Der Tanz des Schwarzen Schwans! - Edyta Zaborowska - E-Book

Der Tanz des Schwarzen Schwans! E-Book

Edyta Zaborowska

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Beschreibung

Als Ewa vor einigen Jahren nach langem Zögern in die unbekannte Welt des sexuellen Fetischs und des BDSM eintauchte und zu einer Domina wurde, änderte sich die kleinbürgerliche Welt der vormals unscheinbaren Büroangestellten und leidenschaftlichen Cellistin schlagartig. Die Auswirkungen dieser Entwicklung gingen dabei weit über das Sexualleben hinaus und das neu erlangte Selbstwertgefühl hatte auch auf ihr normales Berufsleben einen so starken Einfluss, dass sie plötzlich eine atemberaubende Karriere zur Abteilungsleiterin hinlegte. Doch der Erfolg ruft jetzt zahlreiche Neider und einen geheimnisvollen Verfolger auf den Plan. Und so sieht Ewa sich gezwungen, ihr zuvor stets verheimlichtes Doppelleben als Domina auch auf ihre Tätigkeit als Abteilungsleiterin auszuweiten und die Reitgerte zu einem Bestandteil ihrer Arbeitsmittel am Schreibtisch werden zu lassen. Denn im „Haifischbecken“ Büro lauern hinter jedem Aktenschrank Boshaftigkeiten und Intrigen, die mit schlagenden Argumenten und jeder Menge erotischer Latexkleidung bekämpft werden wollen. Der Roman verbindet handfeste Erotik und BDSM mit Humor- und Thrillerelementen und ist somit eine ideale Mischung verschiedener Genres. Stimmen zur Autorin: "Zaborowska versteht es, auf dem schmalen Grat zwischen Erotik und deftigem BDSM zu wandern, ohne jemals in ordinäres Geschreibsel abzufallen. Alles hat einen gewissen Stil und ist mit einem Schuss Ironie gewürzt, welche immer wieder durchscheint." – Adam Wagner "Ein Buch wie ich es mir in diesem Themenbereich erwarte. Nicht harte Szenen die sich pausenlos wiederholen, sondern eine schöne, sehr anregende Fetisch und BDSM Story die trotzdem den Witz nicht vergisst." - M. Samsa "Die Verknüpfung verschiedener Handlungsstränge, die unterschiedlichen Erzählperspektiven und die an bestimmten Stellen des Werkes zu Tage tretende poetische und metaphorische Sprache machen den Roman auch stilistisch interessant." – delicae "Das Buch ist gleichermaßen gut geeignet für Male- und FemSubs. Ebenso kann dieses Werk neben einem fiktiven Leitfaden zur Selbstentfaltung bislang nicht ausgelebter Neigungen von FemDoms auch einen realen Anstoß geben, wie man bis dato geheim gehaltene Phantasien seinem Partner mitteilt, statt im Verborgenen zu handeln, nun den sexuellen Rost etwas abklopft, um gemeinsam neue Erfüllung zu finden." - Korinther

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Die Autorin

Edyta Zaborowska wurde 1970 in einem kleinen Dorf in Südostpolen geboren. Ihre Kindheit, Jugend und Erziehung waren geprägt vom Niedergang des Sozialismus und von strenger katholischer Lehre. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Musik und Kunst. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren siedelte sie ohne Kenntnis der deutschen Sprache und gegen den Willen ihrer Familie alleine nach Deutschland aus. Später folgten verschiedene Anstellungen, unter anderem im kaufmännischen Management, sowie musikalische Engagements im In- und Ausland.

Der Tanz des Schwarzen Schwans ist ihr zweites Werk.

Ebenfalls von der Autorin sind die folgenden Romane bei BoD erschienen:

Flieg mit mir, mein Schwarzer Schwan!

Die Wahrheit hinter der Maske

Weitere Informationen zu der Autorin unter:

http://edytaswelt.jimdo.com/

INHALT

PROLOG

1. Warme Erinnerungen und kühle Vorboten

2. Der seltsame Fall des Adrian Schönfeld

3. Der Gesang der Schwäne

4. Hinter den Fassaden

5. Unheimliche Begegnungen

6. Tischlein deck dich

7. Auch weiße Schwäne haben schwarze Schatten

8. Dunkelheit

9. Generalprobe

EPILOG

PROLOG

Seiyouas Herz raste vor Aufregung, als sie den Probenraum betrat. Alles war vollkommen fremd und sie kannte nicht einen der anderen Musiker aus dem Orchester, in dem sie ab heute spielen würde. Trotz allem war sie froh, endlich eine feste Stelle als Cellistin erhalten zu haben. Sie hatte dafür sogar ihrer langjährigen Wahlheimat Berlin den Rücken gekehrt und war nach Norddeutschland gezogen.

Nach einer kurzen Vorstellung und einigen Begrüßungsworten durch den Dirigenten wurde sie von ihren neuen Arbeitskollegen mit angenehmer Freundlichkeit aufgenommen, und nahm schließlich ihren Platz zwischen den anderen Celli ein.

Sie stellte das Instrument vor sich ab, öffnete das Notenblatt und platzierte es auf dem Notenständer. Dabei fiel ein kleiner Zettel aus den Seiten heraus, auf dem einige Sätze in einer ihr unbekannten Sprache geschrieben waren:

„Dziękuję za piękna noc. Nigdy nie zapomnę!

Twoja kwitnaca czerwona lilia wodna!

Pokoj hotelu 6.016 w Berlinie“

Darunter stand in kleinerer Schrift:

„Danke für die schöne Nacht. Ich werde sie niemals vergessen!

Deine blühende rote Seerose!

Hotelzimmer 6.016 in Berlin“

Seiyoua biss sich auf die Unterlippe und errötete. Verlegen schaute sie sich um.

„Ewa? Du bist hier?“, flüsterte sie kaum hörbar.

Dann ergriff sie mit zittrigen Fingern den Bogen und legte ihn auf die Saiten. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren, und beinahe hätte sie noch ihren Einsatz verschlafen, als der Dirigent mit einer schwungvollen Bewegung seines rechten Armes den Auftakt gab und das Orchester mit der Probe begann.

1. Warme Erinnerungen und kühle Vorboten

Nach den Proben verließen die Musiker den Konzertsaal und Seiyoua schaute noch einmal auf die Zeilen auf dem kleinen Stück Papier. Während der gesamten Zeit hatte sie an die kurze Notiz denken müssen und sich deswegen sogar mehrfach während der Konzertproben verspielt, was ihr gerade am ersten Arbeitstag sehr unangenehm war. Was sollen nur die anderen Musiker von mir denken, zauderte sie mit sich.

Ewa! Vier Jahre waren jetzt schon seit der gemeinsamen Nacht mit dieser Frau in Berlin vergangen. Sie atmete bei dem Gedanken tief ein, lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Es war Seiyoua bis heute nicht möglich gewesen, mit einem Mann Sex zu haben; zu sehr hatte sich in ihr eine unerklärliche Blockade dagegen festgesetzt. Schon in der Schule schaute sie lieber den Mädchen hinterher und sie erlebte ihre ersten sexuellen Erfahrungen mit Kaori, ihrer Mitschülerin und besten Freundin.

Fragmente der Vergangenheit und Erinnerungsfetzen bildeten sich vor ihrem Auge und setzten sich wie ein längst vergessenes Puzzle zusammen.

Sie war wieder achtzehn Jahre alt und stand kurz vor dem Schulabschluss. Seiyoua war wie fast jeden Nachmittag nach der Schule auf dem Weg zu Kaori. Es war ein schwülheißer Spätsommertag. Die engen Straßen im Vorort von Osaka waren fast menschenleer und die sommerlich hohe Luftfeuchtigkeit zwang viele Leute, in den Häusern zu bleiben. Kaori wohnte wie viele Familien aus dem Wohnviertel in einem traditionellen japanischen Wohnhaus. Es hatte keine massiven, steinernen Außenwände, wie sie es erst in Europa kennenlernte, sondern war aus Holz und hatte Schiebewände innen und auch außen. Die Tür konnte zu jeder Zeit geöffnet werden und es bestand so ein leichter Übergang zwischen Garten und Haus. Es war eine feste Etikette, sich vor dem Betreten des Hauses die Schuhe auszuziehen. Sie stellte daher wie immer die Schuhe ab und öffnete die große Schiebetür, die vom Garten direkt in das Zimmer von Kaori führte. Die Wohnverhältnisse waren sehr beengt, da Kaori mit ihren zwei Schwestern, ihren Eltern und Großeltern unter einem Dach lebte. Deshalb war ihr Zimmer, wie auch das von Seiyoua in ihrem Elternhaus und in vielen anderen japanischen Wohnhäusern, nahezu funktionsfrei. Das Zimmer wurde also erst dann zum Schlafzimmer, wenn die aufrollbaren Futons in der Mitte des Raumes ausgebreitet wurden. Als Seiyoua eintrat, kniete Kaori auf einer der Tatami-Matten auf dem Boden des ansonsten fast leeren Raumes und schien zu meditieren.

„Kaori? Was machst du da?“, fragte Seiyoua irritiert.

Ihre Freundin öffnete die Augen.

„Wir werden uns für heute die Hausarbeiten sparen, Seiyoua! Wir werden vielleicht nie wieder Hausaufgaben machen müssen!“

Kaori saß in der Mitte des Raumes und schaute sie, nachdem sie geantwortet hatte, regungslos an.

Seiyoua war etwas verwirrt und legte ihre Schulbücher ab. Wie Kaori trug sie noch immer die Schuluniform, die sie meist solange anbehielt, bis alle Hausaufgaben erledigt waren. Erst danach legten sie für gewöhnlich die Kimonos an.

„Wie meinst du das?“

Sie spürte, dass mit ihrer Freundin etwas nicht so war wie sonst. Irgendetwas stimmte einfach nicht an diesem feuchtwarmen Nachmittag. Von Kaoris Lächeln und Fröhlichkeit war keine Spur mehr zu erkennen, sie wirkte plötzlich reifer und älter als sonst, fast sah sie wie eine Erwachsene aus.

Kaori stand wortlos auf und zog Seiyoua aus dem Haus.

„Lass deine Schulbücher hier, es reicht, wenn nur ich meine Schultasche mitnehme. Wir haben einen langen Fußweg vor uns! Ich werde mit dir gemeinsam etwas machen, was uns unseren Schulabschluss und den Zugang zur Universität sichern wird! Vertrau mir, ich werde mit dir heute ein Geheimnis teilen, das ich seit fast einem Jahr hüte!“, flüsterte sie.

Seiyoua folgte schweigend ihrer auf einmal so fremd gewordenen Freundin. Die Sonne brannte vom Himmel auf trockene Bäume und auf die Dächer der eng aneinander stehenden Häuser. Irgendwo hielt ein Bus, Autodächer und Straßenbeläge flimmerten. Als ein gigantischer Lastwagen an ihnen vorbeidonnerte, erschauderte Seiyoua unwillkürlich. Diese riesigen rollenden Ungetüme bereiteten ihr seit der Kindheit eine Riesenangst, die sich heute zu einer unheimlichen Furcht zuspitzte. Sie zitterte am ganzen Körper, als das Fahrzeug sich langsam entfernte und das schwerfällige Wummern des Dieselmotors leiser und leiser wurde. Sie gingen eine gute Stunde bis in das nahe Takarasuka-Viertel, eine gehobene Wohngegend. Sie sprachen kaum miteinander und Seiyoua spürte eine Spannung in sich, eine tief aufsteigende Neugier und gleichzeitig Furcht. Kaori war so anders als sonst, Seiyoua empfand etwas Unbekanntes an ihrer Freundin. Sie erkannte, dass heute etwas geschehen würde, das ihr Leben für immer verändern würde.

Schließlich bogen sie in eine große Torii ein, eine antike hölzerne Toreinfahrt zu einem sehr alten, in einem großen Garten gelegenen Haus. Anstatt zur Haupteingangstür führte Kaoris Weg zielstrebig durch die große Parkanlage voller Bonsais, Feldsteine, Bambus und kleiner Teehäuschen zu einer Seitentür der Residenz.

Kaori drehte sich zu ihrer Freundin um.

„Wir behalten unsere Schuhe an!“, sagte sie und schob die große Schiebetür auf.

Seiyoua riss die Augen weit auf, als sie sah, von welcher Person sie erwartet wurden, verbeugte sich sogleich in einer Geste der Unterwürfigkeit und des Respekts.

Vor ihnen stand Takimoto-Sensei, Herr Professor Takimoto, kein Geringerer als ihr Schuldirektor und die uneingeschränkte Respektsperson in der Schule.

Seiyoua wagte nicht zu sprechen, verharrte, ganz wie es ihr in der Erziehung beigebracht worden war, in der Verbeugung als Gebärde ihrer Entschuldigung für diese Belästigung. Einige Zeit blieb sie in dieser Stellung und wusste nicht, was sie nun machen sollte. Es war eine Unverschämtheit, ein Verstoß gegen alle bestehenden Regeln der Tradition. Ihr Herz klopfte vor Aufregung und sie wusste nicht, was sie jetzt machen sollte, und überlegte, mit welcher Entschuldigung sie diese Situation vielleicht jetzt bewältigen könnte.

Plötzlich spürte sie am Oberarm eine Hand, die sie wieder hochzog.

„Ab heute wird auch für dich alles anders sein!“, hörte sie Kaoris Stimme und schaute ungläubig zu Professor Takimoto, der sich vor den beiden Schülerinnen in einer Geste der Untertänigkeit tief verbeugte.

„Er ist heute Nachmittag nicht der Sensei, er ist einfach nur unser kleiner Wurm!“, sagte sie und trat unaufgefordert ein.

„Ausziehen, du verfluchter Wurm! Und wehe dir, ich höre auch nur einen Ton aus deinem Mund!“, schrie Kaori ihren Professor an.

Seiyoua war fassungslos, vor ihren Augen spielte sich nun eine Szenerie ab, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte. Professor Takimoto zog seinen Kimono vor seiner Schülerin aus und stand nur noch mit einem Fundoshi, einer Art Lendenschurz, bekleidet vor ihnen. Er kniete sich auf die Tatami-Matte auf dem Boden und begann Kaoris Schuhe zu küssen.

Seiyoua schaute ihre Freundin mit einer Mischung aus Entsetzen und Neugierde an. Kaori trug wie Seiyoua die traditionelle Schuluniform, welche aus einem kurzen, karierten Rock, einer weißen Bluse, einem Blazer, einem Schlips, College-Schuhen und dunklen Kniestrümpfen bestand. Dann griff sie in ihre Schultasche, die noch an ihrer Schulter hing, und holte einen Büstenhalter daraus hervor, den sie ihm vor die Füße warf.

„Sieh, du Wurm, was dir Kaori-Sensei, die Frau Schulprofessorin Kaori, mitgebracht hat!“

Takimoto kniete noch immer auf dem Boden und hielt das Gesicht weiter gegen den Boden gepresst.

„Na, was sagst du dazu, hmmm? Rede!“

Takimoto hob seinen Kopf und lächelte, weniger aus einem Gefühl der Freude, sondern mehr aus Höflichkeit und Verlegenheit – oder auch einfach nur, um seine Schülerin zu besänftigen.

„Der Takimoto-Wurm fühlt sich geehrt, das Geschenk der Kaori-Sensei annehmen zu dürfen“, entgegnete der Schulmeister unterwürfig, um danach sein Gesicht nur noch stärker auf den Boden zu pressen.

„Anziehen! Ich will sehen, wie lächerlich du mit meinem Büstenhalter aussiehst!“, befahl sie. Und während Takimoto sich in den viel zu kleinen Stoffbüstenhalter der Schülerin hineinzwängte, schaute Kaori zu der noch immer verdutzten Seiyoua hinüber und wies sie an, sich ebenfalls auf den Boden zu setzen.

Dann wendete sie sich wieder ihrem Opfer zu. Sie verlagerte dabei ihr Gewicht auf eine Seite und ließ ihre Hüfte in einer aufreizenden Pose vor ihm kreisen.

„Du verdammter Arschkriecher! Du glaubst, dass du dir mit deiner erbärmlichen Unterwürfigkeit bessere Noten bei deiner Meisterin verdienst? Schau doch nur einmal an, welch ein jämmerliches Bild von Mann du abgibst!“

Seiyoua musterte den Schulleiter für eine Weile. Mit dem Fundoshi und dem viel zu kleinen BH sah er wirklich albern aus. Ihr Respekt gegenüber dieser ehemaligen Autoritätsperson verflog mehr und mehr. Sie begann zu grinsen und plötzlich begannen beide Mädchen gemeinsam zu kichern, was Takimoto dazu veranlasste, wieder sein Gesicht in einer Geste der Unterwürfigkeit auf den Boden zu drücken.

„Seiyoua, soll ich dir einmal ein weiteres Geheimnis unseres kleinen Wurms hier verraten?“, lachte Kaori.

Seiyoua nickte begeistert, konnte aber vor Aufregung noch immer keinen Ton herausbringen.

„Na, dann sieh dir das einmal an!“, lachte Kaori und beugte sich nieder.

Dann zog sie mit einem Ruck an Takimotos tiefschwarzer Haarpracht, die sich urplötzlich von seinem Haupt löste und einen fast kahlen Kopf offenbarte.

„Eine Perücke! Der Wurm hat eine Glatze und trägt eine Perücke, um sie zu verbergen!“

Beide Mädchen begannen nun schallend zu lachen, während Seiyoua bemerkte, dass die Hand des Schulrektors herunter zu seinem Unterleib wanderte und er jetzt begann, schnelle Bewegungen an seinem Penis zu verrichten.

„Lass ihn ruhig, Seiyoua, er beginnt jedes Mal damit, wenn ich ihm die Perücke vom Kopf reiße, er ist heute noch erregter, weil du dabei bist!“

Seiyoua war plötzlich wie losgelöst, ihre Hemmungen fielen, alle Etikette und sämtliche Handlungsregeln, die ein bedeutsamer Teil ihrer Erziehung gewesen waren, verflogen mit einem Mal. Der Respekt, den sie normalerweise den männlichen Autoritätspersonen gegenüber zeigen musste, verschob sich zugunsten ihrer Freundin Kaori. Sie war die wahre Respektsperson und nicht der Wurm, der sich da gerade vor ihr auf dem Boden wand.

„Wo ist mein bester Freund? Wo hast du ihn nur wieder versteckt?“, frage Kaori den Mann.

Ohne aufzuschauen wies Takimoto mit dem ausgestreckten Arm in eine Ecke des Raumes, wo ein Bambusstock an der Wand lehnte.

Seiyoua wurde nun angewiesen, den Stock zu holen. Offenbar war es nicht das erste Mal, dass Kaori hier war, dachte sie und wollte den Bambusstab gerade ihrer Freundin übergeben, als diese ablehnte.

„Nein, du machst das!“, bestimmte Kaori in ernsthaftem Ton und führte Seiyoua vorbei an dem Meister, der weiterhin auf dem Boden kniete und dessen Gesäß nun vor den Beiden aufragte.

Kaori postierte sich dicht hinter ihrer Freundin und umklammerte deren Hand, die noch immer den etwa zwei Zentimeter starken und einen Meter langen Bambusstock hielt. Dann führte sie Seiyouas Hand zum ersten Schlag. Dazu holten sie gemeinsam weit nach hinten aus.

Es folgte ein Pfeifen, dann schnitt sich der Stock in den Rücken des Schulmeisters. Kein Schrei, nur unterdrücktes Stöhnen war zu hören. Zurück blieb eine rote Linie auf geschwollenem Fleisch.

„Siehst du? So einfach ist das! Mach weiter!“

Seiyoua biss sich auf die Unterlippe. Sie fühlte sich gut, eine Last war von ihr gefallen, sie hatte alles abgelegt – die Zwänge, die Sitten, die Unterwürfigkeit – und sie verstand nun, dass der weibliche Körper immer den Sieg über die männlichen Autoritäten davontragen würde.

Was waren diese aufgeblasenen Wichtigtuer gegenüber der Macht der weiblichen Erotik? Nichts! Seiyouas Wunsch, Kaori zu gefallen, war größer als ihre Angst vor dem Bruch mit den Sitten. Sie wollte jetzt den nächsten Schlag ausführen, dem Professor Schmerzen zufügen, ihn demütigen, bis er nur noch ein Häufchen onanierender Verzweiflung vor ihren Füßen wäre, weinend, weil er keine Respektsperson mehr war. Und während sie nun weiter auf das nackte Fleisch einschlug, spürte sie, wie der Druck von Kaoris Griff nachließ. Die Hand der Freundin fuhr nun an ihrem Arm hoch, streichelte über Brust, Hüften und Hintern und verschwand schließlich unter ihrem Rock. Langsam glitt sie an ihren Schenkeln herauf zu ihrem Höschen und ihrer noch jungfräulichen Scheide. Widerstandslos ließ Seiyoua es geschehen und begann dabei immer stärker auf den Mann einzuschlagen, bis sie nach kurzer Zeit den ersten Orgasmus ihres jungen Lebens bekam und sich ihr Stöhnen mit den Schmerzensschreien des Schuldirektors vermischte.

Ihre Beziehung zu Kaori sollte noch bis zum Ende der Schulzeit andauern. Viele Erfahrungen konnte sie in der Zeit mit ihr sammeln. Sogar bei der Liebesnacht mit Ewa konnte sie aus dem Vorrat an Ideen und Fertigkeiten schöpfen, die Kaori ihr Jahre zuvor beigebracht hatte. Diese Fertigkeiten sicherten ihr schließlich auch den Zugang zur Ongaku Daigaku, der japanischen Musikhochschule. Sie bekam eine ausdrückliche Empfehlung ihres Schuldirektors für eine der besten Universitäten des Landes.

Kaori sollte all dies nicht mehr erleben. Kurz nach der Abschlussprüfung übersah der Fahrer eines Lastkraftwagens beim Abbiegen die unscheinbare junge Frau in der unschuldigen Schuluniform. Der schwere Lkw erfasste sie mitten auf dem Zebrastreifen. Kaori hatte keine Chance, sie war sofort tot.

Nach diesem Schicksalsschlag trieb Seiyoua durch das Leben wie ein kleines Stückchen Holz in einem reißenden Fluss, ohne jemals eine Chance zu haben, auch nur annähernd ein normales und geordnetes Leben zu führen. Nach einem Auslandsjahr in Deutschland auf der Musikhochschule in Lübeck verschlug es sie nach Berlin, wo sie dank einer Kommilitonin erste Erfahrungen mit Latexwäsche machte, auf die sie in der Folge beim Liebesspiel nicht mehr verzichten wollte. Das war der Beginn einer Leidenschaft, die sich für sie als Fluch und als Segen gleichzeitig erweisen sollte.

Mit einer passenden Partnerin könnte sie zwar ihre vollständige sexuelle Erfüllung erleben, eine solche feste Partnerin zu finden, war allerdings so gut wie aussichtslos. Sie war eine japanische Lesbe mit einer Leidenschaft für das Spiel mit sexueller Dominanz und Unterwerfung, die obendrein noch professionell Cello spielte. Für einen Topf mit solch verschiedenen Attributen einen passenden Deckel zu finden, das schien undenkbar.

Schließlich lernte sie eines Tages auf einer Party Ewa kennen und durfte für eine Nacht ihre Lehrmeisterin sein. Einmal war es ihr möglich gewesen, in die Rolle der geliebten Kaori zu schlüpfen und eine andere Frau in die tiefsten Geheimnisse weiblicher Leidenschaften einzuführen. Seitdem war ihr diese damals so geheimnisvoll maskierte Frau nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wer war Ewa in Wirklichkeit? Welch ein Gesicht mochte sich hinter ihrer schwarzen Latexmaske verborgen haben? Ihre Gedanken wanderten zurück zu jener Nacht in dem Hotel in Berlin, wo sie ihr nach der Party auf das Hotelzimmer gefolgt war und dort eine der aufregendsten Nächte ihres Lebens verleben durfte. Noch immer bekam Seiyoua Herzklopfen, wenn sie sich die langsam verblassenden Eindrücke wieder in Erinnerung rief.

Und nun hörte sie wieder diese Musik! Nur leise drangen noch die Bässe von der Partymusik bis in den sechsten Stock des Hotels.

Zimmer 6.016!

Sie klopfte vorsichtig an und vernahm durch die geschlossene Zimmertür, wie die Absätze hoher Stiefel auf den Boden schlugen. Das waren Ewas Schritte.

Das Klacken der Absätze wurde immer lauter und kam näher und näher. Jetzt war es ganz nahe, genau neben ihr.

„Hallo? Was machen Sie denn noch hier?“

Seiyoua spürte eine kühle Hand an ihrem Oberarm und erschrak. Sie schaute sich verwirrt um und erkannte den Hausmeister.

„Die Musiker haben doch schon seit einer guten Stunde das Haus verlassen! Ich schließe gleich ab und schalte das Licht aus. Wenn Sie hier nicht übernachten wollen, dann sollten auch Sie schnellstens zusammenpacken!“

Noch vollkommen verwirrt, griff sie hektisch ihr Instrument, den Notenständer und die Notenblätter. Hatte sie eine ganze Stunde geträumt, fragte sie sich irritiert. Plötzlich wurde ihr kühl. Sie zog sich die Jacke über, schnallte sich den Instrumentenkasten auf den Rücken und verließ eilig und mit rotem Kopf den Konzertsaal.

***

Schwerfällig zog sich eine lange Blechkarawane unzähliger Autos über die Hochstraße. War es heute eine Baustelle oder zur Abwechslung ein Unfall, der dafür sorgte, dass die Straße wieder einmal hoffnungslos verstopft war?

Nichts ging mehr. Ich stellte den Motor ab und schaute zu dem Fahrer im Wagen neben mir. Sein Zeigefinger war tief in seinem linken Nasenloch verschwunden. Und während ich den Finger beobachtete, der in den Tiefen des Nasenflügels nach dem Objekt der Begierde suchte, ärgerte ich mich darüber, dass ich nicht mit dem Rad oder der Straßenbahn gefahren war. Mein Blick wanderte von der Nase des Fahrers wieder nach vorne. Es wollte wohl nie mehr vorangehen.

Ich sah in den Fußraum auf meine schwarzen Pumps. Die Zehen schauten aus den vorne offenen Schuhen heraus, deutlich schien das Rot der lackierten Fußnägel durch die Nylonstrümpfe. Wegen einer anstehenden Abteilungsleiterbesprechung musste ich heute in eleganter Garderobe zur Arbeit kommen. Der Tag war einfach zu wichtig für mich, denn auf der Tagesordnung der anstehenden Besprechung standen die kommenden Änderungen und die Neuorganisation der Betriebsstrukturen. Schon zum kommenden Quartal sollten einige Abteilungen zusammengelegt werden, was zu Straffungen in der Organisation und damit zu Einsparungen führen sollte. Mir war natürlich bewusst, dass das für einige Mitarbeiter unangenehme Folgen haben würde. Wie im Vorfeld bekannt wurde, sollten etwa dreißig Stellen innerhalb des Hauses gestrichen werden. Das würde sicherlich der heikelste Tagesordnungspunkt werden und ich war gespannt, was es für mich und meine Einkaufsabteilung bedeuten würde, denn die Geschäftsleitung hatte sich mit genaueren Informationen bisher noch zurückgehalten.

„Gefunden?“, rief ich laut durch das heruntergelassene Seitenfenster zu dem Fahrer nebenan.

Der Mann schaute mich mit offenem Mund durch sein ebenfalls heruntergelassenes Seitenfenster an. Ich zog meinen Schuh aus und nahm ihn in die Hand.

„Versuchen Sie es doch damit einmal!“, schlug ich ihm vor und wies auf den spitzen Absatz meines Schuhs, den ich nun in der Hand hielt. Der Mann kräuselte die Stirn, den Witz hatte er offenbar nicht verstanden.

Der Stau hatte sich gelöst und ich gab Gas. Der Wagen des popelnden Autofahrers wurde im Rückspiegel immer kleiner, er hatte den Motor abgewürgt und erntete für seine Träumerei nun ein gellendes Hupkonzert.

Ich lenkte den Wagen in die große Tiefgarage, die sich unter unserem Bürogebäude befand. Wie immer kam ein leichtes Unbehagen in mir auf, als mein Auto die Schranke an der Einfahrt der Garage passierte und ich die Rampe hinunterfuhr. Das unterirdische Parkdeck war sehr schwach ausgeleuchtet, was schon mehrfach für weibliche Mitarbeiter im Betrieb ein Grund für Beschwerden gewesen war. Aus welchen Gründen auch immer, aber es wurde nie zufriedenstellend Abhilfe geleistet. Die Tiefgarage war so dunkel, dass man bisweilen aufpassen musste, nicht gegen ein geparktes Fahrzeug oder einen Betonpfeiler zu laufen, wenn man den düsteren Weg vom geparkten Auto zum Fahrstuhl zurücklegen musste. Ich stellte den Wagen in der Parkbox ab, die für mich reserviert war. Als Abteilungsleiterin hatte ich insofern schon ein angenehmes Privileg, um das mich einige Kolleginnen beneideten. Glücklicherweise hatte meine schnelle Karriere bislang nie wirklich negative Auswirkungen auf meine Kontakte zu den anderen Mitarbeitern gehabt, ich hatte schließlich als ganz normale Bürokraft hier angefangen und sah mich daher noch immer eher als eine Mitarbeiterin und weniger als Chefin.

Dass die Karriere recht ungewöhnlich verlaufen war und welch pikante Hintergründe sie hatte, davon wussten natürlich nur ich, mein künftiger Ehemann Henri und natürlich auch Hanna, meine Assistentin in der Firma und gleichzeitig meine beste Freundin. Wer hätte sich die Folgen ausgemalt, als Henri mir vor einigen Jahren die Tür zu einer Welt öffnete, die so exotisch und fremd für mich war: Dominanz und Unterwerfung beim Sex, erotische Wäsche aus Leder und Latex, BDSM – all diese Begriffe waren mir bis dahin vollkommen unbekannt gewesen. Henri hatte den Schwarzen Schwan in mir erwecken können, den ich seitdem so gerne mit ihm und später dann auch mit Hanna auslebte. Mein neues Lebensgefühl als Domina und Mistress stellte seitdem alles auf den Kopf, es erwuchs ein neues Selbstvertrauen und ich bemerkte Energien in mir, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Ich entdeckte, dass Ausstrahlung und Auftreten Türen öffneten, die ansonsten wohl auf ewig verschlossen geblieben wären.

Meine Zeit als belächeltes Mauerblümchen war nunmehr vorbei. Als ich dann auch noch die Geistesgegenwart hatte, unseren aufdringlichen Buchhalter Reinhold Hornstein nach einem sexuellen Übergriff im Materiallager der Firma mit einer Taschenlampe niederzuschlagen, war das auch der Beginn meiner beruflichen Karriere und der Anfang meiner Freundschaft zu Hanna. Sie war bis dahin für mich eher die nette und hübsche junge Kollegin gewesen, die drei Büros entfernt als Betriebshilfe tätig war. Als Hanna mich nach dem hässlichen Vorfall mit Hornstein in den Arm nahm und festhielt, da entstand zwischen uns eine Verbindung, die bis heute Bestand hatte.

Sogar jetzt spürte ich noch ihre Berührungen und ihren flüchtigen Kuss auf meinem Ohrläppchen. Fest schmiegte sie damals ihr Gesicht an meinen Hals und atmete den Duft meiner Haut und der Latexkorsage ein, die ich unter der Bluse trug. An diesem Tag war der Grundstein für eine wundervolle Dreiecksbeziehung gelegt worden. Henri hätte sich damals wohl nicht im Traum ausgemalt, was unsere erste Fetischnacht in mir auslösen würde und welche Lawine er damit losgetreten hatte. Dass er seitdem, wenn ich es verlangte, die Rolle meines fügsamen Haussklaven einnehmen musste – oder durfte –, damit hätte er zu jenem Zeitpunkt gewiss nicht gerechnet.

Ich öffnete die Fahrzeugtür und stieg aus dem Wagen. Die Tiefgarage war voller geparkter Autos. Der Geruch von Asphalt, Reifen, Beton und Öl stieg mir in die Nase. Wie immer beeilte ich mich, zum Fahrstuhl zu kommen, und fuhr in den fünften Stock zu meinem Büro. Ich passierte das Vorzimmer, in dem Hanna gerade die Ablage erledigte. Es roch nach frischem Kaffee. Sie begrüßte mich mit einem warmen Lächeln.

„Hanna, ich bin schon ganz aufgeregt, was wohl heute bei der Besprechung geschehen wird. Ich hoffe, dass der Kelch diesmal an uns vorüber geht und unsere Abteilung ungeschoren davonkommt. Bring mir die Post und den Kaffee ins Büro!“

Ich ging weiter in mein Büro, setzte mich in den Ledersessel und atmete kurz durch. Die Frühlingssonne schien warm durch das Fensterglas und ich blinzelte in das helle Licht, das schon auf den Dächern der Stadt lag. Hanna kam herein, sie brachte die Post und zwei Becher Kaffee mit und schaute mich fragend an.

„Hat Henri es gestern noch geschafft, die Kinder in das Pfingstlager zu bringen? Es war ja schon ziemlich knapp in der Zeit. Als ich gestern von euch wegfuhr, hatten sie noch nicht einmal ihre Reisetaschen gepackt.“

„Na, das war verdammt knapp! Henri ist in dieser Beziehung einfach nicht aus der Ruhe zu bringen und alles macht er immer in letzter Sekunde. Irgendwie hat er es noch hinbekommen, die Reisetaschen zu packen und rechtzeitig bei dem Bus zu sein, der die Jungs abholte. Immerhin haben sie die beiden Päckchen mitgenommen, die du für sie vorbereitet hast. Mal sehen, was sie dazu sagen, wenn sie heimkommen. Ich hoffe, du hast es nicht wieder zu gut mit ihnen gemeint und zu viele Süßigkeiten eingepackt!“

Hanna wurde rot im Gesicht.

„Nein, ich habe auch Obst beigepackt!“, log sie und ergänzte: „… etwas Obst zumindest.“

Ich nahm einen Schluck Kaffee.

„Seit Ostern haben wir jedes Wochenende mit den Kindern verbracht und ich bin ganz froh, jetzt auch mal wieder Zeit für uns zu haben.“

Hanna schaute aus dem Fenster und wir schwiegen eine kurze Weile. Seit der Trennung von ihrem Ehemann Tom hatte sie keine echte Beziehung mehr gehabt. Mit ihren dreißig Jahren stand sie in der vollen Blüte ihres Lebens. Ob sie sich wohl auch Kinder wünschte? An ihrem attraktiven Aussehen lag es gewiss nicht, dass sie seit drei Jahren solo war. Ich schaute sie an. Die langen dunklen Haare fielen ihr auf die Schulter, und der dunkle Teint, die schwarzen Augen und die vollen, roten Lippen verliehen ihr eine attraktive und exotische Ausstrahlung.

Die Beziehung, die sie zu mir und Henri aufgebaut hatte, war sicher der Hauptgrund, warum sie sich mit Männern so schwer tat. Sie ließ keinen Mann mehr so richtig an sich heran, viele junge Arbeitskollegen bemühten sich seit Jahren vergeblich um sie, aber nie ging es über ein Rendezvous hinaus und alle Bewerber fielen bei ihr durch. Hanna hielt meine Beziehung mit Henri für ideal und versuchte wohl, sich diesen Traum auch zu erfüllen. Dass die Erfüllung eines solchen Traumes nicht von heute auf morgen möglich war, konnte ich ihr nur schwer klarmachen. Viele Gespräche hatten wir deshalb schon miteinander geführt und ich hatte ihr bislang vergeblich zu erklären versucht, dass auch meine Beziehung zu Henri viele Jahre reifen musste, um das zu werden, was sie jetzt war. Wie lange hatte es nur gedauert, meine so erfüllende Bestimmung als seine dominante Herrin zu finden! Als wir dann begannen, unsere Leidenschaften gemeinsam mit Hanna auszuleben, hatten wir in ihr eine Freundin und Geliebte, die aber nie zwischen Henri und mir stand, sondern unser Leben ergänzte. Wir hatten eine seltsame Gemeinschaft gebildet, die es für sie inzwischen jedoch unmöglich machte, eine normale Beziehung zu einem anderen Mann aufzubauen.

Hanna unterbrach das Schweigen.

„Ewa, heute steht viel für uns viel auf dem Spiel. Ich habe eine Heidenangst, dass ich meinen Arbeitsplatz verliere. Setz deinen Einfluss und deine Überzeugungskraft gleich in der Besprechung für uns ein so gut du nur kannst!“

Es stand tatsächlich alles auf Messers Schneide. Die Wirtschaftskrise hatte auch unsere Firma erreicht. Ich musste alles daransetzen, die Mitarbeiter meiner Abteilung und mich so gut es ging zu schützen. Ich schaute auf die Uhr.

„Nur noch zehn Minuten! Vielleicht hast du Recht und ich sollte da vielleicht etwas nachhelfen. Auch wenn es etwas unfair ist, ich wüsste da einiges, das ich geltend machen kann“, sagte ich nachdenklich und spürte, dass sich tief in mir etwas regte.

Ruhig liegt das Wasser in der Abendsonne, die sich in den unzähligen Prismen der seichten Gischt spiegelt. Mühelos scheinen die Bewegungen des Schwarzen Schwans die zarten Wellen des Wassers zu durchbrechen. Das Gefieder, schwarz wie die Nacht, funkelt verführerisch wie die Versuchung.

Langsam neigt die stolze Kreatur ihren langen und schlanken Hals hinab und fixiert einen Punkt, tief unten in der kalten Dunkelheit des Wassers. Und als sich die Pupille wie ein Vorhang aufschiebt, scheint sie ein von dort kommendes, geheimnisvolles Bild in sich aufzunehmen.

Ich zuckte vor Schreck zusammen.

Wieder der Schwarze Schwan! Seit ich mich in dieser faszinierenden Welt der sexuellen Dominanz bewegte, ließ mich diese Erscheinung nicht mehr los und tauchte immer wieder in meinen Gedanken auf.

„Hanna, ich glaube, ich werde heute meine gesamte Überzeugungskraft benötigen und die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer auf mich lenken müssen!“, sagte ich und ging zu meinem Kleiderschrank, der neben einer Notgarderobe aus einem Businesskostüm, einem Paar schwarzer Pumps und ein paar Stoffblusen und Röcken auch einige Kleidungsstücke aus einem weitaus schöneren Material enthielt: erotische Latexwäsche, die ich versteckt unter meiner normalen Kleidung anzog, wenn ich bei Verhandlungen zusätzlich auch einmal meinen Körper und Sexappeal einsetzen musste, um mich bei den jeweiligen Gesprächspartnern durchzusetzen.

„Komm und hilf mir, mich anzuziehen!“, sagte ich, während ich meine Schuhe, die Strumpfhose und den Slip auszog. Hanna befolgte meine Anweisungen und reichte mir darauf ein paar halterlose Strümpfe. Ich zog sie an meinen Beinen hoch und schlüpfte wieder in meine Schuhe. Dann zog ich mir einen Latexslip an und zog den Rock über meinem Hinterteil wieder glatt. Das kühle, elastische Material des Slips legte sich auf meine rasierte Scham und nahm langsam meine Körpertemperatur an. Ich atmete tief ein. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Dann stellte ich mich vor Hanna und sah sie erwartungsvoll an. Sie verstand mich ohne Worte, knöpfte meine Bluse auf und schaute auf meinen schwarzen BH.

Sie schluckte und stutzte. Es war, als wollte sie mir etwas sagen.

„Hanna! Worauf wartest du? Hast du meine Brüste schon so lange nicht mehr gesehen? Ich will jetzt die Korsage tragen!“

Ich hob meine Arme und sie legte mir die brustfreie Korsage um die Taille und zog die Schnürung am Rücken stramm. Ich atmete wieder ganz tief ein, ich liebte das berauschende Gefühl von Latex auf meiner Haut. Es verlieh mir ein Gefühl von Souveränität und Unnahbarkeit, und ich fühlte mich einfach wohl in dieser Wäsche. Das Material saß nun perfekt und ich zog meine weiße Stoffbluse und dann einen kurzen Blazer darüber.

„Sag, wie sehe ich aus?“, fragte ich.

Hanna antwortete nicht, sondern musterte mich schweigend. Sie nickte und sprach schließlich mit einem leicht ironischen Unterton:

„Zumindest wird es nicht an deinem Auftreten gelegen haben, wenn unsere Abteilung von den Entlassungen ebenfalls betroffen sein wird.“

Wir mussten beide lächeln.

„Egal wie es läuft, auf jeden Fall will ich zusammen mit dir und Henri heute Abend noch in die Sauna gehen. Und wenn wir Erfolg haben und von den Entlassungen ausgenommen bleiben, dann werden wir beide mit Henri diesen Erfolg nach der Sauna noch kräftig feiern!“

Ich ergriff Hannas Hand, schob sie unter meinen Rock und drückte ihre Handfläche gegen meinen Slip. Ich spürte jetzt ihren kleinen Finger, der den Saum des Slips etwas beiseite drückte und sich dann dahin schob, wo sich ein dünner Film von warmer Feuchtigkeit gebildet hatte.

„Fühlst du, wie feucht ich schon bin?“, fragte ich sie und stöhnte dabei ganz leise.

Hanna nickte und legte ihr Gesicht an meinen Hals.

„Wenn du weitermachst, komme ich hier nicht mehr weg von dir!“, flüsterte ich und fühlte ihre Nasenspitze, ich spürte, dass sie den Geruch meiner Haut einatmete und mich zärtlich am Hals küsste.

„Ich habe noch etwas, dass ich unbedingt loswerden möchte“, sagte sie leise zu mir.

Ihre Stimme stockte.

„Darüber werden wir aber erst später reden! Ich muss nun gehen!“, erwiderte ich.

Nach diesen Worten zog ich ihre Hand weg und nahm meine Arbeitsmappe in die Hand. Wortlos verließ ich das Büro und ging zu der Besprechung. Bei jedem Schritt spürte ich das Reiben meiner feuchten Schamlippen auf der Oberfläche des glatten Slips. Hannas Finger hatten ganze Arbeit geleistet, ich war sexuell erregt und ein seltsam bekanntes Gefühl der inneren Stärke überkam mich.

2. Der seltsame Fall des Adrian Schönfeld

Ich musste mich beeilen, damit ich es rechtzeitig zur Besprechung in den Sitzungssaal schaffte. Der Raum befand sich im selben Stockwerk, in dem ich mein Büro hatte, lag jedoch in einem anderen Gebäudeflügel. So hatte ich einen längeren Fußweg zurückzulegen, bis ich mein Ziel nach schier endlosen Fluren und Gängen endlich erreichte. Die Arbeitsmappe mit den Zahlen meiner Abteilung in der Hand haltend trat ich so unauffällig wie möglich ein. Die Teilnehmer hatten zum größten Teil schon ihre Plätze an einem langen Tisch eingenommen, einige von ihnen schauten kurz auf, als ich eintrat, andere schienen keine Notiz von mir zu nehmen.

Bei dieser Besprechung waren neben der Geschäftsführung, allen Abteilungsleitern, dem Betriebsrat und der Personalchefin auch drei externe Wirtschaftsprüfer sowie zwei Rechtsanwälte anwesend.

Herr Dr. Baade, der verantwortlich handelnde Geschäftsführer, erhob sich und begann seine Rede.

„Wie Sie der Besprechungsmappe entnehmen konnten, hat die Wirtschaftskrise inzwischen auch unseren Betrieb erreicht. Die Monatszahlen und Umsätze stagnieren über ein Jahr und sind in den vergangenen vier Monaten sogar um alarmierende dreißig Prozent eingebrochen, so dass der Fortbestand des Unternehmens ernsthaft in Gefahr ist. Wir müssen die Organisationsstrukturen straffen und Rationalisierungsmaßnahmen einleiten. In dem Zusammenhang sehen wir uns leider gezwungen, einigen Mitarbeitern zu kündigen. Außerdem sind für alle dann verbleibenden Beschäftigten schmerzhafte Einschnitte zu erwarten. Die Veränderungen werden nicht nur die Mitarbeiter in den Bearbeitungsebenen betreffen, sondern bis in die Geschäftsleitung reichen. Wir müssen insgesamt vierzig Mitarbeitern kündigen. Diese Kündigungen werden zunächst die Arbeitnehmer treffen, deren Arbeitsverträge zeitlich befristet sind, indem diese Verträge nicht mehr verlängert werden. Ferner werden einige ältere Mitarbeiter eine Vorruhestandsregelung in Anspruch nehmen müssen. Damit wären etwa zwanzig Kündigungen abgedeckt. Bei den restlichen zwanzig Arbeitnehmern werden wir nach sozialen Gesichtspunkten entscheiden.“

Er setzte sich und fuhr mit leiserer Stimme fort:

„Ich möchte nun die einzelnen Abteilungsleiter bitten, ihre Zahlen darzulegen und die anstehenden Änderungen aus ihrer Sicht zu erläutern!“

Nacheinander begannen die Abteilungsleiter mit ihren Ausführungen. Ich kam als letzte Rednerin an die Reihe und musste mich so gut wie möglich verkaufen, um meine Abteilung und natürlich auch meine eigene Haut zu retten. Meine Zahlen waren zwar in Ordnung und nicht schlechter als die der anderen Abteilungsleiter, aber darauf konnte ich mich natürlich nicht verlassen.

Im Gegensatz zu den männlichen Vorrednern blieb ich bei meinem Vortrag nicht sitzen.