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Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Wer zähmt die schöne Ludovica? "Du bist also ernsthaft in sie verliebt?", fragte Marius von Kleberg seinen Freund Gero von Gahlen. Dieser nickte, freilich mit düsterem Gesicht. "Leider. Aber die Sache ist vollkommen aussichtslos, Marius." "Das sagst ausgerechnet du? Ich kenne keinen größeren Frauenhelden unter der Sonne als dich, Gero!" "Das war vielleicht so, als ich Ludovica noch nicht kannte", entgegnete Gero niedergeschlagen. "Aber seit ich mich in sie verliebt habe, hat sich mein Leben von Grund auf verändert. Ich kann nicht mehr schlafen, ich habe keinen Appetit mehr, und meine Arbeit leidet darunter, dass ich nur noch an sie denken kann." "Ja, aber wo ist denn das Problem?", rief Marius. Er war gerade erst von einer längeren Reise zurückgekehrt und daher noch nicht wieder auf dem Laufenden. "Sag ihr, was du für sie empfindest, und dann wirst du schon sehen, ob sie deine Gefühle erwidert oder nicht." Gero lächelte gequält. "Diese Phase haben wir schon hinter uns, Marius. Wir waren ungefähr zwei Wochen lang sehr verliebt ineinander, ich war buchstäblich im siebten Himmel, obwohl mehrere Leute mich gewarnt haben, mein Glück würde nicht von langer Dauer sein. Und genauso ist es dann ja auch gekommen."
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2020
»Du bist also ernsthaft in sie verliebt?«, fragte Marius von Kleberg seinen Freund Gero von Gahlen.
Dieser nickte, freilich mit düsterem Gesicht. »Leider. Aber die Sache ist vollkommen aussichtslos, Marius.«
»Das sagst ausgerechnet du? Ich kenne keinen größeren Frauenhelden unter der Sonne als dich, Gero!«
»Das war vielleicht so, als ich Ludovica noch nicht kannte«, entgegnete Gero niedergeschlagen. »Aber seit ich mich in sie verliebt habe, hat sich mein Leben von Grund auf verändert. Ich kann nicht mehr schlafen, ich habe keinen Appetit mehr, und meine Arbeit leidet darunter, dass ich nur noch an sie denken kann.«
»Ja, aber wo ist denn das Problem?«, rief Marius. Er war gerade erst von einer längeren Reise zurückgekehrt und daher noch nicht wieder auf dem Laufenden. »Sag ihr, was du für sie empfindest, und dann wirst du schon sehen, ob sie deine Gefühle erwidert oder nicht.«
Gero lächelte gequält. »Diese Phase haben wir schon hinter uns, Marius. Wir waren ungefähr zwei Wochen lang sehr verliebt ineinander, ich war buchstäblich im siebten Himmel, obwohl mehrere Leute mich gewarnt haben, mein Glück würde nicht von langer Dauer sein. Und genauso ist es dann ja auch gekommen.«
»Wie konnten denn andere Leute wissen, wie sich eure Beziehung entwickelt? Entschuldige meine vielen Fragen, aber mir scheint, ich verstehe einfach den Kern der Sache nicht.«
»Vicky, also Ludovica, braucht ihre Freiheit, sie will sich nicht einengen lassen. Sobald sie das Gefühl hat, dass ein Mann es ernst mit ihr meint, trennt sie sich von ihm – bei dem einen passiert das früher, beim anderen später. Von mir hat sie sich getrennt, als ich ihr einen Heiratsantrag gemacht habe.«
»Nach zwei Wochen?«, fragte Marius. »Du hast ihr nach zwei Wochen einen Heiratantrag gemacht? Wieso denn nur? Du kanntest sie doch praktisch überhaupt noch nicht.«
»Ich wusste, dass es für mich keine andere Frau mehr geben würde.« Geros Stimme klang leicht pathetisch.
»Aber wenn du wusstest, dass sie dazu neigt, davonzulaufen, wenn es ernst wird: Wie konntest du ihr dann einen Heiratsantrag machen?«
»Ich dachte natürlich, ich sei die große Ausnahme, Marius! Die berühmte Ausnahme von der Regel!«
Marius schwieg erst einmal, um nichts Unbedachtes zu sagen. Schließlich fragte er vorsichtig: »Und jetzt? Willst du den Rest deines Lebens damit zubringen, dieser Vicky nachzutrauern?«
»Vermutlich«, murmelte Gero.
»Das glaubst du doch selbst nicht!« Marius verlor die Geduld. »Herrje, ausgerechnet du, Gero!«
»Das hast du schon einmal gesagt!« Geros Stimme klang vorwurfsvoll. »Aber du kannst das eben nicht nachvollziehen, du warst ja noch nie in dieser Situation. Ich weiß jedenfalls, was ich fühle. Ich werde sie nie vergessen.«
Marius beschloss, sich zu diesem Thema erst einmal nicht mehr zu äußern. Man musste ein wenig Zeit vergehen lassen und Gero die Gelegenheit geben, sich wieder zu fassen. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen Freund gemacht, denn Gero wollte über nichts anderes reden, als über Gräfin Ludovica von Schönbrunn, genannt Vicky. Er schwärmte von ihrer außergewöhnlichen Schönheit, ihrer stolzen Haltung, ihrer Klugheit, Belesenheit, Vielsprachigkeit, Eleganz; er pries ihren Charme, ihr sicheres Auftreten, und er hätte wohl noch lange so weitergemacht, wenn Marius ihn nicht irgendwann unwirsch unterbrochen hätte: »Es reicht, Gero. Sie ist offensichtlich nicht von dieser Welt, das habe ich jetzt begriffen.«
»Sie hat nur einen einzigen Fehler«, erwiderte Gero. »Sie ist hochmütig, Marius. Niemand ist ihr gut genug, weil sie genau weiß, wie großartig sie ist.«
»Damit gehört sie dann zu der Art von Menschen, die ich meide wie die Pest«, stellte Marius fest. »Ich bin sehr froh, dass ihr kein Paar mehr seid, Gero, denn ich hätte sie mit Sicherheit nicht leiden können, und darüber wäre vielleicht sogar unsere Freundschaft in Gefahr geraten. So, wie es jetzt gekommen ist, ist es eindeutig besser.«
Gero warf ihm einen Blick zu, der Marius an den Hirsch erinnerte, den sein Vater einmal geschossen und tödlich verwundet hatte, als er, Marius, mit ihm auf die Jagd gegangen war. Er hatte seinen Vater kein zweites Mal begleitet, und Jäger war er auch nicht geworden. »Du denkst nur an dich«, klagte Gero, »aber wie es in meinem Inneren aussieht, das kümmert dich überhaupt nicht.«
»Doch, es kümmert mich sogar sehr, aber meine Lebenserfahrung sagt mir, dass du darüber hinwegkommen wirst – nach einiger Zeit. Du musst nur Geduld haben.«
»Geduld, Geduld«, sagte Gero. »Die hilft mir auch nicht weiter. Weißt du übrigens, wer ihr neuestes Opfer ist?«
»Natürlich nicht, woher soll ich das denn wissen?«
»Jo, der arme Kerl. Er hat keine Ahnung, was ihm bevorsteht.«
Johannes von Brahms war einer ihrer Freunde, ein liebenswürdiger, sehr kluger junger Mann.
»Er wird es überleben, genau wie du, Gero. Wollen wir noch einen Wein trinken?«
Gero war einverstanden. Er ließ dem einen Wein noch weitere folgen, so dass Marius ihn schließlich nach Hause fahren musste. Gero lebte allein, mit einer alten Haushälterin, die nur einen Blick auf den jungen Mann warf und dann murmelte: »Und alles nur wegen dieser Hexe! Hätte er sie doch bloß nie kennengelernt!«
Diese Worte gingen Marius noch im Kopf herum, als er die kleine Villa betrat, die er von seiner Großmutter väterlicherseits geerbt hatte und seit ihrem Tod bewohnte. Eins hatte seine Unterhaltung mit Gero jedenfalls bewirkt: Er war auf diese Gräfin Ludovica neugierig geworden.
*
»Du kannst jeden haben, Vicky, aber keiner ist dir gut genug«, stellte Alina von Schönbrunn fest, während sie ihrer Cousine Ludovica dabei zusah, wie sie verschiedene Hüte aufprobierte.
»Ja, und? Ist das schlimm?« Ludovica drehte sich zu Alina um. »Ich will eben den Besten.«
Alina seufzte. »Den gibt es doch gar nicht. Einer sieht blendend aus, dafür ist er nicht ganz so humorvoll. Der nächste hat Humor, ist aber nicht ehrlich und auch nicht ganz so schön. Menschen ohne Fehler gibt es nicht – du selbst hast schließlich auch welche. Ich verstehe nicht genau, was du eigentlich suchst.«
Ludovica schleuderte den Hut, den sie gerade in der Hand hielt, in einen Sessel und setzte sich neben ihre Cousine. Ihr ebenmäßiges Gesicht wurde von ausdrucksvollen dunklen Augen beherrscht, über die sich feine dunkle Brauen wölbten. Ihre Nase war schmal und gerade, ausgeprägte Wangenknochen gaben ihren Zügen etwas Eigenwilliges, Unverwechselbares. Ihren Mund mit den vollen Lippen konnte sie, wenn ihr etwas nicht gefiel, unwillig zusammenpressen, bis er kaum mehr als ein Strich war. In diesem Moment aber waren ihre Züge weich und offen. Alina war ihre Vertraute, die beiden Cousinen gingen wie Schwestern oder gute Freundinnen miteinander um.
Warum Ludovica, die sonst keine Freundinnen hatte, sich ausgerechnet mit Alina so gut verstand, darüber machte diese sich keine Illusionen: Sie stellte keine Gefahr für ihre Cousine dar. Alina war zwar hübsch, aber nicht schön. Sie war eine angenehme Erscheinung, dunkelhaarig wie Ludovica, doch nach ihr drehte sich auf der Straße niemand um, und wenn sie einen Raum betrat, wandten nicht alle Anwesenden die Köpfe, um sie bewundernd anzustarren. So aber erging es Ludovica, wo auch immer sie sich befand.
»Ich weiß auch nicht genau, was ich suche, Alina«, sagte Ludovica jetzt ganz freimütig. »Aber Männer, die mir praktisch aus der Hand fressen, kann ich doch nicht ernst nehmen!«
»Du meinst, dir müsste jemand Widerstand entgegensetzen?«, fragte Alina.
»Ja, so etwas in der Art«, murmelte Ludovica. »Wenn man zu viel bewundert wird, langweilt man sich. Ich kann diese Blicke von Männern, die mich anbeten, allmählich nicht mehr sehen.«
»Deine Probleme möchte ich haben«, erklärte Alina. »Ich wünschte, ich könnte mal so richtig baden in anbetenden Männerblicken – so wie du. Stattdessen übersehen sie mich einfach, jedenfalls wenn du in der Nähe bist.«
»Tut mir leid«, behauptete Ludovica, doch das entsprach, wie Alina genau wusste, nicht der Wahrheit.
Sie trug es mit Gelassenheit. Oder besser: Bisher hatte sie es mit Gelassenheit getragen. Doch das sah jetzt anders aus, seit ihr auf dem letzten Ball Johannes von Brahms vorgestellt worden war ...
»Ich treffe mich jedenfalls heute mit Jo«, sagte Ludovica in ihre Gedanken hinein.
Alinas Herz machte einen Satz. »Mit welchem Jo denn?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort wusste.
»Johannes von Brahms. Er ist immerhin klug und langweilt mich nicht mit irgendwelchen Geschichten von seiner letzten Reise. Ich mag ihn.«
»Und er betet dich wahrscheinlich an und landet bald da, wo all deine Verehrer über kurz oder lang landen«, stellte Alina fest. Sie hoffte, dass ihr nicht anzumerken war, wie sehr es sie traf, dass auch der Mann, den sie von Anfang an attraktiv gefunden hatte, zu den Verehrern ihrer Cousine zählte.
»Ja, sicher«, bemerkte Ludovica gelangweilt. »Verlieben könnte ich mich nie in ihn.«
»Warum gehst du dann mit ihm aus und machst ihm Hoffnungen, Vicky? Man spielt nicht mit den Gefühlen anderer Menschen!« Alina war unversehens heftig geworden, das hatte sie nicht unbedingt vorgehabt. Erschrocken verstummte sie.
Ludovicas Blick war voll grenzenloser Überraschung. »Ich spiele doch überhaupt nicht!«, sagte sie. »Ich finde den Mann nett, also gehe ich mit ihm aus. Mehr hat das nicht zu bedeuten.«
»Weiß er das auch?«
»Ich kann nicht in seinen Kopf sehen«, erklärte Ludovica und stand auf zum Zeichen dafür, dass sie das Gespräch nicht fortzusetzen wünschte. Kritik war sie nicht gewohnt. Sie ließ sich von Alina zwar einiges sagen, aber es gab Grenzen. Dennoch fühlte sie sich genötigt, noch einen Satz zu ihrer Verteidigung anzufügen: »Die Männer sind alle erwachsen, Alina, ich zwinge ja niemanden, mit mir auszugehen – und ich spiele auch niemandem Gefühle vor, die ich nicht habe.«
Alina biss sich auf die Lippen, sie wollte nichts mehr erwidern. Jede Fortsetzung ihres Gesprächs hätte unweigerlich zu einem Streit geführt – zu einem fruchtlosen Streit. Ludovica würde sich niemals ändern. Entweder sie akzeptierte das oder sie musste ihr die Freundschaft kündigen – doch dafür hatte sie ihre Cousine viel zu gern, all ihren Fehlern zum Trotz.
*
»Ich höre, man sieht dich mit Gräfin Ludovica«, sagte Olga von Brahms, als ihr Enkel Johannes sie eines Sonntags besuchte.
»Ja, ich war einige Male mit ihr essen«, erwiderte er. Als sie daraufhin schwieg, beugte er sich vor und griff nach ihren Händen. »Großmama, was ist los? Du hast doch etwas auf dem Herzen. Heraus damit.«
»Ich mache mir Sorgen um dich, das ist alles«, erklärte sie. »Die Gräfin hat einen ... gewissen Ruf, das weißt du hoffentlich?«
Er lächelte. »Du meinst den Ruf, dass sie alle Männerherzen bricht?«
»Ja«, antwortete sie mit Nachdruck. »Ich will nicht, dass sie dich unglücklich macht. Natürlich ist sie sehr schön, und ich verstehe, warum sie eine so große Anziehungskraft auf Männer ausübt, aber …«
Er unterbrach sie. »Ich habe nicht die Absicht, mich in sie zu verlieben, Großmama.«
Ihr Blick hätte erstaunter nicht sein können. »Du bist noch gar nicht in sie verliebt?«
»Nein, bin ich nicht. Ich finde sie attraktiv, das ist richtig, aber wenn ich ehrlich sein soll: Ich mag ihre Arroganz nicht. Sie denkt, dass sie allen überlegen ist – und Männer nimmt sie sowieso nicht ernst. Aber sie kann sehr amüsant sein, und deshalb habe ich die Abende mit ihr in guter Erinnerung.«
»Ach«, sagte Olga, »und ich dachte, ich müsste dich warnen.«
»Nein, musst du nicht. Außerdem werden wir uns nicht mehr treffen, es ist nämlich ein neuer Verehrer am Horizont aufgetaucht, der sich mächtig ins Zeug legt, und ich habe deshalb beschlossen, mich unauffällig zurückzuziehen. Sie wird es gar nicht merken, schätze ich.«
»Da bin ich aber froh!«, rief Olga. »Wenn du wüsstest, wie beunruhigt ich war, als ich las, dass man euch zusammen gesehen hat.«
»Das ist auch so ein Punkt«, sagte Johannes. »Wo sie geht und steht, wird sie fotografiert – das wäre nichts für mich, Großmama. Du weißt, ich brauche meine Ruhe.«
Sie sah ihn forschend an. »Warum bist du denn überhaupt mit ihr ausgegangen, Jo?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es hat sich eher so ergeben«, antwortete er nach kurzem Nachdenken. »Ich glaube, sie hatte gerade nichts Besseres vor, und ich war in der Nähe – so ähnlich war das. Und ich hatte auch gerade nichts Besseres vor, außerdem war ich neugierig, wie sie wirklich ist. Man erzählt sich ja viele Geschichten über sie. Also, vergiss Ludovica, ja?«
»Gern«, antwortete Olga und fügte dann beiläufig hinzu: »Sie hat eine ganz reizende Cousine, hast du die auch kennengelernt?«
»Nein, nicht dass ich wüsste«, erklärte Johannes.
»Alina heißt sie.«
»Warte mal, warte mal – da war eine Alina, jetzt erinnere ich mich. So eine Zierliche mit einem runden Gesicht. Auch dunkelhaarig, aber sonst hatte sie überhaupt keine Ähnlichkeit mit Ludovica.«
»Das war sie! Ihr seid also nicht miteinander ins Gespräch gekommen?«
»Nein, irgendwie hatte ich plötzlich Ludovica neben mir, und dann habe ich mich nur noch mit ihr unterhalten. Aber ich erinnere mich jetzt wieder an Alina.« Sie hatte ihn angelächelt, auf eine scheue, aber auch ein wenig spöttische Weise – und dann war sie verschwunden. Fragend sah er seine Großmutter an. »Wenn ich mit Alina ausginge, hättest du also nichts dagegen – obwohl es dieselbe Familie ist?«
»Das ist doch keine Frage der Familie!«, rief Olga. »Es ist eine Frage des einzelnen Menschen, Jo.«
Als er auf dem Heimweg war, nahm er sich fest vor, seine Bekanntschaft mit Alina von Schönbrunn beim nächsten Mal zu vertiefen. Es kam selten genug vor, dass seine Großmutter Sympathie für eine junge Frau äußerte – wenn sie es dann doch einmal tat, musste das ja seine Gründe haben.
*
»Alle fertig?«, fragte Baron Friedrich von Kant. »Können wir abfahren?«
»Konny fehlt noch«, antwortete Baronin Sofia nervös. »Dabei habe ich ihm gesagt, dass wir uns pünktlich auf den Weg machen müssen.«
»Konny ist doch immer unpünktlich«, stellte die dreizehnjährige Anna von Kant fest. »Das wisst ihr doch, Mama und Papa!«
Christian von Sternberg, Sofias Neffe und zugleich Cousin von Anna und ihrem älteren Bruder Konrad, ging zurück zum Hauptportal von Schloss Sternberg. »Ich sehe mal nach, wo er bleibt.«
»Ich bitte Sie, Prinz Christian, das kann ich doch übernehmen«, sagte Eberhard Hagedorn, langjähriger Butler auf Sternberg – und einer der besten Butler der Welt.