Kalle und die Nachtjäger der Eifel - Rainer Nahrendorf - E-Book

Kalle und die Nachtjäger der Eifel E-Book

Rainer Nahrendorf

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Beschreibung

"Kalle und die Nachtjäger der Eifel" ist ein von der Deutschen Akademie für Kinder-und Jugendliteratur empfohlenes Naturbuch und hat deren Gütesiegel erhalten. In der Empfehlung heisst es:" Ein engagiertes Sachbuch mit zahlreichen Abbildungen und informativen Texten, das nicht nur Kinder begeistern wird". Kalle, ein neunjähriger Eifeler Junge, ist ein Fledermaus-Fan. Die mit den Händen fliegenden Flugakrobaten faszinieren ihn. Er lädt Kinder und Jugendliche ein, ihn auf seinen abenteuerlichen Fledermausexpeditionen zu begleiten, denn die vielfach gefährdeten Fledermäuse brauchen Freunde. So fährt er mit seinem Mountainbike die Windräder auf den Eifeler Höhen ab, um verletzte Fledermäuse zu retten. Sein blinder Freund begleitet ihn in einen Fledermaustunnel und in ein Bibertal. Der Freund "sieht" - wie die Fledermäuse - mit den Ohren. Er beherrscht die Klick-Sonartechnik, orientiert sich mit seinem feinen Gehör an dem Echo seines Zungenschnalzens. Kalles Freund kann an den mit einem BAT-Detektor hörbar gemachten Rufen erkennen, welche Fledermausart es ist. Beim Klettern in eine Fledermaushöhle bringt sich Kalle selbst in höchste Gefahr. Er nimmt an einem nächtlichen Fang von Fledermäusem mit hauchdünnen Netzen teil und besucht das Mayener Grubenfeld, eine beliebte Fledermausherberge an einem erloschenen Eifel-Vulkan. Dort findet die aufregende Bat-Night statt. Den Höhepunkt seiner Expeditionen bildet ein Besuch der Dinosaurier im Berliner Naturkundemuseum und der Blut trinkenden Vampirfledermäuse im Berliner Zoo. Nach der Lektüre der Geschichten wissen die Leser viel über Fledermäuse. Sie können es durch einen Besuch der Fledermausakademie überprüfen und erweitern. Die Akademie bildet das Schlusskapitel des Buches. Sie verleiht ihren erfolgreichen Absolventen den Titel eines "Bat-Masters". Das Buch ist ein spannender Lesestoff. Es erschließt und veranschaulicht mit vielen Fotos die geheimnisvolle Welt der Fledermäuse.

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Seitenzahl: 66

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Ein Buch für junge Fledermausfans

Cover-Foto Abendsegler : Dr. Andreas Zahn

Inhaltsverzeichnis

Der Autor

Vorwort

Kalle stellt sich vor

Der Fledermausretter

Die Wochenstube unter dem Kirchendach

Der blinde Freund

Der Eishöhlenschock

Die Fledermausherberge am Vulkan

Bei den Blut leckenden Vampiren

Die Fledermausakademie

Vorwort

Fledermäuse brauchen Freunde

Fürchteten sich viele Menschen früher vor den „Vampiren der Nacht“, haben die Schauergeschichten des Grafen Dracula heute kaum noch einen negativen Einfluss auf das Bild, das sich die Europäer von Fledermäusen machen. Die Mücken, Falter und andere Insekten fressenden Nachtjäger gelten als eine für den Menschen eher nützliche Tierart, vor allem aber als faszinierende Flugakrobaten. Das ist in

Mittel- und Südamerika anders. Hier gibt es drei Blut leckende Vampirfledermausarten, die Tiere und selten auch Menschen anfallen sowie durch die Übertragung der Fledermaustollwut bei Tierzüchtern gewaltige Schäden anrichten können. Deshalb werden Vampirfledermäuse, insbesondere der Gemeine Vampir verfolgt und gejagt. Schlafplätze werden gesprengt oder ausgeräuchert. Auch viele harmlose Fledermäuse werden als „Kollateralschäden“ damit vernichtet. Oder sie werden mit Netzen gefangen und ihr Fell wird mit Gift bemalt, damit sich andere Vampirfledermäuse später bei der gegenseitigen Fellpflege selbst vergiften.

In Afrika und Asien werden Fledermäuse bejagt. Nicht so sehr, weil die Süßes liebenden in der Regel größeren und schwereren Flughunde - sie sind Vegetarier - in Obst-Plantagen einfallen, sondern weil sie als Nahrungsmittel, in einigen Regionen sogar als Delikatesse gelten.

Von den derzeit 25 in Deutschland lebenden Fledermausarten gelten alle als gefährdet. Die Gefährdungsstufe schwankt zwischen den Arten und deutschen Regionen. Die Kleine Hufeisennase ist in der Eifel ausgestorben. Fledermäuse sind zwar nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt, aber das hilft wenig, wenn ihre natürlichen Lebensräume in der Landschaft immer geringer  werden, ihre Quartiere bei Renovierungen verloren gehen, sie sterben, weil sie durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden vergiftete Insekten fressen, Verkehrsunfällen oder Windkraftanlagen zum Opfer fallen.

Ihre Aktivitäten und Lebensnotwendigkeiten müssen in der Land- und Forstwirtschaft, beim Bau von Verkehrswegen und deren Beleuchtung, bei der Planung und dem Bau von Windkraftanlagen stärker berücksichtigt werden. Fledermäuse brauchen vor allem Freunde. Kalle hofft, unter euch jungen Lesern Freunde zu finden. Er lädt euch ein, mit ihm auf  Federmaus-Nachtsafaris zu gehen. Bitte Taschenlampen nicht vergessen!

Den Fledermausexperten und Fledermausschützern  Dr. Anne Ipsen,

Dr. Andreas Kiefer, Dr. Andreas Zahn sowie Markus Thies danke ich für ihren Rat und ihre Hilfe. Ich habe von ihrer Expertise und Erfahrung profitiert sowie eindruckvolle Fotos erhalten. Mein Dank gilt auch dem Naturfotografen und Naturfilmer Dietmar Nill für seine grandiosen, motivierenden Filme und Fotos.

Nicht zuletzt danke ich meiner Frau dafür, dass sie den Zick-Zack-Flug einer Zwergfledermaus durch unser Ferienhaus ohne Sympathieverlust für die Nachtjäger verkraftet hat, die Kotspuren auf  den Blockhausrundhölzern gelassen hinnimmt und meine Texte Korrektur gelesen hat.

Kalle stellt sich vor

Der Fledermausretter

 Jeden Morgen, wenn Kalle zur Schule radelt, sieht er, wie ein Fuchs die Windräder auf den Habscheider Höhen abläuft. Dort stehen die Windräder dicht an dicht. Die morgendliche Fuchspatrouille hat ihn neugierig gemacht. Heute, gleich nach der Schule, will er der Sache auf den Grund gehen. Kalle schwingt sich auf sein Mountainbike und fährt die Windräder ab. Er findet wieder tote Fledermäuse. Schon in der letzten Juli-Woche lagen einige auf der Weide. Nun, Anfang August, sind es noch mehr. Er fährt nach Hause zurück und sucht in seinen Fledermausbüchern nach einer Erklärung für den Fledermaustod an den Windrädern. Bei einem Professor aus Greifswald, Dr. Gerald Kerth, wird er fündig. Kehrt hat in seinem Buch über die faszinierende Welt der Fledermäuse  den Fledermaustod so erklärt, dass es auch Kinder verstehen. Ein Teil der Fledermäuse wird von den Rotorblättern erschlagen. Hochfliegende Fledermäuse wie der  Große Abendsegler sind besonders gefährdet, obwohl sie mit ihren schmalen langen Flügeln und einer Spannweite von 40 cm 50 Stundenkilometer schnell fliegen. Kein  Nachtjäger bei uns ist noch schneller.

Windräder stehen manchmal in den unbekannten Zugrouten, die die Fledermäuse auf ihren Wanderungen zwischen Winter- und Sommerquartieren nutzen. Das erhöht die Kollisionsgefahr für die in Baumhöhe oder noch darüber fliegenden Abendsegler. Besonders,  wenn sie auf ihrer Jagd nach Nachtfaltern den Windrädern zu nahe kommen. Dann versagt ihre weit nach vorn gerichtete Ultraschallortung und es kann sie ein hinter ihnen herabsausendes Rotorblatt treffen.

Dabei ist die Gefahr am größten, wenn der Wind in der ersten Nachthälfte nur schwach weht. Dann herrscht am Fledermaushimmel Hochbetrieb. Fast alle Fledermäuse jagen zu dieser Zeit. Frischt in einer Flaute der Wind aber plötzlich auf, wird es brandgefährlich für die Fledermäuse. Einige können den Rädern, die sich dann mit Höchstgeschwindigkeit drehen, nicht mehr ausweichen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass neu gebaute Anlagen Fledermäuse angelockt haben. Einige verwechseln sie mit den Baumkronen, andere wollen die Insekten erbeuten, die sich um die nachts teilweise beleuchteten Rotorkapseln sammeln.

Eigentlich sollten Windräder nicht zu dicht an Waldrändern und schon gar nicht inmitten der Wälder stehen. Sie sollten sich nach Einbruch der Dämmerung, wenn die Fledermäuse am häufigsten fliegen, automatisch abschalten. Aber nur wenige, insbesondere ältere Anlagen, haben diese Abschaltautomatik für die Fledermaus-Stoßzeit.

Vor allem junge Zwergfledermäuse, die noch keine Erfahrung haben, kollidieren sehr häufig mit den Windrädern oder kommen durch ein Barotrauma um.

Barotrauma ? Kalle versteht Bahnhof. Aber auch dafür findet er eine Erklärung. Durch das schnelle Drehen der Rotoren entstehen Turbulenzen mit kleinräumigen Luftdruckunterschieden an den Rotorspitzen. In den verwirbelten Luftströmen und durch den Druckabfall kommen die Fledermäuse um. Die Tiere sehen zwar unverletzt aus, aber ihre Lungen und inneren Organe sind verletzt und sie verbluten innerlich Viele dieser Fledermäuse werden nicht in unmittelbarer Nähe gefunden, sondern stürzen erst ab, wenn sie bereits viele Meter geflogen sind. Dass Fledermäuse am Barotrauma sterben,  hat man herausgefunden, als man tote Fledermäuse sezierte, die eigentlich unverletzt aussahen. Kalle liest von Hochrechnungen und Schätzungen, nach denen jährlich in Deutschland bis zu 200 000 Fledermäuse an Windenergieanlagen verunglücken.

Zwergfledermaus

Als er zu den Rädern zurückfährt, sieht er, dass zwei der am Boden liegenden Fledermäuse noch leben. Er hofft, dass sie später nicht am Barotrauma sterben. Erst einmal muss er sie vor den Greifvögeln retten. Die Bussarde haben gelernt, dass ihnen die Windräder selbst gefährlich werden können. Deshalb meiden sie größere Windparks. Sie wagen unter den Rädern nur Tiefflüge, spähen von Weidepfählen auf leichte Beute  -  so wie sie es an den Autobahnen tun, wo sie auf überfahrene Tiere lauern. Die Aas fressenden Milane sind auch nicht weit. Sie werden selbst häufig Opfer von Windenergienanlagen. Höchste Gefahr droht von den streunenden Katzen und nachts von den Mardern.

Kalle nimmt die bissfesten Lederhandschuhe aus seinem Fledermausnotfallkoffer und den alten Wollschal. Die Handschuhe zieht er an, um die aufgeregten Tiere nicht zu verletzen und um selbst nicht verletzte zu werden. Die Fledermäuse wissen ja nicht, dass Kalle sie retten will. Sie fühlen sich von ihrem Retter bedroht und beißen dann schnell. So ein Fledermausbiss kann ganz schön weh tun. Das könnt ihr euch sicherlich denken, wenn ihr das Gebiss der Fledermäuse anschaut. Fledermäuse knacken in einer Nacht bei ihrer Jagd nach Insekten viele hundert Mal den Chitinpanzer ihrer Beutetiere, von Mücken, Schnaken, Fliegen, Faltern, Spinnen und Käfern. Ohne scharfe Zähne ginge das nicht.