Der kleine Fürst Classic 8 – Adelsroman - Viola Maybach - E-Book

Der kleine Fürst Classic 8 – Adelsroman E-Book

Viola Maybach

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Beschreibung

Viola Maybach´s Topseller. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen. Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Der zur Waise gewordene angehende Fürst Christian von Sternberg ist ein liebenswerter Junge, dessen mustergültige Entwicklung zu einer großen Persönlichkeit niemanden kalt lässt. Viola Maybach blickt auf eine stattliche Anzahl erfolgreicher Serien zurück, exemplarisch seien genannt "Das Tagebuch der Christina von Rothenfels", "Rosenweg Nr. 5", "Das Ärztehaus" und eine feuilletonistische Biografie. "Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. "Isa", rief Johannes Schmal erschrocken, "du hättest nicht herkommen sollen! Wenn dich nun jemand gesehen hat?" Die schmale junge Frau mit den langen dunkelblonden Haaren und dem frischen, offenen Gesicht war außer Atem. "Mich hat niemand gesehen, Jo!" versicherte sie. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn eilig in den kleinen Pavillon, hinter dem er das letzte Laub zusammengerecht hatte, bis sie so plötzlich aufgetaucht war. Sie umschlang ihn mit beiden Armen, ihr Kuß war stürmisch. Wie hätte er ihr widerstehen sollen? Zu Beginn zögerte er noch, wollte sie sanft zurückschieben, ihr noch einmal sagen, wie unvorsichtig es war, sich hier zu küssen, wo nur zufällig jemand vorbeikommen mußte, um sie zu sehen. Aber er war jung und sehr verliebt, die Leidenschaft war stärker als er, und so erwiderte er ihre Küsse und hielt sie so fest in den Armen, als wollte er sie nie wieder loslassen. "Ich hatte solche Sehnsucht nach dir", flüsterte sie. "Ich konnte einfach nicht länger warten, Jo! Du bist doch nicht böse?" Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem erhitzten Gesicht. "Dir könnte ich niemals böse sein, Isa", sagte er weich. "Niemals. Ich liebe dich mehr als mein Leben."

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Seitenzahl: 116

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Leseprobe: Bill Regan in Not!

Brenda Duffy stand auf. Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu und schüttelte den Kopf. »Mein lieber Pat, ich dachte, du wolltest reden? Hat dich der Mut verlassen?« »Nein, mich hat keineswegs der Mut verlassen. Mich zerreißt es innerlich. Ich habe Bill geschworen, niemandem etwas zu erzählen. Er hat Angst. Ja, ich gestehe, mir ist es auch nicht wohl dabei. Zu viele Cottages in Culraid sind abgebrannt. Alle sagen, es kann nur Brandstiftung gewesen sein.« »Unser Haus mit dem Pub ist eines der ältesten Häuser im Dorf. Es war immer im Besitz der Duffys. Ich habe meinem Großvater und meinem Vater vor ihrem Tod geschworen, dass ich alles tun werde, es für künftige Generationen zu erhalten.« Brenda rollte die Augen. »Pat Duffy, höre mit der alten Geschichte auf! Wenn es so weitergeht mit Culraid, dann steht viel mehr auf dem Spiel. Dann wird es nichts Altes und Schönes mehr geben. Dem Himmel sei Dank, dass Cameron aus Schottland herübergekommen ist. Er ist der Einzige, der hier wieder Ordnung schaffen kann.

Der kleine Fürst Classic – 8 –

Du darfst ihn nicht heiraten!

…denn diese Liebe ist unmöglich, Isabelle

Viola Maybach

»Isa«, rief Johannes Schmal erschrocken, »du hättest nicht herkommen sollen! Wenn dich nun jemand gesehen hat?«

Die schmale junge Frau mit den langen dunkelblonden Haaren und dem frischen, offenen Gesicht war außer Atem. »Mich hat niemand gesehen, Jo!« versicherte sie. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn eilig in den kleinen Pavillon, hinter dem er das letzte Laub zusammengerecht hatte, bis sie so plötzlich aufgetaucht war. Sie umschlang ihn mit beiden Armen, ihr Kuß war stürmisch.

Wie hätte er ihr widerstehen sollen? Zu Beginn zögerte er noch, wollte sie sanft zurückschieben, ihr noch einmal sagen, wie unvorsichtig es war, sich hier zu küssen, wo nur zufällig jemand vorbeikommen mußte, um sie zu sehen. Aber er war jung und sehr verliebt, die Leidenschaft war stärker als er, und so erwiderte er ihre Küsse und hielt sie so fest in den Armen, als wollte er sie nie wieder loslassen.

»Ich hatte solche Sehnsucht nach dir«, flüsterte sie. »Ich konnte einfach nicht länger warten, Jo! Du bist doch nicht böse?«

Zärtlich strich er ihr die Haare aus dem erhitzten Gesicht. »Dir könnte ich niemals böse sein, Isa«, sagte er weich. »Niemals. Ich liebe dich mehr als mein Leben.«

Glücklich schmiegte sie sich an ihn. »Und ich liebe dich, Jo! Niemand wird uns jemals trennen können.«

Ein Schatten glitt über sein Gesicht, den sie nicht sah, da sie die Augen geschlossen hielt. Nun schob er sie doch von sich. »Geh jetzt wieder, Isa. Es ist zu gefährlich.«

Ein letzter Kuß noch, ein letztes ›Ich liebe dich‹, dann huschte Isabelle von Veldern hinaus und lief auf verschlungenen Wegen zu der großen Villa zurück, die sie mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Antonia bewohnte.

Johannes wartete einen Augenblick, dann verließ auch er den Pavillon, schloß sorgfältig die Tür hinter sich und setzte seine Arbeit fort. Es waren kaum zwei Minuten vergangen, als plötzlich Isabelles Vater auftauchte, Carl Freiherr von Veldern. »Ach, da sind Sie ja, Jo«, sagte er betont beiläufig.

Es entging Johannes nicht, daß die Augen seines Arbeitgebers suchend umherhuschten. Ihm wurde heiß. Ahnte Carl von Veldern etwas von seiner Beziehung zu Isabelle? Er zwang sich, äußerlich völlig gelassen zu bleiben, obwohl alles in ihm bebte. Die Furcht vor Entdeckung begleitete sie, seit sie sich das erste Mal ihre Liebe gestanden hatten, Isabelle und er. Ihre Eltern waren sehr konservativ eingestellt – niemals hätten sie einer Verbindung ihrer Jüngsten mit einem Gärtner zugestimmt.

»Viel ist es jetzt nicht mehr«, sagte er in ruhigem Tonfall und wies auf das Laub. »Ich dachte mir, daß ich bald anfangen sollte, Pläne fürs Frühjahr zu machen und die Geräte zu warten.«

Carl von Veldern hatte sich endlich davon überzeugt, daß niemand in der Nähe war. »Ich suche Isabelle. Sie haben sie nicht zufällig gesehen?« fragte er.

»Ich meine, daß ich sie vorhin durch den Park hätte laufen sehen«, erwiderte Johannes und fragte sich, woher er die Kaltblütigkeit für diese Aussage nahm. Er war kein guter Lügner, schon in der Schule war er sofort aufgefallen, wenn er einmal die Unwahrheit gesagt hatte – und jetzt stand er hier und log Carl von Veldern dreist ins Gesicht... Ihm wurde flau im Magen.

»Aha«, murmelte der Freiherr. »Nun gut, ich werde sie schon finden.« Er nickte Johannes noch einmal zu und spazierte zurück zur Villa.

Johannes nahm seine Arbeit sofort wieder auf, ohne noch einmal den Blick zu heben. Sah sich Carl von Veldern nach ihm um? Beobachtete er ihn, ob er sich auffällig und verdächtig verhielt? Nicht denken, befahl er sich, mach einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Es IST ja nichts geschehen.

Noch nicht.

Ihm wurde klar, in welcher Gefahr sie heute gewesen waren. Wäre Isa nur ein bißchen später gegangen... Er schloß kurz die Augen, denn was dann geschehen wäre, mochte er sich nicht ausmalen. Ihre Situation war ausweglos, das wußten sie beide. Es gab keine gemeinsame Zukunft für sie. Aber allein der Gedanke an eine Trennung brach ihm schier das Herz, und er wußte, daß es Isabelle genauso erging.

Er konnte seine Arbeit beenden, ohne noch einmal gestört zu werden. Sie mußten in Zukunft noch sehr viel vorsichtiger sein, das wurde ihm klar. Offenbar hatte Carl von Veldern Verdacht geschöpft, und das war gefährlich. Er mußte Isabelle warnen.

Als er zu seinen Kollegen zurückkehrte, die mit anderen Arbeiten beschäftigt gewesen waren, blieb er wortkarg. Sie zogen ihn auf, einer sagte sogar: »Du hast wohl Liebeskummer, was, Jo?« Die anderen lachten lauthals, sie hielten das für einen guten Witz.

Johannes zwang sich, in ihr Lachen einzustimmen. Ihr habt ja keine Ahnung, dachte er.

*

»Wo sind die Kinder?« fragte Baron Friedrich von Kant, als er seine Frau Sofia begrüßt hatte. Er setzte sich zu ihr in die gemütliche Bibliothek auf Schloß Sternberg, wo sie vor dem Kamin saß und bei seinem Eintreten gedankenverloren in die züngelnden Flammen des Kamins gestarrt hatte.

»Auf dem Dachboden«, antwortete sie. »Zumindest Anna und Christian. Konny ist wieder mal mit Freunden unterwegs.«

»Auf dem Dachboden?« fragte er verwundert. »Warum denn das?«

Sie schenkte ihm eine Tasse Tee ein, bevor sie nachdenklich antwortete: »Ich glaube, es war Christians Idee. Seit dem Tod seiner Eltern interessiert er sich sehr für die Familiengeschichte. Und als ich erwähnte, daß da oben noch einige Kisten stehen, in denen sich Dokumente befinden, die eigentlich dringend archiviert werden müßten, hat er gesagt, die würde er sich gerne einmal ansehen. Anna hat sich ihm sofort angeschlossen.«

Friedrich setzte die Teetasse ab und griff nach der Hand seiner Frau. »Du machst dir Sorgen, daß Christian sich wieder in seine Trauer vergraben könnte, wenn er alte Briefe liest und Familiendokumente sichtet?«

Sie nickte stumm. Prinz Christian von Sternberg war ihr Neffe, der Sohn ihrer kürzlich gemeinsam mit ihrem Mann Leopold bei einem schrecklichen Unglück ums Leben gekommenen Schwester Fürstin Elisabeth von Sternberg. Seit dem Tod seiner Eltern lebte der Fünfzehnjährige in der Familie von Kant, bei Sofia, ihrem Mann und ihren beiden Kindern Anna und Konrad. Diese waren schon vorher wie Geschwister für ihn gewesen, denn sie wohnten mit ihren Eltern schon lange ebenfalls auf Schloß Sternberg.

»Laß ihn gewähren«, sagte Friedrich nach kurzem Nachdenken. »Vielleicht hilft ihm die Familiengeschichte sogar.«

»Aber er reißt die Wunden doch nur immer wieder von neuem auf!«

»Das wissen wir nicht. Wenn es ihm selbst ein Bedürfnis ist, dann sollten wir das respektieren.«

Sie nickte endlich, wenn auch noch immer nicht ganz überzeugt. »Der kleine Fürst«, murmelte sie. »Weißt du noch, wann jemand ihn das erste Mal so genannt hat?«

Friedrich schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann mich nicht daran erinnern.« Er lächelte. »Ob er wohl noch immer so heißen wird, wenn er volljährig und damit zum Nachfolger seines Vaters wird?«

»Am Anfang vielleicht, aber dann nicht mehr. Neulich hat er mir erzählt, daß es ihn zuerst gekränkt hat, so genannt zu werden.«

»Warum?«

»Na, weil er tatsächlich noch klein war, und das wollte er natürlich nicht sein. Aber jetzt empfindet er den Namen eher als Ausdruck von Zuneigung, und ich glaube, so ist er auch gemeint.«

»Der kleine und der große Fürst«, sagte Friedrich, während er den Kopf zurücklegte. »Ich sehe sie noch vor mir, Leopold und Christian, wie sie nebeneinander über den Schloßhof gelaufen sind, Sofia. Es ist mir nach wie vor unvorstellbar, daß sie das nie wieder tun werden.«

Er hörte einen erstickten Laut neben sich und hielt erschrocken inne. »Entschuldige«, sagte er reumütig.

Sofia wischte sich rasch eine Träne aus dem Augenwinkel. »Du weißt doch, wie sehr ich Lisa vermisse«, erwiderte sie leise. »Leopold auch, aber Lisa noch mehr.«

»Ihr seid ja auch zusammen aufgewachsen.«

»Wenn ich von ihr träume, denke ich im Traum immer: ›Sie ist ja noch da, wir können miteinander reden, lachen, weinen‹ – dann wache ich auf und begreife, daß sie fort ist. Für immer.«

Er hielt ihre Hand und drückte sie. Eine Weile schwiegen sie beide, sie sahen nur den tanzenden Flammen zu. Dann machte Friedrich einen vorsichtigen Versuch, das Thema zu wechseln. »Wir brauchen einen weiteren Gärtner«, sagte er. »Nicht sofort, aber bald.«

Sie ließ sich tatsächlich ablenken, er war froh darüber. »Warum?« fragte sie verwundert.

»Weil die, die wir haben, die Arbeit nicht mehr schaffen können. In Schloßnähe sieht der Park gut aus, aber etwas weiter hinten ist viel Arbeit liegen geblieben. Ich wußte das eigentlich, aber wir hatten genug anderes zu tun, so habe ich es zwischendurch immer wieder aus den Augen verloren.«

Sofia beugte sich zu ihrem Mann hinüber, gab ihm einen Kuß und stand auf. »Du findest sicher jemanden«, sagte sie zuversichtlich. »Ich habe noch einiges mit Frau Falkner zu besprechen, wegen der Einkäufe für die kommende Woche. Bis später, Fritz.«

Er sah ihr nach, froh darüber, daß sie zu ihrer üblichen Tatkraft zurückgefunden hatte. Dann trank er eine weitere Tasse Tee und verließ die Bibliothek ebenfalls.

*

»Wir können das unmöglich alles durchgucken«, sagte die dreizehnjährige Anna von Kant frustriert zu ihrem zwei Jahre älteren Cousin Christian von Sternberg.

Er nickte nachdenklich. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß es so viel ist, Anna. Aber es ist doch blöd, daß das alles hier oben auf dem Dachboden steht.«

»Wieso tut es das eigentlich, wenn es doch so eine Art Familienarchiv ist? Sollte es nicht besser in der Bibliothek untergebracht sein?«

»Doch, das finde ich auch.«

Togo, Christians junger Boxer, war ebenso bei ihnen wie Mimi, Annas kleine graue Katze. Die beiden hatten sich zum Glück vom ersten Augenblick an gut verstanden. Jetzt lagen sie dicht nebeneinander auf dem Boden und dösten.

Anna und Christian wurden erst auf Eberhard Hagedorn aufmerksam, als Togo sich plötzlich aufrichtete und die Ohren spitzte. Die Dielen knarrten, als der Butler sich näherte und lächelnd sagte: »Ich dachte mir, Sie brauchen sicherlich eine Stärkung.« Er trug ein Tablett mit einer Kanne heißer Schokolade und einer Schale Gebäck.

»Herr Hagedorn!« rief Anna. »Ich dachte zuerst, Sie sind ein Geist.«

»Für einen Geist bin ich nicht durchsichtig genug, Baronin Anna. Und ich glaube, bei einem Geist knarren auch die Dielen nicht. Bitte, greifen Sie zu.« Sogar an einen Leckerbissen für Togo und Mimi hatte er gedacht, auf den die beiden sich umgehend stürzten.

»Wissen Sie, warum diese Kisten mit den Familiendokumenten hier oben stehen, Herr Hagedorn?« fragte Christian.

»O ja, das weiß ich sogar sehr gut«, antwortete der Butler, der schon seit Jahrzehnten auf Schloß Sternberg in Diensten stand. »Diese Kisten sind erst vor einigen Jahren hierher gebracht worden, weil Ihr Herr Vater, Prinz Christian, Interesse daran hatte, die Geschichte seiner Familie von einem Fachmann aufschreiben zu lassen.« Eberhard Hagedorn räusperte sich. »Er suchte nach jemandem, der diese anspruchsvolle Aufgabe übernehmen könnte. Dann sollten alle Kisten nach unten in die Bibliothek gebracht, und die einzelnen Dokumente ordentlich archiviert werden.« Wieder räusperte er sich. »Aber dazu ist es dann… ja nicht mehr gekommen.«

Christian hatte ihm atemlos zugehört. »Das wußte ich nicht!« sagte er. »Meinen Sie, es würde meinem Vater gefallen, wenn ich jemanden suche, der diese Arbeit übernimmt?«

»Ich denke schon, daß ihm das gefallen würde«, erklärte der Butler. »Aber stellen Sie sich das nur nicht zu einfach vor, Prinz Christian. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Bewerber dafür gab es genug, aber keiner schien Ihrem Vater geeignet zu sein. Denn eine solche Arbeit bringt es natürlich mit sich, daß sich derjenige, der sie übernimmt, monatelang hier aufhalten muß, um alles zu sichten.«

»Ach so«, murmelte Christian. »Wir haben erst in eine Kiste geguckt. Da sind lauter Briefe drin, die wir nicht lesen können, weil sie in so einer komischen Schrift geschrieben sind.«

»Sütterlin«, lächelte Eberhard Hagedorn. »Das ist die altdeutsche Schrift, so wurde früher geschrieben.«

Anna und Christian staunten, das hatten sie nicht gewußt.

»Fotos haben wir auch gefunden«, erzählte Anna. Sie holte eins aus der Kiste und zeigte es ihm.

»Ach!« rief Eberhard Hagedorn. »Das ist Ihre Urgroßtante, Prinz Christian, Fürstin Clementine. Sie starb kurz nach ihrem Mann, dem früheren Fürsten Carl von Sternberg. Da sie keine Kinder hatten, wurde Ihr Urgroßvater, Carls Bruder Wilhelm, neuer Fürst.«

Christian betrachtete verwundert das Foto. »Wir haben doch auch Fotoalben unten«, sagte er, »und eine Ahnengalerie an der Treppe. Aber ich kann mich nicht erinnern, sie schon einmal gesehen zu haben.«

»Doch, doch«, versicherte der Butler. »Das ist Fürstin Clementine, ganz sicher. Und sie hängt auch unten an der Treppe – allerdings in ihren späteren Jahren. Dies hier ist sie als junges Mädchen.«

»Aber Sie können sie doch nicht gekannt haben, Herr Hagedorn, so alt sind Sie ja noch gar nicht!«

»Fürstin Clementine starb ein Jahr, nachdem ich hierher nach Sternberg gekommen war. Das war vor über vierzig Jahren, ich war gerade zwanzig Jahre alt geworden, sie war Anfang Siebzig, wenn ich mich nicht irre. Damals war Ihr Herr Vater noch gar nicht auf der Welt, Prinz Christian.«