Der Prozess Jesu in der Darstellung des Matthäusevangeliums - Isabel Blumenroth - E-Book

Der Prozess Jesu in der Darstellung des Matthäusevangeliums E-Book

Isabel Blumenroth

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Historisches Institut - Lehrstuhl für Alte Geschichte), Veranstaltung: Berühmte Prozesse in der Antike: Sokrates und Jesus, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Für die historische Untersuchung der Begebenheiten um den Tod Jesu sind die Evangelien trotz ihres schwierigen Charakters dennoch die wichtigsten überlieferten Quellen; sie schildern die Begebnisse in einer Breite, die man in der römischen Historiographie vergeblich sucht. Da ihre Herkunft als Glaubenszeugnisse der jungen Christengemeinde allerdings begründete Zweifel an der unbedingten Historizität der Berichte aufwirft, ist es Aufgabe des Historikers, sorgfältig abzuwägen, zu analysieren und Wahrheit, Wahrscheinlichkeit und theologische Redaktion durch den Evangelisten voneinander zu trennen. Der Fokus dieser Arbeit liegt einerseits auf dem Matthäusevangelium als literarischer Quelle, andererseits auf der hinter ihrem Entstehen zu vermutenden theologischen sowie anwendungsbezogenen Botschaft. Da die Geschichtlichkeit der Begebenheiten jedoch auch unabdingbar mit der Untersuchung der redaktionellen Bearbeitung des Stoffes verknüpft ist, werden die meisten Erwähnungen der Historizität matthäischer Aussagen auf die Fußnoten beschränkt werden, um den Kerntext ganz der matthäischen Theologie widmen zu können. Selbstverständlich jedoch werden historische Gesichtspunkte dort Einzug in den Haupttext finden, wo sie absolut unerlässlich für die Interpretation des Evangeliums sind. Hauptanliegen dieser Arbeit soll es daher nicht sein, einen über jeden Zweifel erhabenen historischen Aufriss der Geschehnisse zu geben, sondern vielmehr die Theologie des Matthäus anhand der literarischen Redaktion des ihm als Basis dienenden Markusevangeliums aufzuzeigen. Zur Schaffung der nötigen Grundlagenkenntnisse wird dies zunächst durch eine kurze Einführung in die vorhandenen - auch außerbiblischen - Quellen zum Prozess Jesu von Nazaret, der Eigenschaften der Gattung "Evangelium" sowie einer Betrachtung der zeitlichen, historischen und theologischen Verhältnisse der Entstehungszeit des matthäischen Passionsberichts geschehen. Danach werden in chronologischer Reihenfolge die einzelnen Verhandlungen vor der jüdischen bzw. römischen Autorität im Detail und unter Beachtung matthäischen Sonderguts (wie etwa der Judas-Perikope) kritisch betrachtet werden.

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Inhaltsverzeichnis
1. Übersicht über die biblischen und außerbiblischen Quellen
2. Der religiöse Prozess: Die Verhandlung vor dem Synedrium
2.2 Matthäisches Sondergut: Die Judas-Perikope
3. Der politische Prozess: Die Verhandlung vor Pilatus

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Einleitung

Kaum ein literarisch geformtes Werk der Antike hat eine solch verworrene Rezeptionsgeschichte wie die vier Evangelien. Ihre heterogene Natur als historisierendes Glaubenszeugnis hat fast zweitausend Jahre lang als Schlachtfeld unterschiedlichster Ideologien gedient. Bereits die Evangelien selbst unterscheiden sich in einem Maße, dass der aufmerksame Leser schon innerhalb ihres Kanons die verschriftlichten Manifestationen unterschiedlichster theologischer Auffassungen entdecken kann. Im Kanon der vier Evangelien hat das Matthäusevangelium im Speziellen einen in Jahrhunderten der Judenverfolgung traurigen Bekanntheitsgrad erreicht und neben dem Bericht des Johannes der Kirche als eines der wichtigsten Evangelien gedient.1Besonders der Passionsbericht nimmt in der matthäischen Darstellung des Lebens, Wirkens und Todes Jesu eine herausragende Stellung ein. Raum einnehmend wie kaum ein anderer Abschnitt der Evangelien, bildet er auch den Höhe-, und Wendepunkt der Geschichte2. In ihm tritt die Theologie des Verfassers am deutlichsten hervor.

Für die historische Untersuchung der Begebenheiten um den Tod Jesu3sind die Evangelien trotz ihres schwierigen Charakters dennoch die wichtigsten überlieferten Quellen; sie schildern die Begebnisse in einer Breite, die man in der römischen Historiographie vergeblich sucht. Da ihre Herkunft als Glaubenszeugnisse der jungen Christengemeinde allerdings begründete Zweifel an der unbedingten Historizität der Berichte aufwirft, ist es Aufgabe des Historikers, sorgfältig abzuwägen, zu analysieren und Wahrheit, Wahrscheinlichkeit und theologische Redaktion durch den Evangelisten voneinander zu trennen.

Der Fokus dieser Arbeit liegt einerseits auf dem Matthäusevangelium4als literarischer Quelle, andererseits auf der hinter ihrem Entstehen zu vermutenden theologischen sowie anwendungsbezogenen Botschaft. Da die Geschichtlichkeit der Begebenheiten jedoch auch unabdingbar mit der Untersuchung der redaktionellen Bearbeitung des Stoffes verknüpft ist, werden die meisten Erwähnungen der Historizität matthäischer Aussagen auf die Fußnoten beschränkt werden, um

1Vgl. W. TRILLING, Studien zur Jesusüberlieferung, Stuttgart 1998, S. 93. [im Folgenden: TRILLING 1998, S. x]

2Vgl. W. BÖSEN, Der letzte Tag des Jesus von Nazaret, Freiburg im Breisgau 1999, S. 33. [im Folgenden: BÖSEN 1999, S. x]

3Um die historische und die theologisch-christologische Person Jesus klar voneinander zu trennen, werde ich im Verlauf dieser Arbeit an gegebener Stelle die Unterscheidung zwischen "Jesus" und "Christus" machen.

4Gewisse Argumentationen in dieser Arbeit machen es nötig, zwei Bibelübersetzungen anzuwenden. Es handelt sich dabei um folgende Ausgaben:

1. Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers (Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984), hg. v. der Evangeli-

2. Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung, hg. im Auftrag der Bischöfe Deutschlands, Österreichs, der

Bibelzitate ohne besondere Kennzeichnung finden sich in Sinn bzw. Inhalt übereinstimmend in beiden Bibeleditionen.

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den Kerntext ganz der matthäischen Theologie widmen zu können. Selbstverständlich jedoch werden historische Gesichtspunkte dort Einzug in den Haupttext finden, wo sie absolut unerlässlich für die Interpretation des Evangeliums sind. Hauptanliegen dieser Arbeit soll es daher nicht sein, einen über jeden Zweifel erhabenen historischen Aufriss der Geschehnisse zu geben, sondern vielmehr die Theologie des Matthäus anhand der literarischen Redaktion des ihm als Basis dienenden Markusevangeliums aufzuzeigen. Zur Schaffung der nötigen Grundlagenkenntnisse wird dies zunächst durch eine kurze Einführung in die vorhandenen - auch außerbiblischen - Quellen zum Prozess Jesu von Nazaret, der Eigenschaften der Gattung "Evangelium" sowie einer Betrachtung der zeitlichen, historischen und theologischen Verhältnisse der Entstehungszeit des matthäischen Passionsberichts geschehen. Danach werden in chronologischer Reihenfolge die einzelnen Verhandlungen vor der jüdischen bzw. römischen Autorität im Detail und unter Beachtung matthäischen Sonderguts (wie etwa der Judas-Perikope) kritisch betrachtet werden.

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1. Übersicht über die biblischen und außerbiblischen Quellen

Eine Berücksichtigung der vorhandenen Quellen zu einem geschichtlichen Thema ist auch bei der Betrachtung des Prozesses Jesu von Nazaret für den Historiker unerlässlich. Leider sind neben dem Evangelienkanon nur eine Handvoll Quellen überliefert. Die Breite der Evangelienberichte ist insofern ungewöhnlich als nur wenige antike Quellen erhalten sind, die ein solch geschlossenes Bild geben (geschweige denn eine Sammlung von Quellen, die denselben Sachverhalt von vier verschiedenen Standpunkten aus betrachten). Doch die Tatsache, dass wir es bei den Evangelienberichten mit Zeugnissen der im Prozess Jesu unterlegenen Partei zu tun haben, macht es unmöglich, die wenigen außerbiblischen Quellen der römischen Historiographie außer Acht zu lassen. Diese sollen kurz vorgestellt werden:5