Der kleine Fürst Classic 17 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 17 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Schönes Pferd!" murmelte der große Blonde, der sich neben Friedrich von Kant gestellt hatte. "Man sollte es kaufen." Baron Friedrich, der genau darüber soeben nachdachte, wandte sich dem Mann zu. Seine Augen weiteten sich, als er ihn erkannte. "Jakob!" rief er erfreut. "Ich wußte nicht, daß du auch hier bist." "Ich dagegen", erwiderte Graf Jakob von Munz lachend, "habe mir gedacht, daß wir uns hier treffen würden. Hallo, Fritz!" Die beiden Männer umarmten einander, denn sie hatten sich lange nicht gesehen. Jakob war um einiges jünger als Friedrich, aber sie hatten sich trotz des Altersunterschieds angefreundet. Vor allem einte sie ihre Liebe zu Pferden. Außerdem schätzte Friedrich an dem jungen Grafen, der ein großes Textilunternehmen führte, seine gerade und ehrliche Art. "Du willst diesen Hengst also kaufen?" fragte er. Jakob schüttelte den Kopf, seine blauen Augen blitzten. "Nein, ich habe nur Spaß gemacht, ehrlich. Ich wußte ja, daß du mich noch nicht bemerkt hattest und wollte dich nur auf eine besonders originelle Art und Weise auf mich aufmerksam machen."

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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Leseprobe: Ein Lord für alle Fälle

Lord Cameron liebte die frühen ruhigen Morgenstunden. Schon als Kind war er ein Frühaufsteher gewesen. Damals war er auf seinem Pony durch das Gelände geritten. Sein Großvater Shane MacGregor hatte ihn immer begleitet. Da er wieder in Irland weilte, nahm Lord Cameron diese Gewohnheit wieder auf. Er hoffte, dass in einigen Jahren sein Enkel oder seine Enkelin ihn begleiten würden. Wenn der Lord daran dachte, atmete er immer tief durch. Der Gedanke gab ihm Hoffnung und Stärke, obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stand. Er hatte sich dazu durchgerungen, sich einer Stammzellentherapie zu unterziehen. Seine Tochter Florence und ihr Halbbruder David hatten sich testen lassen, ob sie geeignete Spender wären. Vielleicht würde sich dabei herausstellen, dass David sein Sohn war und damit Florences Bruder. Aber die Verwandtschaftsverhältnisse waren nebensächlich. Für Cameron zählte nur, dass er eine Chance hätte, wieder gesund zu werden, und noch viele glückliche Jahre mit seiner unehelichen Tochter verbringen könnte. Seit sie bei ihm auf MacGregor Manor lebte, stellten sie jeden Tag mehr fest, wie ähnlich sie sich waren. Der frische feuchte Morgenwind wehte ihm ins Gesicht, als er den Weg am Waldrand entlangritt. Von weitem sah er einen Reiter. Er erkannte ihn sofort. Es war Quinn Walsh, sein alter Verwalter, der am Tag zuvor mit seiner Frau Kathy aus dem Ruhestand nach Culraid zurückgekommen war. Sie ritten aufeinander zu, hielten die Pferde an und stiegen ab. »Noch kühl«

Der kleine Fürst Classic – 17 –

Das Geheimnis der schönen Fremden

Wer ist die Unbekannte im Schloßpark?

Viola Maybach

»Schönes Pferd!« murmelte der große Blonde, der sich neben Friedrich von Kant gestellt hatte. »Man sollte es kaufen.«

Baron Friedrich, der genau darüber soeben nachdachte, wandte sich dem Mann zu. Seine Augen weiteten sich, als er ihn erkannte. »Jakob!« rief er erfreut. »Ich wußte nicht, daß du auch hier bist.«

»Ich dagegen«, erwiderte Graf Jakob von Munz lachend, »habe mir gedacht, daß wir uns hier treffen würden. Hallo, Fritz!« Die beiden Männer umarmten einander, denn sie hatten sich lange nicht gesehen.

Jakob war um einiges jünger als Friedrich, aber sie hatten sich trotz des Altersunterschieds angefreundet. Vor allem einte sie ihre Liebe zu Pferden. Außerdem schätzte Friedrich an dem jungen Grafen, der ein großes Textilunternehmen führte, seine gerade und ehrliche Art.

»Du willst diesen Hengst also kaufen?« fragte er.

Jakob schüttelte den Kopf, seine blauen Augen blitzten. »Nein, ich habe nur Spaß gemacht, ehrlich. Ich wußte ja, daß du mich noch nicht bemerkt hattest und wollte dich nur auf eine besonders originelle Art und Weise auf mich aufmerksam machen.«

Sie lachten beide, dann sagte der Baron: »Du warst lange nicht mehr bei uns auf Sternberg. Wir sollten diese Begegnung für eine Verabredung nutzen, Jakob. Wann kommst du?«

»Übernächste Woche«, antwortete Jakob zu Friedrichs nicht geringer Überraschung.

»Mit einer so schnellen Zusage hatte ich jetzt nicht gerechnet«, gestand der Baron.

»Ich hatte ohnehin vor, euch zu besuchen, Fritz. Ich will nämlich tatsächlich ein Pferd kaufen, deshalb schaue ich mir hier schon einmal um.«

»Und dabei bist du auf diesen Hengst gestoßen.« Während seines Gesprächs mit Jakob hatte Friedrich den Hengst, der von seinem Besitzer herumgeführt wurde, nicht aus den Augen gelassen. Keine Einzelheit war ihm entgangen.

Jakob winkte ab. »Ich kaufe meine Pferde nur noch bei dir, das weißt du doch. Du berätst mich gut, und ich kann sicher sein, daß ich das bekomme, was ich haben will. Ich liebe Pferde zwar, aber ich verstehe nicht genug davon. Mich könnte jeder leicht übers Ohr hauen.«

»Das bezweifele ich«, bemerkte Friedrich. Das Tier wurde jetzt aus der Arena geführt, Friedrich folgte ihm mit dem Blick. Er hatte seinen Entschluß gefällt und sagte: »Ich kaufe ihn auch nicht.«

»Wieso nicht?« fragte Jakob verblüfft.

»Er ist sein Geld nicht wert«, erwiderte Friedrich, ohne diese Einschätzung näher zu erklären. Er nahm den Arm des jungen Grafen. »Darf ich dich zum Essen einladen?«

»Gern. Aber willst du denn die anderen Pferde nicht mehr sehen?«

»Nicht nötig. Ich habe schon drei gekauft, das ist eigentlich genug. Nur wenn ich noch etwas ganz Besonderes gefunden hätte...« Er lächelte. »Unsere Pferdezucht auf Sternberg ist sehr erfolgreich. Wir machen das ja noch nicht sehr lange, aber der Verwalter, der Stallmeister und ich sind zu der Überzeugung gelangt, daß wir das ausbauen sollten. Pferde von Schloß Sternberg könnten Zukunft haben.«

»Es freut mich, das zu hören«, sagte Jakob. »Dann werdet ihr mich bald sehr viel häufiger sehen, das kann ich dir jetzt schon versprechen.«

Sie verließen die Auktion und suchten sich in der Nähe ein kleines Restaurant, in dem bereits lebhafter Betrieb herrschte. Nachdem sie sich einen Platz gesucht hatten, der ein wenig abseits lag, so daß sie sich in Ruhe unterhalten konnten, fragte Friedrich: »Was gibt es Neues bei dir, Jakob?«

»Nichts«, antwortete der junge Graf. »Ich bin, zum Leidwesen meiner Eltern, noch immer allein, obwohl ich nächstes Jahr dreißig werde. Sie schwärmen mir jetzt dauernd von Enkelkindern vor, aber sie übersehen dabei, daß ich ihnen keine bescheren kann, wenn mir die richtige Frau noch fehlt.«

»Aber du hattest doch eine Freundin, als wir uns das letzte Mal trafen – seid ihr nicht mehr zusammen?«

Jakob schüttelte den Kopf. »Nein, es hat nicht gepaßt zwischen Mara und mir. Ich mag sie gern, aber mehr ist es nicht, und ich bin nicht zu Kompromissen bereit, Fritz. Entweder, es ist die ganz große Liebe – oder ich bleibe allein.« Er lächelte verlegen. »Natürlich möchte ich gern, daß meine Frau gut aussieht, das wünscht sich ja jeder Mann. Aber mindestens ebenso wichtig ist mir, daß wir uns verstehen, auch ohne daß viele Worte fallen müssen. Ich glaube, jemand hat das mal ›Gleichklang der Seelen‹ genannt. Oder der Herzen. Davon träume ich.«

Der Baron dachte an seine Frau, mit der er seit fast zwanzig Jahren verheiratet war, und im selben Augenblick sagte Jakob: »So, wie es bei dir und Sofia ist – so wünsche ich es mir auch.«

Friedrich lächelte. »Ja, was das betrifft, bin ich wohl ein Glückspilz. Ein Leben ohne Sofia kann ich mir gar nicht vorstellen.«

»Und wie ist das jetzt, seit ihr zu euren beiden Kindern noch ein drittes dazubekommen habt?«

Jakob sprach von Christian von Sternberg, dem kleinen Fürsten, der vor einigen Monaten bei einem Hubschrauberabsturz seine beiden Eltern verloren hatte, das Fürstenpaar Elisabeth und Leopold von Sternberg. Christian war daraufhin von der Familie von Kant aufgenommen worden, denn Friedrichs Frau Sofia war Christians Tante, die Schwester seiner Mutter. Die von Kants hatten auch vorher schon auf Schloß Sternberg gelebt, der Fünfzehnjährige hatte somit seine Eltern, nicht aber auch noch sein Zuhause verloren.

»Wir haben erst neulich darüber gesprochen, Jakob: Wir betrachten Chris jetzt tatsächlich als unseren Sohn – Anna und Konrad waren ja auch vor dem Unglück schon wie Geschwister für ihn. Die drei sind praktisch zusammen aufgewachsen. Er vermißt seine Eltern sehr, jeden Tag besucht er sie auf dem Familienfriedhof – aber er geht erstaunlich gut mit seiner Trauer um. Allerdings ist er viel erwachsener geworden. Man würde nicht glauben, daß er erst fünfzehn ist.« Baron Friedrich verzog ein wenig das Gesicht. »Er macht uns weniger Kummer als Konrad, obwohl der ein Jahr älter ist.«

»Ach, Konny ist auch ein guter Junge, und diese schwierige Phase geht irgendwann vorüber«, erwiderte Jakob tröstend.

»Das sagt Sofia auch immer.«

»Wird Christian noch immer ›der kleine Fürst‹ genannt?« erkundigte sich Jakob.

»Ja, der Name wird ihm wohl bleiben, bis er volljährig ist und die Nachfolge seines Vaters antritt.« Friedrich lächelte. »Es ist ein Kosename, Jakob. Die Leute lieben ihn, wie sie seine Eltern geliebt haben.«

Jakob nickte. »Der große und der kleine Fürst«, sagte er. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, wenn man die beiden zusammen sah: Leo mit seinen einsneunzig, und Chris neben ihm – zuerst wirklich klein, aber von Jahr zu Jahr aufholend...«

Sie wurden durch den Kellner unterbrochen, der kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Danach wandte sich ihr Gespräch anderen Themen zu, und Friedrich dachte wieder einmal, wie angenehm es doch war, sich mit Jakob zu unterhalten. Er freute sich aufrichtig auf den Besuch des jungen Grafen, und er war sicher, daß Sofia und die Kinder diese Freude teilen würden.

*

Der Ort war ihr unbekannt, sie erkannte jedoch, daß er schön war. Vögel sangen, von fern hörte sie ein Lachen und Pferdegetrappel. Dann bellte ein Hund. Ein leiser Wind strich über ihr Gesicht, den sie als angenehm empfand. Ihr Kopf schmerzte. Sie blinzelte in die Sonne, die durch das Blätterdach des Baumes schien, unter dem sie lag und fragte sich, was passiert war, aber es fiel ihr nicht ein.

Erschöpft schloß sie die Augen wieder – und plötzlich saß sie am Steuer ihres Wagens und fuhr über eine dunkle Straße. Doch sie wußte, daß diese Fahrt nicht gut endete, und so riß sie die Augen schnell wieder auf, obwohl sie unendlich müde war. Lieber blieb sie wach unter diesem Baum liegen, als sich im Traum noch einmal an diese Autofahrt zu erinnern.

Wenig später kam die Angst. Sie war hilflos. Wenn jemand sie angriff, konnte sie sich nicht wehren. Oder doch? Sie versuchte, sich aufzurichten, doch mit einem leisen Klagelaut sank sie auf den Boden zurück – ihr Kopf drohte zu platzen.

Sie hob eine Hand und betastete vorsichtig ihre Stirn, die ihr unverletzt zu sein schien. Sie schob die Hand in ihre Haare, erforschte ihre Kopfhaut und stieß bald auf eine Stelle, deren Berührung sie zusammenzucken ließ. Als sie die Hand zurückzog und sie betrachtete, waren ihre Fingerspitzen rot gefärbt.

Daraufhin lag sie ganz still, während sie erneut versuchte, nachzudenken. Was war passiert? Wieso war sie verletzt und lag hier? Und wo befand sie sich überhaupt? Sie war sicher, diesen Ort nie zuvor in ihrem Leben gesehen zu haben. Es mußte ein Park sein oder ein großer Garten.

Wieder ertönte Lachen und Hundegebell, näher dieses Mal. Wenn sie um Hilfe rief, würde man sie finden und ihr vielleicht erklären können, was passiert war. Um Hilfe rufen... Sie schloß erneut die Augen, weil es so anstrengend war, sie längere Zeit offen zu halten. Diesesmal geschah nichts Schlimmes. Sie schlief ein.

*

»Noch einmal, Togo?« rief Christian von Sternberg.

Sein junger Boxer bellte erfreut, und der kleine Fürst tat ihm den Gefallen und schleuderte das Stöckchen von sich, so weit er konnte.

»Das wird langweilig«, befand Anna von Kant, Christians jüngere Cousine. »Laß uns zurückgehen, Chris.«

Er war einverstanden. »Togo hat jetzt auch genug getobt.«

Sie warteten darauf, daß der Boxer zurückkam, doch er ließ sich nicht blicken. »Was hat er denn?« wunderte sich Christian.

»Er ahnt, daß jetzt Schluß ist mit seinem Vergnügen«, vermutete Anna. »Hunde sind schlau, Chris. Er will noch draußen bleiben.«

»Du kannst ja schon mal gehen, wenn es dir zu lange dauert«, schlug Christian vor.

Das aber wollte Anna nicht, also warteten sie weiter. Sie hörten Togo bellen, er schien sich jedoch von ihnen entfernt zu haben. »Vielleicht jagt er ein Kaninchen«, meinte Anna.

»Er klingt aufgeregt, finde ich. Kommst du mit? Vielleicht hat er etwas entdeckt.«

Anna nickte, und so versuchten sie, Togo zu finden. Als der Boxer unvermutet vor ihnen auftauchte, erschraken sie beide.

»Da bist du!« sagte Christian. »Komm, Togo, wir gehen zurück.«

Doch sein Hund, sonst ein Muster an Gehorsam, rannte schon wieder los, laut bellend. Dann blieb er stehen und warf Anna und Christian einen auffordernden Blick zu, bevor er sich erneut in Bewegung setzte.

»Er will uns etwas zeigen«, stellte Anna fest.

Sie liefen nun schneller, angesteckt von der offensichtlichen Erregung des Hundes, der sich ständig nach ihnen umsah, um sich zu vergewissern, ob sie ihm immer noch folgten. Schließlich bog er ab und verschwand.

»Togo!« rief Christian. »Wo bist du denn jetzt?«

Gebell antwortete ihm, gefolgt von Winseln.

»Hoffentlich hat er nichts Ekliges gefunden«, flüsterte Anna. »Ein totes Tier oder so...« Gleich darauf stieß sie einen Schrei aus und blieb stehen, vor Schreck wie erstarrt, denn vor ihnen, unter einem Baum, lag der reglose Körper einer Frau. Togo stand winselnd daneben.

Auch Christian war erschrocken stehengeblieben.

»Meinst du, sie ist tot?« wisperte Anna.

Er antwortete ihr nicht, sondern ging vorsichtig weiter, bis er die Frau besser sehen konnte. daß sie lebte, sah er daran, daß sich ihre Hände bewegten. Außerdem hob und senkte sich ihre Brust. Erleichtert stieß er den Atem aus. »Sie lebt«, sagte er. Dann jedoch entdeckte er, daß Gras und Moos neben dem Kopf der Frau braunrot gefärbt waren. »Aber sie ist verletzt«, setzte er mit gepreßter Stimme hinzu.

»Wer ist sie denn?« fragte Anna. »Ich habe sie noch nie gesehen.«

»Ich auch nicht. Wir müssen schnell Hilfe holen, Anna.«

»Ich gehe und sage Mama Bescheid«, sagte sie schnell, denn um nichts auf der Welt wollte sie mit der Frau allein bleiben.

»In Ordnung, aber beeil dich. Wir brauchen einen Arzt und einen Krankenwagen. Findest du den Platz hier wieder?«

»Sag Togo, daß er mich begleiten soll«, forderte Anna.

Der Boxer begriff schnell, was von ihm verlangt wurde, und setzte sich sofort in Bewegung – Anna hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

Christian setzte sich neben die Frau. Er wußte nicht, was er tun sollte. Daß man Verletzte nicht unsachgemäß bewegen durfte, hatte er in einem Erste-Hilfe-Kurs gelernt – und auch, daß es besser war, sie in die stabile Seitenlage zu bringen, aber er traute sich nicht, sie zu berühren. Wenn er nun etwas falsch machte und ihr damit schadete?

Er betrachtete aufmerksam ihr ebenmäßiges Gesicht mit der hübschen Nase und dem ausdrucksvollen Mund. Ihre dunkelblonden Haare waren lang und glatt, sie lagen auf dem Moos ausgebreitet wie ein Heiligenschein. Sehr groß war sie nicht, wie er feststellte. Ihre Kleidung war sportlich, aber von erstklassiger Qualität – das sprach dafür, daß er keine arme Frau vor sich hatte.