Der verschwundene Film - Carlo Andersen - E-Book

Der verschwundene Film E-Book

Carlo Andersen

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Beschreibung

Jan Helmer, der 14-jährige Sohn eines Kopenhagener Kriminalkommissars, ist sich sicher, dass er später einmal den gleichen Beruf wie sein Vater ausüben will. Natürlich ergreift jede Gelegenheit um sich im kleinen als 'Detektiv' zu erproben. Als Jan von seinem Freund Erling erfährt, dass die Filmgesellschaft "Rex" von Dieben überfallen wurde und verschiedene Filmrollen verschwunden sind, entscheidet er sich dieser Sache auf den Grund zu gehen. Nur, wer könnte hinter diesem Diebstahl stecken? Mit viel Geschick und Mut gelingt es Jan die Verbrecher zu lokalisierten. – Eine spannende Jugend-Kriminalgeschichte. Empfehlenswert, insbesondere auch für jüngere Leser.-

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Knud Meister

Carlo Andersen

Der verschwundene Film

Erzählung für Buben und Mädchen

Saga

Der verschwundene Film

Aus dem Danish von Usula von Wiese

Originaltitel: Den forsvundne Film © 1953 Carlo Andersen, Knud Meister

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711458297

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com

Erstes kapitel

«Darf ich vorstellen: Die Herren Jan Helmer und Erling Krag, zwei neue Filmsterne!»

Erling machte lachend eine kleine Verbeugung und eine flotte Bewegung mit der Hand. Kriminalkommissar Helmer blickte von seiner Zeitung auf, und Frau Helmer, die in diesem Augenblick mit Lis, ihrer Tochter, aus der Küche hereinkam, um das Abendessen aufzutragen, fragte besorgt: «Was habt ihr denn nun schon wieder ausgeheckt?»

Jan versuchte zu Wort zu kommen; doch wie gewöhnlich war Erling schneller mit der Erwiderung bei der Hand: «Wir haben nichts ausgeheckt, liebe Frau Helmer, sondern es ist der dänischen Filmindustrie endlich aufgegangen, dass man sich ohne die wertvolle Hilfe, welche die Firma Jan & Co. zu bieten hat, nicht mehr behelfen kann. Der Film braucht neue Namen, neue Sterne, neues Blut. Deshalb hat man uns ein Angebot gemacht, das zwar nicht so grossartig ist, wie es eigentlich sein müsste, doch immerhin einen Anfang und eine kleine Hilfe beim Kauf von Eiscreme bedeutet. Das ist des Pudels Kern.»

Frau Helmer setzte die Schüssel mit dem Hackbraten auf den Tisch.

Kriminalkommissar Helmer faltete die Zeitung zusammen, erhob sich und fragte: «Darf ich um eine Erklärung bitten?»

«Das Ganze ist sicher nichts anderes als das übliche Geschwätz», warf Lis, Jans Schwester, ein.

«Das sagst du heute», entgegnete Erling mit überlegener Miene; «aber der Tag wird kommen, mein Kind, an dem du unser Bild aus der Zeitung schneiden und eingerahmt über dein Bett hängen wirst. Dann wirst du unsere Autogramme zu schwindelerregenden Preisen an deine Freundinnen verkaufen und damit prahlen, dass du uns kennst. Ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterland, und alle Menschen lachten Edison aus, als er sagte, er könnte einen Phonographen schaffen. Aber warte nur...»

«Vielleicht wird ein Stück Hackbraten die Dinge klären», sagte Helmer und wies zum Tisch hin. «Können wir essen, Mutter?»

«Ja, essen wir», rief Etling und setzte sich, bevor ein anderer ein Wort äussern konnte.

«Nun erzählst du uns vielleicht, Jan, was hinter Erlings nebelhaften Andeutungen steckt», sagte der Kommissar.

«Das Ganze ist nichts Besonderes...»

«Na, weisst du!» rief Erling und lud sich den Teller voll.

«Nein, nichts Besonderes», fuhr Jan fort. «Es kam so: Wir segelten heute mit den Junioren von Hellerup, und als wir zurückkehrten, machte die Rex-Filmgesellschaft gerade Aufnahmen am Hafen. Der Regisseur fragte uns, ob wir nicht Lust hätten, bei dem Film mitzuwirken — als Statisten natürlich. Man braucht nämlich ein paar Bilder mit Buben in einem Segelboot, und anstatt lange zu suchen, würde man eben uns nehmen. Dürfen wir?»

«Statisten!» rief Lis und rümpfte die Nase. «Ist das alles?»

«Die meisten Filmsterne haben als Statisten angefangen», versetzte Erling beleidigt. «Es ist nicht jedem gegeben, bei einem Film mitzumachen.»

«Dürfen wir?» wiederholte Jan.

«Tja», sagte Helmer und füllte sich nochmals den Teller, «ihr habt ja Ferien, und ich wüsste wirklich nicht, was dagegen einzuwenden wäre, dass ihr den Filmleuten helft, wenn sie Hafenaufnahmen brauchen. Wie lange soll die Sache denn dauern?»

«Ein paar Tage», gab Jan Bescheid.

«Und habt ihr schon gehört, was ihr eigentlich machen werdet?»

«Es werden sechs Buben gebraucht. Wir sollen mit zwei Booten im Hafen starten, dann ein Wettrennen machen und wieder anlegen; hernach werden wahrscheinlich noch einige Nahaufnahmen im Atelier gemacht. Das ist alles.»

«Glaubt bloss nicht, dass ihr nun hervorragende Schauspieler seid», lächelte Helmer. «Erling scheint das Ganze ja sehr ernst zu nehmen.»

«Es ist auch ernst, Herr Helmer», rechtfertigte sich Erling. «Sie müssen wissen, die Filmleute nehmen nicht jeden x-beliebigen. Sie haben gleich gemerkt, dass wir besondere Eigenschaften haben, die es uns ermöglichen, diese grosse Aufgabe zu lösen. Um ein Filmstern zu werden...»

«Ein Statist», verbesserte Lis.

«Klammere dich nicht an Wörter», tadelte Erling ärgerlich. «Um Filmschauspieler zu werden, wollen wir sagen, muss man Persönlichkeit, Schönheit und Talent haben. Folglich verfügen wir über alle drei Eigenschaften.»

«Und wenn du weiter so viel isst wie jetzt, wirst du nicht auf den Streifen kommen», lachte Jan. «Wir dürfen also mitmachen, Vater?»

«Erling muss natürlich erst seine Eltern fragen», antwortete der Kommissar; «aber ich sehe keinen Grund, es dir zu verbieten. Meines Erachtens ist es eine ganz harmlose Sache. Was meinst du, Mutter?»

«Ich habe auch nichts dagegen», antwortete Frau Helmer. «Wann sollt ihr denn anfangen?»

«Morgen früh, wenn das Wetter schön bleibt.»

«Was für ein Film ist es eigentlich?» erkundigte sich Lis, deren Anteilnahme nun doch geweckt war.

«Er heisst ‚Lied der Wellen‘, und es ist ein Segelsportfilm», erläuterte Jan. «Soviel ich weiss, ist er schon fast fertig. Es fehlen nur noch ein paar Szenen.»

«Das kann für die Jungen recht unterhaltsam werden», meinte Helmer.

«Vom ‚Lied der Wellen‘ habe ich schon gelesen», sagte Lis. «Jens Martin und Birthe Bang spielen darin die Hauptrollen. Habt ihr sie heute gesehen?»

«Sie waren beide da; aber sie spielten nicht. Birthe Bang schaute bloss zu, urld Jens Martin schien gesundheitlich nicht auf der Höhe zu sein; er war nur ganz kurz da und fuhr dann in einem Taxi nach Hause. Ich hörte den Regisseur sagen, dass seine Szene erst morgen gedreht werden könnte.»

«Wie heisst der Regisseur?» fragte Helmer.

«Josef Bergvall. Er ist Schwede.»

«Josef Bergvall? Den kenne ich ja!» rief Helmer. «Er ist der Sohn eines der besten Polizeibeamten von Schweden. Du meine Güte, ist Josef tatsächlich so gross geworden?»

«O ja», fiel Erling ein, «er ist mindestens zwei Meter gross.»

«Als ich Josef Bergvall das letztemal sah... das muss fünf bis sechs Jahre her sein... war er Hilfsregisseur beim schwedischen Film. Sein Vater war keineswegs erfreut, dass der Sohn nicht in seine Fußstapfen treten und nicht Polizeibeamter werden wollte; aber Josef wollte unbedingt zum Film und hatte zu nichts anderem Lust. Ein netter Bursche war er. Du musst ihn von mir grüssen, Jan.»

«Wenn ich doch auch bei dem Film mitmachen könnte», sagte Lis träumerisch.

«Das können wir dir nicht versprechen», erwiderte Erling und setzte seine überlegenste Miene auf. «Wir sind noch nicht überzeugt, dass du Talent hast, und was dein Aussehen betrifft ...»

«Danke, verschone mich», fiel Lis ein.

«Mit Vergnügen!»

«Hört auf, euch aufzuziehen», verwies Frau Helmer. «Möchtest du noch ein Stück Hackbraten, Erling?»

«Vielleicht noch ein kleines. Ich habe es schon immer gesagt, Frau Helmer, kein Mensch versteht sich so wie Sie auf die Kunst, Hackbraten zu machen. Selbst meine Mutter kann es darin nicht mit Ihnen aufnehmen.»

Damit ging Erling dem vierten Stück Hackbraten zu Leibe.

Zweites kapitel

Die Sonne schien fröhlich über dem Hafen Hellerup, und die vielen Segelsportfreunde beeilten sich, ihre Boote für die Fahrt in Ordnung zu bringen. In dem schönen Hafen rührte sich ein buntes Leben, und es erweckte grosse Aufmerksamkeit, als auf einmal die Wagen der Rex-Filmgesellschaft erschienen.

Der Regisseur Josef Bergvall sprang aus seinem eleganten Sportwagen und ging, gefolgt von den Technikern der Filmgesellschaft und einigen Schauspielern, zum Kai. Zwei Boote der Junioren des Segelkiubs waren schon klar zur Ausfahrt. Die Knaben hatten sich bereits in aller Frühe an die Vorbereitungen gemacht, und natürlich herrschte grosse Spannung unter ihnen.

Sogar Erling, der sonst immer dazu neigte, jede Lage auf überlegenste Weise zu nehmen, war etwas benommen von all dem, was nun geschehen sollte. Er erteilte Befehle nach rechts und links; aber niemand hörte auf ihn; denn jeder hatte genug damit zu tun, auf die eigenen Angelegenheiten zu achten. Schliesslich setzte sich der dicke Erling auf den Kai, liess die Beine aufs Wasser hinunterbaumeln und zog es vor, die andern mit mehr oder minder witzigen Bemerkungen anzuspornen.

«Man sollte meinen, ihr hättet noch nie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden», sagte er. «Schaut mich an, wie ruhig ich es nehme!»

Jan konnte nicht umhin, zu lächeln; denn Erling war alles andere als ruhig. Immerzu bückte er zu der Strasse hinauf, wo die Autos der Filmgesellschaft hielten; fortwährend rückte er die lange Krawatte zurecht, die er sich mit elegantem Knoten um den Hals gebunden hatte, und unablässig trommelten seine Beine an das Holzwerk des Kais, womit er deutlich verriet, wie aufgeregt er war.

«Du solltest mir lieber beim Setzen der Segel helfen», mahnte Jan. «Du sitzt nur da und tust nichts, dabei müssen die Boote für die Aufnahmen in Ordnung sein.»

«Na, schön, wenn du einen Fachmann brauchst», antwortete Erling und sprang in das Boot hinunter; aber er sprang keineswegs leichtfüssig, und es sah beinahe aus, als würde er über Bord fallen.

In diesem Augenblick trat Josef Bergvall zu ihnen.

«Guten Morgen, Jungen», grüsste er vergnügt. «Na, seid ihr bereit fürs Tagewerk?»

«Mehr als das», erwiderte Erling. «Wir haben uns noch nie im Leben so angestrengt. Wir haben heute nacht kaum geschlafen aus Angst, wir könnten nicht fertig werden, bis Sie kommen.»

«Grossartig. Wir fangen gleich an.»

Bergvall liess sich auf dem Kai nieder, blinzelte in den Sonnenschein und verschaffte sich einen Überblick über die Lage.

«Ihr müsst wissen», sagte er, «die Bilder, die wir jetzt aufnehmen werden, sollen als Hintergrund für eine der wichtigsten Szenen des Films dienen. Darum ist es von entscheidender Bedeutung, dass alles so natürlich und echt wie möglich vor sich geht. Wir stellen die Kamera zuerst hier oben auf dem Kai auf, und ihr habt nichts anderes zu tun, als die Boote weiter in Ordnung zu bringen und dann, wenn ich das Zeichen gebe, abzustossen und in See zu stechen. Später drehen wir noch ein paar Bilder draussen auf dem Meer. Dort sollen eure beiden Boote um die Wette segeln. Wir haben zwei Motorboote, die euch folgen werden. Es ist für uns gleichgültig, welches Boot zuerst ankommt; wichtig ist, dass man den Eindruck eines wirklichen Wettkampfes zwischen den Booten hat. Auch diese Bilder werden als Hintergrund für eine Szene im Film gebraucht. Möchtet ihr gern wissen, wie man eine solche Hintergrund-Aufnahme macht?»

Natürlich interessierte das die Knaben im höchsten Grade. Das Filmwesen und seine ganze seltsame Welt übten eine grosse Anziehungskraft auf sie aus.

Bergvall erklärte:

In dem Film kommt eine Szene vor, wo die Hauptpersonen am Hafen stehen und miteinander reden. Hinter ihnen sieht man zwei Boote, die zur Ausfahrt klar machen. Wie wird das nun gedreht? Die Schwierigkeiten bestehen weniger im Photographischen als im Ton. Tonaufnahmen im Freien sind keine einfache Sache, und man erzielt ein besseres Ergebnis, wenn man die Nahaufnahmen im Atelier macht und auf die Naturaufnahmen kopiert. Deshalb nehmen wir die Boote und euch jetzt auf, entwickeln den Film und verwahren ihn, bis die Szene mit den Hauptpersonen aufgenommen wird. Wenn wir soweit sind, bringen wir die Aussenaufnahmen, die wir heute machen werden, ins Filmstudio und lassen dieses Teilstück des Films ablaufen. Die Bilder werden jedoch nicht auf die übliche Filmleinwand projiziert, sondern auf einen grossen Glasschirm. Die Hauptpersonen stellen sich vor diesen Schirm und spielen ihre Szene, die nun mit diesem Hintergrund gefilmt wird. Wird der fertige Film später vorgeführt, so sieht man nicht, dass es zwei Aufnahmen sind, sondern man hält es für eine echte Aussenaufnahme. In der Ruhe des Ateliers, wo uns alle möglichen technischen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, wird die Tonaufnahme viel besser, ganz abgesehen davon, dass wir ja die Hafengeräusche hier gar nicht nach Belieben abstellen können. Das gleiche gilt für die Aufnahmen, die wir draussen auf dem Meer machen wollen. Es wäre unmöglich, die gesamte Tonaufnahme-Apparatur mit hinauszunehmen. Deshalb müssen wir euer Wettrennen als Hintergrund aufnehmen und die Schauspieler hernach so vor dem Glasschirm filmen, dass es aussieht, als sässen sie in einem Boot und sähen eurer Fahrt zu. Jetzt wisst ihr also, wobei ihr mitzuwirken habt. Fangen wir nun mit der Arbeit an!»

Josef Bergvall erhob sich und gab dem Kameramann ein Zeichen, der inzwischen die Kamera so aufgestellt hatte, dass sie auf die Boote und die Knaben gerichtet war.

«Dazu braucht man uns also», brummte Erling. «Ich glaubte, ich sollte ein Filmstern werden, dabei diene ich nur als Hintergrund. So habe ich mir das nicht gedacht!»

«Das hättest du dir aber selbst sagen können», lachte Jan. «Ich habe mich oft genug bemüht, dir begreiflich zu machen, dass du, wenn du weiterhin so viel isst, derartig aufquellen wirst, dass du dich nur noch zum Hintergrund eignest.»

«Ich finde, meine künstlerische Ehre wird auf jede erdenkliche Weise gekränkt», erwiderte Erling. «Na, sehen wir halt zu, dass das Boot klar zur Ausfahrt wird.»

Bergvall, der mit dem Kameramann gesprochen hatte, kehrte zum Kai zurück.

«Ihr könnt damit rechnen, dass es noch vier bis fünf Minuten dauern wird, bis wir zu drehen anfangen, und bis ihr das Zeichen zur Ausfahrt bekommt. Ist es möglich, dass ihr euch noch so lange mit den Booten beschäftigt?»

«Natürlich», rief Jan. «Das wichtigste ist also, dass wir klar zum Start sind, sobald Sie uns das Zeichen geben?»

«Ganz recht», nickte der Regisseur.

Um alle Neugierigen fernzuhalten, mussten die Filmleute eine Absperrung vornehmen. Nur einige Segelsportler durften sich innerhalb der Seile bewegen; Bergvall bat sie, hin- und herzugehen, damit der Hafen im Film nicht ganz menschenleer aussähe.

«Alles bereit zur Aufnahme!» rief er, und die Kamera begann zu surren.

«Nur gut, dass man reden kann, wie man will», murmelte Erling. «Was sollen wir denn nun machen?»

«Wir holen das Focksegel ein und hissen es noch einmal», ordnete Jan an. «Du, Erik, setz dich an die Ruderspinne.»

Erik war der dritte Mann der Bootsbesatzung, ein ruhiger, bescheidener Junge, den die Filmaufnahme nicht sehr zu berühren schien.

Jan und Erling begannen das Segel einzuholen. Auf dem andern Juniorenboot beschäftigte man sich auf ähnliche Weise.

«Ihr fahrt zuerst aus», rief Jan zu dem andern Boot hinüber.

«Wir sind gleich klar», lautete die Antwort. «Fein, dass wir guten Wind haben; da gibt es einen sauberen Start. Es wäre eine schöne Blamage, wenn wir in dem Film festliegen und herumplantschen würden. So kommen wir wenigstens auf stilvolle Weise ab.»

«Erling, setz das Focksegel! Erik, pass du auf die Schote auf!»

Jan gab seine Befehle deutlich und korrekt. Alles war zur Ausfahrt bereit.

Da hörten sie Bergvall rufen: «Anker auf! Los!»

Das erste Juniorenboot stiess ab und fuhr mit vollen Segeln hinaus.

«Vorwärts! Vorwärts!» brüllte Erling, dem der Schweiss übers Gesicht lief. Er war so aufgeregt, dass Jan nahe daran war, ihn auszulachen.

«Auf die andere Seite hinüber, Dicker!» rief Jan. «Wir brassen!»

«Dann komme ich aber nicht aufs Bild» widersprach Erling. «Das könnte dir so passen, dass ich...»

Weiter kam er nicht. Der Baum des Großsegels schlug hinüber, während der Wind das Segel füllte. Erling wurde in den Bauch getroffen, und der grosse Filmstern fiel mit einem Platsch ins Wasser!

Brüllendes Gelächter erhob sich am Hafen, wo alle Segelsportler standen und das Manöver der Knaben verfolgten.

Erling tauchte prustend und spuckend aus den blauen Wellen auf. Wie immer, wenn es wirklich darauf ankam, nahm er die Lage mit gutmütigem Humor hin.

«Seid so freundlich und holt mich hier ab, wenn ihr zurückkommt», sagte er. «Ich werde inzwischen Wasser treten.»

Hierauf schwamm er höchst vergnügt zum Land und liess sich von den Zuschauern hinaufhelfen, die vor lauter Lachen beinahe selbst ins Wasser gefallen wären.