Der Recke von Calmarck 3 - Orson McLight - E-Book

Der Recke von Calmarck 3 E-Book

Orson McLight

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Beschreibung

Magierin Melina wird von ihrem Gewissen geplagt, da Eike den Recken von Calmarck für sie und Hildlin geopfert hat. Unter größten Anstrengungen öffnet Melina für ihn einen Weg zur Weltenbibliothek in Paltesch, da sie glaubt, er könnte das Verlorene dort wiedergewinnen. Was der junge Silbermantel in Paltesch vorfindet, ist einzigartig. Menschen aus der ganzen Welt leben in Harmonie, um dem Wissen zu dienen. Doch nicht alle Reisenden kommen mit friedlichen Absichten nach Paltesch. Denn Wissen bedeutet Macht ... Das Geheimnis der Weltenbibliothek ist der dritte Band aus der Reihe Der Recke von Calmarck.

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Inhaltsverzeichnis

DIE SCHUPPE EINER NIXE

STERNENREGEN

DAS PORTAL

UNFREUNDLICHE FREMDE

DER PALTESISCHE STEIN

DIE STADT DER WUNDER

DIE ENTSCHEIDUNGSSCHMIEDE

DIE JADESCHMIEDE

LEBENSRETTER

NEUE KASPARTOREN

DAS TRIBUNAL

SEILDIENST

ZUWACHS

ROMYS ERFOLG

WAS EINMAL WAR

UNTER VERDACHT

EIN GEBROCHENES HERZ

DER ROTE RAT

EIN NEUES ZEITALTER

DER FUX IM SCHAFSPELZ

AUS SIEBEN MACH VIER

HOFFNUNGSSCHIMMER FÜR JUDITH

DIE NACHFOLGERIN

PALTESCH IM UMBRUCH

DER LETZTE TAG

HERUNTERGEKOMMEN

JADE MAL SIEBEN

DIE WAHREN SCHÄTZE VON PALTESCH

WAFFENLIEFERUNG

DER JADEZIRKEL

EPILOG

DANKSAGUNG

DIE SCHUPPE EINER NIXE

Der Spätsommer war für sie mit Abstand die schönste Zeit im Jahr. Längst waren die Hitzeperioden vergangen und regnerische Tage ließen die Flora wieder ergrünen, bevor der Herbst sie in sein Farbenspiel tauchte. Aber am meisten liebte Judith es, wenn die Sonne abends am Horizont verschwand und den Himmel in ein rotes Glühen verwandelte. Dramatik war seit ihrer Kindheit ein geliebter Begleiter und sie genoss die damit verbundene Aufmerksamkeit. Wenn sie sich sehen ließ und die Menschen begannen, hinter ihrem Rücken zu tuscheln, konnte der Tag nicht besser werden.

Heute war einer dieser Tage, an denen alle Blicke auf sie gerichtet waren. Neidvolle Gesichter konnte sie bereits erahnen, ohne diese sehen zu müssen. Schließlich war heute der Tag ihrer Hochzeit und sie sollte niemand geringeren ehelichen als Salentin Sandhetz – den Sohn des Sippenführers. Mit dieser Verbindung würde Judith bald schon die Mutter eines künftigen Sippenführers und damit zu einem noch angeseheneren Mitglied der Gemeinschaft werden. Ohnehin wurde sie schon für ihre Schönheit beneidet und die meisten Mütter, die bereits einen Stammhalter geboren hatten, wünschten sich eine Tochter wie sie. Hübsche Mädchen hatten es einfacher, an eine vielversprechende Hand gereicht zu werden. Mauerblümchen hingegen mussten nehmen, was man ihnen andachte. Vom Nachtwächter, Gerber oder Abortausheber, sie mussten sich mit dem zufriedengeben, was man ihnen zur Hand reichte. Platz für die Liebe gab es nicht. Alles war besser, als unverheiratet zu Grabe getragen werden zu müssen. Die alten, einsamen Vetteln wurden öffentlich wegen ihrer Weisheit verehrt, und hinterrücks wegen ihres familienlosen Lebensstils belächelt und verspottet.

Judith war nicht nur eine Frau der Dramatik und der grenzenlosen Schönheit, sondern auch eine, die unter einem besonderen Glücksstern geboren worden zu sein schien. Denn Salentin war nicht nur der Sohn des Sippenführers, ebenfalls war er gebildet, gutaussehend und bis über beide Ohren in sie verliebt. Liebe in einer vermeintlich arrangierten Ehe.

Judith stieß ein schadenfrohes Lachen mit ihrem Atem aus. Bei dem Gedanken an diejenigen, die nicht neidisch auf sie waren. Diejenigen, die dachten, sie würde nur wegen ihrer Schönheit gut genug für Salentin Sandhetz sein. Dabei hatten die beiden sich schon vor etlichen Monaten gefunden. Die Hochzeit sollte ihre Liebe krönen und besiegeln. Danach durften sie sich ohne Versteckspiele als Paar zeigen, bis jetzt hatten sie ihre Zuneigung füreinander vor jedem verborgen. Nicht einmal die Eltern des Brautpaares wussten über die tiefe Verbundenheit Bescheid.

Mit einem Kamm, der mit roten Edelsteinen besetzt war, strich sich Judith durch ihre schwarzen Haare und flocht diese zu einem langen Zopf. In ihrer Sippe war es Tradition, dass Braut und Bräutigam sich selbst für die Zeremonie herrichteten. Das ärgerte sie ein wenig, hatte sie doch von anderen Gemeinschaften gehört, in denen diese lästige Aufgabe von Vertrauten oder Verwandten übernommen wurde. Sobald sie sich als Ehefrau von Salentin etabliert hatte, wollte sie mindestens eine Zofe in ihren Dienst nehmen. Die sollte sich dann Stunde um Stunde um ihr dichtes Haar kümmern. Irgendwie musste sie sich ja von ihrem zukünftigen Gefolge unterscheiden. Leider würde bis dahin noch einige Zeit vergehen.

Und wenn schon, sinnierte Judith und fieberte ihrem neuen Leben entgegen. Spätestens wenn der alte Sandhetz ins Gras beißt, werde ich mit Salentin an dessen Stelle treten. Ist mein Stern erst mal aufgegangen, wird er niemals wieder untergehen. Sie konnte sich recht gut vorstellen, wie die Menschen das Knie beugen würden, wenn Salentin und sie zu Festen luden. Wer sich mit ihnen nicht gutstellte, würde es bereuen. Als Herrscherin und Liebhaberin der Dramatik, würde sie drastische Strafen aussprechen. Mit schnödem Auspeitschen würden die wenigsten davonkommen.

»Judith?«

Ihre beste Freundin Wilhelmine hatte den Kopf durch den Zelteingang gesteckt und sah äußerst ungeduldig aus. Ihr Blick änderte sich allerdings schnell, als sie Judith, die eh schon die Schönste weit und breit war, in einer neuen Makellosigkeit bewundern konnte. Es stimmte, Bräute waren am Tag ihrer Hochzeit noch einmal hundertmal schöner. Die Braut von heute hätte sich lieber von einer Klippe gestürzt, wenn dies nicht auf sie zugetroffen hätte.

»Sie sind alle da und warten auf dich«, zögerte Wilhelmine.

»Gut«, entgegnete Judith zufrieden. »Man sagt ja nicht umsonst, das Beste kommt immer zum Schluss.« In dem Falle war sie ausnahmsweise einmal bereit das Allerletzte zu sein.

»Das mag ja sein. Aber du lässt sogar Kerrin Sandhetz warten.«

Ja, der alte Sandhetz. Er liebte die Dramatik nicht minder als sie und deshalb ging sie auch davon aus, dass sie mit ihrem Schwiegervater bestens zurechtkommen würde. Sonst hätte er sicherlich nicht so schnell den Heiratsplänen seines Sohnes zugestimmt. Kerrin Sandhetz wusste, dass seine Lebenszeit begrenzt war. Ein Sippenführer galt nach dem Ableben nur als erfolgreich, wenn er die Erbfolge gesichert hatte. Dazu gehörte es, dass der Erstgeborene bereits verheiratet war und im besten Falle schon einige Enkel gezeugt hatte.

»Judith«, begann Wilhelmine nun zu drängeln. Anscheinend war sie damit beauftragt worden die Gäste nicht länger warten zu lassen. Wenn sie es nicht schaffte, die Braut hervorzuholen, gab es bestimmt eine Schelte vom Sippenführer persönlich.

»Ja, doch! Ich werde schon nicht meine eigene Hochzeit verpassen!«

Festen Schrittes marschierte Judith in der beigen Hochzeitsrobe aus dem Zelt und streifte sich eine Kapuze über ihren Kopf, bevor sie vor die Gemeinschaft trat. Vor ihr ergoss sich ein Spalier aus Gästen, neugierigen Zuschauern und Bewunderern. Wie es sich für eine gute Braut gehörte, richtete sie ihre Sicht auf den Boden. Wer sich zurückhaltend und schüchtern gab, dem versprach der alte Glaube ein langes und wohlhabendes Leben. Judiths Weg endete vor einem Podest, welches aus dicken Balken gefertigt worden war.

Oberhalb der Plattform räkelte sich Sippenführer Kerrin in einem ausladenden Sessel. Für sein Alter sah er noch recht forsch und vor allem gesund aus. Sein Hemd spannte sich über seine Brust, denn er gehörte zu den Männern, die sich auch im fortgeschrittenen Alter noch körperlich ertüchtigten. Vielleicht lag seine Jugendlichkeit auch an seiner dritten Frau, die er erst vor ein paar Monaten geheiratet hatte. Agnes war mit ihren neunzehn Jahren kaum älter als Judith, würde jedoch niemals die gleiche Wertschätzung erhalten. Als dritte Frau war sie nur noch ein dekoratives Beiwerk und würde mit dem Tod des Alten alles verlieren. Immerhin hatte Kerrin mit seinen beiden vorherigen Ehefrauen schon drei Söhne und vier Töchter gezeugt. Was immer Agnes aus ihrem Leib pressen würde, diesen Kindern blieb nur der Name eines großen Mannes. Trotz ihrer Abstammung hatten sie nicht das Erbrecht, welches Salentin zustand.

»Da ist ja die Braut«, stellte Kerrin ruhig fest. Wenn er zufrieden war, klang seine tiefe, kräftige Stimme angenehm. War er es jedoch nicht, war sie furchteinflößend. Am Tag der Hochzeit seines Sohnes schien er also bester Laune zu sein, wahrscheinlich hatte er auch schon ordentlich am Wein genippt, denn neben dem Sippenführer stand ein Holzfässchen, aus dessen Hahn roter Saft tropfte. Mit einer Geste, die Bewunderung einforderte, strich Kerrin mit seinem Zeigefinger am tropfenden Hahn entlang. Danach führte er sich den Finger zum Mund, um einen Tropfen zu kosten. »Ein herrlicher Tag. Guter Wein auf meinen Lippen und mein Sohn bekommt eine wunderschöne Frau.«

Wilhelmine hatte Judith also völlig umsonst aus dem Zelt gescheucht. Der Gram darüber war allerdings schnell vergessen, als sie ihre Kapuze zurückschlug und Salentin neben seinem Vater stehen sah. Ihr Bräutigam hatte sich nicht minder rausgeputzt als sie. Über seiner Oberlippe prangte ein akkurat geschnittenes Bärtchen, seine sonst wilden Haare waren nach hinten gekämmt und begierig wanderten seine Augen über seine Zukünftige.

Voller Entzückung blickte Judith zu ihrem Liebsten auf. Beide konnten das Lächeln, welches über ihre Lippen huschte, nicht verhindern. Die Liebe und die Sehnsucht in ihrer Beziehung ließen vergessen, dass diese beiden als künftige Sippenführer alles dafür tun mussten, um unnahbar zu wirken. Wer Menschlichkeit zuließ, gab gleichzeitig seine Schwächen zu. Das Lächeln des Brautpaares erstarb, als der alte Sandhetz sich erhob, um die Vermählung zu beginnen. Niemand anderem als ihm stand es zu, seinen Segen auszusprechen oder zu verweigern. Wenn er schlechter Laune war, hatte er das Recht, die Hochzeit zum Platzen zu bringen, die Gäste mit einem Tritt in das Gesäß nach Hause zu schicken und trotzdem jedem zu verbieten, auch nur ein Wort über den Tag zu verlieren.

Der Alte war heute guter Stimmung. Seine junge Frau war daran sicher nicht ganz unschuldig, denn Kerrin warf Agnes immer wieder lüsterne Blicke entgegen. Die Arme durfte sicherlich nicht nur leidenschaftliche Nächte erleben, sondern auch Zeiten, in denen sie ausschließlich dafür diente, den unbändigen Paarungswillen ihres Gatten zu befriedigen. Von diesen Qualitäten des Sippenführers konnten nicht nur die vorangegangenen Ehefrauen in der Gemeinschaft berichten. Der alte Sandhetz hatte seinen Status immer für alles ausgenutzt. Gefiel ihm ein weibliches Wesen, hatte sie zu gehorchen. Ein Laster, welches er nicht mal mit zunehmendem Alter abwerfen konnte.

Judith blickte in die Gemeinschaft. Sicher war sie sich nicht, aber Kerrin musste zwischen fünfzehn und zwanzig Bastarde gezeugt haben. Diese vaterlosen Geschöpfe konnten nicht mal den großen Namen ihr Eigen nennen. Wenigstens hatten sie die Namen der Stiefväter tragen dürfen, falls das Schicksal ihnen gnädig gewesen war. Ihr Salentin dagegen hatte es besser getroffen. Als erstgeborener und legitimierter Sohn stand ihm der Titel des Vaters und ein beträchtlicher Anteil des Erbes zu. Die anderen Kinder bekamen die Brotkrumen und mussten sogar dafür noch dankbar sein.

Kerrin erhob sich und zeigte somit seine beeindruckende Statur. Selbst wenn er es gewollt hätte, er konnte nicht verbergen, dass er ein Mann war, in dessen Adern die Leidenschaft für Kampf und Abenteuer floss. »Meine Getreuen, wir haben uns heute versammelt, um meinen ältesten Sohn«, er schlug Salentin kräftig auf die Schulter, »mit dem schönsten aller Weiber zu vermählen.«

Der Sippenführer hielt es nicht für nötig seine baldige Schwiegertochter beim Namen zu nennen, innerlich kochte Judith darüber. Auch die Menschen in den hinteren Reihen sollten wissen, wen Salentin zur Frau nahm und vor wem sie sich bald schon verneigen mussten. Auf keinen Fall wollte sie, dass man ihr huldigte und sie im nächsten Moment wie ein namenloses Beiwerk außer Acht ließ.

»Ich will nicht lange Zeit vergeuden, ich will saufen und fressen und …«, Kerrins letzte Begierde sprach er nicht aus, sondern griff sich stattdessen in den Schritt. Der nachfolgende Blick galt Agnes, die dieses ungenierte Verhalten ihres Mannes kokett weglächelte.

Nachdem er mehrfach angedeutet hatte, mit welcher Manneskraft er noch beseelt war, fuhr Kerrin ungeniert fort. »Als Anführer dieser Gemeinschaft erkläre ich euch zu Eheleuten. Nur der Teufel mit Zaubern aus der tiefsten Schwärze vermag diesen Bund noch zu trennen.«

Des Alten Lippen hatten sich zu einem zufriedenen Grinsen verzogen. Salopp ging er auf die Braut zu und strich ihr über die Wange, als wolle er die erste Nacht mit ihr für sich beanspruchen. Aber Kerrin war ein Krieger, kein Monster. Stattdessen legte er seiner Schwiegertochter eine Kette mit einem orange leuchtenden Kristall, der wie eine Träne geformt war, um. »Er gehörte meiner ersten Frau. Wann immer dir Unrecht droht, wird er dich beschützen.«

Die Braut umschloss den Kristall mit ihrer Faust und machte einen dankbaren Knicks.

»Jetzt lasst uns trinken!«, grölte Kerrin, der sich nach der Übergabe des Geschenks sofort wieder seinem Fässchen widmete. Er hob einen gefüllten Krug und ließ den Inhalt mit wenigen Zügen in seinem Mund verschwinden.

Obwohl die Zeremonie viel kürzer war, als erwartet, tastete sich Judiths Hand zu der von Salentin. Es fühlte sich gut an, wie er ihre Hand drückte und sie dabei mit großer Verehrung ansah. Dann zog er sie an sich und legte seine Lippen auf die ihren. Die Menschen jubelten auf und Judith wünschte sich, dass dieser Moment für immer andauern könnte.

Das Fest hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht, dennoch zog sich das frisch vermählte Paar in das Zelt des Bräutigams zurück. Endlich stand ihnen frei sich zu küssen, nah zu sein und den lang ersehnten Akt zu vollziehen. Im Inneren von Salentins Zelt brannten zwei Öllaternen, die das Lager in gemütliches Licht tauchten.

Seinen Schlafplatz hatte er mit mehreren Fellen ausgelegt und die Decken waren bereits zurückgeschlagen, um für das Ehepaar einladender zu wirken. Hier sollten sie sich lieben und schnellstmöglich für die nächste Generation der Sandhetz-Sippe sorgen. Der nächste Triumph konnte nur erklommen werden, wenn Judith einen runden Bauch vor sich herschob.

Voller Sehnsucht drängte Salentin Judith auf den Schlafplatz. Da sie längst nicht seine Erste war, zog er geschickt seine Hose aus, während er sie liebkoste. Schnell hatte er auch sein Hemd abgelegt. Kurz danach hielt der splitternackte Mann einen Dolch in der Hand. Die ellenlange Klinge blitzte im Fackelschein auf, doch Judith verspürte keine Angst, kannte sie die Traditionen der Gemeinschaft doch zu gut und sehnte sich nach Vollendung der Tat. Es gehörte zu den wichtigsten Aufgaben des Bräutigams, vor der ersten Nacht die Hochzeitsrobe vom Leib der Braut zu schneiden. Erst wenn es ihm gelang die Braut unversehrt zu enthüllen, hatte er das Recht sie zu nehmen.

Als geschickter Jäger hatte Salentin schon vielen Tieren das Fell vom Körper geschnitzt, es würde ein Leichtes sein, seine Geliebte unversehrt zu lassen. Zuerst schnitt er Judith die Ärmel mit der Klinge ab und sie sah sich dazu hingerissen ihre Arme um ihn zu legen. Leidenschaftliche Küsse unterbrachen das Spiel, bis Salentin sich dazu entschloss es geschehen zu lassen. Er legte die scharfe Klinge oberhalb ihres Kragens an und lächelte sie an. Mit der Spitze des Dolches kratzte er am Tränenkristall an der Kette. »Du gehörst nur mir.«

»Wem denn sonst?«, flüsterte Judith ungeduldig zurück.

Ratsch! Mit einem gekonnten Schnitt entzweite Salentin die Robe und entblößte ihren nackten Körper. Sie konnte es kaum erwarten sich mit ihm zu vereinen. Begierig sah er sie an, so große Augen hatte sie bei ihm noch nie gesehen. Wahrscheinlich war er geblendet von ihrer Schönheit, betäubt von ihrem Duft. Sein Glied stand schon in ungeduldiger Erwartung von seinem Körper ab. Sie haben zu können, musste für ihn die größte Errungenschaft sein. Er sollte den Moment ruhig auskosten, sie war schließlich keine Hure, die man nach dem Geschlechtsverkehr angewidert betrachtete und sofort verließ.

»Du bist …«, zitterte Salentins Stimme.

»Was bin ich?«, forderte sie sanft ein.

Sie strich ihm über die Brust, doch er wehrte diese Liebkosung barsch ab. Er schwang sich vom Lager herunter und streifte sich seine Hose über. Die Gier über sie herzufallen, war mit dem nächsten Atemzug von ihm abgefallen. »Ich hätte es wissen müssen, als ich mich zu dir hingezogen gefühlt habe. Du bist eine Dämonin!«

Schockiert richtete sich Judith auf. Hatte Salentin zu viel von dem Wein getrunken? Oder gar verdorbenes Essen zu sich genommen, welches ihm jetzt die Sinne vernebelte? Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn er packte sie an den Haaren und zerrte sie aus dem Zelt. Dass sie dabei splitternackt war, schien ihn nicht zu stören. Draußen gingen die Feierlichkeiten noch von statten.

»Vater!«, brüllte Salentin, während er Judith hinter sich herzog.

Sie flehte immer wieder, dass er sie loslassen solle, doch er schien sie gekonnt zu ignorieren. Diese Art von Dramatik stand ihr gar nicht gut und sie wurde von der Scham überschattet, denn die ganze Gemeinschaft konnte ihren unverhüllten Körper begaffen. Jetzt fühlte sie sich tatsächlich wie eine Hure und noch nie hatte ein schlimmeres Gefühl ihr Herz zum Rasen gebracht.

Kerrin, dessen Lippen vom Wein blau gefärbt waren, sah verwirrt zu seinem Spross. »Was soll das? Bist du etwa schon fertig mit ihr?« Er drehte sich amüsiert zu einem Mann um und lachte auf. »Mein Junge kann schneller schießen, als du einen Pfeil auf die Bogensehne legst!«

Einige umstehende Gäste schmunzelten, obwohl sie mit dieser Zustimmung ihren zukünftigen Anführer beleidigten. Solange der Witz von Kerrin ausging, brauchten sie jedoch keine Ahndung befürchten.

Salentin zog Judith hoch und zeigte auf eine Stelle zwischen ihren Brüsten. Dort befand sich ein schwarzer, funkelnder Fleck, kaum größer als ein Daumennagel. »Du musst sie töten, Vater! Sie ist eine von ihnen!«

Der Sippenführer beugte sich vor. Der eben noch gemachte Spaß war mit einem Wimpernschlag vergessen. Zuerst sah er aus, als ob er Judiths Brüste mit aller Seelenruhe mustern wollte. Doch der Alte interessierte sich für das kleine Gebilde dazwischen.

»Die Schuppe einer Nixe.«

»Du siehst es also auch«, klang Salentin erleichtert.

Judith wagte es ihr Kinn zu senken und einen Blick zu riskieren. Die Scham machte nun der Angst Platz. Tatsächlich funkelte sie ein kleines, merkwürdiges Gebilde an. Schwarz und Unheil bringend. Eine Nixenschuppe. Wer von diesem Fluch getroffen wurde, galt als Überbringer des Unglücks und würde bald schon daran zu Grunde gehen. Verfluchte wurden aus ihren Gemeinschaften verstoßen oder getötet, um eine Verbreitung der dunklen Mächte entgegenzuwirken.

»Nein!«, schrie Judith und bohrte ihre eigenen Fingernägel in ihr Fleisch. Sie versuchte sich die Schuppe aus der Haut zu reißen, aber es war unmöglich etwas dagegen auszurichten. »Ich bin keine Dämonin!«

»Vater, tu es«, verlangte Salentin nach einem schnellen Handeln. Er drückte Kerrin den Dolch in die Hand, mit dem er zuvor die Robe von Judith zerschnitten hatte. Er musste auf die Tat eines anderen hoffen, denn er wollte sich nicht versündigen, indem er die eigene Frau tötete. Mit solch einem Frevel wollte er sich nicht belasten, der Sippenführer dagegen hatte das Recht, im Namen der Gemeinschaft zu handeln und ohne Sünde zu bleiben.

Kerrin wog den Dolch in seiner Hand und sah auf seine Schwiegertochter herab. Judith hatte inzwischen angefangen zu weinen, sie wollte nicht sterben. Sie wusste, der Sippenführer hatte schon über ganz andere Menschen ein schnelles Urteil gefällt und ihm lag das Zögern nicht im Blut. Einem Bengel von zehn Jahren hatte er sogar eigenhändig die Zunge rausgeschnitten, da dieser ein lästerliches Lied über den Anführer gesungen hatte.

»Bitte nicht«, hauchte sie zwischen Schluchzern und Panikattacken.

Salentin hielt dagegen. Der Anblick der Nixenschuppe hatte seine Verliebtheit anscheinend für immer weggewischt. Er schien sich regelrecht vor seiner Braut zu widern, wollte die Schmach ungeschehen machen. »Mach schon, Vater!«

Kerrin erhob sich aus seinem Sessel und drückte die Dolchklinge in eine der Armlehnen. Seine tiefe Stimme sprach eine gefährliche Warnung aus. »Halt mich nicht für töricht, Salentin. Eine Nixe zu töten, stürzt einen selbst ins Unglück. Ich weiß, wovon ich spreche. Ihre Zauber können noch Ewigkeiten nach ihrem Tod wirken.«

»Sie am Leben zu lassen, bringt noch viel mehr Leid!«

»Ich weiß! Sie könnte das Ende unserer ganzen Gemeinschaft bedeuten. Deshalb verbanne ich dieses Geschöpf der Unterwelt. Nicht nur aus dieser, sondern allen Gemeinschaften. Hast du das verstanden, Weib? Sandhetz, Sandrade, Sandreiz, Sandeck, Sandtief, und wie sie alle heißen. Keine dieser Sippen wird dir ein Zuhause bieten.«

Das Töten von Nixen sollte Unglück bringen? Kerrin war wohl der einzige Mensch, der diesen Sinnspruch wörtlich nahm. Judith blickte mit ihrem tränennassen Gesicht auf. Wenn sie eins verstanden hatte, dann dass sie nicht getötet werden sollte. Verbannung schien in ihrem Falle wie ein Geschenk zu sein.

»Ich fragte, ob du mich verstanden hast? Du wirst dieses Land verlassen und nie mehr zurückkehren!« Der Alte legte seine Hand nun doch wieder um den Griff des Dolches und zog ihn aus der Armlehne heraus. Hatte er seine Meinung etwa doch geändert? Der Sippenführer war ein launischer Kerl und dass seine Schwiegertochter mit einer Nixenschuppe versehen war, musste die größte Kränkung für ihn gewesen sein. Durch die Hochzeit mit seinem Sohn war sie unweigerlich ein Teil von Kerrins Familie geworden. Das Tuch der erlittenen Schande würde sich nicht von einem auf den anderen Moment zerschneiden lassen. Die Menschen würden sich wochenlang das Maul darüber zerreißen, in dieser Gemeinschaft und den anderen des Landes.

Urplötzlich schnellte Kerrin nach vorne und bewies, wie jugendlich er noch handeln konnte. Er packte Judith am Schopf und ließ die Dolchklinge durch ihre Haarpracht gleiten. Strähne für Strähne nahm er einen Teil ihrer unermesslichen Schönheit. Als er fertig war, befühlte Judith ihren Kopf. Nichts als struppige, vereinzelte Büsche hatte Kerrin ihr gelassen.

»Worauf wartest du? Hast du immer noch nicht verstanden?«, knurrte Kerrin, der eine letzte Haarsträhne von ihr in den Händen hielt. Es gab Sippen in Sand, die die letzte Haarsträhne ihrer besiegten Gegner als Trophäe behielten. Kerrin war ein großer Kämpfer, aber er hatte noch nie Wert auf diese Tradition gelegt. Jetzt allerdings hielt er die Haarsträhne mahnend in seiner Faust.

Judith stolperte zurück. »Doch. Ich bin verbannt. Für immer.«

»Und du bist ab heute eine Sandlos! Wag es nicht dich jemals als eine Sandhetz oder eine Anhängerin der anderen großen Sippen auszugeben! Du bist nämlich nichts!«

So schnell es ihr möglich war, bahnte sich Judith einen Weg durch die Menge, vorbei an den Zelten, hinaus aus der Gemeinschaft, die sie irgendwann zu führen gedacht hatte. Sie spürte, wie sie mit Geschossen beworfen wurde. An ihrem Rücken prallten Steine, Trinkhörner und Essen vom Bankett ab. Jeder einzelne Schlag ließ sie aufschreien und sie hätte sich am liebsten hinter dem nächsten Baum versteckt und hemmungslos geweint. Sie durfte allerdings nicht stehenbleiben, sonst würde die Gemeinschaft sie töten. Kerrin mochte sein Urteil gefällt haben, in diesem Falle jedoch wäre er sogar dankbar dafür gewesen, wenn seine Anhänger nach eigenem Ermessen handelten.

Judith rannte, bis der Morgen graute und sie voller Erschöpfung am Ufer eines Flusses zusammenbrach. Ihr Rücken schmerzte wie die Hölle, als hätte ein Stein ihren Körper durchschlagen und eine klaffende Wunde verursacht.

Es war doch nur ein böser Traum, oder? Ihre Finger glitten über die Schuppe zwischen ihren Brüsten. Sie war da, fühlte sich kalt und verheerend an. Dieses kleine Ding hatte ihre Zukunft gestohlen. Ihre Liebe innerhalb eines Wimpernschlags weggewischt. Und dieses kleine Ding würde ihr in absehbarer Zeit das menschliche Leben nehmen, zuvor den ganzen Körper mit Schuppen bedecken und sie wirklich in eine Dämonin verwandeln – in eine Nixe.

Aber sie spürte noch etwas. Den tränenförmigen Kristall. Auf keinen Fall wollte sie diesen nach den Ereignissen behalten. Mit einem kräftigen Ruck riss sie sich die Kette vom Hals und warf diese samt Kristall gegen einen Felsen, der aus dem Wasser des Flusses ragte. Die Träne zerbrach in der Mitte in zwei Teile. Aus den Trümmern des Schmuckstücks stieg ein merkwürdiger Nebel auf, der in den Farben eines Regenbogens schimmerte - ein Tor zu einer anderen Welt.

Ob es sich dabei um einen weiteren Fluch einer Nixe handelte? Judith wusste es nicht, sie blickte nachdenklich in die Richtung, aus der sie vor den Schmähungen ihrer Sippe geflüchtet war. Dorthin konnte sie nie mehr zurück. Sie watete durch das Flusswasser und blickte auf das Phänomen, welches der zerbrochene Kristall hervorgerufen hatte.

»Wann immer dir Unrecht droht, wird er dich beschützen«, halten die Worte des Alten nach.

Ihr war Unrecht geschehen und deshalb ging sie festen Willens auf die Farben des Regenbogens zu.

STERNENREGEN

Sie war eine Zauberin. Überragend und geschickt. Konzentriert und zielorientiert. Bewundert für ihre Möglichkeiten. Trotzdem kringelten sich ihre Zehennägel nach oben, begannen ihre Zähne zu klappern, ihre Hände zu zittern, wenn sie einen etwas komplizierteren Teleportationszauber wirken wollte. Von A nach B. Von links nach rechts. Das konnte verdammt nochmal nicht so schwer sein!

Puff! Melina wurde von einer kleinen Druckwelle erfasst und gegen ein Bücherregal gedrückt. Ein paar dicke Wälzer begruben sie, zum Glück wurde sie nicht am Kopf getroffen. Sie schnipste mit ihren Fingern und ein unsichtbarer Windstoß ließ die Bücher zurück ins Regal fliegen und sie auf die Beine kommen.

Seit wenigen Monaten war sie nun in Calmarck und seitdem tat sie nichts anderes, als eine Verbindung zur Weltenbibliothek in Paltesch zu suchen. Der sagenumwobene Ort lag nicht gerade um die Ecke, was das Unterfangen als schwierig gestaltete. Dabei hatte Melina sich inzwischen prächtig entwickelt und ihre große Magiekraft kennen und lenken gelernt. Sie war sogar dabei, ihre besondere Gabe schätzen zu lernen.

Wenn da nicht die vertrackte Situation mit dem Teleportationszauber gewesen wäre. Alle Zauber außer diesem gelangen ihr mühelos und ohne großes Nachdenken. Erschöpft ließ sie sich in einen Sessel fallen und griff nach einem Becher, der mit Most gefüllt war. Sie nippte nachdenklich am Trinkgefäß und ließ die Flüssigkeit in ihrem Mund tanzen. Manchmal half ihr dieses Ritual dabei, aus einer verzwickten Lage zu entkommen und neue Ansichten auf das Problem zu gewinnen. Vergeblich gurgelte sie den Most umher, bis sie sich dazu entschloss ihn die Kehle hinunterzuschlucken.

»Es muss doch möglich sein diesen Ort mit Zauberkraft zu erreichen«, murmelte sie. Es ließ ihr einfach keine Ruhe. Alles war möglich mit Magie und so eine läppische Teleportation sollte aufgrund der Entfernung nicht funktionieren? Gut, genau genommen eine Teleportation um die halbe Welt, aber davon wollte sich die junge Zauberin nicht einschüchtern lassen.

Melina fuhr aus dem Sessel hoch. »Ich bin die Hofzauberin von Lavasteen! Es ist möglich! Ich weiß es!«

Wegen ihrer eigenen Unfähigkeit stampfte sie wütend auf den Boden auf und trommelte mit ihren Fäusten auf den Tisch vor ihr ein. Sie hatte längst geglaubt, dass ihr alle Zauber gelingen würden – vorbei sollten die Zeiten sein, als ihr die Sprüche misslangen und sie unbeabsichtigt ihren eigenen Rockzipfel entzündete.

Früher hätte sie es niemals zugelassen, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Sie warf mit Gegenständen um sich und tat dies, bis sie zähneknirschend vor einem Bücherregal stehen blieb. Sie stemmte sich mit ihrem zierlichen Körpergewicht dagegen und warf es um. Das Regal ging mit einem lauten Knall zu Boden und Melina stürzte hinterher. Ihre Wutausbrüche, wenn sie sich in einer Sackgasse stehen sah, waren überschaubar. Heute war es der zweite seit ihrer Ankunft in Lavasteen. Den ersten hatte ein königlicher Arschkriecher provoziert, der der Königin anriet, dass die Hofzauberin die Burg nicht verlassen dürfe und in die Katakomben gesperrt gehörte. Hätte Melina ihre Wut darüber nicht herausgeschrien und einige Trinkgefäße zerdeppert, hätte sie diesen bratwurstgesichtigen Mann in eine Unke verwandelt. Sie war doch keine Hexe, bei deren Anblick man um sein Leben fürchten musste. Wenigstens hatte die Königin ihren Berater schnell zur Ruhe aufgefordert und so dem Mädchen weiterhin alle Freiheiten gewährt.

Ja, die Königin. Bei dem Gedanken an die Regentin von Calmarck musste Melina in sich gehen. Sie mochte Karlena Veildorn irgendwie, auch wenn diese oft eine besonders barsche Art an den Tag legte. Und dann, wenn man mit der Königin einen Moment der Zweisamkeit erhaschte, war diese zahm wie ein neugeborenes Lamm. Hinzu kam, dass die Kronenträgerin ein Fass des Wissens zu sein schien.

Melina gab ihr Bestes, um Aufträge der Königin und deren Hofgefolge mit zufriedenstellendem Ergebnis zu erledigen. Meistens gelang der jungen Zauberin auch alles auf Anhieb, selten benötigte sie mehr als zwei Anläufe. Genau das war eines der Probleme mit der Teleportation nach Paltesch. Melina hatte mindestens schon drei Dutzend Versuche gestartet und war immer gescheitert. Gescheitert an einer Aufgabe, die sie sich selbst auferlegt hatte. Weder Königin noch Aristokraten saßen dem Mädchen im Nacken. Sie selbst war ihr größter Druckgeber.

Sie hatte sich fest vorgenommen den Recken von Calmarck nach Paltesch zu bringen – koste es, was es wolle! Folgend den Worten, die in einem Buch standen, welches sie von ihrer Tante bekommen hatte. Melina war sich sicher, in Paltesch könnte Eike das wiedererlangen, was er ihretwegen verloren hatte.

Oft hatte sie sich gewünscht, dass sie sich die magischen Funken selbst aus dem Leib reißen konnte, um ihm seine Mächte zurückzugeben. Aber das schien genauso unmöglich wie eine Teleportation nach Paltesch. Es war frustrierend, wenn man einerseits so mächtig war und andererseits doch Grenzen erkennen musste. Dabei vergaß sie, dass man an den Hindernissen im Leben ebenso wachsen konnte. Mit ihren fünfzehn Jahren fehlte ihr noch einiges an Erfahrung. Mancher Fehlschlag konnte einem den Weg zu etwas Neuem eröffnen. Vorausgesetzt man war hartnäckig genug, um nicht umzudrehen und auf einem bereits beschrittenen Weg zu landen.

Sie stellte das Bücherregal dank Magie wieder auf und blickte auf das Chaos von herumliegenden Büchern. Die meisten davon waren stark verstaubt, da sie nicht spannendere Anleitungen enthielten, als wie man Mäusekot trocknete. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass diese alten Schinken jemals als Nachschlagewerk benutzt worden waren. Das eine oder andere hatte sie schon selbst in der Hand gehabt, aus purer Neugierde, welches Wissen sie hier bewahrten. Es war viel Brauchbares und auch manches Neues dabei gewesen, aber die meisten Aufzeichnungen schienen von Menschen gemacht worden zu sein, die mit Magie nicht viel am Hut hatten. Fürs Salbenmischen brauchte man nun wirklich keine Zauber – aber diese Tätigkeit schien mit dem Amt des Hofwirkers tief verankert gewesen zu sein. Daher hatte Melina die Rezeptbücher für Arzneien, Salben und heilender Öle in ein separates Regal geräumt. Die Spreu sozusagen vom Weizen getrennt.

Sie legte die letzten herumliegenden Bücher wieder zurück ins Regal und verzichtete darauf, Magie anzuwenden. Manchmal konnte eine simple Tätigkeit den Geist mehr beruhigen als duftende Räucherstäbchen und rhythmische Glockenschläge. Dann ließ sich Melina doch von den unscheinbaren, überflüssigen Büchern in den Bann ziehen.

Vor ihr lag ein Foliant, in dessen Einband ein hübsches Muster eingestanzt war. Linien schlängelten sich zu kunstvollen Gebilden, die wie Blüten und Sterne aussahen. Sie fuhr die Linien mit den Fingern nach und spürte, wie ihr Geist zur Ruhe kam. Merkwürdigerweise hatte das Buch keinen Titel. Vielleicht war es einst ein Notiz- oder Tagebuch gewesen. Persönliche Vermerke von ihren Vorgängern fand sie zuhauf – meistens als lose Blätter unachtsam in Folianten gelegt.

Das Buch hätte mir doch längst auffallen müssen, sinnierte Melina. Neugierig schlug sie das Buch an einer beliebigen Stelle auf und sah sich eine Abbildung an. Es war eigentlich nur ein großer, dunkler, verschmierter Punkt zu sehen, der von helleren Linien begleitet wurde. Unter der Abbildung stand: Das Portal.

Sofort begann sie die dazugehörigen Erläuterungen zu lesen. »Im Gegensatz zu einer Teleportation, kann ein Portal als eine Brücke zwischen zwei Orten angesehen werden, ohne dass der Wirker den genauen Zielort jemals betreten haben muss. Für diesen Zauber wird ein ortsgeschmiedeter Stein benötigt. Hinzu kommt, dass der magische Aufwand sehr groß ist …«

Melina knickte ein Eselsohr an die Seite, damit sie die Stelle wiederfinden würde, und klappte das Buch zu. »Ich bin ja große magische Herausforderungen gewohnt.« Der nächste Wutausbruch sollte mindestens fünf Jahre auf sich warten lassen.

An eine Balustrade gelehnt, sah Eike auf eine große Menschenmenge hinab. Sie alle waren äußerst festlich gekleidet und schienen sich gegenseitig mit ihrer Erhabenheit übertrumpfen zu wollen. Feine Damen präsentierten sich in maßgeschneiderten Gewändern, während sich ihre Ehemänner zusammenrotteten und Geschäftliches besprachen. Nur wenige von ihnen hatten bereits auf einer der unzähligen Bänke Platz genommen, da das Brautpaar noch nicht in Sicht war.

Das Brautpaar. Eike fühlte sich völlig fehl am Platz, obwohl er sich ebenfalls rausgeputzt hatte wie ein Pfau auf Partnersuche. Der Silbermantel, der wie ein Tuch auf seinen Schultern lag, duftete herrlich frisch und das helle Wams hatte er erst am Vortag bei einem Schneider abgeholt. Um seine Hüfte war ein gemusterter Ledergürtel gebunden, an dem ein Schwert in einer Scheide baumelte. An die Waffe hatte er sich selbst nach Wochen nicht gewöhnen können. Er und ein Schwert? Der Gedanke war immer noch absurd, aber er hatte bis jetzt auch keinen passenden Ersatz für seinen Kriegshammer gefunden. Vielleicht weil er das auch nicht wirklich wollte. Dem Schmied, der das Schwert extra für ihn angefertigt hatte, konnte er das natürlich nicht ins Gesicht sagen, deshalb trug er die Waffe stets am Leib.

Durch die offenen Flügeltüren der Kirche kam der Bräutigam hereinspaziert. Bodo von Zolten. Der Mann, dem Eike vor nicht allzu langer Zeit nur Antipathie entgegenbringen konnte. Inzwischen begegneten sich beide neutral, ohne den anderen als Gegner zu sehen oder an die Gurgel zu springen. Als Freunde konnte man sie längst noch nicht bezeichnen, aber beide befanden sich auf dem richtigen Weg dorthin. Der erste wichtige Schritt war sogar von Bodo gekommen, der Eike persönlich eine Einladung zur Hochzeit überreicht hatte. Ein mit einem Wachssiegel verschlossener Umschlag, wie sonst nur Könige wichtige Nachrichten überbringen ließen.

Der Bräutigam trug einen Paradeharnisch, der in einer Schlacht so unnütz wie ein Zahnstocher in der Schwertscheide war. Vor seinem Brustkorb hatte er einige farbenfrohe Schärpen gespannt, die verrieten welche Heldentaten er für Calmarck schon durchgestanden hatte. Die letzte war seine eigene Verlobte aus den Fängen einer größenwahnsinnigen Zauberin zu befreien. Es war ihm gelungen, ansonsten hätte es heute keinen Anlass gegeben, diese Hochzeit zu feiern. Die Juwelenbesetzte Schwertscheide an seinem Gürtel funkelte vorfreudig.

Bodo scheuchte seine Hochzeitsgäste auf die Sitzbänke zu: »Genug geschwatzt! Gleich wird geheiratet. Wie ich sehe, sind in den vorderen Reihen noch ein paar Plätze frei.« Er klang amüsiert und zufrieden zugleich. Ein eher seltener Gemütszustand, lernte man ihn doch ansonsten eher mit gemäßigter Laune kennen.

Einer der Gäste ergriff Bodos Hand, um ihm schon vorab zu gratulieren. »Glückwunsch, Edler Bodo! Ich hörte, Ihr habt eine wunderschöne Braut.«

»Das ist kein Gerücht«, grinste Bodo und entzog sich dem Beglückwünschendem mit einer eleganten Drehung, wobei er eines seiner Beine nachzog. Die Beinprothese konnte er auch am wichtigsten Tag in seinem Leben nicht ignorieren oder in irgendeiner Art kaschieren. Übel nahm ihm dies keiner, schließlich hatte er das Bein durch eine Heldentat verloren.

Zwischen den Gästen erspähte Eike auch Hildlins Eltern – den berühmten Fechtlehrer Hertwicus mit seiner Frau. Für sie war der Tag sicherlich nicht weniger aufregend als für ihre einzige Tochter. Sie übergaben ihr Kind quasi in die Obhut eines anderen, obwohl Hildlin längst eine erwachsene Frau war. Ein Kind blieb immer das Kind. Noch ein bekanntes Gesicht mischte sich unter die Gäste, obwohl untermischen in diesem Fall das falsche Wort war. Azra, alias Königin Karlena, schritt durch die Kirche und aus Achtung machten ihr alle Menschen den Weg frei. Ganz ungeniert setzte sie sich in die erste Reihe, als sei sie der Ehrengast gewesen, was sie in gewisser Hinsicht auch war. Einen König oder eine Königin zur eigenen Hochzeit zu laden und zu empfangen, war nur selten einem Brautpaar vergönnt. Mittlerweile war auch schon der Priester eingetroffen, der diese Trauung abhalten sollte. Er war noch recht jung und unterhielt sich freundlich mit Bodo.

Von der Braut war noch nichts zu sehen. Eike war gespannt, wie seine heimliche Liebe aussah. Wobei er sich längst damit abgefunden hatte, dass sie Bodo liebte und diesen auch heiraten würde. Es tat nicht einmal weh darüber nachzudenken, in gewisser Weise war alles in Ordnung, so wie es war, beziehungsweise kommen sollte. Die Freundschaft zwischen ihm und Hildlin würde dafür bleiben. In diesem Moment wünschte er seiner Freundin eine glückliche und lange Ehe. Bis dass der Tod sie scheidet.

Die Gäste brachen plötzlich in Aufruhr aus und suchten sich ihre Plätze. Dort wo noch etwas frei war, wurde sich platziert und dann drehten alle ihre Köpfe neugierig zu den Flügeltüren. Die Braut war erschienen und sie war wunderschön. Hildlin trug ein samtblaues Kleid mit goldener Spitze. Anstatt eines Schleiers im Haar, trug sie den Silbermantel über ihren Schultern. Dieses kleine Detail ließ nicht vergessen, dass sie eine Eliteritterin von Calmarck war. Den Titel hatte sie sich nach ihrer Rückkehr von der Steinmerzinsel verdient. Ihre Leidenszeit war belohnt worden.

Zügigen Schrittes marschierte die Braut zu ihrem Bräutigam. Obwohl es unüblich war, umarmten die beiden sich schon vor dem Eheversprechen und drückten sich einen sanften Kuss auf die Lippen. Von den Zuschauern war ein beneidenswertes Glucksen zu vernehmen. Entweder erinnerten sie sich an ihre eigene erste Liebe oder sehnten sich danach das zu haben, was das Brautpaar hatte.

Der junge Priester trennte die Liebenden Mithilfe eines gekonnten Räusperns. Hildlin und Bodo lösten ihre Lippen voneinander, das Händchenhalten ließen sie sich dagegen nicht nehmen. Immer wieder folgten tiefe Blicke in ihre Augen. Diese erzählten von der Verbundenheit zueinander.

»Wir sind heute zusammengekommen, um Bodo von Zolten und Hildlin Fuchspfeiffer in den heiligen Bund der Ehe zu führen.«

War das öde. Nachdem Eike Braut und Bräutigam bewundert hatte, kamen ihm die Worte des Priesters wie alte Sülze vor. Es war ja nicht die erste Hochzeit, bei der er anwesend war. Er konnte sich gut daran erinnern, wie sein ehemaliger Herr, Wolfram von Tannewick, von Zeit zu Zeit zu Hochzeiten geladen wurde. Zwar schlug der alte Ritter viele Einladungen aus, doch es gab auch solche, die er aus Höflichkeitsgründen nicht ablehnen durfte. Als Wolframs Knappe, war Eike natürlich auch eingeladen gewesen. So individuell die Brautleute versuchten ihre Zeremonie auch zu gestalten, bei jeder Hochzeit gab es Abläufe, die man nicht beeinflussen konnte. Die Worte des jungen Priesters hörten sich stark danach an, als hätte er sie auswendig gelernt, sodass er sie bei jeder beliebigen Hochzeit aufsagen konnte. Übelnehmen durfte man ihm das nicht. Nicht jeder Gottesdiener war geschickt mit Worten oder dem Formulieren persönlicher Schwüre. Schnell konnte ein gutgemeinter Segen Fehlinformationen enthalten und daher beließen es die meisten Priester beim Standardverfahren. Wer wollte schon bei einer arrangierten Ehe von ewiger Liebe mit großen Verheißungen sprechen?

Gedanklich nahm Eike dem Priester die Worte vorweg. Wenn jemand einen guten Grund vorbringen kann, warum diese beiden heute nicht vermählt werden sollten, der möge jetzt sprechen oder für immer schweigen.

Bei den Hochzeiten, bei denen er anwesend gewesen war, hatte sich noch nie jemand erhoben, um seine Einwände zu äußern. Es mochte Blicke gegeben haben, die zu Braut oder Bräutigam sprachen: Tu es nicht! Aber niemand hatte den Mut aufbringen können, um die Hochzeit zum Platzen zu bringen.

Heute blieben die Gäste ebenfalls stumm. Zudem gab es nicht mal annähernd einen klitzekleinen Grund, warum Bodo und Hildlin nicht zu Mann und Frau werden sollten. Stattdessen las der Priester erst einmal die Gelöbnisse vor, welche die beiden selbst verfasst hatten. Vor allem von Liebe wurde gesprochen und während der Priester die Worte wiedergab, rückten Bodo und Hildlin noch enger zusammen. Wer es wagen sollte, in diese Beziehung einen Keil zu treiben, musste abgrundtief böse Gedanken hegen.

»Nun frag sie doch endlich«, forderte Eike ungeduldig. Zum Glück war er der einzige Gast, der sich zur höheren Ebene begeben hatte und an der Balustrade lehnte. Somit blieb seine ungestüme Forderung unerhört. Er konnte es kaum erwarten, wenn das Eheversprechen besiegelt war. Er befürchtete, der alles entscheidende Kuss würde ihm doch einen Stich ins Herz versetzen können, obwohl er sich einredete, sich mit allem abgefunden zu haben.

»Wer soll hier wen was fragen?«

Eike wäre vor Überraschung fast vorn über die Balustrade gekippt. Er drehte sich um und sah die junge Hofzauberin vor sich stehen. Mittlerweile war ein Band der Freundschaft zwischen ihnen geknüpft worden. »Melina! Du hast mich zu Tode erschreckt.«

»Dafür siehst du mir noch zu lebendig aus«, neckte sie ihn fröhlich. Seitdem das Mädchen zur Hofzauberin von Lavasteen ernannt worden war, sprühte sie vor positiver Energie und holte manchen Klamauk nach, den sie während ihrer Kindheit verpasst hatte.

Sie stellte sich neben Eike und sah auf die Zeremonie herab. Zwischenzeitlich war der Priester so weit gekommen, die entscheidende Frage zu stellen.

»Ach, ist das nicht romantisch?« Melina war völlig verzückt.

»Es ist eine ganz normale Hochzeit«, entgegnete Eike.

»Ja, ich will«, hörte man Bodo dem Priester antworten, worauf dieser sich sofort an die Braut wandte.

»Und willst du, Hildlin Fuchspfeiffer, Bodo von Zolten zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen?«

»Oh!«, jubelte Melina bereits bevor die Braut ihre Zustimmung gegeben hatte. »Ich werde den beiden einen ganz besonderen Moment bereiten!«

»Nicht in der Kirche!«, warnte Eike. Er wusste genau, dass sie für irgendetwas ihre Kräfte einsetzen wollte.

»Ja, ich will!«

Die beiden Liebenden fielen sich in die Arme und Melina hatte Eikes Warnung längst in den Wind geschlagen. Sie ließ aus ihrem Zeigefinger Funken sprühen, die sich wie Sterne am Nachthimmel unter der Decke der Kirche sammelten. Die Gäste in den unteren Reihen staunten über das Lichtspektakel nicht schlecht und auch das Brautpaar applaudierte über das überraschende Lichtermeer. Melinas Zauber verstärkte die Bedeutsamkeit des Moments.

»Siehst du, ich habe ihnen den Tag versüßt. Selbst den Königinnen und Königen der letzten Generationen war dieses Schauspiel zur Hochzeit nicht vergönnt«, grinste Melina über ihr Werk. »Dieser exklusive Moment wird immer in ihren Herzen sein. Und dabei werden sie an die talentierteste und begabteste Zauberin von allen denken.«

Es war wirklich beeindruckend, doch als die ersten Sterne erloschen und die glühende Asche herabfiel, und sich in die Roben der Gäste einbrannte, wurden Flüche ausgestoßen. Hastig versuchten die Gäste den Funken auszuweichen, wer doch erwischt wurde, bemühte sich die Glut sofort auszuklopfen. Wütende Köpfe blickten nach oben und wollten wissen, wem sie diesen Schlamassel zu verdanken hatten.

Eike zog Melina weg von der Balustrade, damit die Gäste von unten nicht sehen konnten, wer der Urheber der Brandflecken in ihrer Kleidung war. Einige Persönlichkeiten gehörten dem Adel an und würden sich mit einer schnöden Entschuldigung nicht zufriedengeben. Wenigstens der Wert der Gewandung musste aufgewogen werden und wenn man sich manche Robe ansah, überschritten diese Summen den Lohn einer königlichen Hofzauberin um Welten.

»Warum lässt du dich nie eines Besseren belehren? Draußen hättest du dein Feuerwerk gefahrlos veranstalten können. Du hast gerade eine Menge hochrangiger Leute verärgert.« Eike trug keine Schuld an der Misere, umso mehr begab er sich in die Rolle des Tadelnden.

»Die haben mich doch gar nicht gesehen«, verteidigte Melina ihr Kunststück.

Eike ließ sich auf alle Viere herab, damit er mit diesem Vorfall nicht in Verbindung gebracht wurde. »Komm, wir verdrücken uns besser.«

Nachdem die beiden ungesehen aus der Kirche entkommen konnten, war Eike der Zauberin nicht mehr böse. Sie hatte es gut gemeint und die paar Brandlöcher würden niemanden umbringen. Die Schneider in der Stadt würde es ungemein freuen, wenn sie edles Tuch flicken mussten. Und die Börsen der Betroffenen waren so gut gefüllt, dass man wirklich kein Mitleid empfinden musste.

»Warum hast du mich eigentlich aufgesucht?«, wollte Eike wissen.

»Ach ja«, schien es Melina wieder einzufallen. »Ich habe etwas Unglaubliches erschaffen. Du musst mit in mein Labor kommen. Dann kannst du dir mein Meisterwerk ansehen.«

»Solange es nichts mit Feuerwerk zu tun hat, begleite ich dich gerne.«

DAS PORTAL

Eike musste sich eingestehen, er hätte Melina öfter in ihrem Labor besuchen sollen. Wenn er darüber nachdachte, war er erst einmal hier gewesen, nachdem die Hofzauberin ihren Bereich nach ihren Wünschen gestaltet und zu einem kleinen Willkommensfest geladen hatte.

Von dem anfangs hübsch eingerichteten Bereich für die Hofzauberin war nicht mehr viel übrig. Inzwischen regierte hier das Chaos, was wohl dadurch zustande gekommen war, dass Melina hier arbeitete und neue Zauber ausprobierte. Während dieser Schaffungsphase hatte sie anscheinend einige Wappenbanner in Brand gesetzt und Bruchstücke beim Mobiliar rausgeschlagen. Aber Eike wusste, wie ihr Vorgänger Meister Fritz das Labor zurückgelassen hatte und in diesem Vergleich war es immer noch besser als vorher. Es roch auch nicht mehr so extrem nach Schwefel und Verfaultem.

»Du hast es dir hier recht gemütlich gemacht«, meinte er beiläufig. Trotz der Ecken und Kanten konnte man hier gut seinen Tag verbringen. Natürlich war das Labor in den Katakomben der Burg Lavasteen nicht mit dem Gemach in einem der Burgtürme zu vergleichen, dennoch konnte Melina hier ungestört sein. Dürstete es ihr nach Sonnenlicht und Konservation, war der Weg ins Stadtzentrum nicht weit. Schon von Beginn an hatte sie mit dem Vorurteil der ewigen Verbannung eines Hofzauberers in die Burgkatakomben gebrochen. Sie bewegte sich frei in Stadt und Land. Man schenkte dem kecken Mädchen nicht mal verachtungsvolle Blicke für ihren Freiheitssinn, obwohl dies ihre Vorgänger stets erdulden mussten. Vielleicht lag es auch daran, dass sich Melina mit Zaubern in der Öffentlichkeit zurückhielt und kaum jemand ihr Gesicht kannte. Sogar bei dem Malheur in der Kirche war sie unentdeckt geblieben.

»Ich habe eine Überraschung für dich«, frohlockte Melina und führte Eike hinter ein großes Regal, welches mit allerhand Kuriositäten gefüllt war. Einige dieser Merkwürdigkeiten hätten im Sauertopf bestimmt einen guten Preis erzielt.

Als Eike hinter das Regal blickte, erspähte er eine eigenartige Wolke, die unter der Decke schwebte. Er wusste, dies war keine richtige Wolke, aber er wusste sonst nicht, wie er dieses Ding über ihm hätte beschreiben sollen. Die Wolke rotierte gegen den Uhrzeigersinn und durch diese Bewegung schien sie in vielen Schwarztönen zu erglühen. Am Boden unter der Wolke lag der mysteriöse, orange pulsierende Stein, den er sofort erkannte. Zuvor war der Stein ein auffälliges Zierstück in einem von Geysirs Büchern gewesen. Wie es schien, hatte sie dieses Buch, beziehungsweise den Stein, ihrer Nichte überlassen. Sanfte Lichtstrahlen schienen den Stein und das wolkenartige Gebilde miteinander zu verbinden.

Eike hielt von der Erscheinung gehörig Abstand, denn wenn diese mit Zauberei erschaffen worden war, war es auch erdenklich, dass daraus Blitze schossen. Am Himmel von Calmarck hätte sich die Wolke besser gemacht, als unter der Decke von Melinas Labor zu schweben. Ein Knall und von Burg Lavasteen wäre nur noch ein Krater übrig.

»Was ist das?«, fragte Eike, nachdem er sich nun sicher war, dass er nicht von einem plötzlich hervorzuckenden Blitz ins Jenseits geschickt werden würde.

Melina beäugte ihr Werk zufrieden. »Zum jetzigen Zeitpunkt ist das mein Meisterwerk. Es war nicht einfach das Portal zu erschaffen, aber ich denke, es führt nach Paltesch.«

»Paltesch? Fängst du jetzt schon wieder damit an?« Eike war alles andere als begeistert, wenn die Hofzauberin anfing von der Weltenbibliothek in Paltesch zu sprechen. Aus irgendeinem Grund hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, einen Weg für ihn dorthin zu finden. Angeblich beherbergte die Weltenbibliothek sämtliches Wissen der Welt. Also würde dort auch das Wissen existieren, Eike wieder zum Ewigen Ritter werden zu lassen.

Theoretisch gab es für dieses Problem eine einfache Lösung: Melina musste nur einen Gegenstand Mithilfe eines magischen Funkens verzaubern. Praktisch war das nicht so einfach, da die Energiespeicher magischer Kräfte in Lebewesen innewohnten und man sie töten konnte, wenn man sie ihnen wegnahm. Und Melina wäre die Letzte gewesen, die ein solches Urteil über einen Menschen gefällt hätte. Ein Leben nehmen, um eine magische Waffe zu erschaffen? Ihre Mutter hätte das ohne Skrupel getan, das Mädchen allerdings hatte für sich unanfechtbar einen anderen Lebensweg gewählt.

Davon abgesehen würden nicht mal hunderte Funken von nichtmagischen Menschen ausreichen, um den Plan in die Tat umzusetzen. Die Zauberin fühlte sich immer noch schuldig, da Eike während der Zwischenfälle auf der Steinmerzinsel quasi seine Identität geopfert hatte. Dass er diese nicht nur hergegeben hatte, um Melina stärker zu machen, sondern eher, um Hildlin zu retten, wollte das Mädchen nicht ganz akzeptieren. Eine Schuld musste beglichen werden.

»Vielleicht wissen die Menschen in Paltesch, wie man einen magischen Funken erschafft, ohne dass jemand zu Schaden kommt«, gab sich Melina äußerst hoffnungsvoll. »Oder es gibt noch mehr verzauberte Gegenstände dort. Oder gar eine magische Quelle. Nirgends auf der Welt soll der Fortschritt größer sein.«

Die Weltenbibliothek in Paltesch. Tatsächlich hatte sich Eike damit auseinandergesetzt, nachdem Melina diesen Hoffnungsschimmer in ihm erweckt hatte. Eine Stadt, welches jedes Stück Wissen verwahrte und das angeblich bereits seit Anbeginn der Zeit. Auf jeden Fall war Paltesch kein Mythos. Die alte Zauberin Geysir hatte selbst berichtet, dass sie einst dort gewesen war. Nur hatte sie nicht offenbart, wie sie es geschafft hatte, das weit entfernte Gebiet jemals zu erreichen. Zwar gab es genügend Landkarten und Wegbeschreibungen nach Paltesch, aber eine Reise dorthin würde Jahre dauern. Es war kaum annehmbar, dass ein Mensch aus Calmarck genügend Ressourcen besaß, um dieses Vorhaben zu bewerkstelligen. Für solch eine Reise brauchte man treue Begleiter, Vorräte, Unsummen von Geld und vor allem ein schier unerschöpfliches Durchhaltevermögen. Zu guter Letzt brauchte man auch Glück. Eine Reise konnte schon hinter der nächsten Wegbiegung zu Ende sein, wenn man von Räubern überfallen wurde. Selbst erfahrene Reisende würden diesen Weg nur antreten, wenn es darum ging, Calmarck vor dem Untergang zu bewahren.

»Vielleicht ist der ganze Aufwand auch völlig nutzlos«, lenkte Eike vernünftigerweise ein. Natürlich war er neugierig, ob das stimmte, was man über die Weltenbibliothek sagte.

»Du hast keine Ahnung wie ein Portal funktioniert, oder? Du musst einfach nur hindurchgehen und Schwups bist du da.«

»Dieses Portal …«, Eike klang zögerlich, denn er konnte sich kaum vorstellen, dass man die merkwürdige, schwarze Wolke einfach durchschreiten konnte. Größere Zweifel hegte er, weil er an seine Versehrtheit dachte. »Bist du sicher, dass es funktioniert? Und ich meine wirklich sicher. Keine theoretischen Vermutungen.«

»Ähm.« Melina sah nicht unbedingt überzeugend aus. Früher war das einmal anders gewesen – da war das Mädchen so überzeugt von sich gewesen, dass sie über sich als mächtigste Magierin gesprochen hatte. Und dies trotz vieler Zauber, die ihr immer missraten waren. Die Wochen und Monate in Calmarck hatten das Mädchen weiser gemacht. Sie geerdet und reflektieren lassen. Als Hofzauberin durfte sie es sich nicht erlauben, Dinge zu versprechen, die sie nicht bewältigen konnte. Sie musste stets genug Vorsicht walten lassen, um nicht aus Versehen Burg Lavasteen in einem großen Feuerball aufgehen zu lassen. Einen kleinen Schlamassel wie während der Trauung von Bodo und Hildin konnte man verzeihen.

»Also sicher kann ich mir erst sein, wenn jemand durch das Portal hindurchschreitet, zurückkehrt und von seinen Erfahrungen berichtet.«

Eike fühlte sich in seinem Misstrauen bestätigt. Als Versuchskaninchen wollte er nicht dienen. »Hindurchschreiten? Dann musst du erst mal jemanden finden, der vier Meter groß ist. Also ich kann das Portal nicht erreichen.«

Das war ein Problem, welches schnell behoben wurde. Mit ruhigen Handbewegungen ließ Melina das Portal auf Augenhöhe sinken. In dieser Position wirkte der anhaltend kreisende Wirbel noch unheimlicher. »Das hätten wir.«

Eike wich vor dem Gebilde zurück. Sicherlich würde er kein einziges seiner Körperteile hindurchstecken. Am Ende landete er mit seinem Oberkörper möglich auf der Steinmerzinsel und der Unterleib ganz woanders. Er wollte nicht unbedingt Teil von Melinas Experiment werden, obwohl er sich eingestehen musste, dass sie mit dem Gesagten über Paltesch Recht haben könnte. Das Land allen Wissens und unendlicher Weisheiten. Ein Ort, an dem man jedes Bedürfnis in einem Buch nachschlagen konnte. Ihm wurde klar: Wissen bedeutete Macht. Vielleicht konnte diese Macht ihn wieder zu dem machen, was er einmal gewesen war: Der Recke von Calmarck. Es wäre eine Lüge gewesen, wenn er behauptet hätte, dass ihm dieser Teil in seinem Leben nicht fehlte.

»Du kannst natürlich auch einfach hier in Calmarck versauern und darauf warten, dass dir ein verzauberter Kriegshammer oder eine verzauberte Rüstung in die Hände fällt«, meinte Melina gespielt unschuldig. Als Eike darauf nicht reagierte, wurde sie etwas bestimmter: »Hör mal, ich habe wochenlang gebraucht, um dieses Portal heraufzubeschwören. Wenn das alles vergebens war …«

»Warum probierst du es nicht einfach aus?«, forschte Eike.

»Nun, weil …«, die Hofzauberin wurde verlegen. Sie hatte eine Kleinigkeit verschwiegen. »Weil sich das Portal schließen wird, sobald jemand hindurchtritt. Ich weiß nicht, ob man es so schnell wieder öffnen kann. Ein ortsgeschmiedeter Stein braucht Ruhepausen bis zur nächsten Aktivierung.«

Die Naht war geplatzt! Hatte Melina tatsächlich versucht Eike auf eine Mission ohne Wiederkehr zu schicken? Dem jungen Silbermantel blieb die Spucke weg. Innerlich lachte er auf, sowas hätte er sich denken können. Ein Portal nach Paltesch – das klang zu bequem. Da er nun den Haken kannte, waren seine Bestrebungen noch geringer, durch das Portal zu gehen. »Du musst es nur sagen, wenn du mich loswerden willst.«

»Eike! Wenn du erst einmal dort bist, wird es dir sicher schnell gelingen, das magische Geheimnis des Recken zu entschlüsseln. Wenn Paltesch die Stadt allen Wissens ist, dann könntest du etwas über deine vorausgegangenen Leben erfahren. Ich werde bestimmt schnell ein neues Portal beschwören können, damit du zurückkommen kannst.«

»Melina, Schluss jetzt!« Eike klang wie ein Greis, der Kindern das Ballspielen im Hinterhof verbieten wollte. »Du musst doch selbst merken, dass dein Plan nicht ausgereift ist.«

»Ist er doch!«

»Ach so?«

»Ja!«

»In dem Fall … Erschaff doch einfach ein zweites Portal nach Paltesch. Dann kannst du mich begleiten.«

Ein großer Seufzer von Melina verriet, dass sie dies schon längst versucht hatte. »Jedes Mal, wenn ich versuche ein weiteres Portal zu öffnen, fällt das andere in sich zusammen. Glaub mir, ich habe sämtliche Möglichkeiten einkalkuliert. Ich habe sogar schon die Meinung eines königlichen Ratsmitgliedes eingeholt. Henriette vom Rand hielt das Risiko für durchaus lohnenswert.«

Auf die Meinung von Henriette vom Rand gab Eike in diesem Fall nicht viel. Sie war zwar ein Mitglied von Azras Beraterstab, aber er traute der Dame nicht mehr zu, als Führung der Bücher oder politische Geplänkel aus dem Weg räumen zu können. Die Aristokraten in Calmarck trafen zwar Entscheidungen, Befehle ausführen, überließen sie aber lieber den anderen. Eine Henriette vom Rand sprang nicht selbst auf den Rücken eines Pferdes, wenn es doch viel bequemer war, Kutsche zu fahren. Was wusste sie schon von Risiken im Leben? Sollte sie doch das Portal betreten, zurückkehren und von Paltesch berichten.

»Hat sich Henriette vom Rand irgendetwas versprochen, wenn ich nach Paltesch gehe?«

»Nun …«, Melina legte ein kleines Pergament vor, auf dem tatsächlich einige Dinge aufgelistet waren. »Sie interessiert sich brennend dafür, wie in anderen Orten der Welt Steuern eingetrieben werden und in welcher Höhe. Dann hat sie noch nach Gesetzgebungen gefragt. Und nach unbesiedelten Gebieten dieser Welt, um diese eventuell nach Bodenschätzen durchsuchen zu lassen.«

»Alles, um Lavasteen und Calmarck voranzubringen? Warum reist sie dann nicht selbst durch das Portal?«

Melina senkte ihren Kopf und sagte mit zusammengepressten Lippen: »Weil ich sie belogen habe, dass nur du das Portal betreten kannst.«

»Was hast du gesagt?«

Die Magierin stöhnte auf. »Ich habe behauptet, dass du der Einzige bist, der durch das Portal reisen kann. Ein Zauber, der auf dich persönlich abgestimmt ist.«

»Du hast ein Mitglied des königlichen Rats angelogen. Das könnte dich in Teufelsküche bringen.«

»Die ganze Arbeit, die ich in das Portal gesteckt habe, habe ich in erster Linie für dich getan«, entschuldigte sich Melina. »Bei Henriette vom Rand habe ich mir nur ein paar Ratschläge eingeholt, weil sie wohl ganz früher mal eine Assistentin von Meister Fritz gewesen ist. Ich habe gehofft, dass sie bereits Erfahrung mit … außergewöhnlichen Reisemöglichkeiten hat. Als sie erfuhr, wohin ich ein Portal öffnen wollte, war sie ganz außer sich vor Freude.«

Jetzt tat es Eike leid, dass er etwas aufbrausend gewesen war. Melina meinte es doch nur gut, aber es war trotzdem schwierig die Risiken abzuschätzen. Als erwachsener Mann stürzte man sich nicht unüberlegt in Abenteuer, auch wenn er zugeben musste, dass die rotierende Wolke eine gewisse Anziehungskraft ausstrahlte. Wenn er dadurch den Recken wiederbeleben konnte, so gering die Chance auch zu sein schien, konnte er diese Möglichkeit nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen. Blieb er stur, würde am Ende tatsächlich Henriette vom Rand diejenige sein, die nach Paltesch reiste.

»Was würde mich in Paltesch wohl erwarten?«

»Oh«, verfiel Melina in einen freudigen Stimmungswechsel. »Das, was die Aufzeichnungen von Meister Fritz und meiner Tante hergeben, ist wirklich beruhigend. In Paltesch gibt es zum Beispiel keine herrschaftlichen Anreden, da man dort nicht an Geburtsrechte glaubt. Könige und Adel gibt es dort auch nicht.«

Melinas Bericht hörte sich recht idyllisch an und warum sollten die Schriften von Hofzauberer Fritz lügen? Geysir, die alte Rebellenanführerin auf der Steinmerzinsel, war auch lebend aus Paltesch zurückgekehrt. Wobei man bedenken musste, dass Geysir eine Zauberin war und sicher auch wusste, sich in einer fremden Stadt zu wehren.

Eike betrachtete seine Bedenken aus einem anderen Blickwinkel. »Nehmen wir an, das Portal funktioniert nicht wie gewünscht. Was würde im schlimmsten Fall passieren?«

»Also du könntest sonst wo auf der Welt landen. Zwar bin ich mir sicher, dass der ortsgeschmiedete Stein nach Paltesch führt, aber theoretisch könnte es dich überall in der Welt hin verschlagen. Dann bleibt da natürlich noch der Weg durch das Portal. Könnte sein, dass es dir danach ziemlich schlecht geht.«

»Schlecht schlecht? Wie bei einer Teleportation?«

»Wahrscheinlich schlechter. Je größer die Entfernung, desto stärker die Nebenwirkungen.«

Von einer Teleportation konnte einem speiübel werden, gar in Ohnmacht fallen. Aber war es nicht das Risiko wert, durch das Portal zu schreiten? Auf der anderen Seite wartete vermutlich die alte Legende. Oder gar etwas Mächtigeres.

Eike dachte darüber nach, was er in Calmarck Großartiges verpassen könnte. Bodo und Hildin würden in nächster Zeit sicherlich die Zeit als Ehepartner genießen und schon bald Nachwuchs ankündigen. Azra war damit beschäftigt, das Land zu regieren und darauf zu achten, dass der Rat keine blödsinnigen Entscheidungen traf. Aus Raduhn hörte man nur noch Gutes und Eikes Hof wurde hervorragend von Eugen Erdich verwaltet. Nichts deutete auf schwerwiegende Probleme hin.

»Was hast du in meiner Abwesenheit vor?«, fragte Eike.

Melina sah verwundert aus. Die beiden hatten sich schon oft nach getanem Tagewerk getroffen und Freundschaft geschlossen. Mit einem Krug Wein angestoßen und sich währenddessen die Probleme des Alltags von der Seele gesprochen. »Du weißt, um mich brauchst du dir keine Sorgen machen.«

»Ich möchte dich nicht alleine zurücklassen. Viele Leute kennst du noch nicht.«

»Wirst du durch das Portal gehen, wenn du dir sicher wärst, dass ich nicht wie die letzte Gurke im Einmachtopf versauern würde?«

»Ja«, gab Eike sein Versprechen ab.

»Ich werde dann wohl mehr Zeit haben, die ich mit meinem Vater verbringen kann. Und Tante Frieda ist schon lange heiß darauf, dass sie mir mal den Sauertopf zeigen kann. Bis jetzt habe ich es noch nicht ein einziges Mal in den Laden geschafft.« Die Hofzauberin grinste über beide Ohren, denn sie hatte von zwei Menschen gesprochen, die ihr viel bedeuteten.

»Stimmt ja«, erkannte nun auch Eike. Er hatte ganz vergessen, dass Melina zwar von der Steinmerzinsel kam, sie aber trotzdem Familie in Lavasteen hatte. Vater und Tante hatten sie aufgenommen. Zögernd sah er zu dem Portal auf.

Wenn ich mich jetzt nicht traue, werde ich mich nie trauen. Entschlossen sah er Melina an. »Ich werde bestimmt einige Zeit brauchen, bis ich ihn finden werde.«

Etwas unwissend blickte Melina ihn an. »Von wem sprichst du?«

»Vom Recken von Calmarck.«

»Ach so!« Melina fasste sich mit einer etwas übertriebenen Geste an die Stirn. Daraufhin feixte sie zufrieden.

Eike nahm ihren frechen Gesichtsausdruck zum Anlass, sie an etwas Wichtiges zu erinnern. »Vergiss nicht, dass ich wieder nach Hause möchte.«

»Natürlich!«

Daraufhin schloss Eike seine Augen und ging einfach auf das Portal zu. Er merkte, wie sein Körper von einer angenehmen Kühle eingesaugt und er in die Schwärze der Wolke gerissen wurde.