Der Schrecken verliert sich vor Ort - Monika Held - E-Book
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Der Schrecken verliert sich vor Ort E-Book

Monika Held

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Beschreibung

Als Lena auf den Zeugen aus Wien trifft, weiß sie, dass sie diesen Mann festhalten muss. Auf den ersten Blick haben Lena und Heiner nicht viel gemeinsam. Sie träumt von Ferien in der Südsee. Heiner verbringt die Nächte mit den Schrecken von Auschwitz. Die beiden wagen diese Liebe. Lena fragt sich, ob sie die Welt, in der ihr Mann zuhause ist, je verstehen wird. Heiner fragt sich, wie er sein Trauma aus Bildern und Geräuschen möglichst vollständig in den Kopf seiner Frau übertragen kann und ob es eine Grenze gibt, bis zu der man Erfahrungen weitergeben kann. Sollte er sie finden, wird er sie einreißen.

Klug, berührend und mitreißend erzählt die Autorin und Journalistin Monika Held in ihrem großen Roman die Geschichte einer Liebe in den Zeiten nach Auschwitz.

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Seitenzahl: 385

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Inhalt

Über die AutorinTitelImpressumVorwort zur Taschenbuch-AusgabeDankeIIIIIIMargarete Mitscherlich Nachwort

Über die Autorin

Monika Held: Aufgewachsen in Hamburg und Cuxhaven. Lehre als Verlagskauffrau, Volontariat bei der Hannoverschen Presse. Arbeit fürs Radio, Autorin der Zeitschrift Brigitte. Für ihre publizistische Arbeit über das Kriegsrecht in Polen und die Hilfstransporte zu den Überlebenden von Auschwitz wurde sie mit der polnischen Solidarność-Medaille ausgezeichnet. Bei Eichborn erschienen außerdem die Romane Augenbilder, Melodie für einen schönen Mann, Trümmergöre und Sommerkind. Monika Held lebt in Frankfurt am Main.

Monika Held

DER SCHRECKENVERLIERT SICH VOR ORT

Roman Mit einem Nachwort von Margarete Mitscherlich

EICHBORN

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Eichborn Verlag in der Bastei Lübbe GmbH & Co. KG

Copyright © 2012 und 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelillustration: Thomas Mayfried, München

Covergestaltung: www.katjaholst.de unter Verwendung eines zeitgenössischen Fotos von Auschwitz © Brasiliao/Shutterstock

eBook-Produktion: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-8387-2535-2

www.eichborn.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Wir danken dem S. Fischer Verlag für die freundliche Genehmigung des Abdrucks aus: Als wär’s ein Stück von mir. © Carl Zuckmayer 1966. Alle Rechte vorbehalten S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main.

 

VORWORT ZUR TASCHENBUCH-AUSGABE

 Die Meldung in der Zeitung bestand aus wenigen Zeilen. Ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz hatte einen Verein gegründet und suchte dafür Freunde, Unterstützer, Mitglieder. Der Verein hieß ›Lagergemeinschaft – Auschwitzer und ihre Freunde‹, der Initiator, Hermann Reineck, wohnte in der Nähe von Frankfurt am Main. Ich arbeitete damals (1979) für den Hessischen Rundfunk und dachte: Da scheint ein Mensch bereit zu sein, seine Erfahrungen mit anderen zu teilen – wenn du jetzt nicht deine Angst vor dem Thema überwindest, wann dann? Ich wusste nicht viel: Hermann Reineck war Wiener und als Kommunist 1942 nach Auschwitz deportiert worden. Im Ausweis ein Stempel: R.U. Rückkehr unerwünscht. Ich schlug der Redaktion ein Interview mit diesem Mann vor und verabredete mich mit ihm.

Ich werde diesen Nachmittag nicht vergessen. Ich parkte in der Nähe des Hauses, in dem der Gründer des Vereins lebte – und stieg nicht aus. Wie begrüßt man einen Menschen, der Auschwitz überlebt hat? Was darf man fragen: Wie war es dort? Unmöglich. Aber das war es ja, was ich wissen wollte: Wie war es morgens, mittags, abends, nachts, jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr? Wie überlebt man an einem Ort, der erdacht und errichtet wurde, um Menschen zu ermorden? Wie kann man mit dieser Vergangenheit leben? Was darf man nicht fragen?

Ich zwang mich aus dem Auto und dachte: Erst mal klingeln – der Rest ergibt sich von alleine. So war es. Es gab Kaffee und Kuchen, Hermann Reineck redete, ohne auf meine Fragen zu warten, über seine Zeit im Lager, den Frankfurter Auschwitz-Prozess, die Begegnung mit der Frau, in die er sich auf dem Gerichtsflur verliebte. Anni Reineck schenkte Kaffee ein, sagte, den Kuchen habe sie selbst gebacken, und ihr Mann sagte den Satz, der seine Einstellung zum Leben verriet: Langen Sie zu. Pflaumenkuchen und Auschwitz gehören in diesem Haus zusammen.

Hermann Reineck entließ mich nach diesem ersten Interview mit zwei Fragen: Können Sie Lastwagen fahren? Antwort: Nein. Waren Sie schon einmal in Auschwitz? Antwort: Nein. Bevor ich das Paar verließ, sagte er: Natürlich kannst du mit deinem Führerschein Lastwagen fahren. Und natürlich musst du Auschwitz kennenlernen. Wir sagten ›du‹. Hermann war charmant und autoritär und natürlich wurde ich an diesem Nachmittag Mitglied des Vereins. Ich gehörte jetzt dazu.

Wir waren ein ideales Gespann. Eine Journalistin, die alles sehen und alles verstehen wollte, und ein Mann, zu dessen Therapie, guter Laune und Gesundheit es gehörte, über Auschwitz zu reden. Er war ein begnadeter Erzähler.

Anfang der Achtzigerjahre, während des Kriegsrechts in Polen, organisierte er Lastwagen-Konvois mit Hilfsgütern für seine Kameraden, Auschwitz-Überlebende wie er. Wir fuhren kreuz und quer durch ein Land, in dem ihn vor allem das Wohl seiner Freunde interessierte. Deren Kinder, satt von den Horror-Geschichten ihrer Eltern, zeigten uns, den Begleitern und Fahrern dieser Konvois, das aktuelle Polen. Ein Land im Kriegsrecht. Ein Land, das Menschen in den Untergrund zwang.

Heiner, Lena und ihre polnischen Freunde haben also reale Vorbilder. Es war nötig, sie kennenzulernen, damit sie eine Chance hatten, auch als Romanfiguren ihr eigenes Buch-Leben zu entfalten, das nach anderen Gesetzen, anderen Zwängen und anderen Freuden funktioniert als das ›wirkliche‹ Leben. Das heißt: Heiner ist nicht Hermann und Lena ist nicht Anni. Auch ihre Liebe ist eine andere.

Ich habe ein paar Jahre alles verschlungen, was es zu diesem Thema zu lesen, zu hören, zu sehen gab – bis mein Mann fragte, ob es sich eventuell um eine Sucht handeln könnte. So seltsam das klingt: Ja, der Horror macht süchtig. Es gibt so viele Geschichten, die noch nicht erzählt wurden, so viele Menschen, die man noch fragen könnte, bevor es zu spät ist. Wenn man das begriffen hat, dann muss man aufhören. Ich habe die Berge von Büchern, Tonbändern, Manuskripten in einen Schrank gesperrt und abgeschlossen.

Und dann, fast zwanzig Jahre später, sagte ein Freund aus Israel beim Abendessen, er habe seinen ersten Besuch in Auschwitz gut überstanden, er sei vorsichtshalber nirgendwo länger stehen geblieben. Ich sagte: Das hast du gut gemacht, verweilen ist gefährlich. Woher ich das wisse? Der Abend endete mit der Idee, aus der Realität Fiktion zu machen. Noch am selben Abend schloss ich den Schrank auf. Aus dem ersten Buch, nach dem ich griff, fiel ein Zettel: Monika, vergiss uns nicht!

Was nun? Versuchen, für eine komplizierte Liebe eine einfache Geschichte zu erfinden: Der Schrecken verliert sich vor Ort.

Danke

Lothar Ruske und Eldad Stobezki für das Einfordern der Geschichte. Dr. Dieter Wolf für die Hilfe im Stadtarchiv Butzbach. Indra Wussow für die Schreibzeit auf Sylt. Michael Neher für Milchglas und Klarsicht. Doris Engelke für die Pflege des dicken Babys und seine Rettung aus der Insolvenzmasse. Schwester Katharina für den scharfen Blick. Florian für Nachhilfe in »polnischer Untergrund«. Bille, dem einzigen Pferd, das gerne liest.

I  Das Haus stand am Ende der Straße, der Garten verband sich ohne Zaun mit dem Wald. Sie zögerten den Kauf hinaus, als entschieden sie über ihr Schicksal. Beim ersten Rundgang schien die Sonne und Heiner sagte: Das Wohnzimmer ist freundlich. Lena mochte die Pflaumenbäume im Garten und sah sich Mus einkochen. Die Maklerin gab ihnen den Hausschlüssel, nehmen Sie sich Zeit, sagte sie, prüfen Sie, ob sie zueinander passen. Wie prüft man, ob ein Haus zu zwei Menschen passt oder zwei Menschen zu einem Haus? Sie wussten es nicht. Sie umrundeten das Haus, näherten sich ihm von allen Seiten. Es langweilt sich, sagte Lena, es war zu lange allein. Heiner fragte das Haus nach der Zukunft. Was wartete hier, Unheil oder Glück? Das Haus blieb stumm. Wenn sie die Fensterrahmen weiß strichen, sähe es freundlicher aus. Beim zweiten Rundgang war der Himmel grau und Heiner fand sechs Zimmer zu viel für ein Paar, aber Lena hatte für jeden Raum eine Idee. Wohn-, Arbeits- und Bügelzimmer im Parterre, im ersten Stock das Schlafzimmer und zwei Zimmer für Gäste.

Er prüfte die Siedlung. Es gab keine Geschäfte, keine Kneipe, keinen Kiosk, nur neue Häuser, zum Verwechseln ähnlich, nicht einmal an den Vorgärten zu unterscheiden. Kurzer Rasen und ein Rhododendronstrauch oder: kurzer Rasen und ein Ginsterbusch. Gut so. Er schritt die Wege ab. Vor den Türen standen kleine, schmutzige Schuhe und in den Gärten hingen Schaukeln. Es gab einen Spielplatz mit einer Rutsche und Kinder im Sandkasten. Ein Mädchen mit blonden Zöpfen flitzte auf Rollschuhen durch die Siedlung, die Mutter rief aus dem Küchenfenster: Jenny, gib acht und Heiner brachte der Anblick des flinken Kindes einen Namen zurück, bei dem ihm nicht wohl war. Kaija. Die Kinder würden wachsen und wenn ihre Eltern alt waren, wären sie immer noch jünger als er heute. In einer Siedlung mit Leuten seines Alters hätte er schlecht geschlafen. Die Siedlung ist in Ordnung, sagte er, aber muss ein Haus nicht Liebe auf den ersten Blick sein? Sie brachten den Schlüssel zurück und besichtigten andere Häuser in anderen Neubaugebieten. Als das Haus nach einem Monat noch immer zu verkaufen war, statteten sie ihm einen dritten Besuch ab. Es war am frühen Abend, der Tag diesig und schwül – ein Wetter, das alle Häuser trist aussehen lässt. Sie setzten sich in die Hollywoodschaukel, die auf der Terrasse vergessen worden war. Lena stellte die Thermoskanne und zwei Kaffeebecher auf den Tisch, sie warteten und hätten nicht sagen können, worauf. Nebelschwaden setzten sich auf die Tannenzweige und glitten von dort auf den Waldboden. Die Vögel waren still, als hätte sich ihnen der Nebel auf die Schnäbel gelegt. Lena legte den Arm um Heiner. Was meinst du, ist das ein Ort für deine Seele?

Er duftet, sagte er, das ist ein gutes Zeichen.

So rochen Lenas Haare, als sie damals seine Stirn bedeckten, über seine geschlossenen Augen fielen, die Nase kitzelten und er nicht wusste, ob die Haare der Frau, die sich über ihn gebeugt hatte, blond, braun oder schwarz waren. Sie lagen auf seinem Gesicht, waren warm und rochen nach Pilzen.

Sie wiegten sich in der Hollywoodschaukel und wussten noch immer nicht, ob sie zu dem Haus passten oder das Haus zu ihnen. Sechs Zimmer sind zu viel, sagte Heiner, und wie einsam es hier ist. Er goss sich Kaffee nach. Nur junge Leute und Kinder in der Siedlung. Mehr Katzen als Hunde. Sie beobachteten den lautlosen Weg des Nebels. Die Stille ist schön, sagte Heiner. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, griff Lena nach seiner Hand: Horch. Es knackte im Wald, als würde ein Mensch über morsche Äste durchs Unterholz schleichen und sich der Terrasse nähern. Dann trat ein Hirsch mit mächtigem Geweih aus dem Wald.

Das gibt es nicht, flüsterte Heiner, das ist unmöglich. Sag, dass das nicht wahr ist.

Das Tier sah sie an, ruhig, ohne Angst, vielleicht nahm es die beiden reglosen Menschen auch nicht wahr. Es senkte den Kopf und drehte sich langsam um. Der Hirsch steckte bis zum Bauch im Nebel und schien auf einer weißen Wolke in den Wald zurückzuschweben. Sie hörten das Knacken der Äste unter den Hufen.

Lena stand auf. Sie packte die Thermoskanne ein und zog Heiner von der Terrasse. Seine Hände waren eiskalt, er zitterte. Es ist ein Wink, sagte er, deutlicher kann das Schicksal nicht sprechen. Lena sah ihn an. Soso, sagte sie, du hörst das Schicksal – was spricht es denn?

Kaufen, sagte Heiner, und wenn wir hier wohnen und wenn er noch einmal kommt, erzähle ich dir von der unheimlichsten Nacht meines Lebens.

Sie behielten den Schlüssel und kauften das Haus. Die Fensterrahmen strichen sie weiß.

 Die Hollywoodschaukel wurde sein Sommersofa. Hier saß er oft bis weit nach Mitternacht, lauschte dem dumpfen Plumps der Tannenzapfen, die auf den Boden fielen, und wusste mit jedem Tag mehr, dass es ihm an diesem Ort eine Weile gut gehen würde. Ungeduldig wartete er auf den Besuch des Hirsches.

Im Wohnzimmer, auf seinem Wintersofa, gab es zwei blanke Stellen, eine vom Sitzen, die andere in der Nähe der rechten Seitenlehne, dort, wo sein Kopf lag, wenn ihn am Tag diese Müdigkeit überfiel, gegen die auch Lenas Kaffee nicht half.

Über dem Sofa hing die Kuckucksuhr. Ein dreißig Zentimeter hohes Häuschen mit Spitzdach, nussbaumbraun, umrahmt von fünf handgeschnitzten Blättern, unter dem Zifferblatt eine blasse Schrift: Made in Germany. Wenn der Kuckuck viermal rief, war Kuchenzeit, wenn er abends achtmal rief, Zeit für die Nachrichten. Die Kuckucksuhr war der scheußlichste Gegenstand im Zimmer, im Haus, wahrscheinlich in der ganzen Siedlung. Zu jeder vollen Stunde sprang das Türchen auf, herausgeschossen kam ein schäbig-bleicher Vogel aus hellem Holz, der schrill die Anzahl der Stunden meldete. Tag und Nacht, rund um die Uhr, 156 spitze Schreie. Vom roten Schnabel, den er öffnete, wenn er rief, war nur ein roter Punkt geblieben wie ein alter Marmeladenrest. Das linke Auge war blasser als das rechte, der Vogel schielte. Heiner liebte den hässlichen Kasten. Er hing in der Wohnstube seiner Eltern. Kuckuck rief er bei Heiners Geburt, Kuckuck beim Einmarsch der Deutschen. Acht Kuckucksschreie waren das letzte, was Heiner hörte, als die Gendarmen ihn unterhakten und abführten. Seine Mutter blieb in der Küche, damit nicht das letzte, was er von ihr sah, ein Gesicht mit Tränen war. Martha, seine Liebe, hielt sich am Türrahmen fest und flüsterte ›Rotfront‹. Und weil ihm das zu leise war für das, was man ihm antat und antun würde, drehte er sich beim letzten Kuckucksschrei um. Lauter, Herzele, ruf lauter. Bevor er die Straße betrat, hörte er ihren verzweifelten Schrei im Treppenhaus: Rotfront!

Komm bald wieder, hatte seine Mutter gesagt – aber wann ist bald? Sind vier Stunden bald oder drei Tage? Wenn er die Zukunft gekannt hätte, wäre ein Monat bald gewesen, sogar ein Jahr. Aber Heiner dachte nicht an eine lange Trennung, als er zum Verhör geholt wurde, er dachte an den Tod.

Als er nach dem Krieg den Schlüssel vom Hausmeister holte und die Wohnung der Eltern betrat, war er auf alles gefasst, nur nicht auf die Ordnung. In seinem Zimmer war das Bett gemacht. Kissen und Decke glattgestrichen wie gebügelt. Wie oft hatte er von der Wäsche mit den rot-weißen Karos geträumt. Auf dem Nachttisch lag Senecas ›Vom glückseligen Leben‹. Zwischen Seite 260 und 261 steckte ein Lesezeichen. Das Kapitel hieß: ›Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf‹. Nur dreißig Zeilen. Die wichtigsten hatte er dick unterstrichen: Ein Unwetter droht, ehe es heraufzieht; die Häuser krachen, ehe sie zusammenstürzen; der Rauch verkündet einen Brand voraus; aber plötzlich kommt das vom Menschen ausgehende Verderben und verbirgt sich umso sorgfältiger, je näher es herantritt. Du irrst, wenn du den Gesichtern derer traust, die dir begegnen. Sie haben die Gestalt von Menschen, aber die Seele von wilden Tieren …

Er klappte das Buch zu. Er brauchte diese Sätze nicht mehr.

Für Heiner waren die Kinderjahre in Wien eine leise Zeit gewesen. Fast keine Autos auf den Straßen, nur Pferdefuhrwerke. Im Viertel gab es einen Brunnen, aus dem die Pferde von einem Mann, den sie ›Wasserer‹ nannten, vollgetankt wurden wie später die Autos an der Tankstelle. Im Winter sauste Heiner mit dem Schlitten die abschüssigen Straßen hinunter. In der Schule saß er mit vierzig Buben in braunen Holzbänken, den Rücken gestreckt, als hätten sie einen Stock verschluckt. Der Platz der Hände war auf dem Tisch, niemals darunter, und so lagen vor fast allen Schülern zehn brave Fingerchen mit sauber geschrubbten Nägeln, nur nicht vor Heiner. Er schmierte sich Dreck unter den Zeigefinger und ließ sich vom Lehrer mit dem Lineal auf die Hände schlagen. Die Striemen zeigte er seinem Vater und wurde, egal, wie schwarz es unter seinen Nägeln war, nie mehr von einem Lehrer geschlagen.

In der Küche hing noch immer das Bild, vor dem er sich als Kind geekelt hatte. Auf einem Bett aus Karotten, Sellerie und Lauch lag ein toter Fasan mit gebrochenen Augen. Die Zehen gespreizt, aus dem offenen Schnabel kroch eine nackte Schnecke. Er verstand die Kinderangst nicht mehr. Das Bild war ein Idyll. Der pure Frieden.

Auf dem Rand der Badewanne stand ein Topf Nivea. Im grünen Keramikbecher steckte die Zahnbürste seiner Mutter und vor dem Spiegel über dem Waschbecken hatte seine Großmutter ihre langen Haare gepflegt. Bei gebeugtem Rumpf hundert Bürstenstriche über den Hinterkopf zur Stirn. Dann warf sie den Kopf zurück und bürstete die Haare aus der Stirn in den Nacken, hundert Strich. Keinen mehr und keinen weniger. Warum machst du das, Oma? Damit sie glänzen und nicht grau werden. Schau, Bub: kein graues Haar. Darf ich auch mal bürsten, Oma? Sie sagte: Aber Vorsicht Bub, reiß der Oma nicht die Haare vom Kopf, die braucht sie noch. Manchmal durfte er ihr abends die Haare bürsten und so lernte er schon vor der Einschulung bis hundert zählen. Wenn er die Bürste ganz nah an den Borsten packte, glitten ihre Haare durch seine Finger. Das war wie Seide streicheln. Manchmal kamen Funken aus den Haaren, dann, sagte die Großmutter, liegt ein Gewitter in der Luft. Sie war eine alte Frau in schwarzen Röcken, so lang, dass sie am Boden schleiften. Für das Frauenwahlrecht, das am 12. November 1918 beschlossen wurde, war sie auf die Barrikaden gegangen. Heiners Großmutter hatte den 12. November zu ihrem Geburtstag erklärt. In der Familie hieß sie wegen der langen Haare und der Barrikaden ›die wilde Hilde‹.

Er ging ins Wohnzimmer. Auf dem Esstisch lag die weiße Spitzendecke, die zu Familienfeiern aufgedeckt wurde. Darauf stand das silberne Salzfass, das nie abgeräumt wurde. Salz auf dem Tisch bringt Glück. Am Kopfende saß der Vater, ihm gegenüber die Großmutter, rechts die Mutter, daneben Greta, der man beim Essen noch helfen musste, und links vom Vater saß Heiner neben seiner Schwester Alma. Einen Augenblick lang sah er sie, die ganze Familie. Sie beteten nicht. Sie fassten sich an den Händen und die Großmutter sagte: Auch in größter Not wünschen wir uns Salz und Brot.

Vorsichtig, als wäre es eine Reliquie, nahm er das silberne Salzfass in die Hand. Es war stumpf geworden, er rieb es an der Jacke blank. Neun kleine, verklebte Löcher. Eine Stille ging von dem Silberfässchen aus, als hielte es seit Jahren den Atem an. Er leckte über den Deckel – auch in größter Not wünschen wir uns Salz und Brot. Erst wenn der Vater ›guten Appetit‹ gesagt hatte, durften die Bestecke aufgenommen werden. Für Heiner war sein Vater ein Mann, den er nur im Anzug kannte. Ein Staatsbeamter im ›Roten Wien‹, aus dem Krieg zurückgekommen als radikaler Sozialdemokrat. Nicht immer gab es Pudding oder Kuchen zum Nachtisch, aber immer eine kleine Vaterlektion Politik, zu der die Großmutter nickte, die die Mutter über sich ergehen ließ, die Mädchen langweilte und Heiner elektrisierte. Sein Kinder-Wien war nur vor der Haustür leise. Heiner wusste mit fünf, dass es einen großen Krieg gegeben hatte und Österreich danach ohne Kaiser war. Er war sechs, als ihn der Vater zu den sozialdemokratischen Kinderfreunden brachte. Da wusste er bereits, dass nur Wien den ›Roten‹ gehörte, der ganze österreichische Rest den ›Schwarzen‹. Er hörte die Hufe der Pferde, das Rumpeln der Karren, das Kreischen der Kinder, er hörte sein gemütliches Wien vor der Haustür, als der Vater nicht, wie sonst, das Besteck aufnahm und guten Appetit wünschte, sondern auf den blanken Teller starrte und in die Stille hinein sagte: Der Justizpalast brennt. Heiner war sieben und hätte jede Suppe stehen lassen, wenn nur der Vater endlich erklären würde, warum der Justizpalast brannte, wer ihn angezündet hatte und ob es gut war, dass er brannte. Und für wen das gut war, für die Roten oder für die Schwarzen.

Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem er als Kind gesessen hatte. Er hörte die Stimme des Vaters. Knapp, dozierend wie der Lehrer in der Schule. In Schattendorf, einem Ort im Burgenland, waren beim Zusammenstoß zwischen rechten, kaisertreuen ›Frontkämpfern‹ und linken Sozialdemokraten zwei Menschen erschossen worden. Ein Mann und ein Kind. Gestern, am 14. Juli 1927, merk dir das Datum, Bub, sind die Täter vom Geschworenengericht freigesprochen worden. Die Empörung über das ›Schattendorfer Urteil‹ trieb die Menschen auf die Straße, die Massen zogen zum Justizpalast, sie durchbrachen die Sperren, rückten näher und näher, Steine flogen, Scheiben zersplitterten. Mutige Männer stürmten den Palast, zerlegten die Möbel mit Beilen und zündeten an, was brennbar war. Das Feuer fraß sich durch das Dach, der Qualm stieg zu den Wolken empor. Das Volk wehrt sich, vergiss das nie, Bub. Gehen wir hin, bettelte Heiner, schauen wir zu. Kinder haben dort nichts zu suchen, sagte der Vater. Nach dem Mittagessen verließ er die Wohnung, beim Abendessen fasste er den Tag zusammen. Die Polizei hatte in die Menschenmenge geschossen. Es gab neunundachtzig Tote und über tausend Verletzte. Gib acht, Bub, die Rechten bekommen Zulauf. Er nahm das Besteck in die Hand. Die Mörder sind frei, sagte er leise, wir gehen radikalen Zeiten entgegen. Hört auf mich, das ist der erste Schritt in den Bürgerkrieg. Guten Appetit. Für Heiner war der Vater ein Prophet.

Mit elf ging er zu den Roten Falken. Er lernte Marx und Martha kennen. Ein dünnes Mädchen mit dicken Zöpfen, die erste in dem neuen Kreis, die ihn nach seinem Namen fragte. Andere Jungens schwärmten von Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah, aber Heinerle, wie Martha ihn nannte, träumte von der Diktatur des Proletariats und verliebte sich in das dünne Mädchen, das die gleichen Träume hatte wie er. Für Gerechtigkeit waren sie bereit, wie Heiners Oma, auf die Barrikaden zu gehen.

Als er dreizehn war, starb sein Vater. Ein Jahr später begann der Bürgerkrieg. Heiner und Martha verteilten Flugblätter. Es gab nur rechts oder links. Links stand für Gerechtigkeit, rechts für Ausbeutung. Sie wussten, wohin sie gehörten. Alles, was die Sozis in Wien für die Armen erreicht hatten, wollten die Rechten abschaffen. Wohnungen, die alle bezahlen konnten, den Mieterschutz, die Luxussteuer für den Besitz von Dienern und Hausmädchen, Reitpferden und privaten Autos. In vielen Wiener Bezirken war es nicht mehr gemütlich. In den Parlamenten schlugen sich die Großen und auf der Straße die Kleinen. Heiner prügelte sich für seine Mutter, der die Pension ihres Mannes abgesprochen wurde, weil sie nur die zweite Ehefrau gewesen war. Trotzig erbettelte sie auf dem Gnadenweg eine Waisenpension für ihre Kinder und putzte zehn Stunden am Tag die Wohnungen reicher Leute. Beim Essen saß Heiner jetzt am Kopfende des Tisches und spielte Haushaltsvorstand. Er hielt politische Vorträge, zitierte Marx und sagte ›Rotfront‹, bevor er das Besteck in die Hand nahm. Als er seine Mutter ›Putzlappen des Klassenfeindes‹ nannte, warf sie ihm das leere Portemonnaie auf den Teller. Kauf Brot und Fleisch, sagte sie, dann kannst du wiederkommen. Wütend lief er durch die Stadt, klingelte bei Martha und erfuhr, dass auch ihre Mutter putzen ging. Da war er still. Ohne die Arbeit ihrer Mütter wären sie verhungert. Putzen beim Klassenfeind – für diese Demütigung, das schworen sie, würden sie sich rächen.

Er ging ohne Kaffee und ohne einen Bissen Brot aus dem Haus. Er sah rote und schwarze Kringel, verkroch sich in Hauseingängen und wartete, bis der Schwindel verging. Sein Blick für die Straße wurde scharf. Er sah Menschen in Lumpen. Alte Mäntel, Hosen und Jacken wurden nicht weggeworfen, sie wurden geflickt. Er sah auf die Füße der Leute, ihre Schuhe fielen auseinander. In den Gassen, durch die sein Vater früher zielstrebig zur Arbeit gegangen war, standen nun Bettler. Er war nicht der einzige Junge, der im Hauseingang saß und mit roten und schwarzen Hungerkringeln kämpfte. Er begriff, dass die Not nicht mit Marx zu lindern war, es musste weitaus mehr passieren. Sein Gott wurde Stalin, sein Traum die Revolution. Mit Martha Flugblätter schreiben und in der Nacht verteilen war das Schönste, was er sich vorstellen konnte. Liebe und Gefahr – es war ein Rausch. Nach der Revolution wollten sie Abitur machen und studieren. In Wien und Moskau. Aber jetzt suchte Heiner erst einmal eine Lehrstelle als technischer Zeichner und als er die nicht fand, gab ihn seine Mutter zu einem Buchbinder in die Lehre. Buchbinder! Er arbeitete als Pferd. Man spannte ihn in aller Herrgottsfrühe in Ledergurte vor einen Planwagen, der vollgepackt mit Büchern war. Er wusste nicht, wie schwer Papier war, er lernte es. Er zog den Karren in vier Stunden vom 5. in den 17. Bezirk. Bücher ausladen, frisches Papier einladen, zurück vom 17. in den 5. Bezirk. Er brach auf der Straße zusammen wie ein geschundener Gaul. Die Leute blieben stehen: Schaut einmal – der arme Bub! Sie halfen ihm auf und schoben ihn an wie einen störrischen Esel. Einmal schenkte ihm eine alte Frau einen Zipfel Wurst.

Heiner lernte neue Wörter. Plötzlich gab es Männer, die man ›Bettgeher‹, ›Schlafburschen‹ oder ›Aftermieter‹ nannte. Sie hatten Arbeit, aber kein Geld für ein Zimmer. Alle Familien, die er kannte, hatten nun Bettgeher, auch bei Martha wohnte einer, und eines Tages brachte Heiners Großmutter einen mit, der, so waren die Regeln, nicht vor neun Uhr abends kommen durfte und morgens um sieben das Haus zu verlassen hatte. Die Männer gehörten nicht zur Familie, sie mussten sonntags, wenn sie nicht zur Arbeit gingen, auf Parkbänken schlafen. In der Wohnung des Genossen Paul sah Heiner Kreidestriche auf dem Boden. Vor der Wohnstube war so ein Strich, vor dem Zimmer, in dem Paul mit seinem Sohn schlief, und vor der Küche. Was spielt ihr hier, fragte er den Freund. Es war kein Spiel. Paul hatte mit Kreide die Bereiche markiert, die der Schlafbursche nicht überschreiten durfte. Dem Bettgeher seiner eigenen Familie ist Heiner nie begegnet. Alma hatte ihn nachts auf dem Flur gesehen. Er ist ein Zwerg, sagte sie, mickriger als Greta, davon passen zwei in ein Bett.

Wie lange das her war. Ein Leben vor dem Leben. Heiner stand auf. Er schob den Stuhl unter den Tisch. Die ganze Familie versprengt und jetzt so nah bei ihm in diesem Raum. Er stellte das Salzfass wieder auf den Tisch. Genau in die Mitte, dort, wo in der Spitzendecke ein Loch war.

Auf den Stühlen und dem Fußboden lag eine dicke Schicht Staub. Von den Zimmerdecken hingen Netze mit reglosen Spinnen, die schliefen oder tot waren. Sollte er die Wohnung aus ihrer staubigen Starre befreien oder den Spinnen überlassen? Oder muss nicht ein neues Leben mit einer neuen Wohnung beginnen? Im Teppich waren Löcher. Die Motten hatten mehr zu essen gehabt als er.

Als er die Wohnung verlassen wollte, entdeckte er Abdrücke von Schuhen, die größer waren als die Spuren, die er selbst hinterließ. Wer immer das gewesen sein mag – diese Füße waren nur über den Flur ins Wohnzimmer gegangen, von dort zum Sofa, über dem die Kuckucksuhr hing und zurück zur Wohnungstür. Nur diesen Weg. Es waren lange Schritte, länger als seine. Sie waren nicht im Kinderzimmer gewesen, nicht im Bad, nicht in der Küche. Als er die Wohnung verlassen wollte, hörte er ein dumpfes Klopfen. Er ging zurück ins Wohnzimmer und sah, dass sich das Türchen der Kuckucksuhr verkantet hatte. Als er es öffnete, schoss der kleine Vogel heraus und schmetterte ihm das vertraute ›Kuckuck‹ entgegen.

Hunderttausend Bomben waren auf Wien geworfen worden, vierzigtausend Wohnungen geborsten, die halbe Welt zertrümmert, Millionen Menschen ermordet – und in diesem Inferno musste irgendein Verrückter alle acht Tage die Kuckucksuhr aufgezogen haben. Und er, Überlebender des Wahnsinns, ein Heimkehrer, befreite einen Holzkuckuck aus der Gefangenschaft. Er stand vor der Uhr und lachte sein Heiner-Lachen, das sich wie ein Asthma-Anfall anhörte.

 Sacht, um Heiner nicht zu wecken, zieht Lena die Tür hinter sich zu, schiebt den Motorroller aus der Garage und fährt fünf Kilometer auf schnurgerader Straße in den Ort, zu dem die Siedlung gehört. Sie hätte das Haus am Wald nicht gewollt, wenn es dieses Städtchen nicht gäbe. Ihre Augen brauchen mehr Farben als das dunkle Braun der Baumstämme, samtbraune Eichhörnchen und grüne Tannennadeln und ihre Ohren andere Geräusche als kreischende Vögel und knackendes Unterholz. Sie braucht die Stimmen der Händler auf dem Samstagsmarkt, den Verkehrslärm, das Gefühl, Teil dieses Treibens zu sein. Der Ort hat ihr von Anfang an gefallen. Die hohen Fachwerkhäuser am Marktplatz waren fünfhundert Jahre alt, weiß und rot, die Dächer aus glänzendem Schiefer. Im Sandsteinbrunnen baden Tauben und im Sommer sitzen auf dem Rand Touristen.

Wenn sich Lena vom Bäcker die Tüte mit ›zwei Mohn, zwei Kümmel für Rosseck‹ geben lässt, ist es kurz nach acht. Danach fährt sie zum Kiosk, nimmt die Tageszeitung vom Stapel und für Heiner den ›Wiener Kurier‹. Sie setzt sich zum Lesen in das angestaubte ›Café Plüsch‹ am Marktplatz und trinkt zwei Mokka ohne alles. Am liebsten liest sie die Reiseseiten der Zeitung. Lena träumt von der Südsee. Vier Wochen unter Palmen sitzen, mit bunten Fischen schwimmen, die Hände im heißen Sand vergraben – aber wer einen Mann wie Heiner heiratet, muss auf die Südsee verzichten oder alleine verreisen. Ein einziges Mal, gleich nach der Hochzeit, war es ihr gelungen, ihn an die Adria zu verschleppen. Sie wohnten in einem kleinen Hotel am Meer. Das Wasser war blau wie der Himmel, sie konnten vom Fenster auf den Grund des Meeres blicken. Und während Lena schwamm und in der Sonne lag, blieb Heiner im Hotelzimmer. Er langweilte sich nicht. Er las und schlief und machte Notizen für einen Essay über das Leben nach dem Überleben. Er genoss die Liebe mit Lena. Sie roch nach Meer und schmeckte nach Sand – er hätte sie am liebsten nie mehr losgelassen. Dass er sich dafür auf eine kroatische Insel, die Dogi Otok hieß, bemühen musste, nahm er in Kauf. Für Heiner, das wusste Lena nach diesem Urlaub, ist Schönheit nicht der Ort der Erlösung. Schönheit quält und blendet ihn und macht die Bilder, die er in sich trägt, noch düsterer und außerdem hat er seinen eigenen Sand, in den er hin und wieder seine Finger steckt. Der steht daheim im Senfglas auf der Anrichte, drei Schritte vom Sofa entfernt.

Wie geht es dem Manne, fragt der näselnde Kellner im ›Café Plüsch‹. Er fragt das jeden Morgen zwischen Lenas erstem und zweitem Mokka und Lena sagt: Danke, der Mann ist wohlauf, auch, wenn es ihm nicht gut geht. Um neun fährt sie zurück in die Siedlung. Nur mittwochs und freitags wird es zehn, weil an diesen Tagen die Frau des Pfarrers an der Orgel übt. Es gibt um dieses Orgelspiel ein Ritual, von dem niemand weiß, wann es begonnen hat. Die Organistin betritt die Kirche und zieht die schwere Tür hinter sich zu. Sobald sie die ersten Töne anschlägt, macht irgendeiner die Tür wieder auf, damit die Musik auf den Marktplatz strömen kann. Zwei Mal in der Woche beobachtet Lena fasziniert, wie eine Viertelstunde Musik von Bach oder Bruckner ausreichen, den Alltag ein ganz klein wenig aus der Routine zu bringen. Eine Frau unterbricht den Einkauf und setzt sich auf die Kirchenstufen. Der Bäcker öffnet das Fenster zur Backstube, die Buchhändlerin stellt sich vor die Ladentür und Lena legt die Zeitung aus der Hand. Für den Metzger ist es ein Unterschied, ob er das Beil montags oder freitags in den Lammnacken schlägt. Von Orgelmusik begleitet, sagt er, bekomme das Schlachten etwas Heiliges.

Als Heiner und Lena das Haus am Waldrand bezogen, im Herbst 1966, galten sie zwischen den jungen Familien als altes Paar. Er Mitte vierzig, sie zehn Jahre jünger. Fünfzehn Jahre später fragten sich nur noch die Neuen in der Siedlung, wie dieses Paar zusammenpasste. Die burschikose Frau, die laut und gerne lacht und die beste Pflaumenmarmelade in der Siedlung kocht, die Polnisch und Französisch spricht, verrückte Hüte und Schuhe mit gefährlich spitzen Absätzen trägt, wenn sie im alten Daimler in die Großstadt fährt. An der Haustür hängt ein Schild: Lena Rosseck, Diplomdolmetscherin. Auf dem Motorroller lässt sie die langen Haare im Wind flattern und sieht fast aus, als sei sie die Tochter des Mannes mit den tiefen Falten im Gesicht. Sein ›Servus‹ ist charmant, nur fällt sein Lächeln nach dem Gruß schneller in sich zusammen als das Lächeln anderer Menschen. Es ist merkwürdig mit den Beiden. Sie sind ein unauffälliges Paar, aber man kann lange über sie reden. Bei den Rossecks brennt im Wohnzimmer oft die ganze Nacht Licht, dann fällt ein dünner gelber Streifen zwischen den Gardinen hindurch auf die Straße. Man sagt, der Mann sei auch nicht zur Arbeit gefahren, als er noch jünger war. Er liest nachts, vielleicht ist er ein Gelehrter. Die Rossecks haben hin und wieder Besuch, der lange bleibt. Manchmal zwei Wochen. Es sind Leute, die das ›R‹ stark rollen und aus Polen kommen, oft stehen auch Autos mit österreichischem Kennzeichen vor der Tür. Mit den Polen kann man sich unterhalten, sie sprechen Deutsch. Warum die quirlige Frau diesen sonderbaren Mann liebt – man weiß es nicht, sie wird ihre Gründe haben. Vielleicht ist er reich und sie hat in der Stadt noch eine andere Liebe. Sie sind die Einzigen in der Siedlung, bei denen man noch nie einen Weihnachtsbaum gesehen hat. Sie feiern die Tage mit Gästen aus Polen und Wien, man sieht es an den Nummernschildern. Jeder weiß, dass Lena im Ort eine Freundin hat, Gesa, die Frau, der das Kino gehört. Wenn keiner die Filme sehen will, die Gesa bestellt, sitzen die Frauen allein im Saal, gucken Kino und trinken Wein. Außer Gesa, dem Arzt und dem Postboten hat niemand das Rosseck-Haus von innen gesehen. Vom Wald aus kann man auf die Terrasse blicken und jeder weiß, dass man nach ›dem Wiener‹, wie man ihn nennt, die Uhr stellen kann. Es ist drei, wenn er den Mittagsschlaf in der Hollywoodschaukel beendet, und, als könne er anders nicht wach werden, eine Stunde schnell durch den Wald marschiert. Es ist vier, wenn ›der Wiener‹ auf der Terrasse Kaffee trinkt. Die Tagesschau ist zu Ende, wenn er seinen Abendspaziergang durch die Siedlung antritt, als inspiziere er sie, immer mit einer glimmenden Zigarette in der linken Hand. Der Mann ist nicht unsympathisch, nur etwas eigenartig. Er bekommt viel Post und steckt mehrmals in der Woche dicke Umschläge in den Briefkasten.

Lena schiebt den Motorroller in die Garage, deckt den Frühstückstisch, kocht Kaffee und öffnet leise die Schlafzimmertür.

Bist du wach?

Wenn er nicht antwortet, lässt sie ihn schlafen. Wenn er den Kopf leicht bewegt, ist er wach, aber noch nicht bereit für den Tag. Dann geht Lena ins Arbeitszimmer, beginnt mit der Übersetzung eines Textes und achtet auf die Geräusche aus dem Schlafzimmer. Wenn sie die Dusche hört, macht sie Rührei mit Speck für Heiner und für sich zwei Eier im Glas.

Seine Haare sind feucht. Er duftet nach Lavendel. Er trägt den Bademantel aus Samt, den sie ihm zum Geburtstag geschenkt hat. Mohn für Lena, Kümmel für Heiner. Manchmal sagt er: Auch in größter Not wünschen wir uns Salz und Brot.

Sonntag kommt Besuch, sagt Lena.

Wer?

Eine Kollegin. Sie ist neu in der Gegend. Nett, ich mag sie.

Gut, sagt Heiner, dann mag ich sie auch. Wie heißt sie?

 Seine Augen waren geschlossen, als ihm Lenas Haare ins Gesicht fielen. Er wusste nicht, wie die Frau, die sich über ihn beugte, aussah, aber der Geruch ihrer Haare gefiel ihm.

Auch Lena wird den ersten Anblick von Heiner nicht vergessen. Da lehnte ein großer, hagerer Mann an der Wand des Gerichtsflurs und sackte langsam, Zentimeter für Zentimeter, in sich zusammen. Sie hatte die letzten Stunden in ihrem Büro gesessen und die Aussage des polnischen Zeugen übersetzt, der sich geweigert hatte, nach Deutschland zu kommen. Ihr Büro war stickig, es hatte kein Fenster, aber das Gefühl, keine Luft zu bekommen, hatte mit den Texten zu tun. Sie heftete das Protokoll in den Ordner, den sie dem Richter ins Büro legen wollte. Es war Freitag, der 5. Juni 1964, ein warmer Sommertag, an dem Lena, um die Aussagen des Zeugen aus dem Kopf zu bekommen, schöne Dinge geplant hatte. Schwimmen, dösen im Freibad, mit Tom ins Kino gehen und danach irgendwo in der lauen Nacht einen Wein mit ihm trinken.

Das Gesicht des Mannes, der wie in Zeitlupe an der Wand herunterrutschte, war bleich. Lena rannte auf ihn zu, hielt ihn an den Schultern fest, bis er sicher in der Hocke saß. Passen Sie auf den Ordner auf, sagte sie und lief in die Kantine. Sie besorgte einen Stuhl, kaufte Wasser und Nussschokolade und organisierte ein Kissen für seinen Kopf. Er hatte sich die braunen Locken hinter die Ohren geklemmt, auf seiner Stirn stand Schweiß. Sie wusste, wer er war. Der Zeuge aus Wien, der für den 5. Juni 1964, den 52. Verhandlungstag, um 8.30 Uhr vorgeladen worden war. Sie wischte ihm mit ihrem Taschentuch die Stirn trocken, er öffnete die Augen. Sie waren blau und sehr hell, so hatte sie in der Schule den Himmel aufs Papier getuscht.

Geht’s, fragte sie.

Er trank einen Schluck Wasser, biss in die Nussschokolade, ließ sich von Lena auf den Stuhl helfen. Später gestand er, sich weniger mit seiner Schwäche als mit Lenas kräftigen Händen und dem Geruch ihrer Haare beschäftigt zu haben. Und Lena dachte: Was für ein zartes Gesicht. Das erste Wort, das er flüsterte, war ein Gruß: Servus. Er wollte an diesem Tag keine einzige Frage mehr beantworten, aber Lena hatte mehr Fragen als der Richter und wollte alles auf einmal wissen. Sind Sie alleine in Frankfurt? Kümmert man sich um Sie? Wie lange sind Sie schon hier? Wie lange werden Sie bleiben? Wohnen Sie im Hotel? Was machen Sie abends?

Der Mann, dem langsam wieder Farbe ins Gesicht stieg, sagte matt:

Ich versuche, durch die Stadt zu gehen.

Wieso versuchen?

Weil es nicht geht. Ich verlasse das Hotel und bin nach zehn Minuten wieder da.

Warum?

Er lächelte. Es sind zu viele Deutsche in der Stadt.

Soso, sagte Lena, zu viele Deutsche, da kann man nichts machen, die wohnen hier.

Junge Leute sind nicht das Problem, sagte er, aber die in meinem Alter und älter, die vertrage ich nicht. Ich starre sie an, bis sie stehen bleiben und fragen, ob wir uns kennen. Dann sage ich: Um Himmels willen, nein, das wäre ja furchtbar und kehre um. Lena sagte: Soso. Das konnte heißen: Ich verstehe, oder: Der Mann ist ein Spinner.

Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und dachte nach. Schwimmen. Kino. Tom. Wein trinken in der warmen Nacht. Das war ein schönes Programm – aber kann sie diesen Mann ganz alleine üben lassen, in Deutschland ein paar Schritte zu tun? Wieso ließ er sich nicht betreuen? Alle Zeugen wurden betreut. Sollte sie ihn mitnehmen, einbinden in ihr Programm? Keine gute Idee. Der Mann hatte vor zehn Minuten noch Tränen in den Augen. Sie sah ihn an. Gut sah er aus, er lächelte, ließ sich helfen, ohne sich für seine Schwäche zu schämen. Je länger ihre Hand auf der Schulter dieses Mannes lag, desto neugieriger wurde sie. Sie kannte keinen wie ihn. Wenn er nach Wien zurückfuhr, hatte sie die Chance verpasst, ihn kennenzulernen. Darf ich Sie …, sagte Lena und Heiner sagte zur gleichen Zeit: Wollen wir … und dann lagen die Sätze ›heute Abend zum Bier einladen‹ und ›Sahnetorte essen‹ übereinander.

Seine erste Reise nach Frankfurt lag ein Jahr zurück. Damals waren seine Füße aus Blei und der Weg zum Untersuchungsgefängnis wie eine zweite Deportation. Ein liebenswerter Richter begleitete ihn und wie immer man das, was ihm bevorstand, nannte – ›Gegenüberstellung‹, ›Begegnung‹ –, die freundlichen Begriffe machten den Gang nicht leichter. Zwei Männer sollte er identifizieren, die ihn damals täglich hätten töten können: Josef Klehr und Oswald Kaduk. Ins Gesicht sollte er ihnen sagen, was er gesehen hatte. Kaduk saß seit fünf Jahren in Untersuchungshaft, er war von einem ehemaligen Häftling in Berlin erkannt und angezeigt worden. Als wäre nichts geschehen, hatte er, wie auch schon vor dem Krieg, als Pfleger gearbeitet. Die Patienten nannten ihn ›Papa Kaduk‹, weil er so gemütlich war. Kaduk war ein kräftiger Kerl, der Heiner noch immer Angst einflößte. Wenn er plötzlich zuschlug – ob der Richter ihn dann schützen konnte? Die Angst vor Klehr war diffuser. Der Mann hatte keine Spritze mehr in der Hand, mit der er töten konnte, aber diese eine Sekunde, in der ihn der Oberscharführer damals musterte, dieser kalte Schrecken saß ihm in den Knochen.

Der Richter machte ihm Mut: Wird schon, Herr Rosseck, keine Angst. Als sie das kleine Besucherzimmer betraten, waren beide Männer schon da und er sah sie zum ersten Mal ohne Uniform, ohne Waffen, ohne die Umgebung, in der sie die Herren waren. Er tauschte einen kurzen Blick mit Klehr, dem er im Lager täglich begegnet war. Der sagte kühl: Was soll der Zirkus. Den Mann habe ich nie gesehen. Heiner glaubte ihm, wie sollte er ihn auch erkennen. Er war ja kein gestreiftes Gerippe mehr, er hatte Haare und er hatte sie wachsen lassen, weil er dort keine Haare haben durfte. Er trug einen Anzug, ein weißes Hemd und einen Schlips, er war ein Mensch. Natürlich wusste Klehr nicht, wer er war. Klehr streckte ihm die Hand entgegen und Heiner nahm sie, obwohl er sich vorgenommen hatte, keinem der Männer die Hand zu geben, es war ein Reflex. Man nimmt die Hand, die einem entgegenkommt. Klehr war nicht wütend, eher entnervt von dem, was man ihm vorwarf: Ja, ja, ich habe gespritzt, sagte er, wie oft wollt ihr das noch hören … ich habe Tagebuch geführt … da steht doch alles drin … ja, es waren 12400 … das war eine Erlösung für diese Menschen, warum glaubt mir das keiner … in der Gaskammer haben sie mehr als acht Minuten leiden müssen … und bei mir: Spritze rein ins Herz, umgefallen, tot … und diesen Mann da, er sah Heiner noch einmal an, den habe ich noch nie gesehen. Auch Heiner erkannte Klehr kaum wieder. Er sah wie Jedermann aus, aber damals hätte er ihn unter Hunderten und aus jeder Entfernung erkannt.

Kaduk stand nicht auf. Er warf den Kopf in den Nacken und sah Heiner an, als wolle er sagen: Was willst du hier, du Würstchen. Bitte, Herr Rosseck, sagte der Richter, erzählen Sie Ihre erste Begegnung mit Kaduk.

Jetzt durfte er reden und er sagte, was er sich vorgenommen hatte. Jeder hatte dort seine Spezialität, Herr Richter, aber das weiß man erst, wenn man es gesehen hat, und ich erinnere mich deshalb so genau, weil es mein erster Arbeitstag war und der Tag davor der Tag meiner Ankunft. Kaduk mordete mit dem Knüppel.

Der Untersuchungsgefangene sprang auf, er ballte die Faust. Heiner wich zurück, als Kaduk schrie: Wälz du nur alles auf mich, ha! Da war er wieder, der Kaduk von damals. Das Brüllen und das ›ha‹ am Ende oder Anfang des Satzes. Ha, auf die Kleinen wird alles geschoben und den Großen passiert nix, die lässt man laufen und unsereins kriegt lebenslänglich. Er starrte den Richter an. Wollt ihr wissen, wie es war? Der Richter nickte. Darum sind wir hier. Es war, wie es war, schrie Kaduk, die Herren Befehlshaber sollen das jetzt nicht leugnen, die Transporte rollten ins Lager wie warme Brötchen vom Band, alle haben an der Rampe Dienst getan und natürlich gingen die Kinder zuerst ins Gas, logisch, und dann die Mütter, die sich an die Kinder klammerten, aber ich hab niemanden dort hingeschickt, ich nicht, ich hab nur aufgepasst wie ein Luchs, dass sich aus der Gruppe der Todeskandidaten niemand davonschlich. Ja, ja, ich war ein scharfer Hund, der Lagerbetrieb kostete Nerven, das können Sie mir glauben, das war harte Arbeit, aber ich war nicht der Typ, der zusammenbricht – hier in der Zelle krieg ich den Nervenzusammenbruch – und wissen Sie, warum? Weil im Gericht mit zweierlei Maß gemessen wird.

Heiner drückte sich an die Wand. Kaduk war ein schwerer Brocken. Auf keinen Fall sollte Kaduk sehen, dass er zitterte. Der Richter versuchte, Kaduk zu beruhigen. So setzen Sie sich doch, Herr Kaduk, so setzen Sie sich doch. Als er sich endlich auf den Stuhl fallen ließ, holte Heiner noch einmal tief Luft, um aus dem Bildersturm in seinem Kopf die Sätze zu machen, auf die es ankam. Seine Stimme war leise und fest. Kaduk machte es mit dem Knüppel, sagte er, und Klehr mit der Spritze.

Als die beiden Männer, denen er im Lager so oft gefährlich nah gekommen war, aus dem Besucherzimmer geführt wurden, schob der Richter Heiner den Stuhl hin, auf dem Josef Klehr gesessen hatte. Bitte, sagte Heiner, gehen wir, auf diesem Stuhl kann ich nicht sitzen.

Das war vor einem Jahr gewesen und nun sollte er vor Gericht wiederholen, was er gesehen hatte. Ganz genau. Wann, wo, wie. Im Protokoll hieß es später, die Vernehmung des Wiener Zeugen Heiner Rosseck am 52. Verhandlungstag habe unterbrochen werden müssen, weil der Zeuge weinte und nicht weitersprechen konnte. Aber es waren nicht die Erinnerungen, die ihn überwältigten. Über das, was er erlebt hatte, konnte er reden, dafür war er nach Deutschland gekommen. Was ihn an diesem Morgen fertig machte, war die Wahrheitssuche im Sinne des Strafgesetzbuches. Er wusste, dass es im Prozess um Daten und Fakten ging, nicht um Gefühle, aber er hatte sich überschätzt. Vor ihm saß der Richter, dessen Ton so tadelnd war, als hätte er den untauglichsten Zeugen eines Verkehrsunfalls vor sich. Die ganze Welt hätte in die Entfernung gepasst, die zwischen den Bildern lag, die in ihm waren, und den Fakten, die der Richter hören wollte. Sein Fell war nicht so dick wie es für den Auftritt hätte sein müssen. Hinter ihm saßen die Täter. Er musste sich nicht umdrehen, er wusste, dass ihre Gesichter voller Hohn und Spott waren. Klehr grinste. Kaduk warf frech den Kopf in den Nacken. Die Fragen ihrer Anwälte waren schneidend oder süffisant: Wo soll das gewesen sein? An welchem Tag, in welchem Monat, mittags oder abends? Aus welcher Entfernung haben Sie das gesehen? Zehn Meter, zwanzig Meter? Sie wollen aus fünfzig Metern Entfernung ein Gesicht erkennen? Und das Wetter? Lag Schnee? Fiel Regen? War es neblig an diesem Tag? Die Tür, durch die Sie Herrn Klehr beim Spritzen beobachtet haben wollen, war die rechts oder links, vorne oder hinten in der Baracke? Gab es überhaupt eine Tür oder hing nur eine Decke vor dem Raum? War die braun oder blau? Es war leicht, ihn aus der Fassung bringen. Die Anwälte der Täter waren wie die Hunde im Lager. Lauernd, bissig und sprungbereit.

Sein Kopf drehte sich, er begann zu stammeln. Er brach in Tränen aus und bat um eine Pause.