Der Umweg - Gerbrand Bakker - E-Book

Der Umweg E-Book

Gerbrand Bakker

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Beschreibung

An klaren Tagen kann man in der Ferne das Meer sehen, und auf den verwunschenen Wegen rings um das alte walisische Farmhaus ist lange niemand mehr gewandert. Es ist ein schöner Flecken Erde, den Agnes sich als Versteck ausgesucht hat. Dort lassen sich die Gedanken an das, was sie aus Amsterdam vertrieben hat, leichter im Zaum halten: ihr ahnungsloser Mann, der junge Student, vor allem aber die Angst vor dem Kommenden. Doch eines Tages nistet sich der junge Bradwen bei ihr ein. Ähnlich wie Agnes gibt er kaum etwas über seine Vergangenheit preis. Und Agnes, die nicht mit dem Rauchen aufhört, weil sie sich dafür zu krank fühlt, stellt fest: Vorsicht und Zurückhaltung sind nur etwas für die Gesunden. Der Umweg zeigt uns eine Frau, die in auswegloser Situation Stärke zeigt und beschlossen hat, auf Umwege zu verzichten. Sacht und selbstverständlich geht der Roman unter die Haut. Die Töne, die er anschlägt, hallen lange nach.

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Seitenzahl: 286

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An klaren Tagen kann man in der Ferne das Meer sehen, und auf den verwunschenen Wegen rings um das alte walisische Farmhaus ist lange niemand mehr gewandert. Es ist ein schöner Flecken Erde, den Agnes sich als Versteck ausgesucht hat. Dort lassen sich die Gedanken an das, was sie aus Amsterdam vertrieben hat, leichter im Zaum halten: ihr ahnungsloser Mann, der junge Student, vor allem aber die Angst vor dem Kommenden. Doch eines Tages nistet sich der junge Bradwen bei ihr ein. Ähnlich wie Agnes gibt er kaum etwas über seine Vergangenheit preis. Und Agnes, die nicht mit dem Rauchen aufhört, weil sie sich dafür zu krank fühlt, stellt fest: Vorsicht und Zurückhaltung sind nur etwas für die Gesunden.

Gerbrand Bakker, 1962 in Wieringerwaard geboren, studierte niederländische Sprach- und Literaturwissenschaft in Amsterdam, arbeitete als Übersetzer von Untertiteln und ist Diplomgärtner. Er ist Autor eines etymologischen Wörterbuchs der niederländischen Sprache. Sein Debütroman Oben ist es still wurde u. a. mit dem hochdotierten IMPAC Dublin Literary Award ausgezeichnet und in fast 20 Ländern veröffentlicht.

Zuletzt sind von ihm erschienen: Birnbäume blühen weiß. Roman (st 4170), Tage im Juni. Roman (st 4251) und Komische Vögel. Tiertagebuch (it 4084).

Gerbrand Bakker

Der Umweg

Roman

Aus dem Niederländischenvon Andreas Ecke

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem TitelDe omwegbei Uitgeverij Cossee BV, Amsterdam.

Umschlagfoto: Liesbeth Sluiter / Uitgeverij Cossee

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013

© Suhrkamp Verlag 2012

© 2010 Gerbrand Bakker und Uitgeverij Cossee BV, Amsterdam

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-77710-7

www.suhrkamp.de

Der Umweg

Ample make this bed.

Make this bed with awe;

In it wait till judgment break

Excellent and fair.

Be its mattress straight,

Be its pillow round;

Let no sunrise’ yellow noise

Interrupt this ground.

NOVEMBER

1

An einem frühen Morgen sah sie die Dachse. Sie liefen an dem Steinkreis herum, den sie vor ein paar Tagen entdeckt hatte und gern einmal bei Tagesanbruch sehen wollte. Dachse hatte sie sich immer als friedliche, ein wenig träge und scheue Wesen vorgestellt, aber hier wurde gekämpft und gefaucht. Als die Tiere sie bemerkten, verschwanden sie ohne Hast zwischen den blühenden Stechginstersträuchern. Es roch nach Kokos. Sie ging zurück. Auf dem Weg, den man nur fand, wenn man weit vorausblickte; den sie erahnte, wenn sie auf rostige kissing gates achtete, auf morsche stiles und auf die wenigen Pfähle mit einem Zeichen, das wohl ein gehendes Männchen darstellen sollte. Das Gras war nicht platt getreten.

November. Windstill, feucht. Sie freute sich über die Dachse, es tat gut, die Tiere beim Steinkreis zu wissen, auch wenn sie nicht da war. An dem grasbewachsenen Weg standen uralte Bäume, die Rinde mit hellgrauem, rauhem Moos bewachsen, die Äste brüchig. Brüchig und doch zäh und immer noch belaubt, die Bäume waren auffallend grün für die Jahreszeit. Der Himmel blieb oft grau, das Meer war nicht weit entfernt; wenn sie tagsüber aus einem der Fenster im Obergeschoß schaute, konnte sie es manchmal sehen. An anderen Tagen zeigte es sich nicht, dann sah sie nur Bäume, hauptsächlich Eichen, und hin und wieder hellbraune Kühe, die sie neugierig und zugleich unbeteiligt anblickten.

Nachts hörte sie Wasser, ein kleiner Bach floß am Haus vorbei. Ein- oder zweimal war sie aus dem Schlaf aufgeschreckt, weil der Wind gedreht oder zugenommen und das Wasserrauschen überdeckt hatte. Da war sie etwa drei Wochen hier gewesen. Lange genug, um aufzuwachen, wenn sie ein Geräusch vermißte.

2

Von den zehn dicken weißen Gänsen auf dem Stück Land neben der Zufahrt waren nach knapp einem Monat noch sieben übrig. Die anderen drei verschwanden bis auf wenige Reste: verstreute Federn und ein einziges orangefarbenes Bein. Die verbliebenen Tiere grasten ungerührt weiter. Als Räuber konnte sie sich nur einen Fuchs denken, es hätte sie aber auch nicht gewundert, wenn hier Wölfe oder Grizzlybären gelebt hätten. Sie fühlte sich schuldig, weil die Gänse gefressen wurden, glaubte für ihr Überleben verantwortlich zu sein.

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