Der Super-Orgasmus - Lou Paget - E-Book

Der Super-Orgasmus E-Book

Lou Paget

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Diesmal geht es bei Lou Paget um das A und vor allem um das »O« beim Sex: den Orgasmus. Jeder will ihn, nicht alle kriegen ihn und nur wenige wissen genau, was dabei passiert. Aber die gefragte »Sexpertin« lässt auch diesmal keine Wünsche und Fragen offen. Ohne falsche Scham klärt sie über die verschiedenen Arten auf, wie Männer und Frauen einen Orgasmus erleben können, und empfiehlt todsichere Wege zum absoluten Höhepunkt für SIE und IHN. Das Buch vereint erotische Berichte rund um Liebe und Sex mit konkreten Anleitungen für lustvolle und absolut höhepunktverdächtige Stellungen, manuelle und orale Stimulation und Abenteuer mit Sexspielzeug. Alle Tipps sind praxiserprobt und absolut heiß. Mit Lou Paget einfach durchstarten zu ungeahnten Höhenflügen...

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Seitenzahl: 258

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Buch

Ohne falsche Scham klärt die Bestsellerautorin Lou Paget in ihrem neuen Buch über verschiedene Arten des Orgasmus auf und empfiehlt todsichere Wege zum absoluten Höhepunkt für SIE und IHN. Das Buch vereint erotische Berichte rund um Liebe und Sex – mit konkreten Anleitungen für lustvolle und absolut Höhepunkt verdächtige Stellungen, manuelle und orale Stimulation und für Abenteuer mit Sexspielzeug. Alle Tipps sind praxiserprobt!

Autorin

Lou Paget ist Sex-Expertin und -beraterin Nr. 1. Seit 1993 veranstaltet sie stets ausgebuchte Seminare zu den Themen Sexualität und Aids. Artikel über sie und ihre Arbeit sind bereits in großen Zeitschriften wie »Cosmopolitan« und »Playboy« erschienen. Ihre ersten beiden Bücher »Die perfekte Liebhaberin« und »Der perfekte Liebhaber« waren auf Anhieb international erfolgreich.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Dieses Buch wurde geschrieben, um zu informieren, zu lehren und das Bewusstsein zu erweitern. Sie müssen jedoch selbst entscheiden, ob die in diesem Buch beschriebenen Techniken für Sie geeignet sind, denn nur Sie kennen Ihren Körper und den Ihres Partners gut genug dazu. Dieses Buch ist kein Ersatz für eine Ehe- oder Partnerschaftsberatung.
Keiner der Verfasser oder Herausgeber dieses Buches ist Arzt, Psychologe oder Sexualtherapeut, aber es wurden natürlich zu bestimmten Fragen und Themen die entsprechenden Experten konsultiert. Lassen Sie sich auf jeden Fall von Ihrem Arzt beraten, wenn Sie unter einer Krankheit leiden, die anstrengende oder aufregende sexuelle Aktivitäten ausschließt. Sie sollten Ihren Arzt oder einen Sexualtherapeuten auch fragen, bevor Sie eine Ihnen unbekannte Technik ausprobieren; andernfalls geschieht dies auf eigenes Risiko.
Weder die Autorin noch der Verlag sind gegenüber Personen oder Gesellschaften für tatsächlichen oder angeblichen Verlust, Schaden, Verletzung oder Leiden haftbar, die direkt oder indirekt durch die Informationen oder das Fehlen von Informationen in diesem Buch verursacht werden.
© 2001 der deutschsprachigen Ausgabe Wilhelm Goldmann Verlag, München, ein Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München. © 2001 Lou Paget Originaltitel: The Big O Originalverlag: Broadway Books, New York Covergestaltung: UNO Werbeagentur GmbH Covermotiv: © Edvard March/Corbis Redaktion: Dagmar Rosenberger Satz/DTP: Martin Strohkendl Kö · Herstellung: Max Widmaier ISBN: 978-3-641-08714-2 V004

Für alle jene, die in Sachen Sexauf der Suche nach ausführlichenund verlässlichen Informationen sind.Und für alle, die wissen,dass die eigene Sexualitätimmer neue Horizonte öffnet.

1. Kapitel

Der Super-Orgasmus

Das Büfett der Lust ist eröffnet

In meinen Sexseminaren werden mir viele interessante und bisweilen auch lustige Fragen zum Thema Sex gestellt, vor allem, was den Orgasmus betrifft. Die Fragen, die mich am meisten beschäftigen, betreffen die Unsicherheit von Männern und Frauen in Sachen Orgasmus. Ich erinnere mich an eine Frau, die nach 29-jähriger Ehe vor kurzem Witwe geworden war. Sie sagte: »Ich weiß nicht, ob ich je einen Orgasmus gehabt habe. Ich glaube schon, aber ich bin mir nicht sicher. Wie kann ich das wissen?«

Ähnliches sagte ein Mann, der erzählte, seine Freundin sei überzeugt, dass sie einen Orgasmus erlebt habe, doch er sich nicht sicher sei, ob das auch wirklich stimmte.

Wie kommt es zu dieser großen Unsicherheit bei einer so wichtigen Sache? Das ist eine der Fragen, die ich in diesem Buch beantworten will.

Kürzlich fragte mich ein Freund aus Frankreich, wie ich nach acht Jahren Sexualforschung, Hunderten von Geschichten, die ich gehört habe, und unzähligen Büchern, die ich zum Thema Sex gelesen habe, immer noch offen und unbefangen gegenüber Sex sein könne. Er meinte, meine Einstellung zum Sex müsse doch »deformiert« sein (wir wollen ihm diesen kleinen Übersetzungsfehler nachsehen). Als ich ihn fragte, wie er darauf käme, sagte er, dass seine Firma Tongeräte herstelle und er alles Erdenkliche über diese Musiksysteme hatte lernen müssen. Und jetzt könne er keine Musik mehr genießen, weil er dabei nur noch die Verzerrungen von Systemen oder Geräten hören würde. »Also«, erwiderte ich, »dieser Vergleich hinkt. Bei Musikgeräten weiß man genau, wie sie sich anhören sollten, aber beim Sex gibt es Gott sei Dank keine genauen Vorschriften oder Richtlinien.«

Ich möchte damit klarstellen, dass ich dieses Buch als eine Anleitung, eine Sammlung von Vorschlägen betrachte, aber niemandem irgendwelche Vorschriften machen möchte. Jeder Mensch sollte einem sexuellen Erlebnis mit Erregung, Vorfreude und dem Gefühl begegnen, etwas Neues über sich selbst oder die Vorlieben und Abneigungen des Partners entdecken zu können. Niemand sollte Sex mit Angst oder Unsicherheit begegnen und das Gefühl haben, etwas tun zu müssen oder nicht zu dürfen. Wir haben weiß Gott schon viel zu oft gehört, was wir im sexuellen Bereich tun oder fühlen sollten. Ich konnte stattdessen in den vielen Jahren, in denen ich meine Seminare nun schon veranstalte, feststellen, dass es eine ungeheuer große Bandbreite gibt, wie Frauen und Männer sexuelles Vergnügen erleben. Es scheint ein grenzenloses Potenzial an Dingen zu geben, die man ausprobieren kann, und ein ganzes Universum an Möglichkeiten, die erkundet werden wollen. Ich bezeichne dieses Phänomen als »Büfett der Lust«. Manchmal möchte man vielleicht nur eine Vorspeise kosten, ein anderes Mal nach guter alter Hausmannskost greifen und gelegentlich ein mehrgängiges Menü vom Feinsten genießen.

In diesem Buch geht es darum, dass wir die Möglichkeit haben, alles zu probieren, was wir wollen. Intimität ist wie ein Tanz. Man weiß sozusagen, wo es langgeht, aber man macht nicht jedes Mal dieselben Schritte. Vielmehr zielt man auf eine Vielfalt an fließenden Bewegungen ab. Ein Seminarteilnehmer meinte dazu: »Ich weiß, dass ich zwei oder drei Dinge tun möchte, die ich wirklich gut kann und von denen ich weiß, dass sie für uns beide funktionieren.«

Geheimtipp aus Lous Archiv

Kate White, leitende Redakteurin bei der Zeitschrift Cosmopolitan, erklärte, dass die Leserinnen immer wieder die eine Frage stellen: »Wie kann ich beim Geschlechtsverkehr einen Orgasmus bekommen?«

Wenn Sie bereits meine beiden anderen Bücher (Der perfekte Liebhaber und Die perfekte Liebhaberin, Mosaik) kennen, fragen Sie sich vielleicht, ob es überhaupt noch Informationen zum Thema Sex und Orgasmus gibt, die nicht in den Büchern für ihn und für sie stehen. Eine gute Frage. Zuerst dachte ich auch, dass es nichts Grundlegendes mehr zu schreiben geben könne – außer vielleicht ein paar Details. Irrtum! Ich stellte nämlich fest, dass es noch sehr viel mehr zu lernen gibt.

Wenn Sie Die perfekte Liebhaberin oder Der perfekte Liebhaber noch nicht gelesen haben, dann lernen Sie hier nicht nur alles, was es zum Thema Orgasmus zu wissen gibt, sondern Sie erfahren auch, dass ich Sex nicht als Anstrengung betrachte, die nur den Orgasmus zum Ziel hat, sondern vielmehr als breite, geschwungene Allee in Richtung Vergnügen. Ein Orgasmus ist natürlich ein wunderbares, befriedigendes Erlebnis, aber er sollte nicht das einzige Ziel und die alleinige Triebfeder Ihres Sexlebens sein.

Sicher erinnern Sie sich, dass sich in der westlichen Welt in den Achtzigerjahren alles um den Konsum und das Anhäufen materieller Güter drehte. Nun, unsere Einstellung zum Sex hat unter derselben Leistungsorientierung gelitten, die diktierte, dass man immer Höchstleistungen bringen und möglichst viele außergewöhnliche Erfahrungen sammeln musste. Es gab bestimmte Arten von Erfahrungen, die man einfach machen musste, wie den mehrfachen Orgasmus, der selten definiert, aber immer erwartet wurde. Und dann der gleichzeitige Orgasmus! Es gab Paare, die glaubten, dass sie nur auf den Knopf drücken mussten, um beim Sex jedes Mal die Wonnen des gemeinsamen Höhepunkts zu erleben.

Glücklicherweise haben wir diese konsumorientierte Einstellung heute wieder abgelegt oder stellen sie zumindest in Frage, sodass wir uns jetzt damit auseinander setzen können, was uns beim Sex wirklich zusagt. Heute geht es eher um Einfachheit und mein Ziel ist es, in diesem Buch klug Fakten und Erfahrungen einfach und amüsant darzustellen.

Bei meinen Recherchen habe ich auch entdeckt, dass es eine viel größere Bandbreite an Orgasmuserfahrungen gibt, als ich mir vorgestellt hatte. Der Super-Orgasmus stellt nicht nur die aktuellsten Informationen zum Thema Orgasmus für Frauen und Männer zusammen, sondern macht sie auch so zugänglich, dass Sie das Buch allein oder gemeinsam als Paar lesen und Ihre Erfahrungen miteinander teilen können.

An dieser Stelle möchte ich noch eine kleine Warnung aussprechen: Niemand sollte dem Partner das Gefühl geben, dass er ein Problem hat, dass es ihm an technischem Geschick oder an Sinnlichkeit mangelt, oder ihm vorwerfen, dass er eine bestimmte Form des Orgasmus nicht erlebt. Schuldgefühle und Scham helfen nämlich nicht weiter, im Gegenteil.

Bevor Sie sich in die folgenden Kapitel vertiefen, möchte ich Ihnen einige Gründe nennen, warum Sie meiner Meinung nach mehr über den Orgasmus wissen sollten. Zum einen erleben Frauen und Männer den Orgasmus sehr unterschiedlich. Während Männer einen Orgasmus auf maximal sieben verschiedene Arten erleben können, sind es bei Frauen bis zu zehn verschiedene Arten! Haben Sie schon einmal vom Mundorgasmus gehört? Oder vom Zonenorgasmus? Vom Brustorgasmus? Beide Geschlechter können einen solchen Orgasmus erleben. Zum anderen durchlaufen Männer und Frauen physiologisch betrachtet verschiedene sexuelle Erregungszyklen. Ein Paar, das versucht, gemeinsam zum Orgasmus zu kommen, muss sich deshalb mit einigen ganz natürlichen Herausforderungen auseinander setzen.

Historisches und Amüsantes

Im Lauf der Geschichte wurde Sex auf sehr unterschiedliche Weise umschrieben.

Hier einige Beispiele:

Hereinkommen und sie wieder erkennen (Ludwig XV. zugeschrieben)Seinen Speer in die Zukunft werfen (Franz Liszt)Eine lange Unterhaltung führenEine Respektlosigkeit gegenüber meiner PersonEin Werkzeug (Lord Byron)Von Mitleid übermannt werdenSich wie eine Frau fühlen

Dieses Buch wird Ihnen zu neuen Einblicken in den eigenen Körper, den Ihres Partners und den Orgasmus im Allgemeinen verhelfen. Es vermittelt das nötige Bewusstsein, um einen Orgasmus  – in welcher Form auch immer – zu erleben oder sich dafür zu entscheiden, keinen Orgasmus zu haben, wenn Sie dies vorziehen.

Obwohl dieses Buch vollständig informiert und in sich abgeschlossen ist, können Sie es auch zusammen mit den ersten beiden Büchern benutzen. Das erste ist für sie gedacht, das zweite für ihn und das dritte für Sie beide zusammen. Leser, die mit meiner Art zu schreiben bereits vertraut sind, werden einige Techniken wieder erkennen, beispielsweise die mittlerweile berühmten manuellen Sextechniken, wie die Ode an Bryan und orale Techniken wie Siegel und Ring. Ich wiederhole sie hier für neue Leser und für alle, die ihr Gedächtnis auffrischen möchten. Meine neuen Leser heiße ich auch willkommen. Die hier vorgestellten oralen und manuellen Techniken sind nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisberges. Mit anderen Worten: Wenn diese Techniken für Sie und Ihren Partnern funktionieren, können Sie Ihr sexuelles Repertoire mit den anderen beiden Büchern nach Belieben erweitern.

Was Frauen und Sexualität betrifft, bin ich der Ansicht, dass sie das Recht auf ausführliche, respektvolle und amüsante Informationen haben, die ihnen auch wirklich etwas bringen.

Dasselbe trifft natürlich auf die Männer zu. Unsere Kultur geht einfach davon aus, dass Männer sich in Sachen Sex auskennen, und deshalb bekommen sie oft nur ungenaue Informationen in Bezug auf den eigenen und den weiblichen Körper und ziehen möglicherweise die falschen Schlussfolgerungen.

Historisches und Amüsantes

Die beliebteste Zeit für Sex ist gegen 23 Uhr, speziell an den Wochenenden.

Die Mehrzahl der Paare, die ich treffe, möchten ihre sexuelle Beziehung lebendig halten oder neu beleben. Gleichzeitig wissen sie, dass Sex, unabhängig vom Alter, nach fünf Monaten, fünf oder fünfundzwanzig Jahren nicht mehr so neu und aufregend ist wie am Anfang. Ich hoffe, dass dieses Buch Paaren einige Alternativen und Ideen bietet, mit deren Hilfe sie ihrem Sexleben Feuer und Energie verleihen. Dazu zeige ich Techniken, die sowohl für jung verliebte Paare als auch für »alte Hasen« interessant sind.

In meinen Seminaren konnte ich einen Trend beobachten: Die Neugier und die Bereitschaft zu Experimenten nimmt zu, zum Beispiel im Bereich Sexspielzeug oder Stellungen. Oft bauen Frauen und Männer ein bestimmtes Spielzeug, beispielsweise einen Vibrator, in ihr Liebesspiel ein, wenn sie es erst einmal ausprobiert haben. Wahrscheinlich tun sie dies nicht jedes Mal, sondern dann, wenn sie für mehr Abwechslung sorgen wollen.

Dieses Buch bietet auch brandneue Erkenntnisse aus dem Bereich der physiologischen, sexuellen Reaktionen bei Männern und Frauen. So können Forscher heute mit ungeheurer Genauigkeit die Nervenbahnen und Muskelwege verfolgen, die der Orgasmus im Körper nimmt. Auf Grund dieser Informationen können wir Orgasmusreaktionen besser erzeugen und intensivieren.

Medikamente wie Viagra haben die Türen mit Sicherheit noch weiter aufgestoßen. Es ist interessant, dass Wissenschaftler praktisch zufällig auf die Einsatzmöglichkeiten von Viagra als sexuellem Hilfsmittel gekommen sind. Ursprünglich wurde dieses Medikament zur Behandlung von Herzerkrankungen entwickelt. Als die Forscher ihre klinischen Studien beendet hatten, stellten sie fest, dass die männlichen Teilnehmer ihre Medikamentproben nicht zurückgaben. Später erfuhren sie, dass diese Männer mit Viagra erstmals seit Jahren wieder Erektionen hatten und potent geworden waren. Ganz klar, dass sie die Medikamentenproben nicht zurückgeben wollten! Mit dieser »Nebenwirkung« hatte der Pharmahersteller das große Los gezogen.

Was den weiblichen Orgasmus betrifft, haben wir verschiedene »Trends« kommen und gehen sehen. Zuerst war da die unanfechtbare Dominanz des Klitorisorgasmus, dann war es die Suche nach dem G-Punkt, und bevor die Frauen Zeit zum Luft holen hatten, erfuhren sie, dass alle Frauen beim Orgasmus ejakulieren. Es gibt zwar diese verschiedenen Arten des Orgasmus und sie können manchen Frauen ungeheures sexuelles Vergnügen bereiten, aber es handelt sich nicht um universelle Wahrheiten. Meiner Meinung nach sind die Medien und die Pornoindustrie für die Etablierung falscher und unrealistischer Erwartungen mit verantwortlich.

Historisches und Amüsantes

Einem kürzlich im New England Journal of Medicine erschienenen Bericht zufolge nimmt die sexuelle Aktivität bei Frauen bei Vollmond um 30 Prozent zu.

Wie aber können Frauen wissen, was wahr, teilweise wahr oder gar nicht wahr ist, wenn bestimmte Dinge nicht im Kontext gesehen werden? In Kapitel zwei werde ich näher erläutern, wie sich bestimmte Mythen im Bereich Sexualität tagtäglich auf uns auswirken.

In Kapitel drei beschreibe ich die körperliche Seite des Orgasmus im Detail – welche Wirkung er auf die Geschlechtsorgane und den Rest des Körpers hat. Zu Ihrer Orientierung finden Sie dort auch zahlreiche Abbildungen. Sie werden feststellen, wo hier Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Männern und Frauen bestehen. Ich habe Wissenswertes zu Medikamenten aufgeführt, die sich sowohl positiv als auch negativ auf die Orgasmusfähigkeit auswirken. Wie immer habe ich auch Faktoren wie Alter, den Gesundheitszustand und die sich ständig ändernden emotionalen Bedingungen in Betracht gezogen, die die Lust am Sex beeinflussen.

Sex ist eine multidimensionale Erfahrung, denn sie bezieht nicht nur den Körper, sondern auch den Geist mit ein. Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, dass Ihr Körper sich gehen lassen will, dass ihm aber der Geist dabei im Weg steht? In Kapitel vier geht es daher um die mentale Seite des Orgasmus. Wie behindern Ihre Einstellungen, Erwartungen oder Ängste Ihre Fähigkeit, Lust zu erfahren. Ich glaube grundsätzlich, dass wir die Freiheit haben, auf jede erdenkliche Art unser Vergnügen zu suchen, solange dabei der Sicherheit Rechnung getragen wird, d.h. solange Methoden zur Schwangerschaftsverhütung und zur Verhinderung von Krankheiten eingesetzt werden. Ich meine damit nicht, dass sie – koste es was es wolle – Ihr Vergnügen verfolgen sollen, sondern dass Sie selbst auferlegte Barrieren in Sachen Sex abbauen. Sex, und speziell der Orgasmus, können Vitalität und Energie verleihen und die Selbstachtung stärken. Wenn Sie diese Energie mit Ihrem Partner teilen, sind der Intimität und dem Vergnügen praktisch keine Grenzen gesetzt. Und gegen solches Vergnügen haben Sie doch sicher nichts einzuwenden, oder?

Das Herzstück dieses Buchs sind sicherlich die beiden Kapitel, die die neuesten Informationen zu Orgasmusarten und Techniken für Frauen und Männer enthalten. In Kapitel fünf und sechs lüfte ich anschließend so manches Geheimnis und stelle ein paar interessante neue Dinge vor. So beschreibe ich Positionen, die für bestimmte Arten des Orgasmus am besten geeignet sind, und zeige Möglichkeiten auf, wie Sie Vertrautes entsprechend anpassen können.

In den nächsten beiden Kapiteln geht es um medizinische Fragen in Bezug auf den Orgasmus (oder auf das, was den Orgasmus verhindert) sowie um Mittel, mit denen Empfindungen erhöht werden können, wie Aphrodisiaka, Massagetechniken und Gleitmittel.

Zu guter Letzt habe ich in Kapitel neun einige Ideen zusammengestellt, wie Sie die sexuelle Begegnung mit Ihrem Partner zu einem spirituellen Erlebnis machen können. Ich beschreibe meine Version des Tantra, wozu ich exotische und asketische Quellen ausgewählt habe. Hier lernen Sie die traditionellen Techniken des Fernen Ostens zur Verlängerung und Kontrolle von Erektion und Ejakulation und zur Intensivierung des Orgasmus kennen. Haben Sie nicht Lust auf eine Reise in fremde Kulturen?

2. Kapitel

Die Wahrheit über den Orgasmus

Weit verbreitete Mythen über den Höhepunkt

Die Überschrift dieses Kapitels fasst meine Absicht bereits zusammen: Mir geht es um die Offenlegung von Vorurteilen und Falschinformationen rund um den Orgasmus. Es gibt Hunderte von Mythen, die uns daran hindern, den Höhepunkt zu erreichen oder zu genießen. Hier sind nur einige davon:

Der gleichzeitige Orgasmus ist befriedigender als der separat erlebte Höhepunkt.Der gleichzeitige Orgasmus ist die Voraussetzung für die sexuelle Harmonie in der Partnerschaft.Menschen, die sexuell enthaltsam leben, sind gesünder.Die wiederholte sexuelle Erfahrung einer Frau mit einem Mann kann später bei einem Kind, das von einem anderen Mann gezeugt wurde, »Spuren« hinterlassen.Alle Frauen können beim vaginalen Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kommen.Frauen, die einen mehrfachen Orgasmus erleben, sind unmoralisch.Nur bestimmte Arten von sexuellen Höhepunkten »zählen wirklich«.

All diese Aussagen sind offenkundig falsch und damit irreführend. Einige basieren auf veralteten wissenschaftlichen Thesen, die später widerlegt wurden, andere sind auf religiöse Dogmen mit didaktischem oder sogar repressivem Zweck zurückzuführen. Ein weiterer Mythos besagt, dass nur Männer ejakulieren.

Nichts ist von der Wahrheit weiter entfernt! Viele Frauen sondern eine Flüssigkeit ab, wenn sie erregt sind, bei der es sich nicht um Urin handelt. Diese Flüssigkeit stammt aus speziellen Drüsen an beiden Seiten der Harnröhre. Daher die häufige Annahme, dass es sich um Urin handelt.

Geheimtipp aus Lous Archiv

Nach Meinung der Sexualforscherin Helen Fisher »ist der weibliche Sexualtrieb flexibler; daher besteht bei Frauen eine größere Neigung zur Bisexualität. Die weibliche Libido ist zudem intensiver (aber weniger konstant), in einen weiter gefassten emotionalen und sozialen Kontext eingebettet und zeigt im Verlauf des Lebens Dauerhaftigkeit«.

Dr. Beverly Whipple zufolge, die zusammen mit den Forschern Alice Kahn Ladas und John D. Perry dem G-Punkt seinen Namen gab, handelt ein weiterer Mythos im Zusammenhang mit der weiblichen Ejakulation davon, dass es nur bei der Stimulation des G-Punkts dazu kommt. Auch das stimmt nicht. Manche Frauen ejakulieren, wenn sie erregt sind, während andere sagen, dass es bei ihnen noch nie zur Ejakulation gekommen ist. Einige Frauen wiederum wird erst bewusst, dass sie ejakuliert haben, wenn sie hören, dass es so etwas überhaupt gibt.

Eine Seminarteilnehmerin berichtete dazu Folgendes: Sie machte mit ihrem Freund Urlaub in einem »schicken Hotel in London«. Während einer sexuellen Begegnung befand sie sich oben, während er sie oral befriedigte. Sie wurde immer erregter und stand kurz vor dem Höhepunkt, als ihr Freund sie plötzlich sanft wegstieß und behauptete, sie habe uriniert. Beschämt eilte sie ins Badezimmer und der romantische Abend war beendet.

Nachdem die beiden wieder nach New York zurückgekehrt waren, ließ ihr dieses Ereignis keine Ruhe, da sie nicht glauben wollte, dass sie wirklich uriniert hatte. Als sie eins meiner Seminare besuchte und von der weiblichen Ejakulation hörte, dämmerte es ihr. »Mein Gott«, rief sie. »Genau das ist mir in London passiert!« Sie war so erregt und stimuliert gewesen, dass ihre Drüsen die Flüssigkeit abgegeben hatten. Unsagbar erleichtert konnte sie es kaum abwarten, nach Hause zu gehen und ihrem Freund davon zu berichten.

Geheimtipp aus Lous Archiv

Freud war einer der ersten Wissenschaftler, der öffentlich über den weiblichen Orgasmus sprach. Leider behauptete er aber, dass nur der vaginale Orgasmus ein »reifer« Orgasmus sei.

Diese Frau steht mit solch falschen Vorstellungen über den Orgasmus und über ihren Körper nicht alleine da. Wie viele der oben ausgeführten Aussagen haben Sie schon mal gehört und vielleicht sogar für wahr gehalten? Ist es offensichtlich, dass diese Aussagen veraltet, halb wahr oder ganz falsch sind? Wie kann man den Unterschied zwischen Wahrheit und Unwahrheit erkennen?

Wir wollen uns mit einigen anderen Mythen näher befassen:

Wenn eine Frau vor ihrer ersten Periode noch keinen Höhepunkt erlebt hat, wird sie möglicherweise niemals einen bekommen.

Falsch. Es gibt kein bestimmtes Alter, in dem eine Frau ihren ersten Orgasmus erleben kann oder gar muss. Auch ein Alter, in dem dies nicht möglich ist, gibt es nicht. Etwa 23 Prozent aller Frauen erleben ihren ersten Orgasmus mit fünfzehn, und 90 Prozent haben schon einen Orgasmus erlebt, wenn sie 35 Jahre alt sind. Diese Zahlen umfassen auch den Orgasmus durch Masturbation, durch manuelle und/ oder orale Stimulation der Genitalien durch den Partner sowie durch nächtliche Träume und Fantasievorstellungen.

Ein Mann muss eine Erektion haben, um zum Orgasmus zu kommen.

Falsch. Männer können auch ohne Erektion zum Orgasmus und zur Ejakulation kommen.

In den Wechseljahren haben Frauen kein Interesse an Sex.

Falsch. Die Auswirkungen der Wechseljahre machen oft Änderungen im Liebesspiel eines Paars erforderlich, läuten aber keinesfalls das Ende der Lust ein. Dieser Mythos ist zweifellos auf die altmodische Vorstellung zurückzuführen, dass Sex nur zum Zweck der Fortpflanzung dienen solle.

Ab einem bestimmten Alter hat man keinen Sex mehr.

Falsch. Dr. Richard Milsten erklärt, dass eine Untersuchung des Masters and Johnson Institutes den Schluss zulässt, dass viele Senioren noch ein ausgesprochen starkes Interesse an Sex haben. Das älteste Paar, das bei der Untersuchung erfasst wurde, waren ein dreiundneunzigjähriger Mann und seine achtundachtzigjährige Frau. Das Alter ist nichts als eine Zahl.

Männer können immer und sofort.

Falsch. Genau wie Frauen das Vorspiel brauchen, um sich zu entspannen und erregt zu werden, brauchen auch Männer das Vorspiel und können nicht auf Kommando sexuelle Leistung bringen.

Masturbation führt zu Impotenz.

Falsch. Dieser Mythos wurde möglicherweise vom Vatikan erdacht, um die Triebe der Geistlichen zu unterdrücken. Es gibt keine physiologische, emotionale oder spirituelle Verbindung zwischen Masturbation und Impotenz.

»Blaue Eier« führen zu Impotenz.

Falsch. Der Blutstau im Hodenbereich kann zu Schmerzen und Empfindlichkeit führen, aber mit Sicherheit nicht zu Unfruchtbarkeit. Ein Mann meinte dazu: »Also, jetzt mal ganz im Ernst, die meisten Männer wissen recht gut, wie dieses Problem zu handhaben ist, und außerdem werden die Hoden gar nicht blau.« Hart und heiß ja; blau nein.

Geheimtipp aus Lous Archiv

Die Melanesier, die eine Position bevorzugten, bei der der Mann zwischen den geöffneten Beinen der Frau kniete, waren der Meinung, dass die Missionarsstellung nur dazu führe, dass der Mann die Frau nach unten drücke, damit sie nicht mehr reagieren kann.

Historisches und Amüsantes

Der Begriff »blaue Eier« wurde erstmals vor ungefähr vierhundert Jahren in England verwendet.

Auch wenn viele Mythen ein Körnchen Wahrheit enthalten, entwickeln sie sich meistens zu starken Verallgemeinerungen und Halbwahrheiten. Solche Informationen können schnell irreführend und sogar gefährlich werden. Als beispielsweise festgestellt wurde, dass manche Frauen mehrmals hintereinander zum Höhepunkt kommen können, wurde diese Information sofort in der breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, aber nicht als Tatsache, sondern praktisch als Vorschrift: Wenn du eine richtige Frau bist, musst du den mehrfachen Orgasmus beherrschen. Statt diese Tatsache als Chance für mehr sexuelles Vergnügen darzustellen, betrachteten die Medien sie als Werkzeug, um Frauen und ihre Partner unter Druck zu setzen.

Ein weiteres Beispiel ist das Hochspielen bestimmter Entdeckungen im sexuellen Bereich. Zuerst war es der G-Punkt; in allen Zeitschriften war zu lesen, dass der beste Orgasmus durch die Stimulation des G-Punkts erzielt würde. Das mag ja für jene Frauen, die einen G-Punkt-Orgasmus erleben können, schön und gut sein, doch all jene, die die Stimulation des G-Punkts nicht erregt, bekommen dadurch ein Minderwertigkeitsgefühl.

Frauen berichten immer wieder, dass derartiger Druck ihnen das Gefühl gebe, mit ihrem Körper sei irgendetwas nicht in Ordnung. Wir wissen doch alle, dass Frauen täglich mit falschen Idealen und überzogenen Ansprüchen, was Schönheit und Weiblichkeit angeht, bombardiert werden. Warum also auch noch durch den Druck, wie man zum Orgasmus kommen sollte, das nagende Gefühl der Unzulänglichkeit verschlimmern? Ich stimme da mit Dr. Bernie Zilbergeld überein, der meint, es solle von Frauen nicht krampfhaft verlangt werden, ihren G-Punkt zu finden. Wenn eine Frau oder ihr Partner ihn findet, toll. Wenn nicht, gibt es viele andere Körperbereiche, deren Stimulierung einer Frau Lust bereitet.

Historisches und Amüsantes

Die Weisen des Altertums glaubten, dass mit jeder Ejakulation auch etwas vom Gehirn verloren ging. Sie bezeichneten den Samen als cerebri stillicidium, was sich ungefähr mit »Gehirndestillat« übersetzen lässt.

Dieser unangemessene Umgang mit Informationen kann auch einen negativen Einfluss auf die Männer haben. Wenn ein Mann hört, er müsse lernen, mehrmals zum Höhepunkt zu kommen, um seine Partnerin zu befriedigen, kann dies zu massiven Versagensängsten führen. Sicherlich können manche Männer diese Technik erlernen (dafür ist ein sehr gut trainierter Beckenbodenmuskel erforderlich, mit dem der Mann die Ejakulation unterdrücken kann), aber es ist mit Sicherheit keine Fähigkeit, die erforderlich ist, um ein wunderbarer Liebhaber zu sein.

Historisches und Amüsantes

Elefantenbullen können nur während der Paarungszeit eine Erektion bekommen und sie haben einen frei beweglichen Penis, d.h. das Organ verfügt über eine eigene Motorik. Das ist von großem Vorteil für sie, denn ein Bulle wiegt bis zu einer Tonne!

Solche Mythen erweisen den Menschen einen schlechten Dienst, da sie das sexuelle Selbstbewusstsein von Frauen und Männern, das zum Abbau von Hemmungen und für sexuelles Vergnügen nötig ist, untergraben. Dies trifft auf alle Lebensbereiche zu: Je mehr Selbstvertrauen man besitzt, desto freier fühlt man sich, neue Dinge auszuprobieren – sei es das Autofahren, Investitionen in ein neues Unternehmen oder der Versuch, dem Partner Vergnügen zu bereiten. Es scheint eine direkte Beziehung zwischen dem Selbstvertrauen eines Menschen und seiner Fähigkeit, Sex zu genießen, zu bestehen. Wenn sich etwas richtig und gut anfühlt, sollte man es tun. Wenn sich etwas falsch oder erzwungen anfühlt, sollte man auf seine Gefühle hören und es lassen. Sie können jederzeit frei über sich selbst bestimmen und haben allein das Sagen.

Von der Sünde zur Lust

Mythen verstärken kulturelle oder persönliche Hemmnisse, die verhindern, dass Frauen und Männer ihr sexuelles Potenzial ausschöpfen. Viele der Mythen über den Orgasmus sind historischer Natur und hatten oft die Aufgabe, den Zugang zum Vergnügen oder die Fähigkeit, Lust zu erleben, einzuschränken. In seiner Untersuchung der Sexualgeschichte weist Dr. Mitchell Tepper darauf hin, dass die kulturelle oder religiöse Überzeugung, Sex sei schlecht, Vergnügen eine Sünde und der Orgasmus führe zur Verdammnis und damit in die Hölle, so alt wie die Geschichte selbst ist. Eine derartige Haltung gab es bereits bei den Griechen; sie wurde von der römisch-katholischen Kirche übernommen und weiterentwickelt.

Geheimtipp aus Lous Archiv

Der heilige Augustinus war der Meinung, dass die Frau das größte Hindernis für den Mann sei, Erlösung zu finden. Dabei handelt es sich natürlich um denselben Mann, der betete: »Lieber Gott, bitte mach mich tugendhaft – aber noch nicht jetzt.«

Schauen wir in die Bibel: Durch den Sündenfall wurde die Fortpflanzung zu etwas Schändlichem und Schmerzhaftem, was wiederum zu dem Gebot führte, dass Christen Sex ohne Leidenschaft und nur zum Zweck der Fortpflanzung praktizieren sollten. Diese Forderung macht das Vergnügen am Sex zur Sünde. Dr. Tepper erklärt dazu: »Die Menschen in der westlichen Welt sind Erben dieser Tradition, egal, ob sie Christen sind oder nicht. Wenn wir diesen Hintergrund kennen, können wir unsere eigenen zweideutigen Gefühle hinsichtlich unserer Sexualität besser bewältigen.«

Erst mit der Entwicklung der modernen Psychologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderten sich die Moralvorstellungen, und Sex galt nicht mehr länger als Sünde. Stattdessen fanden Frauen und Männer eine offenere Einstellung zur Sexualität. Es sollte jedoch noch Jahrzehnte dauern – bis zur sexuellen Revolution in den 60er-Jahren – bevor Frauen und Männer erkannten, dass man Sex genießen kann und dass er gut für Körper und Geist ist!

Historisches und Amüsantes

Im Mittelalter galt glattes Schamhaar als Indiz für zu häufige Selbstbefriedigung, was wahrscheinlich der Grund für die damalige große Verbreitung von Minilockenwicklern für das Schamhaar war.

Die Prämisse, dass Geschlechtsverkehr eine Sünde ist, hat unsere Einstellung zum Sex und speziell zum Orgasmus auf vielerlei Weise beeinflusst. Eine Konsequenz daraus ist, dass wir bei dem Versuch, unsere Triebe zu kontrollieren, unsere natürliche sexuelle Spontaneität beschneiden. Wie können wir Lust und Vergnügen empfinden, wenn wir – unbewusst – Angst haben, uns gehen zu lassen? Wenn die Erlaubnis zum Spiel und zum Genuss nicht gegeben ist, wird Lustgewinn praktisch unmöglich.

Zwischen den Zeilen lesen

Einige Informationen in Sachen Sex haben mehr zur Verworrenheit als zur Aufklärung beigetragen. Was den weiblichen Orgasmus betraf, gab es in Fachkreisen regelmäßig Kontroversen. Die frühen Wissenschaftler wie der Psychoanalytiker Sigmund Freud waren der Meinung, dass ein durch die Stimulation der Klitoris hervorgerufener Orgasmus in gewisser Hinsicht weniger »reif« sei als ein Orgasmus, der seinen Ursprung in der Scheide hatte. Später jedoch wiesen die Forschungen von Masters und Johnson darauf hin, dass der weibliche Orgasmus immer durch die Stimulation der Klitoris hervorgerufen werde, womit Freuds Glaube an den vaginalen Orgasmus widerlegt wurde. Dann gab es erste Theorien zum G-Punkt und es wurde klar, dass es doch mindestens einen Bereich in der Scheide gibt, der einen Orgasmus auslösen kann. Zudem verkannten die frühen Forschungsarbeiten von Masters und Johnson die Existenz der weiblichen Ejakulation. Als erstmals im Rundfunk und in der Presse über die weibliche Ejakulation berichtet wurde, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer.

Ich bin durchaus dafür, dass die neuesten Ergebnisse der Sexualforschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, aber mir missfällt es, dass Informationen unvollständig oder verallgemeinernd dargestellt werden. Die Behauptung, dass alle Frauen ejakulieren, erhält immer noch viel Publicity, wird oft in Zeitschriften verbreitet und oft von Ärzten zitiert. Dabei halten viele Ärzte und Experten einen großen Teil dieser Forschungen inzwischen für veraltet.

Ein anderes Beispiel für eine ungenaue Berichterstattung betrifft die These von Masters und Johnson, dass es nur einen Reflexweg für die sexuelle Reaktion gebe. Sie behaupten, dass der Pudendusnerv als »orgasmische Plattform« diene, da die Klitoris die Hauptquelle für die sinnliche Empfindung der Frau sei. Andere Forscher, so beispielsweise Dr. Beverly Whipple, haben jedoch gezeigt, dass es mindestens zwei Nervenwege gibt, die Frauen einen Orgasmus bescheren. Dazu gehören die Nerven, die mit dem G-Punkt, der Scheide und der Harnröhre verbunden sind.

All diese Forscher haben wichtige Beiträge zu unserem Wissen und unserem Verständnis in Sachen Sex und Orgasmus geleistet. Allerdings ist Vorsicht geboten, wenn Dinge unvollständig dargestellt werden und nur die Sensationslust befriedigen wollen. Versuchen Sie, zwischen den Zeilen zu lesen, und lassen Sie sich von eigenen Erfahrungen leiten.

Historisches und Amüsantes

»Victoria Woodhull, Prostituierte, Spiritualistin, Wall-Street-Brokerin und Herausgeberin einer nationalen Zeitung, kandidierte 1872 gegen Ulysses S. Grant und Horace Greeley um die Präsidentschaft«, berichtet Irving Wallace. »Ihr Programm unterstützte die freie Liebe, die Abschaffung der Todesstrafe, die vegetarische Ernährung, die Mehrwertsteuer, die Geburtenkontrolle, den sozialen Wohnungsbau, eine einfachere Scheidungsgesetzgebung, die Weltregierung und den weiblichen Orgasmus.« Wahrhaftig eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.

Die Macht der Medien