Der kleine Fürst Classic 16 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 16 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Natürlich sind die beiden füreinander bestimmt", stellte Gräfin Rosa zu Heestum fest. Die drei Personen, an die sich diese Aussage richtete, waren offenbar ihrer Meinung, denn sie nickten einträchtig. "Da sie das aber anders sehen, müssen wir ihrem Glück allmählich ein wenig auf die Sprünge helfen", fuhr die Gräfin fort. "Jedenfalls sehe ich das so – oder hat jemand einen besseren Vorschlag?" "Was stellst du dir denn vor?" erkundigte sich Rosas Mann, Graf Albrecht zu Heestum, zögernd. "Wie hilft man einer Liebe auf die Sprünge?" Der zweite Mann in der Runde, Jakob von Bebenburg, lächelte, weil der Graf die Frage gestellt hatte, die ihn ebenfalls bewegte. "Das hätte ich auch gern gewußt, Rosa. Unsere Kinder sind beide sehr eigenwillige Geschöpfe – Clarissa vielleicht sogar noch mehr als Bernhard. Und sie hat sich ja nun unglücklicherweise auch noch in diesen französischen Filmregisseur verliebt, wie ihr wißt. Wir haben schon mehrfach vorsichtig versucht, ihr diese Verbindung auszureden, aber das scheint sie eher zu ermutigen, erst recht daran festzuhalten." "Aber natürlich tut es das", rief Gräfin Rosa. "Mir scheint, ich kenne eure Tochter besser als ihr! Man darf doch Clarissa nichts ausreden wollen – im Gegenteil." "Was willst du denn damit sagen, Rosa?" fragte Anina von Bebenburg, die bis jetzt geschwiegen hatte.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Leseprobe: Ein Lord für alle Fälle

Lord Cameron liebte die frühen ruhigen Morgenstunden. Schon als Kind war er ein Frühaufsteher gewesen. Damals war er auf seinem Pony durch das Gelände geritten. Sein Großvater Shane MacGregor hatte ihn immer begleitet. Da er wieder in Irland weilte, nahm Lord Cameron diese Gewohnheit wieder auf. Er hoffte, dass in einigen Jahren sein Enkel oder seine Enkelin ihn begleiten würden. Wenn der Lord daran dachte, atmete er immer tief durch. Der Gedanke gab ihm Hoffnung und Stärke, obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stand. Er hatte sich dazu durchgerungen, sich einer Stammzellentherapie zu unterziehen. Seine Tochter Florence und ihr Halbbruder David hatten sich testen lassen, ob sie geeignete Spender wären. Vielleicht würde sich dabei herausstellen, dass David sein Sohn war und damit Florences Bruder. Aber die Verwandtschaftsverhältnisse waren nebensächlich. Für Cameron zählte nur, dass er eine Chance hätte, wieder gesund zu werden, und noch viele glückliche Jahre mit seiner unehelichen Tochter verbringen könnte. Seit sie bei ihm auf MacGregor Manor lebte, stellten sie jeden Tag mehr fest, wie ähnlich sie sich waren. Der frische feuchte Morgenwind wehte ihm ins Gesicht, als er den Weg am Waldrand entlangritt. Von weitem sah er einen Reiter. Er erkannte ihn sofort. Es war Quinn Walsh, sein alter Verwalter, der am Tag zuvor mit seiner Frau Kathy aus dem Ruhestand nach Culraid zurückgekommen war. Sie ritten aufeinander zu, hielten die Pferde an und stiegen ab. »Noch kühl«

Der kleine Fürst Classic – 16 –

Liebe auf den dritten Blick

Clarissa und Bernhard spielen Katz und Maus

Viola Maybach

»Natürlich sind die beiden füreinander bestimmt«, stellte Gräfin Rosa zu Heestum fest.

Die drei Personen, an die sich diese Aussage richtete, waren offenbar ihrer Meinung, denn sie nickten einträchtig.

»Da sie das aber anders sehen, müssen wir ihrem Glück allmählich ein wenig auf die Sprünge helfen«, fuhr die Gräfin fort. »Jedenfalls sehe ich das so – oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«

»Was stellst du dir denn vor?« erkundigte sich Rosas Mann, Graf Albrecht zu Heestum, zögernd. »Wie hilft man einer Liebe auf die Sprünge?«

Der zweite Mann in der Runde, Jakob von Bebenburg, lächelte, weil der Graf die Frage gestellt hatte, die ihn ebenfalls bewegte. »Das hätte ich auch gern gewußt, Rosa. Unsere Kinder sind beide sehr eigenwillige Geschöpfe – Clarissa vielleicht sogar noch mehr als Bernhard. Und sie hat sich ja nun unglücklicherweise auch noch in diesen französischen Filmregisseur verliebt, wie ihr wißt. Wir haben schon mehrfach vorsichtig versucht, ihr diese Verbindung auszureden, aber das scheint sie eher zu ermutigen, erst recht daran festzuhalten.«

»Aber natürlich tut es das«, rief Gräfin Rosa. »Mir scheint, ich kenne eure Tochter besser als ihr! Man darf doch Clarissa nichts ausreden wollen – im Gegenteil.«

»Was willst du denn damit sagen, Rosa?« fragte Anina von Bebenburg, die bis jetzt geschwiegen hatte.

»Daß Clarissa sich durch Widerspruch erst recht angespornt fühlt, an ihrer Meinung festzuhalten. Kennt ihr diesen französischen Regisseur?«

»Ja, leider, kann ich nur sagen, sonst hätten wir ja nicht versucht einzugreifen. Wäre er ein netter und kultivierter Mensch, hätten wir uns vielleicht zurückgehalten, aber er ist aufgeblasen und eitel. Das einzige, was ihn an Clarissa wirklich fasziniert, ist ihre gesellschaftliche Stellung. Der junge Mann möchte Karriere machen und verspricht sich von der Beziehung zu einer attraktiven Adeligen, die mit vielen Künstlern in aller Welt befreundet ist, einige Vorteile. Zumindest sehe ich das so.« Anina wandte sich mit fragendem Blick an ihren Mann. »Oder übertreibe ich, Jakob? Tue ich diesem Jean-Pierre Unrecht?«

»Leider nicht«, antwortete Jakob mit düsterem Gesicht. »Selbst wenn ich mir nicht so sehr wünschen würde, daß Clarissa und Bernhard ein Paar werden, fände ich die Beziehung unserer Tochter zu diesem Mann schrecklich. Vor allem verstehe ich Clarissa nicht. Wie kann sie sich so blenden lassen – wo wir doch praktisch auf den ersten Blick gesehen haben, was für ein Mensch er ist?!«

Es war Graf Albrecht, der das Gespräch zurück zum Ausgangspunkt lenkte, indem er seine Frau fragte: »Wie stellst du dir denn unser Eingreifen in dieser Angelegenheit vor, Rosa? Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt schon einen Plan.«

Gräfin Rosa schüttelte den Kopf, während eine flüchtige Röte ihre Wangen überzog. Sie hatte noch immer das hellblonde feine Haar ihrer Jugend, und ihre porzellanfarbene Haut, die sie sorgfältig vor der Sonne schützte, zeigte kaum Spuren des Alters. Im vergangenen Jahr war sie fünfzig Jahre alt geworden, aber das sah ihr niemand an. Hinter ihrem zarten Äußeren verbargen sich ein starker Wille und enorme Zähigkeit, wenn es darum ging, bestimmte Ziele zu erreichen. »Nein«, erwiderte sie jetzt, »einen Plan kann man das nicht nennen, was ich vorzuschlagen habe.«

»Immerhin hast du einen Vorschlag, das dachte ich mir doch. Also, heraus mit der Sprache!« forderte der Graf seine Frau auf.

»Ich denke«, sagte Rosa nach einigen Sekunden, »daß wir Clarissa und Bernd wieder einmal zusammenbringen müßten – und zwar so, daß es wie Zufall aussieht. Die beiden haben sich seit Jahren nicht gesehen, denn bei ihrem letzten Treffen gab es diesen fürchterlichen Streit. Clarissa war ein bißchen pummelig geworden, sie hatte sich die Haare außerdem raspelkurz schneiden lassen und sah nicht sehr vorteilhaft aus. Bernd hat ihr das auf sehr uncharmante Art ständig unter die Nase gerieben. Außerdem fand er sich damals unwiderstehlich und hat mit seinen Erfolgen – tatsächlichen und eingebildeten – angegeben. Es war eine sehr unerfreuliche Begegnung.«

Sie sah einmal in die Runde und rief erstaunt: »Ja, wißt ihr das denn nicht mehr?«

»Damals war ihr letztes Treffen?« fragte Jakob ungläubig. »Das kann doch nicht sein, Rosa – das ist ja mindestens fünf Jahre her!«

»So ist es. Was ich damit sagen will: Die letzte Erinnerung, die die beiden aneinander haben, ist eine denkbar ungünstige. Und wenn wir, die liebenden Eltern, immer wieder auf die Vorzüge der einen oder des anderen hinweisen, dann lächeln sie natürlich nur mitleidig und nehmen uns nicht ernst. Sie konnten sich damals nicht ausstehen, und wir haben darüber gelacht, weil wir wußten, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das ändern würde. Was wir nicht ahnen konnten war, daß sie sich nach dieser unerfreulichen Begegnung so beharrlich aus dem Weg gehen würden.«

»Wenn das wirklich so ist«, murmelte Graf Albrecht, »dann bin ich dafür, deinem Vorschlag zu folgen und ein Treffen zu arrangieren.«

»Ich auch«, stimmte Jakob zu und wandte sich an seine Frau. »Was ist mit dir, Anina?«

»Ich habe nachgedacht, ob es stimmt, was Rosa behauptet – daß sich die beiden seit fünf Jahren nicht gesehen haben. Und mir fällt tatsächlich kein weiteres Treffen ein. Also bin ich natürlich ebenfalls dafür, Rosas Vorschlag anzunehmen. Aber eins sage ich euch: Es muß wirklich wie Zufall aussehen, sonst stellen die beiden sofort wieder die Stacheln auf.«

Rosa lächelte. »Oh, darüber braucht ihr euch keine Sorgen zu machen! Sofia von Kant veranstaltet zufällig in zwei Wochen einen ihrer berühmten Wohltätigkeitsbasare auf Schloß Sternberg – und sie hat Bernd dazu gebracht, als Auktionator aufzutreten für ein paar wertvolle Stücke, die versteigert werden sollen. Ihr wißt ja, daß er das schon immer gern gemacht hat. In diesem besonderen Fall wird er das zusammen mit dem kleinen Fürsten tun – es soll DIE Attraktion des Basars werden. Wenn ich Sofia einen kleinen Hinweis gebe, daß sie auch für Clarissa eine Aufgabe finden soll, dann tut sie mir diesen Gefallen sicherlich gerne.«

»Du bist genial, Rosa!« stellte Anina mit strahlendem Lächeln fest. Ihre dunklen Augen funkelten vor Vergnügen. Sie wurde jedoch gleich wieder ernst. »Sag mal, der kleine Fürst, kann er denn schon wieder öffentlich auftreten?«

»Ja, Sofia glaubt sogar, daß seine aktive Teilnahme am Basar ihm gut tun wird.«

Sie sprachen von Prinz Christian von Sternberg, der vor einigen Monaten bei einem furchtbaren Unglück beide Eltern verloren hatte – das Fürstenpaar Elisabeth und Leopold von Sternberg. Seitdem war er in die Familie seiner Tante Sofia von Kant aufgenommen worden, die eine Schwester seiner Mutter gewesen war. Sofia, ihr Mann und ihre beiden Kinder hatten schon vorher auf Sternberg gelebt, so daß der kleine Fürst zumindest nicht auch noch sein Zuhause verloren hatte.

»Armer Junge«, murmelte Anina. »Im Alter von fünfzehn Jahren Vollwaise zu werden...«

»Wieso heißt er eigentlich der kleine Fürst?« erkundigte sich Jakob von Bebenburg.

»Ihr müßt meine Wissenslücke entschuldigen, aber ihr kennt euch auf Sternberg alle besser aus als ich.«

»Ach, es gibt verschiedene Erklärungen dafür«, antwortete Graf Albrecht. »Christian und sein Vater waren ein Herz und eine Seele, man sah sie oft zusammen – und irgendwann hatten sie diese Namen weg: der große und der kleine Fürst. Manche behaupten aber auch, Christian werde so genannt, weil sein Vater so groß war. Jedenfalls wird es mit diesem Namen vorbei sein, wenn der Junge erst einmal volljährig ist. Dann ist er der große Fürst – unabhängig von seiner Körpergröße.«

Eine Weile schwiegen alle, dann wandte sich das Gespräch wieder dem bevorstehenden Basar zu. »Ich freue mich schon auf die Gesichter unserer Kinder«, meinte Anina.

Doch Rosa hob warnend die Hand. »Wir sollten dieser Veranstaltung lieber fernbleiben«, entgegnete sie. »Sonst ahnen die beiden doch gleich wieder, daß wir dahinterstecken.«

»Also, das finde ich jetzt aber nicht«, widersprach Jakob, und auch Graf Albrecht schüttelte den Kopf und sagte: »Wir können doch sagen, daß wir Bernds Auftritt als Auktionator nicht verpassen wollen – und was immer Clarissa auf diesem Basar tun wird, ihr könnt sagen, daß ihr sie unterstützen möchtet.«

»Vielleicht«, gab Rosa zu. »Aber am unverdächtigsten wäre es, wenn unsere Kinder uns bitten würden, dabei zu sein.« Die anderen sahen ihr an, daß sie bereits darüber nachdachte, wie das zu bewerkstelligen wäre. Es machte ihr großen Spaß, im Hintergrund ein paar Fäden zu ziehen. Geschadet hatte sie durch ihre Aktivitäten freilich noch niemandem, das lag ihrer Natur ganz fern.

»Dann rede ich also noch einmal mit Sofia«, erklärte sie. »Und dann hoffen wir, daß unsere Kinder endlich erkennen, was wir schon längst wissen.«

»Sie sind füreinander bestimmt!« sagte Anina feierlich.

Auch die beiden Männer nickten. Sie waren sonst mit solchen Aussagen eher zurückhaltend, aber in diesem besonderen Fall gab es für sie keinen Zweifel.

*

Das Telefon riß Clarissa von Bebenburg aus angenehmen Träumen, und so war sie zunächst geneigt, es einfach klingeln zu lassen. Man mußte ja nicht immer und überall verfügbar sein! Sie wollte lieber noch ein bißchen über das nachdenken, was Jean-Pierre am vergangenen Abend zu ihr gesagt hatte: »Nie zuvor habe isch für eine Frau empfunden, was isch für disch empfinde, Chérie!« Allein dieses ›Chérie‹ fand sie unwiderstehlich, und dazu noch sein Akzent...

Das Telefon gab keine Ruhe, und endlich siegte Clarissas Neugier. Allerdings war ihrer Stimme der Unwille wohl noch anzuhören, denn noch bevor sich die Anruferin mit Namen meldete, fragte sie: »Oh, habe ich dich gestört, Clarissa? Dann entschuldige bitte. Hier ist Sofia von Kant, ich kann dich ein anderes Mal anrufen.«

Clarissa beeilte sich, die Bedenken der Baronin zu zerstreuen. »Aber nein, du störst nicht, Sofia. Entschuldige, ich war nur in Gedanken.«

»Bist du sicher? Sonst telefonieren wir lieber zu einem anderen Zeitpunkt, ich wollte dich nämlich um etwas bitten – und bevor ich es riskiere, mir einen Korb zu holen, lege ich jetzt lieber wieder auf.«

Nun war Clarissas Neugier erst recht geweckt. »Aber nein!« rief sie. »Worum wolltest du mich denn bitten?«

»Du hast vielleicht schon gehört, daß wir in zwei Wochen einen Wohltätigkeitsbasar auf Schloß Sternberg veranstalten?«

»Nein«, mußte Clarissa zugeben, »das wußte ich nicht.« Jean-Pierre hatte sie so in Atem gehalten mit seinen Bitten, sie diesem und jenem einflußreichen Menschen vorzustellen, daß sie kaum dazu gekommen war, ihre eigenen Kontakte zu pflegen. Sogar ihre Freundinnen hatte sie vernachlässigt, sich aber damit getröstet, daß das nur eine vorübergehende Phase war. Sie würde alles nachholen, sobald sich Jean-Pierre in deutschen Filmkreisen richtig etabliert hatte. Es war ihr eine Freude, ihm dabei behilflich sein zu können.

»Dann weißt du es also jetzt«, erklärte die Baronin. »Ich möchte dich dazu einladen, Clarissa – dich aber auch bitten, eine Aufgabe zu übernehmen.«

»Ich?« fragte Clarissa verwundert. »Was könnte ich denn schon tun?«

Die Baronin lachte. »Oh, keine Angst, es ist nichts Schlimmes, ich denke, es würde dir sogar Freude bereiten. Du bist eine der bestangezogenen jungen Frauen, die ich kenne. Wir bekommen viele abgelegte Kleidungsstücke gespendet, die aber natürlich nicht besonders attraktiv wirken, wenn sie nur auf einem Bügel hängen. Meine Idee war es, vielleicht eine kleine Modenschau zu veranstalten. Wenn du ein paar Freundinnen mitbringst, die Spaß daran hätten, über einen Laufsteg zu laufen, dann würde ich dir gern die Organisation dieser Modenschau übertragen – und dich natürlich auch bitten, selbst einige Modelle vorzuführen.«

»Sofia!« rief Clarissa überwältigt. »Es wäre mir eine Ehre, das zu tun.« Sie wußte, daß die ›abgelegten Kleidungsstücke‹, von denen die Baronin gesprochen hatte, in der Regel von erstklassiger Qualität waren – nicht selten wurden bei solchen Gelegenheiten auch Ballroben gespendet, die nur ein einziges Mal getragen worden waren. Sie sah sich schon in einer davon über den Laufsteg schweben.

»Dann machst du es also?« fragte Sofia.

»Aber natürlich mache ich es. Sag mir bitte nur noch den genauen Termin, Sofia, den muß ich mir notieren. Ich bin im Augenblick ziemlich viel unterwegs.«

»Beruflich oder privat?« erkundigte sich die Baronin, nachdem sie Clarissa den Termin genannt hatte.

»Beruflich«, erklärte Clarissa nach kurzem Zögern.

Sie hätte Sofia gern von Jean-Pierre erzählt, allerdings nicht am Telefon. Ihre Eltern hatten sich von den Qualitäten des jungen Regisseurs bisher leider nicht überzeugen lassen, dabei war er ohne Zweifel genial. Aber eben auch, wie viele Künstler, manchmal unnahbar und egoistisch. Wären ihre Eltern nicht so voller Ablehnung gewesen, hätte sie gern mit ihnen über die schwierigen Seiten von Jean-Pierres Charakter gesprochen, doch sie wollte ihnen nicht noch mehr Gründe liefern, ihn abzulehnen. Aber vielleicht konnte sie sich auf Sternberg Sofia anvertrauen?