Der Tod im Buchenloch. Das Steinzeitexperiment - Rainer Nahrendorf - E-Book

Der Tod im Buchenloch. Das Steinzeitexperiment E-Book

Rainer Nahrendorf

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Beschreibung

Der Eifelkrimi nimmt die Leser mit auf eine Reise in die jüngere Altsteinzeit. Um das Jahr 38 000 vor Christi hatten sich die eiszeitlichen Gletscher zurückgezogen und ergrünte die Tundrenlandschaft mit ihren Rentierherden, Riesenhirschen und Wollhaarmammuts. Es war die Zeit, in der Neandertaler fast nur noch auf der iberischen Halbinsel lebten. Aber es gab Ausnahmen: eine kleine Horde durchstreifte die Eifel, vermischte sich mit den aus Afrika zugewanderten modernen Menschen, bis sie völlig von ihnen verdrängt wurden. Das Leben unserer Vorfahren in dieser Zeit will eine kleine Gruppe von Studenten der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie erforschen. Experimentelle Archäologie ist ihr Steckenpferd. Ein Besuch des Gerolsteiner Naturkundemuseums inspiriert die zwei Studentinnen und drei Studenten zu einem Steinzeitexperiment in der Buchenlochhöhle in den Gerolsteiner Dolomiten. Unter den Studenten sind Lucy, die schöne farbige Studentin aus Nairobi und ihr blonder deutscher Freund Jan-Hendrik die Stars. Das Paar wird von den anderen bewundert und beneidet. Lucys Vorfahren stammen wie die Vorfahren der Steinzeitjägerin Mimi aus dem Naturkundemuseum in Gerolstein vom Turkana-See in Kenia. Das von der Naturschutzbehörde nicht genehmigte Experiment findet heimlich an den Weihnachtagen statt. Es nimmt einen unvorhersehbaren dramatischen Verlauf. Lucy erkrankt schwer. Sie wird mit Vergiftungserscheinungen von DRK-Rettern aus der Höhle geborgen und in das Brüderkrankenhaus nach Trier gebracht. Bevor sie das Krankenhaus erreichen, stirbt Lucy. Die Ärzte vermerken auf dem Totenschein "unnatürlicher Tod" und melden ihn der Polizei. Die benachrichtigte Staatsanwaltschaft ordnet die Obduktion der Leiche an. Noch bevor das Ergebnis der Obduktion vorliegt, nimmt Kommissar Marcus Victorius vom K1 der Kriminaldirektion Trier die Ermittlungen auf.

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Rainer Nahrendorf

Der Tod im Buchenloch - Das Steinzeitexperiment

Deutsche Nationalbibliothek, CIP Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.

© 2020 Rainer Nahrendorf

Schriftsatz: Dr. Bernd Floßmann. IhrTraumVomBuch.de

Verlag und Druck: tredition GmbH,

Halenreihe 40-44, Hamburg

978-3-347-03165-4 (Paperback)

978-3-347-03166-1 (Hardcover)

978-3-347-03167-8 (e-Book)

Der Tod im Buchenloch

Das Steinzeitexperiment

Ein Eifelkrimi

Rainer Nahrendorf

Die Buchenlochhöhleim Dolomitfelsmassiv der Gerolsteiner Kalkmulde ist 30 Meter lang, 4 Meter breit und hat eine durchschnittliche Höhe von 2,4 Metern. Sie wurde während der Eiszeit von Menschen und Tieren aufgesucht. Gefunden wurden Überreste eiszeitlicher Tiere und Nachweise der Nutzung der Höhle durch Menschen der Steinzeit. Ein entdecktes Steinwerkzeug ließ sich der mittleren Altsteinzeit zuordnen. Bis zum Jahr 40 000 vor Christi lebten noch Neandertaler in der Eifel, danach vielleicht Mischlinge aus Neandertalern und modernen Menschen, bis die modernen Menschen die Neandertaler vollends verdrängten. Die Höhle ist öffentlich zugänglich und über den Gerolsteiner Felsenpfad/ Eifelsteig erreichbar. Aber im Steinzeitexperiment erkunden die Studenten auch andere Wege zur Höhle.

Die Menschen in der Hauptstraße im alten Stadtkern von Gerolstein blieben stehen und drehten sich um, als an einem Dezember-Sonntag kurz vor Mittag ein kleiner Trupp von zwei Frauen und drei Männern an ihnen vorbei zum Naturkundemuseum zog. Es war die Frau im Zebrafellmantel, die die Blicke auf sich zog. Sie trug Stiefeletten aus Zebrafell mit bordeauxroten Absätzen. Einige Schritte ging sie wie ein Mannequin auf dem Catwalk, dann hakte sie sich wieder bei dem blonden jungen Mann ein, der neben ihr ging. Es war ein attraktives Paar. Die schlanke, langbeinige junge afrikanische Frau mit ihren feinen Gesichtszügen und hellbraunem Teint und ihr blonder Begleiter, der sie um eine Kopflänge überragte.

Lucy, so hatte sie ihr Vater Kiano Keyina genannt, war die Tochter einer deutschen Mutter und eines kenianischen Archäologen. Ihrem Vater war der Ohrwurm der Beatles „Lucy in the sky with diamonds“ nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er lief im November 1974 in einer Dauerschleife bei den Ausgrabungen in der äthiopischen Afar-Senke. Damals hatten die Forscher Teile eines 3,2 Millionen Jahre alten Skeletts eines weiblichen Vormenschen gefunden und ihr den Namen „Lucy“ gegeben.

Der Name Lucy sollte in ihrer Tochter die Liebe zur Archäologie wecken. Lucys Eltern hatten sich bei einer cultural-heritage-tourkennen- und lieben gelernt. Schon als Baby hatte Lucy ihre Eltern und Besucher mit ihrem strahlenden Lächeln fasziniert. Ihre Schönheit und Ausstrahlung halfen ihr, das Studium am Departement of History and Archeology der University of Nairobi zu finanzieren und sich auf ihr Diplom in cultural tourism vorzubereiten.

Sie war bei dem Casting einer international operierenden Modelagentur ausgewählt worden, weil sie dem kenianischen Top-Model Ajuma Nasenyana ähnlich sah. Sie war nur jünger und für viele noch schöner. Deshalb wurde sie häufig für eine Modenschau engagiert. Das war lukrativer, als Gruppen zu den Wiegen der Menschheit im Turkana District of Kenia zu führen. Aus diesem District stammten ihr Vater und Ajuma Nasenyana. Die Region um den Tur-kana-See, der früher Rudolfsee genannt wurde, war durch den Turkana Boy bekannt geworden. Dieser 1,5 Millionen Jahre alte Urmensch war am Ufer dieses großen Wüstensees gefunden worden.

Nun war sie gespannt auf die Begegnung mit Mimi im Gerolsteiner Naturkundemuseum. Mimi war die Jägerin, die der Neandertalhäuptling Bron in seinen Clan aufgenommen hatte. Mimis Vorfahren waren einst vom Turkana-See aufgebrochen, um neue Jagdgebiete zu suchen und irgendwann in Europa angekommen. Bron und Mimi warteten auf sie im Steinzeitzimmer des schönen Gerolsteiner Naturkundemuseums mit seiner bunten Sammlung von Schmetterlingen, seltenen Fossilien wie Trilobiten, einer interaktiven Waldabteilung und einem Nachbau der Buchenlochhöhle. Während Bron mit seinen kräftigen Knochen, seinem Kiefer und seinen Augenwülsten, der fliehenden Stirn und dem wenig ausgeprägten Kinn unzweifelhaft ein Neandertaler war, fehlten Mimi diese Merkmale. Sie war ein moderner Mensch, ein Homo sapiens, Nachfahre des afrikanischen Homo erectus. Diese Nachfahren hatten um das Jahr 40 000 vor Christi Europa erreicht, sich mit den Neandertalern erst vermischt und sie dann nach und nach aufgrund ihrer größeren Anpassungsfähigkeit an die Klimaschwankungen der letzten Eiszeit und ihrer überlegenen Fähigkeiten verdrängt.

Ein steinzeitliches Model, eine Schönheit war die Steinzeitjägerin Mimi nicht, aber wie Lucy ein interessanter Frauentyp. Lucy stellte sich neben die Büste von Mimi und bat ihren Freund, mit seinem Smartphone ein Foto von ihnen beiden zu machen. Das wollte sie zusammen mit einem weiteren Foto von sich und ihrem Freund als Mail-Anhang ihren Eltern nach Nairobi schicken. In der Mail wollte sie von dem Steinzeitexperiment berichten, das die kleine Gruppe für die Tage um das bevorstehende Weihnachtsfest plante.

Ihr Freund war der 25jährige Jan-Hendrik Petersen. Er studierte vor- und frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Hamburg.

Jan-Hendrik wohnte unweit der Uni im Hamburger Schanzenviertel, ganz in der Nähe seines Hamburger Lieblingsvereins FC St. Pauli. Die autonome Szene im Schanzenviertel mied er. Er stammte aus einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie, aus dem Elbvorort Nienstedten. Aber schon während seiner Schulzeit hatte es ihn immer zu seinem Großvater Peter Petersen an das Elbufer nach Oevelgönne gezogen. Der Kapitän a.D. konnte wunderbare Geschichten erzählen. Jan-Hendrik hing an seinen Lippen, wusste allerdings nie, ob die Geschichten wahr oder Seemannsgarn waren.

In Oevelgönne, vierhundert Meter entfernt vom Museumshafen mit seinen Traditionsschiffen, hatte sein Opa eines der kleinen Häuser direkt am Elbufer-Wanderweg nach Teufelsbrück gekauft, als er nach mehr als vier Jahrzehnten für immer an Land ging. Kaum hatte er das Haus bezogen, hatte ihn das Hineinglotzen der Spaziergänger in seine Fenster so sehr gestört, dass er ein Schild mit der Aufschrift in sein Fenster stellte „Die Elbe ist auf der anderen Seite“. Direkt gegenüber dem Haus hatte er einen Minigarten, von dem sie die auf der Elbe ein- und auslaufenden Schiffe beobachteten, sich gelegentlich zum Haus umdrehten und sich vor Lachen krümelten, wenn sie die Reaktionen der ertappten Gaffer sahen.

Sein Opa hatte viele Jahre Fracht- und Containerschiffe über alle Weltmeere gesteuert. Er hatte in Hamburg eine leidenschaftliche Liebe gehabt, die nicht ohne Folge geblieben war. Die Folge hieß Isabella, ein kleines Mädchen, das eine so „seute Deern“ war wie ihre Mutter. Nur die Mutter wollte keinen Seemann heiraten, der fast nie zuhause war. Sie zog es vor, dann lieber von vornherein alleinerziehend zu sein. Wenn immer er in Hamburg sei, würden sie und Isabella sich freuen, wenn er sie besuchte. Isabella war Jan-Hendriks Mutter. Als er 60 Jahr alt wurde, hatte sein Opa beschlossen, von seiner Rente und seinem Vermögen zu leben.

Es reichte, um seinem Lieblingsenkel Jan-Henrik fast jeden Wunsch zu erfüllen. Einer dieser Wünsche waren die Besuche des 1999 eröffneten Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf. Diese Besuche waren es, die Jan-Hendrik nach dem Abitur bewogen hatten, urgeschichtliche Archäologie zu studieren. Die Eltern hatten zwar vor der Wahl eines brotlosen „Orchideenfaches“ gewarnt, aber Jan-Hendrik hatte seinen Kopf durchgesetzt. Der Fürsprache seines Opas hätte es gar nicht bedurft.

Jan-Hendrik war willensstark und wild wie die von ihm verehrten Wikinger, ein blonder, breitschultriger, ein Meter und 96 Zentimeter großer Hüne mit tiefblauen Augen und einigen Sommersprossen um die Nase. Ein wenig ein „Macho“ war er auch, aber er konnte so charmant sein, dass ihm Frauen nur schwer widerstanden.

Der Opa hatte ihm ein Auslandssemester an der renommierten Stony Brook University im US-Staat New York finanziert. Die Stony Brook University ist die akademische Basis des Turkana Basin Institute in Kenia. Das Institut bietet Einrichtungen und Unterstützung für Vortragsreihen, Symposien, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising-Aktivitäten; ein akademisches Zuhause für Absolventen und Postdoktoranden aus Amerika und Afrika.

Dort am Turkana-Basin-Institute hatte er Lucy bei einem Symposium kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, eine heißblütige Liebe voller Leidenschaft. Lucy hatte zwar gelegentlich mit Gemütsschwankungen zu kämpfen, aber sie war überglücklich, ihren Traummann gefunden zu haben. Alle ihre Träume erfüllte Jan-Hendrik allerdings nicht. Lucy sehnte sich danach, von ihm liebkost zu werden und immer, wenn sie Sex hatten, einen grandiosen Orgasmus zu haben. Der blieb aber aus, weil Jan-Hendrik viel zu schnell kam. Sie hoffte, dass sich dies mit der Zeit geben würde und sie gemeinsam zu ihrem Höhepunkt kommen würden. Sie dachte, sie sei vielleicht an Jan-Hendriks Quickies selber schuld. Sie wollte nur geschützten Sex und jedes Mal das Kondom selbst über Jan-Hendriks erigierten Penis ziehen, um den sicheren Sitz zu überprüfen.

Das hatte Jan-Hendrik verwundert. Auf seine Frage, warum sie dies tue, hatte sie geantwortet: „Meine beste Freundin ist an Aids gestorben. Ihr Freund hatte sie angesteckt. Ich möchte einmal heiraten und Kinder haben. Dann ist die Zeit für ungeschützten Sex gekommen.“ Weshalb sie selbst beim Sex ihre Halskette aus scharlachrot glänzenden kleinen harten Früchten nicht ablegte, erklärte sie nicht. Sie sagte nur: „Die Turkana-Frauen lieben Perlenschmuck. Diese ,Gebetsperlen‘ sind meine Glücksbringer. Du weißt doch, dass du mich glücklich machst.“