Der Vollstrecker - Rose Renee - E-Book

Der Vollstrecker E-Book

Rose Renee

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Beschreibung


Sie ist meine Schwäche, meine Obsession. Und jetzt meine Gefangene.
Ich habe zwölf lange Jahre in einem sibirischen Gefängnis gesessen.
Seit meiner Entlassung hat nichts mehr mein Interesse geweckt.
Nichts, außer ihr.
Woche um Woche höre ich ihre Band spielen.
Ich denke nur noch an sie.
Als meine Vergangenheit mich einholt, wird sie zu einem Ziel.
Die einzige Möglichkeit, sie zu beschützen, ist, sie wegzusperren.
Sie als meine Gefangene festzuhalten, bis die Dinge sich beruhigt haben.
Jetzt wird sie mir nie verzeihen, aber ich kann es ihr nicht erklären.
Ich kann nicht sprechen.

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Der Vollstrecker

Renee Rose

Übersetzt vonStephanie Walters

Edited byYanina Heuer

Burning Desires

Copyright © 2021 Der Vollstrecker von Renee Rose und Renee Rose Romance

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Exemplar ist NUR für den Erstkäufer dieses E-Books bestimmt. Kein Teil dieses E-Books darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autorin in gedruckter oder elektronischer Form vervielfältigt, gescannt oder verbreitet werden. Bitte beteiligen Sie sich nicht an der Piraterie von urheberrechtlich geschützten Materialien und fördern Sie diese nicht, indem Sie die Rechte der Autorin verletzen. Kaufen Sie nur autorisierte Ausgaben.

Veröffentlicht in den Vereinigten Staaten von Amerika

Renee Rose Romance

Dieses E-Book ist ein Werk der Fiktion. Auch wenn vielleicht auf tatsächliche historische Ereignisse oder bestehende Orte Bezug genommen wird, so entspringen die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet, und jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebenden oder toten, Geschäftsbetrieben, Ereignissen oder Orten ist rein zufällig.

Dieses Buch enthält Beschreibungen von BDSM und vieler sexueller Praktiken. Da es sich jedoch um ein Werk der Fiktion handelt, sollte es in keiner Weise als Leitfaden verwendet werden. Die Autorin und der Verleger haften nicht für Verluste, Schäden, Verletzungen oder Todesfälle, die aus der Nutzung der im Buch enthaltenen Informationen resultieren. Mit anderen Worten probiert das nicht zu Hause, Leute!

Erstellt mit Vellum

Inhalt

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Epilog

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

Der Soldat

Bücher von Renee Rose

Über die Autorin

Renee Rose: HOLEN SIE SICH IHR KOSTENLOSES BUCH!

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Erstes Kapitel

Oleg

Kneipenschluss ist der schlimmste Moment jeder Woche für mich. Ich schütte den Rest meines Biers hinunter, stehe widerwillig von dem Tisch auf, an dem ich den ganzen Abend über gesessen habe. Story, meine amerikanische Schwalbe, und ihre Bandkollegen finden sich an der Bar ein, noch ganz aufgekratzt von einer weiteren legendären Aufführung.

Ich zögere, aber es gibt einfach keine Ausreden mehr. Nicht, wenn Rue, die Kneipenbesitzerin mit dem Irokesenschnitt, schon die Neonbeleuchtung angeknipst hat und die letzten Gäste rausscheucht. Nicht, wenn sie schon mit dem Finger auf mich zeigt und nachdrücklich Richtung Tür nickt.

Ich habe keinen Grund, noch länger zu bleiben. Ich werde nicht hier herumhängen, bis ich den Mut gefasst habe, Story nach einer Verabredung zu fragen.

Das wäre auch vollkommen unmöglich, ohne Zunge.

Ich werde auch keine Geschichte erfinden, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Ich bin nicht der richtige Kerl für sie. Das weiß ich.

Und ich werde auch nicht hierbleiben, um sie weiter stundenlang anzustarren. Na ja, vielleicht ein bisschen. Es ist ziemlich schwer, nicht hinzuschauen, wenn sie im Raum ist. Die Frontsängerin und Gitarristin mit der honigsüßen Stimme ist einfach anziehend. Faszinierend. Unfassbar talentiert und ein wunderschöner Punk.

Nein, ich bleibe, weil ich einfach nicht gehen kann. Ich kann das Gelände nicht verlassen, bis ich mir absolut sicher bin, dass Story unbehelligt nach Hause kommt.

Ich beobachte sie dabei, wie sie ihren dritten Margarita in ein paar ordentlichen Schlucken hinunterkippt und dann über etwas lacht, was einer ihrer Freunde gesagt hat. Ihr Debbie-Harry-Bob ist diese Woche hellrosa gefärbt – sie hat eine Spur Champagnerfarbe zu der üblichen platinblonden Färbung hinzugefügt, was ihre blasse Haut förmlich erstrahlen lässt. Sie ist so schön, dass es wehtut.

Ich zwinge mich, die Bar zu verlassen.

Ich weiß, dass sie die Bar gut kennt und hier viele Freunde hat. Außerdem ihre Bandkollegen, einschließlich ihres Bruders. Sie alle sollten auf sie aufpassen. Aber es ist Alkohol im Spiel. Möglicherweise Drogen. Und ich weiß, dass ich nicht der einzige mudak bin, der verdorbene Fantasien darüber hat, was er gerne mit der mysteriösen Sängerin der Storytellers anstellen würde.

Die Bandmitglieder bleiben nach den Konzerten oft da und trinken was, nachdem Rue den Laden schon abgeschlossen hat, was legal ist, da sie alle im Lohnbuch der Bar stehen. An diesen Abenden sitze ich in meinem Yukon Denali und warte, bis Story in den Minivan der Band steigt oder mit jemandem mitfährt, den sie kennt.

Heute Abend kommen sie alle kurz nach mir aus der Bar, ihre Groupies im Arm. Ich muss nicht lange warten.

Schon bald wird sie in Sicherheit und auf dem Heimweg sein. Ich werde ins Penthouse zurückkehren und den Countdown starten, bis ich sie nächste Woche wieder singen hören kann.

Ich gehe zu meinem Wagen und lehne mich mit dem Vorderarm auf die Motorhaube, warte darauf, sicherstellen zu können, dass sie hier sicher rauskommt.

Story schwankt ein wenig, als sie in ihren Doc Martens über den Parkplatz stolpert, offensichtlich etwas angetrunken. Ihre Netzstrumpfhosen haben in einem Bein einen Riss, und ich würde das am liebsten zu Ende bringen. Ihr die Strumpfhose herunterreißen und bis zum höchsten Punkt ihrer Beine hinauflecken. Nur, dass ich keine Zunge mehr habe, mit der ich lecken könnte.

Bljad. Ich war nicht mehr als zweimal mit einer Frau zusammen, seit sie mir rausgeschnitten wurde. Ich wüsste nicht, wie ich Story ohne die verfluchte Spitze meiner Zunge verwöhnen soll.

Ihr Bruder – der Frauenheld der Band – hat in jedem Arm ein heißes Mädchen und läuft hinter seiner Schwester durch die geparkten Autos zu ihrem Van. Sein Van – glaube ich. Zumindest fährt er ihn meistens.

Story hat einen winzigen Smart, in dem sie hin und wieder auftaucht.

Flynn sagt irgendwas zu Story und biegt dann vor dem Van ab, seine beiden Mädels im Schlepptau.

„Was? Warte – Flynn –, das kannst du nicht machen!“, ruft Story ihm hinterher.

Er ignoriert sie.

„Ich hab zu viel getrunken, um noch zu fahren.“

Flynn hört nicht mal zu. Er sagt irgendwas zu den beiden Frauen und sie kichern.

Die restlichen Bandmitglieder sind auf andere Fahrzeuge verteilt, sodass Story nun allein am Van steht.

Betrunken.

Bljad. Ich bin nicht der Kerl, der ihr sagen wird, dass sie nicht betrunken Auto fahren soll. Ganz genau, ich werde – kann – offensichtlich niemandem irgendwas sagen.

Aber es gefällt mir nicht.

„Flynn!“, ruft sie ihrem Bruder hinterher. „Kannst du mich nicht zuerst nach Hause bringen?“

„Ich habe auch getrunken“, erwidert er, auch wenn ich glaube, dass er in weitaus besserer Verfassung ist als seine Schwester.

Ich presse mich von meiner Motorhaube hoch und zeige mich. Ich halte meine Autoschlüssel hoch und deute auf den Denali. Das ist so ziemlich das Beste an Kommunikation, was ich seit Langem hinbekommen habe. Ich versuche es meist nicht einmal. Auf diese Weise versuchen die Leute nicht mehr länger, mit mir in Kontakt zu kommen. Mich einzubeziehen. Auf diese Weise werde ich unsichtbar.

So gut ein Kerl von eins achtundneunzig und hundertfünfundzwanzig Kilo eben unsichtbar sein kann.

Story entdeckt mich und zögert. Ich sehe, dass sie mein Angebot verstanden hat. Sie denkt darüber nach.

Etwas in mir will, dass sie es ablehnt. Sie sollte nicht mit Männern ins Auto steigen, die sie nicht wirklich kennt. Ich meine, sie kennt mich aus der Bar, aber ich könnte auch sonst was für ein Perversling sein.

Aber sie lässt kapitulierend die Schultern sinken. Sie hält ihre Autoschlüssel hoch und wedelt damit in meine Richtung. „Oleg – kannst du mich nach Hause fahren“, lallt sie.

Sie will, dass ich ihren Van fahre.

Ich nicke, setze mich in Bewegung, bevor mein Verstand überhaupt über die Konsequenzen nachdenken kann.

Diese Situation wird nach einer Art von Verbindung verlangen. Nach dem Versuch einer Unterhaltung. Peinliche Stille, die höchstwahrscheinlich mit vermiedenem Augenkontakt und dem metallischen Geruch von Angst erfüllt sein wird. Das ist es, was bis jetzt jedes Mal passiert ist, wenn jemand so Großartiges wie Story mir zu nahegekommen ist. Fuck, wie ich das hasse.

Ich jage den Leuten eine Heidenangst ein. Ich bin groß, bedrohlich, über und über mit Bratwa- und sibirischen Gefängnistattoos bedeckt, und ich kann nicht sprechen, weil mein ehemaliger Boss mir die Zunge herausgeschnitten hat, damit ich seine Geheimnisse nicht ausplaudere. Ich verströme Bedrohung. Ich sehe aus, als ob ich ohne große Anstrengung einen anderen Mann mit bloßen Händen umbringen kann.

Und das habe ich auch getan. Viele Male.

Ich bin der Vollstrecker der Bratwa.

Story taumelt ein wenig, als ich am Van ankomme, und ich erwische ihren Ellenbogen und bringe sie wieder ins Gleichgewicht. Sie lehnt sich an mich, lächelt mich verschwommen an. „Danke, dass du mich rettest. Ich wusste, dass du das tun würdest.“

Ich versuche, die Wirkung ihrer Worte auf mein hämmerndes Herz zu ignorieren. Wie sie es schneller schlagen, dann einen Schlag aussetzen, dann wieder weiterrasen lassen.

Sie wusste, dass ich das tun würde.

Tja, gut. Denn ich hatte schon fast geglaubt, dass sie nur einen einzigen Atemzug davon entfernt war, die Polizei zu rufen und mich als Stalker anzuzeigen, weil ich seit einem Jahr jede einzelne Show dieser wunderschönen Sängerin besucht habe.

Ich hatte nicht vorgehabt, Story Taylors Stalker zu werden.

Es gefiel mir einfach, mir jede Woche ihre Konzerte anzuhören. Ich weiß nicht, an welchem Punkt ich besessen wurde. Vielleicht beim ersten Mal, als ich sie spielen gehört habe?

Nee, da wurde ich zum Fan. Als ich wusste, dass ich ihren geschmeidigen, kleinen Körper unter meinem spüren und sie vor Lust schreien lassen wollte.

Beim dritten Mal?

Vielleicht.

Ich weiß nur, dass sie meine Sucht ist. Ich will nicht herkommen. Ich hasse die Jungs in meiner Bratwa-Zelle verdammt noch mal dafür, dass sie dahintergekommen sind und mir helfen wollen, mit ihr zusammenzukommen. Ich will unsichtbar bleiben. Eine Ziegelwand, die niemand durchschauen kann. Ich habe einfach dichtgemacht, als ich mich plötzlich ohne Zunge im Gefängnis wiedergefunden habe. Ich habe gelernt, mit meinen Fäusten zu sprechen, und habe nicht mehr länger versucht, irgendeine andere Art der Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen. Aber sie ist meine Schwäche.

Ich kann nicht wegbleiben.

Ich kann nicht aufhören, jeden Samstagabend der erste Gast in der Bar zu sein, der letzte Gast, der geht. Mir soll nichts etwas bedeuten, vor allem keine perfekte Fremde, die null Interesse an einem riesigen, stummen Muskelprotz hat.

Aber hier bin ich nun mal.

Wieder einmal.

Nicht in der Lage, den Blick von ihrem wunderschönen Gesicht abzuwenden. Oder die Finger von diesem verflucht heißen Körper zu lassen, an dem ich jeden Zentimeter liebkosen will. Oder nur daran zu denken, sie schutzlos zurückzulassen, denn niemand würde sich je mit mir anlegen.

Ich nehme ihr die Schlüssel aus der Hand, öffne die Beifahrertür und lege ihr meine Hand auf die Hüfte, um ihr auf den Sitz zu helfen. Ich liebe das Gefühl ihres straffen Körpers unter meinen Fingern. Ihr ganzes Gewicht zu spüren, es zu kontrollieren.

„Oh!“ Meine Hilfe überrumpelt sie und sie kichert atemlos. „Danke.“ Sie ist für gewöhnlich nicht so betrunken. Oftmals nippt sie den ganzen Abend über nur an einem Drink, während sich der Rest der Band volllaufen lässt. Heute war eine Ausnahme.

Ich lasse die Beifahrertür ins Schloss klicken und schließe für einen Augenblick die Augen, zwinge meinen Schwanz, sich verdammt noch mal zu beruhigen. Aufzuhören, sich wie ein Teenagerschwanz zu verhalten, sobald ich sie berühre. Sie riecht süß, nach Margaritas und Vanille.

Ich weiß, dass sie nicht mir gehört.

Sie wird niemals mir gehören.

Und doch weigert sich etwas in mir, das zu verstehen. Etwas in mir hat in dem Augenblick Anspruch erhoben, als ich sie zum ersten Mal erblickt habe.

Ich steige in den Van und starte den Motor, dann schau ich sie an und zucke mit den Schultern, um nach einer Wegbeschreibung zu fragen. „Oh, ähm, hier.“ Sie holt ihr Handy hervor und ruft Google Maps auf. Sie gibt ihre Adresse ein und die Stimme beginnt, uns zu navigieren. „Das ist einfacher, als wenn ich versuche, es dir zu erklären“, lallt sie. Sie wedelt fahrig mit der Hand in der Luft herum. „Ich würde nur irgendwas durcheinanderbringen.“

Ich lege das Handy auf die Mitte des Armaturenbretts und folge den Anweisungen. Ihre Wohnung befindet sich ein paar Meilen von der Bar entfernt in einer akzeptablen Nachbarschaft. Ein Stück die Straße hinauf finde ich einen Parkplatz, stelle den Motor aus und reiche ihr den Schlüssel.

Jetzt weiß ich, wo sie wohnt.

Was ein riesiges Problem ist.

Ich bin ihr absichtlich nie nach Hause gefolgt. Das hätte definitiv eine Grenze überschritten und ich hätte mich in Stalker-Territorium begeben. Aber jetzt, wo ich es weiß? Fuck.

Werde ich es jemals schaffen, mich fernzuhalten? Ich werde wissen müssen, dass sie in Sicherheit ist, und zwar jedes Mal, wenn sie ihre Wohnung verlässt, nicht nur die Bar.

Gottverdammt.

Vermutlich nicht.

Das wird ein Problem für mich werden. Und für sie.

Für uns beide.

Story

Ich weiß nicht, warum es mir nicht in den Sinn gekommen ist, bis Oleg mir meine Autoschlüssel wieder in die Hand drückt, aber er hat jetzt keine Möglichkeit mehr, nach Hause zu kommen. Sein Denali steht ja noch an der Bar!

Na ja, klar.

Sieht so aus, als müsste er über Nacht bleiben. Ähmmmm … seltsam.

Das tut mir nicht leid. Ich hatte schon früher hin und wieder darüber nachgedacht, ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich meine, ich war mir hundertfünfzig Prozent sicher, dass er mitgekommen wäre, wenn ich ihn gefragt hätte. Er ist immerhin mein ergebenster Fan.

Er schaut mir bei den Auftritten auf eine Art und Weise zu, bei der mir ganz warm und kribbelig wird. Er beschützt mich, als wäre er mein eigener, persönlicher Bodyguard, schiebt seinen Körper zwischen mich und jeden betrunkenen Zuschauer, der mir zu nahe kommt.

Ich fange an, ganz aufgeregt wegen der Konzerte am Wochenende im Rue’s zu werden, weil ich weiß, dass der große, tätowierte Kerl da sein wird, dass er meinetwegen im Publikum sitzen wird. Weil ich weiß, dass er nur Augen für mich haben wird.

Ich glaube, ich bin der Sache bisher nur deshalb nie nachgegangen, weil dann das vorbei sein würde, was wir jetzt haben. Es würde nur wieder eine meiner flüchtigen Affären daraus werden und wir würden niemals zu dieser Sache zurückkehren können. Und ich liebe es irgendwie, einen stummen Bodyguard-Schrägstrich-Fan zu haben, der immer da ist.

Was, wenn wir Sex haben und er es furchtbar findet?

Dann würde er nicht mehr zu den Konzerten kommen. Das würde ihn zwar irgendwie zu einem Arschloch machen, klar, aber ich befinde mich in einer Blase, in der ich noch fantasieren kann.

Oder was, wenn er gruselig wird. Den Eindruck bekomme ich von ihm eigentlich nicht, aber ich bin ja nicht dumm. Es ist eine Möglichkeit. Aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich sicher mit ihm. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mir niemals wehtun würde.

Aber vor allem will ich nicht, dass er so wird wie die anderen Kerle, mit denen ich zusammen war – ein Freund für ein paar Monaten, den ich sitzenlasse, sobald die Dinge zu ernst werden. Meine kleine Schwester sagt, es sei ein Sicherheitsmechanismus. Ich verlasse die Kerle, bevor sie mich verlassen können. Vermutlich hat sie recht.

Wie auch immer, ich weiß nur, dass Oleg anders als diese Typen ist. Besonders.

Jetzt denke ich darüber nach. Bitte ich ihn, mit reinzukommen? Oder bedanke ich mich bei ihm dafür, mich nach Hause gefahren zu haben, und frage ihn, ob ich ihm ein Uber rufen soll?

Aus irgendeinem Grund weiß ich, sollte ich Letzteres wählen, würde er gehen, ohne irgendwas zu versuchen. Ich meine, in all den Monaten hat nicht ein einziges Mal versucht, mich nach Hause zu begleiten oder nur in der Bar mit mir zu sprechen. Er hat mich nicht mal nach meiner Nummer gefragt oder mir seine gegeben.

Er ist einfach nur da. Jede Woche zur gleichen Zeit.

Verlässlich wie niemand sonst jemals in meinem Leben.

Und ja, ich weiß, dass er nicht sprechen kann, um mich um eine Verabredung zu bitten. Annie, die Kellnerin im Rue’s, hat mir das erzählt, als er anfing, herzukommen. Sie hat erzählt, dass er für gewöhnlich bestellt, indem er auf das Bier eines anderen Gastes deutet. Ich wusste nicht einmal, dass er Russe ist, bis seine Freunde ihn mal begleitet und uns vorgestellt haben.

Und es ist diese Erkenntnis, die mir vergewissert, dass er mir nicht gefährlich wird. Er wird nicht gruselig werden. Er würde gehen, wenn ich ihn darum bitten würde. Er würde mich absolut respektieren.

Das weiß ich allein schon deshalb, weil ich während meiner Konzerte auf dem Kerl herumklettere, als wäre er ein Baum. Das ist einer meiner liebsten Momente. Ich locke ihn von der Bühne aus mit dem Finger und er schießt aus seinem Stuhl, stellt sich unterhalb der Bühne auf Position, damit ich einen Dirty-Dancing-Flugsprung in seine Arme machen kann. Oder auf seine Schultern krabbeln kann oder mich in seine Arme fallen lassen kann, als würde er mich über die Schwelle tragen. Ich kann mich darauf verlassen, dass der Kerl mich auffängt und mich herumträgt, während ich singe. Es ist zu einem festen Bestandteil unserer Aufführungen geworden. Meine Bandkollegen und die Fans erwarten es mittlerweile sogar. Ich weiß, dass Oleg mich niemals fallen lassen würde.

„Komm“, sage ich zu ihm.

Er zögert, schaut mich so misstrauisch an, dass ich lachen muss.

„Du musst mich bis zur Haustür begleiten.“ Ich klinge betrunkener, als ich es bin.

Ich blinzle. In der einen Sekunde steht er fünf Meter weit entfernt auf der anderen Seite des Vans, in der nächsten hält er meinen Ellenbogen fest, hilft mir, das Gleichgewicht zu wahren, weil ich keine gerade Linie über den Bürgersteig laufen kann.

Ich schließe die Tür zum Wohnhaus auf.

Oleg rührt sich nicht von der Stelle.

„Du musst mich zu meiner Wohnung bringen“, erkläre ich ihm. „Was, wenn jemand versucht, sich im Treppenhaus an mich ranzumachen?“

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen.

Okay, vielleicht bin ich nicht so nüchtern, wie ich denke. Das klang wirklich bescheuert. „Du bist mein Bodyguard“, bestätige ich.

Das ist etwas, was er natürlich schon längst weiß, weil er sich schließlich selbst dazu ernannt hat.

Wir gehen die Treppe bis in den dritten Stock des alten Sandsteinhauses hinauf, dann schüttle ich meinen Schlüsselbund, um den richtigen zu finden. Als ich die Tür aufschließe, tritt Oleg einen Schritt zurück. Er ist riesig – breite Schultern, ein Brustkorb wie ein Fass, Arme wie Baumstämme. Seine dunkelbraunen Haare sind so kurz getrimmt wie sein Bart.

„Willst du mit reinkommen?“

Seine feurigen braunen Augen gleiten über meinen Körper, aber er schüttelt den Kopf. Ich bin überrascht davon, wie sehr mich seine Ablehnung enttäuscht. Ich schätze, ich bin davon ausgegangen, er wäre eine sichere Sache. Nie im Leben habe ich das falsch eingeschätzt, oder etwa doch?

Ich schaue ihn an und lehne mich an ihn, stelle mich auf die Zehenspitzen, lege ihm die Arme um den Nacken und hebe ihm mein Gesicht entgegen. „Warum nicht?“

Er erstarrt, sein ganzer, großer Körper wird steif.

Wenn ich nicht seine Erektion spüren würde, die gegen meinen Bauch stupst, würde ich glauben, er hätte kein Interesse. Aber das hat er.

„Warum hältst du dich zurück?“, flüstere ich. Ich ziehe seinen Kopf hinunter und lege meine Lippen auf seine, schmecke ihn.

Er bleibt noch eine weitere Sekunde wie erstarrt.

Zwei.

„Bitte“, dränge ich, muss ihn wissen lassen, dass ich es will.

Und dann rauscht das Leben wieder durch ihn hindurch. Mein Rücken kracht gegen die Wand neben der Tür, als Oleg die Monate der aufgestauten Energie zwischen uns entfesselt. Eine starke Hand legt sich auf meinen Arsch, die andere in meinen Nacken, während er sich über meinen Mund hermacht, als wäre es die letzte Chance, Luft zu holen.

Augenblicklich schmilzt mein Innerstes. Ich reibe mich an dem Bein, das er zwischen meine Schenkel gepresst hat, erwidere seinen Kuss mit so viel fieberhaftem Verlangen, wie er seinerseits verströmt. Ich kann seine Zunge nicht spüren, aber ich benutze meine – vermutlich viel zu schlabbernd. Er knetet meinen Arsch, hilft mir, auf seinem Bein zu reiten.

Ich strecke die Hand aus, um die Tür aufzustoßen, dann kralle ich meine Finger in Olegs schwarzes T-Shirt – das eng über seine breiten Schultern und harten Brustmuskeln gespannt ist – und versuche, ihn in meine Wohnung zu ziehen.

Versuchen ist hier das entscheidende Wort.

Denn Oleg rührt sich nicht von der Stelle.

Das Pulsieren zwischen meinen Beinen macht mich ganz zappelig. „Komm rein“, ermuntere ich ihn.

Er schüttelt den Kopf.

Was … zur Hölle?

„Oleg, komm rein.“ Jetzt klingt es eher wie ein Befehl. Ich meine, der Kerl steht auf mich. Er wird mir geben, was ich brauche, richtig?

Wieder schüttelt er den Kopf, dann mimt er trinken.

Ach, Fuck.

Im Ernst?

„Du willst mich nicht anfassen, weil ich was getrunken habe?“

Er nickt.

Ist er wirklich so ein Gentleman?

„Das ist … süß.“

Richtig, richtig süß.

Und nervig. „Oleg, das kannst du mir nicht antun“, versuche ich ihn zu überreden und ziehe weiter an seinem T-Shirt. „Dieser Kuss hat mich ganz heiß und fickrig gemacht. Du kannst mich nicht einfach heißmachen und dann abservieren. Das ist nicht fair.“

Seine Augenbrauen ziehen sich ein bisschen zusammen. Sein Kiefer spannt sich an. Er fährt sich mit dem Daumen über die Unterlippe und seine Augen fallen auf meinen Mund. Ich kann sehen, wie er mit sich kämpft. Der Kerl, der mich respektiert, gegen den Kerl, der mir nichts vorenthalten will. Und dann ist da noch der Kerl, der seinerseits schon Kavaliersschmerzen hat. Denn ich konnte seinen Ständer spüren und der war steinhart gewesen.

Wie schon im Augenblick zuvor stürzt er sich in Aktion, sobald er seine Entscheidung getroffen hat. Er drängt mich rückwärts in meine Einzimmerwohnung, dann tritt er die Tür zu und schließt sie ab.

„Ja, Oleg.“

Ich lasse meine Handtasche fallen, schmeiße meine Jacke zu Boden und werfe mich wieder seinen Lippen entgegen. Wir küssen uns, als wäre es ein Wettbewerb, wer den anderen zuerst verschlingen kann. Aber noch immer keine Zunge von ihm. Als ob er dafür ein zu großer Gentleman wäre. Er hebt mich hoch, sein Unterarm unter meinem Arsch, und ich schlinge meine Beine um seinen massiven Körper. Er dreht sich einmal um sich selbst, um einen Überblick zu bekommen, und wählt die richtige Tür aus, die zu meinem Schlafzimmer führt, wo er mich mitten auf meinem Bett ablegt.

In dem Moment, als ich liege, reißt er mir ein Loch in meine Netzstrumpfhose – als ob er schon die ganze Zeit darüber nachgedacht hätte, sie zu zerstören – und fährt mit seinem offenen Mund an der Innenseite meiner Schenkel entlang, bis er am Saum der Hotpants ankommt, die ich über der Strumpfhose trage. Dort angekommen, versenkt er seine Zähne im Stoff und zerrt daran, sein heißer Atem streift über meine Mitte.

„Gierig, hm?“, frage ich lachend. Er knurrt erwidernd. Dieses Geräusch … Fuck, es lässt meine Pussy schmelzen.

Ich beeile mich, meine Shorts aufzuknöpfen und sie meine Beine hinunterzuschieben. Er übernimmt, zerrt sie von meiner Taille, zusammen mit den Netzstrumpfhosen.

Als er nach meinen Stiefeln greift, kichere ich.

Er macht ein missbilligendes Geräusch, als er an ihren Riemen zerrt. Innerhalb von ein paar Sekunden habe ich sie abgestreift und bin nun von der Taille abwärts nackt.

Oleg greift nach meinen Beinen und zieht mich das Bett hinunter. Er ist ein offensiver Liebhaber – ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte –, aber ich liebe es. Ich mein, ich stehe wirklich darauf. Er knabbert und küsst meine Mitte, enthält mir aber aus irgendeinem Grund seine Zunge vor. Vielleicht findet er es eklig, da unten zu lecken.

Stattdessen steckt er sich einen seiner großen Finger in den Mund, um ihn zu befeuchten, dann reibt er damit über meinen Schlitz.

Ich bin schon längst feucht von der Art und Weise, wie er mich anfasst, und sein Finger gleitet ungehindert in mich hinein.

Für gewöhnlich mag ich es nicht besonders, gefingert zu werden. Finger sind zu klein. Und nicht weich genug. Zu stochernd.

Aber Olegs Finger ist riesig. So groß wie der Schwanz eines normalen Kerls. Und, oh, weiß er ihn zu benutzen. Er stößt ein paar Mal in mich hinein, dann nimmt er einen zweiten Finger dazu und beginnt, meine innere Wand zu streicheln.

Der Mund fällt mir vor Lust auf, als er meinen G-Punkt findet. Meine Schenkel zucken und schlagen gegen seine breiten Schultern. Er reibt und umkreist den empfindlichen Nervenknoten, bis ich nur noch eine bebende Masse bin, dann beginnt er, mich mit seinen Fingern hart und schnell zu ficken.

„Oh Gott“, keuche ich und kralle meine Finger in seinen freien Arm, als ob ich mich während dieses wilden Ritts ganz verzweifelt an etwas festhalten müsste.

Er greift unter mein Oberteil und zieht mein BH-Körbchen hinunter. Ich bin erschrocken, als er meinen Nippel kneift – hart. Meine Hüfte schnellt erwidernd vom Bett hoch und sein Finger dringt noch tiefer in mich ein.

Mein Kopf rollt auf dem Kissen hin und her, so kurz davor bin ich.

Er stößt ein kehliges Geräusch aus und fickt mich schneller. Sein Daumen gleitet über meinen Kitzler, als er mit seinen Fingern in mich hineinstößt, und ich gehe in die Luft wie ein Feuerwerkskörper – explodiere vor Lust bei diesem ersten Orgasmus, den ich nur durch Fingern allein erreicht habe.

„Oh mein Gott!“, stoße ich wieder aus und meine Muskeln beben und zucken noch immer.

Wahnsinn.

„Das war irre. So gut.“ Ich reibe die Beule seines Ständers in seiner Hose. „Jetzt bin ich definitiv bereit. Das war das beste Vorspiel meines Lebens.“

Aber Oleg weicht vom Bett zurück und schüttelt den Kopf.

„Oh mein Gott! Dein Ernst?“ Ich stehe auf und laufe ihm in meinem größtenteils nackten Zustand hinterher. „Warum nicht? Weil ich getrunken habe? Ich bin wieder nüchtern.“ Es fühlt sich verrückt an, um Sex zu betteln. Nicht gerade meine übliche Vorgehensweise. Beileibe nicht.

Er geht aus meinem Schlafzimmer in die offene Küche, die ins Wohnzimmer übergeht. Er öffnet die Schränke, bis er ein Glas gefunden hat, dann füllt er das Glas mit Wasser und hält es mir hin.

Ich stoße ein protestierendes Schnauben aus, nehme das Glas aber an, weil die ganze Geste einfach so unglaublich … süß ist. Ist das wirklich sein Ernst?

Diese Niedlichkeit steht in einem so starken Kontrast zu der rauen Art und Weise, wie er im Bett gewesen war, und ich finde diese Kombination berauschend. Wie Schokolade mit Meersalz. Man glaubt nicht, dass es zusammenpassen würde, bis man es versucht hat, und dann fragt man sich, warum nicht alles Meersalzgeschmack hat. Ich will mehr von Oleg. Alles von ihm.

Er schaut auf das Wasserglas, dann hebt er sein Kinn und verschränkt die Arme vor der Brust. „Dieses herrische Gehabe wird bei mir nicht funktionieren“, erkläre ich ihm und versuche, ein Lächeln zu unterdrücken. Ich will empört sein, aber ich schaffe es nicht. Mein russischer Stalker ist genauso respektvoll und beschützend, wie ich es erwartet hatte.

Ich kippe das gesamte Glas hinunter und stelle es auf der Arbeitsfläche ab. Er zieht eine Augenbraue hoch, als ob er sagen wollte: „Siehst du?“

Ich verdrehe die Augen. „Gut so? Willst du jetzt mit zurück ins Schlafzimmer kommen?“

Er schüttelt den Kopf, kommt aber auf mich zu. Meine Glieder werden ganz schlaff, seine Nähe verwandelt meinen Körper in Wackelpudding. Aber dann wirft er mich über seine Schulter, haut mir auf den nackten Arsch und trägt mich zurück ins Schlafzimmer.

„Ooh!“, kichere ich. „Versohl mir den Hintern, Daddy.“

Er beugt sich hinunter, um meine Decke aufzudecken, dann legt er mich so behutsam ab, dass ich weinen möchte. Mein Arsch kribbelt von dem Klaps.

Wer ist dieser Kerl?

Warum habe ich ihn nicht schon viel früher mit nach Hause gebracht?

Er deckt mich wieder zu, dann fährt er mit der Rückseite seiner Finger über meine Wange, starrt mich mit der gleichen Intensität an, mit der er auch meinen Konzerten zusieht. Als ob ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt wäre. Wenn ich auf der Bühne stehe, befeuert das meine Aufführung. In diesem Augenblick allerdings lässt es mein Herz wummern. Es ist zu intim. Fast ein bisschen beängstigend.

Aber im nächsten Augenblick ist es vorbei, denn er geht aus dem Zimmer. Ich weiß, dass er nicht sprechen kann, aber er winkt oder nickt mir auch nicht zu. Er verschwindet einfach. Ich höre, wie die Wohnungstür sich öffnet und wieder schließt. Ohne nachschauen zu müssen, bin ich mir sicher, dass er das Schloss am Knauf umgedreht hat, bevor er die Tür zugezogen hat, damit ich in Sicherheit bin.

Ich ziehe mir die Decke bis ans Kinn und kuschle mich in meine Kissen. „Verrückter Russe“, flüstere ich zu mir selbst und ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Mein ganzer Körper vibriert noch immer von unserem Zwischenspiel.

Ich will mehr von ihm. Viel mehr. Aber ich bin auch jetzt schon enttäuscht, weil wir das Siegel unserer Beziehung gebrochen haben und ich aus Erfahrung weiß, dass es nicht lange andauern wird. Ich bin nicht der Typ Frau, der bleibt. Ich mache mich aus dem Staub, sobald die Dinge ernst werden. Ich weiß auch nicht. Ich spüre diese Unruhe wie einen Stein in meinem Magen. Diese Unruhe ist für mich wie ein innerer Kompass, dass es an der Zeit ist, die Dinge zu beenden. Damit ich mich nicht von der Liebe zerstören lasse, so wie es meiner Mutter immer passiert ist.

Und immer noch passiert.

Diese Sache wird sich innerhalb von ein paar Wochen abspielen, so wie alle meine Beziehungen, und dann wird es vorbei sein. Und dann werde ich nie wieder zu dem Vergnügen zurückkehren können, ein Konzert zu spielen, bei dem Oleg zuhört. Mich die ganze Nacht lang in der Wärme seines Blicks sonnen können.

Zu wissen, dass es wenigstens einen Menschen im Zuschauerraum gibt, der verrückt nach mir ist.

Na ja. Zumindest für diese kurze Weile war es schön.

Zweites Kapitel

Oleg

Ich weiß nicht, wie ich nach Hause kommen soll. Ich könnte einem der Jungs aus meiner Zelle schreiben, aber es ist fast vier Uhr morgens.

Ich könnte ein Uber rufen, aber das würde bedeuten, mit einer anderen Person zu interagieren. Etwas, was ich verabscheue. Ich entscheide mich dazu, zu laufen. Es sind nur ein paar Meilen. Es ist eiskalt draußen, aber ich komme aus Russland. Die Kälte macht mir nichts aus, vor allem nicht, wenn ich die Temperatur benutzen kann, um mich nach dem, was gerade passiert ist, abzukühlen.

Storys süßer Vanillegeruch hängt noch in meinem Hemd.

Ich ziehe den Reißverschluss meiner Lederjacke zu und stopfe die Hände in die Taschen. Meine Gedanken kreisen noch immer um Story und wie sie unter meinen Händen gekommen ist. Das war das Schönste, was ich je gesehen habe. Wie nach dem ersten Schuss einer Droge bin ich jetzt vollkommen süchtig. Ich weiß nicht, wie ich eine volle Woche abwarten soll, bis ich sie wiedersehen kann. Wie ich mich damit zufriedengeben soll, ihr nur zuzuschauen, jetzt, wo ich sie berührt habe.

Aber ich bin nicht so töricht zu glauben, dass ich Story jetzt haben könnte.

Story behalten könnte.

Ich bin ein Mann mit einer sehr gefährlichen Vergangenheit. Einer Vergangenheit, die mich jederzeit einholen könnte. Einer Vergangenheit, die die Menschen verletzen könnte, die mir wichtig geworden sind – meine Bratwa-Brüder – und die wahrscheinlich das Ende meines Lebens bedeuten würde.

Ich bin nicht sicher für Story, selbst wenn ich so viel Glück haben sollte, dass sie jemanden so Gebrochenen wie mich haben will.

Ich denke bis zu dem Moment zurück, als ich zu ihr in den Van gestiegen bin, will am liebsten jede Minute, die wir miteinander verbracht haben, noch einmal erleben. Diese Schwelgerei kommt mir teuer zu stehen.

Sehr teuer.

Denn ich bemerke nichts um mich herum.

Ein greller Schmerz schießt durch meinen Schädel, als ich von hinten niedergeknüppelt werde. Eine Haube wird mir über den Kopf gezogen, als ich nach vorne taumle, schwer auf einem Knie aufkomme. Ich versuche, die Haube herunterzureißen, um meine Angreifer sehen zu können, aber der Schlag auf meinen Schädel hat mich vollkommen orientierungslos gemacht und ich falle zur Seite, bevor ich sie herunterreißen kann.