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Gisela Wilczura

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Beschreibung

1995 geschah es dann: Maria besuchte zusammen mit ihrem Vater das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover und war total erschrocken über die vielen dunklen Bilder und grausigen Geschichten. »Mein Gott, was muss dieser Mann für Probleme gehabt haben!« – so ihre Gedanken damals, die sich tief in ihrem Unterbewusstsein festgesetzt haben. Wenig später meldete sich dann beim medialen Schreiben Wilhelm Busch bei ihr – die Erinnerungen an den Besuch in seinem Museum waren sofort wieder wach. Er wolle ihr einige Geschichten übermitteln, die ihre Meinung über ihn verbessern würden. Und ja, es hätte gestimmt, dass er oftmals sehr depressiv gewesen wäre und daher dann auch seine dunklen Bilder entstanden sind. Die Geschichten in diesem Buch sind in der Zeit zwischen November 1995 und April 1996 entstanden und zeigen auf sehr amüsante und doch tiefsinnige Art und Weise, wie Wilhelm Busch unsere heutige Welt sehen würde.

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Gisela Wilczura

Der Schlüssel

...und 20 weitere mystische Geschichten

Life is full of miracles - you will find many of them in this book.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Gisela Wilczura

„DER SCHLÜSSEL“

...und 20 weitere Mystische Geschichten!

Impressum:

Gisela Wilczura

Meinenhof 25

26188 Edewecht

E-mail: [email protected]

St.-Nr: 69/148/09449

Copyright © 2023 Gisela Wilczura

Text © Gisela Wilczura

Coverphoto: www.pixabay,com

Das Werk,einschließlich seiner Teile,ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist

ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder

sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung

Die Handlung, sowie die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten dieses Buches

sind frei erfunden.

Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des

öffentlichen Lebens, ebenso wie ihre Handlungen sind rein fiktiv,

nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

Anmerkung der Autorin:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu

unterschiedlichen Darstellungen des Textes kommen, auf

das die Autorin keinen Einfluss hat!

Ich widme dieses Buch

meiner Zwillingsschwester Gerda Liebella,

die mich zum medialen Schreiben geführt hat

und meiner Enkelin Katja

Die Autorin

Gisela Wilczura wurde am 05.03.1948 in Griesheim geboren, zehn Minuten vor ihrer Zwillingsschwester. Schon von Kindheit an fand sie das Leben hier auf Erden schwierig, und eine große Sehnsucht war in ihr, nach etwas, das sie sich nicht erklären konnte. Oft stand sie einfach am Fenster und schaute total abwesend hinaus oder weinte heimlich Tränen, ohne zu wissen warum. Auch in der Schule fühlte sie sich nie so richtig wohl – nur im Deutsch-Unterricht blühte sie auf, wo sie am liebsten Diktate schrieb. Sie absolvierte eine Lehre als Stenotypistin, denn Stenografie war eine große Leidenschaft, mit der sie auch einige Preise erzielte. Mit 19 heiratete sie und bekam mit 20 ihr erstes und einziges Kind. Die Ehe hielt 24 Jahre – doch schon während dieser Ehe kamen ihr immer wieder Gedanken, dass es doch noch mehr, als das geben musste. Ab diesem Zeitpunkt war sie auf der Suche und hat dabei sehr viel Interessantes gefunden und erlebt.

Das Buch

Durch ihre Zwillingsschwester kam Gisela zum ‚medialen Schreiben’, da diese ein Buch darüber gelesen hatte und es danach ausführte. Es sollte aber noch einige Zeit verstreichen, bis auch Gisela in dieser Kunst bewandert war – noch viel länger hat es aber gedauert, das Vertrauen darin zu entwickeln. Über dieses Schreiben kam sie in Kontakt mit ihrem geistigen Führer und hat so auch ihren jetzigen Lebenspartner gefunden. 1995 geschah es dann: Maria besuchte zusammen mit ihrem Vater das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover und war total erschrocken über die vielen dunklen Bilder und grausigen Geschichten. »Mein Gott, was muss dieser Mann für Probleme gehabt haben!« – so ihre Gedanken damals, die sich tief in ihrem Unterbewusstsein festgesetzt haben. Wenig später meldete sich dann beim medialen Schreiben Wilhelm Busch bei ihr – die Erinnerungen an den Besuch in seinem Museum waren sofort wieder wach. Er wolle ihr einige Geschichten übermitteln, die ihre Meinung über ihn verbessern würden. Und ja, es hätte gestimmt, dass er oftmals sehr depressiv gewesen wäre und daher dann auch seine dunklen Bilder entstanden sind.

Die Geschichten in diesem Buch sind in der Zeit zwischen November 1995 und April 1996 entstanden und zeigen auf sehr amüsante und doch tiefsinnige Art und Weise, wie Wilhelm Busch unsere heutige Welt sehen würde.

Vorwort

Heinrich Christian Wilhelm Busch (1832 – 1908) war einer der einflussreichsten deutschen Dichter und Zeichner. 1859 erschien seine erste Bildergeschichte, 1864 sein Buch mit Bilderpossen. Die meisten von uns denken bei seinem Namen direkt an ‚Max und Moritz’, ‚Die fromme Helene’ oder auch ‚Hans Huckebein, der Unglücksrabe’, doch was die wenigsten wissen: Wilhelm Busch war ein ernster und verschlossener Mensch, der viele Jahre seines Lebens zurückgezogen in der Provinz lebte. Blickt man bei seinen Bildergeschichten jedoch etwas tiefer, wird deutlich, dass er damit die Selbstzufriedenheit und zweifelhafte Moralauffassung des Spießbürgers und die Frömmelei bürgerlicher und geistlicher Personen anprangerte. Kein Wunder also, dass Gisela seine Bilder als düster und bedrohlich wahrnahm. Seine Traurigkeit rührte sicherlich auch daher, dass sein Versuch, sich als ernsthafter Maler zu etablieren, an seinen eigenen Maßstäben scheiterte. Die meisten seiner Bilder hat Wilhelm Busch vernichtet, die erhaltenen wirken häufig wie Improvisationen oder flüchtige Farbnotizen und lassen sich nur schwer einer malerischen Richtung zuordnen. Seine von Heinrich Heine beeinflusste lyrische Dichtung und seine Prosatexte stießen beim Publikum, das mit dem Namen Wilhelm Busch Bildergeschichten verband, auf Unverständnis. Die Enttäuschung seiner künstlerischen Hoffnungen und das Ablegen überhöhter Erwartungen an das eigene Leben sind Motive, die sich sowohl in seinen Bildergeschichten als auch in seinem literarischen Werk wiederfinden.

Gisela durfte jedoch einen völlig anderen Wilhelm Busch kennenlernen, der uns mit seinen ‚neuen’ Geschichten zeigen möchte, dass er Frieden mit sich und seinem früheren Leben geschlossen hat und, so er denn noch unter uns weilen würde, durchaus positive und fröhliche Geschichten erzählen kann.

Lehnen Sie sich also entspannt zurück und genießen Sie die 21 wunderbaren, tiefsinnigen und manchmal auch mysteriösen Erzählungen.

Die Summe unseres Lebens

sind die Stunden

in denen wir liebten.

Wilhelm Busch

D I E G E S C H I C H T E N

1.Das Boot Benjamin

2.Das Glashaus

3.Der Trödelladen

4.Das Waldhaus

5.Der Schlüssel

6.Des gesegnete Bauernhof

7.Die unsichtbare Pfeife

8.Der scharlachrote Roboter

9.Die alte Schmiede

10.Der Blindflug

11.Der Tanzbär

12.Das Haus am Fluss

13.Der kleine Wasserfall

14.Kaffeesatz und Glaskugel

15.Das blaue Zimmer

16.Der goldene Umschlag

17.Der doppelte Regenbogen

18.Die Kastanienallee

19.Die Glaskuppel

20.Großmutters Schaukelstuhl

21.Die Fee im Kanarienwald

1.

D A S B O O T B E N J A M I N

Diese Geschichte handelt von einem kleinen Boot, dem sein Besitzer den Namen »Benjamin« gegeben hat. Es wurde an einem Sonntag ‚geboren’, denn da hatten Max, so heißt der Besitzer, und sein Vater diese Idee. Max hat es ganz alleine gebaut, aus altem Holz, das er aus der Schreinerwerkstatt seines Vaters bekam und neu aufbereitete. Sein Vater war sehr stolz auf sein Handwerk und er freute sich, dass auch sein Sohn sehr großes Interesse für diesen Beruf aufbrachte. So verfolgte er mit großer Begeisterung den Bau des Bootes. Als Max damit anfing, war es draußen noch Winter und bitterkalt. In der großen Werkstatt seines Vaters hatte Max genügend Möglichkeiten, sich auszubreiten, und außerdem war es angenehm warm dort. Auch konnte er so zu jeder Tages- und Nachtzeit an seinem Boot arbeiten, denn es gab rundherum keine Nachbarn, die der Lärm stören würde.

Schon von Anfang an stand für Max der Name des Bootes fest. Es sollte »Benjamin« heißen , so wie sein kleiner Bruder, der vor drei Jahren an einer geheimnisvollen Krankheit gestorben war. Er fing ganz plötzlich an abzumagern, und kein Arzt konnte herausfinden, welche Krankheit das war. Max hatte seinen Bruder sehr geliebt und aufgrund dessen Krankheit auf viele Dinge verzichtet, um bei ihm sein zu können. Eine große Vorliebe hatte Benjamin für das Spiel »Mensch ärgere dich nicht« und Max spielte es mit ihm, so oft er es wollte. Benjamin fehlte ihm. Das Boot würde ihn immer an seinen geliebten Bruder erinnern.

Beim Bau kamen ihm sehr oft alte Erinnerungen an ihn hoch. Max war jetzt dreizehn Jahre alt und sein Bruder ist nur sechs Jahre alt geworden. Er konnte es manchmal gar nicht begreifen, warum Benjamin so früh sterben musste. In solchen Momenten saß Max oft mit seiner Mutter zusammen und tauschte mit ihr Erinnerungen aus. Seine Eltern waren sehr gläubige Menschen, doch sie mussten nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, um an Gott zu glauben – ihr Glaube hatte auch ohne die Kirche Bestand. Jeden Tag wurde in seiner Familie gebetet und seit Benjamin tot war, betete Max zu Gott, dass er gut auf ihn aufpassen soll, dort, wo er sich jetzt befindet.

Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass hier auf der Erde nur der Körper eines Menschen bleiben würde und die Seele von Gott abgeholt wird. Auch sagte sie ihm, dass er immer mit Benjamin sprechen könne, so oft er wolle. Dieser würde ihn immer hören und verstehen können. Darüber freute sich Max ganz besonders, und gerade in der letzten Zeit hatte er Benjamin so viel über den Bau des Bootes zu erzählen. Max fand es nur schade, dass Benjamin nicht mehr mit ihm in diesem Boot fahren konnte. Doch dass er es wenigstens sehen konnte, das beruhigte ihn wieder einigermaßen.

Bei schwierigen Phasen konnte Max immer zu seinem Vater kommen. Dieser hatte zwar sehr viel zu tun in seiner Werkstatt, doch seit Benjamin tot war und Max jetzt noch sein einziges Kind war, gab er ihm alle Zeit, die er benötigte.

Das Boot wurde zwar nach dem Entwurf des Vaters gebaut, doch durfte Max auch seine eigenen Ideen bei dem Plan einbringen. So wünschte er sich anstelle eines Sitzbrettes in dem Boot, zwei Sitzbretter – gerade so, als ob immer ein Platz für Benjamin frei wäre. So konnte Max sich wenigstens in Gedanken vorstellen, seinen kleinen Bruder bei sich zu haben.

Die Arbeit ging Max sehr gut von der Hand und bald schon war es soweit, dass nur noch diese beiden Bretter eingebaut werden mussten. Auf diesen Tag freute sich Max schon lange, denn danach konnte die Schwimmtauglichkeit des Bootes überprüft werden.

Doch diesen Tag wird Max in seinem ganzen Leben nicht mehr vergessen, denn es geschah etwas sehr eigenartiges: als er die beiden Bretter eingebaut hatte, lief er zum Arbeitsplatz seines Vaters, um dort die grüne Farbe zu holen, mit der er das Boot streichen wollte. Als er mit dem Eimer Farbe zurück kam, fiel dieser ihm vor lauter Schreck aus der Hand. Das Boot stand zwar noch genauso wie vorher da, doch erstrahlte das Brett, das Max für seinen Bruder vorgesehen hatte, in einer wunderbaren blauen Farbe – der Lieblingsfarbe von Benjamin. Das eigenartigste an der Sache war, dass sich die Farbe ganz glatt und trocken anfühlte und dass ein wunderschöner Glanz das ganze Brett umgab.

Max holte schnell seine Eltern und zeigte ihnen dieses seltsame Ereignis. Alle drei waren sehr aufgeregt und konnten keine Erklärung dafür finden. Ab diesem Tag hatte Max beschlossen, dass sich nie jemand auf dieses blaue Brett setzen darf. Für ihn war es ein Zeichen von Benjamin, dass er immer bei ihm mitfuhr, wenn er auf dem See unterwegs war.

2.

D A S G L A S H A U S

Peter und seine Eltern wohnten am Stadtende von Berlin und fühlten sich dort eigentlich sehr wohl. Der Arbeitsplatz seines Vaters war nicht weit von der Wohnung entfernt und auch die Schule, in die Peter ging, war per Fahrrad sehr gut innerhalb einer halben Stunde zu erreichen. Trotzdem beschlich die Mutter von Peter oft das Gefühl, dass sie in diesem Haus nicht mehr lange wohnen würden. Denn ein Traum nach dem anderen kam jede Nacht zu ihr und hatte immer etwas mit einem Haus zu tun. Seltsamerweise war das Haus in ihren Träumen immer ein Haus aus Glas. Sie konnte dort von außen ihre ganze Familie sehen. Alles was sie taten, war für jeden sichtbar.

Diese Träume erschreckten Peters Mutter und sie erzählte eines Tages ihrem Mann davon. Es erstaunte sie beide, dass auch er fast jede Nacht den gleichen Traum hatte. Peter kam einmal zu einer solchen Unterhaltung der beiden dazu und fragte, über was sie sich denn unterhielten. Da erzählten sie ihm von diesen Träumen. Peter musste sich danach erst einmal hinsetzen, denn diese Träume hatte seit einiger Zeit auch er.

Die ganze Familie war auf einmal sehr durcheinander und völlig ratlos. Keiner konnte mehr normal denken – alle möglichen Gedanken gingen ihnen im Kopf herum. Zuerst fasste sich wieder Peters Mutter. Sie meinte, man müsste in solch einem Falle eigentlich einen Traumdeuter aufsuchen. Denn wenn alle drei das gleiche träumten, musste das doch etwas zu bedeuten haben.

Ein Zufall – doch gibt es überhaupt Zufälle? – ergab, dass Peters Vater in seiner Firma einen sehr netten Kollegen hatte, dessen Frau sich mit Spiritualität und ganz besonders mit Traumdeutungen befasste. So nahm er all seinen Mut zusammen und sprach diesen Kollegen einfach an. Dieser freute sich riesig, dass sich da jemand für die Arbeit seiner Frau interessierte, denn hauptsächlich kamen ihm Abneigung und Spott entgegen, wenn er davon erzählte.

Sie machten sofort einen Termin für das kommende Wochenende aus. Das Treffen sollte in dem Haus von Peters Eltern stattfinden, damit Maria, so hieß die Frau des Kollegen, auch etwas spüren konnte, denn sie konnte sehr oft in Gedanken Gefühle oder Visionen empfangen. Alle waren vor dem Treffen sehr aufgeregt und Peters Mutter zerbrach vor lauter Aufregung in dieser Woche mehrere Teile ihres guten Geschirrs, da sie immer in Gedanken schon bei diesem Treffen war. Sie war heilfroh, als der Samstag endlich da war.

Die Begrüßung zwischen den beiden Familien fiel sehr herzlich aus. Da Peters Vater den Kollegen schon mit seinem Vornamen ansprach, beschlossen alle, sich auch bei den Vornamen anzusprechen. Martin und Maria hatten auch ihren Sohn mitgebracht, der im gleichen Alter wie Peter war. Es stellte sich bei dem Gespräch heraus, dass er sogar die selbe Schule wie Peter besuchte, nur in einer Parallelklasse. Endlich hatte Peter einen Freund gefunden und Sascha, so hieß dieser, wollte versuchen, in die Klasse von Peter überzuwechseln.

Beim Nachmittagskaffee hatte Maria plötzlich eine Vision, das heißt, sie sah etwas, das nicht jeder Mensch sehen kann, in Gedanken. Alle hörten gespannt zu, als sie von ihrer Vision erzählte. Dieses Haus hatte früher einem Pianisten gehört und er hatte sehr viele Konzerte gegeben, unter anderem auch oft in diesem Haus. Alle Nachbarn dieses Pianisten und viele Spaziergänger standen dann auf der Straße, schauten sich das Haus an und nahmen die wunderschöne Musik in sich auf. Da er so viele Menschen wie möglich mit seiner Musik glücklich machen wollte, berührte ihn das sehr. Immer wieder hörte er von diesen Menschen, eigentlich nur so aus Spaß, dass es sehr schön wäre, wenn sein Haus doch aus Glas gebaut wäre. Denn dann könnte man ihn nicht nur spielen hören, sondern auch noch sehen. Dieser Wunsch setzte sich im Kopf des Pianisten fest und er dachte immer wieder darüber nach, wie man so etwas realisieren könnte. Doch er fand nie eine Lösung. Selbst auf seinem Sterbebett sprach er noch mit seiner Frau über diesen unerfüllten Wunsch und er nahm ihn mit ins Grab.

Doch dieser Gedanke war dadurch nicht verschwunden. Er war immer noch vorhanden und setzte sich in den Träumen von der Familie fest, die jetzt in diesem Haus wohnte, und das war die Familie von Peter.

Nach diesem Treffen hatte Peters Vater die Idee, an das Haus einen wunderschönen Wintergarten aus Glas anzubauen. In diesen Anbau stellte er ein schwarzes, blank poliertes Klavier, das er – sicherlich war es auch dieses Mal wieder kein Zufall – in einer Anzeige fand. Der Besitzer war schon sehr alt und konnte nicht mehr darauf spielen und wollte es an einen Liebhaber verschenken.

Peters Mutter war ganz begeistert von diesem wunderschönen Instrument. Sie erinnerte sich daran, dass sie in ihrer Kindheit das Klavierspielen erlernt hatte und frischte bei einem Musiklehrer ihre Kenntnisse wieder auf.

So ergab es sich wieder, dass sehr viele Menschen, die an dem Haus vorbeigingen, stehen blieben und mit wunderbaren Gefühlen in ihren Herzen dieser schönen Musik zuhörten und alles auch noch durch den Wintergarten aus Glas sogar sehen konnten. Glücklich gingen sie dann, mit einem großen Frieden in sich, wieder nach Hause.

Seit dieser Zeit haben die Träume von Peter und seiner Familie aufgehört und es hat sich eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Familien entwickelt.

3.

D E R T R Ö D E L L A D E N

In Paris, in der Avenue Place Pigalle Nr. 4, befindet sich ein kleiner, unscheinbarer Laden, zu dem man nur einen Zugang über drei Stufen hat, die nach unten führen. Wer den Laden nicht kennt, läuft unweigerlich daran vorbei. Schon aus diesem Grund hat die Besitzerin, eine alte Dame von Adel, einen sehr alten Sessel mit einem riesigen Teddybären auf dem Gehsteig vor dem Laden aufgestellt. Dieser Teddy trägt ein blaues Schild um den Hals, mit dem Namen des Ladens. Er heißt ganz schlicht und einfach »Trödelladen«.

Jedes Kind, das vorbeikommt, erfreut sich an dem riesigen Teddy und will ihn streicheln. Diese Werbung machte den Laden stadtbekannt und Frau von Liebel, so heißt die Besitzerin, hatte über Kundschaft nicht zu klagen. Ihre große Puppensammlung lockte schon sehr viele Menschen aus der Stadt und von außerhalb an. Sogar im Ausland hat sich ihre Adresse schon herumgesprochen.

Eines Tages kam ein sehr heruntergekommener Landstreicher an dem Laden vorbei und wurde durch den Teddybären neugierig. Obwohl er keinen Pfennig Geld hatte, ging er in den Laden und besah sich alles, was sich darin befand. Frau von Liebel war eine sehr gutherzige Frau und sie bot diesem armen Mann eine Tasse Tee und etwas Kuchen an. So kamen beide ins Gespräch, bei dem sich herausstellte, dass dieser ärmlich gekleidete Mann einmal sehr reich war. Er hatte einst eine Firma besessen, die solche Puppen herstellte, wie sie Frau von Liebel verkaufte. Er konnte sich an ihren Sammlungsstücken gar nicht satt sehen. Alte Erinnerungen kamen in ihm hoch und er kämpfte mit den Tränen. So erzählte er seine ganze Geschichte.

Diese Firma führte er damals mit einem Partner, der ihn nach Strich und Faden betrog. Doch das erfuhr er erst, als die Steuerfahndung vor seiner Tür stand. Die ganzen finanziellen Angelegenheiten hatte er seinem Partner überlassen, er kümmerte sich nur um den Einkauf und den Verkauf der Waren. Sein Partner hatte sich mit dem gesamten Bargeld ins Ausland abgesetzt und Robert, so hieß der »Landstreicher«, stand plötzlich mit einem Haufen Schulden da.

Da man ihm nicht gleich glaubte, dass er mit dieser Schuld nichts zu tun hatte, musste er auch noch für einige Monate ins Gefängnis. Nur einem sehr guten Freund hatte er es zu verdanken, dass er aus dieser Sache wieder herauskam. Doch diese hatte ihn endgültig gezeichnet. Er war ein gebrochener Mann und landete zuerst beim Alkohol und dann auf der Straße. Selbst seinen damaligen Freund ließ er nicht mehr an sich heran. Er hatte den Glauben an die Menschen verloren. Bevor er ins Gefängnis kam, wurde seine Firma aufgelöst und es fand noch eine Versteigerung der verbliebenen Waren statt, an der Robert heimlich teilnahm. Mit Tränen in den Augen sah er zu, wie alle seine Puppen versteigert wurden und eine nach der anderen ihren neuen Besitzer fand. Es waren auch Puppen dabei, die er selbst angefertigt hatte und an diesen hing sein Herz ganz besonders. Vor allem an einem Puppenpärchen, das ihn sehr viel Zeit gekostet hat. Wie viel Liebe hatte er in diese Arbeit hineingelegt – Robert war unendlich traurig über den Verlust dieser Beiden. Er hoffte nur, dass sie einen sehr guten Besitzer fanden, der diese große Arbeit zu würdigen wusste.

Frau von Liebel hörte Robert aufmerksam und sehr berührt zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als er mit seiner Geschichte zu Ende war, stand sie plötzlich auf und ging in einen kleinen Nebenraum. Robert traute seinen Augen kaum, als er sie mit einem Puppenpaar wieder aus dem Zimmer kommen sah. Es war genau das Pärchen, das er selbst angefertigt hatte. Sie erzählte ihm, dass ihre Freundin damals diese Auktion besuchte, da sie selbst sehr krank zu der Zeit war und nicht daran teilnehmen konnte. Bei dieser Auktion wurde dieses Pärchen von ihrer Freundin ersteigert – für mehr Puppen waren damals keine Geldmittel vorhanden.

Robert kamen die Tränen und Frau von Liebel drückte ihm das Puppenpaar in den Arm. Sie bat ihn, dies als Geschenk und als Ausgleich für all seine dunkle Zeit anzunehmen. Außerdem stellte sie ihn gleich darauf vor eine Entscheidung, die ihm gar nicht schwer fiel. Da sie schon sehr alt sei und keinerlei Nachkommen hätte, suche sie einen geeigneten Partner für ihren Laden, auf den sie sich voll und ganz verlassen könne. Frau von Liebel sagte Robert, dass er ihrer Meinung nach dieser geeignete Partner für sie wäre, auch wenn er jetzt äußerlich nicht den Eindruck machen würde. Doch auf Äußerlichkeiten, meinte sie, hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nie großen Wert gelegt. Für sie zählte schon immer nur das Innere der Menschen – das Herz und die Seele.

Robert bekam gleich sein erstes Gehalt von ihr, damit er sich neu einkleiden konnte. Auch eine Wohnung hatte sie schon für ihn, denn in ihrem Haus war gerade eine frei geworden. Dies war der glücklichste Tag im Leben von Robert und er dankte Frau von Liebel und natürlich auch Gott, denn seinen Glauben an ihn hatte er während dieser ganzen Zeit nicht verloren, und dieser Tag verstärkte seinen Glauben an ihn noch viel mehr.

4.

D A S W A L D H A U S

In einem Wald, ganz in der Nähe von Augsburg, steht ein kleines, aber sehr gut erhaltenes Holzhaus. Es ist gebaut wie die großen Holzhäuser in Virginia, nur in einer kleineren Ausführung. Eine ganze Veranda umläuft das Haus, auf der ein blau gestrichener Schaukelstuhl leise vor sich hin schaukelt. Er freut sich schon wieder auf seine Arbeit, denn jeden Abend zur gleichen Zeit kommt Großvater Wilhelm, um sich von seiner täglichen Arbeit auszuruhen. Für ihn ist es eine sehr große Wohltat, dann in diesem Schaukelstuhl zu dösen und seinen Gedanken nachzuhängen.

In diesen Gedanken erscheinen immer wieder Szenen aus seiner Kindheit. Schon als Kind hatte er sich oft gewünscht, einmal ein Holzhaus mitten im Wald, bei frei lebenden Tieren jeder Art, zu besitzen. Er hätte nie damals gedacht, dass sich sein sehnlichster Wunsch einmal erfüllen würde. Jeder von seinen Freunden hatte ihn damals ausgelacht – denn sie träumten alle von einem großen Steinhaus am Meer mit Pool und einem großen Straßenkreuzer vor der Tür. Keiner konnte ihn verstehen, und so verlor er damals einen Freund nach dem anderen. Doch das störte ihn überhaupt nicht, konnte er ja mit dieser Art von Freunden sowieso nichts anfangen.

Eines Tages siedelte sich eine neue Familie in seinem kleinen Dorf an. Das gab natürlich sofort großes Aufsehen, da in dem Ort selten etwas Neues passierte. Der alte Arzt Dr. Weigand war vor einem Monat verstorben und das Oberhaupt der neuen Familie war der neue Dorfarzt. Die Arztfamilie konnte in das Haus von Dr. Weigand einziehen, da dieser keinerlei Angehörige hatte und der Bürgermeister es zum Verkauf anbot.

Sehr argwöhnisch wurde diese Familie von den Nachbarn beim Einzug beobachtet. Sie bestand aus insgesamt sechs Personen: dem Vater, der Mutter, zwei Kindern, einem Hund und einer Katze – halt, nein – aus sechseinhalb Personen, denn da war noch ein Käfig mit einem Kanarienvogel, der vergnügt vor sich hin pfiff; scheinbar machte ihm der Tapetenwechsel sehr viel Freude. Ein mutiger Junge aus der Nachbarschaft traute sich an den Käfig heran, und er sprach mit dem Vogel. Sogleich wurde er von dem Hund der Familie, einem Cockerspaniel, freudig begrüßt. Tiere erkennen sofort einen tierlieben Menschen und auch die Katze streifte dem Jungen schon um die Beine. Dieser wurde jetzt doch etwas verlegen, ob seiner wagemutigen Dreistigkeit. Doch die Familie nahm ihm gleich wieder diese Gefühle, denn sie begrüßten ihn alle nacheinander sehr herzlich.

Wer war wohl dieser mutige Junge? Natürlich Großvater Wilhelm. Dieser Tag blieb ihm immer in Erinnerung, da er seit dieser Zeit einen sehr guten Freund hatte, der ihn fast durch sein ganzes Leben begleitete. Auch ihm erzählte er von seinen Wunschvorstellungen. Joachim, so hieß sein neuer Freund, war ganz begeistert davon, denn auch er empfand, dass ein solches Leben im Wald, mit vielen Tieren, erst lebenswert wäre. Bevor Joachims Familie umzog, wohnte sie am Waldrand einer Stadt, und er hatte dort immer die Möglichkeit gehabt, den Wald zu erforschen. Das war natürlich das einzige Thema, das die beiden lange Zeit hatten. Doch das Leben ließ diese Wunscherfüllung noch nicht zu, Joachim musste in eine größere Stadt. Da er die Praxis seines Vaters eines Tages übernehmen wollte, machte er dort ein Medizinstudium. Doch immer wenn er Zeit hatte, besuchte er Wilhelm und sie tauschten ihre ganzen Erfahrungen aus.

Wilhelm indes übernahm die Gaststätte seiner Eltern, da diese aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dafür sorgen konnten, doch sehr zufrieden war er nicht dabei. Jeden Abend wurde es sehr spät, bis er zu Bett kam, denn er hatte seine Last, die angetrunkenen Gäste aus dem Lokal heraus zu komplimentieren. Er konnte sowieso nicht verstehen, warum zum Fröhlichsein immer Alkohol getrunken werden musste. Alkohol hatte ihn noch nie reizen können, und er wurde deshalb von den Gästen oft gehänselt. Glücklicherweise hatte er eine sehr liebe, herzensgute Frau an seiner Seite, die ihm beim Führen der Gaststätte immer zur Seite stand.

Auch Joachim hatte eine sehr hübsche, lebenslustige Frau während seines Studiums kennengelernt und geheiratet. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er dessen Praxis und auch seine Frau stand ihm dabei immer zur Seite. Nie gab es größere Streitigkeiten. Jeder akzeptierte den anderen Partner so, wie er war und ließ ihn sich frei entfalten.

Das trug dazu bei, dass sich nie jemand bevormundet oder ausgenutzt fühlte. Doch leider wollte Gott es so, dass die Frau von Joachim unheilbar krank wurde. Er und auch andere hinzugezogenen Ärzte wussten keinen Rat mehr, und die letzte Zeit ihres Lebens verbrachte sie wenigstens in ihrem vertrauten Zuhause. Jeden Tag besuchte Wilhelm die beiden. Er und Joachim versuchten ihr die Zeit so schön zu machen, wie es nur ging. Wilhelm spielte auf seiner Harmonika und Joachim sang die schönen Lieder mit. Er hatte eine wundervolle Stimme und seiner Frau merkte man an, dass sie trotz ihrer Krankheit sehr glücklich war. Mit Liebe im Herzen und einem großen inneren Frieden starb sie und wurde von Gott auf der anderen Seite empfangen.

Zuerst war natürlich eine große Traurigkeit da, denn ein lieber Mensch hatte seinen Platz auf dieser Erde verlassen. Doch Wilhelm und Joachim wussten, dass das Leben auch nach dem Tod auf einer anderen Ebene weitergeht.

---ENDE DER LESEPROBE---