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Dem wundersamen Kontinent Groncor steht Krieg bevor. Die verschiedensten Völker hegen einen furchtbaren Groll gegen die Zwerge und ihren Tyrannenkönig. Daher gehen die Orks und der junge Häuptling Badabem Klingensturz ein Bündnis mit diesen Völkern ein, um die Zwerge zu besiegen. Doch die Waldtrolle im Norden werden zu einer immer größeren Bedrohung und ein finsterer Hexenmeister nutzt Chaos und Krieg aus, um seinen eigenen Racheplan zu verwirklichen.
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Seitenzahl: 304
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Impressum
Deutsche Erstauflage
Der Krieg um Groncor August 2022
© Copyright by Lukas Szabo
Herausgeber: Lukas SzaboLochererweg 15F6330 Kufstein / Österreich
Lektorat: Sandra Krichling – www.text-theke.com
Covergestaltung: Anthony Chinedu
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
und Vervielfältigung – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Autors
gestattet. Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor.
Schweißperlen rannen über die Stirn des jungen Orkhäuptlings Badabem Klingensturz. Glitzernd hoben sie sich ab auf seiner dunkelgrauen Haut. Zwischen seinen Augen hatten sich tiefe Furchen gebildet. Angespannt wartete er mit seinem treusten Berater, Hexenmeister Draghtar Schwarzhaupt, auf die Ankunft des Koboldanführers Kraz Wechselbart. Hinter ihnen befand sich eine gewaltige, steinerne Burg und neben ihnen ragte ein riesiger, dunkler Holzturm empor, der den beiden etwas Schatten spendete, während die Mittagssonne Hitze verbreitete.
Badabem fragte beunruhigt: „Seid Ihr sicher, dass er noch auftauchen wird?“
Dragthar antwortete daraufhin: „Natürlich, er ist doch kein Dummkopf. Wir haben ihm und seinem Volk viel zu viel Kupfer geboten, als dass er sich dieses Treffen einfach so entgehen lassen würde.“
Badabem senkte den Kopf und schaute auf seine extra für ihn angefertigten Steinstiefel. Grübelnd fasste er sich durch sein schwarzes, schulterlanges Haar. Der Ork hoffte, dass die anderen Anführer genauso einsichtig sein würden wie sein Volk, damit sie gemeinsam die Tyrannei des Zwergenkönigs beenden könnten.
Badabem trug einen prunkvollen, bastfarbenen Federschmuck und eine Rüstung, die aus einem besonderen grauen Stein angefertigt worden war. Er hatte ein recht dickes Gesicht mit einem breiten Kinn. Wie die meisten Orks war auch er gut gebaut, hatte kleine Ohren und spitze, weiße Zähne, die im Kontrast standen zu seiner dunkelgrauen Haut.
Dragthar fuhr fort: „Seid unbesorgt, Häuptling, seht, dort kommt er schon.“ Der Hexenmeister zeigte mit seinem Finger nach vorne. Ein riesiger Heißluftballon landete auf dem Orkgelände. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht spazierte der Koboldfürst Kraz auf den Turm zu. Zu seiner Rechten folgte ihm ein hagerer Koboldoffizier. Beide trugen eine braune Lederrüstung, jedoch hatte Kraz noch einen Brustschutz aus reinem Kupfer an.
Der Häuptling trat vor ihn und sprach: „Grüße, ich bin Häuptling Badabem Klingensturz, Anführer der Orks.“
Der Koboldfürst hatte für seine Rasse einen recht athletischen Körperbau und seine Gesichtshaut schimmerte hellgelb in der Sonne. Dennoch würde er mit seiner Stirn gerade mal Badabems Bauchnabel erreichen.
Kraz zog eine Augenbraue hoch. Spöttisch sagte er: „So so, na ja, ich bin Fürst Kraz Wechselbart, Anführer der Kobolde, und mein Begleiter ist Offizier Krasch Donnervogel. Jetzt muss ich jedoch ehrlich zugeben, ich habe mich Euch irgendwie größer vorgestellt, junger Häuptling.“ Ein freches Grinsen umspielte seine Lippen.
Der Orkhäuptling stotterte: „Ich ...“
Dragthar unterbrach ihn und antwortete: „Und ich hatte nicht erwartet, dass ein so kleiner Kobold so ein freches Maul hat.“
Fürst Wechselbart schaute verdutzt und sagte: „Redet der alte Ork da mit mir? Wer seid Ihr denn überhaupt?!“
Badabem ergriff das Wort: „Das ist Hexenmeister Dragthar Schwarzhaupt, er ist mein engster Berater und steht mir bei jeder Entscheidung entschlossen zur Seite.“
Der Fürst der Kobolde kratzte sich an seiner Knollennase und musterte den Hexenmeister von Kopf bis Fuß. Er hatte ein breites Gesicht und eine für Orks ungewöhnlich schwarzeHautfarbe.
Die langen, grauen Haare des Hexenmeisters wehten im Wind, während er den Kobold mit seinen braunen Augen durchdringend anstarrte. Zusätzlich trug der alte Ork eine braune Robe mit einer herunterhängenden Kapuze. Kraz schaute ihn verwundert an, denn noch nie hatte er einen wahrhaftigen Hexenmeister getroffen.
Dragthar nickte und streichelte mit seiner linken Hand über seinen grauen Kinnbart. Er forderte mit einem Seufzen: „Nun denn, wollen wir in die Hauptburg hineingehen, wir haben einiges zu bereden, außerdem warten die anderen Anführer auch schon auf unsere Ansprache.“
Kraz nickte und wandte sich zu seinem Offizier: „Hm, solange ich mit diesen Orks verhandle, passt du auf den Heißluftballon auf.“
Nach diesem Befehl folgte der Koboldanführer den beiden Orks in die aus gigantischen Steinbrocken bestehende Hauptburg und weiter hindurch in eine große Halle. Der Raum wurde von mehreren massiven Steinsäulen getragen und in der Mitte der Halle befand sich ein breiter Holztisch mit einem riesigen Festmahl darauf.
Um den hölzernen Tisch herum saßen die Anführer der verschiedensten Völker. Auf der rechten Seite des Tisches hatten der Menschenkönig Thomas Pos und die Dunkelelfengräfin Valendria Krasa Platz genommen. Während auf der linken Seite des Tisches der Zentauren-Herrscher Rudolfo Steinhaut saß.
Dragthar wandte sich zu Kraz zu und sprach: „Lasst Euch doch bitte neben dem Zentaurnherrscher nieder.“
Kraz schmunzelte und antwortete mit sarkastischem Unterton: „Oh, danke für diesen netten Platz.“
Dragthar flüsterte vor sich hin: „Was für ein niederträchtiger Schnösel. Ich könnte sofort einen Blitz herbeirufen, der seine hässliche Visage verbrennen würde.“
Dragthar wandte sich nun dem Häuptling zu und sprach mit tiefer Stimme: „Auf ein kurzes Wort, mein Häuptling.“
Die beiden Orks traten ein paar Schritte vom Tisch zurück.
Dragthar flüsterte Badabem zu: „Das ist doch alles hier ein Witz! Wir sind Orks, wir brauchen keine Verbündeten, die uns helfen, unsere Feinde zu zerquetschen. Wir sind das dominierende Volk auf diesem Kontinent, und das wisst Ihr genauso wie ich, Häuptling.“
Badabem erwiderte: „Was soll ich nun Eurer Meinung nachtun, alter Freund? Ihnen jetzt alle sagen, sie können in ihr Heim zurückkehren, weil ich es mir anders überlegt habe? Nein! Wir haben das so oft schon durchgekaut, wir brauchen Verbündete, um unsere Ziele zu erreichen, versteht Ihr das, Dragthar?“
Der Hexenmeister blickte Badabem tief in seine blauen Augen und antwortete: „Euer Vater kämpfte mit stählernem Herzen gegen das zwergische Volk. Er verwüstete und eroberte ganze Landstriche.“
Badabem senkte enttäuscht den Kopf und meinte: „Und genau aus diesem Grund hat auch mein Vater sein Leben verloren, denn bei der Schlacht um Terenau hatte er die Zahl der zwergischen Truppen unterschätzt, und genau dieser Fehler war sein Untergang. Also entweder Ihr helft mir, die Völker zu überreden, sich unserer Sache anzuschließen oder Ihr verlasst den Saal und kommt wieder, wenn die Verhandlungen vorbei sind.“
Draghtar schaute grimmig zum Tisch und sagte: „Ja, schon gut, ich werde hierbleiben und Euch helfen, mein Häuptling.“
Die beiden Orks drehten sich wieder um und traten jetzt nah an den Tisch heran.
Badabem sprach mit sanfter Stimme: „Ich hoffe, dass das Essen schmeckt. Die Schweinekoteletts wurden kurz vor eurer Ankunft frisch zubereitet.“
Die Anführer kauten wortlos vor sich hin und Sekunden drauf räusperte sich Badabem und sprach: „Ihr alle seid fähige und mächtige Anführer auf unserem geliebten Kontinent Groncor. Ich habe euch hierhergebeten, um ein Bündnis zu schließen. Ich habe vielen von euch eine hohe Summe Kupfer versprochen, damit ihr überhaupt kommt, aber es würde noch mehr Kupfer für euch herausspringen, wenn ihr euch unserem Feldzug anschließt und wir gemeinsam den Zwergenkönig stürzen.“
Nun wurde es noch stiller in dem großen, gepflasterten Saal, man konnte nicht einmal mehr das Klirren des Essgeschirrs hören. „Ihr meint einen Feldzug gegen die Zwerge?“, fragte die Dunkelelfengräfin Valendria Krasa verdutzt und legte ihr Besteck zur Seite.
Die schlanke, große Dunkelelfenanführerin hatte ein hell-violettes Kleid an. Ihr Haar war schwarz wie die Nacht und ihre Haut schimmerte dunkelblau im Licht der Fackeln. Sie trug einen eleganten, kristallenen Haarreif auf ihrem Haupt. Mithilfe ihrer langen, schwungvollen Ohren war es ihr gelungen, die Diskussion von Badabem und Dragthar mitanzuhören. Und mit ihren wunderschönen violetten Augen starrte sie nun Badabem direkt an.
Der junge Orkhäuptling fuhr energisch fort: „Exakt, ein Feldzug gegen die Zwerge oder besser gesagt gegen ihren Tyrannenkönig.“
Die Anführer der anderen Völker schauten den jungen Ork allesamt mit großen Augen an. „Die Zwerge haben ein riesiges Reich aufgebaut, ein Drittel des gesamten Kontinents haben sie unter ihre Kontrolle gebracht. Sie besitzen mehr Kupfer, mehr Waffen, mehr Rüstungen als jeder Einzelne von uns. Wie können wir ihnen etwas entgegensetzen?“, sprach der Menschenkönig Thomas Pos. Er hatte eine silberne Rüstung an und für einen Menschen war er ziemlich gut gebaut. Vor allem mit seiner stolzen Größe von 2,10 Meter stand er den meisten Orks in nichts nach. Er hatte einen braunen Vollbart und kurze Haare. Eine goldene Krone zierte das Haupt des Menschen-königs. Seine tiefgrünen Augen waren sein auffälligstes Merkmal.
„Außerdem sind die Trolle im Norden eine weitere Gefahrenquelle für uns, denn diese wilden Barbaren warten nur auf eine Gelegenheit, in unsere Länder einzufallen und Chaos anzustiften. Während wir gegen die Zwerge in den Krieg ziehen, würden sie sofort unsere Länder hinterrücks angreifen“, ereiferte sich die Dunkelelfenanführerin. „Wir könnten unsere Armeen aufteilen und vielleicht mit List beide Feinde gleichzeitig ausschalten, aber die Zahl der Verluste wird ziemlich hoch sein“, ergänzte der Zentaurenanführer. Er trug als einziger Anführer in der Runde keine Rüstung oder Kleidung, da Zentauren eine sehr widerstandsfähige Haut besaßen. Seine Hautfarbe sowie sein Pferdehinterleib waren braun und er hatte einen sehr langen, geflochtenen, grauen Bart und eine Glatze.
„Sieh es ein, Häuptling Badabem, die Zwerge sind ab jetzt die dominierende Rasse auf diesem Kontinent und wir können nichts dagegen unternehmen“, fuhr der Koboldanführer fort und lehnte sich in seinem Holzstuhl zurück. „Die dominierende Rasse ...“, flüsterte Dragthar und schnaubte vor Wut.
Die Anführer und Wachen in der Halle schauten den Hexenmeister angespannt an. Dragthar erhob nun das Wort und rief mit seiner tiefen Stimme: „Die Zwerge sind die größten Narren auf Groncor! Wir waren einst die dominierende Rasse. Unter unserer Führung vertrugen sich die verschiedensten Völker, es war keine Rede von Krieg oder Gräueltaten.“
Badabem brüllte mit donnernder Stimme: „Das ist genug, Draghtar!“
Dragthar wandte sich dem Häuptling zu, starrte ihn wütend an und sagte: „Euer Onkel war es, der die Zwerge groß werden ließ, er gab ihnen mehrere Landstriche und mehr Minen und mehr Kupfer.
Doch anstatt, dass die Zwerge den Orks etwas Gutes taten, bauten sie unter der Führung ihres wahnsinnigen Königs Baldur Malmfaust eine Armee auf und griffen Dörfer an, töteten viele Unschuldige, darunter Väter, Mütter, Kranke, Alte und sogar Kinder.
Viele starben während des darauffolgenden Krieges. Und das war erst der Anfang. Sie löschten Dörfer der Orks aus und erhoben Steuern und verlangten Gelder von den anderen Völkern. Gelder für den Schutz gegen die Trolle, den sie nie einhalten konnten.
Durch Friedensverhandlungen mit dem Zwergenkönig durften unsere Völker weiterleben, doch nicht mehr unter der Führung der Orks, sondern unter der Führung der Zwerge!
Wir müssen sie aufhalten, bevor sie noch stärker werden, die Orks müssen wieder die dominierende Rasse auf diesem Kontinent werden, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt ist“, forderte Dragthar und schaute in die Runde. „Ich habe Euch gewarnt. Wachen! Bringt unseren Hexenmeister an die frische Luft.“ Badabem stemmte die Hände in die Hüften.
Draghtar schnaubte wild, als die Wachen ihn am Arm packten. Thomas Pos erhob sich und erwiderte: „Er hat recht.“
Die Anführer schauten den Menschenkönig mit angespanntem Blick an.
„Der Hexenmeister hat recht, die Zwerge unterdrücken mein Volk, wir müssen jedes Jahr kistenweise Kupfer und Ressourcen abgeben, nur damit die gütigen Zwerge uns nicht angreifen und uns weiterhin beschützen können, doch das ist jetzt vorbei“, fuhr er fort.
Valendria stand auf und sagte: „Die Dunkelelfen werden Euch auch folgen, Häuptling, ich habe bereits mit Eurem Vater gegen die Zwerge gekämpft und ich bin auch bereit, mit Euch in den Krieg gegen die Tyrannei des Kupferkönigs zu ziehen“, sprach sie entschlossen.
Der Anführer der Zentauren schnaubte heftig und rief: „Ja! Wir werden auch für Euch kämpfen, Häuptling.“
Lakonisch klatschte der Koboldkönig in die Hände und sprach: „Was für eine dramatische Wendung, bravo! Einfach bravo!“
Die anderen schauten ihn fragend an. „Jetzt schaut doch nicht so, es gibt doch nichts Schöneres als ein wenig Chaos und Kupfer“, sagte der Koboldfürst grinsend.
Badabem war erstaunt von der Euphorie der anderen Anführer.
Dragthar konnte sich inzwischen von dem Griff der Wachen befreien und drohte: „Fasst mich noch einmal an und ich verwandle euch in ein Häufchen Asche!“
Die Wachen hoben ihre Klingen hoch und wollten den Hexenmeister ein weiteres Mal ergreifen. Doch Badabem befahl: „Halt!“
Er drehte sich zu Dragthar und sagte: „Hexenmeister Dragthar Schwarzhaupt, Ihr habt Euch heute als wahre Unterstützung bewiesen und Dank Euch sind wir nun alle hier Verbündete. Ab heute schwören wir, dass wir den lang ersehnten Frieden auf Groncor wiederherstellen werden. Wir werden zur Liga, die gegen alle Ungerechtigkeiten auf diesem Kontinent vorgehen wird.“
Alle Anwesenden nickten entschlossen und hoben ihre Becher.
„Auf unser neues Bündnis!“, rief Rudolfo Steinhaut.
„Für die Liga! Und für den Frieden, den wir bringen werden! Zum Wohl“, erwiderte Thomas Pos.
Die Sonne ging wieder auf. Man konnte zwar noch ein paar Sterne am Himmel sehen, doch das Vogelgezwitscher auf den Weidenflächen vor Nuamar kündigten den Morgen an. „Wir werden nun aufbrechen, Häuptling. Es wird Zeit, dass auch ich meine Armee für die kommenden Schlachten vorbereite“, sprach Valendria Krasa und streifte sich über ihr seidenes, hellviolettes Kleid.
Badabem nickte entschlossen.
Valendria und ihre Generäle saßen auf schwarzen Pferden und schauten den Häuptling an. Ihre Dunkelelfenbegleiter waren komplett in einer pechschwarzen Plattenrüstung eingekleidet. „Wir entsenden einen magischen Windfalken, wenn meine Armee einsatzbereit ist. Bis zu unserem nächsten Treffen, junger Häuptling.“
Valendria pfiff und all ihre Generäle und Pferde setzten sich in Bewegung.
Dragthar und Badabem sahen den Dunkelelfen nach, die in der Ferne verschwanden.
Dragthar brummte: „Nun sind alle Anführer in ihre Länder zurückgekehrt.“
Badabem antwortete: „Ja, und in ein paar Wochen werden wir die Invasion auf das Zwergenland und die Trollwälder starten.“
Dragthar gähnte. „Mit Verlaub, mein Häuptling, ich würde mich nun gerne in meine Gemächer zurückziehen.“
Badabem nickte gedankenverloren. Noch immer starrte er in die Ferne.
Ein sanfter Wind wehte durch die Straßen von Nuamar. Die Stadt war von Lehmhütten der Orks überfüllt und ein steinerner Wall umringte die prächtige Orkstadt. Am Marktplatz tummelten sich hunderte Einwohner, um wichtige Erledigungen zu machen. Es wurden verschiedenste Waren von verschiedensten Orkhändler angeboten. Für nur wenige Kupfermünzen konnte man sich Glücksbringer aus riesigen Eidechsenknochen oder einfache Früchte, wie den saftigen „Quek“, kaufen. Eine spezielle Frucht, die so schmackhaft war wie eine Ananas in Form eines gelben, stacheligen Pfirsichs. Draghtar schlenderte über den Marktplatz und schaute sich um.
Plötzlich hörte man Schreie von einer Frau in einer der vielen Gassen. Zwei Wachen rannten bereits los, um der Frau zur Hilfe zu eilen, auch Dragthar setzte sich in Bewegung. Was er dann sah, ließ ihn erstarren. Vor einem großen Haus hingen die ausgeweideten Körper einer Orkfamilie. Eine Wache näherte sich den Leichen, die offenbar noch nicht lange hier hingen. Dann hörte man ein Pfeifen auf dem Nachbarsdach und kurz darauf durchbohrte ein Pfeil den Körper einer Orkwache.
Dragthar erkannte die Gefahr sofort und brüllte: „Passt auf, da ist ein Trollmörder auf dem Dach!“
Der Troll hatte eine typisch giftgrüne Haut und war gut gebaut. Er war größer als jeder Ork in der Stadt. Sein Gesicht war breit und mit Pickeln übersät, sowohl seine lange Nase als auch seine Glatze. Er lächelte finster und man konnte seine langen, spitzen Eckzähne erkennen, die aus der Unter- und Oberlippe herausragten. Er trug nur eine braune Stoffhose. Zudem hatte er einen Köcher mit Pfeilen und einen billigen Bogen in der Hand.
Es regnete weitere Pfeile auf die Wachen herab. Als dem Troll langsam die Pfeile ausgingen, sprang er auf die Straße und rannte wie ein Wilder davon, doch Dragthar konzentrierte sich auf den Troll und schleuderte ihm einen Blitz hinterher. Dieser traf den Mörder und er fing Feuer. Er verbrannte bei lebendigem Leib. Man hörte nur noch die qualvollen Schreie des Trolles. Durch den Lärm kamen weitere Wachen herbei, unter ihnen sogar der Oberkommandant Korog Stichsthal. Er trug eine aus Stein und Eisen angefertigte Rüstung. Seine Haut war genauso schwarz wie seine langen Haare. Mit seinen dunkelroten Augen betrachtete er den Hexenmeister. „Ich habe mich bereits darum gekümmert, Oberkommandant“, erklärte Dragthar mit ruhiger Stimme, während er die verkohlten Überreste des Trollmörders ansah. „Diesen Vorfall müssen wir dem Häuptling melden“, sagte Korog ernst. „Ja, darum kümmere ich mich“, meinte Dragthar und zog sich die Kapuze seiner dunkelbraunen Stoffrobe über.
Nach wenigen Augenblicken war der Hexenmeister in der Hauptburg angelangt. „Was?! Ein Troll?! Es ist so typisch, dass diese waldlebenden Buschkuschler einen feigen Angriff durchführen würden. Ich frage mich, wie er es überhaupt so weit in die Stadt schaffen konnte“, schnaubte Badabem wutentbrannt.
Aber nicht nur in den Orkländern kam es zu Übergriffen, auch in den benachbarten Staaten griffen immer wieder Trollmöder an.
Neben dem steinernen Thron stand ein großer, hellgrauhäutiger Orkleutnant. Er hatte schwarzes, langes Haar und einen struppigen, langen Bart. Es war Orkleutnant Jorok Bleifuß und er fragte Badabem verwundert: „Wie sollen wir einen Krieg gegen die Zwerge führen, wenn die Trolle uns jederzeit in den Rücken fallen könnten?“
Badabem antwortete: „Ich habe mich mit den anderen Anführern vor ihrer Abreise beraten und die Zentauren und die Dunkelelfen halten uns den Rücken frei, indem sie gegen die Trolle einen separaten Krieg führen. In der Zwischenzeit können wir mit den Menschen und den Kobolden gegen die Zwerge vorgehen.“
„Clever.“ Dragthar nickte dem Häuptling zu. „In ein paar Wochen werden alle Armeen bereit sein und in die Schlacht ziehen. Wir werden gemeinsam das Trollreich und das Zwergenreich dem Erdboden gleich machen. Oberkommandant, Ihr und ich werden uns mit der Hauptarmee und unseren Belagerungswaffen in Richtung Kupferheim begeben. Dragthar wird in der Zwischenzeit mit den Kobolden und einigen unserer besten Orks in den Dörfern und Städten vor uns einfallen, Chaos stiften und die Moral der Zwerge schwächen. Die Hauptarmee wird dann fast problemlos bis zur Hauptstadt vordringen können. Badabems Stimme klang rau.
„Und was genau sollen dann noch die Menschen tun?“, fragte Dragthar mit hochgezogener Augenbraue. „Die Menschen werden mit ihren Schiffen den südlichen Hafen für uns sichern und nach Norden stoßen. Kurz vor Terenau werden wir unsere Streitkräfte vereinen und dann gemeinsam nach Kupferheim marschieren.“
Kurz vor dem Krieg versammelten sich die Anführer ein letztes Mal in der Festung des Häuptlings, um alles noch mal durchzuspielen: der Menschenkönig, der Koboldfürst, die Dunklelfengräfin, der Zentauren-Herrscher und der junge Orkhäuptling. „Es ist so weit“, sprach Badabem gelassen. „Wir werden endlich über die Trolle und über die Zwerge triumphieren“, erwiderte der Zentauren-Herrscher.
Alle Anführer starrten auf den riesigen Tisch in der Mitte, auf dem die Karte des Kontinents lag. Auf ihr waren die kommenden Fronten eingezeichnet. Während alle auf den Tisch schauten, erklärte Badabem nochmals den gesamten Plan. Er blickte Rudolfo und Valendria an und sagte: „Ihr zwei werdet eure Armeen nach Nordosten schicken und den Waldtrollen den Garaus machen, damit haltet ihr uns den Rücken frei. Wir werden stetig mithilfe unserer Windfalken in Kontakt bleiben.“ „Ausgezeichnet, es wird endlich Zeit, den Trollen und den Zwergen die Stirn zu bieten“, meinte Valendria entschlossen.
„Die Orks und die Kobolde werden die Hauptarmee bilden, die mit den Belagerungsmaschinen vorstoßen. Doch bevor wir die Hauptarmee losschicken, werden der Koboldfürst, Dragthar und einige unserer besten Krieger mit den Heißluftballons vorausfliegen und die kleineren Dörfer der Zwerge in Angst und Schrecken versetzen. Somit wird es für die Hauptarmee leichter, voranzukommen“, fuhr Badabem fort.
„Uhhh, mit dem Hexenmeister kämpfen. Das könnte interessant werden“, sprach der Koboldfürst und freute sich wie ein kleines Kind.
„Der Menschenkönig wird mit seinen Schiffen den ersten großen Hafen der Zwerge erobern und nach Norden vordringen. Kurz vor Terenau vereinigen wir unsere Armeen und dann marschieren wir nach Kupferheim und belagern die Zwergenhauptstadt“, sagte Badabem.
„Schöner Plan“, antwortete Thomas.
„Gut. Also dann beginnt es!“, rief Badabem.
*
Nach ein paar weiteren Tagen standen alle Truppen der verschiedensten Armeen bereit für den Krieg. Die Hauptstadt Nuamar war vollgefüllt mit ausgerüsteten Orksoldaten. Die Rüstungen der Orksoldaten bestanden aus dunkelgrauen, massiven Steinen, die speziell hergestellt worden waren, auf der Brust der Rüstung war das Wappen der Orks eingraviert. Es zeigte eine schwarzgefärbte Orkhand auf rotem Hintergrund. Der rote Hintergrund symbolisierte das Blut. Die Orkhand konnte entweder geöffnet sein, um das Blutbad zu verhindern, oder aber zu einer Faust geballt werden und einen Krieg verursachen, bei dem Blut fließen würde. Die Ork-Soldaten in der Stadt trugen Äxte und Schwerter. Einige Krieger saßen auf gepanzerten Ochsen. Und kleine Katapulte durften natürlich auch nicht fehlen.
Draghtar stand neben dem Koboldfürst und unterhielt sich mit ihm.
„Seid Ihr schon mal geflogen?“, fragte der Koboldfürst mit hochgezogener Augenbraue.
Dragthar erwiderte: „Nein, aber man ist nie zu alt, um etwas Neues auszuprobieren.“
Badabem trat nun zu den beiden. Er hatte die gleiche Rüstung wie seine Soldaten an, jedoch waren massive Ketten um seine Brust herumgeschwungen. In seiner Hand hielt er „Herzschnitt“. Das war eine aus Obsidian geschmiedete Axt, die seit Generationen im Besitz seiner Familie war. Er trug, so wie die anderen Orks auch, keinen Helm, der würde nur die Sicht im Kampf abschwächen. Dragthar trug hingegen nur leichte Kleidung, ein schwarzes Stoffhemd und eine dazu passende Stoffhose. Um seinen Rücken war ein dunkelbrauner Kapuzenumhang geschnürt. An seinem Gürtel trug er wie immer seinen Obsidian-Dolch und dazu einige bunt leuchtende Phiolen. In diesen birnenförmigen, langen Glasgefäßen befand sich Zauberwasser. „Häuptling“, sprach Dragthar und salutierte vor ihm. „Seid Ihr soweit?“, fragte Badabem. „Ja, die Heißluftballone sind startklar“, antwortete Kraz.
Neben den ganzen Orkwachen und Soldaten stand noch eine Armee der Kobolde. Sie waren alle komplett eingepackt in eine kupferfarbene Lederrüstung. Mit kleineren Schwertern und Dolchen ausgestattet, waren sie perfekt geeignet für Hinterhalte und kleine Scharmützel. Kraz selbst trug eine bronzefarbene Lederrüstung mit einem offenen Kupferhelm. Als Waffe hatte er einen Bogen in der Hand und einen Köcher gefüllt mit Pfeilen auf seinem Rücken.
„Wir werden mit einigen Orks und Kobolden vorausfliegen und als Erstes das Dorf Doronaus ins Chaos stürzen, danach geht es weiter nach Mühlsheim und weiter bis nach Terenau. In Terenau werden wir uns dann sammeln und uns auf die Belagerung um Kupferheim vorbereiten“, meinte Dragthar. „Die Menschen haben mir vor ein paar Stunden einen magischen Windfalken gesendet, dass sie nun lossegeln, um den größten Hafen im Süden zu erobern. Ihr werdet gleich mit den Ballons starten und wir werden warten und später mit der Hauptarmee nachziehen“, erwiderte Badabem.
Die beiden nickten und stiegen in die Heißluftballone. „Auf geht’s, lasst die Schlacht beginnen“, rief Kraz.
Die Ballone stiegen hoch. Es waren dutzende, gefüllt mit Kobolden und Orks. Mithilfe von kleinen Flügeln und Propellern, die händisch bewegt werden konnten, flogen die Heißluftballone Richtung Westen. Auf den Ballons selbst waren die Banner der Kobolde abgebildet. Es war ein gelbliches, seitliches Koboldgesicht auf einem schwarzen Hintergrund.
Eine sanfte Brise strich über die Gesichter der Soldaten und nach einiger Zeit flogen die Heißluftballons über die Orklandstriche hinweg. Saftige Wiesen und grüne Felder erstreckten sich unter ihnen.
„Ah, seht mal, Dragthar, was für eine hübsche Landschaft ihr Orks doch habt“, sprach Kraz beeindruckt.
„Hm“, brummte Dragthar.
„Was denn? Wollt Ihr nicht nach unten sehen?“, fragte der Koboldanführer
Dragthar verstummte und starrte von der Ecke aus, in der er saß, den Korbboden an. „Habt Ihr etwa Flugangst, Dragthar?“, hakte Kraz nach. „Nein, aber ich bin lieber auf festem Boden als hier in der Luft“, antwortete er. „Ja ja, wie Ihr meint“, antwortete Kraz und lachte dabei.
Dragthar warf ihm einen bösen Blick zu. „Wenn ich nur könnte, würde ich den Kobold gehörig auf den Schädel hauen, aber das geht ja nicht, da wir leider Verbündete sind“, grummelte Dragthar leise vor sich hin. „Wie lange fliegen wir eigentlich noch?“, fragte Dragthar nach einer Weile. „Nun ja, ähm ... Lora, wie lange fliegen wir noch?“, fragte nun Kraz seine Pilotin. „Circa noch zwei Stunden, dann sind wir im ersten Dorf angelangt,
also entspannt euch noch ein bisschen und genießt den Ausblick“, sprach die freundliche Pilotin.
Kraz schaute zu den Orks.
„Den Ausblick genießen, hast du gehört, Dragthar?“, meinte der Koboldanführer und lachte hämisch.
Die weiteren zwei Koboldsoldaten im Ballon mussten nun auch schmunzeln.
Dragthar ignorierte das Gekichere und lächelte selbstgefällig.
„Ihr Kobolde habt noch nie einen Krieg gegen die Zwerge geführt oder?“
Der Anführer der Kobolde sah Dragthar argwöhnisch an. „Nein, haben wir nicht, worauf wollt Ihr hinaus?“
„Wisst ihr, was der Zwergenkönig alles getan hat, wisst ihr, warum ihr hier überhaupt mitkämpft und gegen was ihr hier kämpft?“, fragte Dragthar erneut.
Kraz schluckte.
„Ja, er hat einige Länder unterdrückt und hat uns nicht vor den Trollen beschützen können. Und ja, wir kämpfen für die Liga und das ganze Kupfer, das wir noch bekommen werden. Und ja, wir kämpfen gegen den Zwergenkönig Baldur, den Gerechten.“
„Hm, nicht ganz. Ich war dabei, bei jeder einzelnen Schlacht gegen die Zwerge, bei den Überfällen der Trolle auf unsere Ländereien. Ich habe es gesehen, als der Zwergenkönig sich noch nett bei den Orks für die Ländergewinne bedankt hat.
Ich habe es miterleben müssen, als der Zwergenkönig Babems Onkel Garlorok und sein Gefolge aus vermeintlicher Freundlichkeit zum Essen einlud und sie alle vergiftete. Der Zwergenkönig gestand später, dass er viele hochrangige Orks mit Absicht getötet hatte. Der Zwergenkönig wollte die Herrschaft haben, er wollte die Kupferminen besitzen und die Kupfersteuern einführen, um uns mit seinen Armeen vor den Trollen zu beschützen. Durch den Tod von Garlorok und seiner Familie wurde Badabems Vater Marwik der offizielle Häuptling der Orks. Wir führten daraufhin Krieg gegen die Zwerge, weil wir uns das zurückholen wollten, was uns wirklich zustand. Wir sind schließlich die Orks und die dominierende Rasse Groncors. Wir hegten stets eine sehr gute Beziehung zu den Dunkelelfen, deswegen halfen sie uns auch bei den Schlachten gegen den Zwergenkönig. Doch durch eine gemeine List lockten die Zwerge uns mehr und mehr in den Hinterhalt und durch unseren Leichtsinn schafften sie es auch. In diesem Krieg haben wir sogar noch mehr verloren als zuvor.“
Dragthar verstummte und hielt einen Moment inne. Nach einem Räuspern sprach er weiter: „Badabems Vater Marwik. Ich kann mich noch genau daran erinnern, ich und meine Truppe hielten das Nachbardorf Vieltal und Marwik wollte mit der Hauptarmee unbedingt schon vorrücken nach Terenau, da die Zwerge auf der Flucht waren. Ich habe ihm geraten, es nicht zu tun, doch er war leichtsinnig und stürmte mit seinen Kriegern los, ohne auf die Hilfe der Dunkelelfen oder auf unsere Nachhut zu warten. Es war ein Massaker. Es starben so viele Orks. Ich wurde schwer am Bein verwundet und konnte kaum mehr stehen. Auf Knien sah ich dann mit an, wie der Kopf unseres Häuptlings vom Rumpf getrennt wurde. In mir kochten die Wut und die Trauer hoch. Ich schleuderte noch einige Blitze auf die Zwergsoldaten, bis ich dann bewusstlos zu Boden fiel. Als ich aufwachte, fand ich mich in einem Feldbett in Nuarmar wieder. Mein Bein war versorgt worden. Es war Oberkommandant Korog, der mein Leben damals gerettet hat und mich zurück in die Hauptstadt beförderte. Er hatte den Rückzug der Truppen angeordnet, nachdem unser Häuptling getötet wurde. Nach dieser Schlacht war der Krieg entschieden und die Zwerge waren nun die dominierende Rasse auf Groncor. Sie schickten uns den leblosen Körper des Häuptlings, aber nicht seinen Kopf. Die Zwerge hingen seinen Kopf am Torbogen ihrer Hauptstadt auf.“„Danach verhängten die Zwerge mehr Steuern und beschützten uns nicht mehr vor den großen Trollangriffen. Ich kenne den Teil der Geschichte. Auch uns hat das Abkommen der Zwerge hart getroffen“, sagte Kraz.
„Unterschätzt die Zwerge nicht. Ihr Anführer ist der wahre Bösewicht in dieser Geschichte“, warnte Dragthar.
Der Koboldanführer nickte ihm zu.
„Mein König, mein König!“, rief Admiralin Selina Kleinsteg. Sie lief übers Schiff, während sich die Soldaten des Königs in Reih und Glied aufstellten.
Die junge Admiralin hatte langes, schwarzes Haar, grüne Augen und eine schön braungebrannte Haut.
Sowohl der König als auch alle Menschensoldaten waren typisch in silberfarbene Plattenrüstungen eingekleidet. Eine goldene Krone zierte das Haupt des Menschenkönigs und seine Admiralinnen und Admirale trugen neben der silbernen Plattenrüstung noch den Wappenrock des Menschenkönigreiches. In den Händen hielt der König Thomas Pos sein silber-glänzendes Großschwert mit dem Namen „Urteil“. Die Soldaten waren mit Kurzschwertern und Schilden bewaffnet. Und genau wie die Orks trugen auch die Menschen keine Helme. Die Matrosen auf den Schiffen waren alle mit weißen Seidenhemden und schwarzen Stoffhosen eingehüllt.
König Pos kratzte sich an seinem braunen Vollbart und schaute zur jungen Admiralin, die zu ihm gerannt kam. Ihr schwarzes Haar wehte, während das massive Schiff hin und her schaukelte. Sie salutierte vor ihm und sprach: „Mein König, ein Windfalke ist gerade zurückgekehrt, die Hauptarmee der Kobolde und Orks marschieren jetzt los. “Ausgezeichnet, dann setzen wir nun Kurs auf den ersten Hafen der Zwerge und dringen ins Landesinnere vor. Auf zum Stillwasserhafen!“, rief Pos.
Und die ein Dutzend Kriegsschiffe segelten über das himmelblaue Meer in Richtung Zwergenland.
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Im Norden des Landes bebte der Boden, als die Zentaurenarmee über die Weideflächen ritt. Sie waren auf dem Weg zu den Dunkelelfen, die bereits Stellung vor dem ersten Lager der Trolle bezogen hatten.
An der Grenze zu den Troll-Ländern stand die Dunkelelfenarmee schon bereit für den Kampf. „Ihr seid spät“, sprach Gräfin Valendria Krasa, die Anführerin der Dunkelelfen. „Genau pünktlich, die Mittagssonne scheint auf unsere Armeen herab“, antwortete der Zentauren-Herrscher Rudolfo Steinhaut. Er und seine Krieger schauten auf das aufgestellte Lager der Trolle. Alle Krieger der Zentauren waren bewaffnet mit Speeren. Die Zentauren trugen auch jetzt keine Rüstung, nur die Frauen deckten ihre Brüste mit einem Lederharnisch ab. Ihre harten Muskeln und raue Haut sollte sie vor Pfeilen und leichten Schnittwunden der trollischen Waffen schützen. Einige der Zentauren-Soldaten hielten die Banner ihres Volkes hoch, darauf zu sehen war ein Pferdehuf vor einem braunen Hintergrund. Rudolfo selbst sah genauso aus wie seine Krieger, doch trug er als Herrscher der Zentauren ein uraltes, hölzernes Amulett.
Die Dunkelelfen hatten graue Umhänge um, auf dem ein Rabe zu sehen war, denn dieser repräsentierte ihr Wappentier. Sie hielten in den Händen stählerne Langschwerter, die mit schwarzen Linien durchlaufen waren. Als Schutz trugen sie eine pechschwarze, gepanzerte Rüstung. Durch die Rüstung konnte man keine Haut der Dunkelelfen erkennen.
Alle Soldaten und Soldatinnen der Dunkelelfen standen still und ruhig in Reih und Glied. An vorderster Spitze waren die Generäle und die Anführerin der Dunkelelfen. Alle Generäle hielten statt einem Langschwert einen Bogen in der Hand und trugen einen mit Pfeilen vollgefüllten Köcher am Rücken. Nur General Lessandar Windstill war die Ausnahme, er trug ein Langschwert. Die Generäle hatten noch dazu andere Umhänge als die normalen Dunkelelfensoldaten, ihre Umhänge bestanden nämlich aus schwarzen Rabenfedern. Valendria trug scharfe Diamantdolche und anstatt eines Helmes hatte sie einen violetten, aus Kristall gefertigten Haarreif auf.
Die Zentauren formierten sich ebenso und standen nun neben den Dunkelelfen geduldig da. „Bist du nervös?“, fragte Rudolfo Steinhaut und schaute seinen Sohn an.
Der mit einer Lanze ausgestattete Zentaur blickte seinen Vater an und sagte mit starker Stimme: „Nein, Vater, ich bin voller Vorfreude auf meine erste Schlacht. “Gut. Hab keine Angst, Florso, du bist ein Zentaur und ein Steinhaut, wir werden diese lästigen Trolle mit Leichtigkeit beseitigen.“
Florsos Hautfarbe sowie sein Pferdehinterleib hatten genau den gleichen Braunton wie der seines Vaters. Er hingegen trug keinen Bart, jedoch hatte er schulterlanges, schwarzes Haar und ein noch recht kindliches Gesicht. „Habt Ihr den Windfalken geschickt, General Windstill?“, fragte Valendria und schaute ihren General mit ernstem Blick an. „Ja, die Orks haben bereits eine Nachricht zurückgesendet, sie setzen sich jetzt in Bewegung und auch die Menschen sind schon auf dem Weg zum großen Hafen der Zwerge“, sprach General Lessandar. „Dann beginnen wir den Angriff auf Euren Befehl, meine Gräfin“, fuhr er fort. „Ganz ruhig, Lessandar, schaut,
dort vorn kommt ein Troll auf einem Pferd daher geritten. Vielleicht will er uns noch was sagen, bevor mein Dolch sein Herz erreicht“, antwortete die Dunkelelfengräfin und lächelte. „Was soll das?“, fragte der Zentauren-Anführer. „Seht hin, ein einzelner Troll reitet auf einem schwarzen Pferd in unsere Richtung. Er ist mit Sicherheit ein Botschafter und wird uns warnen, dass wir bitte nicht ihre Wälder zerstören sollen“, zischte Valendria. „Das gefällt mir gar nicht. Wir sollten so schnell wie möglich angreifen und alle Trolle auslöschen“, antwortete Rudolfo. „Mich interessiert es auch, was dieser Troll noch zu sagen hat, Vater“, sagte Florso.
Kurz vor ihnen blieb das Pferd stehen. Der große, fette Troll stieg von seinem Pferd herab und ging ein paar Schritte vorwärts. Seine Haut war giftgrün und er hatte einen aus Blättern angefertigten Umhang um und eine braune Hose mit schwarzen Stiefeln an. Sein dicker Bauch ragte aus seiner zu kleinen Lederweste hervor. „Halt, stehen bleiben!“, sprach Valendria ernst und kniff die Augen zusammen.
Der Troll blieb stehen und inspizierte die gesamte Armee.
Alle starrten nun den Troll mit bösen Blicken an. „Mein Name ist Delmo Felsenfaust, ich bin ein Botschafter des majestätischen Trollreiches, und so wie es aussieht, wollt ihr wirklich kämpfen und uns angreifen, was? Nun, ich sollte euch informieren, dass der Herr des Waldes Herausforderungen liebt. Kommt, also kommt und kämpft gegen uns und sterbt im Dreck oder kehrt mit euren Armeen um und wir vergessen das hier!“, warnte sie der Trollbotschafter. Valendria schaute ihn hochmütig an.
„Hm, ich sehe dort vorne ein Troll-Lager, das nicht sonderlich gut geschützt ist mit seinen Strohmauern. So wie es scheint seid ihr generell nur leicht bewaffnet und wir alle hier dürsten nach Trollblut. Also, geehrter Botschafter, habt ihr noch irgendwelche letzten Worte, bevor wir mit dem Blutbad beginnen?“, entgegnete Valendria.
„Ihr erbärmlichen Narren. Wir sind die Trolle, wir beherrschen diese Wälder und weiden schon seit Hunderten Jahren dieses Land. Niemand hat es je ein weiteres Mal gewagt, das Trollreich anzugreifen! Ich müsst wahrhaft verrückt sein, wenn ihr das tun wollt. Ihr Völker seid doch alle schwach! Wir sind die Trolle, und wenn ihr niederen Rassen wirklich denkt, ihr könntet uns ein zweites Mal in der Geschichte besiegen, dann seid ihr nur dumm! Wir werden euch alle zerquetschen!“, drohte der Troll.
„Lauft“, sagte Valendria.
„Was?“, fragte Delmo.
„Lauft!“, schrie sie.
„Ich verstehe nicht ...“
„Ich gebe Euch einen Vorsprung. Wenn Ihr es ins erste Lager schafft, habt Ihr vielleicht eine geringe Chance, noch zu überleben, oder Ihr seid nicht schnell genug und sterbt auf dem Weg dorthin“, erklärte Valendria mit ruhiger Stimme.
Der Troll stand fassungslos da und schüttelte den Kopf. „Ihr werdet doch nicht etwa ei... Ah, mein Bein!“, schrie der Troll voller Schmerzen auf.
Valendria hatte ihm einen ihrer Dolche blitzschnell ins Bein geworfen. Sie ging zum Troll hin, der nun auf dem Boden kniete und winselte. Der Troll schluchzte, als sie ihm den Dolch aus der blutigen Wunde zog. Sie gab dem Pferd einen Klaps auf den Po und es lief ins Nichts. Der Troll war schweißgebadet und atmete heftig. „Ich werde es nicht noch einmal sagen: Lauft!“, knurrte sie.
Der Troll sprang auf und humpelte um sein Leben. Er schluchzte und stöhnte, als er versuchte vorwärts zu kommen. Als der Botschafter weit genug weg war, drehte sich Valendria um und blickte ihre Truppen an. „Heute werden wir den feigen und unbarmherzigen Trollen ein Ende bereiten. Vergesst nicht, was sie uns angetan haben. Sie haben unsere Dörfer und Städte überfallen. Unschuldige ermordet. Das darf nicht ungestraft bleiben, und von diesem Tag an werden die Trolle keine weitere Bedrohung mehr für unsere Ländereien sein! Wir werden uns jetzt rächen!“, sprach Valendria. „Rudolfo, seid Ihr und Eure Armeen auch bereit?“, fragte sie den Zentaurenen-Anführer.
Dieser machte ein paar Schritte vor und sprach: ,,Wir werden mit den Dunkelelfen gemeinsam kämpfen, um den grausamen Trollen ein für alle Mal den Garaus zu machen!“ „Dann ist es so weit. Soldaten, vorwärts und stürmt das erste Lager vor uns! Für die Liga!“, rief Valendria.