Der singende Baum - Tim Winton - E-Book

Der singende Baum E-Book

Tim Winton

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Beschreibung

Einer der erfolgreichsten Autoren Australiens hat sein Meisterwerk geschaffen. Er erzählt von der Liebe zwischen zwei Menschen, die im Leben gestrandet und ohne Hoffnung sind und sich aneinander aufrichten. Und er erzählt von seinem Land, der Geschichte und der Gegenwart Australiens, vor allem der Landschaft - und man sieht sie vor sich: die windgepeitschte Westküste, die karge, rote Wüste, das spektakuläre Bergland und die unbarmherzige Wildnis der Tropen im hohen Norden. Ein Roman über große Themen und über ein großartiges Land. Eine Reise durch innere wie äußere Landschaften, grausam und schön.
Jetzt verfilmt! DVD-Release am 22. April 2021

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Seitenzahl: 563

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Copyright © der Originalausgabe 2001 by Tim Winton Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2004

by Luchterhand Literaturverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagbild: getty-images Satz: Filmsatz Schröter GmbH, München CP · Herstellung: AW Made in Germany

ISBN 978-3-641-11202-8 V003

Buch

White Point, ein kleines Fischerdorf im Westen Australiens, liegt zwischen der feindseligen roten Wüste und der überwältigend schönen, wilden Küstenlandschaft. Die Menschen hier sind wie das Land, ungehobelt und verführerisch. Manche haben eine dunkle Vergangenheit.

Georgie Jutland ist hier gestrandet, vierzig Jahre alt, aus allen Bindungen herausgefallen. Ihre Nächte gehören dem Wodka und sinnlosem Surfen im Cyberspace. Luther Fox ist in White Point geboren, aber auch er ist ein Außenseiter, leert nachts heimlich die Langustenkörbe der Fischer. Als er und Georgie sich verlieben, fliegt seine Deckung auf, und er muß fliehen – in die unwirtliche Sumpf- und Tropenlandschaft des Nordens, wo er die Härte des Lebens im Outback am eigenen Leib erfährt.

Tim Winton erzählt von der Liebe zwischen zwei Hoffnungslosen, von Menschen, die mit der Vergangenheit gebrochen haben und ihr dennoch nicht entkommen können. Und er beschreibt wie kein anderer die australische Landschaft, ihre Unbarmherzigkeit und ihre Schönheit.

Autor

Tim Winton wurde 1960 in der Nähe von Perth, Westaustralien, geboren. Er hat Romane, Kinderbücher und Erzählsammlungen veröffentlicht, wurde mehrfach ausgezeichnet, war zweimal auf der Shortlist des Booker Prize und hat dreimal den Miles Franklin Award, den wichtigsten Literaturpreis Australiens, erhalten. In Australien ist jedes seiner Bücher ein Bestseller. Seine Werke sind in zwölf Sprachen übersetzt. Tim Winton lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Westaustralien.

Inhaltsverzeichnis

BuchAutorIIIIIIIVVVIVIIVIIIDanksagungCopyright

Denise

Denise

Denise

Es gibt die Einsamkeit des RaumsDie MeereseinsamkeitDie Einsamkeit im Tod, doch sieSind gesellig im VergleichZu jenem abgrundtiefen OrtPrivater als der PolEiner Seele in Klausur mit sich –Umgrenztes Grenzenlos.

Emily Dickinson

I

In einer Novembernacht, mal wieder eine, die zum Morgen geworden war, während sie einfach nur dasaß, hob Georgie Jutland den Kopf und sah ihr blasses und wütendes Gesicht im Fenster. Kurz zuvor hatte sie noch die Blaupausen einer zweiunddreißig Fuß langen Pain-Clark-Yacht von 1913 studiert, die ein Segelfan aus Manila in seine Website gestellt hatte, doch dann warf der Server sie raus, und unvermittelt packte sie eine so lächerliche Wut, daß sie sich fragen mußte, was da mit ihr geschah. Weder das Boot noch der Kerl in Manila bedeutete ihr irgend etwas; beide waren so unwichtig für sie wie jede andere Site, die sie in den letzten sechs Stunden besucht hatte. Genaugenommen hatte sie sogar Schwierigkeiten, sich zu erinnern, wie sie die Zeit verbracht hatte. Sie war durch die Uffizien geschlendert, hatte aber den Bildern kaum mehr Aufmerksamkeit geschenkt als ein Tourist mit Blasen an den Füßen. Sie hatte das Livebild einer Kamera in einem Einkaufszentrum in der Innenstadt von Perth angestarrt und den Frank-Zappa-Fanclub in Brasilien besucht, hatte Francis Drakes Nachttopf im Tower von London gesehen und war über eine Chatgroup von Leuten gestolpert, die sich danach sehnten, Amputierte zu sein.

Einloggen – was für ein Witz. Man hätte es Wegtreten nennen sollen. Wenn Georgie sich vor ihren Computer setzte, tauchte sie in ihrem Sessel ab wie Rentner am Spielautomaten, absolut unansprechbar. Nacht um Nacht hinein in diesen Wust aus nutzloser Information, um sich mit Menschen und Ideen zu beschäftigen, die ihr nichts gaben. Sie wußte nicht, warum sie es tat, außer daß es die Stunden fraß. Dennoch mußte man zugeben, daß es nett war, eine Zeitlang ohne Körper zu sein; es hatte etwas Berauschendes, ohne Alter, Geschlecht oder Vergangenheit zu sein. Eine unendliche Reihe sich öffnender Portale, Menüs und Korridore führten einen zu kurzen, schmerzlosen Begegnungen, und das, was man für Leben hielt, war nur teilnahmsloses Schaufensterbummeln. Welt ohne Folgen, Amen. Und in ihr fühlte sie sich leicht wie ein Engel. Außerdem hielt es sie vom Schnaps fern.

Sie drehte sich mit ihrem Sessel, griff nach der Tasse und schrak zurück, als ihre Lippen das kalte Sarkom berührten, das sich auf der Kaffeeoberfläche gebildet hatte. Hinter ihrem Spiegelbild im Fenster schien das mondhelle Meer zu erzittern.

Georgie stand auf und ging in die Küche, die vom Wohnzimmer durch eine glänzende Brustwehr aus Arbeitsflächen und Küchengeräten abgetrennt war. Sie holte eine Flasche aus dem Kühlschrank und goß sich eine solide Dosis Wodka ein. Dann stand sie eine Weile da und starrte in den riesigen Versammlungsraum des Wohnzimmers. Es war so groß, daß es nicht überfüllt wirkte, obwohl sich ein Eßtisch mit acht Stühlen, das Computereck und am anderen Ende der Fernseher mit drei vor ihm gruppierten Sofas darin befanden. Die gesamte dem Meer zugewandte Seite dieses Obergeschosses bestand aus Glas, und alle Vorhänge waren zurückgezogen. Zwischen dem Haus und der etwa hundert Meter entfernten Lagune gab es nur Rasen und ein paar mit Gestrüpp bewachsene Dünen. Georgie kippte den Wodka in einem Schluck hinunter. Es war alles Gefühl und kein Geschmack, wie eine Schwester sie selbst einmal beschrieben hatte. Sie lächelte und stellte das Glas zu laut auf das Abtropfblech. Jim schlief in seinem Zimmer nur einige Meter entfernt. Die Jungs waren unten.

Sie zog die Schiebetür auf und trat hinaus auf die Terrasse, wo die Luft kühl war und intensiv nach dampfendem Seegras roch, nach Salzwasser und kalkigem Sand, nach Fischköder und nach dem würzigen Aroma des Rundblättrigen Salzbusches. Die Terrassenmöbel waren taufeucht. Die Brise war nicht stark genug, um den gebogten Saum des Perrier-Sonnenschirms zu bewegen, aber Tau um diese Jahreszeit war ein Vorbote des Winds. White Point lag mitten in den Roaring Forties, den »Brüllenden Vierzigern«, dem Starkwindgebiet um den vierzigsten Breitengrad. Hier an der mittelwestlichen Küste war der Wind vielleicht nicht dein Freund, aber mit Sicherheit dein ständiger Nachbar.

Georgie stand länger draußen, als ihr guttat, bis ihre Brüste von der Kälte schmerzten und die Haare sich anfühlten, als würden sie schrumpfen. Sie sah den Mond über der Lagune untergehen, bis sein letztes Licht sich in Bugrelings und Sonnensegeln und Windschutzscheiben brach und Vertäuungsbojen in unruhig flackernde Sterne verwandelte. Und dann war er verschwunden, und das Meer war dunkel und leer. Georgie blieb auf dem kalten Schiefer stehen. So viel zur realen Welt; zur Zeit bereitete sie ihr genausoviel Vergnügen wie ein Löffel Lebertran in ihrer Kindheit.

Auf dem Strand blitzte etwas auf. Um vier Uhr morgens war es wahrscheinlich nur eine Möwe, aber sie erschrak trotzdem. Jetzt war es dunkler, als es die ganze Nacht gewesen war; sie konnte überhaupt nichts sehen.

Seeluft benetzte ihre Haut. Die Kälte brannte ihr auf der Kopfhaut.

Georgie war kein Morgenmensch, aber als Schichtarbeiterin hatte sie schon einige Morgendämmerungen erlebt. Wie all diese Morgen in Saudi-Arabien, als sie ins Lager der Ungläubigen zurückkehrte und draußen herumhing, lange nachdem ihre Kolleginnen zu Bett gegangen waren. In Strumpfsocken stand sie dann auf dem kostbaren Fleckchen Rasen und sog tief die Luft Dschiddas ein in der Hoffnung, daß ein Hauch reiner Seeluft über die hohe Umgrenzungsmauer wehte. Sentimentale Anhänglichkeit an eine Landschaft ärgerte sie zwar, viele Australier waren besessen davon, und die Westaustralier waren die Schlimmsten von allen, aber es ließ sich nicht leugnen, daß dieses alte frühmorgendliche Ritual nichts anderes war als stinknormales Heimweh, daß sie nach jener betörenden Mischung schnüffelte, an der man sich als Kind, das am Fluß in Perth lebte, jede Nacht berauschte, diesem merkwürdigen salzigen Moussieren der Flut, die in den Swan River, in seine Buchten und über seine Mündungsauen rollte. Aber in Dschidda bekam sie nie etwas anderes in die Nase als den rauchigen Gestank der Küstenstraße, die Abgasdämpfe von Cadillacs und das Freon, das Millionen Klimaanlagen aufs Rote Meer bliesen.

Und jetzt, Jahre später, stand sie hier, atmete die frische, klare Luft des Indischen Ozeans bewußt ein und kam sich erbärmlich vor. Auch wenn sie Seglerin, Taucherin und Anglerin war, wußte Georgie doch, daß die Herrlichkeiten der Natur sie inzwischen völlig kalt ließen.

Es hatte jetzt keinen Sinn mehr, ins Bett zu gehen. In weniger als einer Stunde würde Jim aufstehen, und davor schlief sie bestimmt nicht ein, außer sie nahm eine Tablette. Was brachte es, sich hinzulegen, wenn Jim sich aufsetzte und den ersten stärkenden Seufzer des Tages ausstieß? Jim Buckridge brauchte keinen Wecker, er war von Natur aus Frühaufsteher. Er war der Fischer des Ortes, der als erster hinausfuhr und als letzter zurückkehrte, er gab das Vorbild, dem die anderen der Flotte nacheiferten. Vererbung, hieß es. Wenn er die Lagune bereits verlassen und die Durchfahrt im Riff mit der vogelschwirrenden Insel querab an Steuerbord passiert hatte, brodelte die Bucht vor Dieselmotoren und die anderen hielten Ausschau nach dem verlöschenden Phosphor seiner Kielwelle.

Um sieben würden die Jungs hereinpoltern, noch ein wenig benebelt und bereit fürs Frühstück, auch wenn sie in der nächsten Stunde immer weniger bereit für die Schule wurden. Sie würde ihnen Lunchpakete machen – Apfelsandwiches für Josh und fünf Vegemite-Brote für Brad. Dann würden sie schließlich zur Hintertür hinausstürzen, und Georgie würde vielleicht das Funkgerät einschalten und der Flottenkommunikation lauschen, während sie sich daranmachte, ein großes Haus in Ordnung zu halten. Und dann und dann und dann.

Es war keine Möwe, dieses Aufblitzen unten am Strand; es war das Funkeln von Sternenlicht auf nassem Metall. Dort unten, im Schatten der Vordüne am Rand der Bucht. Und jetzt das Geräusch eines Benzinmotors, acht Zylinder.

Georgie formte mit den Händen einen Tunnel vor den Augen und spähte in die Dunkelheit. Ja. Zweihundert Meter weiter unten am Strand wendete ein Transporter, um rückwärts zum Ufer zu fahren. Keine Scheinwerfer, was komisch war. Aber die Bremsleuchten verrieten ihn; sie zeigten ein rosa angestrahltes Boot auf einem Anhänger, eine Mittelkonsole. Klein, vermutlich weniger als sechs Meter. Kein professionelles Boot. Sogar die Boote der Meerschneckenfischer hatten große gelbe Kennziffern. Kein Sportangler ließ sein Boot so heimlich zu Wasser, und das eine Stunde bevor Jim Buckridge aufstand.

Georgie holte sich drinnen eine Windjacke und blieb dann einen Augenblick in der Diele stehen. Das Ticken der Uhr, ein Schnarchen, das Surren von Geräten. Der Wodka brannte noch immer in ihrem Bauch. Sie war zittrig vom Koffein und unruhig. Was soll’s, dachte sie. Einmal was Unerwartetes in White Point. Das mußte man sich einfach ansehen.

Der Rasen unter den Füßen war herrlich taufeucht und wärmer, als sie erwartet hatte. Sie lief über den gemähten Pelz bis zur Vordüne und dem Sandweg zum Strand. Auch ohne Mond war der weiße Sand der Lagune lumineszierend und pudrig. Wo die Flut ihn überspült und sich dann wieder zurückgezogen hatte, war der Strand hart und gerippt.

Irgendwo in der Dunkelheit sprang ein Außenbordmotor an. So satt, daß es ein Viertakter sein mußte. Kurz tuckerte er im Leerlauf, und dann sah sie für einen Augenblick die Andeutung einer weißen Kielwelle in der Lagune. Ob in betrügerischer Absicht oder einfach nur aus Rücksicht, das Ganze ging außerordentlich leise und schnell vonstatten. Die Flügel eines Vogels schlugen, unsichtbar, aber so dicht wie ein Flüstern; das Geräusch machte Georgie eine Gänsehaut.

Der Schemen eines Hundes lief über den Strand. Als sie näher kam, sah sie, daß er an den Transporter gekettet war. Er knurrte und schien sich aufzurichten, um zu bellen, zögerte aber dann.

Von dem großen galvanisierten Anhänger tropfte noch Salzwasser, als sie ihn erreichte. Der Hund jaulte beredt. Stahlglieder klirrten gegen das Gestänge des Fords. Ein F 100, das 4×4-Modell. Spießerkarre. Der Hund riß an der Kette. Dann spreizte er die Vorderbeine und streckte sich; er schien eher neugierig als aggressiv zu sein.

Georgie bückte sich zu dem Schatten des Hundes und spürte seine heiße Zunge auf ihrer Handfläche. Der Schwanz schlug gegen den Kotflügel. Sie sah Seegras vom Trittbrett des Fahrers hängen, schwarze Fetzen im talkumweißen Sand.

Hmmm, murmelte sie. Bist du ein netter Hund?

Als der Hund ihre Stimme hörte, setzte er sich und hob erwartungsvoll den Kopf. Es war eine Art Kelpie, ein typischer Farmhund, eine alltägliche, energiegeladene, übermütige Promenadenmischung. Nichts als Schnauze und Brust und Eier. Sie mochte ihn jetzt schon.

Guter Hund, murmelte sie. Ja, guter Kerl.

Der Hund drehte den Kopf zum Wasser.

Willste schwimmen gehen, was?

Was soll’s, dachte sie, warum eigentlich nicht.

Sie zog sich aus und legte ihre Kleider auf den Transporter. Die Bluse hatte das Verfallsdatum bereits überschritten; sie nahm sie noch einmal zur Hand, schnupperte daran, warf sie wieder auf die Ladefläche.

Kaum von der Leine, raste der Hund in einem verrückten, beinwirbelnden Bogen über den Sand. Georgie lief zum Wasser und sprang blindlings hinein. Der leichtsinnige Kopfsprung ließ sie an die Gelähmtenstation denken. Sie spürte die Druckwelle, als der Hund hinter ihr ins Wasser sprang, und schwamm mit ihrem trägen Schulmädchenkraul, bis sie mitten zwischen vertäuten Hummerbooten mit ihrem Mief aus Rost, Vogelscheiße und Fisch war. Der Hund keuchte munter hinter ihr her, die Schnauze hochgereckt und mit einer Bugwelle, die sie im Rücken spürte.

Die ersten Sterne verlöschten. In einigen Häusern brannten jetzt Lichter. Eins davon mußte Jims sein. Der sich vielleicht ein wenig wunderte.

Draußen in den Seegraswiesen, wo die Lagune ein wenig schal schmeckte, trat sie eine Weile Wasser und suchte Jims Haus auf der Düne. Es war ein kahler weißer Würfel, ein richtiger Bauhaus-Schocker, der erste seiner Art in White Point. Früher nannten die Einheimischen den Kasten die Jugoslawische Botschaft, aber inzwischen hatte sich fast jeder Schiffseigner mit den Profiten aus dem Hummerboom ein solches Vorzeigehaus gebaut.

Jim war jetzt sicher im Bad, stützte sich gegen die Fliesenwand, kratzte sich das Kinn, streckte den verspannten Rükken, spürte sein Alter. Trotz seines Rufes hielt sie ihn immer noch für einen anständigen Mann, anständig genug, um mit ihm drei Jahre zu verbringen, und für Georgie Jutland war das ein Rekord.

Sie stellte sich ihn in der Küche vor, wo er Wasser für seine Thermoskanne kochte, und wie er verwundert von Zimmer zu Zimmer ging. Dann würde er nach draußen treten und den Garten und vielleicht den Strand mit Blicken absuchen und dabei gleich Himmel und Meer prüfen und den Wind abschätzen. Dann würde er wieder ins Haus gehen und herrichten, was er für acht Stunden auf See brauchte. Und wenn sie nicht zurückkehrte? Wenn seine Matrosen in ihrem alten Hilux ankamen mit ihren kleinen runden Beanie-Hüten und ihren Bierfahnen, das Dingi auf der Ladefläche festgezurrt wie ein Kuhtrog, was dann? Kümmerte sie das überhaupt noch? Vor ein paar Monaten hätte sie um diese Zeit brav im Bett gelegen. Und wäre nicht nackt, mit dem Hund eines Fremden und den Kopf voller aufrührerischer Gedanken in der Bucht geschwommen. Aber vor einiger Zeit war etwas in ihr verlorengegangen. Hatte sich verflüchtigt in Sekunden.

Der Hund umkreiste sie geduldig – na ja, eigentlich hündisch  –, und in jedem Haar und jeder Pore spürte Georgie das Schimmern des Wassers, das über ihren Körper perlte. Nach Wochen im Virtuellen war es merkwürdig und fast schmerzhaft, wieder im Realen zu sein.

Georgie dachte zurück an diesen Nachmittag vor ein paar Monaten und an die klägliche Figur, die sie im Spielzimmer der Jungs geworden war. Sie konnte kaum glauben, daß ein einziges Wort sie so fertigmachen konnte. Als Krankenschwester hatte sie Unmengen von Verwünschungen abbekommen, von sterbenden Männern und gebärenden Mädchen, von Junkies und Spinnern, Prinzessinnen und Klugscheißern. In Extremsituationen sagen Patienten üble Sachen. Da sollte man doch meinen, daß eine Frau drei so einfache Silben wie Stiefmutter aushalten könnte. Aber das Wort kam so heiß und naß und unvermittelt, wurde ihr ins Gesicht geschrien von einem Neunjährigen, dessen nächtliche Ängste sie besänftigt, dessen Körper sie so oft gebadet und gedrückt, dessen kummertrübe Klecksereien sie an den Kühlschrank geklebt hatte, daß sie den Satz gar nicht hörte, in den es eingebettet war. Sie war in ihrem Sessel zusammengezuckt wie eine Frau, die man geschlagen hatte. Stiefmutter. Das Wort war im Haus noch nie zuvor gefallen, geschweige, daß man es ihr im Zorn entgegengeschleudert hätte. In gewisser Weise war es durchaus angebracht, das sah sie ein. Neben seinem Drang zu gewinnen, seinem Wunsch zu verletzen, machte Josh ihr einfach ihren Status klar. Noch immer sah sie sein vor Zorn runzliges und verkniffenes Gesicht. Es war das Altersgesicht, das ihn erwartete. Um eines blöden Videospiels willen grenzte er sie aus seinem Leben aus, während sein Bruder Brad, der elf war, mit stummer Empörung zuschaute. Als Georgie aufstand, um das Zimmer zu verlassen, schämte sie sich des Schluchzers, der ihr entschlüpfte. Keiner von ihnen hatte gesehen, daß Jim am Türstock lehnte. Aber nun hielten alle die Luft an. Georgie verließ das Zimmer, bevor auch nur ein Wort gesprochen wurde, bevor sie völlig zusammenbrach. Sie tauchte unter seinem Arm hindurch und lief nach oben, um in ein Geschirrtuch zu flennen, bis sie sich so weit beruhigt hatte, daß sie Chardonnay in ein Glas gießen konnte. Jims Stimme drang ruhig, aber unheilvoll durchs Treppenhaus hoch. Ihr wurde klar, daß er die Jungs schlagen würde, und sie wußte, daß sie nach unten gehen und es verhindern sollte, aber es war vorbei, bevor sie sich dazu durchringen konnte. So etwas war noch nie passiert, nichts davon. Später fragte sich Georgie, ob es wirklich das S-Wort war, das den Bann gebrochen hatte, oder das Wissen, daß sie den Jungs Schläge hätte ersparen können, aber es nicht einmal versucht hatte. Wie auch immer, danach war nichts mehr wie früher.

Das war im Spätherbst passiert. Einige Wochen darauf wurde sie vierzig, und sie sorgte dafür, daß dieser Meilenstein unbemerkt vorüberging. Zu Beginn des Frühlings und der neuen Fangsaison tat sie nur noch so, als ob. Ein anderer Mann, ein Amerikaner, hatte ihr in einem beschwipsten, fröhlichen Augenblick seine Theorie der Liebe erklärt. Liebe ist Magie, sagte er. Die Magie ist nicht real, Darling, aber wenn sie verschwunden ist, ist es vorbei.

Georgie wollte eine so dürftige Begründung nicht wahrhaben  – alle Hingabe beruhe auf Täuschung, man brauche irgendeinen Pseudomythos, um sich die Liebe oder die Arbeit oder das Funktionieren zu erhalten. Doch hatte sie oft genug erlebt, wie die Romantik sich verflüchtigt, um Zweifel zu bekommen. Und war sie nicht eines verzweifelten Morgens aufgewacht und konnte keinen Grund mehr finden, warum sie weiter als Krankenschwester arbeiten sollte? Dieser Beruf war eine Berufung gewesen, nicht nur irgendeine Arbeit. War nicht diese plötzliche Leere, der Verlust eines adelnden Antriebs, ein Zeichen für verschwundene Magie?

Früher war Georgie Jutland keine schlechte Seglerin gewesen, sie wußte also ganz genau, was es hieß, an Fahrt zu verlieren, in der Flaute zu dümpeln. Sie kannte das Gefühl nur zu gut. Und in diesem Frühling war sie lautlos und heimlich von Bord gegangen.

Genau so fühlte sie sich, als sie an diesem Morgen in der Lagune planschte, während der Himmel über ihr filzig wurde. Frau über Bord. Ohne ein Ziel vor Augen. Was sollte sie tun, das Riff passieren, ins offene Wasser hinausschwimmen, den Indischen Ozean in Angriff nehmen, im Evaskostüm und mit einem befreiten Köter als Begleiter? Über die Cray Bank kraulen, das Schelf, die Fahrrinne, den Ninety East Ridge? Nach Afrika? Georgie, sagte sie sich, du bist eine Frau, die nicht mal mehr ein Auto hat, so mobil und unabhängig bist du. Früher hast du Leute erbleichen lassen vor Angst, hast Chirurgen sprachlos gemacht. Irgendwo, irgendwie bist du in einem Nebel versunken.

Auf dem Schrottplatz hinter seinem Roadhouse, einer Mischung aus Tankstelle, Autowerkstatt und Krämerladen, zog ein Mann wie ein Bär, der einen verschmierten Overall trug, ein letztes Mal an seinem verschrumpelten Joint und stemmte sich dann von der Motorhaube des Valiant, den irgendein Trottel vor kurzem von der Mole ins Wasser gefahren hatte. Das war sein Morgenritual, die Dämmerungspatrouille. Ausführlich den armseligen Oleander bepissen und ein paarmal am Lustigmacher ziehen, um dem Leben ein wenig die Härte zu nehmen.

Das Licht war noch trübe. Eine Brise erhob sich, noch so ein endlos kreischender, verdammter Südsturm. Er drückte den winzigen Stummel auf dem sandigen Lack des Valiant aus und schob ihn durch den algenverklebten Kühlergrill.

Vom Strandpfad, zwischen den Dünen und dem Hummerdepot, kam das Klappern eines Anhängers und das leise Geräusch eines Gangwechsels. Es war bereits so hell, daß er den Transporter sehen konnte, der mit einem vor Bilgenwasser triefenden Boot auf dem Anhänger auf die Teerstraße einbog.

Ach du Scheiße, sagte er laut. Du verdammter Idiot.

Der V8 schnurrte die winzige Hauptstraße entlang und verklang in der Entfernung.

Beaver schlurfte zum Vorhof, um die Zapfsäulen aufzuschließen. In dieser Stadt bräuchte einer wie er eine gottverdammte Augenbinde. Und den Mund sollte er sich auch gleich verdrahten lassen.

Drinnen warf er die Vorhängeschlösser neben die Kasse und blätterte in seinen CDs. Dienstag. Vielleicht Cream. Oder The Who, Live at Leeds. Nein. Fiddler on the Roof, das war es.

Während die Jungs frühstückten, erledigte Georgie mit schläfriger Benommenheit ihre allmorgendliche Routine. Sie kam eben mit einem Haufen müffelnder männlicher Wäsche an einem Fenster vorbei, als sie sah, daß der Ford samt Anhänger vom Strand verschwunden war. Direkt unter ihrer Nase.

Natürlich konnte es völlig belanglos sein. Aber eigentlich war in einer Stadt wie dieser, in der es immer wieder vorkam, daß Fischer ihre Körbe aus dem Wasser zogen und sie unerklärlicherweise leer fanden, ein nicht zur Flotte gehörendes Boot, das im Schutz der Dunkelheit ablegte und mit dem ersten Licht verstohlen zurückkehrte, aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Harmloses. Da stimmte etwas nicht. Irgendein Trottel, der auf Probleme aus war.

Sie ging nach unten, stopfte die Wäsche in die Maschine und hielt dann einen Augenblick erschöpft inne. Die Augen fühlten sich hinter den Lidern rauh an. Wahrscheinlich hätte sie melden sollen, was sie gesehen hatte, hätte es zumindest Jim sagen sollen. Wer es auch war, auch wenn er nicht die Hummerkörbe anderer Leute plünderte, auch wenn er nur fischte, konnte nichts anderes sein als ein Shamateur, ein Scheinamateur, einer, den die Flotte als Schwarzfischer und Wilderer betrachtete. Ein Sportfischer war das auf keinen Fall. Viele Familien des Orts waren verschuldet bis ins Fegefeuer, nur damit sie sich die Lizenz fürs Profifischen leisten konnten. Dieser Kerl stahl ihnen die Butter vom Brot.

Georgie knallte den Deckel zu und grinste über ihre einfältige Rechtschaffenheit. O Mann, sagte sie, laß dir das auf der Zunge zergehen! Die Butter vom Brot? Früher vielleicht, in der guten alten, schlechten alten Zeit.

Von oben drang ihr der Geruch von verbranntem Toast in die Nase. Wie schafften sie das bloß immer? Der Toaster hatte eine Automatik.

Früher, als Brandstiftung noch ein gebräuchliches Mittel und regulative Schußwechsel auf hoher See nicht unbekannt waren, lösten die Einheimischen Wildererprobleme mit ein wenig White-Point-Diplomatie. In den Fünfzigern führte man als Fischer noch ein gefährliches, ärmliches Leben, und die Mannschaften verteidigten ihre Fischgründe mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Georgie hatte die Fotos im Pub und in der Schule gesehen, all diese henkelohrigen Männer mit aufgesprungenen Lippen und sonnenverbrannten Nasen, die in winzigen Shorts mit nackter Brust und gegen die Sonne zusammengekniffenen Augen dastanden. Kriegsveteranen, Umsiedler und Streuner, und ihre plumpen Holzboote mit Masten und Segeln, Ruderpinnen im Heck und winzigen, kraftlosen Dieselmotoren wirkten unglaublich langsam und schwerfällig.

White Point, der einzige sichere Ankerplatz im Umkreis von vielen Meilen, war damals nur eine Ansammlung von Blechhütten im Windschatten der Vordüne. Eine sandige Landspitze, eine Reihe umsäumender Riffe und eine Insel eine Meile vor der Küste erzeugten eine breite Lagune, in der sich die ursprüngliche Anlegestelle befand. Die Siedlung lag eingeklemmt zwischen dem Meer und den majestätischen weißen Sandhügeln des Binnenlands. Es war eine Barackensiedlung, begrenzt von einer Mauer aus leeren Bierflaschen und vom Winde verwehten Hummerschalen. Vor dem Exportboom, als der Großteil des Fangs noch in Büchsen konserviert wurde, nannte man den rock lobster, die Gemeine Languste, noch crayfish, Krebs. Jetzt sagte jeder nur noch Hummer dazu. Sie wurden in nassen Rupfensäcken auf Lastwagen abtransportiert, die vier Stunden lang auf der Sandpiste bis zur nächsten Teerstraße schaukelten. Der Ort war isoliert, beinahe geheim, außerhalb der Reichweite des Gesetzes und des besänftigenden Einflusses der Zivilisiertheit. Es war das Paradies der harten Männer. Wenn, was selten vorkam, die Polizei und der Gerichtsvollzieher ihre Runde machten, rief irgend jemand vorher über Funk an, damit der Kneipenschuppen schließen und die Alimentebetrüger, Kautionsflüchtigen und streitlustigen Säufer sich ins Gebüsch verdrücken konnten. Die meiste Zeit arbeiteten und tranken die Männer in einer Welt, die sie selbst erschaffen hatten. Wie sie es liebten, Amok zu laufen! Und als, nach einer Weile, ihre Frauen nachkamen, bedeutete das im großen und ganzen auch keinen wesentlichen Zivilisierungsschub. Natürlich statteten sie die Fensterlöcher der Hütten mit Glas und Spitzengardinen aus. Geranien wuchsen in alten Kerosinfässern, und es gab einen Exodus von Idealisten, die nach Norden in die Tropen vertrieben wurden, aber die White Pointer, Männer wie Frauen dem Pionierleben verfallen, blieben ein wilder, widerspenstiger Haufen. Auch als nach dem Boom viele Familien im Nu – und oft katastrophal – reich wurden und das Gesetz in die Stadt kam, blieben sie nach allgemeiner Ansicht harte Hunde.

Heutzutage bauten sich reiche Fischer pinkfarbene Backsteinvillen und Bunker aus Betonplatten, die die Hütten ihrer Väter hübsch aussehen ließen. Die Materialien kamen von weit her, aber das Grundprinzip des Bauens war das Provisorium, als wären die White Pointer auf Kurzlebigkeit programmiert. Georgie, die das Leck-mich-Gefühl und die Fisch-déco-Ausstrahlung des Orts eigentlich mochte, fand es erstaunlich, daß Leute in einer so großartigen Umgebung eine so häßliche Stadt aus dem Boden stampfen konnten. Die leuchtenden Dünen, die Insel, die Lagune mit ihren Seegras- und Korallenauswüchsen, die niedrige, karge Heide des Hinterlands – sogar für ihren vorstädtischen Blick war das einzigartig. Der Ort war ein Persönlichkeitsschrottplatz  – und sie ehrlich genug, auch sich zu diesem Kreis zu zählen –, wo noch immer Leute angespült wurden, die sich verstecken oder ihre Wunden lecken wollten. Abgebrannt und verstört strichen sie in der Bucht die Segel und verließen sie nie wieder. Surfer, Kiffer, Aussteiger, Träumer  – auch Fischerflittchen wie sie selbst – spürten zwar, daß der Ort ein Dreckskaff war, die Landschaft aber ließ einen nicht mehr los, und so blieben die Leute.

Nur weil man irgendwann hier seinen festen Wohnsitz hatte, hieß das allerdings noch lange nicht, daß man zu einem echten White Pointer wurde. Georgie war nie richtig aufgenommen worden. Gesellschaftlich war sie immer ambivalent geblieben. Nicht weil sie aus einer Welt der Privatschulen und Yachtclubs kam, sondern weil sie es ziemlich deprimierend fand, die Frauen völlig bildungsfreier Millionäre über die schlechten Gewohnheiten der Mannschaftsfamilien klagen zu hören, wie verkommen ihre Männer, wie unflätig ihre Kinder seien. Dabei lag ihre Zeit im Trailer Park gerade einmal fünf Jahre zurück, doch sie versteckten ihre Veilchen unter Duty-free-Make-up und betrachteten sich schon jetzt als bessere Gesellschaft. Georgie hatte sich immer sehr zurückgehalten, und sie wußte, was es sie kostete. Noch immer herrschte ihr gegenüber ein zäher Argwohn. Sie fragte sich, ob die anderen spürten, daß sie nur eine Rolle spielte.

Eine echte Fischersfrau hätte keine Sekunde gezögert, etwas Verdächtiges zu melden. Georgie wußte, was ein Shamateur war und was sie zu tun hatte. Ein einfacher Anruf im Fischereibüro. Oder ein vertrauliches Wort zu Jim. So oder so würde die Sache erledigt werden, und sie hätte ihre Bürgerpflicht getan. Aber die Butter vom Brot stehlen – also wirklich! Millionenschwere Leute mit sündteuren Booten und Lizenzen, mit einem neuen Landcruiser und sechs Wochen Bali pro Saison, Familien, die Pubs in der Stadt besaßen und mit Gold handelten, deren Fernseher groß waren wie Klaviere? Noch der

Oben auf der Brücke waberten Roy Orbison und Speckfürze. Jim Buckridge dachte noch immer über dieses Radarsignal von vorher nach, und als er behutsam auf das nächste Korbfloß zusteuerte, schaute er auf die kabbelige See hinaus. Er bemerkte nicht, daß der Matrose zu Boden ging.

Seil lief über die Winde, und der Korb mit Stahlboden hing lange Zeit am Kipper, ohne daß ihn jemand öffnete. Das Boot schlingerte und rollte im Seegang, und unten an Deck war niemand, der den Korb leerte. Er starrte von Fühlern, war randvoll mit Langusten, das konnte er von hier oben sehen, aber kein Mistkerl zog sie heraus. Boris, du faules, zugekifftes Arschloch, was treibst du denn?

Irgend jemand fing an zu schreien.

Er schaltete in den Leerlauf und ging nach unten, um nachzusehen.

Georgie wachte auf dem Sofa auf, als das Telefon neben ihr bimmelte. Im Fernsehen blökten fettärschige Amerikaner über ihre Süchte, ihre satanischen Erinnerungen, ihren Herrn und Retter. Das Licht im Haus war Kopfweh auf der Lauer.

Georgie? Bist du wach oder was?

Eine Gesichtshälfte war taub. Sie drückte sich das Gerät ans Ohr.

Mh. Ja.

Mein Gott, es ist zehn.

Ach? Georgie löste Zunge und Lippen.

Hör zu, wir brauchen in einer halben Stunde einen Krankenwagen am Pier. Und besorg mir einen anderen Matrosen. Boris ist außer Gefecht, Blut vom Arschloch bis zum Frühstück. Jims Stimme krächzte durch das Dröhnen der Dieselmotoren, was sie unheimlich, mechanisch klingen ließ.

Hhm. Hast du ihn so gelagert, daß er frei atmen kann?

Hab ihn sogar in Eis gepackt.

Den ganzen Körper?

Hör zu, benutz auf keinen Fall das Funkgerät. Ich hab erst zwei Leinen eingeholt, und ich will nicht, daß diese Horde von Herren der Natur meine Körbe plündert, klar? Bist du wach?

Ja, krächzte sie. In einer halben Stunde. Auf der Treppe zur Garage wurde Georgie übel vor Müdigkeit. Sie riß die Tür des Landcruisers auf und stieg barfuß hinein. Der edle Innenraum roch nach Pizza. Sie drückte auf den Knopf der Garagentorautomatik. Im Spiegel sah sie, daß sie keine Zierde für Frauen mittleren Alters war; sie schalt sich, daß sie überhaupt hineingeschaut

Mit dem Hund an den Schienbeinen sperrt er das nach Bleiche riechende Boot in den Schuppen. Alles ist verstaut. Der Transporter ist vollgepackt mit Eis. Der Hund springt vor ihm ins Führerhaus, er kennt die Routine, weiß, was jetzt kommt. Der Schwanz des Hundes schlägt gegen seinen Ellbogen, während er hochschaltend den langen Sandweg entlangzockelt, zwischen den verdorrten Feldern hindurch zur Hauptstraße. Der Hund leckt ihm Salz vom Schenkel. Durch das Fenster der Geruch nach totem Gras, Banksien, Superphosphat, dem unsichtbaren Meer.

Auf dem blendenden Kalksteinhof des Depots stand Yogis Ködertransporter; er war leer, das Funkgerät kreischte. Georgie sprang auf die Laderampe. Der Büroverschlag, ein nach Schweiß stinkendes permanentes Provisorium, war leer. Auf dem zerkratzten Schreibtisch lag eine geleerte Flasche Ouzo und eine Buddy-Holly-Kassette als Bandsalat. Penthouse-Centerfolds, die Mädchen zugeschminkt und retuschiert bis zur Schmerzgrenze, klebten an den Sperrholzwänden. Aus dem hinteren Teil des Schuppens, von irgendwo hinter der brummenden Kühlung, kam die erstaunlich schöne Stimme eines singenden Mannes.Yogi war ein Fleischberg von einem Mann. Georgie stellte sich vor, daß seine Stimmbänder ein Gottesgeschenk, ein Akt der Gnade waren.

Yogi! rief sie. Bist du da?

Das Singen verstummte. Wer isses?

Ah, Georgie Jutland.

Wer?

Jim Buckridges –

Jims Frau? O Gott, Moment mal, bin in der Dusche. Hab’s gleich.

Wir brauchen den Krankenwagen.

Muß nur die Seife abspülen.

Georgie kehrte ins Büro zurück und schaute sich die Pinups an. Das Alter wird sie nicht beschweren, die Jahre sie nicht verdammen. Sie schaute auf die Uhr. Fünfundzwanzig Minuten, um drei nüchterne, kompetente Leute zu finden. In White Point. Zwei Freiwillige für den Krankenwagen und einen unglücklichen Dienstverpflichteten, der im steifen Südwind an Deck arbeiten mußte. Ohne die geheimnisvolle Macht von Jim Buckridges Namen wäre das wohl kaum möglich.

Okay!

Yogi Behr kam in einem um den Bauch gewickelten Simpsons-Handtuch heraus. Er war klein und rund, und so bekleidet war er eine aus der Schale geplatzte Kartoffel.

Instinktiv hob Georgie die Hand an den Mund.

Rachel hat Bereitschaft, sagte Yogi. Seine nackten Füße waren rissig und hart, so braun wie sein Gesicht und seine Arme. Der Rest von ihm war Kartoffelfleisch. Haarlos. Die Zehennägel wie Leguankrallen.

Schätze, du kennst keinen freien Matrosen?

Wer ist verletzt?

Boris.

Probier’s im Surfshop, wa’. Ich zieh mir nur ’ne Hose an. Muß jemand finden, der sich um meine … Sachen hier kümmert.

Er verschwand hinter einigen stinkenden Kisten und kam Augenblicke später in einer Latzhose ohne Hemd zurück.

Sonntagsanzug, sagte er.

Es ist Dienstag.

Ich verrat’s nicht, wenn du’s nicht tust, sagte er und zeigte ihr mit einem Lächeln seine windschiefen Zähne.

Schlüssel. Handy. Sollen wir?

Als sie dann im Cruiser durch das Städtchen rasten, konnte Georgie an ihm mehr Seife als Ouzo riechen; ein gutes Zeichen. Er tippte Ziffern in sein Handy und stemmte die Füße gegen Jim Buckridges Armaturenbrett.

Rachel, sagte er zu Georgie. Hat’s von der Pieke auf gelernt. War auf der Uni und alles. Jerra! schrie er ins Telefon. He, du fauler, fetter Hippie-Scheißer, schick deine Alte in die Sanitätsbaracke und sag ihr, sie soll ihre Zähne reintun! … Mann, Alter, Scheiße passiert nun mal, und wir sind hier ’ne kleine Gemeinde. Sie hat Bereitschaft … Ja, ja, spül dir das Maul aus, du frecher Wichser. Fünf Minuten.

Georgie bog auf den Hof vor der Baracke des Freiwilligendienstes ein.

Klasse gefahren, Georgiana. Solltest zu uns kommen, den Blutlaster für uns fahren.

Danke, aber ich steh eher auf die Feuerwehr, Yogi.

Jaja, weil die mehr Bimmeln und Pfeifen haben, was? Und einen gelben Helm.

Das isses.

Verdammter Helm. Der kriegt sie alle rum. Ich werd mal ein Wörtchen mit ihnen reden.

Sie lud ihn dort ab und fuhr mit einem Lächeln davon. Sie verstand, warum die Fischer ihn mochten. Das Gottesgeschenk seines Lachens. Der sonnige Blick auf die Welt. Nach einem Tag auf See in elender Kabbelung und einem hämmernden Wind kamen sie herein, um ihren Fang auf seinen Transporter zu laden, und dann war sein fröhliches Gequassel eine Wohltat. Er war wahrlich kein Geschenk für die Frauen, verhinderte aber vermutlich ein paar häusliche Streitereien.

Als sie vor dem Surfshop hielt, sah sie, daß einige Jungs und Mädchen in Dreadlocks mit argwöhnischer Aufmerksamkeit in ihre Richtung schauten. Piercings, Herpesbläschen.

Strandheide. Schafweide mit Kalksteinauswüchsen. Banksiengestrüpp. Ein paar sterile Kiefernplantagen vor den Minifarmen und elenden Parzellen. Die leere Zweispurige summt, und der Hund legt den Kopf auf die Vorderpfoten und mustert ihn. Er schafft die Strecke in zwei Stunden. Denkt über den Hund und die Zeit nach.

Hat der, der das Lamm erschuf, auch dich erschaffen, Hund?

Der Hund hebt eine Augenbraue.

Ich rede von furchteinflößender Symmetrie.

Der Hund rollt sich zusammen und leckt sich die Eier.

Hinter der riesigen Ziegeldachebene von Perth erhebt sich eine Ansammlung verspiegelter Türme ins bronzene Band des Himmels.

Jerusalem, murmelt er.

 

Luther Fox biegt in den Hinterhof von Go’s Restaurant ein. Ein Junge, der am Müllcontainer Flaschen in Tüten packt, schaut durch seine schwarzen Fransen hoch und trottet ins Haus. Der Hof riecht nach altem Frittieröl und verfaultem Gemüse. Der Hund jault ein wenig.

Bleib, wo du bist, Hund, sonst landest du auf einem Bett aus gedämpftem Reis.

Das weiße Rauschen des Verkehrs und der Klimaanlagen sirrt durch die Stadt. Irgendwo kreischt endlos eine Autoalarmanlage.

Go kommt in seiner frischen weißen Schürze aus der Tür. Fox steigt aus, streckt ihm die Hand hin.

Hast du Meerschnecken, Lu?

Mir geht’s gut, Go, danke der Nachfrage.

Wir machen Geschäfte, Lu. Keine Zeit für Geplänkel.

Fox grinst. Go geht zur Ladefläche des Fords. Sein Verhalten ist immer dasselbe. Der Vietnamese ist die Zielstrebigkeit in Person.

Keine Schnecken, sagt Fox.

Ach, schade.

Du könntest sie ja legal kaufen, weißt du.

Für zweihundert Dollar das Kilo? Spinnst du?

Kann schon sein.

Was hast du dann?

Paar gute Fische. Juden, Schnapper, Seebarsch.

Frisch?

Hast du von mir je was bekommen, das nicht frisch war?

Witze. Alle deine Witze sind alt.

Ertappt.

Der Restaurantbesitzer macht einen großen Bogen um den Hund und springt auf die Ladefläche. Die beiden großen Stahlkisten sehen aus wie die Werkzeugkästen eines Handwerkers. Sie haben sogar die entsprechenden Aufkleber – Stihl, Sidchrome, 96FM. Go deutet auf die größere der beiden, und Fox gibt ihm mit einer Handbewegung die Erlaubnis, sie zu öffnen, ihr kurzer Augenblick der Höflichkeit. Kalter Dunst steigt auf, als Go den Deckel hebt. In der Fiberglaseinlage schwappt eisige Schlutze. Der Vietnamese sucht sich einen rosafarbenen Schnapper heraus. Der Tod hat ihm fast alle seine blauen Punkte geraubt, aber der Körper ist noch fest, die Schuppen liegen in perfektem Muster glatt an, vom glänzenden Auge bis zum straffen Anus. In Eis gepackt, kaum daß er aufs Deck geklatscht ist, würde Fox’ Fang auch in vierundzwanzig Stunden noch als erstklassig betrachtet werden, aber für ihn ist es eine Frage des persönlichen Stolzes, ihn drei Stunden nach Verlassen des Wassers beim Kunden zu haben.

Wunderschön, was?

Frisch ist immer wunderschön, Lu.

Aber frisch und billig.

Dassis verdammt wunderschön.

Das rituelle Lachen.

Go taucht den Arm nachdenklich grunzend tiefer in die Schlutze. Fox ärgert sich nicht, daß er keine Meerschnecken mitgebracht hat. Er weiß, daß das meiste davon an die Triaden geht. Und das bringt nur Probleme.

Okay. Guter Fisch.

Während Go und seine Brüder die Fische abladen, zählt Fox das Geld. Nach Treibstoff und Köder bleibt ihm immer noch ein guter Profit.

Hast noch immer Glück, sagt Go und wischt sich die Hände an seiner Schürze ab.

Fox zuckt die Achseln. Er hat sich schon eine ganze Weile nicht mehr im Glück gefühlt.

Na, Lu, an wen hast du die Meerschnecken verkauft?

Hab keine gefunden, Kumpel. Hab ich dir doch gesagt.

Hat jemand mehr gezahlt, was?

Nein, es gab keine.

Ich mache jetzt mit dir ein ganzes Jahr lang gute Geschäfte.

Das stimmt.

Ist schwer für mich. Große Familie. Zu viele Restaurants hier in der Stadt.

Die meisten kaufen ihre Meeresfrüchte auf dem Markt, Go. Die zahlen das Doppelte, was du zahlst.

Und nicht frisch!

Ja, du hast deine Ansprüche, Go.

Ich sage nichts den Bullen.

Ich auch nicht. Wir sind beide in derselben Lage, weißt du.

Blödsinn! Ich war in einem Krieg. Und dann im verdammten Südchinesischen Meer und in einem Lager in Malaysia und in Darwin. Und fünfzehn Menschen schauen mich hungrig an, Lu. Das ist nicht dieselbe Lage.

Go, es gab keine Meerschnecken, okay? Es war zu kabbelig zum Tauchen.

Heute bester Judenfisch.

Ja.

Das nächste Mal Meerschnecken.

Mal sehen.

Nix da mal sehen. Muß hundertprozentig sein.

Ich versuch’s.

Jetzt gib mir die Hand.

Jims Boot trug den Namen Raider, Plünderer. Georgie hielt das für einen recht harmlosen Namen in einem Hafenbecken voller Boote namens Reaper, Sensenmann, Slayer, Schlächter, und Black Bitch, Schwarze Hexe. Einige der jüngeren Fischer hatten Boote mit Namen wie Mull Bus, Schlampenschaukel, oder The Lovehut, Die Liebeshütte, aber abgesehen von den üblichen Ethno-Heiligennamen deuteten die meisten Bezeichnungen auf aggressives Beutemachen hin. Als Jim mit einer Bugwelle wie eine flatternde Fahne in die Lagune gedampft kam, gab es auf dem Pier einen kleinen Menschenauflauf.Yogi und Rachel standen mit blinkendem Krankenwagen bereit.

Am sandigen Ende des Piers traf Georgie den jämmerlichen Jugendlichen, den sie aus den Tiefen des Surfshops gelockt hatte, und gemeinsam gingen sie hinaus zum Ende, wo die Menge wartete.

Jim wird in einer Scheißlaune sein, sagte der Junge.

Denk an das Geld, sagte Georgie.

Mit einer dramatischen Schubumkehr der Schrauben legte die Raider an. GM-Dieselmotoren, dachte der Überrest an Fischersfrau in ihr, billig und laut. Was er in dieser Saison bei den Motorhändlern sparte, mußte er in der nächsten für Hörhilfen ausgeben.

Als sie Boris an Land brachten, war er bei Bewußtsein und plapperte. Er war noch nie hübsch gewesen, aber an diesem Tag hatte er einen Kopf wie eine aufgeplatzte Mango. Seine Wunde war ein schartiges Ausrufungszeichen vom Haaransatz bis zur Nase, und Georgie sah sofort, daß er genäht werden mußte.

Diese Pupillen, sagte Rachel, als sie ihn in den Rettungswagen schoben.

Pißlöcher im Schnee, sagte Yogi.

Du hast doch noch nie Schnee gesehen, sagte Rachel.

Aber ein paar Pißlöcher schon.

Siehst du, was ich mitmache, Georgie? fragte Rachel mit mildem Spott. Und zwar stundenlang.

Wenigstens bis du jetzt hinten bei Boris.

Tolle Alternative.

Wer ist da? rief Jim von der Brücke des schwankenden Boots. Er hatte Blut auf dem Hemd, und hinter seinen verspiegelten Gläsern sah er ziemlich verärgert aus. Wer kommt mit?

Ich, sagte der Junge neben Georgie. Seine mutlose Stimme konnte den Lärm der Motoren kaum übertönen.

Mann, worauf warteste denn – auf ’ne schriftliche Einladung, oder was?

Der Junge ging an Bord und stellte sich neben den zweiten Matrosen, und Jim fuhr los, kaum daß die Leinen an Deck gelandet waren.

Er wird sich wünschen, er wär nie geboren worden, sagte Yogi. Der arme Scheißer.

He, Fahrer! rief Rachel. Denkst du irgendwann in nächster Zeit daran, den Kerl da ins Krankenhaus zu bringen?

Der wird schon wieder. Riß in der Polsterung, dassis alles. Behalt deine Gummihandschuhe an, Mädchen.

Nenn mich noch mal Mädchen, und ich tret dich in den Arsch, bis ich oben wieder rauskomme.

Du würdest ein Loch in meine Ozonschicht reißen.

Ja, das würde weh tun.

Entschuldige mich, George. Muß ’nen Kerl zu seinem Arzt bringen.

Yogi watschelte um den Krankenwagen herum und stieg in die Fahrerkabine.

Rachel unterbrach kurz das Tupfen und lächelte.

Yogi hat die Türen vergessen. Könntest du mal?

Sicher.

Georgie mochte Rachel. Angeblich war sie Sozialarbeiterin gewesen. Georgie hatte den Verdacht, daß ihr Kerl möglicherweise der örtliche Drogendealer war. Obwohl Rachel seit zehn Jahren hier lebte, war auch sie nie zu einer richtigen White Pointerin geworden. Sie trug Bauerntücher und rasierte sich die Beine nicht. Ihr Gesicht war schlicht und ehrlich und offen. Georgie überlegte, warum sie eigentlich nie Freundinnen geworden waren, aber noch als sie sich die Frage stellte, kannte sie bereits die Antwort. Sie hatte sich einfach nicht die Mühe gemacht. Seit drei Jahren blieb sie nur für sich.

Sie schob die Türen zu. Rachel blinzelte. Der große Ford fuhr hinter einem wogenden Möwenschwarm den Pier hoch.

Eine Stunde nach Verlassen der Stadt sieht Fox den Krankenwagen heulend und blinkend um die Ecke biegen, der weiße Lack gesprenkelt von den Blätterschatten zitronenduftender Gummibäume. Packt das Lenkrad fester. Erkennt Yogi Behr am Steuer, den Ellbogen aus dem Fenster gestreckt wie ein Sraßenrowdy. Sieht, während zwei Luftwirbel sich kreuzen, wie Yogi die Augen aufreißt, als er ihn erkennt. Der Augenblick vergeht. Er ist okay, aber nasse Kälte greift ihm ans Herz. Er muß ein paarmal durchatmen, um die Tatsache zu verdauen, daß Yogi, der kleine Scheißer, sich bekreuzigt hat, als wollte er den bösen Blick abwehren.

Josh hielt die beiden Hälften seines Skateboards in den Händen und schaute Georgie ungläubig an. Nicht daß so etwas überhaupt passieren konnte, sondern daß es ein Mißgeschick gewesen war.

Es reicht!

Georgie hatte geduldig und zerknirscht begonnen, und so vital, wie sie es so spät am Tag noch schaffte. Brad schaute mit einer desinteressierten Miene zu, die sie ihm nicht länger abnahm. Der Kühlschrank summte.

Ein Maple Top, Georgie.

Ich weiß, mein Lieber.

Mein Geburtstagsgeschenk.

Von mir. Ja.

Also mir reicht’s jetzt.

Er ließ Tasche und Schuhe und Hemd auf dem Küchenboden liegen und stürmte in sein Zimmer.

Blöd gelaufen, sagte Brad mit der Andeutung eines Grinsens.

Er weiß doch, daß ich ihm ein neues kaufe, sagte sie verunsichert. Wie war’s in der Schule?

Beschissen. Die neue Lehrerin will einen Chor.

Toll. Du hast doch früher so viel gesungen. Du hast eine wunderbare Stimme.

Jetzt nicht mehr.

Oh.

Und keine Frau zwingt mich dazu.

Georgie hatte das Gefühl, das sei irgendwie gegen sie gerichtet, und war verletzt, als er sich einen Apfel schnappte und davonschlenderte. Wenig später drang die verhaßte, gehirnamputierte Musik eines Nintendo-Spiels die Treppe herauf. Die üblichen Explosionen, Schmerzensschreie und mörderischen Lachsalven.

 

Am späten Nachmittag kam Jim silbrig vom Salz und mit blutunterlaufenen Augen nach Hause.

Ah, sagte sie, und goß ihm ein Glas ein. Captain Happy.

Ahoi. Wie’s so schön heißt.

Wie war’s?

Beschissen.

Der Junge?

Hat sich den Arsch aufgerissen.

Gut für ihn.

Dreihundert Kilo.

Nicht schlecht für einen Katastrophentag.

Ich schätze, ich hab einen Tag Vorsprung. Vielleicht ziehen wir morgen das große Los.

Verdammt, was sind das, siebentausend Dollar?

Vor Köder und Diesel. Löhne. Steuern.

Jaja, wir verarmen noch völlig, was?

Er grinste.

Ich habe das Krankenhaus angerufen, sagte sie. Boris mußte mit fünfzehn Stichen genäht werden. Aber er ist okay. Was hat ihn denn getroffen?

Schnapper-Blinker so groß wie ein Hot dog. Hatte sich im Korb verfangen. Als er hochkam, schwang der Blinker frei durch die Luft. Peng. Hätte ihn umbringen können. Irgendein blöder Holzkopf von Wochenendfischer hat sich mit seiner Leine im Korb verhakt und hat sie einfach hängen lassen. Hey, klasse Leistung übrigens mit dem Skateboard.

Du weißt schon Bescheid.

Er hat draußen im Garten auf mich gewartet, die kleine Petze.

Er weiß doch, daß ich ihm ein neues kaufe.

Nix da, er soll drauf sparen. Ich hab ihm oft genug gesagt, daß er das verdammte Ding aufräumen soll.

Nein, ich besorg ihm eins.

Diesmal nicht. Er muß lernen. Ab einem gewissen Punkt ist jeder auf sich allein gestellt.

Georgie seufzte. Er verstand nicht, was sie damit bezwekken wollte. Aber sie war zu müde, um zu diskutieren.

 

Nach dem Abendessen fragte Jim die Jungs über ihren Tag in der Schule aus. Wie die meisten Kinder löschten sie die Schule aus ihrem Bewußtsein, kaum daß sie aus dem Klassenzimmer gestürmt waren, ihre Antworten waren deshalb vage und zurückhaltend, und Georgie spürte, daß das Gespenst des kaputten Skateboards über ihrem Ende des Tisches schwebte. Obwohl Jim selbst dort angefangen hatte, hatte er Vorbehalte gegen die örtliche Schule, und Georgie merkte, daß er sich zurückhalten mußte, um nicht unverblümt abzufragen, was sie in den sechs Stunden gelernt hatten. Er war ein neugieriger Mann. Mit seinen achtundvierzig Jahren war er zwar wettergegerbt, aber noch immer attraktiv auf eine rauhe, konventionell antipodische Art. Seine Augen waren grau und sein Blick stahlhart. Er hatte Narben auf der Stirn und Sonnenschädigungen auf Händen und Armen. Seine Lippen waren oft aufgesprungen, und er hatte dichte, sandfarbene lockige Haare, die, wie kurz er sie auch schnitt, unangemessen zart wirkten für einen Mann, dessen polternde Stimme und physische Präsenz die Atmosphäre in einem Raum verändern konnten. Er hatte etwas resolut Nüchternes an sich, etwas Schwerfälliges. Emotional war er eher zurückhaltend. Seine Miene war leidenschaftslos. Und doch hatte er einen trockenen Humor, den Georgie mochte, und wenn er einmal lachte, verwandelte ein ganzes Netz von Fältchen sein Gesicht, unterteilte es viele Male, wie um es weniger furchteinflößend zu machen.

In White Point war Jim der ungekrönte König. Die Leute unterwarfen sich ihm. Sie beobachteten ihn und akzeptierten seine Führung und hingen an jedem seiner Worte. Mehrmals in der Woche kamen Männer wie Frauen auf ein vertrauliches Gespräch vorbei, und er zog sich mit ihnen in den luftlosen kleinen Raum zurück, den er als Büro benutzte. Nicht einmal sein jährlich bestätigter Vorsitz beim Ortsverein der Fishermen’s Association konnte den Umfang seiner Autorität erklären. Eine gewisse Würde schien er von seinem seit Jahren toten, legendären Vater geerbt zu haben. Big Bill war, nach allem, was man hörte, nicht nur ein Mann der Männer, sondern auch ein Dreckskerl der Dreckskerle, dessen skrupellose Gerissenheit sich nicht aufs Fischen beschränkte. Früher waren die Buckridges erfolgreiche, habgierige Farmer gewesen, doch als Fischer legten sie eine absolute, ungeheure Überlegenheit an den Tag, und andere aus der Flotte hatten Ehrfurcht vor Jims Erfolg. Er kam ihnen fast übernatürlich vor. Sie lebten und starben auf gut Glück, abhängig von Fluktuationen des Wetters und der Meeresströme, von kurzfristigen Veränderungen bei Laichmustern und Wanderungen. Die Krustentiere waren eine wankelmütige Art. Und Jim Buckridge schien begnadet zu sein. Er weigerte sich, es zuzugeben oder überhaupt darüber zu sprechen, aber Georgie wußte, daß dies der springende Punkt seiner Wirkung auf die anderen war: Sie glaubten, er hätte die Gabe. Obwohl er lebte wie ein Mann ohne Vergangenheit, der nie in Erinnerungen schwelgte – nicht einmal mit den Jungs – und immer nach vorne zu schauen schien, wußte Georgie, daß in seinem Inneren schmerzhafte Geheimnisse lauerten. Er war Witwer, und er hatte seine Mutter noch als kleiner Junge verloren. Über keinen dieser beiden Verluste wollte er reden, und manchmal spürte Georgie eine unterdrückte Wut in ihm, von der sie lieber verschont blieb. Sie war nur selten spürbar, sie kam und ging in einem kurzen Aufflackern, aber sie machte Georgie nervös. Wenn sie die Behutsamkeit und Ehrerbietung sah, mit der die anderen ihn behandelten, fragte sich Georgie, ob sie dachten, sein Fischerglück sei so speziell, weil es das genaue Gegenteil seiner häuslichen Situation sei, ob sie glaubten, daß er die geniale Ader privat teuer bezahlt habe. Sie kamen zu ihm, weil sie den gesellschaftlichen Kontakt pflegen wollten, aber auch in der Hoffnung, daß ein wenig von seinem Glück auf sie abfärben würde. Er spielte mit, doch es schien ihn auch abzustoßen.

Jim liebte das Fischen, aber er wollte, daß seine Söhne etwas anderes machten. Er wollte nicht, daß sie die übliche White-Point-Laufbahn einschlugen, die bedeutete, mit fünfzehn die Schule zu verlassen, um in Fischerstiefeln oder Gefängnisgrün zu enden. Bill hatte ihn auf ein exklusives Internat geschickt, das berühmt war für die Politiker und Weiße-Kragen-Kriminellen unter seinen Ehemaligen. Weder Josh noch Brad würden auch nur einen Tag ihres Lebens arbeiten müssen, wenn er nicht darauf bestünde, aber Jim legte großen Wert auf harte Arbeit, Bildung und Aufrichtigkeit. Was ihn in White Point noch mehr zur Ausnahmeerscheinung machte. Wenn er nicht auf dem Königsthron seiner Brücke saß, war er ein freundlicher, redegewandter, zuvorkommender Mann. Und er war immer gut zu ihr gewesen. Er war fähig zu einer ganz besonderen, beinahe furchtsamen körperlichen Zärtlichkeit, die ihn manchmal auch hemmte. Er war ein Macho und, ja, auch ein wenig langweilig, vor allem in letzter Zeit, aber er war weder ein Narziß noch ein Jammerer. Sie hatte ihren Anteil angeblich geläuterter Männer gehabt, und im Vergleich zu denen war Jim eine frische Brise. Als Paar paßten sie im Grunde nicht zusammen  – und das hatte ihr immer gefallen. Schade war nur, daß in letzter Zeit, immer wenn sie seine Vorzüge so aufzählte wie eben, ein Nachgeschmack von Selbstüberredung blieb, und sie befürchtete, daß sie als Paar von Tag zu Tag schlechter zusammenpaßten.

 

Nach dem Abendessen ging Jim noch ein wenig vor die Tür. Er kam mit einem Video aus Beavers Werkstatt zurück. Georgie und Jim standen gerade auf Bette Davis. Der große, haarige, ehemaliger Biker war spezialisiert auf die bombastischsten Jahre Hollywoods. Beaver war jemand, den Georgie in dieser Stadt noch am ehesten als Freund bezeichnen würde.

Alles über Eva, sagte Jim. Ihr letzter wirklich guter. Und Marilyn Monroe.

Aha.

Verklag mich – ich bin ein Kerl.

Georgie half ihm, die Jungs ins Bett zu bringen. Josh, dessen Züge nun im Schein der Nachttischlampe viel weicher wirkten, schaute sie flehend an.

Dad sagt, ich muß für ein neues Board sparen.

Tut mir leid, mein Liebling, murmelte sie. Aber es war ein Unfall, und du weißt, daß wir dir immer gesagt haben, du sollst es aufräumen.

Aber hundertfünfzig Dollar.

Ich helfe dir.

Echt?

Sind die Rollen in Ordnung?

Glaub schon.

Dann brauchst du nur ein neues Brett.

Josh zupfte nachdenklich an seinen Knöpfen.

Wir schauen morgen mal in den Laden.

Sag Dad nichts.

Warum nicht, Schatz?

Er ist wütend auf mich.

Na ja, du warst ja auch gemein zu mir. So was tut weh, Josh. Ich habe auch Gefühle.

Die Erinnerung an das S-Wort hing zwischen ihnen. In den Wochen danach war die Lage angespannt gewesen.

Nacht, sagte er abrupt.

Josh?

Ja?

Ich dachte, daß du dich entschuldigst.

Ich hab doch nichts gemacht.

Georgie stand auf und verließ das Zimmer. Oben im Wohnzimmer schlief Jim mit dem Wetter-Fax und der Fernbedienung auf dem Schoß. Der Südwind ließ die Fenster erzittern.

Das Haus fühlte sich an wie ein Flugzeug, das am Ende der Startbahn Schub bekommt. Vielleicht war das aber auch nur eine Wunschvorstellung. Sie setzte sich und schaute den Film trotzdem an. Marilyn Monroe kam und ging, ohne daß er sie sah, und zuckte mit diesen Lippen, die jeden Mann in den Wahnsinn treiben. Georgie leerte die Flasche Chardonnay, während sie Anne Baxter haßte und sich wunderte, daß Miss Davis immer so alt wirkte, und sie erhob ihr Glas auf den so köstlich kalten George Sanders.

Das Band lief und spulte sich automatisch zurück, als es zu Ende war, und danach saß sie da und lauschte dem Summen der anderen häuslichen Maschinen.

Sie stand unsicher auf und sah sich ihre E-Mails an. Nur Schrott: perverse Fremde, Werbung, der übliche Dreck. Sie ging nach unten und sah nach den Jungs: Brad schlief mit zurückgeworfenem Kopf wie sein Vater. Er hatte seine kindliche Niedlichkeit verloren. Sie vermutete, daß Josh gerade dabei war, die seine ebenfalls abzulegen. Man konnte schon verstehen, warum Lehrerinnen sich auf die brave Fügsamkeit der Mädchen in ihrer Obhut konzentrierten. Waren Jungs erst einmal neun, hatten sie, so wie Georgie das erlebte, keine Lust mehr, brav zu sein. Josh in seinem Zimmer schlief mit abgestrampelter Decke. Er lag da wie ein Seestern, in seiner Kehle rasselte es leise. Sie wollte ihn berühren, da er jetzt so wehrlos war, doch sie beherrschte sich.

Was war los mit ihm? Spürte er ihren Rückzug? War sein Verhalten eine Art Präventivschlag? Bei Gott, als Sechsjähriger hatte er schon einen Sturm des Kummers durchlitten. Spürte er sie jetzt instinktiv, diese Veränderung? War wirklich er die Ursache dafür, daß sie diesen Winter den Mumm verloren hatte, oder reagierte er einfach nur darauf, daß sie die Dinge schleifen ließ?

Und wo war jetzt seine Härte? Nicht daß sie sie ihm hätte vorwerfen können. Ein paar Kanten waren nützlich. Sie als kleines Mädchen hatte schließlich mehr als genug davon gehabt, nicht? Sie verachtete die mädchenhafte Unterwürfigkeit ihrer Schwestern, ihre gerissenen, verzweifelten Anstrengungen, niedlich zu sein, aus Angst, in Ungnade zu fallen. Sie waren aus taktischen Gründen gefügig. Und Georgie war es nicht. Doch sie war die Einzelgängerin in der Familie. Ein Onkel sagte einmal, sie hätte mehr Mumm als ein Mann. Das war derjenige, der sie begrapschte, als sie fünfzehn war. Sie ging nach oben zum Schreibtisch ihres Vaters und zeigte diesem Onkel eine Visitenkarte, bei deren Anblick er die Augen aufriß. Sein Chef, der Herausgeber der Zeitung, für die er arbeitete, war der Segelpartner ihres Vaters, und auf der Karte standen seine Privatnummern. Falls dieser Onkel je wieder einen Raum betrete, in dem sie sich aufhalte, ohne daß ein anderer Erwachsener anwesend sei, sagte sie zu ihm, werde sie da anrufen. Das brachte einige Würze in die weihnachtlichen Familientreffen im Jutland-Haus. Sie lernte, sich zu stählen. Und diese kämpferische Haltung zeigte sie auch auf den Stationen von einem Dutzend Krankenhäusern. Zusammen mit einer Prise Humor konnte das sehr nützlich sein, wenn man zum Beispiel eine Barbie-Puppe oder eine Perrier-Flasche aus dem Rektum eines flennenden Abenteurers entfernen mußte. Man wurde immun gegen den Anblick der bis zum Fleisch abgeknabberten Nägel der Lieblingsschwester. Oder gegen den Pistolenknall, der ertönt, wenn ein rasender Cadillac über die Beine eines Kamels fährt und ihm die Knochen bricht. Vor allem schützte dieser Kampfgeist einen vor dem Gefühl, daß man sich nur so durchwurstelte, daß die eigene Seele verkümmerte.

 

Aber daß ein Kind sich von einem abwandte, dagegen konnte man sich nicht stählen.

 

Georgie schleppte sich durch die Nacht. Der Cyberspace quoll über vor Sehnsüchten und Phantasien, Lust und schlechter Rechtschreibung. In den Chatrooms tummelten sich pickelige Jungs aus Michigan oder die Töchter von indischen Diplomaten, die reden wollten wie Lisa Simpson. Es trieb sie wieder in die wirkliche Nacht hinaus.

Nachdem sie eine Woche lang beobachtet hatte, wie der Shamateur sein Boot zu Wasser ließ, wurde Georgie klar, daß sie die Sache zu lange hatte schleifen lassen. Jetzt konnte sie es Jim oder sonst jemandem nicht mehr erzählen, ohne sich selbst in ein schlechtes Licht zu rücken. Ein paarmal hatte sie sogar den Hund des Kerls gefüttert, hatte ihn auch wieder von der Leine genommen und war mit ihm in der Lagune geschwommen. Irgendwie fühlte sie sich als Komplizin, und das machte sie nervös und angreifbar.

Weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, steckte sie Josh heimlich das Geld für sein Skateboard zu, doch Jim fand es heraus und zwang den Jungen, das Board zurückzubringen und ihr das Geld wiederzugeben. Er könne nicht glauben, sagte er, daß sie seine Autorität derart untergrabe. Auch sie fand ihr Verhalten etwas seltsam, aber zerknirscht fühlte sie sich deswegen nicht. Mit freudloser Entschlossenheit quälten sie sich durch Bette Davis.

Sie überlegte, ob sie mit Beaver über den Kerl mit dem Boot reden sollte. Sie liebte ihre Unterhaltungen an der Benzinpumpe über das goldene Zeitalter. Beaver war derb auf eine wohltuende Art. Sein Bart hatte inzwischen die Farbe von Stahlwolle, und seine Tätowierungen ließen Brust und Arme zerschunden aussehen. Er bevorzugte schwarze 501er und blaue Unterhemden, die seine Arschfalte und seine Monsterwampe zur Schau stellten. Overalls, falls er sich einmal herabließ, sie zu tragen, versteckten zwar den Hintern, betonten aber den Bauch. Ihm fehlte ein Schneidezahn, und die Tage der restlichen waren ebenfalls gezählt. Ein Dockers-Hütchen verhüllte seine Platte, aber hinten lugte ein geflochtener Rattenschwanz hervor, der auf seinen verschwitzten Nacken baumelte. Seine Stahlkappenstiefel waren abgewetzt und schwarz vor Öl. Georgie versuchte sich vorzustellen, wie er sie abends auszog – was für komische, nackte Dinger seine Füße in den Augenblicken vor dem Zubettgehen sein mußten.

Sein Rückzug aus der Bikerszene war geheimnisumwittert. Sie konnte ihn nicht dazu bringen, über das Abreißen seines Emblems, den Verlust seiner Farben zu reden. Er konnte wirklich zum Schreien komisch sein, aber er hatte auch etwas Trauriges an sich.

Heute war der Hof leer. Sie fand ihn in der Werkstatt mit einem klapprigen Nissan auf der Hebebühne.

Der versteinerte Wald, sagte er, ohne sich umzudrehen.

Na ja, du hast es uns doch ausgeliehen, sagte sie.

Leslie Howard. O Mann. Was für ein häßlicher Kerl. Wie hat er es nur an die Seite von Bette geschafft, was meinst du? Um sie noch besser aussehen zu lassen? War das das Beste, was die Engländer zwischen den Kriegen für die große Leinwand zu bieten hatten? Für so einen mickrigen Zwerg kann nicht mal die Rationierung was.

Na ja, sagte Georgie. Jetzt haben sie Jeremy Irons.

O Gott.

Ach, manchmal ist er gar nicht so schlecht.

Geben die diesen Wichsern nichts zu essen? Und Ra-a-a-fe Fiennes, Scheiße!

Beaver wischte sich die Hände an einem alten T-Shirt ab, um das Video in Empfang zu nehmen, das sie zurückbrachte.

Ist dir, setzte sie an, ist dir in letzter Zeit hier in der Gegend irgendwas Komisches aufgefallen, Beaver?