes getan«, sagte Caroline, während sie nach der Zeitschrift griff. Leise las sie vor: »Prinz Christian von Sternberg, besser bekannt als ›der kleine Fürst‹, denkt in diesen Tagen noch mehr als sonst an seine vor kurzem bei einem tragischen Hubschrauberunglück getöteten Eltern: Der Park von Schloß Sternberg wird zweihundert Jahre alt, und zu diesem Anlaß werden zahlreiche Gäste im Schloß erwartet.« Sie sah auf. »Kann ich das mitnehmen? Ich würde es gern in Ruhe lesen.«

»Ja, sicher.«

Caroline stand auf, umarmte ihre Schwester und verabschiedete sich mit den Worten: »Ich muß nämlich auch noch packen – aber bei mir geht das ja schnell. Bis morgen, Mariechen. Um acht bin ich hier.« Als sie die Wohnung verlassen hatte, verschmähte sie den Aufzug und lief beschwingt die drei Stockwerke nach unten. Sie freute sich sehr auf die Reise nach Sternberg. Es würde ein angenehmer Kurzurlaub werden, hoffte sie. Den hatte sie sich redlich verdient, denn die letzten Monate hatte sie sehr viel gearbeitet.

Eine Viertelstunde später war sie zu Hause und begann zu packen.

*

»Muß ich dich denn wirklich begleiten?« fragte Felix von Schönhausen.

Baron Albert von Hedern betrachtete seinen Freund kopfschüttelnd. »Du kannst dich doch nicht für den Rest deines Lebens vergraben, Felix«, rügte er. »Das vergangene Jahr ist für dich unglücklich verlaufen, aber ich finde, jetzt wird es allmählich Zeit, daß du das Erlebte hinter dir läßt und dich auf die Zukunft besinnst. Auf Sternberg treffen wir mit Sicherheit eine Menge interessanter und aufgeschlossener Menschen. Es wird dir gut tun, deine vier Wände endlich mal wieder zu verlassen.«

»Das sehe ich auch so, aber es muß doch nicht gleich ein großes Fest sein. Ich würde lieber klein anfangen…«

Albert unterbrach seinen Freund temperamentvoll.

»Wir sind angemeldet, du und ich, und ich bestehe darauf, daß du mich begleitest. Außerdem gibt es im Schloß bedeutende Kunstschätze zu bewundern – ich garantiere dir, daß du mir dankbar sein wirst, dich dorthin geführt zu haben. Ganz davon abgesehen sind Baronin Sofia und Baron Friedrich seit langem meine Freunde, und ohne Zweifel gehören sie zu den nettesten Menschen, die man sich denken kann. Ich lasse keine Ausrede gelten, also hör auf, mich zu fragen, ob du mich begleiten mußt, denn meine Antwort lautet: Ja, du mußt!«

Felix stöhnte noch einmal zum Steinerweichen, dann ergab er sich in sein Schicksal. »Haben wir eigentlich auch berufliche Interessen dort?« fragte er.

Sie arbeiteten beide in ihrer eigenen Firma als Sicherheitsexperten für Kunstgegenstände. Ihre Welt waren Alarmanlagen, Schlösser, Gitter, Tresore. Die großen

Museen dieser Welt gehörten ebenso zu ihren Kunden wie vermögende Privatleute oder Banken und Firmen mit eigener Kunstsammlung.

»Nein«, erklärte Albert. »Haben wir nicht und wollen wir auch nicht haben. Meine Beziehungen zum Schloß und zu seinen Bewohnern sind rein privater Natur, dabei soll es bleiben.«

»Wie ist das denn mit dem jungen Prinzen, den deine Freunde in ihre Familie aufgenommen haben?« fragte Felix zögernd. »Er ist doch noch in Trauer um seine Eltern – oder nicht?«

»Doch, und Sofia ist auch noch in Trauer, Fürstin Elisabeth war ja ihre Schwester. Aber sie gehen offen damit um, das Thema ist nicht tabu, man kann darüber sprechen. Ich glaube, das hilft ihnen, den schrecklichen Verlust zu verarbeiten.«

»Das wollte ich wissen: Ob man das Thema ängstlich meiden muß«, erklärte Felix.

»Das geht gar nicht. Das Fürstenpaar ist überall noch so präsent, man kann den beiden gar nicht ausweichen, und deshalb versucht es auch niemand. Was das betrifft, mußt du dir wirklich keine Sorgen machen.« Albert betrachtete Felix prüfend. »Sind damit jetzt endlich alle Unklarheiten beseitigt?«

»Ja, ja, ich begleite dich«, brummte sein Freund. »Aber wenn ich mich tödlich langweile, weil ich mit niemandem ins Gespräch komme und nicht einen einzigen Menschen treffe, der mich interessiert, werde ich dir das noch jahrelang vorhalten.«

»Dann bin ich ja beruhigt«, lachte Albert.

»Das kann nämlich überhaupt nicht passieren. Auf Sternberg hat sich noch niemand gelangweilt – und an interessanten Menschen herrscht dort nicht einmal Mangel, wenn keine Gäste anwesend sind. Da muß ich mir also gar keine Gedanken machen.«

»Wann reisen wir?« erkundigte sich Felix seufzend.

»Übermorgen. Ich hole dich morgens gegen zehn Uhr ab. Paßt dir das?«

»Es muß mir ja passen, oder? Jetzt habe ich zugesagt, jetzt kann ich nicht mehr zurück.«

»So ist es, mein Freund.«

Als Albert sich von Felix verabschiedet hatte, fuhr er nachdenklich nach Hause. Er liebte Felix wie den Bruder, den er nicht hatte, und er wünschte sich nichts mehr, als seinen Freund endlich aus dessen unglücklicher Grundstimmung herausreißen zu können. Felix hatte sich zwei Jahre zuvor in die falsche Frau verliebt, und darüber kam er nicht hinweg. Er nahm sich seine mangelnde Menschenkenntnis übel und konnte sich nicht verzeihen, daß er den schlechten Charakter der Frau nicht früher erkannt hatte. Dabei war sie eine professionelle Betrügerin gewesen, die auch andere hinters Licht geführt hatte.

Albert selbst war ihr einige Male begegnet und hatte sie sehr charmant gefunden. Aber wenn er Felix das sagte, wollte dieser seine Worte nicht gelten lassen. »Ich kannte sie näher, ich hätte sie durchschauen müssen, Albert. Du hattest doch nur ein paar oberflächliche Begegnungen, dabei erkennt man einen Charakter nicht sofort, aber ich…«

Er konnte mit seinen Selbstanklagen nicht aufhören, und deshalb hoffte Albert inständig, ihm mit dem Ausflug nach Schloß Sternberg einen Gefallen zu tun. Es wurde höchste Zeit, daß Felix auf andere Gedanken kam!

*

»Ich darf kommen!« flüsterte die vierzehnjährige Sabrina von Erbach dem kleinen Fürsten in der großen Pause auf dem Schulhof zu. »Meine Eltern kommen nur am Festtag selbst, aber ich darf auch noch die Nacht danach bei euch verbringen!«

Prinz Christian von Sternberg strahlte. Sabrina war seine erste große Liebe, und nichts hatte er sich mehr gewünscht in den letzten Tagen, als daß sie nach Sternberg kommen durfte, wenn dort das große Fest gefeiert wurde. Nun also war dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie, ließ sie aber gleich wieder los. Niemand, so glaubte er, wußte von den Gefühlen, die Sabrina und ihn miteinander verbanden, und dabei sollte es auch bleiben.

Anna von Kant näherte sich, seine Cousine und Sabrinas Freundin. »Da seid ihr ja«, sagte sie. »Ist endlich alles klar, Sabrina?«

»Ja, meine Eltern haben zugestimmt, daß ich nach dem Fest bei euch übernachte.«

Auch Anna freute sich. Sabrinas Eltern waren sehr besorgt um ihre Tochter, weshalb man immer damit rechnen mußte, daß sie ein Verbot aussprachen, wenn es darum ging, etwas Außergewöhnliches zu unternehmen. Aber auf Sternberg hatte Sabrina schon öfter übernachtet, ihre Eltern pflegten guten Kontakt zur Familie von Kant, und so waren sie bei Einladungen nach Sternberg weniger kritisch als sonst.

»Das wird bestimmt ein tolles Fest«, meinte Anna. »So groß haben wir schon lange nicht mehr gefeiert.«

»Aber die Gäste übernachten doch nicht alle bei euch, oder?«

»Nein, die wenigsten.«

»Und wann reisen die an?« fragte Sabrina.

»Oh, es geht schon heute los«, antwortete Christian. »Caroline und Marie von Stambach kommen im Laufe des Tages, morgen trifft Albert von Hedern mit einem Freund ein, den wir noch nicht kennen.«

»Die meisten kommen natürlich nur am Festtag selbst, zum Empfang und dem großen Konzert«, meinte Anna. »Schade, daß du nicht am Abend vorher schon kommen darfst, Sabrina. So verpaßt du das tolle Essen.«

»Hauptsache, ich darf überhaupt kommen, Anna!«

Es schellte zum Ende der Pause, und sie ließen sich vom Strom der Schüler mitziehen, auf das große Schulgebäude zu. Einige Mädchen sprachen Sabrina an. Sie lächelte Anna und Christian noch einmal zu, dann verschwand sie.

Anna warf ihrem Cousin einen prüfenden Blick zu und sagte dann beiläufig: »Toll, daß sie wenigstens eine Nacht bleiben darf.«

»Ja«, bestätigte er ebenso beiläufig, aber er konnte nicht verhindern, daß ihm das Blut ins Gesicht stieg.

Anna tat, als bemerkte sie es nicht. Sie wußte vieles, was andere nicht einmal ahnten, weil sie eine gute Beobachterin war. Darüber hinaus aber war sie auch Christians Freundin, nicht nur seine Cousine. Und als Freundin wußte sie, wann sie ein Geheimnis für sich behalten mußte.

»Bis nachher«, sagte sie, bevor sich ihre Wege trennten. »Wir treffen uns dann im Bus.«